Die Gesellschaftsschichten der antiken Polis in der Sicht Aristoteles


Seminararbeit, 2004

14 Seiten, Note: 2,0


Leseprobe


Gliederung

1 Einleitung

2 Historischer Überblick
2.1 Zeitgeschichte Athens zur Zeit Aristoteles
2.2 Vita Aristoteles

3 Der aristotelische Staat
3.1 Die aristotelische Polis
3.2 Die Stellung des Vollbürgers
3.3 Die Stellung des Halbbürgers (Metöken)
3.4 Die Stellung der Frauen und Kinder
3.5 Die Stellung der Sklaven

4 Fazit

5 Literaturangaben

1 Einleitung

Auch wenn uns aus heutiger Sicht die Gesellschaftsideen des griechischen Philosophen Aristoteles (384 v. Chr.- 322 v. Chr.) hart und ungerecht erscheinen, müssen wir dennoch sagen, dass sie für seine Zeit fortschrittlich waren. Jeder Vollbürger - unabhängig vom Stande hatte weitreichende Rechte, er war kein Untertan mehr sondern ein mündiger, freier Bürger.

„Aristoteles ist der Philosoph der mesotes [Mitte]“[1]. Diese Vorstellung spiegelte sich in allen seinen Ideen wider, so auch in seiner Idee der idealen Gesellschaft, was ein Novum war, da zum Beispiel sein großer Mentor Plato im aristotelischen Sinne diese Mitte nicht sah.

Lange Zeit unbeachtet, erlebten diese Rechte des freien Bürgers ihre Renaissance erst ca. 2100 Jahre später im Zuge der französischen Revolution 1789.

Im folgenden werde ich die Gesellschaftsvorstellungen Aristoteles’ näher untersuchen.

Um die Gesellschaftskonzeption Aristoteles’ zu verstehen muss man erst die historischen Umstände kurz erläutern, - das Scheitern der Demokratie, die Probleme der Oligarchie und die Herrschaft Alexanders.

Davon ausgehend werde ich Aristoteles’ Vita kurz beschreiben um dann im Hauptteil auf seine Gesellschaftsvorstellungen einzugehen. Ich werde anhand verschiedener Passagen und Sekundärliteratur diese Ideen darlegen.

2 Historischer Überblick

2.1 Zeitgeschichte Athens zur Zeit Aristoteles

Um die Entwicklung der aristotelischen Polis zu verstehen, muss man zunächst auf die historischen Umstände dieser Zeit eingehen, da diese Verhältnisse Aristoteles in seinen Ideen sicherlich geprägt haben.

Die attische Polis des Perikles war bereits vor dem Peloponnesischen Krieg (431 v.Chr.-404 v. Chr.) im Zerfall begriffen. Die Demokratie in ihrer damaligen Form war den neuen Vorstellungen der Menschen nicht mehr gewachsen. Sie wurde in zunehmendem Maß individualisiert und zur persönlichen Bereicherung benutzt. Die alten attischen Ideale gingen verloren und wichen einer banausenhaften und spießbürgerlichen Welt.[2]

Mit dem Tode Perikles’(429 v. Chr.) beschleunigte sich dieser Verfall. In den ersten Jahren nach seinem Tod konnte die Demokratie zwar noch aufrechterhalten werden, jedoch aufgrund der zunehmenden Niederlagen im Krieg gegen Sparta (besonders zu Lande) wurde dieses Staatsprinzip geschwächt. Im Jahr 411 v. Chr. erschütterte ein oligarchischer Staatsstreich die Polis, in dem Verschwörer versuchten, eine oligarchische Herrschaft unter dem Deckmantel der Demokratie zu etablieren. Dieser Staatsstreich der „nouveaux riches“[3] wurde jedoch militärisch niedergeschlagen.

Der zweite gelungene Staatsstreich nach der militärischen Niederlage Athens (404 v. Chr.) war, wie bereits 411 v. Chr. das Werk einer kleinen entschlossen oligarchischen Gruppe unter dem Protektorat Spartas. Aufgrund des Drucks der Siegermacht Sparta beschloss die athenische Volksversammlung die Einsetzung einer aus 30 Mitgliedern bestehenden Kommission zur Gesetzesabfassung und Leitung der Polis.[4] Die Herrschaft der 30 war somit (semilegal) geschaffen.

Diese von Sparta abhängige Tyrannis begann mit gnadenlosen Verfolgungsaktionen, nicht nur gegen Demokraten, sondern auch gegen reiche Athener, deren Vermögen zur Finanzierung des Systems konfisziert wurde. Die Folge dieser Tyrannis war ein athenischer Bürgerkrieg, der, unterstützt durch Theben und Korinth, sowie der spartanischen Opposition, mit dem Sieg der demokratischen Seite endete.

Die letzte oligarchische Bastion ,Eleusis, wurde im Jahr 401/400 v. Chr. erobert. Athen war bereits seit 403 v. Chr. befreit, dennoch prägten häufige Machtwechsel und innenpolitisches Chaos den einst so mächtigen Stadtstaat. „Die politische Geltung der Stadt war unwiderruflich dahin.“[5]

Kurzzeitig gelang es Theben die Vormacht in Griechenland zu erlangen. Die gewichtigste Stellung in Griechenland nahmen jedoch die Makedoner ein, die unter ihrem König Phillip, und später unter seinem Sohn Alexander (genannt der Große) den griechischen Geist („Hellenismus“) in die ganze damalige Welt trugen. 338 v. Chr. gelang es Phillip in der Schlacht von Chaironeia das verbündete athenische und thebanische Heer zu besiegen.

Nach der Ermordung seines Vaters bestieg 336 v. Chr. Alexander den makedonischen Thron. Er weitete sein Reich bis nach Ägypten und Indien aus.[6]

2.2 Aristoteles

Aristoteles wurde 384 v. Chr. in Stageira als Sohn eines Arztes auf der Insel Chalkidike geboren. Mit 17 Jahren kam er als Metöke [Zugereister] nach Athen an die platonische Akademie und blieb dort 20 Jahre. Er wurde der Meisterschüler Platons.

Aufgrund seiner Stellung als Zugereister konnte er die Akademie nach dem Tode Platons (348 v. Chr.) nicht übernehmen und folgte im selben Jahr dem Ruf des Tyrannen Hermias von Atarneus nach Assos. Aufgrund einer Einladung seines Schülers und späteren Nachfolger Theophrast zog er 345 v. Chr, nach Hermias Sturz, nach Mytilene auf der Insel Lesbos.

343 v. Chr. wurde Aristoteles in die makedonische Hauptstadt Pellas gerufen, wo er die Erziehung des jungen Alexanders übernahm. Diese Jahre werden als seine Wanderjahre bezeichnet.[7]

335 v. Chr. kehrte er nach Athen zurück und gründete seine eigene Schule (Peripatos) im Gymnasium Lykeion. Nach dem Tod Alexanders des Großen musste Aristoteles 323 v. Chr. als angeblicher Makedonenfreund Athen verlassen. Er ging nach Chalkis auf Euböa, die Heimatstadt seiner Mutter, wo er 322 v. Chr. im Alter von 62 Jahren starb.[8]

Der Naturwissenschaftler Aristoteles hatte konkrete Vorstellungen von einer hierarchisch aufgebauten Gesellschaft, anders als Plato ging er von der Wirklichkeit bei seinen Ideen aus. Man sieht dies an den häufigen Verweisen in seinen Werken auf konkrete Begebenheiten in der Vergangenheit. Er ging somit empirischer vor als Platon. Aufgrund dieses realistischen Denkansatzes entwickelt er ein eher pragmatisches Model für den Staat im Gegensatz zum idealistischen Platons.

[...]


[1] Demandt, Alexander (2000): Politische Philosophen. 3. Auflage. Köln. Böhlau Verlag S.111.

[2] Schachermeyr, Fritz (1960): Griechische Geschichte. Stuttgart. W. Kohlhammer Verlag S. 192.

[3] Welwei Karl-Wilhelm (1983): Die griechische Polis. Stuttgart. W. Kohlhammer Verlag S. 243.

[4] ebd.: 260f.

[5] Blum, Wilhelm (1997): „Aristoteles“. In: Blum, Wilhelm/ Gawlina, Manfred/ Rupp, Michael (1997): Politische Philosophen. 3. Auflage. München. Bayerische Landeszentrale für politische Bildung S.27.

[6] Weber-Schäfer, Peter (2001): „Aristoteles“. In: Denzer, Horst/ Maier, Hans (2001): Klassiker des politischen Denkens Von Plato bis Hobbes. 6.Auflage. München. Beck Verlag S. 33.

[7] Blum,1997:26.

[8] Weber-Schäfer,2001:33.

Ende der Leseprobe aus 14 Seiten

Details

Titel
Die Gesellschaftsschichten der antiken Polis in der Sicht Aristoteles
Hochschule
Ludwig-Maximilians-Universität München  (GSI)
Note
2,0
Autor
Jahr
2004
Seiten
14
Katalognummer
V26144
ISBN (eBook)
9783638285667
ISBN (Buch)
9783638748025
Dateigröße
465 KB
Sprache
Deutsch
Anmerkungen
Guter Überblick über die aristotelischen Gesellschaftsvorstellungen
Schlagworte
Gesellschaftsschichten, Polis, Sicht, Aristoteles
Arbeit zitieren
Georg Fichtner (Autor:in), 2004, Die Gesellschaftsschichten der antiken Polis in der Sicht Aristoteles, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/26144

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