Höflichkeitsformen im Deutschen und Japanischen


Seminararbeit, 2004

33 Seiten, Note: 1


Leseprobe


INHALT

I. Einführung
I.1 Das Grundproblem
I.2 Die Untersuchungsmethode
I.3 Das Untersuchungsmaterial

II. Sprechakte
II.1 Was sind Sprechakte?
II.2 Was für Sprechakttypen gibt es?
II.3 Welche Sprechakten werde ich unter die Lupe nehmen?
II.4 Höflichkeitsformen
II.4.1 Was sind Höflichkeitsformen?
II.4.2 Welche Arten von Höflichkeitsformen gibt es?
II.4.3 Wie werden Höflichkeitsformen im Deutschen ausgedrückt?
II.4.4 Wie werden Höflichkeitsformen im Japanischen ausgedrückt?

III. Untersuchungsergebnisse
III.1 Teilproblem 1 – Mitteilung
III.1.1 Japanische Beispiele
III.1.2 Deutsche Beispiele
III.1.3 Lösung des Teilproblems 1, Teilkonklusion
III.2 Teilproblem 2 – Kommentierung/Überzeugung
III.2.1 Japanische Beispiele
III.2.2 Deutsche Beispiele
III.2.3 Lösung des Teilproblems 2, Teilkonklusion
III.3 Teilproblem 3 – Dank
III.3.1 Japanische Beispiele
III.3.2 Deutsche Beispiele
III.3.3 Lösung des Teilproblems 3, Teilkonklusion
III.4 Teilproblem 4 – Aufforderung
III.4.1 Japanische Beispiele
III.4.2 Deutsche Beispiele
III.4.3 Lösung des Teilproblems 4, Teilkonklusion

IV.1 Zusammenfassung der Ergebnisse
IV.2 Lösungsansatz, welche Tendenzen sind nachvollzuziehen?

V. Konklusion, weitere zu behandelnde Themen

VI. Bibliographie

I. Einführung

In meiner Jahresarbeit möchte ich einen kurzen Blick in die Welt der Höflichkeitsformen werfen. Zuerst habe ich vor, das Grundproblem, das Untersuchungsmaterial und die bei der Forschung verwendete Methode darzustellen. Im zweiten Kapitel werde ich dann eine Definition von Sprechakten einführen, und im Allgemeinen skizzieren, wo sich Sprechakte und Höflichkeitsformen innerhalb des Sprachsystems und der linguistischen Forschung befinden. Am Ende des zweiten Kapitels werde ich die für meine Untersuchung relevanten Sprechakte taxonomisch darstellen.

Ab dem dritten Kapitel behandele ich die konkreten Ergebnisse, die meine Untersuchung sowohl der deutschen als auch der japanischen Sprache ergeben hat. Die Ergebnisse gebe ich Schritt für Schritt an, von einem Sprechakt zum anderen, nach einer möglichen Definition des jeweiligen Sprechaktes. Anschließend möchte ich die Teillösungen zusammenfassen und eine Lösung auf das Grundproblem finden. Ich werde nach klaren Tendenzen suchen, und die grundsätzlichen Unterschiede zwischen den Ausdrucksformen der Sprechakte im Deutschen und im Japanischen erläutern.

Im vorletzten Kapitel möchte ich dann eventuelle Konklusionen ziehen und weitere mögliche Fragenstellungen auflisten, die noch in diesem Bereich auftauchen und weiter erforscht werden können. Das letzte Kapitel enthält eine ungarische Zusammenfassung der Diplomarbeit.

Die Motivation zu meiner Themenwahl kam während meines einjährigen Studiums an der Universität Chiba in Japan im Jahre 2001-2002. In allen japanischen Klassen habe ich gemerkt, wie schwer es Ausländern fällt, sich mit japanischen Höflichkeitsformen vertraut zu machen, und sie in alltäglichen Situationen richtig zu verwenden. Ich nahm an, dass diese Schwierigkeit größtenteils dem Unterschied zwischen den zahlreichen Kulturen und dem der Ausdrucksweisen der für nötig gehaltenen Höflichkeit in bestimmten Situationen zuzuschreiben war. Hoffentlich kann diese Diplomarbeit einen Ansatz zur Beantwortung dieser Problematik darbieten.

I.1 Das Grundproblem

In meinem Essay suche ich die Antwort auf die Frage, bzw. das Grundproblem, welche Höflichkeitsformen man bei der Realisierung von konkreten Sprechakten im Deutschen und im Japanischen verwendet (siehe dazu II.3). Dabei ist mein Ziel, diese Sprechakten möglichst kontrastiv darzustellen, obwohl ich mir davon bewusst bin, dass das nicht bei allen Sprechakten realisierbar sein wird. In den Fällen muss ich mich damit zufriedengeben, die jeweiligen sprachlichen Handlungen parallel untersuchen zu können.

Das Grundproblem werde ich in kleinere Teilprobleme aufteilen, damit ich ein konkretes, überprüfbares Resultat erhalte und nicht etwa eine allgemeine Antwort, die nur unter Umständen gilt.

I.2 Die Untersuchungsmethode

Ursprünglich war ich vom Plan, dieses Thema mit einer Menge von Umfragen oder Fragebogen unter Muttersprachlern zu untersuchen, aber ich musste darauf aus Zeitgründen und wegen des Mangels an vorhandenen Muttersprachlern verzichten. Ich bin nun gezwungen, zunächst relevantes Material zu sammeln, um daraus Konklusionen ableiten zu können. Das Material wird aus deutschen und japanischen Talkshows bestehen. Ich verfahre in dem Sinne zum größten Teil induktiv, weil ich anhand der vorhandenen Literatur – ich habe kein kontrastives deutsch-japanisches Werk in diesem Thema gefunden – nur sehr schwer Hypothesen aufstellen könnte, die bei einer deduktiven Untersuchung unbedingt nötig wären. Die einzige Hypothese, die sich eher auf den kulturellen Unterschieden zwischen Deutschland und Japan stützt, ist folgendes: Es ist anzunehmen, dass Japaner sich in jeder Situation höflicher ausdrücken, als Deutsche. Das eine Problem mit so einer Hypothese ist, neben ihrer Voreingenommenheit, dass man „Höflichkeit“ als solches nicht messen kann. Ich werde also nicht versuchen, diese Hypothese zu beweisen.

I.3 Das Untersuchungsmaterial

Ich habe beschlossen, nach Fernsehprogrammen zu suchen, die den folgenden Kriterien entsprechen:

A) Sie sollen den heutigen Zustand der deutschen/japanischen

Sprache darstellen (und von allgemeinen Themen handeln)

B) Das japanische und das deutsche Programm sollen möglichst

ähnliche Sprechsituationen, und davon ausgehend ähnliche

Sprechakte enthalten.

Ich habe zwei solche Talkshows gefunden. In diesen kommen alltägliche Leute vor, also weder zu intellektuelle, noch zu ungebildete Menschen, ungefähr zwischen 20 und 50 Jahren, sowohl Männer als auch Frauen. Meiner Meinung nach entsprechen diese Talkshows den oben genannten zwei Kriterien.

Das japanische Programm heißt Burijji, die Moderatorin ist Tsunoda Hiroko. Das Thema der Talkshow ist das Leben von behinderten Menschen und inwiefern sie sich in die japanische Gesellschaft haben integrieren können.

Das deutsche Programm heißt Die Oliver Geissen Show, der Moderator ist selbstverständlich Oliver Geissen. Die Themen der untersuchten Talkshow-Episoden sind: `Wer ist der Vater meines Kindes?` und `Rassismus in deutschen Discos`.

II. Sprechakte

II.1 Was sind Sprechakte?

Es gibt eine Menge Definitionsversuche für dieses sprachliche Phänomen. Bei Ulrich Engel liest man:

„Sprechakte sind – als Verständigungshandlungen – die kleinsten Einheiten

der Textebene. Einheiten der tiefer gelegenen Bereiche – des Satzes, der

Wortgruppe, des Wortes – können zwar ebenfalls unmittelbar kommunikative

Funktion haben, aber eben nur indem sie Bestandteile von Sprechakten sind.“[1]

Die obigen zwei Sätze könnte man anders folgendermaßen formulieren: Sprechakte sind die kleinsten Einheiten der Textebene. Diese Definition enthält leider mindestens einen ungeklärten Begriff, nämlich `Verständigungshandlung`, die ein Mengsel des Teilsystems Semantik (Handlung=?, Verständigung=?) und des Teilsystems Pragmatik (das Teilsystem des Sprachsystems, das die Antwort auf die Frage sucht, wie man mit der Sprache handelt) oder sogar der der Psychologie ist.

Demgegenüber sagt J.R. Searle:

„Die Grundeinheit der sprachlichen Kommunikation ist nicht, wie allgemein

angenommen wurde, das Symbol, das Wort oder der Satz (...). Sprechakte

sind die grundlegenden oder kleinsten Einheiten der sprachlichen Kommunikation.“[2]

Die obige Definition ist schon etwas klarer, aber ein bißchen immer noch zu allgemein. Nach Searle sind also Sprechakte Einheiten der Kommunikation. Um es deutlicher zu sagen: Sprechakte sind sprachliche Handlungen, also Einheiten des pragmatischen Teilsystems des Sprachsystems. Sie sind universell, also einzelsprachunabhängig. Die Begriffe Sprachsystem und pragmatisches Teilsystem möchte ich hier nicht mehr einführen, weil man diese Themen im Rahmen des Linguistikunterrichts an der Universität schon mehrmals hat hören können.

Öfters definiert man Sprechakten durch ihre Bestandsteile. Sprechakte enthalten nämlich drei Teilakten. Einerseits a) Äußerungsakten, andererseits b) propositionale Akte und c) illokutionäre Akte. Unter Äußerungsakten versteht man die Äußerung von Wörtern, Morphemen, Sätzen und weiteren grammatischen Einheiten. Der propositionale Akt ist einer, der einen Wahrheitswert hat und seinerseits aus einem referentiellen und einem prädikativen Akt besteht, wobei Referenz den Bezug eines sprachlichen Ausdrucks auf ein bestimmtes Individuum andeutet und bei Prädikation einem Individuum eine Eigenschaft zugeordnet wird. Illokutionäre Akte stehen für die Absicht des Sprechers und sind z.B. Behauptungen, Fragen, Befehle etc.

Um welchen illokutionären Akt es bei einem Sprechakt geht, erfährt man durch sogenannte illokutionäre Indikatoren. Diese haben eine Menge grammatische und nicht grammatische Erscheinungsformen, unter anderen:

A) performative Verben
B) bestimmte Satztypen ( Imperativ, Konstativ, Interrogativ)
C) die Verbmodi (Indikativ, Konjunktiv I, Konjunktiv II)
D) Modalpartikeln (z.B. eben, ja, doch)
E) Modalverben (können, brauchen etc.)
F) Intonation/Interpunktion

Hierbei muss man erläutern, dass performative Verben solche Verben sind, die in der ersten Person Singular Indikativ Präsens stehen und den vollzogenen illokutionären Akt bezeichnen, also damit identisch sind. Der performative Charakter einer Äußerung kann man durch die Hinzufügung des Wortes ‚hiermit’ klarmachen.

Der illokutionäre Teilakt von Sprechakten kann wieder in zwei Arten aufgegliedert werden, in die primäre Illokution, was vom Sprecher gemeint ist, und in die sekundäre Illokution, was vom Sprecher wörtlich gesagt, ausgedrückt wird. Sprechakte, bei denen die primäre Illokution mit der sekundären Illokution übereinstimmt, sind direkte Sprechakte (also man sagt z.B. „Ich kann nicht mit dir ins Theater gehen.“ und man meint es auch so). Sprechakte demgegenüber, bei denen nicht die normalerweise zu erwartende Interpretation der Äußerung im Sinne eines bestimmten illokutionären Aktes, sondern eine andere, davon abweichende eintritt, nennt man indirekte Sprechakte. Sie sind oft durch indirekte illokutionäre Indikatoren gekennzeichnet, d.h. durch sprachliche Mittel, die dazu einladen, eine Umdeutung vorzunehmen (u.a. Modalpartikeln als: schon, doch, halt). Bei indirekten Sprechakten kommt man – nach Searle – durch einen Prozess des praktischen Schließens von sekundärer zu primärer Illokution.

[...]


[1] Engel, Ulrich: Deutsche Grammatik II. p.35

[2] Searle, J.R.: Speech Acts

Ende der Leseprobe aus 33 Seiten

Details

Titel
Höflichkeitsformen im Deutschen und Japanischen
Hochschule
Debreceni Egyetem  (Institut für Germanistik)
Note
1
Autor
Jahr
2004
Seiten
33
Katalognummer
V25643
ISBN (eBook)
9783638282079
ISBN (Buch)
9783638702188
Dateigröße
634 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Höflichkeitsformen, Deutschen, Japanischen
Arbeit zitieren
Anita Mester (Autor:in), 2004, Höflichkeitsformen im Deutschen und Japanischen, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/25643

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