Das Sozioökonomische Panel (SOEP)


Hausarbeit, 2001

17 Seiten, Note: 1,5


Leseprobe


Inhalt

1. EINLEITUNG

2. PANELERHEBUNGEN ALS SOZIALWISSENSCHAFTLICHE DATENBASIS
2.1. DER ANSATZ DES PANELS
2.2. VORTEILE DER PANELDATEN

3. DAS SOZIOÖKONOMISCHE PANEL (SOEP) 1984-2001
3.1. ENTWICKLUNG DES SOEP
3.2. REVISION DER QUERSCHNITTS- HOCHRECHNUNGSFAKTOREN SEIT 1990 UND AUSWIRKUNGEN AUF DIE HOCHGERECHNETEN BEFRAGUNGSPERSONEN
3.3. STICHPROBEN/SAMPLES DES DEUTSCHEN SOEP (GSOEP)
3.3.1. Entwicklung der Stichproben
3.3.2. Stichproben-/Sampledesign
3.3.3. Paneleffekt
3.4. MÖGLICHKEITEN DER ANALYSE MIT DEM SOEP
3.5. NUTZUNG DES SOEP
3.6. ORGANISATION UND FINANZIERUNG

LITERATURVERZEICHNIS

1. Einleitung

Lange Zeit war die Wirschafts- und Sozialforschung in der Bundesrepublik Deutschland bezüglich der Mirkodaten größtenteils auf Querschnittserhebungen angewiesen, deren Daten für Personen und Haushalte die amtliche Statistik sowie auch die Umfrageforschung zur Verfügung stellten.

Für die Analyse einer Reihe von gesellschaftspolitischen und methodischen Fragestellungen haben sich Querschnittdaten allein jedoch als unzulänglich erwiesen (vlg. Hanefeld 1987: 13). Zur Erhebung von individuellen Entwicklungen und Verhaltensweisen, zum Nachvollziehen von Einkommensverläufen wie auch zur Bestimmung von Uraschen und Konsequenzen von Arbeitsmarkt- und Einkommensveränderungen sind Längsschnittdaten von großem Nutzen.

Das Sozioökonomische Panel ist die erste Längsschnittstudie für die Bundesrepublik Deutschland, die repräsentative Haushalts- und Personendaten bereitstellt. Es wird von der ‚Projektgruppe Sozio-ökonisches Panel‘ am Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung durchgeführt.

Diese Arbeit soll sich vor allem der Aufgabe widmen, Grundkonzeption und Realisierung des Sozioökonomischen Panels in anschaulicher Weise darzustellen sowie seine Vorteile und Schwächen gegenüber anderen Erhebungsverfahren zu erläutern. Ferner soll die Entwicklung des Panels als auch seine Bedeutung für die empirische Sozialforschung verständlich gemacht werden. Es ist daher zum Verständnis des Panel-Verfahrens nötig einen Einblick in Fragen der Erhebungstechnick und der allgemeinen Stichprobentheorie zu gewähren.

2. Panelerhebungen als sozialwissenschaftliche Datenbasis

Als Datenbasis für die sozialwissenschaftliche Forschung sind Paneldaten in besonderer Weise deshalb geeignet, weil sie Prozesse und Tendenzen der Veränderung aufzuzeigen vermögen. Sie sind daher von großem Nutzen für die Wirtschafts- und Sozialpolitik, die unter Berücksichtigung dieser Daten Fehlentwicklungen entgegensteuern kann.

2.1. Der Ansatz des Panels

Der Panelansatz bezeichnet in der empirischen Sozialforschung eine solche Datenerhebung, die wiederholend zu verschiedenen Zeitpunkten bei gleichbleibenden Erhebungseinheiten Angaben zu gleichen Tatbeständen liefert, sodass es möglich ist Prozesse der Veränderung in ihrem Zeitverlauf zu erfassen und nachvollziehbar zu machen (vgl. Hanefeld 1987: 17).

Tritt der Fall ein, dass die Untersuchungseinheit aus verschiedenen Teilgruppen besteht, so kann es für die Analyse des gleichen Tatbestandes sinnvoll, ja zum Teil notwendig sein gruppenspezifisch angepasste Variablen zu verwenden. So zum Beispiel ist es für die Analyse der Erwerbstätigkeit sinnvoll verschiedene Variablen innerhalb der Untersuchungseinheiten zu erheben. Dies kann in Form von vertiefenden Fragen zum jeweiligen Erwerbsstatus der Befragten geschehen. Variablen, die als sogenannte Hintergrundmerkmale dienen, also konstante Merkmale wie zum Beispiel Geschlecht, Religionszugehörigkeit und Bildungsabschluß verändern sich im Zeitverlauf nicht und müssen daher nur einmalig erhoben werden. Hierin liegt eine nicht zu unterschätzende Kosteneinsparung bei Paneluntersuchungen. Allerdings muß auch gerade bei der Untersuchung von Veränderungen die Möglichkeit zur Einbeziehung neuer Einflußfaktoren, die erst im Verlauf der Studie auftreten oder sichtbar werden, offengehalten werden. Selbstverständlich können solche neu einbezogenen Erhebungsfaktoren dann nicht zu Aussagen verwendet werden, die sich auf den gesamten Zeitraum der Studie erstrecken.

Die Forderung, Beobachtungen zum selben Zeitpunkt durchzuführen (vgl. Mayntz u.a. 1972: 134) ist nicht uneingeschränkt hilfreich (Hanefeld 1987: 18). Sie trifft besonders auf solche Untersuchungen zu, die Informationen mit starker Abhängigkeit von Befragungszeitpunkt erheben wollen, wie zum Beispiel Einflüsse von saisonalen oder tagespolitischen Faktoren. Dem Kriterium der Gleichzeitigkeit steht allerdings die geringe Antreffbarkeit der Befragten zu einem fixen Zeitpunkt entgegen (ebd.: 18). Es bleibt also eine Frage der Abwägung zwischen der Gefahr der fehlenden Vergleichbarkeit von Daten aufgrund von überlangen Erhebungsphasen und dem Risiko einer durch zu geringe Antwortraten verursachten Verzerrung bei Zeitpunkt gebundenen Untersuchungen.

Auch der Bergriff ´Paneldaten´ findet unterschiedliche Verwendung. Er ist in Abgrenzung zu den Begriffen Ereignisgeschichten, Ereignissequenzen und Ereignishäufigkeiten zu sehen. Ereignisgeschichten bezeichnen Daten, für die jedem Individuum Paare von Zustandswerten und Zeitpunkten zuweisbar sind, die einen Zustandswechsel enthalten. Ereignissequenzen sind lediglich Abfolgen von Episoden, nicht aber Zeitpunkte des Zustandswechsels. Ereignishäufigkeiten erfassen nur die Häufigkeiten von Episoden, während die Abfolge dieser irrelevant ist.

2.2. Vorteile der Paneldaten

Ebenso wie Paneldaten gehören Retrospektiv- und prozessproduzierte Daten zur Gruppe der Längsschnittdaten, mit deren Hilfe Veränderungen im Ablauf eines bestimmten Zeitintervalls gemessen werden können. Längsschnitt- sowie auch Querschnittdaten können Zeitreihendaten zugeordnet werden. Der Begriff Zeitreihendaten wird üblicherweise und im Unterschied zu Längsschnittdaten, die sich auf Mikroeinheiten beziehen, für aggregierte Daten verwendet.

Zur Messung von Veränderungen können Zeitreihendaten verwendet werden. Es werden dann Zustände zum Zeitpunkt t0 und t1 erhoben und verglichen. Die Differenzen entsprechen den Nettoveränderungen zwischen den Zeitpunkten. Da Panelerhebung mit wiederholten Befragungen arbeiten, liefern sie zu den Nettoveränderungen auch noch die Bruttoveränderungen (Mayntz u.a. 1972: 134ff). Das folgende Beispiel soll die Wichtigkeit der Kenntnis von Bruttoveränderungen verdeutlichen (vgl. auch Hanefeld 1987:20): Die Armutsquote in den USA lag lange Zeit relativ konstant bei geringfügiger Schwankung seit Ende der 60er Jahre bei etwa 12%. Diverse Querschnittsuntersuchungen zeigten eine sich wenig verändernde Struktur bei der von der Armut betroffenen Bevölkerung. Sozialpolitisch lag die Folgerung nahe, dass es sich hierbei um einen ungefähr gleichbleibenden Personenkreis handele, der sich dauerhaft in Armut befindet. Erst anhand der Ergebnisse der Panel Study of Income Dynamics wurde ersichtlich, dass innerhalb der zur Armut gezählten Bevölkerung eine hohe Fluktuation herrschte. Eine ganze Reihe von Personen fielen nur für kurze Zeit unter die Armutsgrenze, konnten sich dann aber zum Teil rasch erneut den Prozessen des sozialen Aufstieges eingliedern, während gleichzeitig wieder andere verarmten. Diese Bewegung war aus den Querschnittserhebungen nicht hervorgegangen und erfordert zu ihrer Bekämpfung andere sozialpolitische Maßnahmen.

Weitere Vorteile bietet eine Panelerhebung in der Hinsicht, dass aufgrund der Mehrfachbefragung eine pro Person größere Sammlung von Daten angelegt werden kann. Außerdem wird im Verlauf der Paneluntersuchung ein Vertrauensverhältnis zu den Befragten aufgebaut, das es zum einen ermöglicht, intimere Fragen stellen zu können ohne mit Antwortverweigerung rechnen zu müssen. Zum anderen beruht hierauf auch bei den Befragten eine gewisse emotionale Verpflichtung zu wahrheitsgemäßen Antworten. Des Weiteren ist bei Panelbefragungen der Zufallsfehler für die Messung von Veränderungen geringer als bei anderen Verfahren (Arminger 1976: 138). Es muß aber auch angemerkt werden, dass sich Messfehler bei Querschnitterhebungen zum Teil wieder ausgleichen, während sie bei Paneldaten zu nicht unbeachtlichen Verzerrungen führen können und zwar in der Form, dass Veränderungen nicht sichtbar oder aber ganze Ereignisse in umgekehrter Reihenfolge dargestellt werden (Arminger 1976: 201ff).

Das Argument, dass Panelbefragungen geringere Kosten verursachen als Sequenzen von Querschnitterhebungen, da ja die Stichproben- und Anwerbungskosten entfallen, ist gültig für Panelstudien mit geringen qualitativen Ansprüchen. Da allerdings die Kosten der Stichproben im Vergleich zu den frühen Jahren Panelerhebungen aufgrund der technischen Hilfsmittel sowie der Verwendung von Standardstichprobenplänen erheblich reduziert sind, ist die Diskrepanz zwischen den Verfahren entsprechend geringer, zumal die Erhaltung eines Panels eine „hohes qualitatives Niveau der Datenerhebung“ sowie diverse „Maßnahmen zur Panelpflege“(Hanefeld 1987: 24) erfordert.

Vergleicht man die Möglichkeiten Bruttoveränderungen zu messen, so weisen Retrospektiv- wie auch prozessproduzierte Längsschnittdaten prinzipiell die gleichen Vorteile gegenüber Zeitreihendaten auf. Allerdings haben Paneldaten hier einige spezifische Vorteile. Bei Retrospektivdaten handelt es sich -wie der Name bereits erkennen läßt - um Daten, die zumeist aus Querschnitterhebungen stammen und die zeitliche Rückbezüge darstellen. Einwände, die diese Art von Daten betreffen, zielen häufig auf das hohe Maß an Erinnerungsfehler, das diesen Daten inne ist. Es wird in aller Regel von einer starken nachträglichen ‚Färbung‘, (meistens einer ‚Schönfärbung‘) solcher Angaben ausgegangen; man könnte auch von nachträglicher Glorifizierung der Daten sprechen, wie empirische Untersuchung hierzu auch zeigen.

Als prozessproduziert werden solche Daten bezeichnet, die für gleichbleibende Untersuchungseinheiten Informationen über einen längeren Zeitraum enthalten. Es sind Daten, die regelmäßig im Rahmen des (bürokratischen) Verwaltungsprozesses anfallen. Derartige Daten werden von Rentenversicherungsträgern, Krankenkassen, der Bundesanstalt für Arbeit und Finanzämtern übernommen. Ihr Vorteil liegt in der gegenüber Paneldaten geringen Fehlerrate, da es sich um Angaben handelt, die für die Betroffenen selbst von Belang sind. Da die Umfrageforschung im Gegensatz zur amtlichen Statistik nicht auf das Instrument der Auskunftspflicht zurückgreifen kann, kommt es hier zu einem höheren Anteil an Nichtantworten (Hartmann et al. 1992: 316).

Die Verwendung von Umfragedaten zur Beschreibung demografischer und sozialstruktureller Merkmale kann also zu Verzerrungen führen. Unterschiedliche Ausfallwahrscheinlichkeiten verschiedener gesellschaftlicher Gruppen führen zu Abweichungen in der Verteilung von Merkmalen, nach denen sich diese Gruppen unterscheiden. Wenn etwa Arbeiter häufiger nicht an Umfragen teilnehmen als Angestellte, wird die Verteilung des Merkmals Stellung im Beruf durch die Umfrageforschung verzerrt wiedergegeben (Hartmann et al. 1992: 316).

3. Das Sozioökonomische Panel (SOEP) 1984-2001

Das SOEP ist eine seit 1984 jährlich durchgeführte Befragung von Deutschen, Ausländern und Zuwanderern in den alten und neuen Bundesländern. Da es sich um eine Wiederholungsbefragung handelt, werden die selben Personen und Familien jährlich erneut befragt.

Im Jahre 1984 wurde die erste Erhebung bei etwa 6000 Haushalten unternommen, wobei Haushaltsmitglieder, die sechzehn Jahre und älter waren, befragt wurden.

Im Erhebungsjahr 2000 umfasste die Stichprobe etwa 12.000 Haushalte mit mehr als

20.000 Personen. Themenschwerpunkte sind unter anderem:

- Haushaltszusammensetzung, Wohnsituation;
- Erwerbs- und Familienbiographien;

[...]

Ende der Leseprobe aus 17 Seiten

Details

Titel
Das Sozioökonomische Panel (SOEP)
Hochschule
Georg-August-Universität Göttingen  (Soziologisches Institut)
Veranstaltung
Statistik 1
Note
1,5
Autor
Jahr
2001
Seiten
17
Katalognummer
V25781
ISBN (eBook)
9783638283076
ISBN (Buch)
9783638760164
Dateigröße
425 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Sozioökonomische, Panel, Statistik
Arbeit zitieren
Thomas Schröder (Autor:in), 2001, Das Sozioökonomische Panel (SOEP), München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/25781

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