Lebenstile von bildungsinländischen und deutschen Studenten. Ein Vergleich


Hausarbeit, 2002

40 Seiten, Note: n.a.


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

Einleitung

I. Theoretische Phase
I.1 Problemstellung
I.2 Theoretischer Bezugsrahmen
I.3 Untersuchungsleitende Fragen und Hypothesen
I.4 Nominale Definition der Begriffe und Variablen

II. Empirische Phase
II.1 Operationalisierung der Variablen
II.2 Fragebogenkonstruktion
II.2.1 Makroplanung
II.2.2. Mikroplanung
II.2.3. Graphische Gestaltung des Fragebogens
II.4. Erfahrungsbericht zum Pretest
II.5. Univariate Beschreibung der einzelnen Variablen
II.6. Überprüfung der Hypothesen, Diskussion der Ergebnisse

III. Pretestauswertung
III.1.Güte der Interviewführung
III.1.1. Auswertungsergebnisse bezüglich der Güte der Interviewführung
III.2. Güte des Fragebogenkonstruktion
III.2.1. Auswertungsergebnisse bezüglich der Güte der Fragebogenkonstruktion.
III.3. Güte der Operationalisierungen
III.3.1. Reliabilität
III.3.2 Validität

IV. Überarbeitung der Forschungsanlage

V. Anhang

Einleitung

Die Pisa-Studie und die Novellierung des Ausländergesetzes, insbesondere die Diskussion der Verabschiedung einer Einwanderungsregelung für die Bundesrepublik, werfen in letzter Zeit verstärkt die Frage nach der Integration von Ausländern in Deutschland allgemein und im Bildungswesen im Speziellen auf. Das gesteigerte Interesse an dieser Thematik weckte in uns zunächst die Neugierde, inwiefern ausländische Studenten von Integrationsproblemen betroffen sind und inwieweit dies ihren Alltag beeinflusst, besonders im Vergleich zu ihren deutschen Kommilitonen. Da eine empirische Erfassung dieser Problematik jedoch an Sprachschwierigkeiten, insbesondere bei der Erstellung der Fragebögen im eingeschränkten Rahmen dieser Hausarbeit scheitern würde, wollten wir diesen Ansatz verwerfen. Aber bei der genaueren Betrachtung unseres Freundeskreis fiel uns auf, dass dieser in sich nicht homogen ist, sondern zu einem erheblichen Teil aus sogenannten Bildungsinländern besteht, zum anderen Teil aus Deutschen. Somit konnten wir unsere anfänglichen Überlegungen zu ausländischen Studenten wenigstens zum Teil wieder aufgreifen, indem wir für unsere Untersuchung nicht Ausländer, sondern Bildungsinländer und Deutsche vergleichen. Dabei interessieren uns jetzt besonders die Unterschiede bezüglich des Lebensstils der beiden Gruppen, die trotz der gemeinsamen Sozialisierung in Deutschland und dem Besuch eines deutschen Gymnasiums festzustellen sind. So treten bei gemeinsamen Aktivitäten, in Gesprächen und Diskussionen, unserer Meinung nach immer wieder gewisse Unterschiede hervor, deren Ursprünge eventuell auf den Einfluss des zweiten Kulturkreises zurückzuführen sind.

Im folgenden werden wir nun versuchen diese Unterschiede hervorzuheben und nach Gründen für diese zu suchen.

Dabei wollen wir wie folgt vorgehen:

Zunächst werden wir die theoretische Phase unserer Untersuchung erläutern, danach den Prozess der Fragebogenentwicklung und die erste Erhebung vorstellen, und dann die Ergebnisse unserer Erhebung auswerten. Abschließend werden wir eine Verbesserung unserer Untersuchungsanlage vornehmen.

I. Theoretische Phase

I.1 Problemstellung

Im Rahmen unserer Untersuchung wollen wir nun herausfinden ob und welche Unterschiede es zwischen ausländischen und deutschen Studenten bezüglich des Lebensstiles gibt. Hierbei soll in Anlehnung an das Wörterbuch der Soziologie von Karl-Heinz Hillmann unter Lebensstil folgendes verstanden werden: „Lebensstil bezeichnet in ganzheitlicher - umfassender Weise die jeweiligen Ausdrucksformen der alltäglichen Daseinsgestaltung bestimmter Personen, sozialer Einheiten, Bevölkerungsteile und ggf. ganzer Gesellschaften. Die Ausprägung hängt von der kulturellen Eigenart einer Gesellschaft, von dem sozialen Standort der beteiligten Individuen, von deren Lebensauffassungen und von deren Wertvorstellungen ab. Der Lebensstil bildet einen bedeutsamen Aspekt der Lebensform.“ (HILLMANN 1994:477). Damit wollen wir den Begriff Lebensstil in unserer Untersuchung klar von den üblichen Klassen und Schichtmodellen abgrenzen, da diese meist eine Unterteilung der Gesellschaftsschichten über rein ökonomische Kriterien vornehmen.

Als Studenten sollen all jene gelten, die zum Zeitpunkt unserer Untersuchung eine gültige Immatrikulationsbescheinigung besitzen. Aufbauend hierauf werden unter ausländischen Studenten sogenannte „Bildungsinländer“ verstanden, die keinen deutschen Pass oder eine doppelte Staatbürgerschaft besitzen, hier über einen gewissen Zeitraum hinweg gelebt und ihre allgemeine Hochschulreife in Deutschland erworben haben.

Unter deutschen Studenten verstehen wir Personen, die ausschließlich einen deutschen Pass bzw. die deutsche Staatbürgerschaft besitzen und in Deutschland geboren und aufgewachsen sind, deren Eltern ebenfalls deutsche Staatsbürger sind und somit kein zweiter kultureller, ausländischer Background im familiären Umfeld Einfluss auf die Sozialisierung genommen hat.

Dem Studienfach der einzelnen Studenten soll keine Bedeutung zugemessen werden; es ist uns nur wichtig, dass die Studenten in Konstanz studieren, wobei es egal ist, ob sie an der Universität oder an der Fachhochschule eingeschrieben sind. Ebenso unwichtig für unsere Erhebung soll sein, ob sie sich im ersten Semester oder im Promovierungsverfahren befinden.

Ein standardisiertes face – to – face Interview dient als Erhebungsmethode unserer Untersuchung.

I.2 Theoretischer Bezugsrahmen

In diesem Abschnitt soll vorhandene Literatur zu unserem Thema erörtert und im Hinblick auf die Relevanz unserer Fragestellung diskutiert werden.

Neben den Begriffen der Schicht und der Klasse ist der Begriff des Lebensstils wohl einer der zentralsten Begriffe im Bereich der sozialen Ungleichheitsforschung. Über die Entstehung und erstmalige Verwendung des Lebensstilbegriffes herrscht Uneinigkeit. Zwei Namen werden allerdings in nahezu allen Veröffentlichungen damit in Verbindung gebracht: Zum einen Georg SIMMEL (1977), der in der "Philosophie des Geldes" als erster die Begriffe Stil bzw. Lebensstil verwendet und auf ihre Bedeutung im Zusammenhang mit sozialer Differenzierung verweist. Jedoch sind wir der Ansicht, dass Simmels Ausführungen zwar theoretisch herausfordernd sind, aber im Rahmen unserer Untersuchung insbesondere Simmels Fixierung auf ökonomische Aspekte zum einen, zu komplex und deren empirische Erhebung zum anderen, zu heikel ist.

Ferner prägten die soziologische Lebensstilforschung die Studien von Max WEBER zu "Wirtschaft und Gesellschaft", in denen er Stände und Klassen als spezifische Träger der Stilisierung des Lebens definiert: Klassen sind dabei durch ökonomische Faktoren definiert, Stände durch ihre Lebensführung. Soziale Gruppen werden über ihren Lebensstil definiert, also über Gemeinsamkeiten des Denkens und Handelns (WEBER 1972). Er beleuchtet dabei drei Untersuchungsebenen: Zum einen untersucht er die Auswirkungen der Rationalisierung auf gesellschaftlicher Ebene, zum zweiten erfasst er Kriterien, die zur Ausgestaltung der Lebensstile (bzw. Lebensführung) herangezogen werden und drittens beschäftigt er sich mit den unterschiedlichen Trägern bzw. Trägergruppen. Seine Definition von Lebensstil hat bis heute Gültigkeit. Demnach symbolisiert Lebensstil zum einen Zugehörigkeit zu einer bestimmten Gruppe, grenzt zu anderen Gruppen ab und dient als Mittel zur Umsetzung der eigenen Lebensplanung eines Individuums. Allerdings erscheint uns Webers Modell der Stände und Klassen veraltet und auf unsere heutige Gesellschaft nur noch bedingt anwendbar.

Nach einer Definition von BOURDIEU (1987) sind "Lebensstilgemeinschaften Menschen, die Vorlieben und Abneigungen in der Lebensführung, im Ausdruck der eigenen Person, in ihren Gewohnheiten, in ihrer Sicht der Dinge und ihren Kommunikationsgewohnheiten teilen." Dabei kommen dem Lebensstil zwei Aufgaben zu: Zum einen dient er dem einzelnen Menschen als Ausdruck grundlegender Wertvorstellungen, zentraler Problemdefinitionen und handlungsleitender Wissensmuster. Zum anderen ist er ein Instrument zur Abgrenzung von anderen Menschen bzw. Gruppen. Hier werden starke Parallelen zur Definition WEBERS deutlich. Da Bourdieu jedoch auch von einem klassenspezifischen Lebensstilmodell ausgeht, und seine Untersuchung auf die französische Gesellschaft am Ende der 70er Jahre abzielt, empfinden wir seine Theorie als nicht relevant für unsere Erhebung.

Eine eindeutige Definition des Begriffs Lebensstil existiert bislang noch nicht. Zudem werden in vielen Veröffentlichungen unterschiedliche Begriffe verwandt, wenn das Gleiche gemeint ist: Lebensstil, Lifestyle usw.

Unseren theoretischen Vorüberlegungen kommt Hartmut LÜDTKES Definition von Lebensstil am nächsten, da er diesen als „unverwechselbare Struktur und Form eines subjektiv sinnvollen, erprobten (...) Kontextes der Lebensorganisation (...) eines privaten Haushaltes“ sieht, „den dieser mit seinem Kollektiv teilt und dessen Mitglieder deswegen einander als sozial ähnlich wahrnehmen und bewerten.“ (LÜDTKE 1989:40) Darüber hinaus orientiert sich Lüdtkes Untersuchung an Dimensionen wie z.B. Freizeitverhalten und Hobbies, Wohnungsausstattung und Speisegewohnheiten, die sich mit den Dimensionen in unserer Erhebung am ehesten decken.

Bei der Literaturrecherche in der Universitätsbibliothek Konstanz fanden wir kaum brauchbare Literatur zu unserem Thema. Die meisten Autoren befassen sich nur mit einer einseitigen Untersuchung, entweder der deutschen oder der ausländischen Studenten und ihrer sozialen Lage in der Bundesrepublik. Einen Vergleich nehmen die wenigsten Untersuchungen vor, und wenn, dann nur am Rande.

Die Erfassung der Bildungsinländer geht dabei meist in den Statistiken über das Ausländerstudium im allgemeinen unter; eine genaue Differenzierung wird selten vorgenommen. Dazu Klaus SCHNITZER in „Wirtschaftliche und Soziale Lage der ausländischen Studierenden in Deutschland“ 1999, S16: „Bei allen Tendenzaussagen zur strukturellen Entwicklung des deutschen Ausländerstudiums ist zu beachten, dass in den offiziellen Statistiken über das Ausländerstudium die Bildungsinländer enthalten sind. Der Anteil der Bildungsinländer unter den ausländischen Studierenden beträgt 1997/98 34.1 %.“ Bei einem Anteil von 8,3 % der ausländischen Studierenden an allen Studierenden, ist der Anteil der „echten“ ausländischen Studierenden mit 5,5% fast doppelt so hoch wie der, der Bildungsinländer mit 2,8%. Bildungsinländer gesondert zu betrachten und sie nicht unter „ausländische Studierende“ zu subsummieren, ist angesichts ihrer z.T. langjährigen bis ausschließlichen Lebenszeit inklusive der Bildungsbiographie in der Bundesrepublik Deutschland angezeigt. Darüber hinaus stellen die Bildungsinländer unter den Studenten mit ausländischer Staatsbürgerschaft oftmals die Mehrheit gegenüber den Studenten gleicher Staatsbürgerschaft, die ihre Hochschulzugangsberechtigung nicht in der Bundesrepublik erworben haben. So sind z.B. 81% aller an den Hochschulen Immatrikulierten, die eine Staatsbürgerschaft des ehemaligen Jugoslawiens besitzen, Bildungsinländer, gleiches trifft auf 79% der kroatischen Studierenden zu. 73% der Studierenden mit einer türkischen Staatsbürgerschaft und jeweils 72% der portugiesischen bzw. slowenischen Studierenden sind ebenfalls Bildungsinländer.

Obwohl für unsere Untersuchung nicht relevant, soll hier kurz ein Überblick über die Herkunft der Bildungsinländer gegeben werden: Mehr als die Hälfte der Bildungsinländern besitzt Staatsbürgerschaften aus sogenannten Anwerbestaaten, Staaten wie die Türkei, Serbien, Bosnien-Herzegowina, Kroatien, Slowenien, Mazedonien, Griechenland, Italien, Spanien und Portugal, aus denen in den 60ern und 70ern viele Arbeitnehmer nach Deutschland kamen. Dabei stellen die Studierenden türkischer Abstammung mit 30% den größten Anteil an allen Bildungsinländern, es folgen solche jugoslawischer Abstammung mit 11%, griechischer Abstammung sind 7%. Etwa 13% aller Bildungsinländer stammen aus direkten Nachbarstaaten, die meisten von ihnen aus Österreich. 6% stammen aus dem Iran, die meisten als Kinder von Flüchtlingen, die nach der islamischen Revolution Anfang der 80er ins Exil gingen.

Bildungsinländer leben und studieren unter prinzipiell gleichen Rahmenbedingungen wie die deutsche Studierenden. Dennoch gibt es unserer Meinung nach neben den Gemeinsamkeiten auch Unterschiede zwischen Bildungsinländern und Deutschen. Dies beginnt beim Durchschnittsalter: Dieses lag im Jahr 2000 unter deutschen Studierenden bei 25,4 Jahren, das der Bildungsinländern bei 24,6 Jahren. Ein weiterer Unterschied ergibt sich bei der sozialen Herkunft, gemessen am Bildungsabschluss der Eltern. Ein Viertel aller Bildungsinländer kommt dabei aus Haushalten, in denen weder der Vater noch die Mutter einen Schulabschluss besitzen. Ebenso ergeben sich Verschiedenheiten bei der Finanzierung des Studiums, so erhalten Bildungsinländer mit 54% seltener Geld von ihren Eltern als die Deutschen mit 72%. Daraus resultierend ist auch der Anteil derer, die ihr Studium durch BaföG (30%) oder, wie für unsere Erhebung besonders von Bedeutung, derer, die ihr Studium mittels Erwerbstätigkeit (72%) finanzieren, im Vergleich mit den deutschen Studierenden bedeutend höher (20% bzw. 68%). Kaum Unterschiede bestehen hierbei jedoch in der Höhe des monatlich zur Verfügung stehenden Betrages, lediglich die Anteile der Bezugsquellen sind verschieden. Gravierend sind zum Teil die Unterschiede bezüglich der Wohnsituation. So leben 38% der Bildungsinländer bei ihren Eltern, wohingegen nur 21% der deutschen Studierenden dies tun. Eine ähnliche Verteilung ergibt sich für die bevorzugte Wohnform, etwa 38% würde lieber in einer eigenen Wohnung leben, damit liegt die Präferenz für diese Wohnform unter Bildungsinländern um ca. 10% höher als bei ihren deutschen Kommilitonen. Ebenso ist die Präferenz für das Wohnen in Studentenwohnheimen stärker ausgeprägt als bei deutschen Studenten.

Die zuvor beschriebenen Erkenntnisse aus der 16. Sozialerhebung des deutschen Studentenwerkes decken sich mit unseren persönlichen Erfahrungen. Insbesondere sind wir der Meinung, dass Bildungsinländer verstärkt erwerbstätig sind, dabei ihr Studium aber ernster nehmen und es eher in den Mittelpunkt stellen im Vergleich mit deutschen Studenten. Wir sehen dies ganz klar in der sozialen Herkunft der Studenten begründet. Die erhöhte Erwerbstätigkeit ergibt sich aus dem vergleichsweise geringeren Nettoeinkommen der Eltern und der daraus resultierenden Notwendigkeit, wenigstens einen Teil des Lebensunterhalts selbst aufzubringen. Um es „einmal besser zu haben“ als die Eltern, unternehmen die Bildungsinländer größere Anstrengungen in ihrem Studium. Die vergleichsweise niedrigeren Bildungsabschlüsse ihrer Eltern und deren damit verbundenen geringeren Aufstiegschancen sind eine weitere Motivationsquelle, „es besser zu machen“. Darüber hinaus glauben wir, dass bildungsinländische Studenten grundsätzlich zufriedener mit ihrer Wohnsituation sind als ihre deutschen Kommilitonen, sofern sie nicht mehr bei ihren Eltern wohnen. Dies mag zum einen an einer grundsätzlich genügsameren Lebenseinstellung, begründet in der sozialen Herkunft liegen, zum anderen daran, dass bezüglich der Wohnform alles besser ist, als weiter bei den Eltern zu wohnen, abgesehen von der Alternative der Untermiete bei Privatleuten, einer Wohnform, der sowohl von deutschen Studenten als auch von Bildungsinländern die Absage erteilt wird, mit insgesamt 2% Anteil an allen tatsächlichen Wohnformen in beiden Gruppen ohnehin kaum eine Rolle spielt.

Damit sind auch die drei Dimensionen unserer Untersuchung genannt: Wertehaltung bezüglich des Studiums, Zufriedenheit mit der Wohnsituation sowie Erwerbstätigkeit, in denen wir im folgenden einen Vergleich zwischen den deutschen Studenten und ihren bildungsinländischen Kommilitonen vornehmen wollen.

I.3 Untersuchungsleitende Fragen und Hypothesen

Im Hinblick auf die drei Dimensionen soll nun der Lebensstil der Studierenden untersucht werden. Hierbei soll unsere erste Dimension, Wertehaltung bezüglich des Studiums anhand von drei Variablen untersucht werden: das Ausmaß an Leistungsorientierung, die Höhe des Lernaufwands und das Ausmaß an Freizeitaktivitäten. Unsere zweite Dimension Zufriedenheit mit der Wohnsituation soll hinsichtlich einer Variablen, das Ausmaß an Zufriedenheit mit der Wohnsituation untersucht werden. Die beiden Variablen der letzten von uns untersuchten Dimension Erwerbstätigkeit sollen das Ausmaß an Erwerbstätigkeit und Art der Erwerbstätigkeit sein. Zu diesen abhängigen Variablen kommen noch die unabhängigen Variablen Geschlecht, Alter, Abstammung, Studienfach, Abschlussart, Art der Hochschule hinzu, die der Erfassung der Sozialdaten dienen, jedoch nicht vollständig in das theoretische System unserer Studie aufgenommen werden. Aus den oben besprochenen theoretischen Vorstellungen und diesen Variablen lassen sich nun folgende Hypothesen ableiten, die wir in unserer Untersuchung überprüfen wollen:

H1: Bildungsinländer sind leistungsorientierter als deutsche Studenten.

H2: Bildungsinländer sind zufriedener mit ihrer Wohnsituation als deutsche Studenten.

H3: Bildungsinländer sind häufiger neben dem Studium erwerbstätig als deutsche Studenten.

H4: Bildungsinländer sind dabei häufiger als Aushilfskraft tätig als deutsche Studenten.

I.4 Nominale Definition der Begriffe und Variablen

Um in unserer Untersuchung Unklarheiten vorzubeugen und zu einer Sprachklarheit innerhalb der Untersuchung zu kommen, benötigen folgende Begriffe eine Nominaldefinition. Dabei soll in unserer Untersuchung unter den genannten Begriffen folgendes verstanden werden:

Abstammung: die nationale Herkunft

Bildungsinländer: Studenten, eingeschrieben an deutschen Hochschulen, die nicht rein deutscher Abstammung oder keine deutschen Staatsbürger sind oder die doppelte Staatsbürgerschaft besitzen, dabei jedoch in Deutschland aufwuchsen

Deutsche Studierende: Studenten, eingeschrieben an deutschen Hochschulen, die ausschließlich die deutsche Staatsbürgerschaft besitzen und rein deutscher Abstammung sind

Geschlecht: biologisches Geschlecht einer Person

Alter: die gelebte Zeitspanne einer Person seit der Geburt in Jahren

Art der Hochschule: Typus der besuchten Lehranstalt

Studienfach: studierte Fachrichtung

Art des Abschlusses: Laut Immatrikulationsbescheinigung angestrebter Abschluss.

Wertehaltung: Die Summe der Einstellungen einer Person gegenüber sozialen, politischen, kulturellen und zwischenmenschlichen Belangen

Belastung: Inanspruchnahme

Ausmaß der zeitlichen Belastung durch das Studium: Höhe der zeitlichen Inanspruchnahme durch das Studium

Leistungsorientierung: Stellenwert, den Leistung im Studium einnimmt

Ausmaß der Leistungsorientierung: Höhe des Stellenwerts, den Leistung im Studium einnimmt

Lernaufwand: mit studienrelevanten Inhalten und Stoffen verbrachte Zeit

Höhe des Lernaufwands: die für Lernen aufgewandte Zeit

Freizeitaktivitäten: Die Tätigkeiten, die in der Zeit unternommen werden, in der eine Person weder arbeitet, studiert, lernt, menschliche Grundbedürfnisse stillt, im Haushalt tätig ist oder schläft

Ausmaß an Freizeitaktivitäten: Die mit Freizeitaktivitäten verbrachte Zeit

Wohnsituation: Die Art des Wohnens

Zufriedenheit: subjektives Empfinden einer Situation oder Sache

Ausmaß an Zufriedenheit mit der Wohnsituation: Grad der Zufriedenheit mit der Wohnsituation

Erwerbstätigkeit: entgeltliche Arbeit

Ausmaß an Erwerbstätigkeit: die für Erwerbstätigkeit aufgewandte Zeit

Art der Erwerbstätigkeit: Branche, in welche die Erwerbstätigkeit fällt

II. Empirische Phase

II.1 Operationalisierung der Variablen

Die Variablen Geschlecht, Alter, Abstammung, Studienfach, Abschlussart und Art der Hochschule sind unabhängige Variablen und somit direkt empirisch erfahrbar. Deshalb müssen sie nicht über Indikatoren erfasst werden, und können durch einfaches Nachfragen ermittelt werden. Operationalisiert werden sie wie folgt:

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Bei der Codierung der ersten Variable wollen wir wie folgt vorgehen: das Merkmal männlich wird mit 1 codiert, was zugleich auch das theoretische Minimum darstellt und das Merkmal weiblich wird mit 2 codiert, was das theoretische Maximum ist. Die Codierung der Variable Alter soll erst nachträglich erfolgen. Bei der dritten Variable Abstammung erhält die Antwortvorgabe JA eine 1 und die Antwortvorgabe NEIN eine 2. Dementsprechend ergeben sich die theoretischen Extremwerte 1 für das Minimum und 2 für das Maximum. Da die Frage hier mit Filterführung konstruiert ist, wird bei Antwort „ja“ mit Frage 5 fortgefahren, bei Verneinung mit Frage 4. Die Antwortvorgaben in Frage 5 erhalten die Codierung wie folgt, „FH Konstanz“ eine 1, „Uni Konstanz“ eine 2. Aufgrund der offenen Antwortmöglichkeiten erhalten alle an der Universität studierten Fächer eine 2 (wobei Magisterstudiengänge mit Fächerkombination auch eine einfache 2 erhalten), alle an der Fachhochschule studierten Fächer eine 4.

Schließlich erhält die Variable Art des Abschlusses in Frage 7 diese Codierung:

- Diplom an einer Fachhochschule = 1
- Diplom an einer Universität = 2
- Magister = 3
- Staatsexamen (außer Lehramt) = 4
- Staatsexamen für ein Lehramt = 5
- Bachelor = 6
- Master = 7
- Promotion = 8
- Anderer Abschluss = 9
- Keinen Abschluss = 10

Da die anderen Variablen in unserer Untersuchung nur indirekt empirisch erfassbar sind, müssen diese über Indikatoren erfasst werden.

Bei der Variable Ausmaß der Leistungsorientierung entschieden wir uns dafür, dem Respondenten zunächst die Frage nach der zeitlichen Belastung durch das Studium zu stellen, und diese anhand einer Skala von 1 bis 6 , wobei der Wert 1 „viel zu gering“ und der Wert 6 „viel zu hoch“ bedeutet, bewerten zu lassen (Frage 8). Nach dem gleichen Prinzip gingen wir bei Frage 9 vor, bei welcher der Respondent wiederum anhand einer Likert-Skala seine Zustimmung oder auch nicht - Zustimmung zu drei Aussagen, das Studium betreffend, zu bewerten hatte. Im Unterschied zu Frage 8 bedeutet der Wert 1 hier „trifft gar nicht zu“, der Wert 6 „trifft völlig zu“. Gleiches gilt für Frage 15, bei der sieben Aussagen zur Wohnzufriedenheit, und bei Frage 19, bei der fünf Aussagen mit Gründen für Erwerbstätigkeit zu bewerten waren. Bei den ersten beiden Aussagen von Frage 9 muss bei der Codierung, um von den einzelnen Indikatoren zu den Indizes zu gelangen, eine Umpolung der Items vorgenommen werden, damit eine Umrechnung möglich wird. So wird hier bei der zweiten Aussage aus der 1 eine 6, aus der 2 eine 5, aus der 3 eine 4 usw. Die Codierung von Fragen 15 und 19 gestaltet sich hier wesentlich einfacher; der Indikator entspricht hier dem Index. Bei Fragen 10 und 12 entschieden wir uns dafür, die Respondenten schätzen zu lassen, wie viel Zeit sie durchschnittlich in einer normalen, sprich für sie typischen, Semesterwoche sowohl mit Freizeitaktivitäten, als auch mit Lernen und dem Besuch von Lehrveranstaltungen verbringen, um die Mittelwerte der Zeitangaben zu errechnen, und diese dann miteinander zu vergleichen. Die Codierung und Bildung der Indexwerte sollte hier ebenfalls erst im Nachhinein erfolgen, wenn die niedrigsten und höchsten angegebenen Werte erfassbar und in entsprechende Kategorien einteilbar gemacht worden sind. Bei Frage 11 erhält Antwortmöglichkeit „Ja“ eine 1, Antwortvorgabe „Nein“ eine 2.

[...]

Ende der Leseprobe aus 40 Seiten

Details

Titel
Lebenstile von bildungsinländischen und deutschen Studenten. Ein Vergleich
Hochschule
Universität Konstanz  (Fachbereich Geschichte und Soziologie)
Veranstaltung
Methoden der empirischen Sozialforschung I
Note
n.a.
Autor
Jahr
2002
Seiten
40
Katalognummer
V2639
ISBN (eBook)
9783638115940
Dateigröße
667 KB
Sprache
Deutsch
Anmerkungen
Hausarbeit mit theoretischem Bezugsrahmen, empirischer Erhebung, statistischer Auswertung und Interpretation der Ergebnisse, Überarbeitung der Untersuchungsanlage, Anhang mit Literaturverzeichnis, Urliste, Fragebogen usw.
Schlagworte
Soziologie, Methoden der empirischen Sozialforschung, Empirie, Lebensstil, Bildungsinländer
Arbeit zitieren
Bene Schuhholz (Autor:in), 2002, Lebenstile von bildungsinländischen und deutschen Studenten. Ein Vergleich, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/2639

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