Forschungsbefunde zur Kommunikation im Internet


Zwischenprüfungsarbeit, 2003

33 Seiten, Note: 2,0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1.Einleitung

2. Computervermittelte Kommunikation
2.1. Verschiedene Arten computervermittelter Kommunikation und ihre Besonderheiten
2.2. Dienste und Hauptanwendungsformen computervermittelter Kommunikation
2.3. Neun Theorien zur computervermittelten Kommunikation
2.4. Möglichen Folgen und Wirkungen computervermittelter Kommunikation

3. Computer und Internet als Lernmedien

4. Fazit

5. Literaturverzeichnis

Anhang
Netspeak - die Sprache des Internets
Netiquette - die Regeln des Internets
Empirische Daten zu Theorien der computervermittelten Kommunikation

1. Einleitung

Das Internet wuchs in den letzten Jahren zu einem mächtigen und differenzierten Informations- und Kommunikationsmedium. Die rasche Verbreitung und intensive Nutzung dieses Mediums werfen für die Psychologie einige neue Fragen auf. Psychologische Forschungen über Folgen und Wirkungen des Mediums stecken dabei aber erst in den Anfängen. Da sich die vorliegende Arbeit den Forschungsbefunden zur Kommunikation im Internet unter psychologischen Aspekten widmet, scheint es angebracht, einige technische Begriffe, die den Umgang mit dem Internet und die computervermittelte Kommunikation betreffen, zunächst kurz zu erwähnen bzw. zu erklären. Es soll dabei aber nicht zu sehr auf technisches Hintergrundwissen eingegangen werden.

Der Bereich menschlicher Verständigung, der als Computervermittelte Kommunikation bezeichnet wird, umfasst nicht eine homogene Gruppe, sondern zahlreiche sehr unterschiedliche Arten von Kommunikationsformen, die als einziges allen Mitgliedern gemeinsames Merkmal den Computers als Vermittlungs- und Übertragungsmedium teilen. Übertragen werden geistige Inhalte über mindestens zwei über einen Zentralrechner durch eine Leitung verbundene räumlich getrennte Terminals oder (Personal) Computer. Es lassen sich dabei zwei Arten von Kommunikationsformen unterscheiden, die computervermittelt sind: zum einen solche, die aus einem anderen Medium in eine digitale Form übertragen (transferiert) werden und zum anderen solche, deren Entstehung erst mit der Entwicklung globaler Datennetzwerke möglich wurde. Die wichtigsten Vertreter der Gruppe der transferierten Kommunikationsformen sind e-mails (elektronische Post), Videokonferenzen, Telefonate, Fernsehübertragungen über das Internet und Online-Magazine. Obwohl diese Formen theoretisch vom Internet unabhängig sind, werden sie häufig parallel mit den ‚neueren’ Kommunikationsformen (Newsgroups, Mailinglists, Chatrooms, IRCs, MUDs, MOOs) genutzt (vgl. Schade: Dienste im Internet. In: Batinic, Bernard: Internet für Psychologen, 1997, S 40f.).Kommunikation im Internet steht damit heute (fast) immer in direktem Zusammenhang mit computervermittelter Kommunikation. Bedingt dadurch und durch die unvollständige Erforschung und die Vielfalt der Nutzungsformen im Hinblick auf Tendenzen und Theorien zur Kommunikation im Internet, werden sich die Analysen in dieser Arbeit insgesamt auf computervermittelte Kommunikation konzentrieren.

Die ökonomischen, psychosozialen, sozialen und kulturellen Folgen von Kommunikation im Internet werden teilweise sehr kontrovers diskutiert und sind heute nur teilweise absehbar. Immer wieder wird in diesem Zusammenhang die Frage gestellt, ob die Internet- bzw. Computer- technologie mit ihren neuen Möglichkeiten alte Kommunikationsweisen ersetzen kann und wird oder, ob es durch das Internet eher zu einer Ergänzung älterer Kommunikationsformen kommt. Im Hinblick auf Chancen und Risiken computervermittelter Kommunikation wird diese Frage wesentlich die Diskussion in der Arbeit bestimmen. Deshalb werden zunächst verschiedene Arten computervermittelter Kommunikation und ihre Besonderheiten aufzeigt. Danach werden die einzelnen Dienste und Hauptanwendungsformen näher erläutert. Da zu Chancen und Risiken computervermittelter Kommunikation verschiedene psychologische Theorien existieren, sollen diese analysiert werden. Im Anschluss daran werden mögliche Folgen und Wirkungen computervermittelter Kommunikation, die sich teilweise aus den psychologischen Ansätzen ergeben, diskutiert. Da diese Arbeit im Rahmen des erziehungswissenschaftlichen Teils des Lehramtstudiums ausgearbeitet wurde, werden im dritten Abschnitt die Möglichkeiten, die Computer und Internet als Lernmedien bieten, untersucht und bewertet. Im sich anschließenden Fazit sollen alle Diskussionsergebnisse zu computervermittelter Kommunikation, ihren Chancen und Risiken, zu Möglichkeiten des Wissenserwerbs durch Computer- und Internetnutzung zusammengefasst und die Frage, ob soziale Kommunikation und Wissenserwerb online in der Lage sind, alte Kommunikations- und Lernmuster zu ersetzen, beantwortet werden.

Anmerkungen: Zur Erstellung der Hausarbeit wurde vorrangig auf die Literatur von Batinic, Döring und Pelz Bezug genommen. Aus Gründen der besseren Lesbarkeit wird im Text auf eine Unterscheidung der weiblichen und männlichen Schreibweise verzichtet. Frauen und Männer sind selbstverständlich gleichermaßen angesprochen. Da das Internet als neues Medium inzwischen sehr weit verbreitet ist, die meisten Menschen schon hinreichreichend kompetent im Umgang mit dem Internet sind, und eine detaillierte Definition mit Erläuterungen zur Entstehungsgeschichte des Internets nicht unmittelbar mit seinen Möglichkeiten als Kommunikationsmedium zusammenhängt, wird im folgenden auf Erklärungen zur Geschichte und Entstehung des Internets verzichtet.

2. Computervermittelte Kommunikation

2.1.Verschiedene Arten computervermittelter Kommunikation und ihre Besonderheiten

Computervermittelte Kommunikation und damit auch Kommunikation im Internet unterscheiden sich von herkömmlichen Kommunikationsformen, denn sie ermöglichen eine weltumspannende Kommunikation quer über alle Grenzen, Herrschaftssysteme und Religionen. Damit verändern sie die Formen der Kommunikation in wirtschaftlichen, öffentlichen und privaten Bereichen der Gesellschaft. Im folgenden werden Formen computervermittelter Kommunikation und ihre Besonderheiten im Vergleich zu anderen Kommunikationsformen vorgestellt. Wenn Pelz schreibt, „Computervermittelte Kommunikation (engl. computer mediated communication) ist der Oberbegriff für unterschiedliche Anwendungsformen der elektronischen Übermittlung, Speicherung und des Abrufs von elektronischen Nachrichten durch Menschen über miteinander vernetzte Computer“ (Pelz, 1995, S.32), wird klar, dass es mit Hilfe dieser Kommunikation zu einer zunehmenden quantitativen Ausweitung und qualitativen Differenzierung der Kommunikationsmöglichkeiten kommt. Während an einem direkten Gespräch (engl. face- to- face) nur wenige Personen teilnehmen können, und alle Beteiligten zur selben Zeit am selben Ort sein müssen, reduziert die Entwicklung technischer Hilfsmittel, die Nachrichten übertragen oder zur späteren Nutzung aufbewahren, diese Barrieren. Neben Möglichkeiten zur Kommunikation über Raum- und Zeitgrenzen hinweg, ist computervermittelte Kommunikation darüber hinaus durch leichtere Dokumentierbarkeit bzw. Registrierbarkeit gekennzeichnet (vgl. Winterhoff- Spurk und Vitouch, 1989, S.249). Sie ist hauptsächlich textbasiert und ihr fehlen gerade im Hinblick auf soziale Komponenten manche Merkmale (z.B. Mimik, Gestik) der direkten Kommunikation.

Diese ist ein kooperativer Prozess zwischen zwei oder mehr physisch anwesenden Personen, die sich bezüglich der Interaktion einig sind (Pelz, 1995, S.33). Durch eine Serie von Prozeduren und Signalen handeln sie ihre Zusammenarbeit aus. Der Gesprächspartner, der gerade nicht spricht, kann nicht passiv sein. Er muss fortlaufend Aufmerksamkeitssignale und Feedback liefern. Die übermittelten Nachrichten müssen umgehend ohne Verzögerung verarbeitet werden. Sie müssen verstanden sein, damit die Kommunikation weitergehen kann. Im Gegensatz dazu scheint bei der computervermittelten Kommunikation der Rahmen für die Zusammenarbeit extrem schwach zu sein. Die fehlende physische Gegenwart des Kommunikationspartners kann die Kooperations-verhandlungen sehr schwierig gestalten, elementarste Formen des Feedbacks fehlen oft. So stellt Mantovani fest, dass „niemand eine Nachricht verschickt, um nur ‚ja’ oder ‚stimmt’ zu sagen (vgl. Mantovani, 1994, S.155 f). Wenn man also davon ausgeht, dass die Reaktionsfunktion nonverbaler Signale sehr wichtig für die Koordinierung und das gegenseitige Verständnis von Sender und Empfänger ist, wird klar, inwieweit Feedbackeinschränkungen zu Problemen führen. Feedbacksignale (z.B. Kopfnicken, Lächeln) sind integraler Bestandteil der direkten Kommunikation. Sie ermöglichen ein unmittelbares, ständiges Feedback, ohne den Sender zu stören. Bei den asynchronen computervermittelten Kommunikationen findet ein Feedback nur durch eine Antwort-Nachricht statt. Dabei handelt es sich meistens um ein Verstehens- und Bewertungsfeedback, das in komplexen Nachrichten integriert wird (vgl. Mantovani, 1994, S.156). Auch die Übermittlung nonverbaler Sympathie- und Antipathiesignale in der direkten Kommunikation ist effektiver. Während die Übertragung von Signalen und Zeichen bei der direkten Kommunikation ohne zeitliche Verzögerung über alle natürlichen Kommunikations-kanäle erfolgt- vorausgesetzt sei die gleichzeitige Anwesenheit aller Teilnehmer- „ermöglichen Telekommunikationstechnologien eine räumliche und zeitliche Entkopplung der Kommunikation. Damit verbunden ist allerdings eine Reduzierung der natürlichen Kommunikationskanäle und eine Einschränkung der Reichhaltigkeit der übertragbaren Zeichen“ (Pelz, 1995, S. 42). Im Hinblick auf sprachliche Besonderheiten ist computervermittelte Kommunikation also überwiegend eine schriftliche Kommunikation, der fast alle Informationen, die in mündlichen Gesprächen Hinweise auf Absicht, Verhalten und Gefühle erlauben (soziale Komponenten), fehlen. Sie ist hochstandardisiert und ihre Variabilität der Gestaltung und Präsentation ist auf ein Minimum reduziert. So werden bei direkter Kommunikation nonverbale Signale gewöhnlich für Botschaften verwendet, deren sprachliche Übermittlung unüblich ist. Die Produktion und Wahrnehmung von nonverbalen-vokalen und nonverbalen- nichtvokalen Signalen ist vielfach nicht bewusst, obwohl sie zielgerichtet ist. Eine vollständige Substitution der nonverbalen Signale durch die Schriftsprache bei computervermittelter Kommunikation ist deshalb nicht möglich (vgl. Pelz, 1995, S. 99). Gedanken und Gefühle zu verbalisieren und in Schriftsprache zu transformieren, ist aber zeitaufwendiger als zu sprechen.

Dieses Problem versuchen die Benutzer durch komprimierte und kryptisch formulierte Nachrichten zu umgehen. Zur Kommunikation im Netz hat sich deshalb eine eigene Internet-sprache (netspeak) entwickelt. Sie gleicht einer improvisierten, mündlichen Rede in Schriftform, mit Anlehnung an die Umgangs- und Comicsprache. Die Online-Kommunikation ist eine simultane Kommunikation, mit schnellen kurzen Beiträgen. Dies bringt den Verlust von fast allen Editier möglichkeiten (d.h. Möglichkeiten eingegebene Daten zu verändern), außer dem Löschen von Zeichen, mit sich. Um eine hohe Kommunikationsgeschwindigkeit zu erzielen, wurden einige nicht festgeschriebene Sprachregeln entwickelt. Eine Schreibkultur mit neuen Worten, Abkürzungen hat sich entwickelt, in der Umlaute vernachlässigt werden und eine sehr tolerante Haltung gegenüber unvollständigen Sätzen und orthographischen Fehlern eingenommen wird. So enthält netspeak viele technische Ausdrücke und Abkürzungen aus dem Englischen (z.B. ‘ cul8r’ für ‘see you later’, engl.: wir sehen uns später). Außerdem gibt es lange Listen von emoticons (von engl. emotional icon, ‚emotionales Zeichen’) , die zur Darstellung von Emotionszuständen eingesetzt werden. Die wichtigsten typographischen Konventionen der Internetsprache (darunter Signaturen, Chat- Abkürzungen, emoticons und verbalisierte Mimik) finden sich im Anhang.

Computervermittelte Kommunikation ist damit nicht nur ein Sonderfall der schriftlichen Kommunikation, sondern sie bietet ein besonderes Kommunikationsumfeld und stellt eine eigene Kommunikationsform dar (vgl. Mantovani, 1994, S.146). Bei der direkten Kommunikation werden Kommunikationsinhalte parallel auf verschiedenen Kanälen produziert und bilden inhaltlich eine sinnvolle Einheit. Der computervermittelten Kommunikation steht nur ein Kanal zur Verfügung. Vom Nutzer wird somit eine große kognitive Verbalisierungsfähigkeit gefordert, um die bewussten nonverbalen Signale in lineare Signalketten zu transformieren. Gerade bei Offline- Kommunikationsformen kommt es auf gute Rechtschreib- und Grammatikkenntnisse und eine gute schriftliche Ausdrucksfähigkeit an, denn diese bestimmen Effizienz und Akzeptanz des Mediums und können für schichtspezifische Zugangsbarrieren verantwortlich sein. Bei Online- Kommunikationsformen wird Rechtschreibung und Grammatik aus Geschwindigkeitsgründen oft bewusst vernachlässigt. Die stetige Konfrontation mit schriftlichen Inhalten kann also zur Verbesserung oder Verschlechterung orthographischer Fähigkeiten beitragen.

Hinsichtlich medialer Charakteristika lassen sich (wie auch schon angedeutet) die unterschiedlichen Anwendungsformen computervermittelter Kommunikation in zwei Gruppen aufteilen: Offline- Kommunikationsformen (z.B. e-mail und elektronische Diskussionsforen) und Online-Kommunikationsformen (z.B. Chat, MUDs). Während Offline- Kommunikationen eine Kommunikation ohne eine räumliche Anwesenheit und zeitgleiche Empfangsbereitschaft der Adressaten erlauben, - sie können allerdings auch online genutzt werden-, müssen bei Online-Kommunikation alle Teilnehmer gleichzeitig über das Internet verbunden sein, um miteinander zu kommunizieren. Obwohl sich damit einige mediale Charakteristika computervermittelter Kommunikation auch bei anderen technisch-vermittelten Kommunikationsformen wie Telefon und Telefax finden lassen, unterscheidet sich die computervermittelte Kommunikation in der Gesamtheit grundlegend von den anderen Technologien. Denn während bisherige technisch-vermittelte Kommunikationsformen transformieren und Kommunikationsinhalte senden, können bei computervermittelten Kommunikationsformen Inhalte durch den Computer auch gespeichert, bearbeitet bzw. editiert werden. Er kann eingehende Nachrichten annehmen, verweigern oder sogar beantworten. Außerdem zeichnet sich computervermittelte Kommunikation dadurch aus, dass alle an einer Kommunikation beteiligten Personen gleichzeitig Nachrichten erstellen und versenden können, es dabei keine festgelegte Reihenfolge gibt, und Nachrichten mit hoher Geschwindigkeit übermittelt werden. Dies kann aber vor allem bei komplexeren Sachverhalten einen Verlust an Entscheidungs- und Bedenkzeit bedeuten. So dass, Dinge, die sich durch den Lauf der Zeit oft erledigt hätten, zu wichtigen Themen werden und Stress ausüben können. Da computervermittelte Kommunikation auch vergleichsweise wenig kostet, können leichter überflüssige Nachrichten verschickt werden. Hektische Nachrichtenverschickungen und spontane, unüberlegte Antworten können so die Folge sein (vgl. Funke und Krüger: Im Netz der Emotionen,1997). Dass computervermittelte Kommunikation durch Asynchronität („Zeitversetzheit“), gekennzeichnet sein kann, wurde schon angedeutet. Die Geschwindigkeit des Nachrichten- austausches kann beeinflusst werden, während bei verbal-vokalen Systemen und direkter Kommunikation die durchschnittliche Sprechgeschwindigkeit durch die notwendige Synchronisation beschränkt ist. Bei computervermittelter Kommunikation steigt sie auf die durchschnittliche Lesegeschwindigkeit aller Beteiligten, so dass beim Chat durchschnittlich doppelt so viele Wörter ausgetauscht werden, wie bei entsprechenden Gruppendiskussionen (vgl. Pelz, 1995, S. 46). Eine hohe Schreib- und Lesegeschwindigkeit und eine gute Tippfertigkeit sind deshalb für die online verlaufende Kommunikationsprozesse genauso wichtig, wie Toleranz gegenüber Kommunikationspausen. Während Telefongespräche, Videokonferenzen und direkte Kommunikation eine Synchronisation der Kommunikation erfordern- ohne den Wechsel der Sender-Empfänger-Rolle (turn- taking) kommt es bei ihnen zu Überlagerungen, die eine fehlerfreie Dekodierung (Entschlüsselung) behindern und gegenseitiges Verstehen erschweren- können bei computervermittelter Kommunikation Nachrichten auch gleichzeitig produziert, übermittelt und zu beliebiger Zeit abgerufen werden, ohne dass die Inhalte durch eine Überlagerung verloren gehen. Aber während bei direkter Kommunikation zur Kontrolle der Aufmerksamkeit des Kommunikationspartners Aufmerksamkeitssignale (z.B. Blickzuwendungen und -abwendungen) verwendet werden, kann der Sender der asynchronen computervermittelten Kommunikation die Aufmerksamkeit des Empfängers nicht überprüfen. Er kann sich also erst nach einer Beantwortung seiner Nachricht der erhofften Aufmerksamkeit sicher sein.

Obwohl die computervermittelte Kommunikation einerseits deshalb gegenüber der direkten Kommunikation als defizitär bezeichnet wird, können ihr andererseits einige Besonderheiten zugesprochen werden, über die die direkte Kommunikation nicht verfügt. Die Hauptanwendungs- formen computervermittelter Kommunikation sollen so z.B. Möglichkeiten bieten, die sozialen Barrieren (Aussehen, Rasse, Geschlecht) zu verringern, die weitgehende Kontrolle der Selbst- präsentation (Anonymisierung, Pseudonymisierung) zu ermöglichen und Emotionen in negativer wie positiver Weise verstärken zu können .

2.2. Dienste und Hauptanwendungsformen computervermittelter Kommunikation

Nachdem die Formen computervermittelter Kommunikation allgemein analysiert und ihre Besonderheiten im Hinblick auf andere Kommunikationsformen diskutiert worden sind, sollen nun Hauptanwendungsformen computervermittelter Kommunikation, wie e-mail (electronic mail), elektronische Diskussionsforen, Chat und MUDs kurz vorgestellt und im Hinblick auf neue Kommunikationsmöglichkeiten analysiert werden. Dabei liegen die Ausführungen von Oliver Schade über Dienste im Internet zugrunde (vgl. Schade: Dienste im Internet. In: Batinic, Bernard, 1997, S 40- 83).

Als e-mail wird der zeitversetzte Austausch von Textbotschaften im Internet bezeichnet. Nach Vorhandensein einer e-mail Adresse, entsprechender Software, einem Computer und einem Internetzugang ermöglicht die elektronische Post das einfache Versenden von Mitteilungen und Daten jeglicher Art. Die Nachrichten werden vom Absender komplett erstellt und editiert, bevor sie über das Internet an den Empfänger verschickt werden. Beim Empfänger werden sie automatisch im eigenen Postfach gespeichert. Meldet sich dieser das nächste Mal bei seinem Postfach an, erhält er eine Mitteilung über die neue Nachricht. Um jemanden über das Internet so erreichen zu können, muss die Empfängeradresse bekannt sein. Die e-mail Adresse setzt sich aus einem Benutzer- oder Spitznamen, gefolgt von einem @ (engl. at, bei) und dem Namen des Computers, der das persönliche Postfach verwaltet, oder des Webdienstes zusammen. Danach folgt ein Punkt (dot) und das jeweilige Länderkürzel ( z. B. de oder com). E- mail –Verkehr ist so auch mit herkömmlichem Briefverkehr vergleichbar, ihr entscheidender Vorteil liegt jedoch in der Geschwindigkeit und der Möglichkeit der beliebigen Bearbeitung. Als meist genutzter, relativ kostengünstiger Dienst im Internet wird der e- mail deshalb auch zu recht eine Art Renaissance der Briefkultur zugeschrieben, wenn Bleuel sagt, „Die Kommunikation per Email boomt, die tot geglaubte Briefkultur erwacht zu neuem Leben“ (Bleuel, 1998, S.62). Dennoch können die geringfügigen Kosten im Vergleich zu anderen Kommunikationsformen auch die Verschickung von sinnlosen oder virenbelasteten Nachrichten begünstigen. Viele Programme bieten deshalb sogenannte spamguards zum Herausfiltern unerwünschter Nachrichten an. Besondere Probleme im Mailverkehr bringt auch der Datenschutz mit sich. Dies betrifft insbesondere die Vertraulichkeit (Schutz der Nachricht vor Einsichtnahme durch Unbefugte), die Unbeobachtetheit (Schutz der Kommunikationsumstände und der Information darüber, dass überhaupt Kommunikation stattgefunden hat) und die Integrität der Nachricht (Schutz der Email vor Veränderung des Inhalts während der Übermittlung). Ein effizientes Mittel zur Sicherstellung der eben genannten Mittel ist deshalb die Verschlüsselung von Botschaften (Kryptographie) samt elektronischer Unterschrift (Signatur).

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Ende der Leseprobe aus 33 Seiten

Details

Titel
Forschungsbefunde zur Kommunikation im Internet
Hochschule
Universität Potsdam  (Institut für Psychologie)
Note
2,0
Autor
Jahr
2003
Seiten
33
Katalognummer
V25630
ISBN (eBook)
9783638281966
Dateigröße
717 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Forschungsbefunde, Kommunikation, Internet
Arbeit zitieren
Liane Weigel (Autor:in), 2003, Forschungsbefunde zur Kommunikation im Internet, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/25630

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