Spezifische Aspekte der neurotischen depressiven Erkrankungen bei türkischen Migranten


Hausarbeit, 2013

20 Seiten

Agnes Reikamp (Autor:in)


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung.

2. Besonderheiten der Migration.
2.1. Phasen der Migration.
2.2. Gefühl der Fremdheit

3. Depression.
3.1. Die Beschreibung der Depression.
3.2. Besonderheiten bei Migranten.

4. Vorschläge für die Therapie.
4.1. Sprachliche und kulturelle Missverständnisse.
4.2. Kommunikationsprobleme – Zugangsbarrieren.
4.3. Unterschiedliches Krankheitsverständnis.
4.4. Instrumente der Psychotherapie.

5. Resümee.

6. Quellennachweis.

1. Einleitung

In meiner Arbeit begegnen mir eine Vielzahl von türkischen Migranten, die hier in Deutschland leben und vor vielen Herausforderungen stehen, die einem Deutschen so nicht bewusst sind. So habe ich mir Gedanken darüber gemacht, ob es neben den Unterschieden in der Kultur auch weitere Unterschiede wie zum Beispiel bei psychischen Krankheiten geben könnte. Erst als kürzlich ein Artikel auf www.welt.de (vgl. Dowideit/ Wisdorff 2012) veröffentlicht wurde, wurde meine Neugier in ein bestimmten Bereich gelenkt. In diesem Artikel wird beschrieben, dass etwa 40 Prozent der Frühverrentung aufgrund psychischer Erkrankungen erfolgt. Es kam für mich die Frage auf, ob dieser Artikel auch auf die in Deutschland lebenden türkischen Migranten anwendbar ist. Da es jedoch eine Vielzahl von psychischen Erkrankungen gibt, möchte ich mich in der Hausarbeit auf die neurotische Depression konzentrieren. Den Grund für die Schwerpunktsetzung liefert die WHO. So besagt eine WHO-Studie vom 1. Dezember 2011 (vgl. WHO Study EB130/9 2011: S. 1), dass die Depression im Jahr 2030 die Hauptursache für psychische Krankheiten in den Industrieländern sein wird. Derzeit sind nach aktuellen Angaben der WHO weltweit etwa 350 Millionen Menschen betroffen. Diese Krankheit ist somit ein enormer Wirtschaftsfaktor. Die Allianz schätzt die jährlichen direkten und indirekten Kosten in Deutschland auf zwischen 15,5 bis 22 Mrd. EUR (vgl. Allianz AG 2011). Da der Anteil Einwohner mit Migrationshintergrund in Deutschland 2011 knapp 20 Prozent betrug (vgl. Die Bundesregierung 2012), lohnt es auf jeden Fall, dass diese Bevölkerungsgruppe näher betrachtet und im Zusammenhang mit der Depression untersucht wird. In Deutschland stellen die türkischen Migranten die größte Bevölkerungsgruppe unter den Migranten dar, so dass ich meine Untersuchungen hierauf konzentrieren werde. Gerade vor diesem Hintergrund stellt sich für mich die Frage, sind die türkischen Migranten in Deutschland auch von der Depression betroffen und wenn, gibt es hier Unterschiede? Dazu möchte ich zunächst auf die einzelnen Phasen der Migration selbst eingehen, dann die Depression näher beleuchten. Anschließend rücke ich speziell die neurotische Depression in den Fokus der türkischen Migranten, um dort zu analysieren, ob und welche Unterschiede bei dieser Krankheit bestehen. Abschließend möchte ich Therapievorschläge bringen, damit die Therapie eines Migranten nicht von vornherein zum Scheitern verurteilt ist.

2. Besonderheiten der Migration

2.1. Phasen der Migration

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Es gibt verschiedenste Belastungen im Migrationsprozess. So beschreibt Sluzki die fünf Phasen im Migrationsprozess und kennzeichnet die jeweilige Belastung dazu (vgl. Sluzki 2001: S. 102f.). So nennt er die Vorbereitungsphase, den Migrationsakt, die Phase der Überkompensierung, die Phase der Dekompensation und die Phase der generationsübergreifenden Anpassungs-prozesse. In jeder der Phasen gibt es unterschiedlich starke psychische Belastungen für die Migranten bzw. die Migrationsfamilie, die bei ein-heimischen Patienten so nicht vorzufinden ist.

In der Vorbereitungsphase folgt auf der kurzen freudigen Euphorie eine kurze Quelle: modifiziert nach Sluzki, 2001, S.103 Zeit der Überlastung und Angst. Im Migrationsakt selbst fehlen den Migranten Handlungsanweisungen und Rituale. Dabei sind sie sich oftmals selbst überlassen. In der Phase der Überkompensation ist der Grad der Anpassung am höchsten, Konflikte treten in den Hintergrund und verschiedene Rollen werden in der Familie wahrgenommen. Diese Phase direkt nach der Migration dauert jedoch nicht lange und die Realität des Alltages lässt die Familie in die Phase der Dekompensation stürzen. In der Phase sind Konflikte, Krisen und Probleme vorherrschend. Teilweise sind die Familienwerte, die in dem Ursprungsland sinnvoll waren, nicht mehr mit denen in der neuen Heimat vereinbar. Auch die Rollenaufteilung zwischen den Ehepartnern kann sich mit der Zeit als problematisch erweisen, da sich ein Partner zunehmend nicht verstanden und unterstützt fühlt. Die letzte Phase der generationsübergreifenden Anpassungsprozesse tritt hervor, wenn die Kinder in dem Aufnahmeland aufwachsen. Sie passen sich in der Regel schneller an und lernen auch die Sprache sehr viel schneller als ihre Eltern. Die Probleme, die noch von den Eltern unterdrückt wurden, treten jetzt häufiger in den Vordergrund (vgl, ebd.: S. 103ff.). Die Konflikte wurden zum Teil deswegen eher verdrängt als gelöst, da der Aufenthalt lediglich als (Dauer-) Provisorium gelebt wurde und das wiederum die Integration erschwert oder gar verhindert. (vgl. Lanfranchi 2004: S. 21). Die Familienmitglieder durchleben einen Identitätswechsel, der mehr oder weniger von den Beteiligten mitgetragen wird. Das Ausbalancieren zwischen dem Altbewährtem und der Notwendigkeit zur Anpassung ist ein Drahtseilakt, den die Migranten nur mit Identitätskrisen durchleben (vgl. Weiss 2003: S. 150).

2.2. Gefühl der Fremdheit

Es gibt Situationen, in denen etwas Neues oder Unbekanntes auf einem zukommt, welche einem unlösbar erscheinen. Solche Situationen führen zur Verunsicherung, Selbstverzweiflung und übersteigerte bzw. unangemessene Angstreaktion. Eine Vermeidung der unbekannten Situation aus Angst, würde die Angst selbst nur verfestigen (vgl. Han 2007: S. 25). Durch Wiederholung dieser Erlebnisse in der unüberwindbaren Problemsituation und die Unfähigkeit diese allein zu lösen, führt zur Verfestigung der Angst und Vermeidungsreaktion.

Das Unbekannte in unserem Fall sind die Einheimischen für die türkischen Migranten und umgekehrt die türkischen Migranten für die Einheimischen. Diese Migranten in Deutschland leben in und zwischen zwei Kulturen. Ihre Zugehörigkeit zu eine der Kulturen ist ungeklärt, so dass sie zwar die Auseinandersetzungen mit der deutschen und der türkischen Kultur aushalten müssen, aber in beiden Kulturen Außenseiter bleiben (vgl. ebd.: S. 27). Auch die Einheimischen haben Angst vor den Fremden, da nicht nur die äußere Erscheinung, sondern auch alle anderen Aspekte wie z.B, Kultur, Sprache, Religion für sie innerhalb ihrer Umwelt fremd und unbekannt sind (vgl. ebd.: S. 28). So bleibt festzuhalten, dass beide Seiten voreinander Angst haben. Um mit diesen Ängsten umzugehen, muss die Gesellschaft sich öffnen und konstruktiv mit den unbekannten Herausforderungen umgehen. Es ist jedoch utopisch anzunehmen, dass es je eine Gesellschaft ohne Ängste geben wird (vgl. ebd.: S. 36).

Um in einem neuen Land anzukommen, ist es wichtig, die entsprechende Sprache zu beherrschen. Das größte Hindernis im Alltag, sind jedoch die Sprachbarrieren, die es im Zusammenhang mit türkischen Migranten oft noch zu überwinden gilt. So beschreibt Dr. Vieten, ein Psychiater und Psychotherapeut aus Mönchengladbach, eine Alltagssituation mit einer türkischen Patientin, die kein Deutsch spricht. Er kann in diesem Fall nur sehr eingeschränkt helfen. Die Diagnose war nur unzureichend und so musste er diese Patientin wieder losschicken. Hierbei beklagt er sich, dass manche Gruppen (speziell die der Migranten) nur sehr wenig von der erstklassigen medizinischen Versorgung in Deutschland profitieren (vgl.: Vieten o.J.).

Die psychischen Sorgen der türkischen Migranten basieren nicht allein nur auf den Migrationsprozess an sich, sondern auch teilweise auf den Umstand, dass die Menschen an Heimweh leiden. Die Sehnsucht nach der Geborgenheit in der alten Heimat ist ein bereits seit dem 17. Jhd. bekanntes Phänomen (vgl. David 2007: S. 14). Die Symptome wie Traurigkeit, Schlaflosigkeit, Angst, u.a. sollten bei einer Psychotherapie angesprochen und beachtet werden, da ein immenser Leidensdruck besteht.

3. Depression

3.1. Die Beschreibung der Depression

Die Depression ist die häufigste psychische Erkrankung bei Erwachsenen. Sie verursacht eine beträchtliche Verminderung der gesundheitlichen Lebensqualität. Eine Depression ist eine affektive Störung, die durch unzählige Symptome gekennzeichnet ist. Einige der somatische Hauptsymptome sind: gedrückte Stimmung, Interessenverlust, Antriebsmangel, sozialer Rückzug und vermindertes Selbstwertgefühl (vgl. Mangold: S. 42). Dazu kommen noch somatische Symptome wie z.B. Appetit- und Libidoverlust, Gewichtsverlust, psychomotorische Hemmung oder Agitiertheit, verminderte emotionale Reaktionen auf angenehme Ereignisse, extrem gedrückte Stimmung in den frühen Morgenstunden und vorzeitiges Erwachen. Nach den ICD-10 Kriterien wird zwischen einer leichten, mittelgradigen und schweren Depression, die einmalig oder rezidivierend auftreten kann, unterschieden (vgl.: Krollner 2013). Bei einer schweren Depression können auch noch psychotische Symptome hinzukommen. Die häufigsten Symptome hier sind z.B. Halluzinationen und Wahnvorstellungen.

Zur Verteilung der Depression lässt sich sagen, dass Armut und weibliches Geschlecht in westlichen Ländern mit erhöhten Raten an Depressionen und Angststörungen verbunden sind. Wenn man dies mit Ländern mit niedrigem bis mittlerem Bruttosozialprodukt vergleicht, wird deutlich, dass der ökonomische Einfluss und der Bildungsstand Einfluss auf die Depressionsraten von Frauen hat. Daraus lässt sich schließen, dass ein niedriger sozioökonomischer Status und damit verbundener sozialer Stress zu einem gehäuften Vorkommen depressiver Störungen führt (vgl. Weiss 2003: S. 130f.). In den USA und Europa liegt das Verhältnis zwischen Männern und Frauen mit Depressionen bei etwa 1:2-3, d.h. dass auf jeden depressiven Mann zwei bis drei depressive Frauen kommen. Es wurde in Untersuchungen festgestellt, dass die Depression in bestimmten Altersabschnitten am häufigsten vorkommt. So ist die neurotische Depression im Alter von 30-40 Jahren vorherrschen und die psychotische Depression (Melancholie) bei Menschen im Alter von 50-60 Jahren (vgl. Hoffmann 2004: S. 129).

Es gibt unzählige Auslöser und Ursachen für die Entwicklung einer Depression. Dabei entwickelten Prof. Hoffmann, Dr. Hochapfel, Prof. Heuft und Dr. Eckhardt-Henn sieben Aspekte, die die Dynamik und die Pathogenese der Depression beschreiben (vgl. ebd.: S. 132ff.). Dazu werden nun einige der Aspekte kurz näher beschrieben. So wird zunächst die unbewusste Fantasie vom Verlust beschrieben. Wobei der Verlust an etwas, was man nicht oder zu wenig hatte, als schmerzliche Wahrnehmung empfunden wird. Daneben liegt bei den meisten Menschen mit Depressionen die Vorstellung vor, dass andere Menschen ihnen das geben könnten, was sie selbst entbehren. Diese Empfindung ist zwar in jedem Menschen, aber bei Depressiven kommt diese erheblich mehr zum Tragen.

Im nächsten Aspekt wird eine ausgeprägte Abhängigkeit zu einer Bezugsperson aufgebaut. Das Klammern an diese Person kann vom Gegenüber jedoch als unangenehm empfunden werden. Die Person wendet sich dann ab und der Depressive schließt daraus, dass ihn niemand so akzeptieren würde, wie er ist. Das führt zu weiteren sozialen Rückzug und zur Isolation.

Ein weiterer Aspekt ist die Ausbildung von inneren Aggressionen, die durch Frustrationen entwickelt wurden. Diese Aggression wird nicht nach Außen gerichtet. Es handelt sich hier um negative und unterdrückte Gedanken.

Der nächste Aspekt beschreibt die rigide Gewissensbildung, die damit zusammenhängt, dass Aggressionen aufsteigen, die jedoch dem sozialen Umfeld (aufgrund des Abhängigkeitsverlangens) nicht gezeigt werden dürfen. Der Depressive gerät in eine emotionale Zwickmühle.

Daraufhin folgt der nächste Aspekt, die Wendung der Aggression gegen die eigene Person. Allen gemein ist, dass das Selbstwertgefühl angegriffen und immer verletzbarer wird. Beim Depressiven stimmen der eigene Anspruch und die Selbsteinschätzung nicht überein und gehen sogar weiter auseinander.

3.2. Besonderheiten bei Migranten

In Deutschland findet die Migration vor allem als Folge von Arbeitslosigkeit statt. Der internationale Arbeitsmarkt bringt nicht nur Vorteile sondern hat auch nachteilige Folgen für die Migranten. Denn häufig müssen sie jede Arbeit annehmen, die ihnen geboten wird, so dass ihre soziale Lage ausgenutzt wird. Außerdem treten immer häufiger Feindseligkeiten der einheimischen Bevölkerung auf, da die Arbeitsmigranten gleichzeitig für Lohndumping (zumindest bei den einfachen Tätigkeiten) sorgen (vgl. Groß/ Bock 1988: S. 14f).

Eine Studie der Deutschen Forschungsgemeinschaft hat kurz nach der Migration von 200 türkischen Migranten festgestellt, dass 30% seelisch krank wurden. Nach 18 Monaten hatten sich die Beschwerden bei einem Teil der untersuchten Migranten von depressiven in psychosomatische Symptomen ausgebildet (vgl. ebd.: S. 16).

Dazu kommt, dass Migranten den Verlust eines geliebten Objektes (der Heimat) oft durch Trauer oder Heimweh erleben. Die Trauer kann dabei normal oder auch pathologisch verlaufen. Die Dauer der Trauerphasen und auch die emotionalen Reaktionen werden in dem Fall ungewöhnlich ausgelebt. Die Trauersymptome im Allgemeinen ähneln hierbei stark den Symptomen der depressiven Störung. Normal trauernde Menschen beziehen sich im Regelfall auf die verloren gegangenen Objekte und gewinnen sukzessiv Abstand über den Verlust. Bei Depressiven dagegen ist dieser Prozess gestört (vgl. Weiss 2003: S. 129).

Die Migration an sich beschreibt demnach ein Verlusterlebnis der Heimat und löst eine Trauerreaktion aus. Die Intensität dieser Empfindungen kann umso intensiver sein, je unfreiwilliger die Migration stattfindet. Eine gute Integration in die neue Gesellschaft würde dabei den Prozess der Trauerüberwindung unterstützen. Findet im Alltag diese Integration nicht statt, ist das Risiko umso höher, dass weiterhin der Heimat nachgetrauert wird. Diese Trauer kann nicht verarbeitet werden und geht oftmals in eine Depression über (vgl. Schouler-Ocak 2007: S. 83).

Eine weitere Ursache für psychische Erkrankungen und somit auch für Depressionen kann der Rassismus des Gastlandes sein (vgl. Zarifoglu/Zeiler 1995: S. 152). Es liegen dabei Diskriminierungen, d.h. Absonderung und Benachteiligung sozialer Gruppen aufgrund rassischer, sprachlicher, religiöser oder kultureller Merkmale vor. Hiervon sind auch die türkischen Migranten betroffen, die beginnend bei der Gesetzgebung, in der Berufswahl, bei den Bildungschancen oder auch einfach auf der Strasse benachteiligt werden. Sogar bei den Folgegenerationen der Migranten ist die Diskriminierung noch spürbar. So werden Kinder z.B. in der Schule von Mitschülern gehänselt, aber auch manche Lehrer nehmen eine Ungleichbehandlung der Schüler vor. Diese Lehrer gehen teilweise sogar davon aus, dass die Kinder mit türkischem Migrationshintergrund dümmer sind und fördern sie deswegen nicht sonderlich.

Ein ebenso großes und nicht zu ignorierendes Thema ist bei Migranten der Verlust der Identität. Dieses Problem überträgt sich auch auf die Folgegenerationen und ist für die Migrantenfamilien ein gewaltiges Problem, da die Identität ein Spiegel des eigenen Selbst ist. So werden z.B. die türkischen Migranten in Deutschland als Ausländer gesehen, in der Türkei dagegen als Deutschländer. Der Kampf um die Identität der türkischen Migranten ist zum Teil auch daran zu erkennen, dass einige sich sogar überstark an alte Traditionen klammern. Beispielsweise wird der Islam in Deutschland stärker ausgelebt, als es in der Türkei üblich wäre. Das Klammern an alte Traditionen ruft jedoch weitere Probleme hervor, so dass die türkischen Migranten sich immer mehr abkapseln und auch die Einheimischen sich dadurch von ihnen abgrenzen. Eine der Folgen ist, dass gerade die Migrantenkinder in Konflikte mit ihrer Umwelt und ihren Eltern geraten. Diese Kinder und Jugendlichen müssen ihre eigene Identität entwickeln und entnehmen dazu Elemente der Kultur ihrer Eltern und Elemente der Kultur des Gastlandes. Es entsteht eine Patchwork-Identität (vgl. Atabay 1995: S 165). Der Identitätsverlust allein könnte schon eine Ursache für eine psychische Störung sein. Ein Beispiel hierzu wäre ein junger Mann, den ich innerhalb meiner beruflichen Tätigkeit kennen gelernt habe. Herr B. ist 18 Jahre alt und wohnt noch bei seinen Eltern. Die Eltern klammern stark an der türkischen Kultur und grenzen sich von den Deutschen ab. Herr B. dagegen war bereits seit der Schule mit deutschen Kindern befreundet. Diese Freundschaften bestanden nun seit Jahren und Herr B. hatte sich dadurch stark der deutschen Kultur angenähert. Die Eltern hatten damit große Probleme und versuchten ihn von seinen Freunden abzukapseln und ihn stärker zu kontrollieren. Auch Herr B. zweifelte immer mehr und stellt sich die Frage, wohin er gehört. Er sieht einerseits die deutsche Kultur und möchte gern ein Teil davon sein. Andererseits lebt ihm seine Familie die traditionelle Lebensweise der türkischen Kultur vor und verachtet sein Verhalten. Er fühlte sich von allen allein gelassen und zwischen den Fronten aufgerieben. Mir gegenüber beschrieb er die Situation so, dass ihn niemand verstehen würde. Er zog sich daher immer mehr aus dem sozialen Leben zurück. Zu seinen weiteren Symptomen gehörten Appetitlosigkeit, Schlafstörungen, extrem gedrückte Stimmung und Antriebslosigkeit. Er hielt sich zum größten Teil nur noch in seinem Zimmer auf und wollte zu Niemanden Kontakt haben. Anhand dieses Beispiels lässt sich die Entwicklung der psychischen Belastung sehr gut veranschaulichen.

Ein weiteres Problem für die Migranten in der neuen Heimat ist, dass oftmals die Kommunikationsfähigkeit gestört ist, so dass sie sich nur schwer verständigen können. Diese Störung schränkt ebenso die Handlungsfähigkeit ein, welches zu einer dauerhaften Stressbelastung führen kann. Der Verlust dieser Handlungs- und Kommunikationsfähigkeit wird von den Migranten als Persönlichkeits- und Selbstwertverlust erlebt (vgl. Kürsat-Ahlers 2000: S. 47).

Die Schwierigkeit für die Migranten liegt nun darin, während der Trauerphase um den Verlust der alten Heimat gleichzeitig eine neue Identität zu entwickeln. Erschwerend kommen die soziale Angst wegen der Ausgrenzung und Diskriminierung und der Alltagsstress aufgrund der Herausforderungen in der neuen Heimat hinzu. Da diese Gefühle schwer zu verarbeiten sind, können die psychischen Belastungen und der anhaltende Stress zu einer Depression anwachsen.

Für all die oben genannten Umstände gibt es eine psychische Abwehrreaktion aufgrund des Glaubens an einen befristeten Aufenthalt im Gastland. Die Migranten haben dann teilweise sogar eine jahrelange psychische Blockade, die neue Sprache des Gastlandes zu erlernen (vgl. ebd.: S. 50). Sie halten innerlich an ihrer Herkunftsgesellschaft fest und idealisieren sogar die Traditionen. Dies sind Instrumente, die Sicherheit geben und zur Angstbewältigung führen. Durch das Weiterleben der kulturellen Symbole und Rituale des Herkunftslandes entsteht eine Scheinsicherheit. Innerhalb der Migrantengruppe formt sich ein neues „Wir“-Gefühl und das zuvor verminderte Selbstwertgefühl wird wieder zurückgewonnen.

Aufgrund der gestörten Persönlichkeitsentwicklung durch demütigende und diskriminierende Erfahrungen können psychische Belastungen entstehen, die in eine Depression übergehen. Der behandelnde (deutsche) Therapeut muss sich dieser möglichen Ursache der Depression bewusst sein, da aus Scham oder Stolz solche Erfahrungen i.d.R. vor ihm geheim gehalten werden.

4. Vorschläge für die Therapie

Für die psychotherapeutische Arbeit ist es wesentlich das Vertrauen zum Patienten aufzubauen. Dazu müssen zuvor einige Barrieren aus dem Weg geschafft werden. Das erste Hindernis ist das Fremde und auch Befremdliche im Zusammenhang mit Migranten. Weiterhin dürfen die Unterschiede in der Kultur, in der verbalen und nonverbalen Sprache aber auch bei den Vorstellungen von Krankheit und Gesundheit nicht der Therapie im Wege stehen.

4.1. Sprachliche und kulturelle Missverständnisse

Bei der medizinischen Betreuung von depressiven türkischen Migranten sind die Unterschiede in der Sprache und der Kultur die größten Hürden. So schreibt z.B. Bühring, dass die Psychiater mehr Hilfen in der entsprechenden Muttersprache fordern, um Patienten mit Migrationshintergund behandeln zu können (vgl: Bühring 2012).

Die Kultur, die unter anderem die Lebensweise, die Werte und Glaubenssysteme der Menschen kennzeichnet, gilt es zu verstehen und zu berücksichtigen. Für den Großteil der Migranten ist es wichtig, die eigene kulturelle Identität beizubehalten. Gleichzeitig wollen sie sich auch in die Kultur des aufnehmenden Landes integrieren und dazu gehören (vgl. Wogau u.a. 2004: S.10). So entsteht ein Spagat für die Migranten, der teilweise sehr schwierig zu bewältigen ist.

4.2. Kommunikationsprobleme – Zugangsbarrieren

Eines der größten Probleme bleibt die Sprachbarriere innerhalb der Therapie. Es soll in der Psychotherapie nicht darauf hinauslaufen, dass die türkischen Migranten aufgrund der Sprachhindernisse eher medikamentös behandelt werden, als dass die Psychotherapie zum Einsatz kommt. Leider gibt es noch unzählige türkische Migranten, die kein oder nur sehr wenig deutsch sprechen. Doch nicht nur aufgrund der mangelnden Deutschkenntnisse ist es für die Migranten schwierig mit dem Therapeut zu kommunizieren, sondern auch, weil sie sich in ihrer Muttersprache besser ausdrücken können. So gibt es z.B. in der türkischen Sprache einen viel größeren Wortschatz, wenn es darum geht, Gefühle auszudrücken. Das Abhalten der Therapie in der deutschen Sprache kann somit auch dazu führen, dass der Patient sich nicht richtig ausdrücken kann und sich auch nicht richtig verstanden fühlt.

In der Fachwelt wird der Einsatz von Dolmetschern diskutiert. Dabei tauchen drei Kernthemen immer wieder auf. Zum einen wird behauptet, dass eine psychiatrische Therapie mittels Dolmetscher nicht möglich ist, da dieser den Therapieprozess beeinträchtigt. Dagegen setzt die nächste These, dass alle Gespräche mit Dolmetschern geführt werden können, sofern die Qualitätsanforderungen eingehalten werden. Die dritte Aussage geht dahin, dass der Einsatz von Dolmetschern durchaus dann hilfreich ist, wenn es keine andere (bessere) Möglichkeit zur Verständigung gibt (vgl. Salman 2001: S. 169f). Durch den Einsatz von Dolmetschern ist es möglich, einen direkten Zugang zu den Gefühlen der Betroffenen zu bekommen, was sich positiv auf den Verlauf der Therapie auswirkt. Anderseits kann die gegenseitige Distanz in der Arzt-Patienten-Beziehung gerade durch den dazwischen geschalteten Dolmetscher schwerer überwunden werden. Ebenso muss der Dolmetscher in der Lage sein, neben der sprachlichen eine kulturelle Verständigung zu übernehmen. Einer der Gründe dafür ist, dass der Patient Symptome und Beschwerden möglicherweise anders schildert, als der Arzt es gewohnt ist. So sagen die Türken zum Beispiel „Ciğerim yanıyor“, was so viel bedeutet wie „Meine Leber brennt“. Es soll damit zum Ausdruck gebracht werden, dass sie einen starken psychischen Schmerz in sich tragen. Ein deutscher Arzt würde bei einer wortwörtlichen Übersetzung vermutlich auf einen durch Alkohol- und Tablettenmissbrauch verursachten Leberschaden schließen.

Entscheidend bei dem Einsatz von Dolmetschern jedoch ist, dass sie neutral bleiben und lediglich das Sprachrohr sind. Sobald sie sich mit dem Patienten verbünden und eine zu enge Bindung eingehen, verteidigt er die Rechte des Patienten. Andererseits ist es ebenfalls unprofessionell, wenn der Dolmetscher zum Co-Therapeuten wird und den Patienten versucht zu überzeugen, den Anweisungen des Arztes zu folgen, da er nur das Beste will (vgl. ebd.: S. 175).

Ein großer Fehler wäre es, einen Dolmetscher aus dem Familienkreis hinzuzuziehen. Das familiäre Machtgefälle würde so auf den Kopf gestellt werden und sollte nur im äußersten Notfall in Betracht gezogen werden (vgl. Eberding 2004: S. 100). So zeigt folgendes Beispiel aus der Praxis, dass der Einsatz des Sohnes als Dolmetscher eine erhebliche Belastung für die Therapie war:

Ein alkoholabhängiger türkischer Mann, der dazu noch langzeitarbeitslos war sollte in einer Suchtklink therapiert werden. Er hatte das Gefühl als Familienvater versagt zu haben und schämte sich dafür. Außerdem war die Therapie in der Klinik für ihn eine Art Strafe, da er sich als „Irrer“ vorkam. Somit wollte er schnell wieder entlassen werden. Die Therapeutin hatte, um den Patienten besser behandeln zu können, den 16 jährigen Sohn als Dolmetscher hinzugezogen. Eine der Hauptursachen der Sucht bestand darin, dass der Vater sich von seinem Sohn nicht respektiert fühlte und er an großem Autoritätsverlust litt. Aufgrund der Dolmetscherfunktion seines Sohnes kam diese Ursache nie zur Sprache. Auch konnte der Patient nicht über wichtige sexuelle Probleme sprechen. Der Patient wurde mehrfach rückfällig und erst nach dem Einsatz eines neutralen Dolmetschers besserte sich die therapeutische Situation (vgl. Salman 2001: S. 188).

Um dieses Problem insgesamt zu lösen, sollte es eine Grundvoraussetzung sein, dass jeder Migrant die einheimische Sprache erwirbt und sich der einheimischen Kultur und den Menschen zumindest annähert.

4.3. Unterschiedliches Krankheitsverständnis

Wie aus dem obigen Beispiel deutlich wird, haben Migranten teilweise das Gefühl verrückt zu sein, nur weil sie die Hilfe von Psychotherapeuten in Anspruch nehmen (müssen). Bei einigen Migrantengruppen, wie z.B. bei der Türkischen, ist traditionell die Krankheit etwas von außen Kommendes. Jegliche innere Konflikte entstammen aus dem personifiziertem Bösen, auf Hexen und weiteren Einflüssen. Eine Trennung zwischen psychischer, psychosomatischer und somatischer Krankheit existiert in diesen Vorstellungen nicht (vgl. Saller 1995: S. 306).

In Deutschland basiert die medizinische Versorgung auf wissenschaftliche Erkenntnisse. Doch manche Patienten mit Migrationshintergrund sehen gesundheitliche Probleme als „Strafe Gottes“ oder als Folge des „Bösen Blickes“ an. Für die Patienten ist es nicht denkbar, dass sich die Krankheit oder Verletzung nur auf eine bestimmte Region im Körper bezieht. Sie glauben eher, dass die Krankheit sich zwar auf eine Region beschränkt, aber der ganze Körper von ihr beeinflusst ist. (vgl. Ete 1995: S. 210). In den Herkunftsländern der Patienten werden oft ganzheitliche Gesundheitskonzepte teilweise mit Einbeziehung religiöser Ansätze verfolgt (vgl. Robert Koch Institut 2008: S. 110). So gaben Patienten mit Migrationshintergund in standardisierten Interviews für die wahrgenommenen Schmerzen höhere Werte an, als die Vergleichsgruppe der deutschen Patienten. Dies kann zu Missverständnissen und Fehlbehandlungen führen. Die Patienten trennen dann nicht die körperlichen von den seelischen Problemen. Eine psychosomatische Behandlung erfolgt meist nicht oder zu spät (vgl. ebd.: S. 110).

Ein weiterer Umstand ist, wie ich aus eigener Erfahrung erlebt habe, dass gerade türkische Migranten die Probleme innerhalb der Familie nicht nach Außen tragen und sich dem Therapeuten nur sehr schwer öffnen können. In der Praxis habe ich erlebt, dass mir türkische Frauen problematische Situationen aus der Familie schildern und dies anschließend entweder entschuldigen oder versuchen es mit dem Satz „Du kennst das ja auch als Türkin!“ zu relativieren. So gibt es in der türkischen Gesellschaft das Prinzip der „Umma“ [1] , was bedeutet, dass die Gemeinschaft nach außen hin geschützt werden muss. Auf die Türkei, die Gemeinschaft und die Familie darf kein Schatten fallen (vgl. Kelek 2005: S. 24).

4.4. Instrumente der Psychotherapie

Es gibt Therapeuten die alle Patienten gleich behandeln, unabhängig von den religiösen, kulturellen, ethischen und sprachlichen Unterschieden (vgl. Gün 2007: S. 135ff.). Der große Unterschied zwischen Therapeut und dem Patienten liegt in unserem Fall gerade in der Kultur der jeweiligen Akteure. Der Therapeut muss sich darauf einlassen und die kulturspezifischen Besonderheiten berücksichtigen. Dabei können verschiedene Instrumente eingesetzt werden, um auch den Unterschieden gerecht zu werden und um den Betroffenen besser zu therapieren.

Ein Element der Behandlung kann das zirkuläre Fragen sein. Diese Methode eignet sich hervorragend dazu, den Patienten seine eigene Kultur und Denkweise, aber auch Religion oder Gesundheit mitteilen zu lassen, da er darin der Experte ist. So sollten die Fragen gerade in Bezug zu dem interkulturellen Hintergrund gestellt werden. Der Therapeut lernt daraus nicht nur die Unterschiede kennen, sondern kann möglicherweise auch wertvolle Informationen vom Patienten erhalten.

Weiterhin sollte der Therapeut versuchen die Hintergründe der Migration zu erschließen. Die Fragen sollten darauf abzielen herauszufinden, wie u.a. die Situation der Familie vor der Migration war, wie die Situation der Kinder war, wie die Familienstruktur ist und natürlich, welches Problem zur Beratung bzw. zur Therapie geführt hat (vgl. Oesterreich 2004: S. 168f.).

Es gibt ebenso die Möglichkeit der Genogrammarbeit. Dabei kann der Patient anfangs ermutigt werden, eine neue Lebenserzählung zu erfinden, die in die aktuelle Situation passt. Somit soll der Patient mehr den Blickwinkel auf die vielen positiven Chancen legen und weg von der Verlusterfahrung kommen. Dann soll der Fokus auf die Menschen gerichtet werden, die dem Patienten zugehörig sind und eng mit ihm verbunden sind. Durch die Thematisierung der Angehörigen kann dem Betroffenen auch gezeigt werden, dass er nicht allein in der Fremde ist, sondern dass er Menschen hat, die zu ihm gehören. Zur Orientierung kann zusammen mit dem Patienten ein Genogramm erstellt werden, dass die Beziehungen innerhalb des Familiensystems aufzeigt. Dabei kann nach Ressourcen z.B. zur Problembewältigung gefragt werden. Aber auch Sitten und Gebräuche können hierbei dargelegt und erklärt werden.

Der Therapeut sollte für eine professionelle Therapie zwar eine Portion Neugier für die andere Kultur zeigen, sich gleichzeitig jedoch neutral gegenüber den anderen Werthaltungen verhalten. Dabei sollte der Therapeut die kulturellen Unterschiede weder ignorieren noch zu stark überbewerten. Beide Varianten könnten unter Umständen sogar zu Fehldiagnosen bei der Begutachtung des Patienten führen (vgl. Ebner 2001: S. 233f.). Bei möglicherweise illegalen oder stark kontrovers diskutierten Werten der in unserem Falle türkischen Migranten in Deutschland, ist es wichtig, dass der Therapeut auch den nötigen Abstand hat, um mit den Patienten über die Konsequenzen des Weiterführen des bisherigen Wertesystems sprechen zu können.

5. Resümee

Es lässt sich feststellen, dass der Prozess der Migration für die Betroffenen verschiedene emotionale Belastungen hat. Dazu kommen weitere besondere Erfahrungen, wie Trauer, Fremdheitsgefühl, Rassismus und Identitätsverlust, die starke emotionale Störungen und psychische Erkrankungen hervorrufen oder zumindest begünstigen können. Die Depression, entsteht oft als Folge dieser traumatischen Erfahrungen. Die Migranten haben neben den eingangs erwähnten Belastungen noch mit den Schwierigkeiten des Alltags im neuen Land zu kämpfen, so dass hier die Probleme mit Behörden und Verwaltungen, mit Arbeitgebern, mit Ärzten mit den Kindern und auch Nachbarn hinzukommen. Sie werden gar noch verstärkt durch die Sprach- und Verständigungsbarrieren. Diese Art der Isolation ist ebenso als eine der Voraussetzungen für eine psychische bzw. depressive Erkrankung zu sehen. So lässt sich zusammenfassend sagen, dass es sich bei der psychische Erkrankung der Migranten an Depression nicht nur um ein Randphänomen handelt. Bestätigt wurde das ebenso in der Studie der Deutschen Forschungsgemeinschaft.

Die Ärzte machen oftmals die Wahl der Therapie abhängig von der Diagnose. Es sollte jedoch dabei ebenso die Herkunft des Patienten berücksichtigt werden. Es gibt Unterschiede zwischen den Bevölkerungsgruppen, die auch bei gut gemeinten Therapieansätzen, nicht ignoriert werden können. Diese Unterschiede müssen bei einer qualitativ guten Therapie sogar Bestandteil der Behandlung sein. So muss sich der einheimische Therapeut neben den Unterschieden in der Sprache und Kultur auch mit der Ursache und Verlauf der Migration des Betroffenen befassen, so dass er eine gezielte Therapie erarbeiten und einsetzen kann. Er hat gerade bei der Therapie von Migranten besonderes Augenmerk auf die Punkte zu legen, die die auslösenden Faktoren für die psychische Erkrankung bei den Migranten darstellen. Diese Erkenntnis ist fundamental für den Umgang mit Migranten in einer Psychotherapie.

Sowohl der Spracherwerb sowie die aktive Mitarbeit des erkrankten Migranten sind für das Gelingen der Therapie nicht zu unterschätzen. Außerdem ist der Erwerb der deutschen Sprache eine wesentliche Grundlage für eine gelungene Integration in Deutschland. Damit wird auch das Gefühl der Isolation und des Ausgeliefertseins minimiert.

Solange die türkischen Migranten weiterhin das Gefühl haben, nur übergangsweise in Deutschland zu leben und nicht richtig in diesem Land anzukommen, tragen sie selbst zum größten Teil dazu bei, dass sie ein hohes Risiko haben, depressiv zu werden.

6. Quellennachweis

a) Literatur

(1) Atabay, Ilhami: Die Identitätsentwicklung türkischer Migrantenjugendlicher in Deutschland. In: Koch, Eckhardt/ Özek, Metin/ Pfeiffer, Wolfgang M. (Hrsg.): Psychologie und Pathologie der Migration. Deutsch-türkische Perspektiven. Freiburg im Breisgau: Lambertus-Verlag 1995, S. 160-168.
(2) David, Matthias: Die Heimwehkrankheit- medizinhistorische Anmerkungen zur „nostalgischen Reaktion“. In: Borde, Theda/ David, Matthias (Hrsg.): Migration und psychische Gesundheit. Belastungen und Potentiale. Frankfurt am Main: Mabuse-Verlag 2007, S. 13-22.
(3) Eberding, Angela: Bedeutung der Sprache in der systemischen Beratung und Therapie. In: Wogau, Janine Radice von/ Eimmermacher, Hanna/ Lanfranchi, Andrea (Hrsg.): Therapie und Beratung von Migranten. Systemisch- interkulturell denken und handeln. Weinheim, Basel: Beltz Verlag 2004, S. 92-103.
(4) Ebner, Gerhard: Grundlagen transkultureller Begutachtung. In: Hegemann, Thomas/ Salman, Ramazan (Hrsg.): Transkulturelle Psychiatrie. Konzepte für die Arbeit mit Menschen aus anderen Kulturen. Bonn: Psychiatrie-Verlag 2001, S. 232-251.
(5) Ete, Etem: Ethnomedizinische Aspekte der Interaktion mit türkischen Patienten. In: Koch, Eckhardt/ Özek, Metin/ Pfeiffer, Wolfgang M. (Hrsg.): Psychologie und Pathologie der Migration. Deutsch-türkische Perspektiven. Freiburg im Breisgau: Lambertus-Verlag 1995, S. 209-216.
(6) Groß, Jan/ Bock, Thomas: Entwurzelung und Leben in der Fremde. In: Morten, Antonio (Hrsg.): Vom heimatlosen Seelenleben. Entwurzelung, Entfremdung und Identität. Bonn: Psychiatrie-Verlag 1988, S. 13-21.
(7) Gün, Ali Kemal: Sprachliche und kulturelle Missverständnisse in der Psychotherapie. In: Borde, Theda/ David, Matthias (Hrsg.): Migration und psychische Gesundheit. Belastungen und Potentiale. Frankfurt am Main: Mabuse-Verlag 2007, S. 133-146.
(8) Han, Petrus: Angst vor Fremden und Migrationsrealität- ein unlösbarer Widerspruch? In: Borde, Theda/ David, Matthias (Hrsg.): Migration und psychische Gesundheit. Belastungen und Potentiale. Frankfurt am Main: Mabuse-Verlag 2007, S. 23-38.
(9) Hoffmann, Sven Olaf u.a.: Neurotische Störungen und Psychosomatische Medizin. Mit einer Einführung in Psychodiagnostik und Psychotherapie. 7. Auflage, Stuttgart: Schattauer, 2004.
(10) Kelek, Necla: Die fremde Braut. Ein Bericht aus dem Inneren des türkischen Lebens in Deutschland. Köln: Kiepenheuer & Witsch, 2005.
(11) Kürsat-Ahlers, Elcin: Migration als psychischer Prozeß. In: David, Matthias/ Borde, Theda/ Kentenich, Heribert (Hrsg.): Migration- Frauen- Gesundheit. Perspektiven im europäischen Kontext. Frankfurt am Main: Mabuse-Verlag 2000, S. 45-56.
(12) Lanfranchi, Andrea: Migration und Integration- Gestaltung von Übergängen. In: Wogau, Janine Radice von/ Eimmermacher, Hanna/ Lanfranchi, Andrea (Hrsg.): Therapie und Beratung von Migranten. Systemisch- interkulturell denken und handeln. Weinheim, Basel: Beltz Verlag 2004, S. 13-30.
(13) Mangold, Roland: Neuropsychologische und entwicklungspsychopathologische Aspekte von Beratung und Psychotherapie. Studienbrief, Fulda: o.V., o.J.
(14) Oestereich, Cornelia: Interkulturelles Denken und Handeln in der Psychiatrie. In: Wogau, Janine Radice von/ Eimmermacher, Hanna/ Lanfranchi, Andrea (Hrsg.): Therapie und Beratung von Migranten. Systemisch- interkulturell denken und handeln. Weinheim, Basel: Beltz Verlag 2004, S. 161-174.
(15) Robert Koch Institut (Hrsg.): Migration und Gesundheit. Schwerpunktbericht der Gesundheitsberichterstattung des Bundes. Berlin: o.V.,2008.
(16) Saller, Vera: Besonderheiten in der psychotherapeutischen Arbeit. Das Fremde in der psychoanalytischen Begegnung. In: Koch, Eckhardt/ Özek, Metin/ Pfeiffer, Wolfgang M. (Hrsg.): Psychologie und Pathologie der Migration. Deutsch-türkische Perspektiven. Freiburg im Breisgau: Lambertus-Verlag 1995, S. 304-310.
(17) Salman, Ramazan: Sprach- und Kulturvermittlung. Konzepte und Methoden der Arbeit mit Dolmetschern in therapeutischen Prozessen. In: Hegemann, Thomas/ Salman, Ramazan (Hrsg.): Transkulturelle Psychiatrie. Konzepte für die Arbeit mit Menschen aus anderen Kulturen. Bonn: Psychiatrie-Verlag 2001, S. 169-190.
(18) Schouler-Ocak, Meryam: Sind Migrantinnen und Migranten anders depressiv? In: Borde, Theda/ David, Matthias (Hrsg.): Migration und psychische Gesundheit. Belastungen und Potentiale. Frankfurt am Main: Mabuse-Verlag 2007, S. 83-94.
(19) Sluzki, Carlos E.: Psychologische Phasen der Migration und ihre Auswirkungen. In: Hegemann, Thomas/ Salman, Ramazan (Hrsg.): Transkulturelle Psychiatrie. Konzepte für die Arbeit mit Menschen aus anderen Kulturen. Bonn: Psychiatrie-Verlag 2001, S. 101-115.
(20) Weiss, Regula: Macht Migration krank? Eine transdisziplinäre Analyse der Gesundheit von Migrantinnen und Migranten. Zürich: Seismo Verlag, 2003.
(21) Wogau, Janine Radice von/ Eimmermacher, Hanna/ Lanfranchi, Andrea: Therapie und Beratung von Migranten. Systemisch- interkulturell denken und handeln. Weinheim, Basel: Beltz Verlag, 2004.
(22) Zarifoglu, Fuat/Zeiler, Joachim: Ethnische Diskriminierung und psychische Erkrankung. In: Koch, Eckhardt/ Özek, Metin/ Pfeiffer, Wolfgang M. (Hrsg.): Psychologie und Pathologie der Migration. Deutsch-türkische Perspektiven. Freiburg im Breisgau: Lambertus-Verlag 1995, S. 152-159.

b) Internet

(1) Dowideit, Anette/ Wisdorff, Flora: Frühverrentungen wegen Depression auf Rekordhöhe. 2012. http://www.welt.de/wirtschaft/article112297487/Fruehverrentungen-wegen-Depression-auf-Rekordhoehe.html (Zugriff 24.02.2013)
(2) World Health Organization (Hrsg.): Global burden of mental disorders and the need for a comprehensive, coordinated response from health and social sectors at the country level. Study EB130/9, Report by the Secretariat. 2011. http://apps.who.int/gb/ebwha/pdf_files/EB130/B130_9-en.pdf (Zugriff 24.02.2013)
(3) Allianz AG: Depression kostet Volkswirtschaft jährlich bis zu 22 Milliarden Euro. München. 2011. https://www.allianz.com/de/presse/news/studien/news_2011-04-13.html (Zugriff 24.02.2013)
(4) Die Bundesregierung: Mehr Migranten in Deutschland. 2012. http://www.bundesregierung.de/Content/DE/Artikel/IB/Artikel/2012-09-20-mehr-migranten-in-deutschland.html (Zugriff 24.02.2013)
(5) Vieten, Jürgen: Therapie für Migranten. http://www.drvieten.de/Therapie-fuer-Migranten.htm?PHPSESSID=e36aca8d005efc534ef768d2c8eec8d0 (Zugriff 24.02.2013)
(6) Krollner, Björn/ Krollner Dirk: ICD Code. ICD-10-GM-2013.2013. http://www.icd-code.de/icd/code/F32.1.html (Zugriff 24.02.2013)
(7) Bühring, Petra: Versorgung von Migranten: Psychiater fordern mehr Hilfen in der Muttersprache. Ärzteblatt Ausgabe Oktober 2012, S. 438, hier Ärtzeblatt Archiv. http://www.aerzteblatt.de/archiv/131649/Versorgung-von-Migranten-Psychiater-fordern-mehr-Hilfen-in-der-Muttersprache (Zugriff 24.02.2013)

[...]


[1]„In den muslimischen orientierten Gemeinschaften und Gesellschaften steht die Umma, die Gemeinschaft, im Vordergrund. Muslimische Gesellschaften sind Kollektive: die Familie, die Sippe, die Türken, die Umma.“ (Kelek 2005: S. 234).

Ende der Leseprobe aus 20 Seiten

Details

Titel
Spezifische Aspekte der neurotischen depressiven Erkrankungen bei türkischen Migranten
Autor
Jahr
2013
Seiten
20
Katalognummer
V262067
ISBN (eBook)
9783656511458
ISBN (Buch)
9783656510840
Dateigröße
545 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
spezifische, aspekte, erkrankungen, migranten
Arbeit zitieren
Agnes Reikamp (Autor:in), 2013, Spezifische Aspekte der neurotischen depressiven Erkrankungen bei türkischen Migranten, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/262067

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