Daniel Spoerri (Fallenbild) - Unterrichtsentwurf


Unterrichtsentwurf, 2002

35 Seiten, Note: 1,5


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Allgemeine Angaben

2. Lernvoraussetzungen

3. Vorkenntnisse der Schüler zum Thema / Verfahren und Umweltbezug

4. Kunstbezug

5. Lehrplanbezug
5.1 Der Bildungs- und Erziehungsauftrag des Faches Bildende Kunst
5.2 Das Thema im Bildungsplan

6. Ziele der Unterrichtseinheit

7. Sachanalyse zum Unterrichtsverlauf

8. Sachanalyse des Bildthemas

9. Sachanalyse Fallenbild

10. Unterrichtsverlauf unter meth. und didakt. Gesichtspunkten

11. Unterrichtsskizze

12. Wahl der Sozialformen

13. Medieneinsatz

14. Realisationsmittel

15. Dokumentation eigener Studien zum Unterricht

16. Literaturverzeichnis

17. Anlagen Arbeitsblätter

1. Allgemeine Angaben

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

2. Lernvoraussetzungen

Lernvoraussetzungen innerhalb einer Klasse sind immer sehr spezifisch. Da es sich hierbei nur um einen Unterrichtsentwurf handelt und daher keine real exsistierende Klasse vorhanden ist, werden an dieser Stelle einige Kriterienpunkte allgemein aufgeführt.

Jeder Unterricht ist auf die anthropogenen und soziokulturellen Voraussetzungen der Schüler zu bedenken.

- Sozialstruktur der Klasse
- Beherrschen von Lerntechniken
- Beherrschen bestimmter Verfahren
- Vertrautheit der Klasse mit verschiedenen Sozialformen
- Einstellungen und Interessen
- Vorkenntnisse und Vorerfahrung der Schüler

3. Vorkenntnisse der Schüler zum Thema / Verfahren und Umweltbezug.

Der Unterricht wurde für eine Klasse ab der 8 Stufe konzipiert. Daher dürfte das Prinzip der Collage bereits bekannt sein, vor allem auch, da sich auch andere Fächer dieser Darstellungsform bedienen. Der Schritt von der Collage zur Assemblage / Montage und daraufhin zum Fallenbild dürfte daher für die Schüler nachvollziehbar sein. Allerdings dürften noch mal allgemein die Begrifflichkeiten geklärt und erweitert werden. Abfallmaterialien finden sich in unserer Konsumgesellschaft überall. Sie gehören zu unserem täglichen Leben, wir begegnen ihnen überall und doch nehmen wir sie nicht mehr bewusst war. Der tägliche Umgang beschränkt sich auf den Gang zum Mülleimer. Dabei wuchs in den letzten Jahren der Pro-Kopf-Verbrauch erheblich. Der Einzelne hingegen wird durch die Verwendung von zahlreichen Recycling- und Pfandsystemen in der Sicherheit gewogen etwas für die Umwelt zu tun. Gerade mit der direkten Konfrontation mit Abfallmaterialien können die Schüler angeregt werden über das eigene Konsum- und Freizeitverhalten nachzudenken, deshalb wird durchaus ein direkter Umweltbezug hergestellt. Vorrangig erhalten die Schüler einen wichtigen exemplarischen Einblick in Konzeption, Intention und künstlerischen Prozess eines Künstlers des Nouveau Réalisme.

4. Kunstbezug

Daniel Spoerri wurde als Daniel Isaak Feinstein am 27. März 1930 in Galati in Rumänien geboren. Er zog nach Paris und traf dort die Künstler Jean Tinguely, Arman, Dufrene und Klein. Sein Interesse für die bildende Kunst wird durch die Zusammenarbeit mit Tinguely geweckt. Anschließend entwickelt Spoerri eine eigenständige Objektkunst. Mit seinen Freunden begründet Spoerri den Nouveau Réalisme in Paris und wird einer ihrer Hauptvertreter. Sie wollen sich einerseits von der in Paris dominierenden informellen Malerei absetzen und andererseits von der in Amerika aufkommenden Popart abgrenzen.

Der Gedanke, die Überbleibsel einer Mahlzeit zu fixieren und als absurde Reliquie mitsamt der Tischplatte aufzuhängen, kam Daniel Spoerri erstmals 1960, diese bildeten die ersten Fallenbilder, welche bis heute sein Markenzeichen sind. Es geht um die Fixierung des Zufälligen. Da werden zum Beispiel die Reste eines Abendmahls ( leere Gläser, Teller, Weinflaschen und Speisereste ) mit Klebstoff auf einer Tischplatte befestigt. Die Platte wird um 90 Grad gekippt und fertig ist das Kunstwerk. In diesen Artefakten stellt Spoerri dem Augenblick sozusagen eine Falle. Wie in einer >>Falle<< soll ein Stück Alltagswirklichkeit eingefangen werden. Er fixiert und konserviert zufällig vorgefundene Anordnungen von Gegenständen des Alltags als Kunstwerke. Dabei steht nicht das Essen im Vordergrund, sondern die Abwesenheit von Essen. Die Reste und Spuren, denn eigentlich sind die fixierten und an die Wand montierten Tischplatten leer. Sie markieren etwas bereits Vergangenes. Entsprechend der klassischen Vorstellung vom >>Festhalten des Augenblicks<< ist es hier der >>Augenblick danach<<, der in den Mittelpunkt des ästhetischen Geschehens rückt. Man sieht dreckige Teller, Gläser mit Getränkeresten, zerknüllte Servietten. Das Essensgelage ist vorbei, die Gäste sind gegangen. Dadurch sind diese Tisch-Bilder mindestens doppelte, wenn nicht dreifache Werke. Das (vergangene) Essen gehört dazu, genauso wie das Kochen. Der Autodidakt Spoerri entwickelte sich als Objektkünstler zum virtuosen Resteverwerter der Wegwerfgesellschaft.

Spoerris Fallenbilder gehören zu den Klassikern der Kunstgeschichte, doch seine >>Eat-art<< umfasst weit mehr. Später betrieb Spoerri in der Altstadt von Düsseldorf das Restaurant Spoerri und die Eat-Art-Gallery. Des weiteren organisierte er thematische Bankette, in welchen es Spoerri um soziale Interventionen ging.

Ich hab zum Beispiel einmal ein Gefängnis-Essen gemacht. An einem bestimmten Tag zu einer bestimmten Stunde bekamen die Leute exakt das, was in einem Gefängnis dieser Stadt - also die essen um 6 Uhr und um 8 Uhr - war bei uns exakt dasselbe. Und wir haben auch getrennt - Frauen und Männer. Wir haben das Licht gedämpft. Es gab also nur oben eine 15-Watt-Birne. Und die Frauen saßen hier und die Männer da und bekamen exakt dasselbe. Und das war ein sehr ernsthafter Abend. Es entstand eine sehr ernsthafte Diskussion.“[1]

Blumen und Früchte, Käse und Krustentiere, Schinken, Gebäck und Wein arrangierten niederländische Maler im 17. Jahrhundert aufs Appetitlichste zu lebensechten, opulenten Stillleben. Heutzutage allerdings sichern virtuos gemalte Viktualien keinen Platz mehr in der Kunstgeschichte. Unsere an immer raffiniertere Reklame gewöhnten Augen verlangen schärfere Reize und zuweilen durchaus auch Anti-Ästhetisches.

Das Sujet des Essens oder Kochens spielt bei Spoerri eine ganz besondere Rolle:

„Das ist eine reine Kulturleistung - das Kochen. Lange vor dem Kunst-Machen und Bücher-Schreiben und Gedichte-Schreiben ist zuerst das Kochen die erste Kulturleistung des Menschen überhaupt in seiner Entwicklung.“[2]

Aus diesem Blick ist Kulinarisches nicht so peripher oder banal wie es zunächst scheinen mag. Als Motiv und als Material wird es zum Zugangsweg zur Wirklichkeit.

Spoerri sichert damit Spuren. Selbst an unscheinbaren Gebrauchsgegenständen hängt Geschichte. Bei Spuren handelt es sich um unscheinbare Gegenstände des Alltags, die in ihrer Zusammenstellung ein Bild vom Leben ergeben. Wichtigstes künstlerisches Ausdrucksmittel sind die Aufbereitung und Präsentation des gesammelten Materials. Ziel ist die Schärfung der Sinne für die Zusammenhänge von Leben, Zusammenleben und Zeit.

5. Lehrplanbezug

5.1 Der Bildungs- und Erziehungsauftrag des Faches Bildende Kunst.

„Das Fach Bildende Kunst hat die Aufgabe, die Schülerinnen und Schüler zu eigenständigem Arbeiten anzuregen und die dazu notwendigen Fertigkeiten und Kenntnisse zu vermitteln. Aus der praktischen Arbeit heraus und in enger Verbindung mit ihr ist die Fähigkeit der Schülerinnen und Schüler zur Betrachtung eigener und fremder Arbeiten zu entwickeln, ebenso die Fähigkeit, diese Arbeiten zu beurteilen. Hiermit wird auch das sprachliche Ausdrucksvermögen gefördert. Anhand praktischer Arbeitsaufgaben sollen die Schülerinnen und Schüler die eigenen Fähigkeiten erfahren, Lösungswege für die gestellten Aufgaben kennen lernen, selbst finden und die Aufgaben zum Abschluss bringen. Dabei verdienen eigenständige Lösungswege besondere Beachtung.“[3] „Diese Arbeitsformen tragen dazu bei, dass die Schülerinnen und Schüler zunehmend verantwortlich, selbstständig oder kooperativ und dabei selbstbewusst ihre Werke herstellen, beurteilen und vertreten sowie die Werke anderer anerkennen können.“[4] „Außerdem leistet das Fach durch den Erwerb von gestalterischen Kriterien einen Beitraf zur Medienerziehung sowie zur Bedeutung der Werbung im Bereich der Wirtschaft. Seine besondere Funktion, unterschiedliche Wirklichkeitsvorstellungen zu visualisieren, wird auch im fächerverbindenden Unterricht wirksam[5].“

5.2 Das Thema im Bildungsplan

Das Thema Collage findet sich in der Klasse 10 Lehrplaneinheit 1 wieder. „Beim Erproben von Mischformen bildnerischer Techniken ergeben sich für die Schülerinnen und Schüler eine Vielfalt von Bildlösungen. Diese lernen sie kennen und finden Wege zu neuen Sehgewohnheiten.“[6] „Beim Prinzip der Collage gehen die Schüler erprobend beim Zusammenfügen der Collageelemente vor.“[7] Allerdings kann ein derartiger Unterrichtsentwurf sicherlich bereits in den Klassenstufen 8-9 eingesetzt werden.

Allgemein steht die Konfrontation und das Kennenlernden der Kunst nach 1945 im Vordergrund. Hierbei lassen sich neben Spoerri auch weitere Künstler wie Arman oder Cèsar, welche sich ebenfalls mit Abfallmaterialien beschäftigt haben, benennen.

Will man darüber hinaus den Blick der Schüler auf Umwelt, Gesundheit oder Kritikfähigkeit gegenüber von Werbung erweitern, empfiehlt es sich mit weiteren Fächern zu kooperieren. Selbstverständlich ist auch eine Durchführung in Projektform zu einer ganzheitlichen Sichtweise denkbar. Derartige Projekte könnten als Hauptthema >>Müll<<, >>Gesundheit<<, >>Konsum<<, >>Wegwerfgesellschaft<< oder >>Werbung<< lauten. Die Schülerinnen und Schüler entwickeln dadurch die Fähigkeit und die Bereitschaft, über das eigene Konsum- und Freizeitverhalten nachzudenken und es gegebenenfalls zu ändern. Dabei lernen sie, mit Medien sinnvoll umzugehen. Jugendliche stellen in der heutigen Zeit einen bedeutenden Wirtschaftsfaktor dar. Darum sind die Schülerinnen zu befähigen ihre eigenen, wie auch gesteuerten Wünsche kritisch zu beurteilen. Durch das Reflektieren von Werbestrategien entwickeln sie eine eigene Verbraucherkompetenz.

Die Schüler reflektieren ihre Rolle als Verbraucher und die Notwendigkeit wirtschaftlichen Handelns. Die Schüler sind zu befähigen die Pole von Bedürfnisbefriedigung und ihre Grenzen zu erkennen, verantwortlich mit der Knappheit der Güter umzugehen, Recyclingsysteme zu nutzen und Müll zu vermeiden. Die Schüler lernen, die Auswirkungen technischer Prozesse und Produkte auf ihre Umwelt abzuschätzen. Die Schüler werden für die Bedeutung von Umweltschutzmaßnahmen sensibilisiert und werden zu verantwortlichem Verbraucherverhalten angehalten.

[...]


[1] Kaindlstorfer, Günter: Kochen als Kunstform, Daniel-Spoerri-Retrospektive in Wien, http://www.dradio.de/cgi-bin/es/neu-fazit/1544.html.

[2] Kaindlstorfer, Günter: Kochen als Kunstform, Daniel-Spoerri-Retrospektive in Wien, http://www.dradio.de/cgi-bin/es/neu-fazit/1544.html.

[3] Ministerium für Kultus und Sport Baden-Württemberg (Hrsg.) (1994): Bildungsplan für die Realschule, Villingen-Schwenningen, Neckar-Verlag, 1994, S. 29.

[4] ebd., S. 30.

[5] Ebd., S. 30.

[6] Ministerium für Kultus und Sport Baden-Württemberg (Hrsg.) (1994): Bildungsplan für die Realschule, Villingen-Schwenningen, Neckar-Verlag, 1994, S. 401

[7] Vgl. ebd. S. 401.

Ende der Leseprobe aus 35 Seiten

Details

Titel
Daniel Spoerri (Fallenbild) - Unterrichtsentwurf
Hochschule
Pädagogische Hochschule Weingarten
Note
1,5
Autor
Jahr
2002
Seiten
35
Katalognummer
V25932
ISBN (eBook)
9783638284219
Dateigröße
1774 KB
Sprache
Deutsch
Anmerkungen
Fachdidaktische Seminarsarbeit für eine Unterrichtssequenz zum Künstler Daniel Spoerri. Anregungen und Arbeitsblätter!
Schlagworte
Daniel, Spoerri, Unterrichtsentwurf
Arbeit zitieren
Rainer Leyk (Autor:in), 2002, Daniel Spoerri (Fallenbild) - Unterrichtsentwurf, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/25932

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