Lernzirkel Konsumgesellschaft


Unterrichtsentwurf, 2004

27 Seiten


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

Grundlagen

Die einzelnen Stationen im Überblick

Station 1: Biblische Aussagen zum Konsumverhalten

Station 2: Die Generation Golf

Station 3: Moderne Freiheit

Station 4: Konsum als Religionsersatz – „und führe uns in Versuchung“

Station 5: Konsumgesellschaft zwischenmenschlich betrachtet

Station 6: Familie in der Konsumgesellschaft

Station 7: Schule als Nebenjob für Schüler?

Station 8: Gewinnmaximierung um jeden Preis

Station 9: Konsum zerstört Umwelt

Station 10: Kriminalität und Gewalt als Folgen des Konsums

Station 11: Krieg als wirtschaftliche Notwendigkeit

Quellen

Grundlagen

Arbeitshinweise

- Der Lernzirkel besteht aus 11 Stationen, die jeder Schüler in frei wählbarer Reihenfolge bearbeiten muß. Hierzu holt er sich die dafür bereitliegenden Arbeitsunterlagen, die er nach getaner Arbeit wiederunbeschrieben und unbeschädigtzurückgibt.
- Schreibe zuerst die Nummer der bearbeiteten Station und deren Überschrift ins Heft.
- Lies nun die Texte aufmerksam durch.
- Schreibe auch die Zwischenüberschriften ins Heft.
- Falls Begriffe vorkommen, die Dir unbekannt sind, mache Dich über deren Bedeutung kundig und schreibe sie ins Heft.
- Das Symbol - zeigt schriftliche Aufgaben an, die in das Heft eingetragen und dort ausführlich bearbeitet werden sollen.
- Wenn Bibelstellen gelesen werden, sollen diese im Heft angegeben und kurz zusammengefaßt werden.

Begriffsklärungen

Zum besseren Verständnis der Problematik ist vorab die Klärung einiger Begriffe notwendig.

- Kläre die Begriffe

Gesellschaft,

Konsum,

Kapitalismus,

Marktwirtschaft,

Sozialstaat.

- Überlege und begründe, ob in Deutschland eine Marktwirtschaft besteht.

Die einzelnen Stationen im Überblick

„Sie werden Ihre Entscheidung nicht bereuen, die Versicherung abgeschlossen zu haben. Die Ausschüttungen sind phänomenal …

… für mich, hihihi!“

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Station 1: Biblische Aussagen zum Konsumverhalten

Lies zunächst folgende zwei Bibelstellen aus dem Alten Testament:

Das erste Buch Samuel

2:27 Da kam ein Gottesmann zu Eli und sagte zu ihm: So spricht der Herr: Habe ich mich dem Haus deines Vaters nicht deutlich offenbart, als deine Vorfahren in Ägypten dem Haus des Pharao gehörten?

2:28 Ich habe sie aus allen Stämmen Israels für mich als Priester erwählt, damit sie zu meinem Altar hinaufgehen, das Rauchopfer darbringen und vor meinen Augen das Efod tragen. Auch habe ich dem Haus deines Vaters alle Feueropfer der Israeliten überlassen.

2:29 Warum mißachtet ihr also aus Mißgunst Schlachtopfer und Speiseopfer, die ich angeordnet habe? Warum ehrst du deine Söhne mehr als mich, und warum mästet ihr euch mit dem Besten aller Gaben meines Volkes Israel?

2:30 Darum - Spruch des Herrn, des Gottes Israels: Ich hatte fest zugesagt: Dein Haus und das Haus deines Vaters sollen für ewig vor meinem Angesicht ihren Dienst versehen. Nun aber - Spruch des Herrn: Das sei fern von mir; denn nur die, die mich ehren, werde ich ehren, die aber, die mich verachten, geraten in Schande.

Das Buch Deuteronomium

7:25 Ihre Götterbilder sollt ihr im Feuer verbrennen. Du sollst nicht das Silber oder Gold haben wollen, mit dem sie überzogen sind. Du sollst es nicht an dich nehmen, damit du dabei nicht in eine Falle läufst. Denn es ist dem Herrn, deinem Gott, ein Greuel.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

- Was ist mit 1 Sam 2,27 gemeint?
- Erkläre den Fragesatz „Warum ehrst du deine Söhne mehr als mich, und warum mästet ihr euch mit dem Besten aller Gaben meines Volkes Israel?“
- Versuche die Bedeutung dieses Satzes für uns heute zu beschreiben.
- Was verurteilt Gott in 1 Sam 27–30?
- Warum ist Gottes Verurteilung in 1 Sam 27-30 auch für uns bedeutend? Denke hierbei an die Folgen des oben genannten Mästens mit den besten Gaben für uns und unsere Mitmenschen.

Studiere nun, was Jesus hierzu sagte:

Das Evangelium nach Matthäus

6:19 Von der falschen und der rechten Sorge: 6,19-34

Sammelt euch nicht Schätze hier auf der Erde, wo Motte und Wurm sie zerstören und wo Diebe einbrechen und sie stehlen,

6:20 sondern sammelt euch Schätze im Himmel, wo weder Motte noch Wurm sie zerstören und keine Diebe einbrechen und sie stehlen.

6:21 Denn wo dein Schatz ist, da ist auch dein Herz.

6:22 Das Auge gibt dem Körper Licht. Wenn dein Auge gesund ist, dann wird dein ganzer Körper hell sein.

6:23 Wenn aber dein Auge krank ist, dann wird dein ganzer Körper finster sein. Wenn nun das Licht in dir Finsternis ist, wie groß muß dann die Finsternis sein!

6:24 Niemand kann zwei Herren dienen; er wird entweder den einen hassen und den andern lieben, oder er wird zu dem einen halten und den andern verachten. Ihr könnt nicht beiden dienen, Gott und dem Mammon.

6:25 Deswegen sage ich euch: Sorgt euch nicht um euer Leben und darum, daß ihr etwas zu essen habt, noch um euren Leib und darum, daß ihr etwas anzuziehen habt. Ist nicht das Leben wichtiger als die Nahrung und der Leib wichtiger als die Kleidung?

6:26 Seht euch die Vögel des Himmels an: Sie säen nicht, sie ernten nicht und sammeln keine Vorräte in Scheunen; euer himmlischer Vater ernährt sie. Seid ihr nicht viel mehr wert als sie?

6:27 Wer von euch kann mit all seiner Sorge sein Leben auch nur um eine kleine Zeitspanne verlängern?

6:28 Und was sorgt ihr euch um eure Kleidung? Lernt von den Lilien, die auf dem Feld wachsen: Sie arbeiten nicht und spinnen nicht.

6:29 Doch ich sage euch: Selbst Salomo war in all seiner Pracht nicht gekleidet wie eine von ihnen.

6:30 Wenn aber Gott schon das Gras so prächtig kleidet, das heute auf dem Feld steht und morgen ins Feuer geworfen wird, wieviel mehr dann euch, ihr Kleingläubigen!

6:31 Macht euch also keine Sorgen und fragt nicht: Was sollen wir essen? Was sollen wir trinken? Was sollen wir anziehen?

6:32 Denn um all das geht es den Heiden. Euer himmlischer Vater weiß, daß ihr das alles braucht.

6:33 Euch aber muß es zuerst um sein Reich und um seine Gerechtigkeit gehen; dann wird euch alles andere dazugegeben.

6:34 Sorgt euch also nicht um morgen; denn der morgige Tag wird für sich selbst sorgen. Jeder Tag hat genug eigene Plage.

- Fasse die Position Jesu kurz zusammen.
- Wie begründete er seine Auffassung?
- Diskutiert, warum er eine derart radikale Auffassung vertrat.
- Erörtert, inwiefern seine Auffassungen vom Reichtum für uns umsetzbar sind und welche Chancen sich daraus ergeben könnten.

Station 2: Die Generation Golf

Vor einiger Zeit hat der Begriff der „Generation Golf“, Buchtitel des Autors Florian Illies, Furore gemacht, der die moderne Jugend charakterisieren soll. Die Bezeichnung „Generation Golf“ als auch die Zwischenüberschriften des Buches stammen aus den Werbeslogans von VW für diese Automarke und drücken nach Ansicht des Autors präzise das Lebensgefühl, die Ziele und Einstellungen seiner Altersgenossen aus. Illies schildert mit ironisch-lächelnder Distanz eine Kindheit, die von Verwöhnung, Überbesorgtheit, Bemutterung und supermoralischen Ansichten geradezu überquoll. Das Leben richtete sich auf Wärme, Süße, Bequemlichkeit, Mode, Konsum, Technik und Luxus genau so ein, wie es die gekonnt und perfekt wiedergegebenen Werbespots verkündeten. Solche Verwöhnung hatte natürlich Folgen: lllies versagte in Mathematik und entwickelte sich zu einem Narzißten, was er als Diagnostikum der ganzen Generation Golf zuschreibt:

Narziß ist zum Idol geworden, Bulimie und Magersucht die konsequenten Folgen. Aber Narziß ist der größte Gott der Generation Golf. Man huldigt ihm am besten vor dem Spiegel.

(aus: Illies, F.: Generation Golf. Eine Inspektion, Berlin 2000)

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

- Fertigt nun für das Klassenzimmer ein Plakat an, welches diesen Gott mit all seinen Attributen und den ihm huldigenden Menschen zeigt. Macht darauf deutlich, in welchen Situationen dieser „Gott“ Menschen im Stich läßt, weil er ihnen nicht helfen kann.

Station3: Moderne Freiheit

In jeder Gesellschaft bestimmt der Geist, der in den mächtigsten Gruppen dieser Gesellschaft herrscht, den Gesamtgeist. Die mächtigsten Gruppen wiederum denken, fühlen und handeln so, wie sie es in der Familie und den Bildungssystemen (Schule, Kirche, Presse, Theater — der Kultur allgemein) gelernt haben. Mit dem Siegeszug des Kapitalismus übernahmen der Markt und das Geld die Herrschaft, wobei möglichst vielen Menschen vor allem durch Reklame vermittelt wird, sie handelten und produzierten im Sinne ihres eigenen Selbst. In Wirklichkeit geschieht jedoch folgendes:

Das „Selbst“, in dessen Interesse der moderne Mensch handelt, ist das gesellschaftliche Selbst. Das gesellschaftliche Selbst ist identisch mit der Rolle, die jedermann im Wirtschaftsprozeß zu spielen hat. Somit lebt der moderne Mensch entfremdet an seinem „wahren Selbst vorbei und produziert Dinge, ohne sie genießen zu können. Die Beziehungen untereinander sind instrumentalisiert und verdinglicht, so wie er selbst im Wirtschaftsprozeß „verwendet“ wird. Arbeiter, Angestellter, Arzt oder Geschäftsmann verkaufen ihre Persönlichkeit wie eine Ware: Wenn jemand nichts, was die Umgebung braucht, besitzt (hat), ist er auch nichts

In der Moderne kommt es zur Konzentration des Kapitals in wenigen Konzernen (Monopolen), die hauptsächlich die kleineren und mittleren Geschäftsleute, d.h. den Mittelstand, bedrohen. Auch in der Politik, im Sport und anderen Veranstaltungen sind Mammut-Organisationen entstanden, welche die meisten Menschen zu unpersönlichen Rädchen im Getriebe der Gesellschaft degradieren. Das haben Philosophen wie Kierkegaard und Nietzsche sowie der Dichter Kafka feinfühlig erkannt und mit den Begriffen und Beschreibungen von Ohnmacht und Angst versehen. Der Durchschnittsbürger verspürt die Angst jedoch kaum. Er verdrängt und überdeckt sie mit Fluchtwegen wie Unterwerfung unter einen Führer (Autoritarismus in faschistischen Ländern) oder zwanghafte Konformität (Automatisierung in der Demokratie). Der Automaten- bzw. Robotermensch der Neuzeit ist durch Pseudo-Gefühle (z.B. antrainierte, kommerzialisierte Freundlichkeit, Sentimentalität, aufgesetzte „Coolness“ usw.) charakterisiert.

Da der Tod in Form des Sterbens z.B. von Angehörigen tabuisiert, aber gleichzeitig Massensterben als Nervenkitzel in den sichtbaren Medien künstlich inszeniert wird, verfällt der Sinn für das Tragische und damit ein grundlegender Aspekt des Lebens. Wer den Tod verdrängt, fühlt weniger Antrieb für die gegenwärtige Existenz und kann nicht die Tiefe und Intensität seiner Erfahrungen erleben.

Fromm konstatiert auch eine allgemeine Verflachung und Verwirrung des Denkens, welche durch die Medien gefördert wird, indem sie Katastrophen, Werbung, Show, Sport und Politik in einem Einheitsbrei anbieten, so daß „Wahrheit“, „Ordnung“ und „Struktur“ durcheinander geraten.

Ähnliche Konfusion stellt Fromm beim Wollen fest. Kaum jemand überlegt noch, ob seine angestrebten Ziele sinnvoll sind und ob sie überhaupt von ihm selbst stammen. Die meisten jagen Dingen nach, die von anderen vorgegeben sind.

Kirche, Staat und Gewissen wurden in den demokratischen Ländern als Autoritäten größtenteils abgesetzt und durch die „anonyme Autorität des gesunden Menschenverstandes und der öffentlichen Meinung“ ersetzt, was nichts anderes als Konformität bedeutet. Diese moderne seelische Verfassung hat der italienische Dramatiker und Schriftsteller Luigi Pirandello in seinem Werk einfühlsam ausgedrückt:

Er (Pirandello) geht von der Frage aus: Wer bin ich? ... Seine Antwort ist nicht wie bei Descartes die Bejahung des persönlichen Selbst, sondern dessen Leugnung: Ich besitze keine Identität, es gibt kein Selbst außer dem Spiegelbild dessen, was andere von mir erwarten: Ich bin, „wie du mich haben willst“.

Ohne Selbst und ohne Identität ist der moderne Mensch innerlich leer. Er versucht, diese Leere durch Surrogate wie grelles Anderssein, Drogen, Sport, Fernsehen und Zerstreuung zu füllen. Und nicht zuletzt sind diese im tiefsten Innern unglücklichen Menschen bereit, Führern, Verführern und Ideologien zu folgen, wenn sie nur aufregend genug sind und vorgeben, den wahren Sinn des Lebens gefunden zu haben.

(Levy, A.: Traditionen und Perspektiven im Werk von Erich Fromm)

[...]

Ende der Leseprobe aus 27 Seiten

Details

Titel
Lernzirkel Konsumgesellschaft
Autor
Jahr
2004
Seiten
27
Katalognummer
V25286
ISBN (eBook)
9783638279604
ISBN (Buch)
9783638648660
Dateigröße
2190 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Lernzirkel, Konsumgesellschaft
Arbeit zitieren
Dr. Wolfgang Hippmann (Autor:in), 2004, Lernzirkel Konsumgesellschaft, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/25286

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