Deutschland als Wirtschaftsstandort


Hausarbeit (Hauptseminar), 2003

18 Seiten, Note: gut


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Wirtschaftsstandort Deutschland aus nationaler 3 und internationaler Sicht
2.1 Strukturwandel
2.1.1 Industrienationen
2.1.2 Neue Bundesländer
2.2 Standortfaktoren
2.2.1 Negative Standortfaktoren
2.2.2 Positive Standortfaktoren
2.2.3 Praxisbeispiel Neustadt/Coburg: Firma Rolly Toys
2.3 Cluster
2.3.1 Definition
2.3.2 Globalisierung und regionale Vernetzung
2.3.3 Vorteile von Cluster
2.3.4 Praxisbeispiel Erlangen: Standortverbund Medizin
2.4 Abwanderung

3. Fazit

4. Anhang

5. Quellenangaben

1. Einleitung

Trotz derzeitiger Konjunkturflaute ist „Made in Germany“ nach wie vor ein starkes Standortargument. Deutschland ist aus nationaler und internationaler Sicht ein wichtiger Investitionsstandort. Aufgrund seiner Marktgröße, der geografischen Lage und einer gut entwickelten und innovativen Wirtschaft gilt Deutschland als attraktiver Standort. Nach Angaben der Regierung gibt es in Deutschland über 20.000 ausländische Firmen, die 2,1 Millionen Arbeitsplätze sichern.[1]

Bei der Standortwahl müssen viele Faktoren beachtet werden. Die Hauptkriterien, auf die ein Unternehmer besonders sein Augenmerk legt, sind Wirtschaftlichkeit, Flexibilität, qualifiziertes Personal, gute Zuliefererstrukturen und eine ausgebaute Infrastruktur.[2] Um den Standort Deutschland auch in Zukunft positiv einschätzen zu können, wünschen sich viele Unternehmer von der Politik bessere Rahmenbedingungen in Bezug auf Lohnnebenkosten und Arbeitsrecht.[3]

2. Wirtschaftsstandort Deutschland aus nationaler und internationaler Sicht

2.1 Strukturwandel

2.1.1 Industrienationen

Der Welthandel von Industrieprodukten lief bis in die 60er Jahre zwischen den entwickelten, westlichen Ländern ab. Danach traten immer stärker Länder aus dem asiatischen Raum in den Weltmarkt ein, die mit kostengünstigeren Produkten die Marktführung in vielen Branchen übernahmen.[4]

Aufgrund dieser Konkurrenz erfolgt ein Strukturwandel in Deutschland von einem Industrieland hin zu einem Dienstleistungssektor.[5]

Deutschland ist im weltweiten Wettbewerb der attraktivsten Wirtschaftsstandorte im vergangenen Jahr von Platz 12 auf Platz 15 zurückgefallen, wobei die USA weiterhin Spitzenreiter blieb.[6]

Zudem verfehlt Deutschland auch dieses Jahr erneut die für die Euro- Länder festgesetzte Obergrenze von drei Prozent für das gesamtstaatliche Defizit. Die Einnahmen steigen trotz massiver Abgabenerhöhungen langsamer als die Ausgaben, so dass der Haushaltsfehlbetrag um auf rund 80 Mrd. Euro (3,7 % des BIP) zunimmt.[7]

Deutschland ist im Jahr 2003 die Wachstumsbremse für die Euro-Zone. Die größte Volkswirtschaft Europas ist das einzige Land, für das kein Wachstum, sondern- nach einer Prognose des Instituts für Wirtschaftsforschung- nur eine Stagnation erwartet wird. Das Wachstum des Bruttoinlandprodukts ist stark rückläufig, im Jahr 2001 lag es bei 0,6 %, im Jahr 2002 bei 0,2 %.[8]

Die Lage auf dem Arbeitsmarkt ist weiterhin dramatisch. Die Zahl der Arbeitslosen steigt, im August wurden 4.314.223 Personen als arbeitslos gemeldet, und die Arbeitslosenquote von 10,4 % erreicht ihren Höchststand seit der Wiedervereinigung.[9]

2.1.2 Neue Bundesländer

Seit Mitte der 90er Jahre schneidet Deutschland im europäischen Wachstumsvergleich schlechter ab als die übrigen EU-Staaten und übernimmt das Schlusslicht. Der ungünstige Wachstumsverlauf ist auf den langwierigen Anpassungsprozess der ostdeutschen Wirtschaft beim Übergang von einem zentralverwalteten zu einem marktwirtschaftlichen Wirtschaftssystem zurückzuführen.[10] Die Arbeitslosigkeit ist durchschnittlich doppelt so hoch wie in Westdeutschland (Arbeitslosenquote Ost: 18,2 West: 8,3)[11]. Doch die Leistungskraft der Wirtschaft ist seit 1990 stark gestiegen. Der Strukturwandel wird vor allem vom verarbeitenden Gewerbe angetrieben. Die Automobilindustrie hat sich zum wichtigsten Arbeitgeber entwickelt.[12] Die Ansiedlung von BMW in Leipzig zeigt, dass Ostdeutschland im internationalen Standortwettbewerb bestehen kann. Ab 2004 werden sich die Standortvorteile durch die EU-Osterweiterung erhöhen: denn die Neuen Bundesländer haben gute Lieferbeziehungen und Kontakte zu den Beitrittsländern[13] sowie einen geografischen Vorteil.

Aus einer Umfrage unter ostdeutschen Industrieunternehmen im Jahr 2002 ging hervor, dass Ostdeutschland als Industriestandort zunehmend attraktiv ist. Positive Standortfaktoren sind die vergleichsweise günstigen Lohnkosten, die Nähe zu Kunden und Lieferanten, Fördermittel sowie eine gute Infrastruktur. Besonders die Nähe zu Hoch- , Fachschulen und Forschungseinrichtungen erleichtern Kooperationen, die zur Verbesserung von Produkten oder Produktionsverfahren führen. Die Defizite im Bereich der öffentlichen Infrastruktur wurden in den letzten Jahren weitgehend beseitigt.[14] Die geringere Stundenproduktivität wird größtenteils durch den Standortvorteil der 38-Stunden-Woche ausgeglichen (West: 35-Stunden-Woche). Die Lohnkosten in Ostdeutschland sind niedriger: der effektive Lohnrückstand beträgt etwa ein Drittel gegenüber dem Westen (siehe Abbildung 1).[15]

Wichtige Standortnachteile in Ostdeutschland sind die Energiepreise sowie die Höhe der kommunalen Abgaben und Gebühren. Außerdem reicht seit dem Jahr 2000 das Angebot an qualifizierten Arbeitskräften in Ostdeutschland nach Einschätzung der Unternehmen nicht mehr aus, um den gestiegenen Bedarf zu decken.[16]

2.2 Standortfaktoren

2.2.1 Negative Standortfaktoren

Deutschland liegt im internationalen Vergleich mit seinen hohen Löhnen und Lohnnebenkosten weltweit an der Spitze. Nicht nur die direkten Lohnkosten, sondern auch die hohen Personalzusatzkosten veranlassen viele Unternehmen, ihre Produktion in Niedriglohnländer zu verlagern.

Personalzusatzkosten sind zum Beispiel Lohn und Gehalt für arbeitsfreie Tage (Urlaub, Feiertage, Krankentage), Sonderzahlungen (Weihnachtsgeld, Urlaubsgeld, Gratifikationen), Sozialversicherungsbeiträge der Arbeitgeber, Aufwendungen für die betriebliche Altersversorgung, andere Zusatzkosten (betriebliche Weiterbildung, Betriebskantine, Fahrgelderstattung).

Die steigenden gesetzlichen Lohnnebenkosten verteuern den Einsatz von Arbeitskräften und veranlassen Unternehmen, Beschäftigte einzusparen. Zusätzlich zum Direktentgelt muss der Arbeitgeber noch 71,5 % Lohnnebenkosten abführen.

Die hohen Unternehmenssteuern und Sozialabgaben sind auch ein Grund der Investoren, Deutschland als neuen Markt auszuschließen. Durch die Erhöhung der Steuern, die man grob in direkte Steuern ( zum Beispiel Einkommenssteuer) und indirekte Steuern (zum Beispiel Mehrwertsteuer) gliedern kann, kommt es oft zu einer doppelten Belastung der Deutschen.[17]

Ein weiterer negativer Aspekt des Standortes Deutschland ist die Arbeitszeit. Ein westdeutscher Industriearbeiter hat im internationalen Vergleich die kürzeste tarifliche Jahresarbeitszeit (1.557 Stunden), ein amerikanischer Arbeiter hingegen kommt jährlich auf eine Zahl von 1904 Stunden. Verstärkt wird diese Tatsache noch durch die hohe Zahl an Feiertagen und Urlaubstagen in Deutschland.[18]

Ein weiteres Problem stellt die Bürokratisierung dar, besonders kleine und mittlere Betriebe werden überproportional durch langwierige Genehmigungsverfahren belastet. Ein Abbau von Vorschriften, effizientere Regelungen und die Vereinheitlichung von Verfahren würde erheblich zu einer Minimierung der Kosten führen.[19]

Des weiteren stellt die geringe Investitionskraft ein Problem dar. In Deutschland werden Investitionen hauptsächlich nur deshalb getätigt, um Ersatz- und Rationalisierungsinvestitionen, nicht aber um Kapazitätserweiterungsinvestitionen vorzunehmen. Somit wird auch die Möglichkeit gemindert, neue wettbewerbsfähige Arbeitsplätze zu schaffen, die mit einer Fertigungsstättenerweiterung einhergehen.

Auch entscheidend ist die Frage, ob man in Finanzanlagen oder in Sachanlagen investiert.

In Deutschland sind die Zinsen- sowohl die Nominalzinsen wie auch die Realzinsen- in den vergangenen Jahren relativ stark gesunken und befinden sich auf einem sehr niedrigen Niveau. Somit ist die Alternative, in Finanzanlagen zu investieren, für Investoren nicht besonders attraktiv.

[...]


[1] Hilmar Kopper „Interesse am Wirtschaftsstandort Deutschland ungebrochen“, aus: Regierung Online, 2003

[2] Dietmar H. Lamparter „Wer bleibt am Standort D?“, aus: Die Zeit, 38/2003

[3] laut veröffentlichter Studie der Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft Ernst & Young 06/03

[4] Thomas Freytag „Standort Deutschland“, BWL-Handout WS 98/99

[5] Institut für Wirtschaftsforschung, Konjunkturenwicklung 2003/2004

[6] „Wirtschaftsstandort D. fällt weiter zurück“, aus: Die Welt vom 19.09.20003

[7] „Deutschland bremst Europa“, aus: Der Spiegel vom 19.09.2003

[8] „Auf wackligen Beinen“, aus: Focus 33/2003

[9] Statistisches Bundesamt für Arbeit, Stand August 2003

[10] Peter Struck „Deutschland steht gut da“, aus: Dokumente Nr. 02/02

[11] Statistisches Bundesamt Deutschland, Al-Quote August 2003

[12] Rolf Schwanitz „Hält der Osten Schritt?“, aus: European Business Network 24, 08/03

[13] Ebd.

[14] Vereinigung der Sächsischen Wirtschaft „Wirtschaft aktuell“, 03/02

[15] Manager Magazin 08/03

[16] Vereinigung der Sächsischen Wirtschaft „Wirtschaft aktuell“, 03/02

[17] Baßler, Heinrich, Grundlagen und Probleme der Volkswirtschaft, 16.Auflage,Stuttgart

[18] „Arbeitszeit-Selten kürzer als in Ostdeutschland“, aus: Institut der Deutschen Wirtschaft, September 2003

[19] Manager Magazin 08/03

Ende der Leseprobe aus 18 Seiten

Details

Titel
Deutschland als Wirtschaftsstandort
Hochschule
Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg  (Wirtschaftswissenschaften)
Veranstaltung
BWL
Note
gut
Autoren
Jahr
2003
Seiten
18
Katalognummer
V25773
ISBN (eBook)
9783638283021
Dateigröße
527 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Deutschland, Wirtschaftsstandort
Arbeit zitieren
Rosa Badaljan (Autor:in)Nina Petrautzki (Autor:in), 2003, Deutschland als Wirtschaftsstandort, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/25773

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