Makroökonomische Ansätze zur Bekämpfung der Arbeitslosigkeit


Fachbuch, 2013

56 Seiten


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

Seite

1.Einleitung

2.Arten der Arbeitslosigkeit
2.1 Theoretische Fundierung des Arbeitsmarktes
2.1.1 Der neoklassische Arbeitsmarkt
2.1.2 Der keynesianische Arbeitsmarkt 6 3. Das Konsensmodell der quasi-gleichgewichtigen Arbeitslosigkeit

3.1 Die Analyse des QUERU-Modells
3.2 Maßnahmen zur Bekämpfung der Arbeitslosigkeit
3.2.1 Die Lohnsetzungs-/Arbeitsangebotskurve (WS)
3.2.1.1 Das Insider-Outsider-Problem
3.2.1.2 Arbeitslosenunterstützung
3.2.1.3 Mismatch zwischen angebotener und nachgefragter Arbeit
3.2.1.4 Steuern und Abgaben
3.2.1.5 Löhne im Kontext der Arbeits- 29 losigkeit
3.2.2 Die Arbeitsnachfragekurve (LD)
3.2.2.1 Kündigungsschutz
3.2.2.2 Exogene Schocks
3.2.2.3 Technischer Fortschritt
3.2.2.4 Unternehmensneugründungen
3.2.3 Konjunkturelle Maßnahmen
2.2.3.1 Arbeitsnachfragekurve (LD́)
2.2.3.2 Arbeitsangebotskurve (WS)
3.2.4 Beseitigung von Funktionsstörungen
2.2.4.1 Arbeitszeitflexibilisierung
2.2.4.2 Deregulierung der Leiharbeit
3.2.5 Integration von Langzeitarbeitslosen
3.2.5.1 Aktive Arbeitsmarktpolitik
3.2.5.1.1 Förderung des 41 Humankapitals
3.2.5.1.2 Anreizförderung
3.2.5.1.3 Förderung der Beschäftigung uf dem zweiten Arbeitsmarkt
3.2.5.2 Passive Arbeitsmarktpolitik

4.Fazit

5.Literaturverzeichnis

Makroökonomische Ansätze zur Bekämpfung der Arbeitslosigkeit

1. Einleitung

Betrachtet man die täglichen Medienberichte, so stellt die in der Bundesrepublik Deutschland vorherrschende Arbeitslosigkeit eines der Leitthemen dar. Laut einer Presseinformation der Arbeitsagentur vom Juli 2013 (vgl. Amtliche Nachrichten der Bundesagentur für Arbeit, Nr. 060, Sondernummer 2), beläuft sich die aktuelle Zahl der Arbeitssuchenden auf gerundet 2,89 Mio. Personen.

Angesichts dieser Zahlen rückt die Bedeutung der Beschäftigungspolitik und politischer Reformen immer wieder in den Mittelpunkt des Geschehens. Forderungen nach restriktiveren Reformbemühungen einerseits sowie eine Reform der Reformen andererseits, stellen die Eckpunkte eines Kontinuums dar, welches über die Medien kommuniziert wird.

Die nachfolgenden Ausführungen möchten sich diesem Thema annehmen und nach einer kurzen Darstellung der Arten von Arbeitslosigkeit den Blick auf die theoretischen Sichtweisen des Arbeitsmarktes wenden. Daraufhin wird ein Modell vorgestellt, welches sich in der arbeitsökonomischen Literatur als Erklärungsansatz für die hohe Arbeitslosigkeit (in Deutschland) herausgebildet hat; das Modell der quasi-gleichgewichtigen Arbeitslosigkeit.

Hierauf aufbauend soll ergründet werden, welche Schlussfolgerungen gezogen werden können, um die Arbeitslosigkeit wirksam zu reduzieren.

2. Arten der Arbeitslosigkeit

Setzt man sich mit dem Thema Arbeitslosigkeit auseinander, stellt man sehr schnell fest, dass es keine generelle Arbeitslosigkeit gibt, sondern zwischen verschiedenen Arten differenziert werden muss. Eine tabellarische Gegen-überstellung der einzelnen Arten von Arbeitslosigkeit soll hier in Anlehnung an Neubauer (Neubauer, G., (2001), S. 100) erfolgen.

Tabelle 1: Unterschiedliche Arten der Arbeitslosigkeit

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Quelle: Neubauer, G., (2001), S.

Eine ausführliche Behandlung der einzelnen Arten der Arbeitslosigkeit (insbesondere die Einschätzung der Dauer), würde hier den Rahmen sprengen. Es sei deshalb auf Neubauer ((2001), S. 100ff.) verwiesen.

2.1 Theoretische Fundierung des Arbeitsmarktes

Stellt man sich die Frage, welche Ansätze zur Bekämpfung von Arbeitslosigkeit bestehen, impliziert dies jeweils auch die Frage nach der zugrunde gelegten Sichtweise über das Funktionieren des Arbeitsmarktes und somit auch der Ursachen der Arbeitslosigkeit. Hierfür existieren verschiedenste Theorien und Meinungen. Gemein haben alle, dass sie nur einen Teil des Arbeitslosigkeitsproblems zu erklären vermögen (vgl. Hubert, F., (2006), S. 654). Zwei der wichtigsten Ansätze sollen nun kurz skizziert werden, um so über die Erklärung der Arbeitslosigkeit mögliche Rückschlüsse auf deren Bekämpfung zu erhalten.

2.1.1 Der neoklassische Arbeitsmarkt

Die neoklassische Sichtweise postuliert, dass auf dem Arbeitsmarkt ein voll flexibles Preissystem herrscht. Die Preise (für Arbeit) ergeben sich durch das Zusammenspiel von Angebot und Nachfrage. Es herrscht die Annahme der vollkommenen Konkurrenz (vgl. Kromphardt, J., (1999), S. 506; Wagner, H., (2002), Makroökonomik II, Kap. 5.1).

Sowohl das Arbeitsangebot als auch die Arbeitsnachfrage hängen vom Reallohn ab (vgl. Hubert, F., (2006), S. 653). Der Reallohn wird durch den Quotienten aus Nominallohn und dem Preisniveau beschrieben. Das Arbeitsangebot steigt mit höherem Reallohn, d. h. die Arbeitsanbieter bieten auf dem Markt, aufgrund steigender Opportunitätskosten der Freizeit, mehr Arbeit an. Die Arbeitsnachfrage sinkt mit steigendem Reallohn. D. h. die Arbeitsnachfragefunktion weist einen fallenden Verlauf auf. Dies kann damit begründet werden, dass Unternehmen so lange neue Arbeitskräfte einstellen, wie der Grenzerlös der Arbeit höher ist, als deren Grenzkosten (vgl. Hubert, F., (2006), S. 653). Im Schnittpunkt der Arbeitsangebots- und Arbeitsnachfragefunktion herrscht Vollbeschäftigung.

Der neoklassische Arbeitsmarkt weist somit eine Tendenz zum Gleichgewicht auf, da jeder, der bereit ist, zum herrschenden Reallohn Arbeit anzubieten, einen Arbeitsplatz findet (vgl. Kromphardt, J., (1999), S. 506). Begründet wird dies durch folgende Überlegungen. Für den einzelnen Unternehmer wird es bei sinkenden Reallöhnen günstiger, mit mehr Arbeit und weniger Kapital zu produzieren. Wenn die Löhne langsam steigen oder gar sinken, erfolgt eine Substitution von Kapital durch Arbeit.

Weiter wird davon ausgegangen, dass niedrigere Löhne die Lohnstückkosten senken und der Unternehmer in die Lage versetzt wird, seine Güter billiger anzubieten. Der Absatz seiner Produkte nimmt zu und der Mehrproduktion durch die neu eingestellten Arbeitskräfte, steht ein Mehrabsatz gegenüber. Ein Problem ergibt sich dahingehend, dass die Lohnsenkung der Beschäftigten zu einem Nachfragerückgang führen kann. Hier wird jedoch angenommen, dass aufgrund des Gesetzes von Say stets ein Gesamtangebot in Höhe der Gesamtnachfrage entsteht und im Rahmen einer Geldwirtschaft, aufgrund des Zinsmechanismus´, der Höhe der Ersparnisse die Höhe der Investitionen gegenübersteht. Arbeitslosigkeit kann sich aus neoklassischer Sicht lediglich dann einstellen, wenn der Reallohn nach unten nicht flexibel ist, d. h., arbeitsmarktpolitische Institutionen (vgl. zur Entstehungsgeschichte Agell, J., (2001), S. 365ff.) bestehen, durch die Lohnuntergrenzen fixiert werden (vgl. Knapp, U., 2004, S. 3). Dies wäre dann der Fall, wenn gesetzliche Mindestlöhne existieren oder es tarifvertragliche Vereinbarungen gibt, welche ähnlich wie Mindestlöhne wirken. Aus neoklassischer Sicht wäre die hierdurch entstehende Arbeitslosigkeit, als eine strukturelle Arbeitslosigkeit anzusehen (vgl. Hubert, F., (2006), S. 653). Maßnahmen, die einem flexiblen Preissystem zuwiderlaufen, werden aus neoklassischer Sicht abgelehnt (vgl. Knapp, U., (2004), S. 3; Hubert, F., 2006, S. 653). Eine Rückwirkung der Faktormärkte auf die Arbeitsnachfrage wird vernachlässigt (vgl. Landmann/Jerger, (1999), S. 67).

2.1.2 Der keynesianische Arbeitsmarkt

Eine andere Möglichkeit der Betrachtung Arbeitsmarktes, geht auf den Ökonomen John Maynard Keynes zurück. Vor dem Hintergrund der Weltwirtschaftskrise stellte dieser fest, dass ein voll flexibles Reallohnsystem keine sicheren positiven Effekte auf die Beschäftigung hat (vgl. Keynes-Gesellschaft, www.keynes-gesellschaft.de, Kapitel: The General Theory of Employment, Interest and Money). Dies veranlasste ihn, die bis zu diesem Zeitpunkt vorherrschende klassisch/ neoklassische Sichtweise des Arbeitsmarktes zu überdenken. Das Ergebnis stellte er in seiner „Allgemeinen Theorie der Beschäftigung, des Zinses und des Geldes“ vor (sog. Keynes´ sche Revolution“). Die Kernaussagen Keynes´ lassen sich wie folgt festhalten (vgl. Keynes-Gesellschaft, www.keynes-gesellschaft.de, Kapitel: Die Kernaussagen):

1)Die Güternachfrage bestimmt das Niveau von
- Produktion und Beschäftigung (abgesehen von dem
- Fall der Vollbeschäftigung)

Keynes nahm an, dass die Zahl der Beschäftigten in einer Volkswirtschaft von den Gütern und Dienstleistungen bestimmt wird, welche die Unternehmen erwarten, produzieren zu können. Entscheidend für die Beschäftigung ist somit die effektive Nachfrage (inländische und ausländische), die der Produktionsplanung zugrunde gelegt wird (nicht die gewünschte Nachfrage = neoklassische Sicht). Veränderungen der aggregierten Nachfrage haben somit Auswirkungen auf den Output (vgl. Wagner, H., (2002), Makoökonomik II, Kapitel 5.1). Lediglich für den Fall der Vollauslastung einer Volkswirtschaft, begrenzt die Ressourcenausstattung die Produktion und die Beschäftigung.

2)Die Investitionen bestimmen Volkseinkommen und
- Ersparnis

Angeführt wird, dass die Nachfrage im Wesentlichen der wirtschaftlichen Entwicklung folgt, da sie vom verfügbaren Einkommen abhängt. Eine entscheidende Rolle spielen jedoch die Sachinvestitionen, welche durch die Differenz zwischen Marktzins und erwarteter Rendite bestimmt werden. Schwankungen der Investitionsgüternachfrage wirken sich auf die gesamte Volkswirtschaft aus, da eine sinkende Nachfrage nach diesen, die Zahl der Arbeitsplätze oder die Arbeitszeit und somit das verfügbare Einkommen reduziert. Dies setzt eine Abwärtsspirale in Gang, da wegen geringerem verfügbaren Einkommen, die Nachfrage nach Konsumgütern sinkt. Die klassische Theorie wird hier von Keynes zurückgewiesen, nach der sich die Ersparnisse und Investitionen so lange anpassen, bis die entstandene Lücke wieder geschlossen wird.

3)Keine Änderung der Zusammenhänge durch flexible
- Preise und Löhne

Eine Annahme im keynesianischen Arbeitsmarktmodell ist die Rigidität des Reallohnes. Diese wird damit begründet, dass Löhne und Preise kurz- bis mittelfristig nicht flexibel sind (vgl. Hubert, F., (2006), S. 654). Daher folgt Keynes nicht der neoklassischen Theorie, welche Vollbeschäftigung durch ein voll flexibles Preis- bzw. Lohnsystem erklärt. Er führt aus, dass aufgrund verschiedener Effekte (Bestands-, Geldmarkt-, Außenhandels- und Verteilungseffekte), welche teils gegenläufig sind, eine sichere positive Beschäftigungswirkung nicht vorhergesagt werden kann.

4)Schlussfolgerungen

Keynes kam zu dem Ergebnis, dass aufgrund eines fehlenden endogenen Stabilitätsmechanismus´, der Ausgleich von Investitionsschwankungen nicht alleine den privaten Haushalten überlassen werden könne. Staatseinnahmen und –ausgaben müssten deshalb konjunkturpolitisch eingesetzt werden. Die wesentliche Forderung ist hierbei, dass eine indirekte geld- und fiskalpolitische Steuerung der Investitionen und der Konsumnachfrage erfolgen soll.

Betrachtet man nun die Kurven auf dem Arbeitsmarkt, so stellt man fest, dass der Arbeitsangebotskurve (positive Steigung) eine Arbeitsnachfragekurve (negative Steigung) gegenübersteht, welche (anders, als die neoklassische) einen Knick aufweisen kann (vgl. Hubert, F., (2006), S. 654; Landmann/Jerger, (1999), S. 68). Zurückzuführen ist selbiger auf die Annahme, dass Arbeitgeber von einer Beschränkung ihres Absatzes ausgehen müssen. Die Gründe hierfür sind vielfältig und können durch konjunkturelle Entwicklungen oder eine Investitionszurückhaltung bedingt sein. Dies hat die bereits erwähnte Folge, dass nur die Arbeitskräfte eingesetzt werden, die zur Produktion der absetzbaren Menge benötigt werden (vgl. Mussel, G., (2004), S. 153, zitiert nach Hubert, F., (2006), S. 654). Gemäß den Aussagen der „General Theory“ würde selbst ein niedrigerer Reallohn zu keiner Vollbeschäftigung führen. Die Arbeitslosigkeit wird nach Keynes somit nicht durch einen rigiden Reallohn, sondern durch eine unzureichende Güternachfrage bedingt. Hält diese konjunkturelle Arbeitslosigkeit über einen längeren Zeitraum an, transformiert sie sich in eine strukturelle Arbeitslosigkeit (vgl. Hubert, F., (2006), S. 654). Aus keynesianischer Sicht wird daher eine Flexibilisierung des Arbeitsmarktes abgelehnt und eine Erhöhung der Güternachfrage angestrebt, um die Arbeitslosigkeit zu verringern. Eine Stabilitäts- bzw. Beschäftigungspolitik wird daher als notwendig erachtet (vgl. Knapp, U., (2004), S. 4).

3. Das Konsensmodell der quasi-gleichgewichtigen Arbeitslosigkeit

Wie die vorstehenden Ausführungen gezeigt haben, hängen die Maßnahmen zur Bekämpfung der Arbeitslosigkeit von der theoretischen Grundposition ab. Die Komplexität erhöht sich, da es nicht möglich ist, „...an der ein oder anderen Stellschraube zu drehen, um des Beschäftigungsproblems Herr zu werden“ (vgl. Franz, W., (2006), S. 410). Dennoch bestehen Möglichkeiten, dem Arbeitslosigkeitsproblem wirksam entgegenzutreten, was Erfolge einzelner europäischer Länder belegen (vgl. SVR, (2005), S. 173 ff.; Steiner/Hagen, (2002), S. 202). Um die Ursachen einer hohen und verfestigten Arbeitslosigkeit (in Deutschland) zu erklären, wurde daher das Konsensmodell (vgl. Franz, W., (1999), S. 155) der quasi-gleichgewichtigen Arbeitslosigkeit (QERU= quasi-equilibrium rate of unemployment) entwickelt (vgl. Franz, W., (2006), S. 410; SVR, (2005), 150ff.). Im Rahmen dieses Modells können Bestimmungsfaktoren der Arbeitslosigkeit identifiziert werden, welche nicht nur erklären, wie Arbeitslosigkeit entsteht, es kann vielmehr auch abgeleitet werden, welche Maßnahmen ergriffen werden können, um selbige wirksam zu bekämpfen.

[...]

Ende der Leseprobe aus 56 Seiten

Details

Titel
Makroökonomische Ansätze zur Bekämpfung der Arbeitslosigkeit
Autor
Jahr
2013
Seiten
56
Katalognummer
V263787
ISBN (eBook)
9783656526377
ISBN (Buch)
9783656543015
Dateigröße
861 KB
Sprache
Deutsch
Anmerkungen
Schlagworte
makroökonomische, ansätze, bekämpfung, arbeitslosigkeit
Arbeit zitieren
Thorsten Holzmayr-Schrenk (Autor:in), 2013, Makroökonomische Ansätze zur Bekämpfung der Arbeitslosigkeit, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/263787

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