Untersuchungen zu Namen in Norwegen


Hausarbeit (Hauptseminar), 2002

18 Seiten, Note: 2,0


Leseprobe


Gliederung:

0.) Einleitung

1.) Was ist ein Ortsname? Definitionen und Begriffe

2.) Warum Ortsnamenforschung?

3.) Historischer Abriss der norwegischen Ortsnamenforschung
a.) "Pionier"zeit (1830 - 1878)
b.) die Zeit des Oluf Rygh (1878 - 1899)
c.) die Zeit von 1900 -
d.) die Zeit von 1940 - heute

4.) Einteilung von Namen
a.) traditionelle Einteilung
b.) geographische Einteilung
c.) semantische Einteilung

5.) Generelles über norwegische Ortsnamen

6.) Literatur

0.) Einleitung

Diese Arbeit soll Namen in Norwegen, vor allem Ortsnamen etwas näher beleuchten. Der Arbeit liegt das Seminar Namnegransking von Helge Stangnes an der Universität Tromsø (Frühlingssemester 2001) zu Grunde. Vor allem die dort verwendeten Arbeitsblätter, die Artikel des Pensums und das Lehrbuch Namn i Noreg (Ola Stemshaug), sowie Diskussionen und Mitschriebe während des Seminars sind zentraler Bestandteil meiner Arbeit. Ein besonderer Dank gilt unter diesem Gesichtspunkt Herrn Helge Stangnes, der es vermochte den umfangreichen Stoff in einer lockeren und interessanten Weise zu vermitteln, und somit die Motivation dauerhaft hoch zu halten.

Beginnen möchte ich mit allgemeinen Erläuterungen über Ortsnamen, indem ich verschiedene Definitionen betrachte. Von dieser Grundlage aus, versuche ich die Frage zu beantworten, warum in Norwegen noch heute die Ortsnamenforschung eine vergleichsweise wichtige Rolle spielt. Einen historischen Abriss zur Entwicklung der Ortsnamenforschung in Norwegen zu geben ist wichtig, um nachvollziehen zu können wie die Forschung zu ihren Ergebnissen kam.

Einen Teil der Arbeit nimmt schliesslich die nähere Betrachtung einzelner Ortsnamensgruppen ein.

Da die Literatur nahezu ausschliesslich in Nynorsk vorliegt, werde ich auch vor allem diese Sprachform verwenden und zitieren. Wo es mir sinnvoll erscheint (UND möglich ist) gegebenfalls ins Deutsche übersetzen.

1.) Was ist ein Ortsname? Definitionen und Begriffe

Normalerweise wird man im Norwegischen in der Praxis selten Probleme haben, Ortsnamen von beispielsweise Personen- oder Tiernamen auseinander zu halten. Namen wie Kjerkeberget, Mikkeltinden, Bandstandsvika, Vedheggen oder Toten werden von allen Norwegern als Ortsnamen idenfiziert, auch wenn sie keine Ortskenntnis haben.

Trotzdem lohnt es sich einen Blick auf verschiedene Definitionen zu werfen. Das norwegische Ortsnamengesetz (Lov om skrivemåten av stadnamn) betont vor allem den geographischen (genauer den kartographischen) Aspekt, sowie die Lokalisierungsfunktion.

Ausserdem beinhaltet die NOU-Definition auch den Zeitaspekt ("er ELLER kan verta"):

"Stadnamn er namn på territorielle punkt, liner og område som er eller kan verta kartfesta. Eit stadnamn fortel kva eit større eller mindre geografisk område heiter. Stadnamna har såleis ein terrenglokaliserande funksjon". (Noregs offentlege utgreiingar (NOU) 1983:6, s. 12).

Stemshaug fügt der Lokalisierung linguistische Kriterien hinzu:

"Eit stadnamn er eit proprium som inneheld eitt eller fleire morfem og med ein terrenglokaliserande funksjon". (Stemshaug, Ola 1976: Namn i Noreg, s. 11).

Die schwedische Definition greift erneut den zeitlichen Aspekt auf. Ausserdem sollte ein bestimmter Ort von einem "gewissen Personenkreis eindeutig benannt werden können":

"Ett ortnam kan defineras som en under viss tid ock i en viss krets av människor entydig benämning p å en viss geografisk lokalitet". (SOU 1982, s. 45).

Ein Ortsname definiert sich also wie folgt:

a.) Er besteht aus einem Wort oder einem Wortkomplex
b.) Er besteht aus einem Eigennamen mit einem oder mehreren Morphemen
c.) Er beschreibt eine geographische Lokalität (Punkt, Linie oder Gebiet)
d.) Er ist auf einer Karte lokalisierbar
e.) Er löst beim Ortskundigen eine Vorstellung über eine bestimmte Lokalität aus
f.) Er muss mehr als einer Person bekannt sein
g.) Er muss eine gewisse Zeit bekannt sein oder bekannt gewesen sein
h.) Er hat eine praktische Funktion

Ortsnamen sind entweder nicht zusammengesetzt (Vika, Klett) oder zusammengesetzt (Storvika, Klettkrysset).

Zu den nicht zusammengesetzten Namen rechnet man normalerweise auch Suffixableitung wie Brett ing en (von bratt 'steil'), Borg und (von berg) oder Eid s a (von eid 'Landenge')

Die zusammengesetzten Namen teilt man prinzipiell in drei Teile: Anfangsglied, Kompositionsfuge (Bindeglied) und Schlussglied.

Im Norwegischen gibt es insgesamt sieben verschiedene Kompositionsfugen:

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

In den Beispielen ist er- und ar-Fuge notwendig, da es ansonsten zu Ausspracheproblemen kommen würde. Die en-Fuge ist ein Relikt des Dänischen.

Sowohl nicht zusammengesetzte Namen als auch substantivische Glieder in zusammengesetzten Namen werden in der norwegischen Ortsnamenterminologi Grundwörter genannt, wenn sie appellativisch oder um die Topographie zu charakterisieren gebraucht werden. Im Allgemeinen beinhalten norwegische Ortsnamen mindestens ein Grundwort (Hans nes, Haukeli fjell, Kval ø ya, Glittertind).

Ein Ortsnamen kan primär, sekundär, tertiär usw. sein.

Unter einem primären Ortsnamen versteht man Ortsnamen, die nicht nach einem anderen Ort kreiert worden sind und auch keinen anderen Ortsnamen beinhalten (Mo, Sandar). Sekundäre Ortsnamen hingehen stehen in Beziehung zu anderen Ortsnamen (Mosj ø en, Sandefjord). Diese werden oft auch als Beziehungsnamen bezeichnet; das Beispiel Mosjøen ('See' bei (der Siedlung) Mo) verdeutlicht dies. Im Norwegischen sind auch tertiäre (Sandefjordselva) oder quartäre Ortsnamen (Sandefjordselvfossen) nichts Aussergewöhnliches.

2.) Warum Ortsnamenforschung?

Die Menschen waren schon immer daran interessiert zu wissen, was Namen bedeuten und woher sie kommen. Einen Hinweis darauf finden wir in einem der ältesten norwegischen Schriftstücke bei Ágrip um 1190. Er schreibt, dass die Frau von König Hersir Vigða hies, und nach ihr der Fluss Vigða benannt wurde. Tatsächlich findet sich dieser Flussname noch heute in mehreren norwegischen Regionen.

Dieser Deutungsversuch ist eine Volksethymologie.

Naturnamen sind wahrscheinlich die ältesten Namen einer Sprache. Während viele andere Wörter im Laufe der Zeit verschwanden, blieben Naturnamen oft erhalten. Ein Beispiel dafür ist das nordnorwegische Dialektwort mae, was die Suche nach einem geeigneten Fischplatz mit Hilfe von vier Orientierungspunkten an Land bezeichnet. Obwohl diese Technik sonst längst vergessen ist, gibt es immer noch Ortsbezeichnungen wie Middagsmae oder Kvalsundmae.

Früher waren solche Bezeichnungen lebenswichtig, um sich zu orientieren.

Doch auch noch heute spielt der kultur-historische Aspekt der Ortsnamenforschung eine wichtige Rolle. Mit Hilfe von Namen sind Rückschlüsse auf Gesellschaft und Lebensweise längst vergangener Epochen möglich.

Desweiteren ist auch die Bewahrung von Namen ein wichtiges Ziel der Forschung. Aufgrund der grossen Veränderungen in der Lebensweise sind viele Namen vom Aussterben bedroht. Viele Menschen gaben die Landwirtschaft auf, und zogen in die Städte. Die verlassenen Ortsnamen werden nicht mehr benutzt und geraten in Vergessenheit.

Deshalb zogen und ziehen die Namensforscher durch alle norwegischen Regionen, um Ortsnamen aufzuschreiben, die Aussprache festzuhalten und sie entsprechend auf Karten zu lokalisieren. Namen, die einmal aufgeschrieben wurden bleiben erhalten.

In jüngerer Zeit ist auch die Normierung der Ortsnamen zum Ziel der Forschung geworden. Beispielsweise sollte einheitlich die Bezeichung Troms ø, und nicht Troms ø ya oder Troms ø e verwendet werden.

Drei wichtige Namensforscher beschreiben diese Aufgaben der Namensforschung wie folgt:

a.) "Belyser navnene i sammenheng med deres omgivelser. Stedsnavnforskning er historisk forskning." (Magnus Olsen,1937)

[...]

Ende der Leseprobe aus 18 Seiten

Details

Titel
Untersuchungen zu Namen in Norwegen
Hochschule
Albert-Ludwigs-Universität Freiburg  (Institut für Vergleichende Germanische Philologie und Skandinavistik)
Note
2,0
Autor
Jahr
2002
Seiten
18
Katalognummer
V25582
ISBN (eBook)
9783638281546
Dateigröße
523 KB
Sprache
Deutsch
Anmerkungen
Beginnen möchte ich mit allgemeinen Erläuterungen über Ortsnamen, indem ich verschiedene Definitionen betrachte. Von dieser Grundlage aus, versuche ich die Frage zu beantworten, warum in Norwegen noch heute die Ortsnamenforschung eine vergleichsweise wichtige Rolle spielt. Einen historischen Abriss zur Entwicklung der Ortsnamenforschung in Norwegen zu geben ist wichtig, um nachvollziehen zu können wie die Forschung zu ihren Ergebnissen kam.
Schlagworte
Untersuchungen, Namen, Norwegen
Arbeit zitieren
Magister Artium Andreas Fritsche (Autor:in), 2002, Untersuchungen zu Namen in Norwegen, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/25582

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