Einführung der Sozialen Marktwirtschaft und der Einfluss Ludwig Erhards


Hausarbeit, 2004

18 Seiten, Note: 1,3


Leseprobe


Inhalt

I Einleitung

II Hauptteil
1. Die wirtschaftliche und soziale Situation nach Beendigung des Zweiten Weltkrieges in Deutschland
2. Ludwig Erhard – Herkunft und Werdegang
3. Die wirtschaftspolitischen Konzepte der CDU/CSU 1945-1949
4. Idee und Konzept der sozialen Marktwirtschaft
5. Die politischen Durchsetzung der sozialen Marktwirtschaft und der Einfluss Ludwig Erhards
6. Die CDU/CSU, Ludwig Erhard und die „Soziale Marktwirtschaft“

III Schlussbetrachtung

Quellen- und Literaturverzeichnis

I Einleitung

Nach der bedingungslosen Kapitulation Deutschlands am 7. bzw. 9. Mai 1945 stand die deutsche Bevölkerung vor einem Trümmerhaufen. Die Städte waren zerstört, die Industrie war zusammengebrochen, die politische Ideologie war besiegt worden und über die Zukunft bestimmten die Sieger. Aus dieser für viele ausweglosen Situation und aus dem Trümmerfeld heraus ist es gelungen eine gefestigte Demokratie und eine leistungsfähige Wirtschaft aufzu­bauen, womit es möglich war den Menschen eine Zukunftsperspektive zu geben und Deutschland wieder in die Weltge­meinschaft zurückzuführen.

Die vorliegend Arbeit hat zum Schwerpunkt die „Wirtschaftspolitik in Deutschland nach 1945 bis 1949“. Die Wiedererrichtung der Wirtschaft war in dieser Zeit ein zentrales Anliegen der alliierten Westmächte, vor allem der amerikanischen Besatzungsmacht. Sie wäre ihnen aber ohne die Unterstützung deutscher Politiker und Wissenschaftler nicht möglich gewesen, die ihr Können und ihre Fähig­keiten zur Verfügung stellten, um Deutschland eine demokratische und unabhängige Zukunft zu ermögli­chen. Ich möchte mich in dieser Arbeit im wesentlichen auf Ludwig Erhard beschränken, der eine herausragende Rolle in diesem Prozess spielte. Viele Menschen in Deutschland verbinden mit dem Namen Ludwig Erhard die „Soziale Marktwirtschaft“ und das „Wirtschaftswunder“. Ich möchte aufzeigen, welche Rolle Ludwig Erhard in den Gründerjahren der Bundesrepublik Deutschland spielte, und warum sein Wirken eine so große Bedeutung für diese Zeit hatte. Um ein abgerun­detes Bild zu erreichen, kommt man nicht umhin die Gründzüge der Wirtschafts­politik der CDU/CSU von 1945 bis 1949 zu betrachten und den Begriff „Soziale Marktwirtschaft“ näher zu erläutern.

Die Darstellung bezieht sich auf das Gebiet der amerikanischen und britischen Zone, welches der Aus­gangspunkt der Entwicklungen war. Die französische Zone wird in der Darstellung nicht berücksichtigt. Die sowjetische Besatzungszone wird ebenfalls nicht betrachtet, weil sie unter einem anderen, ideologisch diametral entgegengesetzten Einfluss stand.

Die Konzentration auf eine Person verdeckt die Tatsache, dass die Entwicklungen in der Wirt­schaft ab 1945 wesentlich komplexer waren, als dass sie von einer einzelnen Person hätten erfolgreich durchge­führt werden können. Ferner steht Ludwig Erhard in der Forschung immer im Schatten Kon­rad Adenauers und trat erst in den letzten Jahren aus diesem heraus, so dass es nicht sehr viele fundierte wissenschaftliche Untersuchungen über ihn und seinen Einfluss auf die Entwicklung der Wirtschaft gibt. Aber das Buch von Gerold Ambrosius „Die Durchset­zung der Sozialen Markt­wirtschaft in Westdeutschland 1945-1949“ ist eine grundlegende und gute Aufarbeitung der Ent­wicklungen. Ambrosius Dar­stellung ist die einzig mir bekannte, die sich nur auf die wirtschaftli­chen Entwicklungen in der Bizone von 1945 bis 1949 bezieht. Ein wei­teres Werk ist die Biographie „Ludwig Erhard – Der Nationalökonom als Politiker“ von Volkhard Laitenberger. Ihm ist es ge­lungen in prägnanter Form das Schaffen, die Leistung und die Persönlichkeit Er­hards darzustellen.

Im Verlauf dieser Arbeit sollen folgende Leitfragen beantwortet werden: Wer war Ludwig Erhard? Was sind die Kernpunkte der sozialen Marktwirtschaft? Welche Rolle spielt die CDU/CSU? Wie ha­ben diese drei Komponenten zueinander gefunden? Ist der Einfluss Erhards wirklich so groß gewesen, wie er immer dargestellt wurde und ist er der einzige Vater des westdeutschen Wohlstands in der Nachkriegszeit ?

II Hauptteil

1. Die wirtschaftliche und soziale Situation in Deutschland nach Beendigung des Zweiten Weltkrieges in Deutsch­land

Am 8. Mai 1945, dem offiziellen Ende des Zweiten Weltkrieges, lag Deutschland in Schutt und Asche. Die Zerstörung betraf alle Bereiche des öffentlichen Lebens und hatte vielerlei Ursachen. Teilweise erklärten sie sich durch die Bombenangriffe der Alliierten, hinzu kamen die Zerstörungen durch die Boden­kämpfe und die Selbstzerstörungsmaßnahmen von deutscher Seite.[1] Beson­ders betroffen waren große Städte, ihre Zentren und Wohnviertel, am häufigsten Berlin mit 29 Groß­angriffen. Aber auch Angriffe auf Städte wie Dresden, Dessau, Potsdam u.a. zeigten, dass kurze, aber schwere Bombardements ausreichten, um große Verwüstungen anzu­richten.[2]

Die Bombenangriffe der Alliierten verwüsteten die Kriegsindustrie nicht in dem gewünschten Maße. Die Zivilbevölkerung und Verkehrswege wurden sieben mal öfter von Angriffen heimgesucht als die Industrieanlagen.[3] Zum Zusammenbruch der Industrie, Ende 1944/ Anfang 1945, kam es nicht durch die Bombardements, sondern durch die Zerstörungen der Transport- und Verkehrssysteme, über die deutsche Industrie mit Energie und Rohstoffen versorgt wurde. Nach dem Krieg waren von den 13 000 km Straßennetz der britischen Zone noch 1 000 km befahrbar, bis auf eine waren alle Rheinbrücken vernichtet, Wasserwege und die Häfen waren durch Wracks und Trümmerteile blockiert und das Netz der Reichsbahn war weitestgehend zerstört, über das vor dem Krieg zwei Drittel aller Gütertransporte abgewickelt wurden.[4] Diese Zerstörungen waren ein Hindernis für den Wiederaufbau der Wirtschaft und der Grund für den Zusammenbruch der Wirtschaft.

Ein großes Problem stellte die Versorgung dar, was die deutsche Bevölkerung erst nach Kriegsende zu spüren bekam. Die Ursachen für den Zusammenbruch lagen vor allem in der Abtrennung der Ostgebiete, wie dem Sudetenland, der Verschiebung der Ostgrenze an die Oder-Neiße-Linie und der Abtretung Ostpreußens an die Sowjetunion. Nach Beendigung des Krieges wurden diese Ge­biete unter Kontrolle der russischen Besatzungsmacht gestellt. Damit gingen 25 Prozent der landwirtschaftlichen Nutzfläche verloren,[5] mit der eine ausreichende Versor­gung vor und während des Krieges möglich war. Es mussten jetzt mit verkleinerter Anbaufläche annähernd die gleiche Bevölkerungszahl versorgt werden, hinzu kamen Ernteeinbusen durch Kriegseinwirkungen, so dass nur noch 50 bis 60 Prozent der Normalernte eingebracht wurde.[6] Da­durch kam es zu einer Unterversorgung.

Die Alliierten aller Zonen behielten die Lebens­mittelrationierung bei, wie sie auch schon im Dritten Reich bestanden hatte. Hinzu kam eine Kalorienbegrenzung. Hier lag die amerikanische Zone mit 1330 Kalorien pro Tag und Person an der Spitze und die französische mit 900 Kalorien pro Tag und Person am unteren Ende.[7] Der Durchschnittsbedarf eines nicht schwer arbeitenden Men­schen lag bei 2000 Kalorien pro Tag. Wenn man bedenkt, dass viele Frauen und Männer da­mals schwerste körperliche Arbeit verrichtet haben, ist zu erkennen, wie negativ sich die Er­näh­rungslage darstellte.

Genauso schlecht sah es mit Wohnraum aus. Viele Wohnungen wa­ren Ruinen und nicht mehr bewohnbar. Schwer getroffen hatte es die Städte des Ruhr- und Rhein-Main-Gebiets, die nord­deutschen Küstenstädte und die industriellen Zentren Mitteldeutschlands.[8] Die Wohnungsfrage stellte über Jahre hinweg ein ungelöstes Problem dar und konnte erst in den fünfziger Jahren annähernd gelöst werden.[9] Das Wohnungsproblem wurde noch verschärft durch Millionen von Flüchtlingen aus den Ostgebie­ten, die überwiegend in die sow­jetische, amerikanische und britische Zone gelangten. Die franzö­sische Besatzungszone weigerte sich in den ersten Mo­naten nach dem Krieg Flüchtlinge aufzu­nehmen. Anfangs schickten die Behörden die ankommenden Menschen aufs Land, wo es noch unzerstörten Wohn­raum gab, aber man kam nicht umhin, Auf­fanglager zu schaf­fen. Diese Lager blieben bis in die fünfziger Jahre bestehen. Insgesamt kamen bis 1950 12 450 000 Flüchtlinge in die vier Besatzungs­zonen.[10] Zusätzlich gab es noch eine Binnen­wande­rung, in deren Verlauf bis 1961 3 610 000 Menschen in die westlichen Gebiete übersiedelten, in der ent­gegen­gesetzten Richtung jedoch nur 487 000.[11]

Diese sozialen Probleme stellten die Alliierten vor zunehmende Herausforderungen, die sie nur bewältigen konnten, wenn die Industrie in Gang kam. Die Frage nach dem Umgang mit der deut­schen Wirtschaft in der Nachkriegszeit stellten sich die Amerikaner bereits 1943. Es gab zu dieser Zeit eine Kontroverse in den USA über den zukünftigen Umgang mit Deutschland. Sie diskutierten über zwei Al­terna­tiven. Einmal die „H-24 Germany“-Denkschrift des State Department, in der man die Tei­lung Deutschlands ablehnte, die Entwicklung einer dezentralen Verwal­tung und die Umstellung der Kriegswirt­schaft auf Friedenswirtschaft plante. Im Gegenzug gab es den „Morgenthau-Plan“ vom US-Finanzminister Henry Morgenthau aus dem Jahre 1944, der den denunziatorischen Titel „Program to Prevent Germany from Starting a World War III“[12] trug. Dieser sah ganz im Gegen­satz dazu eine dauer­hafte Schwächung Deutschlands und das Ausscheiden aus dem Weltmarkt vor. Dieser Plan stieß auf Widerstand bei US-Präsident Theodor Roosevelt, bei seinem Finanzminister Henry L. Stimson, aber auch beim britischen Premierminister Winston Churchill und wurde nur für kurze Zeit relevant. In ei­ner Handlungsanweisung für den Vereinigten Generalstab der USA, der JSC 1067, fand sich eine strikte Formulierung, die auf den Mor­genthau-Plan zurückzuführen war. Diese Anweisung beinhal­tete „keine Schritte [zu] un­terneh­men, die a) zur wirtschaftlichen Wiederaufrichtung Deutschlands führen können oder b) geeignet sind die deutsche Wirtschaft zu erhalten oder zu stärken.“[13] Sie konnte aber nicht lange durchgehal­ten werden. General Lucius D. Clay, der von 1945 bis 1949 erst stellvertretender, ab Januar 1947 Militärgouverneur der amerikanischen Besatzungszone in Deutschland war, beklagte sich bereits im April 1945, dass ihm mit dieser Anweisung die Hände gebunden sind und der demokratische Aufbau in Deutschland un­möglich ist. Er verlangte eine sofortige Modifika­tion dieser Anweisung.[14]

Die Siegermächte hatten sich auf der Potsdamer Konferenz im Juli/August 1945 geeinigt, Deutschland als Wirtschafseinheit zu behandeln. Dazu kam es aber nicht, weil die Sowjetunion und die westlichen Alliierten zu unter­schiedliche Vorstellungen über eine funktionierende Wirtschaft und der Zukunft Deutschlands hatten. Man fand in die­sem Punkt zu keiner Übereinkunft. Hier ist eine Ursache der späteren Teilung Deutschlands zu finden.

[...]


[1] Vgl. Winfried Halder, Deutsche Teilung – Vorgeschichte und Anfangsjahre der doppelten Staatsgründung, aus Deutsche Geschichte im 20. Jahrhundert, Hrsg. Frank-Lothar Kroll und Ernst Piper, 1. Auflage, Zürich 2002, S. 97.

[2] Ebenda. S. 97.

[3] Vgl. Werner Abelshauser, Wirtschaftsgeschichte der Bundesrepublik Deutschland 1945-1980,1. Auflage, Frankfurt am Main 1983, S.21.

[4] Vgl. Christoph Klettmann, Die doppelte Staatsgründung – Deutsche Geschichte 1945-1955, Bonn 1991, 5. Auflage, S.45.

[5] Vgl. Christoph Klettmann, a.a.O., S.48.

[6] Ebenda. S. 48

[7] Vgl. Winfried Halder, Deutsche Teilung, S. 111.

[8] Vgl. Christoph Klettmann, a.a.O., S. 52

[9] Anm: Bis 1956 erreichte man eine Steigerung des Wohnraums um 35 % gegenüber 1950 (ohne Westberlin); Vgl. Klettmann, Die doppelte Staatsgründung S. 494

[10] Vgl. Winfried Halder, Deutsche Teilung, S. 103.

[11] Vgl. Winfried Halder, a.a.O., S. 106

[12] Vgl. Abelshauser, Wirtschaftsgeschichte der BRD, S. 16

[13] Vgl. Steininger, Deutsche Geschichte 1945-1961 zitiert nach: Winfrid Halder, a.a.oO., S. 116.

[14] Vgl. Abelshauser, a.a.O., S. 17.

Ende der Leseprobe aus 18 Seiten

Details

Titel
Einführung der Sozialen Marktwirtschaft und der Einfluss Ludwig Erhards
Hochschule
Technische Universität Dresden  (Institut für Neuere und Neueste Geschichte)
Note
1,3
Autor
Jahr
2004
Seiten
18
Katalognummer
V25459
ISBN (eBook)
9783638280761
Dateigröße
516 KB
Sprache
Deutsch
Anmerkungen
Die Arbeit bietet einen Überblick, wie das neue Wirtschaftssystem in der BRD durchgesetzt wurde. Es zeigt kurz auf was die Soziale Marktwirtschaft ist, welche Rolle dabei Ludwig Erhard spielte und gegen welche Widerstände er kämpfen musste.
Schlagworte
Einführung, Sozialen, Marktwirtschaft, Einfluss, Ludwig, Erhards
Arbeit zitieren
Nadine Mahnecke (Autor:in), 2004, Einführung der Sozialen Marktwirtschaft und der Einfluss Ludwig Erhards, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/25459

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