Die Empfängnis im gesellschaftlichen und technischen Kontext


Hausarbeit (Hauptseminar), 2004

21 Seiten, Note: 1,5


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

0. Einleitung

1. Pille & Co.

2. Wenn der Kinderwunsch versagt bleibt.

3. Medizinische Verfahren
3.1. In-vitro-Fertilisation (IVF)
3.2. Intracytoplasmatische Spermieninjektion (ICSI)
3.3. In-vitro-Maturation

4. Die Samenbank

5. Welche Patientinnen lassen sich behandeln?

6. Emotionale Kosten.
6.1. Der unerwünschte Kinderwunsch als Belastung für die Frau
6.2. „Du musst es versuchen“

7. Die Kosten für eine IVF- Behandlung.

8. Mehrlingskinder
8.1„Und plötzlich waren`s zwei“
8.2 Der Fetozid

9. Das Ausland lockt
9.1. Die Eizellenspende
9.2. Der Blastozystentransfer.
9.3. Baby à la carte
9.4. Die Leihmutterschaft

10. Zukunftsperspektive?.
10.1 Trennung von Sex und Fortpflanzung
10.2. Das Klonen
10.3 Menschliches Rattensperma?.

11. Schlusswort

12. Literaturangaben

0. Einleitung

Schwangerschaft und Geburt verlaufen seit Tausenden von Jahren nach dem selben Muster. Die weibliche Eizelle wird vom männlichen Sperma befruchtet, dies geschah und geschieht auch heute zumeist noch durch Geschlechtsverkehr. Doch scheint sich im 20. Jahrhundert ein Wandel in der Befruchtung, im Verleben der Schwangerschaft und bei der Geburt vollzogen zu haben. Eine Technisierung im Sektor Fortpflanzung hat Einzug genommen. Diese hat viele Gesichter. Die gesellschaftliche Debatte, über die Antibabypille, die in den 50ern begann, aber auch danach noch leidenschaftlich geführt wurde, verstummte und wurde ersetzt mit Diskussionen über das erste Retortenbaby[1], durch Samenbanken, Klonen oder Leihmutterschaft. Von den Einen verteufelt, eröffnen diese technischen Neuerungen für die Anderen ungeahnte Türen. So bedeutet die männliche oder die weibliche Unfruchtbarkeit nicht mehr ein endgültiges Aus in Hinsicht auf eigene leibliche Kinder. Eine Schwangerschaft wird planbarer und auch nach der Menopause ist es nicht mehr ausgeschlossen zu gebären, das bietet neue weibliche Horizonte an.

Diese Seminararbeit soll zunächst einen kurzen Überblick über zwei Verhütungsmethoden geben und soll sich dann um die künstliche Befruchtung drehen. Hierbei werden zuerst verschiedene Methoden der Befruchtung vorgestellt, um dann zu Klären welche Frauen sich einer künstlichen Befruchtung unterziehen, welche emotionalen Kosten dabei eine Rolle spielen und schließlich wieviel Geld sie dafür zahlen müssen. Ein Aspekt der Künstlichen Befruchtung sind die Mehrlingskinder, auf diese werde ich auch ein Augenmerk legen.

Da in Deutschland einige Methoden der Fortpflanzungsmedizin verboten sind, will ich einen Blick auf das europäische Ausland werfen, um die Gegebenheiten dort darzustellen. Schlußendlich sollen eventuelle Zukunftsperspektiven aufgezeigt werden, bevor ich mit einem Schlusswort enden werde.

1. Pille & Co.

Einen großen Schritt zur Technisierung von Fortpflanzung wurde Mitte des 20. Jahrhunderts gemacht. Hier erfand Carl Djerassi die kleinen Pillen mit großer Wirkung. Sehr schnell wurden sie von Frauen akzeptiert. Heute stehen neben der Pille noch eine Bandbreite anderer Verhütungsmittel zur Verfügung. Was Djerassi damals wahrscheinlich noch nicht vorausahnte waren die Folgen, die seine Erfindung nach sich zog. Durch das Einnehmen des Kontrazeptivum können Frauen nun bewußt entscheiden, wann sie es für geeignet halten ein Kind zu bekommen. Ein anderes Verhütungsmittel, das, wenn es in den nächsten Jahren noch besser entwickelt wird, sehr erfolgreich sein könnte, ist „Persona". Dieses Verhütungsmittel kam 1998 auf den deutschen Markt und misst mittels morgendlichen Urins und der durchschnittlichen Zyklusdauer einer Frau, ob die Tage fruchtbar sind, oder eben nicht. Momentan ist dieses technische Gerät noch nicht einmal annähernd 100 % sicher, da der weibliche Körper nicht, wie eine Maschine berechenbar ist. Aber, wenn es die Forschung möglich macht, durfte dies eines der zukünftigen Verhütungsmittel sein, zumal man nicht an das tägliche Einnehmen einer Pille denken muss und seinen Körper auch nicht mit Hormonen belastet.

Ein weiteres Verhütungsmittel ist gerade in der Testphase und in Australien wurde es mit einer Erfolgsquote von 100 % verbucht: die Pille für den Mann. Ob diese Pille aber so schnell einen Absatzmarkt finden würde, wie die Pille für die Frau ist allerdings fraglich. Aber auch diese hätte Vorteile für die Männer: bei einer Einnahme müssten sie keinen unerwünschten Vaterfreuden entgegen blicken.

Aber noch einmal zurück zur Pille für die Frau: bei vielen liegt es nahe die Kinderplanung, dank der Pille, auf spätere Jahre zu verschieben. Da Frauen aber bis zum 27. Lebensjahr am fruchtbarsten sind und die Fruchtbarkeit danach abnimmt, haben manche deshalb Probleme auf natürlichem Weg schwanger zu werden. Und da kommt die moderne Reproduktionsmedizin ins Spiel. Djerassi These beinhaltet somit auch die Antithese. Neben den Möglichkeiten, die die Pille für Millionen von Frauen eröffnen, verschiebt sie aber auch gleichzeitig das Gebärendenalter und somit kann das Problem der Unfruchtbarkeit auftreten.

2. Wenn der Kinderwunsch versagt bleibt

Eine von der Weltgesundheitsorganisation veröffentlichte Studie besagt, dass 15 % der Menschen unfruchtbar sind[2], d.h., etwa jedes sechste Paar kann entweder keine oder nur äußerst schwer Kinder zeugen und auch zur Welt bringen. Kinderlosigkeit stellte schon in allen Zeiten ein großes Elend dar und ist deswegen Teil unserer überbrachten Literatur. In Märchen wie Dornröschen oder Rapunzel, aber auch in der Bibel wie z.B. im ersten Buch Mose[3] war Unfruchtbarkeit ein Thema.

War es früher gängig der Frau die Schuld an der Unfruchtbarkeit zu geben, so wurde dies revidiert. Die Faustregel lautet: in 30% der Fällen ist er der Verursacher, in 30% sie, in weiteren 30 beide und bei den restlichen 10% kann man die Ursachen der Unfruchtbarkeit nicht feststellen.

Gab es früher keine Möglichkeit die Unfruchtbarkeit zu beheben, locken heute unterschiedliche Verfahren, die Paare erneut Hoffnung schöpfen lassen, leiblichen Nachwuchs zu bekommen. In Deutschland wird bereits heute schon jedes 80. Kind in der Petrischale gezeugt[4]

3. Medizinische Verfahren

3.1 In-vitro-Fertilisation

Die In-vitro-Fertilisation, im folgenden IVF genannt, ist ein Verfahren, dass zunächst entwickelt wurde um der weiblichen Unfruchtbarkeit entgegenzutreten. Die Prozedur verläuft wie folgt: die weiblichen Eierstöcke werden durch Hormonspritzen zur Höchstleistung getrieben. Das Ziel ist, dass die Frau so viele Eizellen wie möglich abgibt, es also zu einer Superovulation kommt. Nach der Eizellenentnahme kommen die gewonnenen Eizellen in eine Petrischale wo sie auf die Spermien des Mannes treffen. Die Befruchtung selbst läuft also natürlich ab. Viele Spermien treffen auf eine Eizelle und das schnellste Spermium gewinnt das Wettrennen. Somit ist nur der Ort des Zusammentreffens künstlich und die Frage, ob man somit von einer künstlichen Befruchtung sprechen darf, wird aufgeworfen.

Nach der Vereinigung bleiben die befruchteten Eizellen noch für ca. 2 – 3 Tage in einer Nährlösung, bevor sie direkt in die Gebärmutter der Frau eingesetzt werden. Allerdings ist es laut deutschem Embryonenschutzgesetz nicht erlaubt mehr als 3 Embryonen zu kultivieren und dann zu transferieren, deswegen werden die überzähligen Embryonen im Vorkernstadium eingefroren[5], so dass sie für spätere Befruchtungsversuche dienlich sein können.

1978 erstmals durch britische Ärzte von Erfolg gekrönt, wurde die IVF seither verfeinert. Damals noch unvorstellbar, dass künftig Tausende von Kinder durch dieses Verfahren gezeugt werden sollten, haben sich die Erfolgsquoten seither verbessert. Die Chance durch einen IVF- Versuch eine Schwangerschaft erleben zu dürfen, liegt in Deutschland bei ca. 20%[6]. Zieht man die Fehlgeburten ab, dann liegt die baby-take-home-rate laut deutschem IVF Register[7] allerdings bei 15%.

3.2 Die Intracytoplasmatische Spermieninjektion (ICSI)

Diese Methode wurde 1991 durch Zufall von einem belgischen Forscher entdeckt und ließ unfruchtbare Männer von neuem Hoffnung auf leibliche Kinder schöpfen. Waren bislang Millionen von Samenfäden nötig, um einen Eizelle zu befruchten, so genügt nun ein Einziger, der direkt in die Eizelle, die der Frau zuvor entnommen wurde, gespritzt wird. Diese Methode wird angewandt, wenn die Spermiumsqualität sehr schlecht ist. Der Nachteil ist, dass die Frauen sich, obwohl sie in diesem Fall nicht die Verursacherinnen der Unfruchtbarkeit des Paares sind, genau der selben Prozedur unterziehen müssen, wie bei einer gewöhnlichen IVF und somit auch die Hormonbehandlung mitmachen müssen, die einige Nebenwirkungen mit sich bringen kann.

3.3 Die In-vitro-Maturation

Eine Alternative für zeugungsfähige Frauen, deren Männer unter schlechter Spermienqualität leiden, stellt die In-vitro-Maturation (IVM) dar. „Bei der IVM werden dem Eierstock unreife Eizellen entnommen und im Labor für 28 bis 36 Stunden zum Reifen gebracht. Anschließend werden die Eizellen durch ICSI befruchtet und in den Uterus eingepflanzt. Die für die Frauen sehr belastende Hormontherapie vor der Eientnahme entfällt.“[8] Diese für die Frau sehr schonende Methode wird in Deutschland aber so gut wie nie praktiziert.

4. Die Samenbank

Ein Mann ist unfruchtbar, seine Frau schläft mit einem zweiten Mann, lässt sich von ihm schwängern und zieht mit dem Ersten das Kind groß. Solche Fälle gab es in allen Zeiten. Doch heute ist dafür nicht mehr der Geschlechtsverkehr mit einem zweiten Mann nötig, sondern nur noch der Gang zur Samenbank. Dort bekommt die Frau dann durch Insemination[9] das Spendersperma oder sie unterzieht sich einer IVF. Wenn ein solch entstandenes Kind allerdings erwachsen wird und die Identität des genetischen Vaters feststellen möchte, dann steht es vor einem langwierigen und komplizierten Weg. In Deutschland ist es nämlich sehr schwer die Identität von Samenspendern offenzulegen, zumal die Samenbanken die Daten ihrer Spender nur zehn Jahre aufheben müssen. Ein Blick nach Schweden zeigt, dass hier Kinder in jedem Fall das Recht haben Informationen über ihren genetischen Vater zu erhalten. Die Essener Samenbank führt in der Zwischenzeit zwei Arten von Spendern in ihrer Kartei: diejenigen, die anonym bleiben möchten und diejenigen, die keinen Kontakt mit ihren genetischen Kindern scheuen würden. Die zweite Gruppe erhält dann aber bis zu 500 Euro für einmal Sperma abgeben im Gegensatz zu 50 – 100 Euro für einen anonyme Spende.

[...]


[1] Louise Brown erblickte 1978 als erstes Baby, das durch In-vitro-Fertilisation gezeugt wurde, das Licht der Welt

[2] vgl. Baker 2000, S.101

[3] Mose 20,18: „Denn der Herr hatte zuvor hart verschlossen jeden Mutterschoß im Hause Abimelechs“

[4] vgl. Spiewak 2002, S.10

[5] vgl. Berg 2002, S.24

[6] Diverse Internetarztpraxen benannten Erfolgschancen, die bis zu 80 % betrugen. Diese 20 % sind jedoch realistisch und wurden zum einen aus www.wunschkinder.de (10.11.2003) und aus Baker, 2000 entnommen.

[7] Dem deutschen IVF Register übermitteln ca. 90 % aller deutschen „Fruchtbarkeitszentren“ ihre Daten

[8] www.aerztezeitung.de/docs/2003/07/02/121a0105.asp?nproductid=2881nartic, 16.10.2003

[9] Einspülen des männlichen Spermas direkt in die Gebärmutter

Ende der Leseprobe aus 21 Seiten

Details

Titel
Die Empfängnis im gesellschaftlichen und technischen Kontext
Hochschule
Pädagogische Hochschule Weingarten  (Sozialwissenschaftliches Institut)
Veranstaltung
Körper, Maschinen, Artefakte. Über den Zusammenhang von Technik und Lebendigem
Note
1,5
Autor
Jahr
2004
Seiten
21
Katalognummer
V26206
ISBN (eBook)
9783638286183
Dateigröße
720 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Empfängnis, Kontext, Körper, Maschinen, Artefakte, Zusammenhang, Technik, Lebendigem
Arbeit zitieren
Silke Weber (Autor:in), 2004, Die Empfängnis im gesellschaftlichen und technischen Kontext, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/26206

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