Öffentlichkeitsarbeit in der Sozialen Arbeit


Studienarbeit, 2012

31 Seiten, Note: 2,5


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1 Einführung in das Thema

2 Begrifflichkeiten
2.1 Öffentlichkeit
2.1 Öffentlichkeitsarbeit

3 Öffentlichkeitsarbeit in der Sozialen Arbeit
3.1 Aufgaben und Funktionen von Öffentlichkeitsarbeit
3.2 Stellenwert der Öffentlichkeitsarbeit
3.3 Herausforderungen in der Praxis

4 Zusammenfassung

5 Literaturverzeichnis

Ehrenwörtliche Erklärung

Abbildungsverzeichnis

Abb. 1: Funktionen von Öffentlichkeitsarbeit in NPOs

1 Einführung in das Thema

Im Verhältnis von Sozialpädagogik und Öffentlichkeit haben zwei Umstände ein besonderes Format gewonnen: Dramatisierende Medienberichte über „typische Klienten[1]“ der Sozialen Arbeit und die vergeblichen Bemühungen vieler Pädagogen mit ihnen einerseits, und die Sozialbereich immer wichtiger gewordene Öffentlichkeitsarbeit andererseits (vgl. Hamburger, S. 999, 2012).

Zum erstgenannten Phänomen zählen dabei ins besonders Medienberichte gewaltbereiter, drogenabhängiger Jugendlicher und perspektivloserer, arbeitsunwilliger Menschen, welche dabei nicht unbedingt zur Glaubwürdigkeit der Sozialen Arbeit beitragen und Klienten eher stigmatisieren (vgl. Puhl, S. 70, 2003). Oftmals werden diese sozialpädagogischen Interventionen in diesem Kontext als wenig sinnvoll und eher wirkungslos dargestellt. Somit wird der Öffentlichkeit schnell ein verfälschtes Bild über die Soziale Arbeit vermittelt, welches eine damit zwangsläufig verbundene Fremdwahrnehmung erzeugt. Die eigentliche Profession der Sozialen Arbeit wird nicht wahrgenommen, ihre Existenz unterschlagen, direkt geleugnet und ihre Leistungen anderen Berufsgruppen zugeschlagen (vgl. Web 01).

Die Soziale Arbeit, in der breiten Öffentlichkeit, wird vor allem mit Kindern und Jugendlichen in Verbindung gebracht und erfüllt eine doppelte Funktion: Einmal hat ihre Darstellung moralisch wertvollen Charakter, etwa bei der Schilderung von Jugendfreizeiten, zum anderen dient als Feld politischer Profilierung (vgl. Hamburger, S. 1012, 2012). Dies ist zum Beispiel dann der Fall, wenn „Personen der Öffentlichkeit“ sozialpädagogische Anlässe dafür nutzen um sich ins rechte Bild zu rücken (vgl. Puhl, S. 71). Dabei werden soziale Einrichtungen nicht wegen ihrer Arbeit und ihres pädagogischen Handeln in den Blick der Öffentlichkeit gerückt, sondern vor allem dann, wenn Unternehmer oder Politiker sich für sie einsetzen, in dem sie zum Beispiel Geld spenden. Doch eins ist Gewiss: Medien erzeugen eine gewisse Form der „Wirklichkeit“ bei ihren Konsumenten. Diese wirklichkeitserzeugende Funktion der Medien macht sie zu einem „Objekt der Begierde“, Präsenz in der Öffentlichkeit wird zu einem knappen gut (Hamburger, S. 1014, 2012). Daher gewinnt, für die Soziale Arbeit, das Interesse an gelingender Öffentlichkeitsarbeit zunehmend an Bedeutung, da auch soziale Organisationen die Potentiale erkannt haben. So hat sich die Öffentlichkeitsarbeit mittlerweile zu einem eigenen Betätigungsfeld in der Sozialen Arbeit entwickelt (vgl. Hamburger, S. 1014, 2012). Jedoch fungiert die Öffentlichkeitsarbeit als kommunikativer Prozess nicht nur als reines Hilfsmittel. Denn freie Träger der Sozialen Arbeit sind zur Information verpflichtet. Es geht dabei darum, soziale Leistungen öffentlich bekannt und allen Interessierten zugänglich zu machen. Diese Informationspflicht sowie die Herstellung von Transparenz des pädagogischen Handelns sind in Paragraph 13 des Sozialgesetzbuches (SGB I, allgemeiner Teil) festgehalten (vgl. Schürmann, S. 14, 2004).

Doch auch wenn Medien die Funktion zur Entstehung eines „Bildes“ besitzen, sind sie nicht zwangsläufig für die Entstehung eines verzerrten Bildes der Sozialen Arbeit verantwortlich. So wird das Tätigkeitsfeld der Sozialarbeit immer so dargestellt, wie sie selbst ist. Denn sie selbst trug und trägt immer noch selbst dazu bei, wenig oder unvollständig wahrgenommen zu werden. So wird bis heute die Soziale Arbeit oftmals nicht als soziales Funktionssystem zur Bereitstellung kontinuierlicher, staatlicher Hilfen präsentiert wird, sondern spiegelt sich in der Öffentlichkeit wesentlich in ihrem Tagesgeschäft wieder (vgl. Puhl, S. 70, 2003). Im Vordergrund von Öffentlichkeitsarbeit stehen demnach eher die Bekanntmachung von Freizeitangeboten oder Veranstaltungen wie ein „Tag der offenen Tür“. Trotz der Erkenntnis zur Notwendigkeit von Öffentlichkeitsarbeit, welche mehr beinhaltet als nur die Bekanntmachung von Veranstaltungen, herrscht in der Sozialen Arbeit eine Zurückhaltung gegenüber einer legitimatorisch begründeten und anwaltschaftlich, verstandenen Öffentlichkeitsarbeit vor (vgl. Puhl, S. 184, 2003). Soziale Arbeit ist dabei oftmals gekennzeichnet durch einen Balanceakt zwischen der Schutzfunktion des Klienten und der Aufklärungsfunktion gegenüber der Öffentlichkeit.

Die öffentliche Platzierung sozialpolitischer Themen bleibt somit oftmals aus (vgl. Puhl, S. 50, 2003). So sind zwar sozialpädagogische Themen im öffentlichen Bewusstsein präsent, jedoch nicht der dazugehörige Berufsstand (vgl. Puhl, S. 49, 2003). Das somit Soziale Arbeit nicht als echte Profession wahrgenommen wird, leuchtet ein. Ria Puhl[2] fordert daher: Soziale Arbeit muss nach außen verständlich darstellen können, was sie tut, und begründen können, warum sie es tut (vgl. Puhl, S. 184, 2003).

Diese öffentliche Thematisierung belastet die Soziale Arbeit enorm, da Klienten übereifrig stigmatisiert werden und die Profession über wenige Akteure verfügt, welche die Sichtweisen öffentlicher Diskussionen vertreten (vgl. Hamburger, S. 999, 2012).

Diese Arbeit untersucht am Beispiel von Öffentlichkeitsarbeit das Verhältnis Sozialer Arbeit zur Öffentlichkeit. Dabei werden zum einen die Perspektive zum Verständnis und dem Image Sozialer Arbeit in der Öffentlichkeit und zum anderen der Umgang von Einrichtungen mit Öffentlichkeit eingenommen. Im Mittelpunkt stehen dabei die Funktion und Wirkung von Öffentlichkeitsarbeit sowie deren Stellenwert in sozialen Einrichtungen. Weiterhin soll untersucht werden wie und in welchem Maße Öffentlichkeitsarbeit in der Sozialen Arbeit praktiziert wird und was mögliche Ursachen für zurückhaltende Öffentlichkeitsarbeit sind.

2 Begrifflichkeiten

In diesem Kapitel soll zunächst der Versuch unternommen werden, die vielfältig, bedeutende Begriffe von Öffentlichkeit und Öffentlichkeitsarbeit näher zu erläutern und auf zu zeigen, was die Sozialwissenschaften darunter verstehen. Weiterhin soll beleuchtet werden, ob und wenn ja, in wie weit, Öffentlichkeitsarbeit in der Sozialen Arbeit eingesetzt werden kann und welchen Nutzen sie mit sich bringen kann.

2.1 Öffentlichkeit

Rein begrifflich gesehen bezeichnet Öffentlichkeit Eigenschaften wie ‚offen’ und ‚öffentlich’. Im Gegensatz zum Begriff der ‚öffentlichen Meinung’ beschreiben diese Attribute jedoch nur vage den Begriff. Öffentlichkeit kann somit nur gegenteilig her bestimmt werden. So ist Öffentlichkeit weder geschlossen, weder geheim noch privat (vgl. Web 02).

Zunächst werden mit den Begriffen „öffentlich“ und „privat“ zwei soziale Bereiche voneinander abgegrenzt. Der private Bereich eines Individuums unterliegt der eigenständigen Kontrolle und der persönlichen Entscheidungsfreiheit, die selbst wiederum laut der Verfassung - und somit auch öffentlich - definiert und respektiert werden (vgl. Hamburger, S. 1002, 2012). Dagegen ist der öffentliche Bereich von Kritik und Auseinandersetzung, der Meinungsbildung, an denen sich privateigenständige Personen orientieren und teilhaben, geprägt. Öffentlichkeit heißt demnach also „nichtstaatlich“ als auch „nichtprivat“ und schließt somit Bereiche wie politische Parteien, Verbände oder auch die Presse ein (vgl. Faulstich, S. 53, 2000).

Mit Blick auf Soziale Arbeit heißt dies, dass staatliche Maßnahmen als Hilfe „öffentlicher Träger“ bezeichnet werden. Hingegen werden private Wohlfahrtstätigkeiten als die der „privaten Träger“ bezeichnet. Dabei haben „öffentliche Träger“ die Aufgabe der Funktionssicherung sowie der Kontrolle der Tätigkeit von „nicht-öffentlichen Trägern“. Der rigorosen Unterscheidung von „privat“ und „öffentlich“ hat sich bereits der Soziologe und Philosoph Jürgen Habermas gewidmet. Für ihn haben sich ihre Deutungen in dem „Strukturwandel der Öffentlichkeit“ herausgebildet (vgl. Hamburger, S. 1002, 2012).

Habermas zeigt dabei anhand historischer Beispiele, wie „die politische Öffentlichkeit aus der literarischen“ hervorgegangen ist. Er stellt somit den Entwicklungsprozess der modernen Öffentlichkeit dar (vgl. Habermas, S. 90, 1990). Die zahlreich gegründeten Kaffeehäusern und Salons, des 17. Jahrhunderts, entwickelten sich als Mittelpunkt von Öffentlichkeit. Sie sind Schauplatz einer neuen Form sozialer Interaktion, die erstens geprägt ist vom Austausch zwischen Privatpersonen, die sich als gleichgestellt ansehen. Diese Gleichstellung ist dabei nur außerhalb eines vorstellbar (vgl. Web 02). Der soziale Umgang findet in dem so geschaffenen Rahmen ohne Statusunterschiede statt. Jedermann konnte mitreden und diesen Runden teilhaben. So standen Gespräche verschiedensten Ursprungs im Vordergrund. Die Diskussionen der Beteiligten beinhalteten zunächst Themen rund um Kunst und Literatur und reichten bis hin zu ökonomischen sowie politischen Inhalten (vgl. Web 02).

Habermas „Konzept der Öffentlichkeit“, ist ein wesentlicher Bestandteil des Selbstverständnisses moderner demokratischer Gesellschaften, da es eine besondere Beziehung zwischen Gesellschaft und politischer Macht reflektiert und die Schaffung eines Kommunikationsraums anzeigt, in dem sich eine öffentliche Meinung und ein kollektiver Wille herausbilden kann (Web 02). Das hier entstehende Modell der Öffentlichkeit stößt allerdings bei seiner konkreten Umsetzung auf eine Hürde, nämlich die doppeldeutige Rolle der Massenmedien (Zeitungen, Internet) in der öffentlichen Kommunikation. Diese können, so Habermas, Kommunikationskreisläufe einer Zivilgesellschaft dynamisieren. Das Aufkommen des Internets verändert das Panorama der öffentlichen Kommunikation (vgl. Web 02). Denn durch die Eröffnung eines Zugangs zu einem interaktiven Raum, wie das Internet, wird der Begriff der Öffentlichkeit völlig neu definiert. Das Medium lässt somit erstmals eine Annäherung an das Ideal Habermas, der gleichberechtigten Kommunikation, ohne Ausgrenzung vorstellbar werden (vgl. Web 02).

Der virtuelle Raum dieser „neuen Öffentlichkeit“ wird damit nicht nur zu einer Plattform kollektiven Meinungsaustausches sondern vor allem für persönliche Inszenierungen. Als Beispiel seien hierfür Onlineplattformen wie zum Beispiel „Facebook“ oder „Youtube“ genannt, in denen Menschen Meinungen austauschen aber auch persönliche, private Informationen mit anderen teilen. Resultat ist eine erneute Verschiebung der Grenzen zwischen dem was wir als Öffentlich und Privat bezeichnen. Daraus ergibt sich die, weshalb die Aufrechterhaltung eben dieser Grenzen überhaupt notwendig oder wünschenswert ist (vgl. Web 02).

Zusammenfassen umfasst Öffentlichkeit also den Staat und die Gesellschaft. Sie bildet zentrale Strukturen der Zivilgesellschaft und des Staates bis in ihre Verzweigungen hinein (vgl. Hamburger, S. 1004, 2012). Somit ist Öffentlichkeit ein fester Bestandteil einer jeden staatlichen Institution, also auch der Institutionen des Sozialstaates und somit auch deren sozialer Einrichtungen (vgl. Schaarschuch, S. 45, 1999).

In der sozialen Arbeit können nach Franck vier Unterteilungen von Öffentlichkeit vorgenommen werden. Diese Untergliederung soll die Öffentlichkeitsarbeit überschaubarer machen und Schwerpunkte setzen (vgl. Franck, S. 24, 1996).

Vier Öffentlichkeiten nach Franck:
-Interne Öffentlichkeit
-Fach-(politische) Öffentlichkeit
-„Kern“-Öffentlichkeit
-Medienöffentlichkeit

Die interne Öffentlichkeit [Hervorhebung durch Autor]

Ein Ziel der internen Öffentlichkeit sollte die transparente Gestaltung von Arbeitsprozessen einer sozialen Organisation sein. Allen Beteiligten sollten dabei die Ziele einer Einrichtung vertraut gemacht werden. Nur so lässt sich das Image und die Absichten einer Einrichtung schlüssig und einvernehmlich nach außen transportieren. Zu den genannten Beteiligten, in einem solchen Prozess, gehören unter anderem Mitglieder, Mitarbeiter, Vorstand, ehrenamtliche Mitarbeiter oder auch Sponsoren einer Organisation. Als Mittel dieses Kommunikationsprozesses kommen Protokolle, Rundschreiben, Jahresberichte, Arbeitsbesprechungen oder Mitgliederversammlungen zum Einsatz (vgl. Franck, S. 24, 1996). Erst sie machen eine interne Öffentlichkeitsarbeit möglich und machbar.

[...]


[1] Weibliche / männliche Schreibweise
Aus Gründen der besseren Lesbarkeit wurde die männliche Schreibweise verwendet. Ich weise an dieser Stelle ausdrücklich darauf hin, dass sowohl die männliche als auch die weibliche Schreibweise für die Seminararbeit gemeint ist.

[2] Puhl, Ria, Prof. Dr. phil. Hauptamtlich Lehrende im Fachbereich Sozialwesen an der Katholischen Hochschule Nordrhein-Westfalens

Ende der Leseprobe aus 31 Seiten

Details

Titel
Öffentlichkeitsarbeit in der Sozialen Arbeit
Hochschule
Duale Hochschule Gera-Eisenach (ehem. Berufsakademie Thürigen in Gera)
Note
2,5
Autor
Jahr
2012
Seiten
31
Katalognummer
V262559
ISBN (eBook)
9783656516118
ISBN (Buch)
9783656516200
Dateigröße
543 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Sozialpädagogik, Soziale Arbeit, Marketing, Öffentlichkeitsarbeit
Arbeit zitieren
Bachelor of Arts Sebastian Reichenbach (Autor:in), 2012, Öffentlichkeitsarbeit in der Sozialen Arbeit, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/262559

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