Globalisierung und Migration

Die ökonomischen Ausprägungen der Globalisierung und deren Auswirkungen auf Migrationsbewegungen in Entwicklungsländern


Hausarbeit (Hauptseminar), 2004

39 Seiten, Note: 1,3


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

Einleitung

1. Die ökonomischen Auswirkungen der Globalisierung auf die Least Developed Countries
1.1 Ausgewählte soziologische Aspekte der Globalisierung
1.2 Der Begriff der Globalisierung in der wirtschaftswissenschaftlichen Debatte
1.3 Innovationen und Infrastrukturverbesserungen als Motor der Globalisierung
1.3.1 Telekommunikation und Datenverarbeitung als Voraussetzungen für die Teilhabe an der globalen Wissensgesellschaft der Zukunft
1.3.2 Infrastruktur und die Senkung der Transportkosten
1.4 Die Liberalisierung von Handel und Finanzmärkten
1.4.1 Arbeitsteilung und Handel zwischen den Staaten als Grundlage der Globalisierung
1.4.2 Der Abbau von Zollschranken und Handelshemmnissen
1.4.3 Die Liberalisierung der Finanzmärkte
1.4.4 Die Bedeutung von Direktinvestitionen für die Entwicklungsländer
1.5 Die Chancen und Risiken der Globalisierung für die Least Developed Countries

2. Migrationsbewegungen in Entwicklungsländern im Zeitalter der Globalisierung
2.1 Ökonomische Aspekte von Migrationstheorien im Überblick und ihre Bedeutung für die Least Developed Countries
2.2. Arbeitsmigration in Asien im Zeitalter der Globalisierung
2.2.1 Migration zu Beginn des 21.Jahrhunderts in NIC’s und LDC’s
2.2.2 Die Asienkrise von 1997 und ihre Auswirkungen auf inter- und intraregionale Migrationsströme im asiatisch-pazifischen Raum
2.2.3 Arbeitsmigration auf den Philippinen als Beispiel für die LDC’s

Zusammenfassung

Literaturverzeichnis

Internetquelle

Einleitung

„Globalisierung“ bezeichnet eine Entwicklung, die zwischen Befürwortern, für die es sich dabei in erster Linie um einen Weg zu weltweitem Wohlstand durch den Abbau von Handelshemmnissen und Wettbewerbsbeschränkungen handelt, und Kritikern, die u.a. zunehmende soziale Ungleichheit zwischen den reichen Industrienationen und den „Entwicklungsländern“ sowie fehlende staatliche Kontrolle über multinationale Unternehmen bemängeln[1], sehr umstritten ist.

Während „Globalisierung“ also bei den einen Aufbruchsstimmung, bei den anderen Ängste auslöst, hat ein anderer weltpolitischer Trend, nämlich die Zunahme der internationalen Migration, ebenfalls für einige Aufmerksamkeit gesorgt und gerade in der Frage der Regulierung Besorgnis ausgelöst.

Im Zeitalter der Globalisierung stellt sich die Frage, ob der Nationalstaat als „Wächter über Grenzen“ überhaupt noch in der Lage ist, Wanderungsbewegungen steuern zu können, oder ob dieses Ziel nur durch internationale Zusammenarbeit im Sinne des Konzeptes der „Global Governance“ und damit der Aufgabe einstmals selbstverständlicher nationaler Souveränitätsrechte zu erreichen ist.[2] Grundsätzlich ist es in der wissenschaftlichen Debatte aber unstrittig, dass die Globalisierung die traditionellen Vorstellungen des Regierens im Nationalstaat in Frage stellt[3].

Obwohl auch die Frage nach den Handlungsspielräumen bei der Steuerung der perspektivisch eher zunehmenden globalen und regionalen Migrationsströme[4] einen hohen Stellenwert sowohl in nationaler als auch internationaler Politik einnimmt, ist es keineswegs so, dass bei allen Wanderungsbewegungen der Einfluss der Globalisierung plausibel erscheint, denn oft besteht nur ein mittelbarer oder gar kein Zusammenhang,[5], was in der öffentlichen politischen Debatte aber oft nicht zur Kenntnis genommen wird, da die Themen „Zuwanderung“ und „Integrationspolitik“ und die damit zusammenhängenden Fragen in den einzelnen Staaten ein emotional hoch brisantes und ideologisiertes Politikfeld darstellen. Nicht zuletzt die Bilder von überfüllten Flüchtlingsschiffen vor der Küste Italiens, die „Belagerung“ der Grenze zwischen Mexico und den USA durch potentielle Migranten sowie die erwartete Migrationswelle aus den ehemaligen Ostblockstaaten im Zuge der EU-Erweiterung prägen die Eindrücke vieler Bürger in den westlichen Industriestaaten von den unheilvollen Einflüssen der Globalisierung auf die weltweite Migrationsproblematik.

Der „Fremde“ wird zuallererst als Bedrohung gesehen, unabhängig davon, ob er als erwünschter Arbeitsmigrant mit hoher Qualifikation und „Green Card“, oder illegaler Armutsflüchtling mit geringer Bildung erscheint bzw. irgendwo zwischen diesen Extremen anzusiedeln ist. Man kann also mit einigem Recht behaupten, dass Migrationbewegungen gerade aus den sog. „Entwicklungsländern“ als ein Bestandteil der globalisierten Welt einer der Bereiche ist, der in der breiten Wahrnehmung der Öffentlichkeit gleichzeitig auch als einer der bedrohlichsten empfunden wird, wie nicht zuletzt die Asyldebatte in Deutschland 1992/93, die Diskussionen um die „Festung Europa“[6] und in jüngster Vergangenheit das als vertraulich eingestufte Dossier des BND mit dem Titel „Illegale Migration nach Europa“ beweisen.

Hauptanliegen dieser Arbeit ist es daher, die Frage nach dem Zusammenhang von Globalisierung und Migration zu stellen und herauszufinden ob, und wenn ja, aus welchen Gründen, sich internationale Migrationsbewegungen in den Entwicklungsländern im Zeitalter der Globalisierung verstärkt haben, in welchen Ausprägungen diese potentiellen Zusammenhänge vorliegen und die gewonnenen Erkenntnisse am ganz konkreten Beispiel der Entwicklung auf den Philippinen zu überprüfen.

Da es sich beim Phänomen der Globalisierung vornehmlich um ein ökonomisches handelt, soll bei der genannten Fragestellung die Arbeitsmigration im Fokus der Betrachtung stehen, während eher politische Fluchtursachen hier nicht behandelt werden können, obwohl sich beide Bereiche oftmals nicht ohne weiteres voneinander trennen lassen.

Der erste Teil befasst sich mit den ökonomischen Implikationen der Globalisierung für die Entwicklungsländer. Hier sollen insbesondere die Ausprägungen der Globalisierung bezüglich des internationalen Handels und der Finanzmärkte, die das zentrale Erscheinungsbild im ökonomischen Globalisierungsprozess darstellen[7], vorgestellt werden, die maßgeblich für die wirtschaftliche und soziale Situation gerade in den „Entwicklungsländern“ und damit hypothetisch auch für die Migrationsströme sind.

Im zweiten Teil der Arbeit werden die relevanten Theorien zur Arbeitsmigration vorgestellt und dahingehend überprüft, inwieweit diese Aufschlüsse zu den Ursachen von Migration in den „Entwicklungsländern“ geben, ob sie generell im Zeitalter der Globalisierung anwendbar sind (bleiben) und in welcher Form das Phänomen der Globalisierung überhaupt Eingang in die Überlegungen der Autoren gefunden hat.

Außerdem werden die Betrachtungen insgesamt am Beispiel der Philippinen empirisch überprüft, denn gerade für diesen Staat liegen eine Reihe statistischer Befunde vor. Ob der vermutete Zusammenhang aus diesen Daten tatsächlich zu schließen ist, wird sich zeigen.

An dieser Stelle ein paar Anmerkungen zur Problematik des Begriffes der „Entwicklungsländer“, der im deutschen Sprachraum zwar allgemein gebraucht, aber wenig differenziert verwendet wird:

Gerade bei der Betrachtung des asiatischen Raumes scheint die Unterscheidung der sog. Schwellenländer ( “Newly Industrialized Countries“ (NIC’s)) von den “Least Developed Countries (LDC’s), wie sie im angelsächsischen Raum üblich ist, eine sinnvolle zu sein. Daher sollen diese Begriffe in der vorliegenden Arbeit vorwiegend benutzt werden.[8]

1. Die ökonomischen Auswirkungen der Globalisierung auf die Least Developed Countries

1.1 Ausgewählte soziologische Aspekte der Globalisierung

Als erste ausgesprochene soziologische Globalisierungstheorie kann die sog. „Weltsystemtheorie“[9] bezeichnet werden, für die –nomen est omen- die ganze Welt in den Blickpunkt der Betrachtungen rückt und insbesondere in den 70er Jahren einflussreich war.

Seitdem sind zum Thema „Globalisierung“ auch in der Soziologie eine Fülle von Artikeln

erschienen, die das Thema unter verschiedenen Aspekten beleuchten.[10] Für die Sichtweise dieser Arbeit sind dabei diejenigen Konzepte von Interesse, die das Thema im Zusammenhang einer internationalen Ökonomie mit ihren weltweiten Finanzströmen sehen und z.B. die Einflüsse der Globalisierung auf die urbanen Zentren dieser Welt insbesondere in den Industriestaaten untersuchen oder diese mit Migrationsbewegungen zu verknüpfen. Dabei wird eine sich verstärkende Tendenz zur Deindustrialisierung bzw. zur Ausweitung des tertiären Sektors in den westlichen Staaten durch technologische Innovationen und Ausweitung der weltweiten Kommunikationsmöglichkeiten und außerdem eine zunehmende Einkommenspolarisierung zwischen globalen Eliten und Randgruppen (z.B. Migranten) konstatiert, die an den von Globalisierungsbefürworten postulierten Wohlfahrtsgewinnen für alle Gesellschaften durch eine sich globalisierende Ökonomie nicht teilhaben können.

Den Grund für diese Polarisierung sehen diese Konzepte, wie Bös meint, insbesondere in einem ökonomischen Wachstum, das sich weniger aus einem organischen Wachstum der Mittelschichten als aus dem sich verstärkenden Konsum von globalen Firmen, die, um dieses Wachstum finanzieren zu können, Kosten einsparen müssen und so zu Rationalisierungen und Schaffung von „Billigarbeitsplätzen“ gezwungen sind. Diese Nachfrage wiederum wird durch zunehmende Urbanisierung und durch eine sich verstärkende Migration befriedigt, denn gerade die einfachen Arbeiten sind es, die „(...)wie ein Magnet auf potentielle Migranten in den weniger industrialisierten Ländern wirken.“.[11] Diese Tendenz lässt sich in ähnlicher Weise auch in aufstrebenden Schwellenländern beobachten .

Diese quasi zwangsläufigen Entwicklungen, die zu einer sich selbst verstärkenden ökonomischen und sozialen Polarisierung innerhalb der „globalen Städte“ als urbanen Zentren dieser Welt führen, lassen so auf „regional- partikularer“ Ebene ähnliche Entwicklungen erkennen, wie sie auf „universal-globaler“ Ebene durch die sich ausweitenden Einkommensunterschiede zwischen LDC’s mit hohem Bevölkerungswachstum einerseits und Industrieländern sowie Schwellenländern mit niedrigem Bevölkerungswachstum zu beobachten sind.[12]

Globalisierung wird in der Soziologie auch unter kulturellen Aspekten untersucht, die hier aber nicht diskutiert werden können und sollen. Allgemein kann man jedoch sagen, dass alle soziologischen Theorien Globalisierung als „(..)kategorialen Ursachenhinweis für sozialen und kulturellen Wandel(...)“[13] verarbeiten und diese als „(...)Wechselwirkung von sozialen, ökonomischen, politischen und kulturellen Prozessen(..)“[14] beschreiben, die in ihren Qualitäten zwar neu sind, aber, ähnlich wie in der Ökonomie, als Endergebnis langer Entwicklungen anzusehen sind.

1.2 Der Begriff der Globalisierung in der wirtschaftswissenschaftlichen Debatte

Insgesamt wird gerade in den Sozialwissenschaften eine Vielzahl von Erklärungsansätzen zum Gesamtphänomen der Globalisierung diskutiert. Das Phänomen „Globalisierung“ erstreckt sich unbestritten über verschiedenste Gesellschaftsbereiche und ist nicht nur für die Wirtschaft prägend.[15] Für die Frage nach den Zusammenhängen zwischen Migration und Globalisierung sind aber in dieser Arbeit insbesondere die ökonomischen Ansätze (und primär handelt es sich bei der Globalisierung nun mal um ein ökonomisches Phänomen) von Interesse, ohne dass damit die Bedeutung anderer Erklärungsansätze bestritten oder einer monokausalen Erklärung der Vorzug gegeben werden soll.

In einer allgemeineren Definition sind mit Globalisierung diejenigen weltweiten Prozesse zu bezeichnen, die zur Bildung und Entwicklung globaler Systeme beitragen“[16], eine Formulierung, die man so nicht nur ökonomisch verstehen kann. In einer im engeren Sinne ökonomischen Definition bezeichnet Robert Kappel die Globalisierung als „(...) Prozess der zunehmenden Integration von Ökonomien, der mit einem Liberalisierungsprozess und- für nicht-angepasste Ökonomien- mit Strukturanpassungsprogrammen verbunden ist.“[17]

Obwohl der Begriff der „Globalisierung“ erst seit Anfang der 70er Jahre verwendet wird, sind die Phänomene wirtschaftlicher, politischer und kultureller Art, die damit bezeichnet werden, erheblich älter und (vorläufiges) Ergebnis einer Entwicklung, die mit Entstehung des arbeitsteiligen Wirtschaftens und des daraus resultierenden Wachstums der Handelsbeziehungen zwischen Regionen und Nationen begann. Zumindest die ökonomischen Ausprägungen der Globalisierung kann man dementsprechend in einer ersten Annäherung auch als Ausweitung der internationalen Arbeitsteilung und deren Folgen insbesondere nach dem 2.Weltkrieg verstehen, deren vorläufiger Höhepunkt nach dem Zerfall des Ostblocks mit dem Siegeszug des kapitalistischen Systems seit den 90er Jahren erreicht wurde.[18] Neu an der Entwicklung des Globalisierungsprozesses in der Nachkriegszeit sind die Dimensionen der Internationalisierung des Waren- und Güter-, aber auch des Finanz- und Informationsaustausches bzw. –verkehrs sowie der immense Anpassungsdruck, der auf den einzelnen Ländern und Nationen lastet, um den Anschluss nicht zu verpassen bzw. im Falle der LDC’s oftmals erst herzustellen.[19] Nach wie vor wird der Welthandel als Indikator für wirtschaftliche Entwicklung zu mehr als zwei Dritteln von den Industrienationen dominiert, wenn auch nicht verschwiegen werden soll, dass die Gruppe der sog. Schwellenländer (insbesondere die asiatischen „Tigerstaaten“) in den 80er und 90er Jahren einen rapiden Anstieg des Handelsvolumens zu verzeichnen hatte, während die LDC’s von dieser Handelsausweitung kaum profitiert haben (der Anteil der „LDC’s am weltweiten Handel lag nach Angaben der WTO im Jahre 2000 bei unter 1%, derjenige der NICS’s immerhin bei etwas mehr als 10%)[20].

Ausgangspunkt der Globalisierung ist, wie schon angedeutet, eine immer stärker um sich greifende weltweite Arbeitsteilung, die ihren Niederschlag in der Aufsplitterung von Produktionsprozessen auf unterschiedliche Standorte sowie in einem rapiden Wachstum des internationalen Güterhandels (Anstieg weltweiter Exporte von 2,3 Bill.$ 1980 auf 6,8 Bill.$ 1999)[21] findet. Beides äußert sich auch im Wachstum ausländischer Direktinvestitionen(Anstieg von 500 Mrd.$ 1980 auf 4100 Mrd.$ 1998)[22] und damit zusammenhängend in der weltweiten Integration der Kapitalmärkte sowie im Abbau von Handelshemmnissen und Zollschranken(siehe Kap.1.4.2.). Dadurch entstehen zunehmend gegenseitige Abhängigkeiten von Märkten und Produktionsprozessen in verschiedenen Ländern. Diese internationale Vernetzung wirtschaftlicher Prozesse kann daher als das Hauptmerkmal der Globalisierung bezeichnet werden.[23]

Hinzugefügt werden muss an dieser Stelle, dass der gesamte Prozess der Globalisierung nicht „gottgegeben“ oder naturgesetzlich und unvermeidbar stattgefunden hat bzw. noch stattfindet, sondern dass gerade in der Frage nach außenwirtschaftlicher Liberalisierung und Deregulierung der Finanzmärkte der Abbau von Vorschriften und Handelsschranken sowohl auf nationaler als auf internationaler Ebene ein politisch gewollter und beförderter Prozess ist und war.[24] Demnach sind auch die negativen Folgen der Globalisierung gerade im sozialpolitischen Bereich, die schlechte Lage der LDC’s und der Abbau von wohlfahrtsstaatlichen Leistungen nicht nur in Deutschland eine Folge bewussten Handelns und nicht unausweichlich, wie es von agierenden Politikern und Unternehmen gerne dargestellt wird.

1.3 Innovationen und Infrastrukturverbesserungen als Motor der Globalisierung

1.3.1 Telekommunikation und Datenverarbeitung als Voraussetzungen für die Teilhabe an der globalen Wissensgesellschaft der Zukunft

Ohne die rasanten Fortschritte im Bereich der Mikroelektronik, Telekommunikation sowie der Datenverarbeitung, die es möglich gemacht haben, dass die Welt heute von einem dichten Kommunikationssystem umspannt wird, wären die Liberalisierungs- und Deregulierungsprozesse der Globalisierung kaum vorstellbar.

Dieser Prozess begann vor mehr als 50 Jahren mit der Entwicklung von Halbleitern und deren Zusammenfassung zu integrierten Schaltkreisen. Diese technologische Revolution ermöglichte es erst, Daten und Informationen schnell und billig zu speichern, zu verarbeiten und mithilfe moderner Kommunikationsmittel rund um den Globus zu versenden und so überall verfügbar zu machen. Gerade in den 90er Jahren des 20.Jahrhunderts erlebten diese „neuen Technologien“ mit der Entwicklung von PCs, Handies, immer leistungsfähigeren Datenspeichern, diverser Peripheriegeräte und nicht zuletzt des „World Wide Web“ noch einmal einen Quantensprung.[25] Als Beispiel für diese Entwicklung sei hier nur angeführt, dass die Kosten eines Telefongesprächs von Europa in die USA von 244,65$ 1930 über 3,32$ 1990 auf unter 1$ im Jahre 2004[26] gefallen sind, eine Entwicklung, die zwar nicht überall so eindrucksvoll sichtbar wird, aber in ihrer Tendenz schon als exemplarisch angesehen werden kann.

Ohne hier tiefer auf die technologischen Einzelheiten dieser Entwicklung eingehen zu können, muss festgehalten werden, dass zwar keine dieser Technologien für sich genommen als Ursache der Globalisierung der Weltwirtschaft gesehen werden kann, dass aber deren in den folgenden Kapiteln beschriebenen Ausprägungen ohne diese technologischen Voraussetzungen nicht vorstellbar gewesen wären, sind und sein werden, denn ein Ende der Innovationen ist nicht abzusehen.[27]

Doch nicht nur die Globalisierung der Weltwirtschaft mit ihren noch zu beschreibenden Folgen wurde durch die „Informationsrevolution“[28] entscheidend vorangetrieben, es zeigte sich auch, dass ganze Volkswirtschaften ohne die Möglichkeit zur Benutzung dieser modernen Technologien den Anschluss an die rasante Entwicklung der Weltwirtschaft verpassten und so ins Hintertreffen gerieten, sei es nun aus den politischen Interessen repressiver Systeme heraus wie im Falle des ehemaligen Ostblocks, die ihre Bürger von den Informationsmöglichkeiten der neuen Medien abschneiden wollten, um ihre Macht zu erhalten oder wegen fehlender finanzieller und technologischer Möglichkeiten wie im Falle vieler LDC’s. Da diese hier von besonderem Interesse sind, seien ein paar Zahlen genannt, die diese Benachteiligung der LDC’s deutlich machen:

Während in Nordamerika von 1000 Einwohnern 633 Zugang zu (eigenen) Telefonleitun- gen und 388 einen eigenen PC haben (Europa: 521 bzw. 204) sind es im subsaharischen Afrika (dort sind die meisten LDC’s angesiedelt) nur 15 von 1000 (Telefon) bzw. 8 von 1000( PCs), in Ostasien immerhin 64 von 1000 (Telefon) bzw. 13 von 1000 (PCs), wobei man nicht vergessen darf, dass zu diesem Raum auch die asiatischen „Tigerstaaten“ gezählt werden und die Zahlen z.B. für die Philippinen in ähnlichen Regionen wie in den afrikanischen LDC’s anzusetzen sein dürften.[29]

[...]


[1] Von Plate, Bernhard: Grundzüge der Globalisierung, in: Bundeszentrale f. polit. Bildung (Hrsg.): Globalisierung, Informationen zur politischen Bildung Heft 280, Bonn 2003, (zitiert als: Von Plate 2003), S.3.

[2] Angenendt, Steffen: Wanderungsbewegungen und Globalisierung, in: Butterwege, Christoph/ Hentges, Gudrun (Hrsg.): Zuwanderung im Zeichen der Globalisierung, Opladen 2003, 2.Auflage (zitiert als: Angenendt 2003), S.37

[3] Angenendt 2003), S. 39 ; vgl. Schäfer, Wolf: Auswirkungen der Globalisierung auf die Handlungsspielräume nationaler Wirtschafts- und Sozialpolitik, In: Meier-Walser, Reinhard/ Stein, Peter (Hrsg.): Globalisierung und Perspektiven internationaler Verantwortung, München 2004, (zitiert als: Schäfer 2004), S.146f.; vgl. Von Plate 2003) S.5f. u.a.

[4] Opitz, Peter J.: Internationale Migration, In: Bundeszentrale f. polit. Bildung (Hrsg.): Internationale Beziehungen 2, Bonn 2002 (zitiert als: Opitz 2002), S. 47; vgl. Castles, Stephen: Ethnicity and Globalization, London 2000 (zitiert als: Castles 2000), S.10f.; vgl. Deutscher Bundestag (Hrsg.): Schlussbericht der Enquete-Kommission „Globalisierung der Weltwirtschaft, Opladen 2002 (zitiert als: Enquete-Kommission 2002), S.404f.

[5] Angenendt 2003, S. 37

[6] Hierzu vor allem: Bade, Klaus J.: Historische Erfahrungen und aktuelle Probleme, in: Niedersächsische Landeszentrale für polit. Bildung (Hrsg.), Migration in Europa, Hannover 2001, S.8ff.

[7] Hemmer, Rimbert: Der Beitrag des internationalen Handels zum wirtschaftlichen Fortschritt von Entwicklungsländern, in: Meier-Walser, Reinhard/ Stein, Peter: Globalisierung und Perspektiven internationaler Verantwortung, München 2004, S. 304-315 (zitiert als Hemmer 2004), S.304

[8] Wolf, Jürgen H.: Entwicklungsländer und Entwicklungsprozesse im Rahmen globaler politischer Strukturen und Prozesse, Paderborn 2003 (zitiert als Wolff 2003), S. 276; vgl.: Hemmer, Hans-Rimbert: Die Entwicklungsländer im Globalisierungsprozess- Opfer oder Nutznießer?, Sankt Augustin 2000 (zitiert als Hemmer 2000), S.5

[9] Die Weltsystemtheorie beschreibt die Welt aus einem neo-marxistischen Blickwinkel heraus und sieht in der ökonomischen, d.h., kapitalistischen, Integration der Welt die zentrale Triebfeder von Entwicklung bzw. Unterentwicklung von Nationalstaaten, die im übrigen die Folge der sich durchkapitalisierenden Weltökonomie sind. Vgl. Bös, Mathias: Migration als Problem offner Gesellschaften, Opladen 1997 (zitiert als: Bös 1997), S.34f.

[10] Zum Folgenden (das ausdrücklich keinen Anspruch auf Vollständigkeit erhebt) vgl. Bös 1997, S.36ff.

[11] Pries, Ludger: Internationale Migration, Bielefeld 2001 (zitiert als Pries 2001), S.47

[12] Enquete-Kommission 2002, S.408, wo gezeigt wird, das zwischen 1980 und 1990 das Realeinkommen in Entwicklungsländern mit langsamem Bevölkerungswachstum durchschnittlich um über 2% jährlich gestiegen ist, während es in Ländern mit raschem Bevölkerungswachstum um über 1% gefallen ist.

[13] Bös 1997, S.40

[14] ebd., S.41

[15] Hemmer 2000, S.2f

[16] Krüger , W ., Konsequenzen der Globalisierung für Strategien, Fähigkeiten und Strukturen der Unternehmung, in: Giesel, F. / Glaum, M. (Hrsg.), Globalisierung: Herausforderung an die Unternehmensführung zu Beginn des 21. Jahrhunderts, München 1999, S. 17-48, S.18

[17] Kappel, Robert: Gewinner und Verlierer der Globalisierung, in: Meier-Walser, Reinhard/ Stein, Peter: Globalisierung und Perspektiven internationaler Verantwortung, München 2004, S.266-303, (zitiert als Kappel 2004), S.267.

[18] Angenendt 2003, S. 38. und Von Plate 2003, S.3

[19] Angenendt 2003, S.38; vgl. Hemmer 2000, S.6.

[20] Wolff 2003, S.275f.

[21] Wolff 2003, S.275

[22] ebd., S.275

[23] Hemmer 2000, S.6

[24] Angenendt, S.38; vgl. Von Plate 2003, S.3

[25] Schweigler, Gebhard: Informationsrevolution und ihre Folgen, in: Bundeszentrale f. polit. Bildung (Hrsg.): Globalisierung, Informationen zur politischen Bildung Heft 280, Bonn 2003, S.7-S.12 (zitiert als: Schweigler 2003), S.7

[26] Wolff 2003, S.272; die Kostenangabe für 2004 stammt aus dem Serviceteil der „Westfälischen Rundschau“ vom 8.03.2004

[27] Wolff 2003, S.273

[28] Schweigler 2003, S.8

[29] Statistische Angaben der UN, zitiert nach: Enquete-Kommission 2002, S.264f.

Ende der Leseprobe aus 39 Seiten

Details

Titel
Globalisierung und Migration
Untertitel
Die ökonomischen Ausprägungen der Globalisierung und deren Auswirkungen auf Migrationsbewegungen in Entwicklungsländern
Hochschule
Ruhr-Universität Bochum  (Institut für Sozialwissenschaften)
Veranstaltung
Hauptseminar
Note
1,3
Autor
Jahr
2004
Seiten
39
Katalognummer
V25759
ISBN (eBook)
9783638282925
ISBN (Buch)
9783638648837
Dateigröße
604 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Globalisierung, Migration, Hauptseminar
Arbeit zitieren
Ingo Deffner (Autor:in), 2004, Globalisierung und Migration, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/25759

Kommentare

  • Noch keine Kommentare.
Blick ins Buch
Titel: Globalisierung und Migration



Ihre Arbeit hochladen

Ihre Hausarbeit / Abschlussarbeit:

- Publikation als eBook und Buch
- Hohes Honorar auf die Verkäufe
- Für Sie komplett kostenlos – mit ISBN
- Es dauert nur 5 Minuten
- Jede Arbeit findet Leser

Kostenlos Autor werden