Kindsein 2.0: Die Konstruktion von Kidults anhand der Phänomene des E-Gaming und Hello-Kitty-Konsums


Bachelorarbeit, 2011

45 Seiten, Note: 1,0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Im Auftrag dieser Arbeit

Kidults

3. Ein Definitionsversuch
3.1. Die Mechanismen einer synthetischen Jugendkultur

4. Adoleszenz und die Suche nach Identität

E-Gaming

5. E-Games als Sinnfrage

6. Computerspielen im Zeichen der „Kindgebliebenen“
6.1. Vom ludischen Charakter der westlichen Gesellschaft

Hello Kitty

7. Farblos zum Massenphänomen
7.1. Kitty und Kidultsein

8. “Hello Kitty has no mouth but hey, cocaine goes up your nose”

9. Entstehung und Erzeugnis der Kulturindustrie

10. Conclusio

Bibliographie und Referenzen

Artikel:

Links:

1. Einleitung

Bedenkt man, dass das 21. Jahrhundert erst knapp über ein Jahrzehnt alt ist, mag es wohl nach Ansicht Vieler noch in den Kinderschuhen stecken. Dennoch rechtfertigen Errungenschaften, wie die Erfindung von Social Networks oder die Etablierung eines weltweiten Internetzugangs, bereits jetzt seinen Status als bedeutende Epoche in der Geschichte der Menschheit.

Vor allem in Bezug auf westliche Gesellschaften, in denen diese Entwicklungen wohl am stärksten zu spüren sind, folgt es damit in gewisser Weise auch einem der neuesten Trends des noch jungen Jahrtausends. Nämlich dem vom Kind, „das zu schnell erwachsen wird“.

Begleitet von der Grundidee, dass Dinge wie modisches Bewusstsein, Emanzipation und Sex durch das fortgeschrittene Alter prädeterminiert sind, müssen Eltern dabei zunehmend die schockierende Erfahrung machen, dass der eigene Nachwuchs eher nach dem deklarierten Feindbild der „anzüglichen US-Teenie-Stars“, denn Vater und Mutter gerät.

Als Antithese dazu geben sich immer mehr quasi Erwachsene jugendaffin, zieren sich mit Plüschaccessoires à la Hello Kitty [1] oder verbringen täglich Stunden spielend vor dem Computer. Zeichen der Zeit, wie Viele meinen und obwohl diese konträren Entwicklungen gewissermaßen erneut ein Gleichgewicht zwischen den Generationen zu schaffen scheinen, werden sie doch im Grundton zumeist negativ bewertet.

Während die einen aufgrund ihrer „sozialen wie biologischen Unmündigkeit“ als zu unschuldig aber auch unbefugt für das Leben eines/r Erwachsenen angesehen werden (vgl. Gullestad 1996: 15), kämpfen die anderen gegen das Vorurteil zu alt für ihre Hobbys und Konsumvorlieben zu sein.

Diese stetig wachsende Masse an Menschen, die sich schwerlich einer einzigen Generation zuordnen lässt, wird gerne mit Mixbegriffen wie Kidults, Pre-Teens, Tweensters oder Boomerangkids (vgl. Urban 2011) umschrieben [2]. Wobei bereits der Umstand, dass die genannten Begriffe nur allzu oft fälschlich für dasselbe gehalten werden, Anzeichen für die Ankunft in einem definitorischen Nirwana ist.

So referenziert Pre-Teens und Tweensters Jugendliche vor deren Pubertät, die zwanghaft das (Konsum-)Verhalten von Älteren annehmen (vgl. ebd.) und daher wohl auch aus Argwohn von ihrem sozialen Umfeld eine solche Bezeichnung erhalten. Die Begriffe Kidults und Boomerangkids hingegen beschreiben die Riege der offiziell Erwachsenen, die in kindliche Verhaltensmuster verfallen und im Falle zweiter sogar erneut bei ihren Eltern einziehen (vgl. vgl. ebd.).

Es handelt sich de facto um zwei grundverschiedene Phänomene, die, obgleich sie journalistisch gerne dazu verwendet werden das Verschwinden von Generationsgrenzen zu proklamieren (vgl. Kraus/Schuh 2010), in ihren Grundzügen wenig bis gar nichts gemein haben.

Nach Ansicht des Autors wäre es daher anmaßend anzunehmen, alle zuvor genannten Begriffe im Rahmen dieser Arbeit ausreichend behandeln zu können. Weshalb er den Fokus der nachfolgenden Abhandlungen auf Kidults beziehungsweise deren soziale Rezeption und Konstruktion richten möchte.

Im Gegensatz zu ihren zehn bis zwölfjährigen Counterparts, deren deklariert auffälliges Verhalten eher als Bezugspunkt der Entwicklungspsychologie scheint, sehen sich die biologisch erwachsenen Kidults mit dem Vorbehalt konfrontiert im vollen Bewusstsein eines mündigen Individuums zu agieren, was sie nicht zuletzt wohl zum Gegenstand der Sozialwissenschaften werden lässt.

Da sich die Betroffenen durch ihr Konsumverhalten gleichsam ihrem Spieltrieb dabei längst in einem global-intrakulturellen Gefüge positionieren [3], erscheint es dem Autor als logische Konsequenz seine Analysen vor allem auf kultur- und sozialanthropologische [4] Thesen zu Adoleszenz zu stützen.

Obgleich Kidults ein weltweites Phänomen darstellen, scheint der Begriff vor allem in der westlichen Wohlstandsgesellschaft des 21. Jahrhunderts Fuß gefasst zu haben [5]. Aus diesem Grund stellt sie auch den Referenzraum für die nachfolgenden Überlegungen dar.

Des Weiteren möchte der Autor anhand der Phänomene des E-Gaming [6] und Hello Kitty Konsums, die explizit mit Kidult sein assoziiert werden (s.a. Furedi 2003), die Konstruktion von Kidults veranschaulichen und gleichsam deren Rolle in den unterschiedlichen Gesellschaften erläutern. Hello Kitty und Computerspiele dienen dabei nur als Fallbeispiele, bieten ob ihrer internationalen Omnipräsenz allerdings würdige Erklärungsmodelle für diesen opaken Themenkomplex.

Einen ersten theoretischen Zugang zu dieser Arbeit soll der Artikel des Soziologen Frank Furedi mit dem klingenden Titel „The children who won’t grow up“ bieten, sowie die darin enthaltene Definition von Kidults. Sie sollen anschließend mit Literatur zu den Themenbereichen Adoleszenz und Identität ergänzt werden, um ein breiteres Verständnis des Begriffes für die nachfolgenden Auseinandersetzungen mit den genannten Fallbeispielen zu schaffen.

Das nachfolgende Kapitel soll eine klare Übersicht des wissenschaftlichen Materials ermöglichen, das für diese Arbeit verwendet wurde und gleichsam offenbaren welche Rolle dieses für die anschließenden Analysen spielt.

2. Im Auftrag dieser Arbeit

Den Grundstock für dieses Traktat liefert – wie bereits erwähnt – ein Artikel des Soziologen Frank Furedi sowie eine vorläufige Begriffsbestimmung des Wortes „Kidult“. In diesem ersten Abschnitt der Arbeit soll weiters erklärt werden, warum sich gerade jener Themenkomplex für eine anthropologische Analyse anbietet. Im Kapitel 4. wird der erarbeitete Begriff anschließend anhand ausgewählter sozialwissenschaftlicher Literatur zum Thema Adoleszenz reflektiert und spezifiziert. Zu diesem Zweck wird der Autor unter anderem auf einschlägig anthropologische Literatur zurückgreifen.

In diesem Zusammenhang zu nennen wären „Adolescence and emerging adulthood“ von Jeffrey Jensen Arnett, „Ende der Kindheit: Initiationsriten und ihre subjektiven Deutungen unter dem Einfluss von Senioritätsprinzip und Erwachsenenzentriertheit“ von Bernhard Baudler sowie „Imagined childhoods“ von Marianne Gullestad.

Den Großteil dieser Arbeit wird schließlich die Betrachtung der Phänomene des E-Gaming und Hello Kitty Konsums unter Berücksichtigung einer weiterhin nur vorläufigen Definition des Kidult -Begriffes einnehmen.

Die Kapitel 5. und 6. richten ihren Fokus dabei vornehmlich auf das Phänomen des E-Gaming und in weiterer Folge des E-Sports. Die dabei behandelten Werke wären „E-Gaming als Verlängerung der Adoleszenz“ von Herbert Gebauer, „Children, gender, video games“ von Valerie Walkerdine sowie „PC bang, E-Sport und der Zauber von StarCraft“ von Gudrun Werdenich. Sie alle weisen neben ihrer sachgemäßen Thematik klare Bezüge zu Adoleszenz und E-Gaming im fortgeschrittenen Alter auf und bauen damit unmittelbar auf den vorangegangenen Überlegungen auf.

Die Kapitel 7. und 8. beschäftigen sich wiederum mit dem verstärkten Konsum von Produkten der Marke Hello Kitty im 21. Jahrhundert. Beginnend mit einer Einführung in die Marktphilosophie ihres Produzenten Sanrio Co, Ltd. soll dabei der internationale Erfolg des Produktes sowie seine Rolle in der Konstruktion von Kidults erläutert werden. Diesem Zweck dienen vornehmlich die Arbeiten „Hello Kitty: The remarkable story of Sanrio and the billion dollar feline phenomenon“ von Belson und Bremner, „‚Hello Kitty‘ im japanischen Medienalltag“ von Corinna Peil sowie „Consuming differences: 'Hello Kitty' and the identity crisis in Taiwan “ von Yu-Fen Ko.

Anschließend werden die gewonnen Informationen anhand der Konsumtheorien von Daniel Miller, Mark Paterson, Simon Skempton und Jack Zipes reflektiert, um sich einer letztlich adäquaten Definition von Kidults zu nähern.

Kapitel 10. nimmt sich abschließend gänzlich der Frage nach Kidult sein an und reflektiert auf diesem Weg noch einmal die Überlegungen zur Kidult -Konstruktion und -Rezeption der vorangegangenen Kapitel auf dem Weg zur finalen Begriffsbestimmung.

Den Anfang macht jedoch ein annäherungsweiser Definitionsversuch.

Kidults

3. Ein Definitionsversuch

“Our society is full of lost boys and girls hanging out at the edge of adulthood. Yet we find it difficult even to give them a name. The absence of a readily recognised word to describe these infantilised adults demonstrates the unease with which this phenomenon is greeted. Advertisers and toy manufacturers have invented the term ‘kidult’ to describe this segment of the market. Another word sometimes used to describe these 20- to 35-year-olds is ‘adultescent’, generally defined as someone who refuses to settle down and make commitments, and who would rather go on partying into middle age” (Furedi 2003).

Mit diesen Worten umschreibt der Soziologe Frank Furedi eine implizite Problemstellung, der sich immer mehr Menschen in den westlichen Gesellschaften des 21. Jahrhunderts ausgesetzt sehen. Dabei scheint das mittlerweile allgegenwärtige Phänomen faktisch Erwachsener, die in deklariert kindische Verhaltensmuster verfallen an sich keine Gefahr darzustellen und doch wird es nur zu gerne mit spitzzüngigen Kommentaren und Vorurteilen bedacht (vgl. Kapitel 1.).

Die Übernahme des Kidult -Begriffes aus der Marktwirtschaft in den regulären Sprachgebrauch vermittelt daher weniger den Eindruck der überfälligen Namensgebung eines bestehenden Problems, als vielmehr der Problematisierung einer wertfreien Bezeichnung. So recht scheint jedoch niemand zu wissen, wie mit dem Phänomen umgegangen werden soll.

Die Frage nach seinem Ursprung scheint einfacher zu beantworten:

Childishness is idealised for the simple reason that we despair at the thought of living the alternative. The depreciation of adulthood is a result of the difficulty that our culture has in asserting the ideals usually associated with this stage in people’s lives“ (Furedi 2003).

Nach Ansicht Furedis handelt es sich de facto um die Scheu vor Konformität mit den kulturellen Normen des Älterwerdens der westlichen Welt, die Kidults in deren Verhaltensmuster drängt.

Als Merkmale des Erwachsenwerdens werden – wie wiederum Arnett und Blatterer anmerken – vor allem Eigenverantwortung, Autonomie und finanzielle Unabhängigkeit identifiziert (vgl. Arnett 2004: 18, Blatterer 2007: 58). Wobei Arnett feststellt:

“all three are characterized by individualism , all three emphasize the importance of learning to stand alone as a self-sufficient individual without relying on anyone else. The values of individualism, such as independence and self-expression, are often contrasted with the values of collectivism , such as duties and obligations to thers” (Arnett 2004: 18).

Obgleich er sich dabei auf US-amerkanische Studien unter Teenagern bis Spätzwanzigern bezieht, handelt es sich um eine in westlichen Industriestaaten allgemeinhin vertretene Auffassung – wie man auch den Worten Blatterers entnehmen kann:

“So, the emergence of adulthood is inextricably linked to processes of individualization, that is, individual’s gradual liberation from the determinants of birth and religious conformity, and their simultaneous charging with an ever increasing self-responsibility for all aspects of their lives. […] Common perspectives of human development from a state of childlike dependence to adult independence parallel our understanding of modernization as a process of emancipation from dogma, tradition, and authority” (Blatterer 2007: 11f.).

Im Gegensatz zu altruistischen Gesellschaftsformen haben die liberalistischen Bestrebungen der westlichen Welt mit dem Ausklingen des 20. Jahrhunderts eine verstärkte Distanz zu religiösen, staatlichen und sozialen Institutionen geschaffen, die im neuen Jahrtausend ihren Siegeszug fortsetzt. Das Ergebnis war und ist die Betonung des Individuums im Vergleich zum Kollektiv. Ein erwähnenswertes Beispiel ist in diesem Zusammenhang wohl auch die Generation X der 60er und 70er Jahre, die diese Entwicklung mitinitiierte und deren Angehörige durch ihre nonkonformistische Jugendkultur [7] weitaus häufiger denn heutzutage Kidults als „soziale Störenfriede“ tituliert wurden.

“For those who most directly benefit from commodity and labor market conditions the expansion of youth is good news, especially with respect to the post-1970 generation. This generation was born contingent and lacks the social memory of a time when different social conditions prevailed. Its members have therefore been socialized into and have interiorized modes of life that are most conducive to the market processes of contemporary modernity” (ebd.: 81f.).

Nach Ansicht des Autors ist es daher gerade die verstärkte Individualisierung westlicher Gesellschaften, die Menschen den nötigen Raum zur Selbstverwirklichung als Kidult bietet und damit im krassen Gegensatz zu den von Furedi formulierten kulturellen Idealen des Erwachsenwerdens steht.

Auch die Marktwirtschaft [8] zeigt sich direkt von dieser Entwicklung beeinflusst indem sie mit gleichermaßen kind- wie erwachsenengerechten Produkten auf den band-wagon aufspringt. Wobei sich traditionelle Ideale wie die Übernahme neuer Verantwortungen, die Aufnahme von Arbeit, die Emanzipation von Heim und elterlichen Fürsorge und nicht zuletzt die Ehe (vgl. Gullestad 1996: 20) zunehmend in den Hintergrund gerückt sehen. Hierin erklärt sich letztlich auch die Hauptangriffsfläche die Kidult sein den HüterInnen sozialer Ordnung offeriert.

“our culturally specific framing of childhood and old age depends on the withholding or non attribution of autonomy, self determination, and choice from the very young and the very old. So powerful is the association of adulthood with personhood that adults who do not embody ideals of full competence, such as adults with disabilities, the infirm, and the frail are by way of infantilization relegated to the margins, to a quasi-childhood” (Blatterer 2007: 58).

So ist es die Ambivalenz zwischen den westlichen kulturellen und individuellen Vorstellungen vom Erwachsenwerden, die ein Konfliktpotenzial schafft, das sich nicht zuletzt an Kidults entlädt. Erst die Entscheidungsfreiheit des autonomen Individuums bemächtigt es dabei jene Verhaltensmuster anzunehmen, die im klaren Kontrast zum prinzipiell prädestinierten Benehmen eines/r Erwachsenen stehen. Die Spannung zwischen Selbst- und Fremdwahrnehmung setzt Kidult sein sodann in den intersubjektiven Diskurs (vgl. ebd.: 59).

Der Umstand, dass Erwachsenensein faktisch die Grundvoraussetzung darstellt als mündige Person angesehen zu werden, erforderte logischerweise auch eine Wissenschaft, die sich über diese Vorstellung hinwegzusetzen weiß.

„Wenn Kinder und Jugendliche in den Ethnographien nicht hörbar sind, dann wird damit nur fortgesetzt, was als Voraussetzung von erfolgreich absolvierten Initiationsriten gilt: die Jüngeren bleiben stumm, verbleiben im Schweigen. […] Nur eine Ethnologie jenseits von Adultismus oder Erwachsenenzentriertheit kann versuchen, die Dunkelheiten auf der Seite dieses Schweigens aufzuhellen, neu zu beleuchten: um so ein weiteres, ein anderes Bild zu entwerfen“ (Baudler 2004: 65).

Da nicht nur Geschlecht und Herkunft sondern auch das relative Alter innerhalb der eigenen und untersuchten Gesellschaft die Wahrnehmungen der ForscherIn mitbestimmen (vgl. ebd.: 64), sieht es der Autor als Prämisse dieser Arbeit letztlich auch sich selbst mit dem untersuchten Begriff identifizieren zu können.

Die Rahmenbedingungen von Kidult sein nunmehr veranschaulicht, möchte er auf dem Weg zu einer konkreten Definition sodann einen ersten Entwurf von Kidult -Kultur anbieten.

3.1. Die Mechanismen einer synthetischen Jugendkultur

Zu Beginn der Ausführungen mag die Frage stehen, warum dem behandelten Phänomen eine „synthetische“ Jugendkultur zugrunde liegen soll. Dies erklärt sich dadurch, dass die Riege der Kidults sowohl deklariert Jugendliche wie Erwachsene umfasst und – sofern man zweite als ihre UrheberInnen ansieht – keine Jugendkultur im eigentlichen Sinne darstellen kann. Tatsächlich könnte man dies aber auch als semantisches Dilemma bezeichnen, was abermals die wissenschaftliche wie soziale Omnipräsenz der behandelten Problematik verdeutlicht. Es scheint daher unumgänglich Kidult -Kultur bestmöglich definitorisch einzugrenzen.

Nach Ansicht des Autors handelt es sich bei ihr um eine Erscheinung die vorwiegend in westlichen Industriestaaten auszumachen ist und das aus einer Vielzahl an Gründen.

Einer davon zeigt sich in der angesprochenen Individualisierung der Gesellschaft, die sodann den nötigen Freiraum für das Kidult dasein bietet. Ein weiterer im generellen Wohlstand, den diese Gesellschaften ihren Mitgliedern offerieren, sowie einer differenzierten Marktwirtschaft die davon Gebrauch macht. Blatterer schreibt dazu passend:

“Much of young people's identification with peers, such as personal appearance and leisure pursuits, depends on their spending capacity. These identifications play a vital role in their subcultural differentiation from adults. But the very dependence of youth culture on a separation from the adult world was (and is) underpinned by their relative isolation from the sphere of work and/or opportunities to earn a full adult wage. […] The culture industry continue[s] to profit from this ‘emergence of the adolescent as a self conscious social actor’” (Blatterer 2007: 71ff.).

Mit diesem Zitat zeigt sich gleichsam auch einer der Hauptunterschiede die Kidult - zu regulärer Jugendkultur aufweist. So finden sich großteils auch arbeitende Kidults, die sehr wohl ein geregeltes Gehalt beziehen, wodurch sie einerseits ihre Kaufkraft erhöhen, andererseits ihren autonom erwachsenen Status unterstreichen.

Am Beispiel sogenannter Boomerangkids (vgl. Kapitel 1.) illustriert auch Furedi gewissermaßen die Bedeutung des persönlichen finanziellen Kapitals zur Aufrechterhaltung des Kidult -Lifestyles:

[...]


[1] Eines der erfolgreichsten japanischen Markenprodukte des 21. Jahrhundert, das durch eine Katzenfigur mit rosa Schleife hypostasiert wird.

[2] Hierbei handelt es sich um keine wissenschaftlichen Definition, sie sind als Klischees zu werten und dem angeführten Weblink entnommen, wo sie vornehmlich zynisch behandelt werden.

[3] Siehe dazu die expliziten Fallbeispiele in den Hauptkapiteln zu E-Gaming und Hello Kitty.

[4] Infolge nur mehr kurz als „anthropologisch“ und „Anthropologie“ referenziert.

[5] Was der Autor vor allem in der verstärkten Symbiose aus ausreichendem finanziellen und zeitlichen Kapital des westlichen Individuums begründet sieht (vgl. Kapitel 3.1.).

[6] Eine Abkürzung für „Electronic-Gaming“, was gleichbedeutend mit Computerspielen ist. Im weiteren Verlauf dieser Arbeit wird es unter anderem durch den Begriff „E-Sport“ referenziert (vgl. Kapitel 6.1.), der das kompetitive Ausüben von Computerspielen beschreibt.

[7] Zu nennen wären hierbei das Hören von Punk-Musik, Tragen von Tätowierungen und Piercings sowie eine oftmals subversive Grundeinstellung.

[8] Die nicht zuletzt den Kidult -Begriff erst geprägt hat.

Ende der Leseprobe aus 45 Seiten

Details

Titel
Kindsein 2.0: Die Konstruktion von Kidults anhand der Phänomene des E-Gaming und Hello-Kitty-Konsums
Hochschule
Universität Wien  (Institut für Kultur- und Sozialanthropologie)
Veranstaltung
Bachelorseminar: Theoretische Diskurse
Note
1,0
Autor
Jahr
2011
Seiten
45
Katalognummer
V263507
ISBN (eBook)
9783656534563
ISBN (Buch)
9783656536628
Dateigröße
636 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Hello Kitty, Kidult, Kidults, E-Games, E-Gaming, Konsum, Korea, Adoleszenz, Erwachsen werden, Jugend, Kommerzialisierung, Identität, Individualität, Liberalisierung, Hegel, Marx, Disney, Rollenbilder, Norm, Gesellschaft, westlich
Arbeit zitieren
Pascal Honisch (Autor:in), 2011, Kindsein 2.0: Die Konstruktion von Kidults anhand der Phänomene des E-Gaming und Hello-Kitty-Konsums, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/263507

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