Nixon gegen Kennedy

Die erste TV-Debatte zwischen Präsidentschaftskandidaten in den Vereinigten Staaten aus Sicht der Medienwirksamkeitsforschung


Term Paper (Advanced seminar), 2008

19 Pages, Grade: 1,7


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Inhaltsverzeichnis

1.Einleitung

2. Die Studie „Ordeal by Debate“ von Kurt und Gladis Engel Lang
2.1 Vorbemerkungen
2.2 Ziel und Methode der Studie
2.3 Das Panel in Zahlen
2.4 Ergebnisse der Studie
2.4.1 Nixon oder Kennedy?
2.4.2 Image und Erwartung
2.4.3 Diskrepanz zwischen Wunsch und Wirklichkeit
2.5 Zusammenfassung der Ergebnisse

3.Die Studie aus heutiger Sicht
3.1 Einordnung innerhalb des Forschungszweigs
3.2 Die Bedeutung der Studie

4.Fazit

Literaturliste

Internetquellen

1. Einleitung

Vor bald fünfzig Jahren, im Herbst des Jahres 1960, trafen zum ersten Mal in der Geschichte die beiden Kontrahenten um das Amt des Präsidenten der Vereinigten Staaten im amerikanischen Fernsehen zu einem Rede-Duell aufeinander. Es war das allererste Mal, dass eine solche Debatte über das noch junge Massenmedium Fernsehen übertragen wurde. In einer kleinen, aber sorgfältig durchgeführten Erhebung versuchte damals das Ehepaar Kurt und Gladis Engel Lang, den völlig neuen „TV-Event“ und seine Wirkung zu untersuchen. Ihr Artikel „Ordeal by Debate: Viewers Reaction“ wurde 1961 in der Fachzeitschrift Public Opinion Quarterly veröffentlicht. Sie legten damit eine der ersten Analysen über ein Phänomen vor, dass sich bis heute stetig weiterentwickelt hat und stets im Fokus kommunikationswissenschaftlicher Forschung blieb: TV-Duelle um das höchste demokratische Amt im Staat. Diese Arbeit wird den Weg jener Untersuchung nachzeichnen und die wesentlichen Ergebnisse wiedergeben. Im Anschluss wird der Stellenwert dieser Arbeit im Kontext der Medienwirksamkeitsforschung ausgelotet. Ein kleiner Überblick über die Entwicklung dieses Forschungszweigs der empirischen Sozialforschung unterstützt diesen Einordnungsversuch.

2. Die Studie „Ordeal by Debate“ von Kurt und Gladis Engel Lang

2.1 Vorbemerkungen

An dieser Stelle soll noch einmal darauf hingewiesen werden, dass sich die Studie „Ordeal by Debate“ für die damalige Zeit mit einem unerhörten Novum beschäftigte. Was für uns mittlerweile schon lange zum Alltag gehört und selbstverständlich geworden ist, passierte hier für alle Beteiligten zum allerersten Mal: Die beiden Kandidaten für das höchste demokratische Amt der Vereinigten Staaten traten gemeinsam vor die laufenden Kameras und damit vor Millionen Zuschauer zu Hause am Fernsehapparat, um sich einen direkten Schlagabtausch zu liefern. Was mittlerweile akribisch arrangiert und nach allen Seiten abgesichert wird (Kleidung, Make-up, Themen, Kameraperspektive, Beleuchtung usw.), war im Herbst 1960 eine aus heutiger Sicht ziemlich „lahme“ Veranstaltung: Die beiden Männer saßen schlecht ausgeleuchtet und blass bis unvorteilhaft fotografiert auf schlichten Stühlen, die frontal auf die Kameras ausgerichtet waren und bemühten sich redlich, auf die Fragen des Journalisten, der zwischen ihnen an einem kleinen Tischchen saß, gute Antworten zu formulieren.[1] Das Ganze lief dazu auch noch äußerst betulich und steif ab. Sowohl Gestik als auch Mimik der Kontrahenten waren aus heutiger Sicht extrem sparsam. Woran man bei dieser „Performance“ nun festmachen soll, wer sich „besser“ dargestellt und geschlagen hat, könnte ein Zuschauer aus unserer Zeit, der gewissermaßen härtere Reize gewohnt ist, überhaupt nicht mehr angeben. Trotz alledem hatte das TV-Duell zwischen Nixon und Kennedy bei den Zeitgenossen einen so nachhaltigen Eindruck hinterlassen, dass sich der Republikaner Richard Nixon in der Folge für den Rest seiner politischen Laufbahn kategorisch weigerte, noch einmal an einer ähnlichen Debatte teilzunehmen. Wie es so weit kommen konnte, wird nun zu erläutern sein.

2.2 Ziel und Methode der Studie

Das Ehepaar Lang hatte für ihre Studie ein Panel-Design gewählt: Durch die wiederholte Befragung einer festgelegten Gruppe von etwa 100 Personen in New York vor und nach der Übertragung der ersten Debatte im Fernsehen und durch eine dritte Befragung nach der vierten (und letzten) Debatte erhofften sie sich Erkenntnisse über die Wirkung dieser Debatten. Gibt es grundlegende Unterschiede in der Wahrnehmung der beiden Kandidaten in Abhängigkeit von der politischen Grundeinstellung? Ändert sich das Image der beiden Kontrahenten bei den Wählern? Wenn ja, inwiefern? Und: Hat dies in der Folge einen Einfluss auf die spätere Wahlentscheidung? Dies waren im Kern die Fragen, die mit Hilfe der Panel-Befragung bearbeitet wurden.

Im Herbst 1960 begann die „heiße Phase“ des US-amerikanischen Wahlkampfes. Ende September 1960, wenige Tage vor Übertragung der ersten Debatte, wurde die erste Befragung durchgeführt. Dabei wurde (neben soziodemographischen Daten inklusive der politischen Präferenz und zusätzlich dem Wahlverhalten in der Vergangenheit) vor allem abgefragt, welches Image die Interviewten von den beiden Kandidaten hatten und welche Erwartungen sie an das TV-Duell knüpften. Anfang Oktober, direkt im Anschluss an das Duell, folgte die zweite Befragung. Abermals wurde nach dem jeweiligen Image der Kandidaten gefragt. Analog zur Frage nach der Erwartungshaltung im ersten Interview ging es hier nun um die Frage, wer das Duell in ihren Augen „gewonnen“ hatte. Einflüsse durch die Nachberichterstattung sollten so weit wie möglich ausgeschlossen werden, damit dieses zweite Interview ein nahezu unverfälschtes Abbild der subjektiven Meinung des Panels liefern konnte.[2] Bis zur eigentlichen Wahl am 8.November 1960 fanden dann noch drei weitere TV-Duelle zwischen Nixon und Kennedy statt. Nach dem vierten und letzten dieser Duelle wurde das Panel schließlich ein drittes Mal befragt. Mit diesem Interview sollte der mittelfristige Einfluss der ersten Debatte und der Einfluss der nachfolgenden Berichterstattung ermittelt werden.

2.3 Das Panel in Zahlen

Ein Seminar zum Thema Massenkommunikation am Queens College bildete die Ausgangsbasis für die Studie „Ordeal by Debate“. Die 24 Senior-Studenten jenes Seminars interviewten sich mit dem (vermutlich im Seminar entwickelten) Fragebogen jeweils selbst und führten außerhalb des College durchschnittlich je drei weitere Interviews. Vorstellbar, aber nicht explizit angegeben, ist, dass diese Interviews im familiären Umfeld durchgeführt wurden. Dies würde vor allem die Möglichkeit von Interviews direkt im Anschluss an das TV-Duell eröffnet haben.[3] Insgesamt wurden so 104 Personen befragt, von denen wiederum 95 an allen drei Interviews teilnahmen. Die später ausgewerteten Daten beziehen sich in der Regel auf jene 95 Personen.[4] Im Hinblick auf die Parteipräferenzen wurde das Panel quotiert, sprich es wurde auf eine gleichmäßige Verteilung von Anhängern Kennedys und Nixon geachtet.

Bei den soziodemographischen Daten wird in der Veröffentlichung auf das Alter, die Religionszugehörigkeit und den Beruf eingegangen. Tabelle 1 zeigt die Altersverteilung der befragten Gruppe an, die Prozentangaben stehen jeweils in Klammern.

Tabelle 1: Altersverteilung im untersuchten Panel[5]

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Hier fällt vor allem die überproportional vertretene Gruppe der jungen Erwachsenen auf: Fast die Hälfte, nämlich 44,2 Prozent sind zwischen 21 und 34 Jahre alt. Ein kleiner „Trick“ in der Veröffentlichung: Die Splittung dieser Alterskohorte in zwei kleinere Gruppen entzerrt jene Häufung wenigstens optisch in der Tabellendarstellung. Ältere Bürger (ab einem Alter von 55 Jahren) bilden in der Untersuchung mit 7,4 Prozent eine extreme Minderheit. Bezogen auf die tatsächliche Altersverteilung in den USA ist das Panel also kaum als repräsentativ zu bezeichnen. Die Gruppe der 21- bis 24-Jährigen wurde sicher von den Studenten selbst gestellt, die gleichwohl stark vertretenen Gruppen der unter 21-Jährigen und der 25- bis 34-Jährigen setzt sich vermutlich aus den Geschwistern der Studenten zusammen, entsprechend würden die über 35-Jährigen dann wohl die Eltern und Großeltern der Studenten sein.

Ein ähnlich „schiefes“ Bild ergibt sich bei der Religionszugehörigkeit: Rund die Hälfte (51,5 %) gaben auf die Frage nach ihrer Religion jüdisch als Antwort, ein gutes Viertel (26,8 %) bezeichnete sich selbst als protestantisch und ein knappes Fünftel (18,6 %) fühlte sich dem katholisch en Glauben zugehörig.[6] Der hohe Anteil von Menschen jüdischen Glaubens bildete eventuell die Verhältnisse in der New Yorker Upper-Class (oder zumindest im gehobenen Bürgertum) ab, er spiegelt aber sicher nicht die Verteilung der verschiedenen Religionen in den USA – gar nicht zu reden von den übrigen Weltreligionen Islam, Hinduismus, Buddhismus und weiteren Strömungen, die sicher alle in den Staaten vertreten sind und in diesem Panel offenbar überhaupt nicht auftauchen.

[1] Vgl. Clips im Internet, zum Beispiel http://youtube.com/watch?v=k9wHxhHnFRY auf youtube.de.

[...]


[2] Vgl. Lang/Lang (1961): S. 278f. Die Autoren geben leider nicht die exakten Zeitpunkte der Interviews an. Für das zweite Interview wird nur von einer Durchführung „immediately after that debate“ (S. 278) gesprochen. Es können hier lediglich Vermutungen darüber angestellt werden, wie und wann dieses „unverzügliche“ Interview statt gefunden hat. Nichts desto trotz war den Autoren an einem unverfälschten Stimmungsbild gelegen, denn: „[..] the schedules were designed primarily to determine how viewer´s images and comparisons of Kennedy and Nixon were directly influenced by the debates.“ (S.278, Markierung durch den Autor).

[3] Vgl. Überlegungen in Fußnote 1.

[4] Sieben Personen wurden erst nach dem Duell das erste Mal interviewt, zwei weitere standen beim letzten Interview nicht mehr zur Verfügung. Vgl. Lang/Lang (1961): S.278, Fußnote 2.

[5] Vgl. ebd.: S.278, Fußnote 3.

[6] Die Prozentzahlen beziehen sich auf die 97 Personen, die bereits beim ersten Interview dabei waren. Fehlende Prozent zu Hundert: Keine Angabe. Vgl. ebd.: S.278, Fußnote 3.

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Details

Title
Nixon gegen Kennedy
Subtitle
Die erste TV-Debatte zwischen Präsidentschaftskandidaten in den Vereinigten Staaten aus Sicht der Medienwirksamkeitsforschung
College
University of Hamburg  (Institut für Politische Wissenschaft)
Course
Öffentliche Meinung und der Einfluß der Massenmedien auf die politische Meinungsbildung
Grade
1,7
Author
Year
2008
Pages
19
Catalog Number
V263321
ISBN (eBook)
9783656520580
ISBN (Book)
9783656531111
File size
582 KB
Language
German
Keywords
nixon, kennedy, tv-debatte, präsidentschaftskandidaten, vereinigten, staaten, sicht, medienwirksamkeitsforschung
Quote paper
Florian Reisewitz (Author), 2008, Nixon gegen Kennedy, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/263321

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