Big Brother - eine linguistische Untersuchung


Referat (Ausarbeitung), 2003

19 Seiten, Note: 1


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

Big Brother – Mehr als nur eine Fernsehsendung

Big Brother – Die Chaträume

Big Brother Chat

Big Brother – Das Forum

Betreff: Nadine ist ein intrigantes Luder

Betreff: welchem bewohner wäre der sieg gegönnt?

Big Brother – Die Zeitschrift

Big Brother –Wortneuschöpfungen

Big Brother- Die Gesprächsanalyse

Literatur

Big Brother – Mehr als nur eine Fernsehsendung

Das Wort „Big Brother“ ist mittlerweile vollständig im Vokabular des Deutschen etabliert und ist jedem Durchschnittsbürger ein Begriff. Längst wird damit nicht mehr George Orwells Roman „1984“ assoziiert, sondern eine Fernsehshow der Produktionsfirma Endemol. Vor Augen tritt das Bild eines Containers mit einer Gruppe von darin freiwillig eingeschlossenen Menschen, die Tag und Nacht von Kameras beobachtet werden. Es gibt kein durchdachtes Drehbuch, keine talentierten Schauspieler, keine Spezialeffekte und schon gar keinen tieferen Sinn, wie es die Filmindustrie zu schaffen versucht. Der Zuschauer wird meist mit den durchschnittlichsten aller durchschnittlichen Mitbürger konfrontiert, die sich in meist sehr eintönig-oberflächlichen und sinnlosen Gesprächen als interessant und einzigartig zu profilieren versuchen. Die Produzenten dieser Show versuchen den langweiligen Alltag der Bewohner mit lustigen, peinlichen oder scheinbar gefährlichen Spielen etwas zu bereichern und dem Zuschauer schmackhaft zu machen. Das Ziel dieser Sendung besteht darin, dass sich die Kandidaten für den finanziellen Gewinn bei den Zuschauern so beliebt wie nur möglich machen, damit diese für Wuchersummen für ihren jeweiligen Liebling anrufen und ihm somit zum Sieg verhelfen. Als ein Dankeschön nehmen die ehemaligen Bewohner in ihrer wieder gewonnenen Freiheit ein Lied für ihre Fans auf, beglücken damit die Welt für ein paar Wochen und verschwinden notgedrungen in die Anonymität und Durchschnittlichkeit.

Während dessen freut sich der Zuschauer bereits auf die nächste angekündigte Staffel.

Dieses einfache Konzept, das leicht trivial und absurd erscheint, hat bereits die halbe Welt erobert, Milliarden Menschen begeistert und der Firma Endemol zu einem Imperium verholfen. Was unterscheidet also diese Fernsehsendung von all den anderen, die nicht diesen Erfolg feiern dürfen? Genau diese Frage habe ich mir selbst gestellt, als ich das Phänomen Big Brother zu untersuchen begann. Um diese möglicherweise beantworten zu können, habe ich das „Umfeld“ von Big Brother näher betrachtet, also alles was mit Big Brother und dem Big Brother-Zuschauer zu tun hat. Bei meinen Recherchen bin ich auf erstaunlich viele Quellen gestoßen, die mir sehr interessante Fakten über das, von den Machern von Big Brother gewebte, Netz auf der Jagd nach Zuschauern verriet. Es scheint schon längst nicht mehr auszureichen, den Zuschauer über den Fernsehapparat zu erreichen. Dem Fernseher kann sich der Zuschauer nämlich leicht entziehen. Dafür reicht es nur ein Knöpfchen zu betätigen und um- oder auszuschalten. Somit wäre Big Brother aus dem Spiel und der potentielle Zuschauer außer Reichweite der Quotenjäger. Also was tun? Im Fall von Big Brother wurde wohl auf die psychologische Karte gesetzt. Der Zuschauer sollte das Spiel nicht mehr nur im Fernsehen passiv beobachten, er sollte ein involvierter Mitspieler werden. Er sollte in die Big Brother-Welt gezogen und darin gefangen werden. Somit entstand die Aufgabe, mehrere Lebensbereiche des Zuschauers mit Big Brother abzudecken und nicht nur den wohlverdienten Fernsehabend. Im Zeitalter von Internet und Handy fiel es den Machern auch nicht sehr schwer, sich ins Leben des Durchschnittsbürgers einzuschleichen. So gibt es natürlich eine Big Brother-Homepage mit den entsprechenden Big Brother-Chaträumen und Big Brother-Foren, der eingefleischte Fan kann sich auch BigBrother-Handyklingeltöne und

-Logos bestellen und in der Big Brother-Zeitschrift alle 14 Tage nachlesen was im Haus geschehen ist, sozusagen das „gemeinsam“ mit den Bewohnern erlebte noch einmal nachempfinden. Genau das sind die für mich interessanten Phänomene, die ich im Weiteren genauer untersuchen und erläutern werde.

Big Brother – Die Chaträume

Chaträume sind Plattformen im Internet, die den Chattern (Chatteilnehmer) die Möglichkeit einer sehr schnellen Kommunikation geben, wenn nicht sogar der schnellsten der Welt. Jeder kann sich anonym hinter einem selbst gewählten Namen (nickname) versteckt in ein virtuelles Gespräch einschalten und sich aktiv daran beteiligen oder auch passiv die Rolle des Beobachters annehmen. Es gibt verschiedene Formen des Chats. Es gibt welche, die von einem „Operator“, einer Art Moderator, überwacht und geleitet werden. Er wacht über dem Thema, kontrolliert die Chatteilnehmer und hat die Macht einzelne oder mehrere Chatteilnehmer raus zuwerfen oder zu ermahnen, sollten sie die Themen anschneiden, die in den meisten kontrollierten Chaträumen als Tabu gekennzeichnet werden, wie z.B. Pornographie, Beleidigungen, komerzielle Absichten und sowohl rassistische als auch nationalsozialistische Parolen und Beiträge.

Weiterhin gibt es auch Chaträume, die von ihren Erschaffern so konstruiert wurden, dass nur eine begrenzte Anzahl von Chatteilnehmern diese Räume betreten darf. Dies ist eine, meiner Meinung nach, sehr sinnvolle Eingrenzung, denn sie dient dem Erhalt der Übersichtlichkeit eines Chats. Wie schon erwähnt ist die Kommunikation in den Chaträumen eine sehr schnelle. Oft können die Chatteilnehmer Wörter schneller tippen als aussprechen und mit der heutigen modernen Technik ist das Abschicken solcher getippter Gedanken eine Frage von nicht einmal einer ganzen Sekunde. Für das Lesen von Beiträgen anderer Chatteilnehmer braucht man jedoch entscheidend mehr Zeit. Noch mehr Zeit nimmt dies in Anspruch, wenn es sich um grammatikalisch unvollständige und orthographisch falsch geschriebene Beiträge handelt, was sehr oft der Fall ist. Je mehr Chatter sich an einem Chatgespräch beteiligen, desto schneller müssen sie sein, um nicht ausgegrenzt zu werden. Ist ein Chatter nämlich einen Moment abgelenkt, verliert er den Anschluss. Das ist der Hauptgrund, warum die einzelnen Beiträge kurz, abgehackt und oft nur schwer verständlich sind. Oft wird ein einzelner Satz oder Gedanke (wenn man wegen mangelhafter Zeichensetzung nicht mehr von Sätzen reden kann) häppchenweise durch mehrere ins Internet gesendete Beiträge mitgeteilt. Wenn jedoch ein anderer Chatteilnehmer genauso schnell in dem Moment seine Beiträge abliefert, entsteht ein unübersichtliches Gewusel von Gedankenfetzen, die so nicht mehr als ein Sinngehalt wieder erkennbar ist. Als Hilfe in solchen Situationen soll die Möglichkeit dienen, dass sich jeder Teilnehmer seine Schriftart und –farbe aussuchen darf. Dies soll das Unterscheiden zwischen den einzelnen Chattern erleichtern. Oft hat es aber die Wirkung, dass das Auge so viele sich schnell bewegende, grelle Schriftzüge wahrnimmt, dass alles zu einer bunten und nicht zu entziffernden Masse verschwimmt. Zusammengefasst sind es für mich schwierige Bedingungen für eine sinnvolle und produktive Kommunikation. Trotzdem sind Chaträume sehr beliebt und werden viel besucht. Es gibt unzählige Chaträume zu den unterschiedlichsten Themenbereichen. So können sich Fans bestimmter Musikrichtungen und Sportarten, verschiedener Altersgruppen und Nationalitäten über große und kleine Entfernungen austauschen und kennen lernen. Nicht selten aber ersetzen Chatbekanntschaften reale soziale Kontakte zur Umwelt der Chatter. Auch wird die Chatsucht bereits als eine Suchtkrankheit mit tief in der menschlichen Psyche liegenden Ursachen anerkannt, ähnlich wie Spiel- und Alkoholsucht.

Scheinbar hat der virtuelle zwischenmenschliche Kontakt eine feste Stellung in unserer Gesellschaft eingenommen, und so ist es nicht verwunderlich, dass diese Plattform auch für komerzielle Zwecke genutzt wird, wie z.B. für die Verbreitung der Big Brother-Manie.

Inwieweit dies Erfolgreich ist, welche Menschen davon angesprochen werden und was für einen kommunikativen Wert der Big Brother-Chat besitzt, werde ich im Folgenden schildern.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

[...]

Ende der Leseprobe aus 19 Seiten

Details

Titel
Big Brother - eine linguistische Untersuchung
Hochschule
Universität Potsdam  (Institut für Slavistik)
Veranstaltung
Mediensprache
Note
1
Autor
Jahr
2003
Seiten
19
Katalognummer
V26221
ISBN (eBook)
9783638286299
Dateigröße
615 KB
Sprache
Deutsch
Anmerkungen
Diese Arbeit wurde zwar für eine slavistische Veranstaltung angefertigt, ist jedoch vollkommen in deutscher Sprache geschrieben und bezieht sich auf das Big Brother in Deutschland - hat so gesehen nichts mit der Slavistik zu tun. Gut geeignet für Germanisten / Linguisten!
Schlagworte
Brother, Untersuchung, Mediensprache
Arbeit zitieren
Alexandra Urbanowski (Autor:in), 2003, Big Brother - eine linguistische Untersuchung, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/26221

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