Nahrungsmittelintoleranz im Schulalltag

Eine Studie zum schulischen Umgang mit Lebensmittelunverträglichkeiten am Beispiel der Laktoseintoleranz


Hausarbeit (Hauptseminar), 2012

26 Seiten, Note: 1,0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Grundlegende Begrifflichkeiten
2.1 Lebensmittelunverträglichkeit
2.2 Laktose
2.3 Laktoseintoleranz

3. Studie zum schulischen Umgang mit Laktoseintoleranz
3.1 Beschreibung der Methoden und Erhebungsinstrumente
3.2 Sichtweise von Schülerinnen und Schülern
3.3 Sichtweise von Lehrerinnen und Lehrern

4. Laktoseintoleranz als Unterrichtsgegenstand
4.1 Didaktische Analyse nach W. Klafki
4.2 Eingliederung in den Bildungsplan
4.2.1 Grundschule
4.2.2 Haupt- und Werkrealschule

5. Fazit

6. Literaturverzeichnis

1. Einleitung

„Ein Glas frische Milch

Ich sitz am Tisch was soll ich essen und trinken,

Knoblauch? Da würde ich stinken.

Milch ein Glas? Von Kühen, die essen nur frisches Gras.

Ja genau Calcium und Mineralien,

das ist in einem Glas Milch drinnen.

Power für den ganzen Tag,

ich kann nicht glauben, dass irgendjemand keine Milch mag.

So ein Glas mit ganz viel Kraft,

ach, wie herrlich, mal was ganz anderes als Saft.“[1]

(Jana)

Mit diesem Gedicht beschreibt ein Mädchen den Genuss eines Glases frischer Milch. Allerdings können nicht alle Kinder nur positive Erfahrungen mit Milch und Milchprodukten machen. Das Schlagwort lautet: „Laktoseintoleranz“. Heutzutage gilt dieser Begriff schon als Trendwort. Immer mehr Menschen erhalten die Diagnose „Laktoseintoleranz“.

Eine von vielen Aufgabe der Lehrerinnen und Lehrern ist es, an der Lebenswelt der Schülerinnen und Schüler anzuknüpfen. Da für immer mehr Kinder und Jugendliche Lebensmittelintoleranzen eine Rolle spielen, ergibt sich die Frage, ob dieses Thema nicht auch im Schulunterricht zumindest angesprochen werden sollte.

Ein Grund für die Auswahl dieses Themas gründet in meinem persönlichen Krankheitsbild. Ich bekam erst im Alter von 20 Jahren die Diagnose „Laktoseintoleranz“. Vor dem Zeitpunkt der Diagnose litt ich jahrelang an den Auswirkungen dieser Krankheit, ohne dass ich wusste, dass dieses Krankheitsbild existiert. Auch in meiner Schulzeit wurde ich nie mit diesem Thema vertraut gemacht. Daher kam ich zu der Frage, ob diese Aufklärung in den heutigen Schulen stattfindet und falls ja, auf welche Weise. In der vorliegenden Arbeit soll daher anhand der Ergebnisse einer eigens entwickelten Onlineumfrage der aktuelle Umgang mit Lebensmittelunverträglichkeiten in der Schule anhand der Laktoseintoleranz erfasst werden.

Im Anschluss daran soll anhand der didaktischen Analyse nach Wolfgang Klafki die Notwendigkeit einer Umsetzung des Themas „Lebensmittelunverträglichkeiten anhand der Laktoseintoleranz“ erläutert werden. Um das Thema als Unterrichtsgegenstand zusätzlich begründen zu können, erscheint es notwendig und sinnvoll im Anschluss an die didaktische Analyse, mögliche geeignete Kompetenzbereiche des Bildungsplans 2004 mit dem Thema zu vereinbaren.

Abschließend sollen anhand eines Fazits die grundlegenden Erkenntnisse dieser Arbeit zusammengefasst und anhand einer persönlichen Stellungnahme bewertet werden.

2. Grundlegende Begrifflichkeiten

2.1 Lebensmittelunverträglichkeit

Unter dem Begriff Lebensmittelunverträglichkeiten werden zahlreiche klinische Erscheinungen zusammengefasst, die mit dem Verzehr von Lebensmitteln einhergehen.“[2] Der Begriff der Lebensmittelunverträglichkeit kann allerdings noch differenzierter beschrieben werden. Man unterscheidet weiter zwischen Lebensmittelallergien und Lebensmittelintoleranzen. Letztere gliedern sich nochmals in Pseudoallergien, Malabsorption, Psychosomatische Reaktionen sowie Enzymopathien. Unter dem Begriff Enzymopathien versteht man „Erkrankungen, die durch eine verminderte Aktivität von Enzymen verursacht sind“. Zu den Enzymopathien zählt man unter anderem die Laktoseintoleranz.

2.2 Laktose

Der Begriff Laktose steht synonym für „Milchzucker“ und ist Bestandteil der Milch. Sie befindet sich sowohl in Kuh-, als auch in Ziegen-, Schafs-, Stuten-, und Muttermilch. Laktose gehört zu der Kohlenhydratgruppe der Disaccharide, auch Doppelzucker genannt. „Diese entstehen aus zwei Molekülen Einfachzucker unter Abspaltung eines Wassermoleküls“[3]. Im Fall der Laktose besteht diese Verbindung aus Glucose (Traubenzucker) und Galaktose (Schleimzucker).[4]

2.3 Laktoseintoleranz

Unter Laktoseintoleranz, auch Milchzuckerintoleranz, Laktoseunverträglichkeit und Milchzuckerunverträglichkeit genannt, versteht man einen Mangel beziehungsweise eine Dysfunktion der Laktase-Enzyme im Körper. Durch diesen Mangel kann die aufgenommene Laktose im Dünndarm nicht mehr gespalten werden und es kommt nach dem Verzehr laktosehaltiger Lebensmittel zu einer Reihe von Symptomen. In der Fachliteratur wird zwischen drei verschiedenen Formen von Laktoseintoleranz unterschieden.

Die primäre adulte Laktoseintoleranz gründet auf einem angeborenen Laktasemangel. Im Säuglingsalter ist noch eine ausreichende Menge an Laktase im Körper vorhanden, allerdings nimmt diese mit zunehmendem Alter ab.[5] Aufgrund dieser Abnahme an Laktase im Körper leiden weniger Kinder als Erwachsene an der Enzymopathie.

Beim sekundären Laktasemangel, auch erworbener Laktasemangel genannt, entsteht der Laktasemangel im Körper aufgrund „verschiedener Erkrankungen wie bakteriellen Infektionen, Candida, Magen-Darm-Operationen, Morbus Chron, Ulcerosa, Zölliakie oder Bestrahlungen [...].“[6] Bei diesen Erkrankungen wurden die Darmzotten des Dünndarms beschädigt, allerdings kann die Produktion von Laktase wieder aufgenommen werden, sobald sich die Grunderkrankung zurückbildet.

Die dritte Form, der kongenitale Laktasemangel, ist ein genetisch bedingter, angeborener Enzymdefekt und kommt sehr selten vor. Hierbei fehlt das Enzym Laktase komplett im Körper, daher ist eine laktosefreie Diät unumgänglich, da bei Laktoseverzehr erhebliche Hirnschädigungen resultieren können.[7]

3. Studie zum schulischen Umgang mit Laktoseintoleranz

3.1 Beschreibung der Methoden und Erhebungsinstrumente

Um den derzeitigen Umgang mit Laktoseintoleranz in deutschen Schulen zu dokumentieren, wurde ein Online-Fragebogen erstellt, der in verschiedenen Internetforen veröffentlicht wurde. Hierbei wurden zwei verschiedene Fragebögen erarbeitet: Ein Fragebogen für Lehrerinnen und Lehrer und ein Fragebogen für Schülerinnen und Schüler, die an Laktoseintoleranz leiden. Der Fragebogen für Lehrerinnen und Lehrer wurde in verschiedenen „Lehrer-Foren“[8] im Internet veröffentlicht, mit der Bitte an einer Umfrage im Rahmen einer Hauptseminararbeit teilzunehmen. Der Fragebogen für Schülerinnen und Schüler wurde in „Familien-Foren“[9] und in dem Sozialen Netzwerk „Facebook“ in mehreren „Laktoseintoleranzgruppen“ veröffentlicht.

Insgesamt nahmen an der Online-Umfrage 42 Schülerinnen und Schüler sowie 26 Lehrerinnen und Lehrer teil. Die Umfrage erscheint in Hinblick auf die begrenzte Teilnehmeranzahl als nicht repräsentativ, allerdings bietet sie ausreichend Anhaltspunkte, um Rückschlüsse auf den heutigen Umgang mit Nahrunsmittelintoleranzen in der Schule zu ziehen.

3.2 Sichtweise von Schülerinnen und Schülern

Frage 1 – 3: Alter und Geschlecht der Befragten

An der Schülerumfrage beteiligten sich 18 Jungen und 24 Mädchen. Bei 24 Kindern wurde die Umfrage mithilfe von den Eltern oder anderen Verwandten (Geschwister, Großeltern, Tante, Onkel etc.) ausgefüllt. Bei der Umfrage beteiligten sich außerdem zwei Personen, die nicht unbedingt zu der Zielgruppe der Umfrage passen. Dazu gehören ein vierjähriges Kind, dessen Angaben sich daher auf die Kindertagesstätte beziehen, und eine vierzigjährige Frau, die ihre Erfahrungen aus ihrer ehemaligen Schulzeit dokumentieren wollte. Allerdings soll es in der Umfrage um den heutigen Umgang mit Laktoseintoleranz in der Schule gehen, daher wurden diese beiden Personen aus der Umfrage ausgeschlossen. Das Durchschnittsalter der befragten Schülerinnen und Schüler liegt bei 11,9 Jahren. In Abb. 1 ist die Altersverteilung der Teilnehmer und Teilnehmerinnen grafisch dargestellt.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb. 1: Altersverteilung

Frage 4: Wissen deine Lehrer/Lehrerinnen von deiner Laktoseintoleranz?

66% der Schülerinnen und Schüler gaben an, dass ihre Lehrerinnen und Lehrer über ihrer Laktoseintoleranz informiert sind. Bei 34% wissen die Lehrer dementsprechend nicht Bescheid. Hierfür genannte Gründe sind, dass die Diagnose erst vor kurzer Zeit gestellt wurde oder der Umstand, dass diese Information für Lehrerinnen und Lehrer nicht relevant sei, da keine Klassenfahrten anstehen oder in der Schule nicht gegessen wird.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb. 2: Wissen der Lehrerinnen/Lehrer

Frage 5: Haben deine Lehrer/Lehrerinnen das Thema Lebensmittelintoleranz im Unterricht behandelt?

Bei 15% der Schülerinnen und Schüler wurde das Thema Laktoseintoleranz im Unterricht behandelt, bei 85% hingegen nicht.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb. 3: Thematisierung im Unterricht

Frage 6: Sollte man das Thema "Lebensmittelunverträglichkeiten" in der Schule behandeln? Falls ja, warum?

Die Frage, ob sie es für notwendig halten das Thema im Unterricht zu behandeln, beantworteten nur 30 der 40 Teilnehmer und Teilnehmerinnen. Von diesen 30 Schülerinnen und Schülern halten 90% es für wichtig, das Thema zu thematisieren beziehungsweise zumindest anzusprechen, sofern betroffene Kinder in der Klasse vorhanden sind. Als Gründe für die unterrichtliche Thematisierung wurde zunächst die Zunahme an betroffenen Kindern und Jugendlichen genannt. Diese vermeintliche Zunahme an Betroffenen kann man mit der Tatsache erklären, dass Laktoseintoleranz in den letzten Jahren immer mehr in den Medien thematisiert wird, weshalb die entdeckten Laktoseintoleranzfälle deutlich zunehmen. Viele zuvor ungeklärte Magen-Darm-Beschwerden werden nun als Milchzuckerunverträglichkeit diagnostiziert, die früher unter anderem als Reizmagen- oder Reizdarmsyndrom dekliniert wurden.

Ein weiterer wichtiger Aspekt stellt für die Befragten die sozialen Kompetenzen dar, die durch das Thema Nahrungsmittelunverträglichkeiten vermittelt werden können. Andere Kinder sollen über die Unverträglichkeit informiert werden, um gezielt Rücksicht nehmen zu können. Bei der Umfrage wurde auch von Ausgrenzung und Mobbing bezüglich laktoseintoleranter Kinder gesprochen: „Meine Tochter wurde schlimm gemobbt und ausgegrenzt, da keiner mit ihren Problemen klar kam.“[10] Aus diesem Grund ist es von hoher Wichtigkeit, Klassenkameraden und Klassenkameradinnen aufzuklären und mit ihnen über betroffene Kinder zu sprechen. Ebenso wurde hierbei das Allgemeinwissen der Schülerinnen und Schüler angesprochen. Da Nahrungsmittelunverträglichkeiten in unserer heutigen Gesellschaft einen immer höheren Stellenwert erlangen, erscheint dieses Thema als allgemeinbildend und daher auch als unterrichtsrelevant.

Ein letzter hervorzuhebender Aspekt ist bei dieser Frage auch die Urteilsfähigkeit der Schülerinnen und Schülern selbst, in Hinblick auf auftretende Symptome bei einer Laktoseintoleranz. Durch die Aufklärung über Symptome von Nahrungsmittelintoleranzen im Unterricht können die Kinder und Jugendlichen selbst aufmerksam werden, sobald sie gewisse Symptome bei sich bemerken. Da Mediziner oft nicht primär eine Nahrungsmittelunverträglichkeit feststellen, könnte dies eine hilfreiche Möglichkeit darstellen die Diagnose einer Laktoseintoleranz zu beschleunigen. Um diesen Umstand zu verdeutlichen, soll auch hier ein Jugendlicher zitiert werden : „Ich denke, wenn Kinder in weiterführenden Schulen Symptome kennen lernen, können sie selbst eine Diagnose herbeiführen, indem sie von sich aus zum Arzt gehen und nicht auf andere hören das extreme Blähungen, Übelkeit etc nach dem Essen normal sei!“[11]

Frage 7: Was sollten deine Lehrer/deine Lehrerinnen über Laktoseintoleranz wissen?

Abgesehen von der Frage, ob man Nahrungsmittel-unverträglichkeiten im Unterricht thematisieren sollte, stellt sich zudem die Frage, was Lehrerkräfte über Laktoseintoleranz oder andere Lebensmittelintoleranzen wissen sollten, um ihre Schülerinnen und Schüler im Alltag zu unterstützen. Hierbei wurden an erster Stelle die möglichen Symptome genannt, die bei einer Laktoseintoleranz auftreten können.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb. 4: Wissen der Lehrkräfte

[...]


[1] http://www.reimemaschine.de/kindergedichte-0-3484.htm (5.09.2012)

[2] Leitzmann; Müller et.al. : Ernährung in Prävention und Therapie – Ein Lehrbuch, Hippokrates Verlag, Stuttgart, (3) 2009, S.465

[3] Schlieper, Cornelia A., Ernährung heute, Verlag Handwerk und Technik GmbH, Hamburg, 2008, 13. Auflage, S.31

[4] Vgl. Ebd., S.30f.

[5] Vgl. Nesterenko, Sigi: Nahrungsmittelintoleranzen- Leben mit Histamin-, Fruktose-, Laktose und Glutenintoleranz, Rainer Bloch Verlag, Schrobenhausen, 1.Auflage, 2010, S.106

[6] Vgl. Nesterenko, Sigi: Nahrungsmittelintoleranzen- Leben mit Histamin-, Fruktose-, Laktose und Glutenintoleranz, Rainer Bloch Verlag, Schrobenhausen, 1.Auflage, 2010, S.106

[7] Vgl. Ebd., S.107

[8] Vgl. http://www.lehrerforen.de/, http://www.grundschultreff.de/forum/main.php, http://www.lehrer-online.de/forum-lehrer-online.php, http://www.4teachers.de/?action=show&id=16(zuletzt gesehen am 18.08.2012)

[9] Vgl. http://www.eltern.de/community, http://www.laktose.net/forum/forum.php, http://www.nahrungsmittel-intoleranz.com/nmi-community/forumindex.html, http://www.libase.de, http://www.urbia.de/forum/(zuletzt gesehen am 18.08.2012)

[10] Vgl. Anhang: Schülerfragebogen, S.2

[11] Vgl. Ebd., S.2

Ende der Leseprobe aus 26 Seiten

Details

Titel
Nahrungsmittelintoleranz im Schulalltag
Untertitel
Eine Studie zum schulischen Umgang mit Lebensmittelunverträglichkeiten am Beispiel der Laktoseintoleranz
Hochschule
Pädagogische Hochschule Karlsruhe
Note
1,0
Autor
Jahr
2012
Seiten
26
Katalognummer
V263153
ISBN (eBook)
9783656518198
ISBN (Buch)
9783656518631
Dateigröße
915 KB
Sprache
Deutsch
Anmerkungen
Schlagworte
laktose, intoleranz, unverträglichkeit, allergie, lebensmittel, milch, unterricht, schule, schüler, lehrer, milchzucker
Arbeit zitieren
Lisa Kessler (Autor:in), 2012, Nahrungsmittelintoleranz im Schulalltag, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/263153

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