Chancengleichheit im deutschen Bildungssystem


Hausarbeit, 2003

23 Seiten, Note: 2


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1.Einleitung

2.Die PISA-Studie
2.1 Schlussfolgerungen aus der PISA-Studie

3.Wandel der Bildungschancen

4.Die Bedeutung formaler Bildungsabschlüsse

5. Chancengleichheit im Bildungssystem
5.1 Das Paradoxon der Bildungsexpansion

6. Chancenungleichheit durch soziokulturelle Unterschiede
6.1 Der soziale Filter im Bildungssystem

7.Fazit

8 .Literaturverzeichnis

1.Einleitung

Das Thema Chancengleichheit im Bildungssystem der Bundesrepublik Deutschland hat in den letzten Jahren eine Renaissance erlebt.

Nachdem Mitte der 60er Jahre eine breite Diskussion um den Ausbau und Veränderungen im Bildungssystem begann und dies eine wahre Bildungsexpansion zur Folge hatte, verschwand das Thema spätestens seit Beginn der 80er Jahre fast vollständig von der politischen Tagesordnung und aus dem öffentlichen Interesse.

Leider haben die mit viel Enthusiasmus eingeführten Reformen der 60er und 70er Jahre keine weitreichenden Spuren hinterlassen.

Chancengleichheit im Bildungssystem ist nach wie vor eine unerfüllte Forderung und kein aktuell praktizierter Zustand in unserem Bildungssystem.

Obwohl die Bildungschancen gestiegen sind, gibt es weniger Bildungsgerechtigkeit. Ein Paradoxon, auf deren Hintergründe ich im Zuge dieser Hausarbeit genau eingehen werde.

Obwohl Chancengleichheit und soziale Gerechtigkeit in einer demokratischen Gesellschaft wie der Bundesrepublik Deutschland allgemein akzeptierte und respektierte Werte darstellen, scheinen deren tatsächliche Bedeutung und deren Auswirkung auf die Zukunft unseres Staates immer mehr in den Hintergrund zu rücken.

Das Bildungssystem, welches die formalen Bildungsabschlüsse verteilt und somit direkte Auswirkungen auf den sozialen Status der nachwachsenden Generationen hat, findet in Zeiten schlechter Wirtschaft keine Lobby. Die Zukunft unseres Staates wird an der Wurzel beschnitten, und keiner tut etwas dagegen.

Das Bildungssystem steht in der Verantwortung, sich mit verschiedensten soziokulturellen Gruppen auseinander zu setzen, schichtspezifische Unterschiede zu erkennen und jeden Einzelnen nach seinen Begabungen zu fördern.

„Chancengleichheit besteht nicht darin, dass jeder einen Apfel pflückt,

sondern dass der Zwerg eine Leiter bekommt.“ ( Hansen & Pfeiffer 1998:54)

Die Politik ist gefordert, ein gut funktionierendes Bildungssystem zu schaffen, was jedoch die Gesellschaft nicht von ihrer Verantwortung entbindet, kulturelle und humanistische Werte zu vermitteln, die den nachfolgenden Generationen helfen sollen, ein anderes Selbstverständnis gegenüber der Bildung und dem spielerischen, außerschulischen Lernen zu entwickeln.

Chancengleichheit sollte nicht nur in der Schule gefördert werden.

Das Bildungssystem ist nicht allein für die Produktion sozialer Ungleichheit zuständig, aber oftmals sind es die Leistungen, die in der Schule erbracht werden, die zeigen, wie weit die Schere der sozialen Schichtung bei uns geworden ist und welche Auswirkungen sie auf die Chancenverteilung hat.

Möchte man anhand fundierter Ergebnisse die Problematik der Chancengleichheit im deutschen Bildungssystem diskutieren, kommt man um die Pisa-Studie nicht herum. Ist sie doch die aktuellste Erhebung zum Thema Bildungsstand an Deutschlands Schulen und ein Hinweis auf die Ursachen zur Entstehung fehlender Kompetenzen.

2.Die PISA-Studie

Nach der Veröffentlichung der Ergebnisse der PISA-Studie( Programme for International Student Assessment )wollte wohl keiner mehr behaupten, dass das Bildungssystem soziale Ungleichheit in der Gesellschaft beseitigen oder wenigstens auffangen könnte.

Die beste, oder vielleicht auch nur die bestgemeinte, Pädagogik war anscheinend in den letzten Jahrzehnten nicht in der Lage, soziale Ungleichheit, die in den wirtschaftlichen Grundlagen der Gesellschaft begründet ist, zu eliminieren.

So war doch der Anspruch der Bildungsreformen in den 60er und 70er Jahren der, dass zumindest Chancengleichheit beim Bildungsgang bestehen sollte.

Heute konzentriert sich die Politik aller Partein auf besseres Wirtschaftswachstum, Steuererhöhungen und andere wahlkampforientierte Themen in dieser wirtschaftlich angespannten Zeit.

Auch die Reformprojekte der 60er und 70er Jahre werden eingeschrumpft und unterliegen drastischen finanziellen Kürzungen.

Das Bildungssystem wird mehr und mehr geschwächt und untermauert und manifestiert dadurch die ständig anwachsende soziale Ungleichheit.

Die PISA-Studie, an der 180.000 Schülerinnen und Schüler aus 32 Staaten teilnahmen, wurde zur Erfassung grundlegender Kompetenzen nachwachsender Generationen, im Jahr 2000 gestartet.

Drei Bereiche wurden dabei erfasst : Die Lesekompetenz, die mathematische Grundbildung und die naturwissenschaftliche Grundbildung.

Die Erhebungen erfolgen im Dreijahreszyklus( ab dem Jahr 2000).

Unter Lesekompetenz versteht die Studie nicht nur die Fähigkeit, Texte zu lesen. Gemeint ist damit außerdem, Zusammenhänge zu begreifen, zu assoziieren, Informationen zu sammeln, zu sortieren und deren Bedeutung zu erfassen. Diese Kompetenzen sind relevant für die Weiterentwicklung der persönlichen Fähigkeiten und der Auffassungsgabe, welche für das selbständige Lernen unerlässlich sind.

Diese signifikanten Voraussetzungen legen den Grundstein für eine erfolgreiche Teilnahme am gesellschaftlichen Leben.

Legt man diese Definition jedoch zugrunde, stellt sich heraus, dass anhand der Ergebnisse der PISA-Studie ein Teil der Schüler später einmal vollständig vom gesellschaftlichen Leben ausgeschlossen sein wird. Der Anteil der Jugendlichen, deren Leistungen sich unter einem Niveau ähnlich der Grundschulausbildung bewegen, liegt bei 10 %. Höhere Anteile finden sich nur in Brasilien, Mexiko, Lettland und Luxemburg.

Die Befragungen zeigten, dass 42 % der Jugendlichen in Deutschland überhaupt nicht zum Vergnügen lesen. Diese Prozentzahl wird von keinem anderen Land übertroffen.

Das Alter der Untersuchten jedoch wird als der Zeitpunkt mit der höchsten Lesekompetenz bezeichnet. Ist hier die Bereitschaft, die oben angesprochenen Werte zu schulen und spielerisch zu erlernen, nicht gegeben, so kann man sich ein Bild darüber machen wie groß die Bereitschaft im gesellschaftlichen Leben sein wird, Dinge zu erfassen, einzuschätzen, fremdartiges zu akzeptieren und Phantasien zur Bereicherung der eigenen Persönlichkeit zu entwickeln.

Bei der Beurteilung der mathematischen und naturwissenschaftlichen Kompetenzen ergab sich ein ähnlich schwaches Bild. Mathematik ist nicht nur ein wesentlicher Bestandteil unserer Bildung und Kultur,

sondern bedingt die Fähigkeit, Dinge im Kontext zu erfassen und logische Schlussfolgerungen zu ziehen. Einem Viertel der Jugendlichen fiel das sehr schwer und hätte für die Bewältigung einer Berufsausbildung nicht ausgereicht.

Nach weiteren Untersuchungen stellte sich heraus, dass der Zusammenhang zwischen Lernkompetenzen und sozialer Schichtung eine unumstößliche Tatsache ist.

Deutschland gehört zu den Ländern mit den größten Unterschieden in der Lesekompetenz von Jugendlichen aus höheren und niedrigeren Sozialschichten. Verantwortlich dafür ist nach Meinung der Forscher die frühe Trennung der Schüler nach der 4. Klasse. Die Aufteilung im Sinne der Einteilung in unterschiedliche Bildungswege, und –stufen, und die dadurch oftmals resultierende Trennung der sozialen Schichten.

So haben über 40% der Gymnasien eine Schülerschaft, die mehrheitlich den Reihen der oberen Mittelschicht angehört.

In Sonderschulen und Hauptschulen jedoch kommt der Hauptteil der Schüler aus sozial schwachen Familien.

Der Zusammenhang von sozialer Herkunft und schulischer Leistung ist ein häufiger und nicht von der Hand zu weisender Tatbestand, dessen Ursprung schon vor der Grundschulzeit liegt und im Bildungssystem, vor allem an dessen Nahtstellen, immer stärker hervortritt.

[...]

Ende der Leseprobe aus 23 Seiten

Details

Titel
Chancengleichheit im deutschen Bildungssystem
Hochschule
Frankfurt University of Applied Sciences, ehem. Fachhochschule Frankfurt am Main
Note
2
Autor
Jahr
2003
Seiten
23
Katalognummer
V25475
ISBN (eBook)
9783638280877
Dateigröße
494 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Chancengleichheit, Bildungssystem
Arbeit zitieren
Svea Dahlström (Autor:in), 2003, Chancengleichheit im deutschen Bildungssystem, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/25475

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