Die dunkle Seite der Globalisierung. Terrorismus als Spielart des irregulären Krieges und als Ausdrucksform der Zivilisationskonflikte im 21. Jahrhundert


Diplomarbeit, 2002

216 Seiten, Note: 1,0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

Einleitung
I. Die Struktur des postbipolaren Internationalen Systems
1. Realistische Ansätze zur Struktur des Internationalen Systems
1.1 Bipolares System
1.2 Unipolares System
1.3 Multipolares System
1.4 Der Ansatz einer Uni-Multipolarität
2. The Clash of Civilizations – Samuel Huntingtons Theorie zur Struktur des Internationalen Systems nach dem Ende der Bipolarität
2.1 Die Grundthesen Huntingtons
2.1.1 Zukünftige Konfliktquellen
2.1.2 Die Gruppierung von Zivilisationen
2.1.3 Zivilisatorische Identität
2.1.4 Die Rolle der Kernstaaten
2.1.5 Der Clash of Civilizations
2.1.6 Das Verhältnis Westen – Islam in Huntingtons Ansatz
2.2 Kritische Anmerkungen zu Huntington
2.2.1 Unterscheidung Zivilisation – Kultur
2.2.2 Zivilisatorische Identität
2.2.3 Intra- und interzivilisatorische Konflikte
2.2.4 Grundlagen für staatliches Handeln
2.2.5 Unterscheidung Islam – Islamismus
3. Eine Neubewertung des realistischen Ansatzes unter Berücksichtigung der Thesen Huntingtons – Der Weg zu einem kulturellen Realismus
3.1 Die Rolle von quantitativen und qualitativen Kapabilitäten im Internationalen System
3.2 Die Unterscheidung zwischen nominellen und institutionalisierten Nationalstaaten
3.3 Die Bedeutung der Identität in der internationalen Politik
3.4 Die zukünftige Rolle der Nationalstaaten im Internationalen System
3.5 Die Entstehung und Bedeutung von nicht-staatlichen Akteuren im Internationalen System
3.6 Zusammenfassung: Die künftige duale Struktur des Internationalen Systems – der Ansatz eines kulturellen Realismus

II. Die Entwicklung des Krieges und die Entstehung neuer Kriegsformen nach dem Ende der Bipolarität
1. Die klassische Form des zwischenstaatlichen trinitarischen Krieges
2. Neue Formen des Krieges – vom totalen Krieg zum 'Krieg der dritten Art'
2.1 Der totale Krieg
2.2 Der Krieg der dritten Art
3. Terrorismus als eine Ausdrucksform des irregulären Krieges
3.1 Terrorismus – Versuch der Definition eines inflationär verwendeten Begriffes
3.2 Terrorismus als Ausdrucksform des Krieges der dritten Art
3.3 Formen des Terrorismus
3.3.1 Der ethno-nationalistische/separatistische Terrorismus
3.3.2 Internationalisierter Terrorismus
3.3.3 Religiöser Terrorismus
3.3.4 International geführter religiöser Terrorismus als eine Ausdrucksform des Zivilisationskonfliktes
4. Die Genese des islamistischen Terrorismus – Islamischer Fundamentalismus als Urheber des islamistischen Terrorismus
4.1 Der islamische Fundamentalismus als Antwort auf die Moderne und als Defensivideologie gegenüber der westlichen Dominanz
4.2 Krieg im Islam – Die fundamentalistische Deutung des Djihad
5. Zusammenfassung

III. Fallstudien
1. Al-Qaida – Die Basis
1.1 Osama bin Laden – Beispiel für die Entwicklung eines Topterroristen des 21. Jahrhunderts
1.2 Struktur und Vorgehensweise der al-Qaida – Beispiel für einen nicht-staatlichen Akteur im militarisierten Zivilisationskonflikt
1.2.1 Taktik
1.2.2 Ideologie
1.3 Zusammenfassung
2. Sudan – Das Scheitern eines nation-building Prozesses
2.1 Der Sudan – Beispiel für die Entstehung eines nominellen Nationalstaates
2.1.1 Vom Kondominium bis zum Ende der Kolonialherrschaft (1898 – 1956)
2.1.2 Entwicklung und Folgen der Unabhängigkeit (1956 – 1989)
2.1.3 Die Machtergreifung der Islamisten und die Errichtung eines islamischen Staates (1989 - )
2.2 Ethnizität, Religion und Identität im Sudan
2.3 Der Sudan als Sponsor und Rückzugsgebiet irregulärer nicht-staatlicher Akteure
2.4 Zusammenfassung
3. Afghanistan – Zwischen ethnischer Segmentierung und islamischem Fundamentalismus
3.1 Der innere Zerfall Afghanistans nach dem Ende der sowjetischen Besatzung - Folgen einer fehlenden nationalen Identität
3.1.1 Der Versuch eines 'elite settlement' – das Peshawar-Abkommen von 1992
3.1.2 Der Siegeszug der Taliban
3.2 Ethnizität und Tribalismus in Afghanistan– Ein Beispiel für die Bedeutung basaler Identitätsebenen in einem nominellen Nationalstaat
3.3 Islam und islamischer Fundamentalismus in Afghanistan – zwischen integrativer islamischer umma und segmentärem Ethnozentrismus
3.4 Afghanistan als Sponsor und Rückzugsgebiet irregulärer nicht-staatlicher Akteure
3.4 Zusammenfassung

IV. Analyse: Das sich im Umbruch befindende Internationale System und die Rolle und Potentiale des Terrorismus

V. Schlussbetrachtung

Literaturverzeichnis

Einleitung

Am Ende des 20. und zu Beginn des 21. Jahrhunderts ist die Menschheit mit zwei parallel zueinander ablaufenden Prozessen konfrontiert. Zum einen mit einer Entwicklung, die durch das schon inflationär verwendete Wort Globalisierung beschrieben wird. Technik, Wissenschaft, Wirtschaft und Telekommunikation vernetzen die einzelnen Kontinente der Erde immer mehr, und der Begriff vom 'global village' wird zunehmend Realität. Auf der anderen Seite sind die Linien in der Weltpolitik nach dem Ende der Bipolarität unklarer als je zuvor. Präsident George Bush sen. verkündete noch am Vorabend des zweiten Golfkrieges 1991, dass sich nun eine neuen Weltordnung konstituiere, an deren Ende ein geeintes, unipolares System unter Führung der einzig verbliebenen Weltmacht USA stehen sollte. Francis Fukuyama sprach vom 'Ende der Geschichte'1 und wollte damit zum Ausdruck bringen, dass nach dem Fall des Sowjetunion nun die für die Menschheitsgeschichte typischen Auseinandersetzungen zwischen unterschiedlichen Machtblöcken an ihrem Ende angelangt seien und 'das Gute' schließlich triumphiert habe. Ebenso sprach Huntington nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion von einer 'dritten Welle' der Demokratisierung, in der die bisher kommunistischen Staaten und ihre Verbündeten nun auch zur Demokratie gelangen würden. All diese teilweise sehr euphorisch anmutenden Visionen und Einschätzungen erwiesen sich im Nachhinein als nicht zutreffend.

So war es auch Samuel Huntington, der 1993 gerade einmal zwei Jahre nach seinem eben angeführten Buch The Third Wave 2 , den bis heute kontrovers diskutierten Artikel The Clash of Civilizations? in der Fachzeitschrift für Internationale Beziehungen Foreign Affairs veröffentlichte, dem 1996 das gleichnamige Buch folgte. Darin schätzt Huntington die kommende weltpolitische Situation durchaus kritisch ein, und entwickelt die These, dass nach dem Ende der Bipolarität und dem Zusammenbruch eines der beiden Blöcke nun andere Konfliktmuster auftauchen werden. Diese seien nicht mehr ideologisch begründet, sondern würden sich vielmehr an Religion und Ethnizität orientieren. Die Welt würde nicht als friedliche Einheit unter der Führung der USA fortbestehen, sondern es würden sich im Laufe der nächsten Jahre und Jahrzehnte Zivilisationen herausbilden, die größtenteils unterschiedliche Interessen verfolgen würden und somit die neuen Konfliktmuster in einer nun multipolaren Welt bestimmen sollten.

Im wesentlichen würden sich, so Huntington, etwa sieben Zivilisationen herausbilden, von denen die westliche und die islamische die wichtigsten sein werden, da sie beide universalistische Ansprüche stellen, ihre Ansicht einer Weltordnung als auch global verbreiten wollen. Huntington argumentierte in diesem Artikel und insbesondere in dem folgenden Buch sehr sicherheitspolitisch, warnte vor einer militärischen Auseinandersetzung der Zivilisationen und forderte indirekt eine neue Sicherheitskonzeption der USA im Hinblick auf diesen neuen Feind, namentlich die islamische Zivilisation.

Diese Thesen wurde in den folgenden Jahren sehr heftig diskutiert, und die Kritiken reichten von einer totalen Ablehnung dieser Thesen bis hin zu einer gemäßigteren Ansicht. Tibi veröffentlichte etwa in diesem Zusammenhang 1995 das Buch Krieg der Zivilisationen, in dem im Gegensatz zu Huntington zwischen Islam und Islamismus unterschieden wird, und außerdem die These aufgestellt wird, dass ein Zusammenprall der Zivilisationen durchaus vermeidbar sei. Sollte er dennoch stattfinden, so würde er sich im weltanschaulichen Bereich abspielen und keine militärischen Ausformungen annehmen, da Zivilisationen keine institutionalisierten Armeen besitzen. Weiterhin sei nicht davon auszugehen, dass parallel zur strukturellen Globalisierung auch ein Universalisierung westlicher Werte und Normen folgen würde. Vielmehr sei die 'Gleichzeitigkeit von struktureller Globalisierung und kultureller Fragmentation' Realität.

Im Laufe der letzten Jahre konnte man weltweit das Aufflammen lokaler oder regionaler Konflikte mit teils schrecklichen Auswirkungen verfolgen. Tschetschenien, Bosnien, Kosovo oder Kaschmir sind nur einige Beispiele hierfür. Untersucht man nun die Konfliktstruktur dieser Auseinandersetzungen, kann man durchaus viele Hinweise finden, die die These stützen, dass der Ursprung dieser Konflikte durchaus im ethnischen oder auch religiösen Bereich anzusiedeln ist. Dennoch erschien es, dass diese Streitigkeiten nur an Schnittstellen der Zivilisationen auftreten würden oder im Falle der islamischen Zivilisation sogar intrazivilisatorisch zu verorten waren. Insbesondere die Erscheinung des islamischen Fundamentalismus, der seit Beginn der 70er Jahre des 20. Jahrhunderts immer mehr an Einfluss gewann, war auf die Destabilisierung der Staaten der eigenen Zivilisation beschränkt und verübte nur vereinzelt Taten gegen den Westen. Im Westen selbst wurde der islamische Fundamentalismus in militärischer oder terroristischer Form bis auf den ersten Anschlag auf das World Trade Center 1993 kaum aktiv, so dass man im Westen dem Glauben anhing, man wäre in der eigenen Sphäre wohl ziemlich sicher.

Die Attentate vom 11. September 2001 sprechen eine andere Sprache – hier wurde der Westen zum ersten Mal auf seinem eigenen Territorium angegriffen und über 3000 meist zivile Opfer sind zu beklagen. Diese Attentate in New York und Washington stellen die USA und den gesamten Westen vor neue Realitäten. Zwar ist es weiterhin richtig, dass Zivilisationen keine institutionalisierten Armeen besitzen, doch können Terroristen diesen Konflikt zwischen dem Westen und der islamischen Zivilisation militärisch austragen. Die Frage, die sich in diesem Zusammenhang stellt, ist, ob diese Terroristen wirklich eine politische Botschaft zum Ausdruck bringen oder nur religiöse Fanatiker sind, die einzelne Taten begehen. In der Arbeit wird die Ansicht vertreten und die Hypothese aufgestellt, dass diese Terroristen keineswegs fanatische Einzeltäter sind, die im Namen ihrer Religion den Märtyrertod wählen, sondern vielmehr als irreguläre Krieger im Sinne von Holsti zu bewerten sind. Die Botschaft, die sie übermitteln wollen ist durchweg politisch, wenn auch religiös legitimiert. Sie wehren sich gegen eine Universalisierung westlicher Werte und Normen und betreiben eine Entwestlichung der Welt, mit dem Ziel, ihre Ansichten zu universalisieren. Jedoch muss hier klar und deutlich herausgestellt werden, dass diese Attacken keineswegs der islamischen Zivilisation als solcher zuzurechnen sind, sondern vielmehr und ausschließlich dem islamischen Fundamentalismus.

Die Arbeit wird also untersuchen inwieweit das Internationale System nach dem Ende der Bipolarität Veränderungen unterworfen ist bzw. welche Folgen diese Veränderungen mit sich bringen und inwiefern der Terrorismus als Form des irregulären Krieges von dieser systemischen Entwicklung beeinflusst wurde.

Untersuchungsgegenstand und Vorgehensweise

Die vorliegende Arbeit wird zwei Untersuchungsschwerpunkte beinhalten und deren gegenseitige Einflussnahme verfolgen. Erstens wird die Entwicklung des Internationalen Systems nach dem Ende der Bipolarität detailliert untersucht. Hierbei werden zwei theoretische Ansätze, nämlich der des Realismus und der des Clash of Civilizations vorgestellt und kritisch bewertet. Es soll hierbei gezeigt werden, dass keiner der beiden Ansätze, weder der klassische in Form des Realismus noch der neue, erst zu Beginn der 90er Jahre des 20. Jahrhunderts formulierte Clash of Civilizations in der derzeitigen Situation adäquate Erklärungsmuster für die Darstellung der Struktur des Internationalen Systems bietet.

Insbesondere ist hier das Auftauchen neuer, nämlich nicht-staatlicher Akteure im Internationalen System von Bedeutung. Beide Theorieansätze beschäftigen sich, wenn überhaupt, nur rudimentär mit diesen immer wichtiger werdenden Handlungseinheiten der internationalen Politik. Innerhalb der vorliegenden Arbeit wird eine Eingrenzung hinsichtlich dieser nicht-staatlichen Akteure vorgenommen, die mittlerweile in verschiedenen Formen auftreten. Der Fokus soll hierbei auf dem wohl neuesten Typ, den international agierenden, irregulären nicht-staatlichen Akteuren ruhen. Es wird hierbei die Ansicht vertreten, dass ein kombinierter und um einige Faktoren erweiterter Ansatz, der Facetten des Realismus und des Clash of Civilizations in sich vereinigt, einen Erklärungsansatz bieten kann, der die gegenwärtige Situation im Internationalen System im allgemeinen und das Auftauchen der irregulären nicht-staatlichen Akteure im besonderen begründet.

Zweitens wird eine Untersuchung über die Entwicklung des Krieges und neuer Formen gewaltsamer Auseinandersetzung folgen. Hierbei soll gezeigt werden, dass aufgrund der vorher gewonnen Erkenntnisse über die Entwicklung der Struktur des Internationalen Systems unvermeidliche Auswirkungen auf die Formen der auszutragenden Konflikte folgen. So ist der klassische zwischenstaatliche Krieg nur noch selten zu finden, und neue Typen, wie etwa der irreguläre Krieg, gewinnen zusehends an Bedeutung. Gerade dieser Kriegstypus ist für die vorliegende Arbeit von zentraler Bedeutung, da die zu untersuchenden irregulären nicht-staatlichen Akteure im Zuge des Zivilisationskonfliktes auf dieses Mittel bewaffneter Auseinandersetzung zurückgreifen. Insbesondere scheint hier eine Ausformung des irregulären Krieges immer wichtiger zu werden, nämlich der Terrorismus. Wie zu zeigen sein wird, sind die aus den Veränderungen des Internationalen Systems hervorgegangenen nicht-staatlichen Akteure, gemessen an konventionellen Mitteln, den staatlichen Akteuren unterlegen und greifen deshalb auf terroristische Maßnahmen zurück.

Diesen überwiegend theoretischen Ausführungen folgt ein Teil mit Fallstudien, der anhand von ausgewählten staatlichen und nicht-staatlichen Akteuren die gewonnen Erkenntnisse verdeutlichen soll.

Die vorliegende Arbeit ist grob in fünf Kapitel untergliedert. Im ersten Kapitel wird, wie angekündigt, die Struktur des Internationalen Systems untersucht. Hierbei werden in den ersten beiden Abschnitten Ansätze des Realismus und des Clash of Civilizations vorgestellt und einer kritischen Betrachtung unterzogen, bevor im dritten Abschnitt der Versuch eines kombinierten Ansatzes erfolgt.

Das zweite Kapitel beschäftigt sich mit der Evolution des Krieges und der Entstehung neuer Kriegsformen. Herbei wird ausgehend von der Kriegstheorie Carl von Clausewitz die Entwicklung vom klassisch trinitarischen Krieg über den totalen Krieg bis hin zum heute dominierenden irregulären Krieg nachgezeichnet. Weiterhin wird die Erscheinung des Terrorismus als Ausdruckform des irregulären Krieges untersucht und abschließend auf den für die vorliegende Arbeit wesentlichen islamistischen Terrorismus fokussiert. Dies scheint geboten, da der zu erwartende Konflikt der Zivilisationen hauptsächlich zwischen den universalistischen Ansprüchen des Westens und des Islam ausgetragen werden wird.

Das dritte Kapitel umfasst schließlich drei Fallstudien, in denen ein nicht-staatlicher Akteur, die al-Qaida und zwei staatliche Akteure, der Sudan und Afghanistan, hinsichtlich der theoretisch ausformulierten Erkenntnisse untersucht werden. Schwerpunkt hierbei wird einerseits die Rolle dieser Akteure im entstehenden Internationalen System und andererseits ihr Beziehungsgeflecht zueinander sein.

Im vierten Kapitel folgt schließlich eine zusammenfassende Analyse, die die gewonnenen Erkenntnisse aus dem theoretischen Teil und den Fallbespielen kombiniert und einen abschließenden Überblick und Ausblick auf zukünftige Entwicklungen geben soll.

Das fünfte und letzte Kapitel beinhaltet die Schlussbetrachtung, in der die aufgeworfenen Arbeitshypothesen pointiert verifiziert werden.

Arbeitshypothesen

Folgende Arbeitshypothesen sollen der Arbeit zugrunde liegen und das Erkenntnisinteresse bestimmen:

1. Nach dem Ende der Bipolarität wird die Struktur des Internationalen Systems zusehends komplexer. Die bestehenden staatlichen Akteure sind in institutionalisierte und nominelle Nationalstaaten zu unterteilen. Weiterhin wird die Entstehung nicht-staatlicher Akteure und deren Rolle im Internationalen Systems von tragender Bedeutung sein.

2. Die Entwicklung neuer oder Reaktivierung alter Identitätsmuster wird im 21. Jahrhundert von wesentlicher Bedeutung sein. Entlang dieser Identitätslinien lassen sich aus lokalen, verwandten Kulturen regionale Zivilisationen bilden, die die neuen Pole der Weltpolitik darstellen werden, auch wenn die Nationalstaaten noch die wesentlichen Handlungseinheiten bleiben. Hierbei ist also davon auszugehen, dass es eine multipolare Weltordnung geben wird.

3. Im Mittelpunkt der zukünftigen Entwicklungen werden die westliche und die islamische Zivilisation stehen, da beide einen universalen Anspruch haben. Der Zivilisationskonflikt wird im wesentlichen zwischen diesen beiden Zivilisationen ausgetragen.

4. Der Zivilisationskonflikt wird nicht nur auf weltanschaulicher Ebene ausgetragen werden. Im Rahmen der vorgestellten Entwicklungen wird der Typus des irregulären Krieges einen zunehmend höheren Stellenwert erhalten. Im weiteren Verlauf des Zivilisationskonfliktes wird er in der Gestalt des Terrorismus eine militarisierte Form dieser Auseinandersetzung darstellen.

5. Die Botschaft und die Ziele von Terroristen sind durchweg politisch, wenn auch teilweise religiös legitimiert. Im Zuge des Zivilisationskonfliktes sprechen die islamistischen Terroristen eine Kriegserklärung an die westliche Welt aus, die ein Absage an deren Bestrebung, nach der strukturellen Globalisierung nun auch eine kulturelle Universalisierung mit westlichen Werten und Normen als Grundlage folgen zu lassen, beinhaltet.

6. Die Form der Auseinandersetzung mit Mitteln des Terrorismus, also in Form des irregulären Krieges, wird kein Einzelfall bleiben, sondern vielmehr die typische Art der militärischen Auseinandersetzung im 21. Jahrhundert darstellen.

7. Die irregulären Krieger sind keine staatlichen Akteure und auch nicht staatlich kontrolliert. Dennoch wird hier die These aufgestellt, dass sie zur Zeit ohne konkrete Unterstützung von gleichgesinnten Staaten nicht wirklich handlungsfähig sind.

Diese sieben Arbeitshypothesen liegen der Arbeit zugrunde und sollen im Rahmen der nun folgenden Untersuchung verifiziert werden.

"Die Heterogenität der Zivilisationen [...] wird vielleicht

auf lange Sicht schwerwiegendere Folgen nach sich ziehen

als die feindliche Gegenüberstellung zweier Regime. [...]

Aber diese Heterogenität ist vorläufig durch die Bildung

zweier Blöcke [...] verschleiert."

Raymond Aron (1905-1983)

franz. Soziologe, Philosoph und Journalist, 1962

I. Die Struktur des postbipolaren Internationalen Systems

Das nun folgende erste Kapitel der vorliegenden Arbeit ist grob in drei Teile untergliedert und beschäftigt sich mit den sich noch im Prozess der Veränderung befindlichen Strukturen des Internationalen Systems nach dem Ende der Bipolarität. Dies erscheint notwendig, da der zu untersuchende Gegenstand wesentlich von der Situation und Beschaffenheit des Internationalen Systems abhängt.

Im ersten Abschnitt werden Ansätze zur Strukturierung des Internationalen Systems vorgestellt und auf ihre Anwendbarkeit für die derzeitige Situation untersucht. Hierbei handelt es sich in erster Linie um Ansätze des Realismus. Im zweiten Abschnitt folgt schließlich die ausführliche Darstellung und Kritik eines relativ neuen Ansatzes in dem Bereich der Internationalen Beziehungen: dem Clash of Civilizations von Samuel Huntington.

Im dritten und abschließenden Teil des ersten Kapitels wird schließlich versucht, die vorgestellten Ansätze zu kombinieren, um ihre in der Kritik herausgearbeiteten Schwächen bei der Beurteilung des derzeitigen Zustandes des Internationalen Systems zu minimieren und einen erweiterten Ansatz zu schaffen.

1. Realistische Ansätze zur Struktur des Internationalen Systems

Im folgenden Abschnitt soll zunächst über die Struktur des Internationalen Systems nach dem Ende des Kalten Krieges nachgedacht werden. Ausgangspunkt für die folgenden Betrachtungen ist der realistische Ansatz in der Theorie der Internationalen Beziehungen.3 Dieser geht im wesentlichen davon aus, dass die zentralen handelnden Einheiten im Internationalen System die Nationalstaaten sind. Deren grundlegendes Bestreben besteht in der Selbsterhaltung und relativen Mehrung der eigenen Macht.4 Im späteren Verlauf der Arbeit wird die detaillierte, also über die eben getroffenen Grundannahmen hinausgehende Anwendbarkeit dieses Paradigmas kritisch betrachtet, und es werden einige Einschränkungen und Ergänzungen getroffen, die in manchen Teilen einen besseren Erklärungsansatz der derzeitigen Lage im Internationalen System bieten sollen.5

Der Begriff Internationales System wird im Sinne Hedley Bulls verstanden, der es folgendermaßen definierte: "A system of states (or international system) is formed when two or more states have sufficient contact between them, and have sufficient impact of one another's decisions, to cause them to behave – at least in some measure – as parts of a whole."6 Dieses so definierte Internationale System ist grundsätzlich als anarchisch zu bezeichnen.7 Anarchie muss in diesem Zusammenhang nicht als chaotisch und ungeordnet, sondern schlicht als Abwesenheit einer weltweiten Handlungsinstanz etwa in Form einer Weltregierung verstanden werden. Im Gegensatz zu einer innerstaatlichen Ordnung, in der einige Instanzen befehlen und andere folgen, also eine klare Hierarchie zu erkennen ist8, besteht das Internationale System aus zumindest theoretisch gleichgestellten Einheiten. "The parts of international-political systems stand in relations of coordination. Formally, each is the equal of all the others. None is entitled to command; none is required to obey. International systems are decentralized and anarchic."9 Daraus ergibt sich nun, dass in dem bestehenden Internationalen System gegensätzliche Interessen einzelner Akteure aufeinandertreffen können und sich dadurch Konfliktpotential unweigerlich aufbaut.10 Ebenso ist in der Realität ein Machtungleichgewicht zu beobachten, dass die theoretische Gleichheit zumindest hinsichtlich der Handlungsmöglichkeiten einzelner Akteure praktisch aufhebt und eine Hierarchie der Kapabilitäten bedingt, die bestimmten Akteuren einen größeren Aktionsradius und ein höheres Durchsetzungsvermögen verleiht als anderen.11 Diese Unterschiede haben nun einen nicht zu unterschätzenden Einfluss auf die Entwicklung des Internationalen Systems, denn "in a system without central governance, the influence of the units of greater capability is disproportionately large because there are no effective laws and institutions to direct and constrain them."12 Aus diesen Ausführungen geht hervor, dass sich das Internationale Staatensystem aufgrund der ungleichen Ressourcenverteilung und der damit einhergehenden verschiedenen Kapabilitäten auf unterschiedliche Art und Weise gestalten kann und einer ständigen Strukturveränderung unterliegt.13

In den Jahren des Kalten Krieges war die Struktur eindeutig bipolar. Nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion, also dem Untergang einer der beiden Pole, ergaben sich zwangsläufig radikale Veränderungen, die eine völlige Neubewertung der Situation erforderlich machten. Bis zum heutigen Zeitpunkt besteht zwischen Wissenschaftlern der Internationalen Beziehungen Uneinigkeit über die Bewertung sowohl der gegenwärtigen als auch der zu erwartenden globalen Struktur. Diesbezüglich gibt es grundsätzlich drei mögliche Szenarien zur Entwicklung des anarchischen Staatensystems, die im Laufe der 90er Jahre von verschiedenen Autoren, unter ihnen auch Huntington, diskutiert wurden. Der folgende Überblick und die daraus hervorgehenden Erkenntnisse sollen als Grundlage für das im Nachfolgenden aufzuzeigende Wesen des Internationalen Systems und dessen bedingende Faktoren dienen.

Die drei eben schon angesprochenen Möglichkeiten der zukünftigen Entwicklung des Internationalen Systems sind:

1. Der Fortbestand eines bipolaren Systems
2. Die Entstehung eines unipolaren Systems
3. Die Entstehung eines multipolaren Systems

Die Frage, welche der drei Möglichkeiten zutreffend ist, kann zum heutigen Zeitpunkt nicht abschließend beantwortet werden. Dies liegt darin begründet, dass gegenwärtig keines der vorzustellenden Systeme voll ausgebildet ist. Wir befinden uns vielmehr in einem Prozess der Neuformierung des Internationalen Systems, dessen Ausgang nicht mit Sicherheit prognostizierbar ist und mit einer Machtdiffusion einhergeht.14 Dieser Tatsache Rechenschaft tragend soll im Rahmen der vorliegenden Arbeit auf einen Entwurf von Samuel Huntington zurückgegriffen werden, den er 1999 in einem Artikel formulierte.15 Dort bezeichnete er das gegenwärtige System als uni-multipolar, d.h. im Übergang von einem unipolaren zu einem multipolaren System begriffen. Dieses Konzept soll am Ende dieses Abschnittes ebenfalls vorgestellt werden, da es den strukturellen Rahmen dieser Arbeit beinhaltet.

1.1 Bipolares System

Ein bipolares Systems zeichnet sich grundsätzlich durch die Polarisierung in zwei, meist verfeindete Lager aus, wie dies etwa während des Kalten Krieges zwischen den USA und der Sowjetunion der Fall war.16 Hierbei wird die Welt in ein Wir-Die-Schema eingeteilt und damit eine klare Grenze gezogen. Es ist im Rahmen eines solchen Ansatzes nicht entscheidend oder gar determiniert nach welchen Kriterien unterschieden wird. Es kann sich sowohl um soziale oder ökonomische als auch um ethnische oder religiöse Unterscheidungsmerkmale17 handeln. In den 45 Jahren des Kalten Krieges wurden Ideologien, also Kapitalismus und Kommunismus, als Kriterien zur Einteilung der Welt herangezogen.18 Ein besonderes Merkmal einer bipolaren Welt lässt sich auch bei der exemplarischen Betrachtung des Kalten Krieges feststellen. In einem bipolaren Internationalen System weisen die Beziehungen zwischen den beiden Supermächten und ihren jeweiligen Verbündeten eine hohe Kohäsion auf, bei der "domestic political systems tend to converge towards the models provided by the leading powers"19 und somit "no significant deviations were tolerated."20

Nun wurde nach dem Ende dieser Konstellation in der internationalen Politik von einigen Autoren ein Fortbestehen einer zweigeteilten Welt prognostiziert. Hierbei wurde zwar der Zusammenbruch der Ost-West-Block Konstellation angenommen, diese jedoch durch einen ökonomisch geprägten Nord-Süd-Konflikt ersetzt.21 Diese Ansicht wurde bereits in den 70er Jahren formuliert und nun nach dem Ende des Ost-West-Konfliktes aktualisiert.22 Hierbei stellt der 'Norden' die reiche Zone der wirtschaftsstärksten Industrieländer dar, während der 'Süden' aus den Ländern der ehemaligen Dritten Welt besteht, die dem Norden in fast allen Belangen, insbesondere in wirtschaftlicher Hinsicht, weit unterlegen sind.23 Aus dieser Kluft zwischen Arm und Reich entsteht nun eine neue Konfliktlinie in der internationalen Politik, die in den kommenden Jahrzehnten an Brisanz gewinnen und eine neue Ära der Bipolarität, allerdings unter anderen Vorzeichen, hervorbringen wird. Hierbei ist zunächst festzuhalten, dass das internationale Wirtschaftssystem und die sicherlich real vorhandene Ungleichverteilung des Reichtums in einer sich strukturell zunehmend globalisierenden Welt eine wichtige Rolle in den bi- bzw. multilateralen Beziehungen einnehmen wird.24 Allerdings gilt genauso, dass eine an ökonomischen Gesichtspunkten orientierte Zweiteilung der Welt nur in einzelnen Fällen in der Lage sein wird, die Entwicklung von zwischenstaatlichen Beziehungen im veränderten Internationalen System zu erklären. Insbesondere wäre hier etwa anzuführen, dass die auftretenden Konflikte wirtschaftlicher Art zumeist zwischen den entwickelten Industrienationen des 'Nordens' in Form von verdeckten oder auch offenen Handelskriegen ausgetragen werden, was nicht auf eine homogene Front des 'Nordens' hindeutet.25

Der 'Süden' weist ebenfalls eine, im Gegensatz zum 'Norden' sogar noch höhere Heterogenität auf, die sich mittlerweile in blutigen Kriegen äußert. Auch Lawrence Freedman stellt fest: "The South was never a coherent power bloc with a capacity for serious coercion; it was a rhetorical construct."26 Diese Entwicklungen berücksichtigend bleibt also zu sagen, dass der Ansatz einer ökonomischen Nord-Süd-Teilung der Welt insbesondere den Nachteil aufweist, dass zum einen ein internationaler Klassenkrieg, der die Folge einer solchen Entwicklung sein müsste, nicht in Sicht ist, und dass zum anderen die Länder innerhalb der beiden Sphären Konflikte untereinander austragen, die im Fall des 'Südens' oftmals auch nicht ökonomisch, sondern vielmehr ethnisch motiviert sind.27

Eine weitere Möglichkeit die Welt in zwei Zonen zu unterteilen, besteht in dem Versuch, ein 'West-against-the-Rest-Szenario' aufzubauen, dass den Globus in zwei kulturelle Zonen aufteilt: den Westen und den Nicht-Westen oder um mit den Begriffen von Singer/Wildavsky zu arbeiten, zones of peace und zones of turmoil.28 Grundsätzlich bleibt festzuhalten, dass eine Teilung der Welt in zwei Bereiche durchaus Erklärungsmuster bieten kann, die manche Entwicklung zu verstehen hilft. In den meisten Fällen jedoch weist ein solcher Ansatz den Nachteil auf, dass aufgrund des hohen Simplifizierungsgrades zu vieles unerklärt bleibt. So vertreten die eben angeführten Autoren die Ansicht, dass "the key to understanding the real world order is to separate the world into two parts. One part is zones of peace, wealth, and democracy. The other part is zones of turmoil, war, and development."29 Ein wesentlicher Punkt besteht nun darin, dass innerhalb der Zone des Friedens, die aus den großen Demokratien des Westens und Japan besteht und etwa 15% der Weltbevölkerung umfasst, in absehbarer Zeit keine militärische Konfrontation stattfinden wird.30 In den Zonen des Aufruhrs hingegen wird aufgrund des Fehlens der Demokratie "poverty, war, tyranny, and anarchy [...] continue to devastate lives."31 Diese Unterteilung ist nun sehr vereinfachend, wie auch die beiden Autoren zugeben: "Of course, it is a great oversimplification to say that the world is divided into only two parts, suggesting that each part is uniform."32 Und dies ist genau das Problem dieses Ansatzes. Die zu starke Vereinfachung lässt im Prinzip nur die Feststellung zu, dass es die friedliche Zone der westlichen Demokratien gibt und eine andere, die jedoch keineswegs als homogen zu bezeichnen wäre. "Zones of turmoil is just a name for 'the rest of the world' outside the zones of peace."33 Diese grobe Zweiteilung wird zwar wohl von den Wenigsten in Frage gestellt, bietet andererseits aber keine Orientierung bei der Untersuchung der auftretenden Konflikte in den zones of turmoil. Es wäre also an dieser Stelle geboten einen Schritt weiterzugehen und auch die zones of turmoil, wenn möglich, in weitere Untereinheiten aufzuteilen, um ein besseres Abbild der Realität zu erlangen. Denn ein solch simplifizierender theoretischer Ansatz birgt die Gefahr in sich, zur Entwicklung eines neuen 'Wir-gegen-Die-Feindbildes' beizutragen, dass es zu vermeiden gilt.

Eine kulturelle Zweiteilung der Welt, wie eben aufgezeigt, wird von Autoren zum Teil auch Huntington angelastet, der scheinbar ein ähnliches Szenario entwirft.34 Hierzu muss allerdings festgehalten werden, dass bei Huntington zwar der Westen eine Schlüsselrolle in der internationalen Politik einnehmen wird, ohne allerdings einer homogenen, kohärenten Gruppe des Nicht-Westens gegenüber zu stehen. Huntington geht hierbei über den Ansatz einer Zone des Aufruhrs hinaus und unterteilt die Welt, was im folgenden noch genauer ausgeführt werden wird, in mehrere Gruppierungen, mit Huntingtons Worten Zivilisationen, die nicht alle gegen den Westen vorgehen, sondern auch durchaus untereinander Konflikte austragen werden.35 Selbstverständlich wird auch der Westen in diese Konflikt involviert sein, vielleicht sogar zu einem großen Teil, was allerdings nicht in einer dichotomischen Teilung der Welt in zwei kulturelle Blöcke begründet liegt, sondern in den Bestrebungen der anderen Zivilisationen mit der Macht des Westens, sei es in militärischer, ökonomischer oder sonstiger Hinsicht, gleichzuziehen und dessen Vormachtstellung zu relativieren.36 Es bleibt also hier festzuhalten, dass eine kulturelle Zweiteilung der Welt ebenso unbrauchbar erscheint wie eine ökonomische, da eine Einheit des Nicht-Westens und damit die Grundlage einer gemeinsamen politischen Strategie in keiner Weise vorhanden ist, denn "was haben nichtwestliche Gesellschaften anderes gemeinsam als die Tatsache, dass sie nichtwestlich sind?"37

Ausgehend von diesen Erkenntnissen bleibt zu sagen, dass derzeit eine Einstufung des Internationalen System als bipolar zwar möglich erscheint, aufgrund der damit einhergehenden zu starken Vereinfachung allerdings unbrauchbar ist.

1.2 Unipolares System

In Bezug auf ein unipolares System gibt es in der Literatur zwei grundsätzlich unterschiedliche Auffassungen hinsichtlich der Stabilität und Lebensdauer eines solchen Systems, auf die im folgenden eingegangen werden soll. Hierbei wird einerseits die Meinung vertreten, dass ein unipolares System die stabilste Konstellation innerhalb des Internationalen Systems darstelle. Gerade im Bezug auf die internationale Situation nach dem Kalten Krieg erwarten die Vertreter dieser Ansicht eine Entwicklung hin zu einer friedlichen Kooperation aller Staaten unter der Führung der USA.38

Zum anderen sehen Vertreter vor allem des strukturellen (Neo-)Realismus39 eine determinierte Entwicklung von einem unipolaren hin zu einem bi- oder multipolaren System. Gerade die Vertreter der balance-of-power Theorie40 gehen von der absoluten Instabilität und damit höchstens von der Existenz eines 'Unipolaren Moments' aus, in dem es für den Hegemon keinerlei Möglichkeiten gebe, diesen Zustand aufrecht zu erhalten. Eine etwas relativierende Position vertreten die Anhänger der balance-of-threat Theorie41. Sie sehen die Möglichkeit der Aufrechterhaltung eines bestehenden unipolaren Systems durch ein moderates Verhalten des Hegemon gegenüber den anderen Großmächten.

Grundlegendes Merkmal einer unipolaren Weltordnung wäre "a structure in which one state's capabilities are too great to be counterbalanced. Once capabilities are so concentrated, a structure arises that is fundamentally distinct from either multipolarity (a structure comprising three or more especially powerful states) or bipolarity (a structure produced when two states are substantially more powerful than all others)."42 Am Anfang der 90er Jahre war diese Situation gegeben. Charles Krauthammer stellte in einem Artikel in der Zeitschrift Foreign Affairs im Jahr 1991 fest, dass "the immidiate post-Cold War world is not multipolar. It is unipolar. The center of world power is the unchallenged superpower, the United States, attended by its Western allies."43 Präsident Bush sen. sprach damals von einer "new world order"44, die unter der Hegemonie der USA "the triumph of liberalism and free markets, the rule of international law and an era of peace and prosperity"45 bringen sollte. Diese Rolle der USA als einzige, ungehindert global agierende Weltmacht, die im direkten Anschluss an das Ende des Kalten Krieges zweifellos gegeben war, lässt sich etwa am Beispiel des zweiten Golfkrieges nachvollziehen. Zu diesem Zeitpunkt waren die USA in der Lage den Krieg gegen Saddam Hussein ohne nennenswerten Widerstand, sogar unter Beteiligung islamischer Länder, zu führen. Die Fähigkeit der USA ihre wirtschaftlichen und militärischen Zielsetzungen im Golfkrieg auf diese Art und Weise durchsetzen zu können, lag darin begründet, "that it is the only country with the military, diplomatic, political and economic assets to be a decisive player in any conflict in whatever part of the world it chooses to involve itself."46

Wie bereits kurz angesprochen sind einige Autoren der Meinung, dass die Unipolarität naturgemäß das stabilste aller möglichen Systeme darstellt und von Grund auf einer friedlichen und dauerhaften Entwicklung den Weg ebnet. Vertreter dieser Auffassung gehen von der Beobachtung aus, dass "the United States is the first leading state in modern international history with decisive preponderance in all the underlying components of power: military, technological and geopolitical."47 Der wesentliche Unterschied zwischen dieser Meinung und den beiden Ansätzen der balance-of-power und balance-of-threat liegt in der Einschätzung der Stabilität und Beständigkeit eines solchen Systems. Wohlforth leitet aus dieser Führungsrolle der USA zwei weitergehende Schlussfolgerungen ab: Zum einen "the current system is prone to peace. The raw power advantage of the United States means that an important source of conflict in previous systems is absent: hegemonic rivalry over leadership of the international system."48 Zum anderen "the current unipolarity is not only peaceful but durable. It is already a decade old, and if Washington plays its cards right, it may last as long as bipolarity."49

Bezüglich der ersten Annahme, dass ein unipolares System die friedlichste Struktur im Internationalen System darstellt, verweist Wohlforth hier auf zwei Theorieansätze. Zum einen führt er den Ansatz der hegemonic theory an, demzufolge "especially powerful states ('hegemons') foster international orders that are stable until differential growth in power produces a dissatisfied state with the capability to challenge the dominant state for leadership. The clearer and larger the concentration of power in the leading state, the more peaceful the international order associated with it will be."50 Zum anderen nimmt er Bezug auf die balance-of-power Theorie. Hierbei argumentiert er mit Kenneth Waltz, dass ein bipolares System aufgrund der geringeren Unsicherheit als friedlicher angesehen werden könnte als ein multipolares System. Daraus schließt er, dass im Falle eines unipolaren Systems die Gefahr eines Krieges noch geringer sein müsse, da aufgrund der klaren Vormachtstellung eines Staates praktisch keine Unsicherheit mehr herrschen dürfte. Diese Ansicht lässt sich also folgendermaßen zusammenfassen: Je weniger Supermächte in einem System desto geringer ist die Gefahr eines Krieges.

Die Auffassung von Kenneth Waltz, ein bipolares System sei weniger kriegsgefährdet als ein multipolares, erscheint nachvollziehbar, da das herrschende Gleichgewicht nur noch zwischen zwei Supermächten besteht und damit die Anzahl möglicher Konfliktkonstellationen im Vergleich zu einem multipolaren System rapide sinkt. Der Analogieschluss allerdings, dass in einem unipolaren System die Kriegsgefahr aufgrund der Reduzierung auf nur noch eine Supermacht praktisch gegen null läuft, erscheint aufgrund einiger Punkte eher zweifelhaft.

Zunächst wäre festzustellen, dass ein wesentlicher Unterschied zwischen einem unipolaren und einem bipolaren System darin besteht, dass in ersterem kein Gleichgewicht mehr vorhanden ist. Somit kann die einzige Supermacht ihre Interessen relativ gefahrlos an jedem Ort der Welt durchsetzten, notfalls mit Gewalt, ohne befürchten zu müssen, selbst größeren Schaden zu nehmen. Diese Abwesenheit eines ernstzunehmenden Gegengewichtes spricht aber eigentlich mehr für eine zunehmende als abnehmende Unsicherheit, denn aufgrund der weit überlegenen Kapabilitäten der Supermacht, kann kein anderer Staat sicher sein, nicht Opfer dieser Überlegenheit zu werden, während in einem bipolaren System die zweite Supermacht sicherlich darauf achten würde, solche expansionistischen Bestrebungen zu unterbinden, um das bestehende Gleichgewicht aufrecht zu erhalten.

Als zweiter Kritikpunkt wäre hier die Möglichkeit einer kriegerischen Auseinandersetzung zwischen Staaten ohne Einbeziehung der Supermacht anzuführen, wenn lokale oder regionale Interessen dieser Staaten betroffen sind.51 Denn in einem unipolaren System fehlen zwar "hegemonic rivalry and balance-of-power politics among the major powers"52, was allerdings anderen Konfliktstrukturen, etwa regionalen oder lokalen Auseinandersetzungen, eher entgegenkommt. In einem bipolaren System werden beide Supermächte bestrebt sein, lokale oder regionale Konflikte möglichst zu unterbinden, um eine Eskalation zu vermeiden, die die Stabilität des gesamten Systems in Mitleidenschaft ziehen könnte.53 Hier werden aber schon die Grenzen eines bipolaren Systems deutlich. Denn um aufkeimende regionale Konflikte effektiv unterbinden zu können, müsste der Krisenherd im Einflussbereich einer der beiden Machtblöcke liegen. Dies ist in einem bipolaren System noch denkbar, in einem unipolaren erscheint es allerdings unmöglich, da die verbliebene Supermacht nicht an jedem Ort der Welt, an dem Konflikte auftreten, präsent sein kann.54 Auf diese Erscheinung bezogen würde das genaue Gegenteil des oben angeführten Ansatzes gelten: Je mehr Großmächte, desto geringer die Wahrscheinlichkeit lokaler und regionaler Kriege ohne deren Beteiligung. Bezieht man diese Betrachtungen nun auf ein unipolares System, so bleibt festzuhalten, dass es im Gegensatz zu einem bipolaren System mehr Regionen außerhalb des direkten Einflussbereiches der Supermacht gibt, was in diesen Teilen die Wahrscheinlichkeit eines Krieges eher erhöht als senkt.

Ein weiterer Kritikpunkt bezieht sich auf die Existenz von Massenvernichtungswaffen, insbesondere von Nuklearwaffen. Wie in der obigen Definition deutlich wird, ergibt sich der Status einer Supermacht aus den ihr zur Verfügung stehenden Mitteln, also ihren Kapabilitäten. Eine der wichtigsten Kapabilitäten stellt die militärische Stärke des betreffenden Landes dar. In einem bipolaren System verhindert das Gleichgewicht den direkten Einsatz von Massenvernichtungswaffen, da die denkbaren Verluste den erreichbaren Nutzen eines solchen Einsatzes niemals rechtfertigen können.55 In einem unipolaren System, in dem neben der Supermacht auch andere Staaten über Massenvernichtungskapabilitäten verfügen erscheint die Situation instabiler. Es wäre zumindest denkbar, dass Staaten, die ihre Existenz durch die Supermacht bedroht sehen, als letzten Ausweg auch vor dem Gebrauch von Massenvernichtungswaffen nicht halt machen.56 Das Besondere im Falle von Massenvernichtungswaffen ist, dass hier die Frage, wie viele man besitzt, die etwa im Bezug auf konventionellen Streitkräfte von Bedeutung wäre, völlig uninteressant erscheint. Wichtig ist hierbei einzig und allein, dass man diese Waffen besitzt.

Betrachtet man nun diese Kritikpunkte wird deutlich, dass die Annahme, ein unipolares System sei die friedlichste Form eines Internationalen Systems, zweifelhaft ist. Insbesondere erscheint der Schluss, dass mit abnehmender Anzahl der Supermächte auch die Gefahr von Kriegen abnehme, nur dann gültig zu sein, wenn deren Anzahl nicht unter zwei sinkt. Begründet liegt dies in der Notwendigkeit eines Gleichgewichts, dass die Supermächte davon abhält, in jeder beliebigen Situation zu intervenieren, wenn sie es möchten.

Ein unipolares System wäre nur dann die friedlichste Form einer globalen Ordnung, wenn alle Staaten die Werte und Normen der Supermacht teilen und ihre eigenen Interessen hinter die der Supermacht zurückstellen würden, was teilweise einer Selbstaufgabe gleichkäme. Ein solches idealtypisches System, was eher als Imperium gelten müsste, ist allerdings in der Realität kaum denkbar.

Die Beurteilung der zweiten Annahme, dass ein unipolares System dauerhaft existieren kann, erscheint bei näherer Betrachtung ebenfalls diskussionswürdig. Die Ansicht der Dauerhaftigkeit einer unipolaren Ordnung wird häufig mit dem großen Unterschied der zur Verfügung stehenden Kapabilitäten zwischen der Supermacht und den anderen Mächten sowie mit der geographischen Lage der Supermacht begründet.57 Beide Voraussetzungen sind im gegenwärtigen System noch gegeben, wenn auch etwa im ökonomischen Bereich mittlerweile starke Konkurrenten der USA zu beobachten sind. Diese beiden Faktoren scheinen zweifellos sehr wichtig zu sein, sind aber nicht allein entscheidend für die Beständigkeit des Systems.

Ein weiterer Faktor ist hier erwähnenswert und stellt die Langlebigkeit eines unipolaren Systems eher in Frage. Es wäre hier anknüpfend an die vorangegangenen Ausführungen die Überlegung anzustellen, inwieweit sich die Friedlichkeit eines unipolaren Systems auf dessen Beständigkeit auswirkt. Geht man von der Ansicht aus, dass ein unipolares System die denkbar friedlichste Ordnung im Internationalen System darstellt, so wäre die Schlussfolgerung angebracht, dass dies der Dauerhaftigkeit der Unipolarität zuträglich wäre. Nun wurde aber oben bereits die Überlegung angestellt, ob ein unipolares System, etwa im Gegensatz zu einem bipolaren System, die Unsicherheit der einzelnen Akteure, abgesehen von der Supermacht, aufgrund des Fehlens eines Gegenpols und damit eines Gleichgewichtes nicht eher erhöht statt sie zu senken. Dies scheint aus den oben aufgeführten Gründen wahrscheinlich. Aus dieser Annahme wiederum würde bezogen auf die Dauerhaftigkeit der Unipolarität folgen, dass Staaten, die das Potential dazu aufweisen, zu einem bestimmten Zeitpunkt gegensteuern werden, um die herrschende Unsicherheit zu reduzieren oder sogar zu beseitigen.

Auf diesen kritischen Überlegungen zur Friedlichkeit und Beständigkeit eines unipolaren Systems basieren die realistischen Konzepte. Diese gehen im Gegensatz zu der Annahme einer friedlichen und dauerhaft stabilen Unipolarität davon aus, dass die Existenz eines unipolaren Systems eine systemimmanente Instabilität aufweist, die entweder, dem Konzept der balance-of-power (BOP) folgend, eine determinierte Weiterentwicklung zu einem multipolaren System in sich trägt oder, nach der balance-of-threat Theorie (BOT), zumindest eine Tendenz zu einer solchen, die je nach dem Verhalten der einzigen Supermacht gehemmt oder gefördert wird. Begründet wird dies mit der Bestrebung aller Staaten ein möglich gleich gewichtetes System aufrecht zu erhalten, bzw. die eigene Existenz innerhalb des bestehenden Systems nicht gefährdet zu sehen.58 Nach der ersten Theorie der balance-of-power wird von den Akteuren des Systems ein ständiges Machtgleichgewicht gewünscht, das durch den Aufbau anderer Großmächte zur Ausbalancierung der ungleichen Machtverteilung in einem unipolaren System wiederhergestellt werden soll.59 Somit ist eine bestehende Unipolarität von vornherein nicht haltbar. Dieser Ansicht folgt etwa Christopher Layne in seinem Artikel The Unipolar Illusion, in dem er unter Bezugnahme auf Vertreter des strukturellen Realismus, allen voran Kenneth Waltz, die These vertritt, dass "states balance against hegemons, even those like the United States that seek to maintain their preeminence by employing strategies based more on benevolence than coercion."60 Begründet liegt diese Einschätzung in der Überzeugung, dass die Struktur und der anarchische Charakter des Internationalen Systems die Entstehung neuer Großmächte bedingen.61 Entscheidend ist hier die Tatsache, dass unterschiedliche Wachstumsraten, nicht nur im wirtschaftlichen Bereich, zu unterschiedlichen Machtentwicklungen führen, woraus sich die logische Konsequenz ergibt, dass ,"in relative terms, some states are gaining power while others are loosing it."62 Ein unipolares System kann also nur kurzfristig existieren und trägt den Kern seines Untergangs aufgrund der strukturellen Gegebenheiten des Internationalen Systems von vornherein in sich.

Die Anhänger der balance-of-threat Theorie gehen ebenfalls von einer hohen Instabilität eines unipolaren Systems aus, sehen jedoch begrenzte Möglichkeiten, den unipolaren Zustand aufrecht zu erhalten, wenn bestimmte Verhaltensweisen und Systemgegebenheiten vorhanden sind. Hierzu ist festzuhalten, dass der Wesensgehalt der BOT-Theorie darin besteht, dass Staaten nur dann dazu tendieren, einer Unipolarität entgegen zu steuern, wenn sie ihre Interessen im bestehenden System nicht verfolgen können bzw. sich von der Supermacht bedroht fühlen. Verfolgt also der mächtigste Staat in einem unipolaren System einen relativ moderaten Weg, kann es ihm gelingen, seine Vorherrschaft auf längere Zeit zu sichern.63

Abschließend bleibt festzuhalten, dass nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion eine Unipolarität mit den USA als einzige Supermacht entstand. Strittig ist, wie im Vorangegangenen diskutiert, ob dieser unipolare Zustand noch vorhanden ist, bzw. wie lange er noch anhalten wird. In der vorliegenden Arbeit wird in Bezug auf diese Frage den Ansätzen des strukturellen Realismus gefolgt, die von einer systemimmanenten Instabilität eines unipolaren Systems ausgehen. Demzufolge ist der Zustand der Unipolarität im Internationalen System im Abschwung begriffen, ohne bis jetzt allerdings völlig verschwunden zu sein.

1.3 Multipolares System

Als drittes und letztes idealtypisch realistisches Szenario wäre noch die Möglichkeit einer multipolaren Weltordnung anzuführen. In einem multipolaren System existieren mindestens drei Großmächte, die hinsichtlich ihrer Kapabilitäten als gleichstark einzuschätzen sind.64

Es gibt in der momentanen Debatte um die Struktur des Internationalen Systems wenn überhaupt nur sehr wenige Autoren, die die Auffassung vertreten, dass derzeit eine Multipolarität vorliege. Zu groß erscheint hier noch der Abstand zwischen den Kapabilitäten der USA und denen der nachfolgenden Mittelmächte.

Viele Autoren sind jedoch der Ansicht, dass sich augenblicklich eine Entwicklung von einem kurzfristig unipolaren hin zu einem multipolaren System vollzieht.65 In Bezug auf die Form einer solchen Multipolarität gibt es jedoch große Meinungsunterschiede. Zum einen vertreten Autoren die Ansicht, dass nur die führenden Industrienationen oder -regionen, wie etwa Japan oder Europa in der Lage sein werden, die Gegenpole zur Vorherrschaft der USA im Internationalen System zu bilden.66 Diesem Ansatz zufolge werden nur die quantitativen Kapabilitäten, wie etwa Bevölkerungszahl, ökonomisches Potential oder militärische Stärke von nationalstaatlichen Akteuren im Internationalen System zur Klassifizierung möglicher Konkurrenten herangezogen. Unter dieser Prämisse ist es sicherlich richtig davon auszugehen, dass nur die derzeitigen Industrienationen über die Mittel verfügen, das Machtungleichgewicht auszugleichen. Betrachtet man nun deren Entwicklung wäre wohl festzuhalten, dass sich regional neue Großmächte formieren, die allerdings noch nicht das Potential besitzen mit den USA gleichzuziehen, wobei hier ebenso fraglich wäre, ob sie dies überhaupt wollen.67

Zum anderen wurden in den letzten Jahren auch einige Ansätze entwickelt, die die Bedeutung von qualitativen Kapabilitäten68, wie etwa Werte und Normen, Religion und Ethnizität in der weiteren Entwicklung berücksichtigen und ihnen eine wichtige Rolle als Handlungsrichtlinien zuweisen. Der in dieser Richtung weitestgehende und sicher auch bekannteste Ansatz ist der später noch ausführlich darzustellende Clash of Civilizations von Samuel Huntington. Huntington vertritt hierbei ebenfalls die Ansicht einer aufkommenden Multipolarität, gründet diese aber auf die steigende Bedeutung zivilisatorischer Zugehörigkeit. Demzufolge wird das Gleichgewicht im Internationalen System nicht mehr allein von Staaten getragen, sondern vielmehr von supranationalen Zusammenschlüssen kulturell ähnlich gelagerter Nationalstaaten, mit Huntingtons Worten Zivilisationen.69 In wieweit solche qualitativen Kapabilitäten den weiteren Entwicklungsverlauf des Internationalen Systems mitbestimmen werden, wird im folgenden ebenfalls ausführlicher diskutiert.

Hinsichtlich der Stabilität eines wie auch immer gearteten multipolaren Systems herrscht unter Wissenschaftlern die weit verbreitete Ansicht, dass ein solches System eine sehr instabile und konfliktreiche Struktur im Internationalen System darstellt.70 Je höher hierbei die Anzahl der Großmächte, desto kleiner die jeweiligen Einflussbereiche und desto größer damit auch die möglichen Konfliktfälle. "Uncertainties about who threatens whom, about who will oppose whom, and about who will gain or lose from the actions of other states accelerate as the number of states increases."71 Abgesehen davon ist es wahrscheinlich, dass ein Krieg innerhalb eines solchen Systems keineswegs eine Stabilisierung der Struktur mit sich bringen wird, sondern "the greater the number of players, the more difficult it is for any single war or event to clarify relations of power throughout the system. Even very large wars in multipolar systems do not provide unambiguous tests of the relative power of the states belonging to the victorious coalition. And wars often end before the complete defeat of major powers."72

In den vorangegangen drei Abschnitten wurden die Möglichkeiten der Weiterentwicklung der Struktur des Internationalen Systems nach dem Ende der Bipolarität vorgestellt und kritisch betrachtet. Zusammenfassend muss aber gesagt werden, dass keiner der Ansätze das derzeitige System widerspiegelt. Vielmehr kann festgehalten werden, dass sich das Internationale System in einer Umbruchphase von einem unipolaren System hin zu einem multipolaren System befindet. Dieser Ansatz, der das derzeitige System am besten wiedergibt, kann als Uni-Multipolarität bezeichnet werden und soll, da er dieser Arbeit als struktureller Rahmen des Internationalen Systems zugrunde liegt, genauer dargestellt werden.

1.4 Der Ansatz einer Uni-Multipolarität

Betrachtet man die oben vorgestellten Ordnungskonzepte einer uni-, bi- oder multipolaren Welt und zieht sie zur Bewertung des gegenwärtigen Internationalen Systems heran, so lässt sich sagen, dass keiner dieser Ansätze dessen momentane Struktur adäquat wiedergibt. Wie oben gezeigt ist die Einteilung der Welt in zwei verschiedene, einander entgegengesetzte Blöcke zwar anhand unterschiedlicher Kriterien grundsätzlich möglich, allerdings mit dem gravierenden Nachteil, dass aufgrund der damit einhergehenden starken Simplifizierung, keine Erklärungsmuster für eine Vielzahl von Entwicklungen geliefert werden können.

In Bezug auf die Beurteilung der Anwendbarkeit des unipolaren Ansatzes bliebe festzuhalten, dass im direkten Anschluss an das Ende des Kalten Krieges die Struktur des Internationalen Systems zunächst als unipolar beschrieben werden konnte. Diejenigen Vertreter der Unipolarität, die eine hohe Stabilität und die Entwicklung hin zu einem System friedlicher Kooperation erwarteten, wurden allerdings gleichermaßen durch das Vorgehen nicht-staatlicher Akteure wie etwa der al-Qaida und staatlicher Akteure wie z.B. des Irak in jüngster Zeit nicht bestätigt. Ebenso ist eine Abnahme der uneingeschränkten Handlungsfähigkeit der USA in weltpolitischen Fragen zu beobachten. Der 'unipolare Moment' der USA war bereits Mitte der 90er Jahre vorüber73, und es zeichnete sich zunehmend ab, dass mehrere Staaten, auch und gerade außerhalb des Westens, größeres politisches Gewicht auf der internationalen Bühne erlangen und ihre "bisher unterdrückten weltpolitischen Ansprüche"74 geltend machen.

Auch das dritte Szenario einer multipolaren Weltordnung kann im derzeitigen System nicht nachgewiesen werden. Zwar bemühen sich einige Mittelmächte, mit den USA in Bezug auf bestimmte Kapabilitäten zu konkurrieren, allerdings hat bisher kein Staat hinsichtlich der Gesamtheit der Kapabilitäten ein Potential entwickelt, das dem der USA gleichzusetzen wäre.

Diese drei Ansätze scheinen in der gegenwärtigen Situation nicht mehr geeignet, die Entwicklungen, die das Internationale System derzeit durchläuft, in ihrer Gänze zu beschreiben. Insbesondere ist hierbei die Entstehung und der Bedeutungszuwachs von nicht-staatlichen Akteuren und qualitativen Kapabilitäten zu berücksichtigen, die im realistischen Ansatz kaum Beachtung finden.75 Wie Joseph Nye bereits 1990 feststellte: "Rather, the United States and the countries are likely to see major changes in the sources of power in world politics, which will force them all to face new difficulties in achieving their goals."76 Hierbei sind insbesondere die Rolle der qualitativen Kapabilitäten und das verstärkte Auftreten von nicht-staatlichen Akteuren zu nennen.77 Daran anschließend stellt sich nun die Frage, wie das Staatensystem adäquat zu beschreiben ist. Hierzu soll, wie oben bereits kurz angeschnitten, auf ein Erklärungsmuster zurückgegriffen werden, das Samuel Huntington 1999 in einem Aufsatz dargestellt hat: das Modell einer Uni-Multipolarität. Dieser Ansatz ist im Wesentlichen auch bei Ruggie zu finden, der feststellte, dass "it seems prudent to assume that the future international distribution of power will lie somewhere between unipolarity and multipolarity… ."78 Ebenso vertritt Joseph Nye einen in seinen Konsequenzen vergleichbaren Ansatz, den er als Polyarchie bezeichnet.79

Wie aus dem Begriff bereits hervorgeht, handelt es sich bei der Uni-Multipolarität um eine Art Hybrid, der sich aus Wesensmerkmalen eines unipolaren wie auch eines multipolaren Systems zusammensetzt. Huntington unterscheidet hierbei stufenartig vier Typen von Staaten hinsichtlich ihres Einflusses auf das System. An erster Stelle stehen immer noch die USA als einzige globale Supermacht. Ihr folgen an zweiter Stelle regionale Großmächte, die zwar in ihrem unmittelbaren geographischen Umfeld starken Einfluss ausüben, ihre Ansprüche bzw. Vorstellungen allerdings nicht global durchzusetzen vermögen. An dritter Stelle stehen regionale Mittelmächte, die sich oftmals in Konkurrenz zu den regionalen Großmächten befinden, ihnen aber in Bezug auf die Kapabilitäten unterlegen sind. An vierter Stelle folgen schließlich die übrigen Staaten, die über keine größeren Einflussmöglichkeiten weder auf regionaler und erst recht nicht globaler Ebene verfügen.80 Ausgehend von dieser Einteilung kommt Huntington zu dem Schluss, dass die USA noch die "indispensable nation" sind, unersetzbar allerdings nur bezogen auf ihre Rolle als Konfliktlöser, nicht jedoch in dem Sinne, dass alle anderen Staaten "dispensable" wären.81

Dieses hybride System internationaler Politik entsteht aus einer verstärkten Diffusion von Macht. Hierzu kann festgestellt werden, dass "the great powers of today are less able to use their traditional power resources to achieve their purposes than in the past. On many issues, private actors and small states have become more powerful. At least five trends have contributed to this diffusion of power: economic interdependence, transnational actors, nationalism in weak states, the spread of technology, and changing political issues."82

Die Dauerhaftigkeit eines solchen hybriden Systems sieht Huntington nur als sehr gering an und hält es, in Anlehnung an den strukturellen Realismus argumentierend, lediglich für eine Übergangsphase hin zu einem System relativen Machtgleichgewichts, da "in a uni-multipolar world [...] the world's only superpower is automatically a threat to other major powers."83 So kommt Huntington zu der Feststellung: "Global politics [...] is now passing through one or two uni-multipolar decades before it enters a truly multipolar 21st century."84 Seiner Ansicht nach werden die regionalen Großmächte zusehends an Einfluss gewinnen und die USA relativ dazu an Einflussmöglichkeiten verlieren, sodass die Struktur schließlich in einer Multipolarität endet.85 Darüber hinaus tritt bei Huntington allerdings noch ein weiterer Faktor hinzu, der die strukturelle Entwicklung des Internationalen Systems in Zukunft maßgeblich beeinflussen wird, über die Theorie des Realismus hinausgeht und in seiner Konsequenz der Ansicht Nyes in bezug auf eine internationale Machtdiffusion nahe kommt. Dieser Ansatz, der in der Theorie des Clash of Civilizations enthalten ist, berücksichtigt zunehmend qualitative Kapabilitäten der einzelnen Staaten, wie etwa Ethnizität oder Religion. Diesen Faktoren weist Huntington einen enormen Bedeutungszuwachs zu, der seiner Ansicht nach dazu führen wird, dass sich Staaten mit ähnlich gelagerten Kulturen zu Zivilisationen formen und in ihren politischen Entscheidungsfindungsprozessen die Ähnlichkeit bzw. Verschiedenartigkeit anderer Staaten wesentlich berücksichtigen werden.86

Diese neue Ebene des viel und äußerst kontrovers diskutierten Ansatzes ist auch für die vorliegende Arbeit von Wichtigkeit. Betrachtet man die Konflikte der Jahre nach dem Ende des Kalten Krieges, so ist festzustellen, dass sich zu deren Legitimation und Motivation in vielen Fällen auf solche qualitativen Faktoren berufen wurde. Gerade bezogen auf staatliche und nicht-staatliche Akteure in nicht-westlichen Gebieten der Welt scheint Identität eine zunehmend bedeutende Rolle zu spielen.87 Hierbei ist oftmals eine anti-westliche Rhetorik, die die Verschiedenartigkeit als Hintergrund für politische Handlungen anführt, zu beobachten. Diese Annahmen führen dazu, dass es quasi eine doppelt multipolare Struktur des Internationalen Systems geben wird. Auf staatlicher Ebene bzw. auf der Ebene der quantitativen Kapabilitäten werden sich neben den USA weitere Nationalstaaten zu Großmächten entwickeln. Auf der supranationalen Ebene bzw. auf der Ebene der qualitativen Kapabilitäten werden sich Zivilisationen gruppieren, die ebenfalls ein multipolares System konstituieren. Dieser Ansatz geht also über den des Realismus hinaus, der die oberste Ebene politischen Handelns auf der Ebene des Nationalstaates verortet und supranationale Gebilde nicht berücksichtigt.

Da sich die vorliegende Arbeit mit den Potentialen und Motiven des auf globaler Ebene geführten Terrorismus, dessen Motiven sowie seinen ausführenden und unterstützenden Akteuren beschäftigt, soll im folgenden Abschnitt die Theorie vom Zusammenprall der Zivilisationen genauer betrachtet und ihre Relevanz für die strukturelle Entwicklung des Internationalen Systems und damit auch für die zukünftigen Handlungen der staatlichen wie nicht-staatlichen Akteure kritisch untersucht und bewertet werden. Hierbei wird versucht, die soeben aufgezeigten Defizite des Realismus hinsichtlich der Beschreibung des zukünftigen Internationalen Systems in Bezug auf die Themenstellung dieser Arbeit durch Ergänzungen anderer Ansätze und Gesichtspunkte zu minimieren. Im Zuge dessen soll auch die dem strukturellen Realismus zugrunde liegende Prämisse, das Internationale System sei ein solches von Nationalstaaten, also zusammengesetzt aus politisch gleichartigen Gebilden, die die einzigen handelnden Akteure darstellen, zumindest teilweise in Frage gestellt werden.

2. The Clash of Civilizations – Samuel Huntingtons Theorie zur Struktur des internationalen Systems nach dem Ende der Bipolarität

Nach dem Ende des Kalten Krieges verloren die alten Erklärungsmuster für die Struktur des Internationalen Systems und die Interaktion der einzelnen Akteure ihre Grundlage und waren nicht mehr brauchbar. Es entstanden in der Folgezeit mehrere Ansätze, um die neuen Gegebenheiten in der internationalen Politik in ein angepasstes Erklärungsschema einzubinden und die neue Situation darzustellen.

Der bis heute – und erst Recht nach den Ereignissen vom 11. September 2001 – am meisten diskutierte Ansatz ist wohl der von Samuel Huntington in die Diskussion eingebrachte Clash of Civilizations, der im nun folgenden Abschnitt einer eingehenden Betrachtung und Wertung unterzogen werden soll. Dazu werden zunächst die in dem Konzept enthaltenen Grundthesen vorgestellt, um eine Grundlage zur Diskussion der von Huntington entworfenen Theorie zu bilden. Im nächsten Schritt wird dann auf Inkonsistenzen in der Argumentation Huntingtons und auf weitere von anderen Autoren aufgeworfene Kritikpunkte an dem Konzept des Zivilisationskonfliktes eingegangen.

2.1 Die Grundthesen Huntingtons

In dem 1993 in der Fachzeitschrift für Internationale Beziehungen Foreign Affairs veröffentlichten Artikel The Clash of Civilizations?88 von Samuel Huntington wird ein Erklärungsansatz für die neue Struktur im Internationalen System, die Interdependenzen und Interaktionen der staatlichen Akteure vorgestellt. Hierbei sind folgende Punkte von wesentlicher Bedeutung und stellen die theoretischen Säulen für Huntingtons Zivilisationsparadigma dar:

- die Quellen von Konflikten werden zukünftig kulturell sein, wobei Religion und Ethnizität die entscheidenden Faktoren sein werden
- kulturell verwandte Staaten werden sich zu Zivilisationen gruppieren
- zivilisatorische Identitäten werden für das Verhalten von Staaten maßgeblich sein
- Zivilisationen werden von Kernstaaten angeführt
- aufgrund unterschiedlicher Weltanschauungen ist ein Zusammenprall der Zivilisationen zu erwarten, wobei die heftigsten Auseinandersetzungen an den fault lines, den Grenzlinien zwischen Zivilisationen, stattfinden werden
- die Hauptbeteiligten an den auftretenden Zivilisationskonflikten sind der Westen und der Islam

Zunächst werden diese Grundannahmen Huntingtons dargestellt, bevor anschließend eine kritische Betrachtung folgt.

2.1.1 Zukünftige Konfliktquellen

Nach dem Ansatz von Huntington sind die Quellen zukünftiger Konflikte "not be primarily ideological or primarily economic. The great divisions among humankind and the dominating source of conflict will be cultural."89 Die neuen identifikationsstiftenden Einheiten in der Weltpolitik werden also Kulturen bzw. die verwandte Kulturen vereinigenden Zivilisationen sein. Die integrativen Faktoren, die über die Zugehörigkeit zu einer Zivilisation bestimmen und die die Zivilisationen voneinander trennen, werden "history, language, culture, tradition and, most important, religion"90 sein. Staaten werden, ähnlich wie im Neorealismus, zwar noch "the most powerful actors in world affairs"91 bleiben, ihre Entscheidungen, ebenso wie mögliche Konfliktfälle, werden aber von kulturellen Faktoren bestimmt werden. In diesem Punkt geht Huntington wie oben bereits verdeutlicht über den realistischen Ansatz hinaus und ersetzt die These, dass alle Politik zwischen Staaten interessengeleitete Machtpolitik sei durch die Einführung von Kultur als leitendem Motiv in den Entscheidungsfindungen einzelner Staaten, also "werden Handlungsmuster entscheidend von Kulturmustern geprägt werden"92, so dass "governments and groups will increasingly attempt to mobilize support by appealing to common religion and civilization identity."93

Darüber hinaus sieht Huntington in dieser neueren Entwicklung eine Art Emanzipation außerwestlicher Kulturen von der westlichen Vorherrschaft im bisherigen Verlauf der Geschichte. "With the end of the Cold War, international politics moves out of its Western phase, and its centerpiece becomes the interaction between the West and non-Western civilizations and among non-Western civilizations. In the politics of civilizations, the peoples and governments of non-Western civilizations no longer remain the objects of history as targets of Western colonialism but join the West as movers and shapers of history."94

Im Rahmen dieser kulturell gelagerten Konfliktursachen spielen insbesondere Ethnizität und Religion für Huntington eine herausragende Rolle, denn nach dem Ende des Kalten Krieges, der geprägt war durch die Zugehörigkeit zu Kapitalismus, Kommunismus, Neutralität oder Bündnisfreiheit, ergeben sich neue Identitäten; Menschen "identifizieren sich mit kulturellen Gruppen: Stämmen, ethnischen Gruppen, religiösen Gemeinschaften, Nationen und, auf weitester Ebene, Kulturkreisen."95

2.1.2 Die Gruppierung von Zivilisationen

Huntington geht in seinem Ansatz über die Grundlagen der neorealistischen Theorie hinaus, indem er oberhalb des Nationalstaates das Gebilde der Zivilisation entwirft, wobei er allerdings der Ansicht verhaftet bleibt, dass der Nationalstaat auch zukünftig der wichtigste handelnde Akteur in den Internationalen Beziehungen sein wird.96 In Huntingtons Artikel und auch in seinem darauffolgenden Buch beschreibt er den Begriff Zivilisation als "a cultural entity. Villages, regions, ethnic groups, nationalities, religious groups, all have distinct cultures at different levels of cultural heterogeneity. […] A civilization is thus the highest cultural grouping of people and the broadest level of cultural identity people have short of that which distinguishes humans from other species."97 Hierbei gibt es nach Huntingtons Entwurf sieben bzw. acht Zivilisationen, die sich im weiteren Verlauf der Geschichte herausbilden werden: die westliche, die islamische, die hinduistische, die slavisch-orthodoxe, die sinische, die japanische, die lateinamerikanische und eventuell die afrikanische.98 Hierbei nimmt Huntington an, dass "civilizations obviously blend and overlap, and may include subcivilizations"99, so wie dies etwa im Fall der westlichen Zivilisation nachzuvollziehen ist, die ihre Schwerpunkte in Europa und Nordamerika hat. Nichtsdestotrotz kommt Huntington zu dem Schluss, dass "civilizations are [...] meaningful entities, and while the lines between them are seldom sharp, they are real. Civilizations are dynamic; they rise and fall; they divide and merge."100

Bezogen auf das Verhältnis Nationalstaat und Zivilisation unterscheidet Huntington zwischen "Mitgliedsstaat, Kernstaat, einsames Land, gespaltenes Land oder zerrissenes Land."101 Mitgliedstaaten sind diejenigen Länder die objektiv und subjektiv einer Zivilisation zugeordnet werden können. Dies ist nach Huntingtons Ansicht für viele der derzeitig existierenden Staaten der Fall.

Kernstaaten sind diejenigen Staaten, die über die größten quantitativen Kapabilitäten, also etwa militärische Macht oder ökonomische Stärke und gleichzeitig auch über die größten qualitativen Kapabilitäten, also über Hauptquellen der Kultur verfügen. Auf die genaue Funktion dieser Kernstaaten wird weiter unten noch näher eingegangen.

Einsame Länder sind nach Huntingtons Auffassung Nationen, die keinen kulturellen Bezug zu anderen Gesellschaften aufweisen und dementsprechend auch nicht einer Zivilisation zugeordnet werden können. Als ein Beispiel für einen solchen Staat nennt er Äthiopien, das "durch die herrschende Sprache, das Amharische, [...] die koptische Orthodoxie als vorherrschende Religion, seine imperiale Vergangenheit und seine religiöse Verschiedenheit von den größtenteils muslimischen Nachbarvölkern"102 isoliert ist. Als ein weiteres Beispiel für ein einsames Land wäre Japan zu nennen, mit der Besonderheit, dass dieses einsame Land zugleich eine Zivilisation darstellt.103

Als eine weitere Möglichkeit führt Huntington die Gruppe der gespaltenen Länder an. Diese zeichnen sich dadurch aus, dass sie mehrere große Gruppen verschiedener Zivilisationszugehörigkeit beherbergen, was zu Spannungen führen kann, wenn eine dieser Gruppen den Staat nach seinen eigenen Vorstellungen gestalten will. Besonders intensiv sieht Huntington dabei die Spannungen in Ländern, durch deren Territorium eine Bruchlinie zwischen zwei Zivilisationen verläuft. Hierbei verweist er exemplarisch auf jene Länder, die "durch ein autoritär-kommunistisches Regime im Zeichen der marxistisch-leninistischen Ideologie zusammengehalten wurden. Mit dem Zusammenbruch des Kommunismus wurde statt der Ideologie die Kultur zum Magneten der Anziehung und Abstoßung."104 Darauffolgend entstandene Staaten waren zum Teil intern zivilisatorisch noch immer gespalten, was in manchen Fällen zu sekundären Spaltungen und zum Auseinanderbrechen der jeweiligen Staaten führte, wie etwa im Fall von Jugoslawien.105

Als fünfte und letzte Kategorie führt Huntington die Kategorie des zerrissenen Landes an. Diese Kategorie zeichnet sich dadurch aus, dass ein zerrissenes Land zwar eine vorherrschende Kultur besitzt, die es einer gewissen Zivilisation zuordnet, der es aber gar nicht angehören will.106 Ein gutes Beispiel für ein zerrissenes Land ist die Türkei, die ihrer Kultur nach der islamischen Zivilisation zuzurechnen wäre. Die politischen Führer dieses Landes streben allerdings seit der Errichtung der türkischen Republik durch Kemal Atatürk im Jahre 1924 danach, das Land zu verwestlichen, was ihnen aber bisher nicht gelungen ist.107 Maßgeblich für den Erfolg, sich einer anderen Zivilisation anzuschließen, sind nach Huntington drei Faktoren. Erstens muss die politische Führung die Verwestlichung voll unterstützen, zweitens muss auch die Öffentlichkeit bereit sein, die damit verbundene neue Identität anzuerkennen, und drittens muss im Gegenzug auch die 'Aufnahmezivilisation' grundsätzlich willens sein, dieses Land in ihren Reihen zu akzeptieren.108

Das wesentliche mit der Gruppierung von Zivilisationen und der Klassifizierung der eben aufzeigten Staatenkategorien verbundene Element ist die zivilisatorische Identität, die im folgenden skizziert werden soll.

2.1.3 Zivilisatorische Identität

Grundlage der von Huntington prognostizierten Entwicklung ist die Entstehung neuer Identitätsmuster. Für ihn liegen diese in der Zugehörigkeit zu einer bestimmten Kultur bzw. auf Makroebene zu einer bestimmten Zivilisation, was zur Folge hat, dass "in der neuen Welt [...] kulturelle Identität der zentrale Faktor [ist] , der über Zusammenschlüsse und Feindbilder eines Landes entscheidet."109 Demzufolge ist die zentrale Frage immer die nach der kulturellen Zugehörigkeit, so dass jeder seinen Platz in der Weltpolitik über seine kulturelle Identität definiert. "Die Frage 'Auf welcher Seite stehst du?' ist ersetzt worden durch die viel elementarere Frage 'Wer bist du?'"110

Die Entstehung derartiger Weltbilder bzw. Identitätsmuster ist zum einen "das Ergebnis einer sozio-ökonomischen Modernisierung sowohl auf der individuellen Ebene, wo Entwurzelung und Entfremdung das Bedürfnis nach gehaltvollerer Identität erzeugen, als auch auf der gesellschaftlichen Ebene, wo gesteigerte Potentiale und zunehmende Macht nichtwestlicher Gesellschaften die Wiedererweckung einheimischer Identitäten und einheimsicher Kultur befördern."111 Dieser Prozess trennt zusehends "people from longstanding local identities. They also weaken the nation state as a source of identity."112

Zum anderen erscheint hier auch das Zusammenbrechen der bipolaren Ordnung wesentlich zu sein. Innerhalb der Bipolarität war die Selbstperzeption von den beiden Ideologien Kapitalismus und Kommunismus bestimmt. Entweder man gehörte der einen bzw. der anderen Seite an oder war bündnisfrei. Nach dem Wegbruch der Sowjetunion wurden diese Identitäten obsolet, so dass das Bedürfnis nach einer neuen Orientierung zur Bewältigung der entstandenen Identitätskrise aufkam. Hierbei orientieren sich Menschen nun nach "Blut und Überzeugung, Glaube und Familie. Menschen gesellen sich zu anderen, die dieselbe Herkunft, Religion und Sprache, dieselben Werte und Institutionen haben, und distanzieren sich von denen, die das nicht haben."113 Die Folge einer solchen Neuentwicklung besteht zwangsläufig in dem Aufbau neuer Konfliktpotentiale, die entlang eben dieser neu entstandenen Identitäten zu beobachten sind.

[...]


1 Fukuyama, Francis: The End of History and the Last Man, London 1992.

2 Huntington, Samuel P.: The Third Wave. Democratization in the Late Twentieth Century, Norman 1991; zu einer kritischen Betrachtung vgl.: Doorenspleet, Renske: Reassessing the Three Waves of Democratization, in: World Politics, H. 52, 2000, S. 384ff.

3 Da ein Schwerpunkt der vorliegenden Arbeit auf der Betrachtung der Rolle und zukünftigen Bedeutung staatlicher Akteure liegt, wird hier das realistische Paradigma der Internationalen Beziehungen gewählt und der idealistische Ansatz vernachlässigt. Zu einem ausführlichen Vergleich beider Ansätze vgl.: Houben, Anke: Die zivilisatorische Staatengesellschaft. Zivilisation und internationale Politik im Nahen Osten, Frankfurt a.M. 1996, S.33ff. [im folgenden zitiert als: Houben: Zivilisatorische Staatengesellschaft ]; vgl.: hierzu auch: Walt, Stephen: International Relations. One World, Many Theories, unter: www.findarticles.com/cf_0/m1181/n110/20492564/print.jhtml

4 Vgl.: Hall, John A.: International Orders, Cambridge 1996, S. 9. [im folgenden zitiert als: Hall: International Orders ]

5 Siehe hierzu Kap. I, 3.

6 Bull, Hedley: The Anarchical Society: A Study of Order in World Politics, London 1977, S. 9f.

7 Vgl.: Ebd., S. 46.

8 Vgl.: Väyrynen, Raimo: Bipolarity, Multipolarity, and Domestic Political Systems, in: Journal of Peace Research, Bd. 32, H. 3, 1995, S. 361. [im folgenden zitiert als: Väyrynen: Bipolarity, Multipolarity ]

9 Waltz, Kenneth: Theory of International Politics, Reading 1979, S .88. [im folgenden zitiert als: Waltz: International Politics ]

10 Vgl.: Gilpin, Robert: War and Change in World Politics, Cambridge 1981, S. 14. [im folgenden zitiert als: Gilpin: War and Change ]

11 Vgl.: Waltz: International Politics, S. 131.

12 Waltz, Kenneth: Globalization and American Power, in: The National Interest, H. 59, 2000, S. 53. [im folgenden zitiert als: Waltz: Globalization and American Power ]

13 Vgl.: Gilpin: War and Change, S. 9ff.

14 Vgl.: Nye, Joseph, Bound to lead: The Changing Nature of American Power, New York 1990, S. 182ff. [im folgenden zitiert als: Nye: Bound to lead ]

15 Huntington, Samuel P.: The Lonley Superpower, in: Foreign Affairs, Bd. 78, H. 2, 1999, S. 35-49. [im folgenden zitiert als: Huntington: Lonely Superpower ]

16 Vgl.: Väyrynen: Bipolarity, Multipolarity, S. 363; vgl. hierzu auch Volgy, Thomas J./Imwalle, Lawrence E.: Hegemonic and Bipolar Perspectives on the New World Order, in: American Journal of Political Science, Bd. 39, H. 4, 1995, S. 819ff.

17 Als Beispiel für eine basal religiös dichotomische Einteilung der Welt kann etwa die Kategorisierung in dar al-islam (Haus des Islam) und dar al-harb (Haus des Krieges) im Rahmen der klassisch islamischen Weltanschauung herangezogen werden: Vgl. hierzu etwa Arkoun, Mohammed: Der Islam. Annäherung an eine Religion, Heidelberg 1999, S. 26f; Tibi, Bassam: Der wahre Imam. Der Islam von Mohammed bis zur Gegenwart, München 1998, S. 88. [im folgenden zitiert als: Tibi: Der wahre Imam ]

18 Cronin, James: The World the Cold War Made. Order, Chaos and the Return of History, London/New York 1996, S. 237. [im folgenden zitiert als: Cronin: Cold War ]

19 Väyrynen: Bipolarity, Multipolarity, S. 362.

20 Ebd., S. 363; zum System des Kalten Krieges vgl. auch Hall: International Orders, S. 111ff.

21 Vgl.: Adams: Worlds Apart. The North-South Divide and the International System, London 1993, S, 215ff. [im folgenden zitiert als: Adams: North-South Divide ]

22 Freedman, Lawrence: Order and Disorder in the New World, in: Foreign Affairs, America and the World, 1991/1992, S. 24. [im folgenden zitiert als: Freedman: Order and Disorder ]

23 Adams: North-South Divide, S. 215.

24 Kupchan, Charles: After Pax Americana. Benign Power, Regional Integration, and the Sources of a Stable Multipolarity, in: International Security, Bd. 23, H. 2, 1998, S. 55ff. [im folgenden zitiert als: Kupchan: After Pax Americana ]; vgl. hierzu auch: Goldgeier, James M./McFaul, Michael: A Tale of two worlds. Core and periphery in the post-cold war era, in: International Organization, Bd. 46, H. 2, 1992, S. 475ff. [im folgenden zitiert als: Goldgeier/McFaul: Tale of two worlds ]; vgl. hierzu auch Cronin: Cold War, S. 242ff.

25 Singer, Max/Wildavsky, Aaron: The real world order. Zones of Peace, zones of turmoil, Chatham 1996, S. 27. [im folgenden zitiert als: Singer/Wildavsky: Real world order ]

26 Freedman: Order and Disorder, S. 28.

27 Huntington, Samuel P.: Kampf der Kulturen. Die Neugestaltung der Weltpolitik im 21.Jahrhundert, München 1998, S. 37. [im folgenden zitiert als: Huntington: Kampf der Kulturen ]

28 Vgl.: Singer/Wildavsky: Real world order, S. 3.

29 Ebd.

30 Goldgeier/McFaul: Tale of two worlds, S. 478f.; allgemein zur auf Kant zurückgehenden Ansicht, dass Demokratien keine Kriege untereinander führen vgl. etwa Hulsman, John C.: A Paradigm for the New World Order. A Schools-of-Thought Analysis of American Foreign Policy in the Post-Cold War Era, New York 1997 S. 21ff. [im folgenden zitiert als: Hulsman: New World Order ]

31 Singer/Wildavsky: Real world order, S. 6.

32 Ebd., S. 8.

33 Ebd.

34 Ruggie, John Gerard: Winning the Peace. America and World Order in the New Era, New York 1996, S. 163. [im folgenden zitiert als: Ruggie: Winning the Peace ]

35 Vgl.: Huntington: Kampf der Kulturen, S. 49ff.

36 Vgl.: Bull, Hedley: The Revolt against the West, in: Bull, Hedley/Watson Adam (Hrsg.): The Expansion of International Society, Oxford 1988, S. 217ff.

37 Huntington: Kampf der Kulturen, S. 37.

38 Wohlforth, William C.: The Stability of a Unipolar World, in: International Secutiry, Bd. 24, H. 1, 1999, S. 7 [im folgenden zitiert als: Wohlforth: Unipolar World ]; für eine solche von Anhängern des Liberalismus geäußerte Ansicht vgl. auch Rudolf, Peter: Die unentbehrliche Ordnungsmacht. Die USA in der internationalen Politik nach dem Ost-West-Konflikt, in: Zunker, Albrecht (Hrsg.): Weltordnung oder Chaos?; Baden-Baden 1993, S. 245ff.; vgl. hierzu auch Cronin: Cold War, S.270.

39 Zum Paradigma des (Neo)Realismus vgl. etwa Hulsman, New World Order, S. 38ff.; vgl. hierzu auch: Richardson, James L.: An American New World Order?, Frankfurt a.M. 1994, S. 8ff.;

40 Einer der bekanntesten Vertreter dieses Ansatzes ist Kenneth Waltz; vgl. hierzu etwa Waltz: International Politics, S. 1ff.

41 Dieses Theorie wird unter anderem von Stephen Walt vertreten; vgl. hierzu etwa Walt, Stephen: The Origins of Alliances, Ithaca 1987, S.17ff.

42 Wohlforth: Unipolar World, S. 9; vgl.hierzu auch: Huntington: Lonely Superpower, S. 35.

43 Krauthammer, Charles: The Unipolar Moment, in: Foreign Affairs, H.1 1991, S. 23. [im folgenden zitiert als: Krauthammer: Unipolar Moment ]

44 Freedman: Order and Disorder, S. 21; zu dieser New World Order vgl. auch Hurst, Steven: The Foreign Policy of the Bush Administration. In Search of a New World Order, New York 1999, S. 129ff. [im folgenden zitiert als: Hurst: In Search of a New World Order ]

45 Freedman: Order and Disorder, S. 21; zu weiteren Kernpunkten dieser New World Order vgl. auch Hendrickson, David C.: The End of American History: American Security, the National Purpose, and the New World Order, in: Allison, Graham/Treverton, Gregory F. (Hrsg.): Rethinkin America's Security. Beyond Cold War to New World Order, London/New York 1992, S. 396ff.; vgl. hierzu auch: Christopher, Warren: America's Leadership. America's Opportunity, in: Foreign Policy, H. 98, 1995, S. 6ff.

46 Krauthammer: Unipolar Moment, S. 24.

47 Wohlforth: Unipolar World, S. 7.

48 Ebd.

49 Ebd., S. 8.

50 Ebd., S. 23.

51 Vgl.: Ebd., S. 28.

52 Ebd., S. 26.

53 Vgl.: Cronin: Cold War, S. 238f.

54 Wohlforth: Unipolar World, S. 26; Beispiele für fehlgeschlagene Interventionen sind etwa Jugoslawien und in größerem Maße Somalia, vgl. hierzu Dark, K. R./Harris, A. L.: The New World and the New World Order. US Relative Decline, Domestic Instability in the Americas and the End of the Cold War, London/New York 1996, S. 130f. [im folgenden zitiert als: Dark/Harris: End of the Cold War ] und Ruggie: Winning the Peace, S. 157 sowie Cronin: Cold War, S. 240.

55 Mearsheimer, John J.: Disorder Restored, in: Allison, Graham/Treverton, Gregory F. (Hrsg.): Rethinking America's Security. Beyond Cold War to New Worl Order, New York 1992, S. 225. [im folgenden zitiert als: Mearsheimer: Disorder Restored ]

56 Zu Gesichtspunkten neuer militärischer Herausforderungen an die USA vgl. etwa Dark/Harris: End of the Cold War, S. 132f.; zur Rolle der Nuklearwaffen in zwischenstaatlichen Beziehungen und deren Verbreitung nach dem Ende des Kalten Krieges vgl. auch Mearsheimer: Disorder Restored, S.229ff.

57 Vgl.: Wohlforth: Unipolar World, S. 28.

58 Vgl.: Hall: International Orders, S. 9; vgl. hierzu auch Waltz: Globalization and American Power, S 54ff.

59 Vgl.: Layne, Christopher: The Unipolar Illusion. Why New Great Powers Will Rise, in: International Security, Bd. 17, H. 4, S. 7 [im folgenden zitiert als: Layne: Unipolar Illusion ], vgl. hierzu auch Hall: International Orders, S. 9ff.

60 Layne: Unipolar Illusion, S. 7.

61 Vgl.: Ebd.

62 Ebd., S. 10.

63 Kupchan: After Pax Americana, S. 46.

64 Huntington, Lonley Superpower, S. 35.

65 Vgl.: Layne: Unipolar Illusion, S. 7, vgl. hierzu auch Dark/Harris: End of the Cold War, S. 55ff und Huntington: Lonely Superpower, S. 36.

66 Vgl.: Kupchan: After Pax Americana, S. 55ff.; zu einem neuen System der Multipolarität vgl. auch Dark/Harris: End of the Cold War, S. 143f.

67 Bezüglich der Absichten der führenden Industrienationen Gegenpole zu den USA zu schaffen, vgl.: Wohlforth: Unipolar World, S. 10ff.

68 Auf die Rolle der quantitativen und qualitativen Kapabilitäten wird in Punkt 3.1 näher eingegangen.

69 Vgl.: Huntington: Kampf der Kulturen, S. 193ff.

70 Vgl.: Mearsheimer: Disorder Restored, S. 227f.

71 Waltz: International Politics, S. 165.

72 Wohlforth: Unipolar World, S. 20.

73 Vgl.: Dark/Harris: End of the Cold War, S. 131.

74 Tibi, Bassam: Krieg der Zivilisationen. Politik und Religion zwischen Vernunft und Fundamentalismus, München 1998, S. 13. [im folgenden zitiert als: Tibi: Krieg ]

75 Zu Problemen des realistischen Ansatzes in den Internationalen Beziehungen nach dem Ende des Kalten Krieges vgl.: Wohlforth, William C.: Realism and the End of the Cold War, in: International Security; Bd. 19, H. 3, 1994/95, S. 91ff.

76 Nye: Bound to lead, S. 174.

77 Zu diesen beiden Punkten vgl.: Nye: Bound to lead, S. 31ff. und S. 173ff. Nye geht hierbei insbesondere auf ökonomisch orientierte nicht-staatliche Akteure ein. Nichtsdestotrotz sind die damit verbundenen Aussagen auch auf politisch handelnde nicht-staatliche Akteure anwendbar.

78 Ruggie: Winning the Peace, S. 164f.

79 Vgl.: Nye: Bound to lead, S. 237.

80 Vgl.: Huntington: Lonely Superpower, S. 36.

81 Vgl.: Ebd., S. 37.

82 Nye: Bound to lead, S. 182.

83 Huntington: Lonley Superpower, S. 43.

84 Ebd., S. 37.

85 Vgl.: Mearsheimer: Disorder Restored, S. 227.

86 Vgl.: Huntington: Kampf der Kulturen, S. 210; vgl. hierzu auch Huntington, Samuel P.: The Clash of Civilizations?, in: Foreign Affairs, Bd. 72, H. 3, 1993, S. 29.[im folgenden zitiert als: Huntington: Clash of Civilizations ]

87 Dies lässt sich etwa an den Konflikten im ehemaligen Jugoslawien, in Ruanda oder Afghanistan nachvollziehen.

88 Vgl.: Huntington: Clash of Civilizations.

89 Huntington: Clash of Civilizations, S. 22.

90 Ebd., S. 25.

91 Ebd., S. 22.

92 Huntington: Kampf der Kulturen, S. 210.

93 Huntington: Clash of Civilizations, S. 29.

94 Ebd., S. 23.

95 Huntington: Kampf der Kulturen, S. 21.

96 Huntington: Clash of Civilizations, S. 22.

97 Ebd., S. 24.

98 Zur Einteilung der Zivilisationen bei Huntington vgl.: Huntington: Clash of Civilizations, S. 25 und Huntington: Kampf der Kulturen, S. 57ff.

99 Huntington: Clash of Civilizations, S. 24.

100 Ebd.

101 Huntington: Kampf der Kulturen, S. 211.

102 Ebd., S. 213.

103 Vgl.: Ebd., S. 214.

104 Ebd., S. 216.

105 Vgl.: Ebd.

106 Vgl.: Ebd., S. 217; vgl. hierzu auch: Huntington: Clash of Civilizations, S. 42.

107 Vgl.: Tibi, Bassam: Aufbruch am Bosporus. Die Türkei zwischen Europa und dem Islamismus, München 1998, S. 54ff.

108 Huntington: Clash of Civilizations, S.44.

109 Huntington: Kampf der Kulturen, S. 193.

110 Ebd.

111 Ebd., S. 199f.

112 Huntington: Clash of Civilizations, S. 26.

113 Huntington: Kampf der Kulturen, S. 194.

Ende der Leseprobe aus 216 Seiten

Details

Titel
Die dunkle Seite der Globalisierung. Terrorismus als Spielart des irregulären Krieges und als Ausdrucksform der Zivilisationskonflikte im 21. Jahrhundert
Hochschule
Georg-August-Universität Göttingen  (Sozialwissenschaftliche Fakultät, Lehrstuhl für Internationale Beziehungen)
Note
1,0
Autor
Jahr
2002
Seiten
216
Katalognummer
V25717
ISBN (eBook)
9783638282598
Dateigröße
1561 KB
Sprache
Deutsch
Anmerkungen
Die Arbeit analysiert die theoretische Hauptströmung im Bereich der Theorie der Internatiolen Beziehungen - struktureller Realismus - sowie die These vom "Clash of Civilizations" als Grundlage zur Interpretation der Entwicklung des Internationalen Systems in 21. Jahrhundert. Darauffolgend fokussiert die Arbeit auf neue Formen des Krieges, insbesondere des islamistischen Terrorismus und zeigt an drei Fallbeispielen die enge Verknüpfung von staatlichen und nicht-staatlichen Akteuren.
Schlagworte
Seite, Globalisierung, Terrorismus, Spielart, Krieges, Ausdrucksform, Zivilisationskonflikte, Jahrhundert, Eine, Untersuchung, Potentiale, Berücksichtigung, Rolle, Akte
Arbeit zitieren
Torsten Michel (Autor:in), 2002, Die dunkle Seite der Globalisierung. Terrorismus als Spielart des irregulären Krieges und als Ausdrucksform der Zivilisationskonflikte im 21. Jahrhundert, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/25717

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