Die Transformation des Finanzsektors


Doktorarbeit / Dissertation, 2002

223 Seiten, Note: gut


Leseprobe


INHALTSVERZEICHNIS

Abstract

Vorwort

A. EINLEITUNG

I. Problemstellung

1. Literaturüberblick: Finanzintermediation

2. Strukturwandel im Bankensystem und Strukturveränderungen im Anlegerverhalten

3. Aktuelle Strategische Wahlmöglichkeiten für Banken in Europa
3.2 Investmentbank - Spezialbank
3.2 Multi Produkt Banking - Universalbank
3.3 Allfinanzdienstleister - Allfinanzkonglomerat
3.4 Resumé

II. Aufbau der Arbeit

B. Theoretischer Hintergrund: Definitionen

4. Begriffsdefinitionen
4.1 Klassifikation von Banken
4.1.1 Investmentbanken (Spezialbanken)
4.1.1.1 Corporate Finance/Firmenkundengeschäft
4.1.1.2 Equity / Debt Capital Markets
4.1.1.3 Sales / Trading / Brokerage des Anleihen- und Aktienhandels
4.1.1.4 Private Investments – VC / Private Equity
4.1.1.5 Asset Management / Research
4.1.1.6 Derivative/ Riskmanagement
4.1.1.7 Corporate Buy Side: Unternehmen
4.1.1.8 Sell Side: Zins- und Währungsmanagement
4.1.1.9 Besonderheiten des Zinsmanagement
4.1.1.10 Foward Rate Agreements
4.1.1.11 Cross Currency Interest Rate Swap
4.1.1.12 Zinsfutures
4.1.1.13 Besonderheiten des Währungsmanagement
4.1.1.14 Devisentermingeschäfte
4.1.1.15 Devisenswaps
4.1.1.16 Währungsfutures
4.1.1.17 Währungsoptionen
4.1.2 Commercialbanks (Universalbanken)
4.1.3 Universalbankensystem versus Trennbankensystem
4.3.1 Economies of Scope – Economies of Scale
4.2 Effizienz in der BWL
4.2.1 Operative Effizienz
4.3 Effizienz in der VWL

C. Theoretischer Hintergrund: Effizienzanalyse im Bankenwesen

5. Operative Effizienzanalyse
5.1 Kennzahlenvergleiche
5.2 Ertragswertmethoden

6. Effizienzmessungen in Banken anhand der Data Envelopment Analysis
6.1 Daten der Effizienzmessung: Inputs und Outputs
6.2 Implikationen von Gstaach - DEA
6.3 Implikationen von Hauner - DEA

D. THEORETISCHER HINTERGRUND: MAKROÖKONOMISCHE ROLLE DER FINANZINTERMEDIATION

7. Theoretische Erklärungsansätze zur Rolle von Finanzintermediären
7.1 Begründung von Intermediation
7.2 Ursprüngliche Funktionen von Intermediären
7.3 Ansätze zur Erklärung der Intermediation
7.4 Finanzintermediation und neue Wachstumstheorien
7.4.1 Endogenes Wachstum durch technischen Fortschritt
7.4.2 Endogenes Wachstum durch Kapitalakkumulation
7.5 Positive Auswirkungen – Finanzintermediation und Stabilität
7.6 Negative Auswirkungen - Spekulation
7.7 Finanzintermediation im engeren Sinne: Funktionen
7.7.1 Banken - Institutionelle Betrachtungsweise
7.7.2 Banken - Neoklassische Betrachtungsweise
7.7.3 Banken - Neoinstitutionelle Betrachtungsweise
7.8 Neuere erklärungstheoretische Ansätze zur Funktion von Finanzintermediären

E. Zielstruktur für Österreichische Banken in Europa

8. Marktumfeld
8.1 Marktstruktur: „Universalbankensystem“ und „Sektortradition“
8.2 Marktergebnis: „Große Länder große Banken, kleine Lände kleine Banken“
8.3 Zielkonflikt: nationaler Streubesitz- internationale Kernaktionäre

9. Kernaussagen der neuen Zielstruktur
9.1 Arbeitshypothesen
9.1.1 Wertfalle – einmal drinnen, nie mehr raus
9.1.2 Wertkritische Aufwand-Ertrags-Relationen
9.1.3 Werttreppe – Ziel für Banken ist das Wachstum
9.2 Neues Bankenstrukturmodell : – Ein Säulen Prinzip
9.3 Neues Bankenstrukturmodell : Fusionen im Inland schafft Effizienz
9.4 Neues Bankenstrukturmodell : offensive Positionierung
9.5 neue Bankenstrategie: Rationalisierung
9.6 neue Bankenstrategie: rentabilitätsorientierte Re-Spezialisierung

10. Probleme und Risiken bei der Umsetzung einer neuen Zielstruktur
10.1 Globalisierungsdruck auf Europa
10.2 ÖIAG und Wiener Börse
10.3 Keine Klassenübertritte und kein Finanzakzeleratoreffekt
10.4 Keine Diversifikation: Grossbanken setzen Investitionsstrategie auf Zentral- und Osteuropa (CEE)
10.5 Hausbankenprinzip
10.6 Notwendigkeit einer neuen Corporate Governance für Banken

11. Chancen und Vorteile bei der Umsetzung einer neuen Zielstruktur
11.1 Kundennutzen
11.2 Keine ähnliche Entwicklung wie in Japan zu befürchten
11.3 Bank based Modell schafft Finanzmarktstabilität
11.4 Nationale Bereinigungen schaffen Effizienzgewinne
11.5 Neue Regulierung und Finanzmarktaufsicht in Europa und Österreich
11.6 Outsourcing, Standardisierung und Automatisierung statt Personalabbau
11.7 Neue Gesamtbanksteuerung – Neues Riskmanagement
11.8 Diversifikation
11.9 Österreich am Weg zu den Big 5

F. Conclcusio

12. Zusammenfassung der Arbeit

13. Ertragslage der Österreichischen Banken per 3.Q 2002

14. Schlussbemerkung

III. Literaturverzeichnis

IV. Anhang:

Abstract

Aus einer Reihe von Veränderungen im Finanzsektor über die letzten Jahrzehnte (Finanzmarktliberalisierung, Fusionen, Finanzinnovationen, neuen Finanztheorien usw.) konnten wertvolle Erkenntnisse über das Verhalten von Banken gewonnen werden. Trotz weitreichender Reformen im Finanzsektor war es in der Vergangenheit nicht möglich die Auswirkungen von Finanzkrisen (Anhäufung von Risikofaktoren und Auftreten von spekulativen Blasen) auf Banken (Folgen von Schocks sind zumeist Konkurse oder Übernahmen) zu vermeiden. Aus naheliegenden Gründen finden Reformen bei den Banken derzeit in der Fachliteratur besondere Beachtung. Ein ehrgeiziges Reformprojekt für den österreichischen Bankensektor wurde jedoch in der Fachliteratur bisher kaum beachtet. Diese Arbeit möchte wertvolle Anregungen für die österreichische Bankenpraxis liefern, da erfolgreiche Bankenstrategien und Bankenstrukturen selten sind.

Vorwort

Die vorliegende Arbeit „Die Transformation des Finanzsektors – eine neue Zielstruktur für österreichische Banken im europäischen Wettbewerb“ ist zwischen August 2001 und Jänner 2003 im Rahmen meines Doktoratstudiums an der Wirtschaftsuniversität Wien entstanden.

Die Erarbeitung der vorliegenden Dissertation wäre nicht möglich gewesen ohne die wertvolle Unterstützung einiger Personen. Besonderer Dank gebührt meiner Doktormutter Univ. Prof. Dr. Unger für die motivierende Betreuung, die interessanten Gespräche bei der Entwicklung des Research Proposals und für die wertvolle Unterstützung bei der Fertigstellung der Arbeit.

Besondere Hilfe erhielt ich von Univ. Prof. Dr. Luptacik bei der Erstellung von konkreten Forschungsfragen, die für die Problemstellung als auch für die rasche Fertigstellung der Arbeit von großer Bedeutung waren.

Im weiteren gebührt ein besonderer Dank Univ. Prof. Dr. Fink, der mich in seinem Seminar zum Thema „Vertiefung in die Methoden“ intensiv in die Wissenschaft eingeführt hat und mich bei der Entwicklung der Problemstellung und des Forschungsaufbaus mit anregenden Gesprächen unterstützt hat.

Ich möchte mich bei Dr. Haiss (Bank Austria Creditanstalt AG-HVB Group), Univ. Prof. Dr. Tichy (Akademie der Wissenschaften), Dr. Mooslechner (Oesterreichische Nationalbank), Dr. Van Djicke (SUERF,Dexia Group), Mag. Blum (IHS), Mag. Koller (Wirtschaftsuniversität Wien, Institut für Europafragen) bedanken, die mir bei der Literaturrecherche, mit Ihren wissenschaftlichen Beiträgen und Erkenntnissen im Forschungsgebiet der Dissertation sehr behilflich waren. MMag. Frcena hat sich bereit erklärt, die Arbeit nicht nur in Bezug auf die Sprache, sondern auch in Bezug auf den Inhalt zu überprüfen.

Für den großen Aufwand, aber auch für die vielen „akademischen“ Gespräche möchte ich mich herzlich bei allen genannten Personen bedanken.

Danken möchte ich an ganz besonderer Stelle auch meinen Eltern, die es mir ermöglicht haben mein Studium in so rascher Zeit zu absolvieren und die mir, sowohl ich guten, als auch in schlechten Zeiten immer zur Seite gestanden sind.

Wien, im Jänner 2003 Johann Sebastian Kann

A. EINLEITUNG

Aus einer Reihe von Finanzkrisen über die letzten Jahrzehnte konnten wertvolle Erkenntnisse über das Verhalten von Banken gewonnen werden. Die Fachliteratur ist sich einig, dass die Vielschichtigkeit der heute global agierenden Finanzakteure, die Komplexität der heutigen Finanz- und Kapitalmärkte keine stereotypen Lösungen zur Risikovermeidung zulassen[1] Aus nahe liegenden Gründen hat sich in der Vergangenheit gezeigt, dass wertvolle Anregungen für die Bankenwirtschaft nur in Form von Reformprojekten umsetzbar sind. Die vorliegende Arbeit möchte mit der Ausarbeitung einer neuen Zielstruktur, welche auf neuersten Erkenntnissen der Fachliteratur (neue Finanzintermediationstheorie, Effizienzmessungen und Beiträgen von Haiss (Bankenstrategien), Tichy (Bankenfusionen) und Mooslechner (Bankenstruktur)) beruht, für die österreichische Bankenwirtschaft weitreichende Reformen zur Risikovermeidung vorstellen.

Die Motivation für die vorliegende Arbeit lag im folgenden: Die analytische Einsicht wird oft im Bankenwesen vor der operativen Ausführung vermisst.[2] Für die erfolgreiche Umsetzung von Reformen, gilt es in Zukunft im österreichischen Bankenwesen verstärkt vorausschauend zu denken und Herausforderungen von Morgen zu erkennen. Der Erfolg lässt sich dann „planen“, wenn Entscheidungsträger wesentliche Trends zu erkennen bereit sind und Entwicklungen vorantreiben wollen.[3]

Die Herausforderung für diese Aufgabe lässt sich am treffendsten mit einem Zitat von Hermann Hesse beschreiben: „Damit das Mögliche entsteht, muss immer wieder das Unmögliche versucht werden.“

I. Problemstellung

Es kann zweifelsfrei behauptet werden, dass Bankenreformen in der heutigen Finanzwelt dringender gebraucht werden, als noch vor einigen Jahren. Aus diesem Grund wird die Arbeit zunächst eine Analyse für die Gründe der Transformation des Finanzsektors vornehmen: Auf Grund des in den vergangenen Jahrzehnten immer schneller voranschreitenden Strukturwandels im europäischen Bankensektor, sei es in Form von Finanzmarktliberalisierungen, Fusionen, bis hin zu neuen Finanzinnovationen in Verbindung mit einem sich ständig ändernden Anlegerverhaltens, kam es zu Reformen in überschaubaren Stufen, um eine Anhäufung von Risikofaktoren zu verhindern bzw. auftretende Probleme schrittweise zu lösen.[4]

Österreich hat der Reform des Finanzsektors ein antizyklisches Timing verpasst. In Zeiten rückläufiger Nachfrage wurden Liberalisierungsschritte gesetzt, während in Zeiten konjunktureller Erholung die Aufsicht verschärft wurde. Nicht zuletzt scheint das österreichische Bankensystem intern stabiler geworden zu sein als andere.[5] Ein solches Bankensystem tendiert dazu konjunkturbedingte Schwankungen zu glätten. Damit verringert sich die Notwendigkeit seitens der Behörden korrigierend einzugreifen. Banken, die eine kurzfristige Maximierung der Gewinne anstreben, weisen eher ein prozyklisches Verhalten auf. Sie neigen dazu, die Schwankungen der Konjunktur zu verstärken. In dieser Arbeit wird auf die negativen stabilitätsdämpfenden Auswirkungen durch Bankencrashs nicht näher eingegangen werden, sondern auf die Wachstumschancen durch Banken mit Hilfe von langfristiger Effizienz.

Europäische Institute stehen derzeit vor dem Problem, bestmögliche Produkte im zunehmend globalen Wettbewerb zu finden. Produktivität und Effizienz sind in diesem Zusammenhang die beiden wichtigsten Erfolgsfaktoren. Der Autor ist der Ansicht, dass Banken in Zukunft durch veränderte Technologien und Deregulierungen auf den Märkten insgesamt unverzichtbar werden, um Systemkrisen zu bewältigen und eventuelle ökonomische Krisen zu stabilisieren. Dies lässt sich insofern begründen, als zwar Wertpapiermärkte die Banken ersetzen können, aber die „anhaltende Präsenz“ von Banken in einer hoch entwickelten Volkswirtschaft darauf hinweist, dass sie bestimmte Aufgaben erfüllen, die Märkte nicht bieten können.[6]

Der Autor möchte im weiteren Verlauf der Arbeit zeigen, dass ein operativer Vergleich der Banken mit Kennzahlen wie der Cost Income Ratio (CIR), dem Return on Investment (ROI) oder dem Return on Equity (ROE) für eine wettbewerbsbezogene Analyse der Banken heute alleine nicht mehr ausreicht. Hiezu sollen neue Effizienzanalysen im Bankenwesen herangezogen werden, welche mit Hilfe von ökonometrischen Analysen neue Implikationen für die Zukunft bringen können.[7] Aus diesem Grund wollen wir in Bezug auf Österreich zwei aktuelle Untersuchungen über das Bankenwesen in Österreich und Deutschland zwischen 1990 und 2002 durchgeführt von Gstaach (2000) und Hauner(2001)vorstellen.

Das Ziel dieser Arbeit ist es aus den aktuellen Bankenstrategien, aus den Erkenntnissen der neueren Theorie der Finanzintermediation, aus den Implikationen zweier aktueller Effizienzanalysen zum Bankenwesen in Österreich und anhand wissenschaftlicher Beiträge zum Forschungsgebiet (Haiss, Tichy und Mooslechner), für die Praxis Möglichkeiten für Anpassungen an die neuen Rahmenbedingungen festzustellen. Die Bedeutung dieser Arbeit liegt in der Entwicklung einer neuen Zielstruktur (Bankenstrategie und Bankenstruktur) für die Zukunft aller österreichischer Banken in Europa.[8]

Das internationale Bankenwesen hat in den vergangenen Jahren einige massive strukturelle Veränderungen erfahren.[9] Haiss bemerkte dazu bereits 1993: „Banken sind keine Produktions-, sondern Dienstleistungsunternehmen und gehorchen allein schon deshalb anderen Gesetzen . Sie sind geprägt durch die Kundenstruktur, durch Konjunkturzyklen, denen die Kunden unterliegen, durch Kostenänderungen in den Produktionsfaktoren und durch den rechtlichen Ordnungsrahmen.“[10] Es kam zu zahlreichen Konsolidierungen (Bereinigungen), strategischen Fusionen und Kooperationen in den USA, Europa und Asien. Im wesentlichen haben sich in den letzten Jahren die Produkte der verschiedenen Bankeninstitute angeglichen (Standardisierung und Automatisierung), sodass der Wettbewerb härter geworden ist.[11] Als Folge der positiven amerikanischen Finanzmarkt und Kapitalmarktentwicklung in den 80-er und frühen 90-er haben die privaten und institutionellen Investitionen in Aktien und Anleihen massiv an Bedeutung hinzugewonnen (Disintermediation und Securitization), sodass als Konsequenz die klassischen Bankgeschäfte, wie Kreditvergabe und Spareinlagen weniger wichtig geworden sind.[12] Dies kann als wesentliche Strukturveränderung im Anlegerverhalten angesehen werden.[13]

Man kann ohne weiters davon sprechen, dass im Bankensektor in den letzten Jahren verschiedenste Strategien gewählt wurden, um im internationalen Wettbewerb mit dieser neuen Situation umzugehen.[14] Wie Haiss passend bemerkte sind Probleme der Realwirtschaft in einem engen Verhältnis mit der Finanzwirtschaft:“ denn alle strukturellen Nachteile und Veränderungen in der Realwirtschaft laufen letztlich auf ein Finanzierungsproblem hinaus, das es über die Kreditwirtschaft zu lösen gilt.“[15]

Parallel dazu hat sich die Rolle der Finanzintermediäre über die Jahre von der des klassischen Intermediärs hin zu Playern mit speziellen Funktionen im Finanzsystem entwickelt.[16]

Der Erfolg der Bankeninstitute kann wettbewerbstechnisch und mit bankwirtschaftlichen (operativen) Kennzahlen (Kennzahlenanalyse) gemessen werden. Diese Arbeit präsentiert, nach sorgfältiger Recherche, 2 ausgewählte aktuelle Studienergebnisse aus den quantitativen Methoden der VWL (Data Envelopment Analysis).[17]

Die Implikationen aus der modernen Finanzintermediationstheorie und die Erkenntnisse aus der (dynamischen) Analyse von Bankenproduktivitätsmessungen dienen letztendlich der Entwicklung einer neuen Zielstruktur, womit die Entwicklung neuer Bankenstrukturen und neuer Strategien für österreichische Banken im europäischen Banking gemeint sind.

Die Rahmenbedingungen des Bankensektors haben sich in Europa in den vergangenen Jahrzehnten zweifellos dramatisch verändert. Neben neu entstandenen nationalen Bankenaufsichten (Ö: 1.4.2002), neuen Regelungen beispielsweise zur Eigenkapitalausstattung der Banken in der EU (Umsetzung von Basel II ab 2006)[18] wurde dem Wunsch nach neuer Stabilität der Rahmenbedingungen nachgekommen.

In Folge dieser kürzlich schrittweise eingeführten Neuerungen wird zwangsläufig ein Konzentrationsprozess in der Branche in den kommenden Jahren einsetzen. Wie Haiss/Schicklgruber 1992 aber festgestellt haben ist zu beachten, dass Fusionen an sich keine Strategien, sondern Umsetzungsmaßnahmen, die Implementierung einer Zielrichtung, um mit dem Wachstum der Finanzmärkte und mit dem der Kunden Schritt zu halten oder Potentiale auszuschöpfen.[19] Als Konsequenz werden um diese Potentiale voll zu realisieren in den meisten Fällen Kostensenkungsprogramme und Personalabbau durchgeführt.[20]

„Langfristig“ bedarf es aber auch einer strategischen Neupositionierung der Finanzinstitute, um auch weiterhin erfolgreich eigenständig existieren zu können![21]

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Übersicht: Forschungsdesign der Arbeit (links), Beschreibung der einzelnen Forschungsschritte (rechts), Quelle: eigene Darstellung.

1. Literaturüberblick: Finanzintermediation

Befasst man sich näher mit der wissenschaftlichen Literatur im Bereich Finanzintermediation, wird man feststellen, dass tausende wissenschaftliche Arbeiten zu diversen Aspekten im Forschungsgebiet der Finanzintermediation in den letzten Jahren geschrieben wurden:[22]

An dieser Stelle seien nur einige Schwerpunkte exemplarisch aufgezählt: Von den Zusammenhängen zwischen Finanzintermediation und Regulierung, die Auswirkungen von Finanzintermediation auf Wirtschaftswachstum, die Erkenntnisse aus Effizienzmessungen bei Bankenprodukten, die positive Rolle der Finanzintermediäre, die negative Rolle der Finanzintermediäre, die bei Finanzintermediäre entstehenden Transaktionskosten und Informationskosten, die Vorteile von bank based gegenüber market based Volkswirtschaften, die Strategien diverser Finanzintermediäre im Wettbewerb, bis hin zu den Theorien der neuen Funktionen der Finanzintermediäre, wurde bisher einiges im Forschungsgebiet der Finanzintermediation geschrieben.

Es ist dabei besonders auffällig, dass in keiner wissenschaftlichen Arbeit bisher eine graphische Übersicht über die bekanntesten Forschungsschwerpunkte im Bereich der Finanzintermediation oder über die Zusammenhänge der einzelnen Sub-Forschungsschwerpunkten herausgearbeitet wurde.

Aus diesem Grund war es ein besonderes Anliegen vor der Entwicklung des Forschungsdesigns für die moderne Finanztheorie eine Grafik zusammenzustellen, die einerseits den dynamischen Prozess innerhalb der verschiedenen Forschungsrichtungen übersichtlich darstellt, andererseits einige bekannte Autoren aus Forschungsrichtungen mit ihrem bekanntesten Werken (Jahr) als markanterste Repräsentanten einer Forschungsrichtung anführt. (siehe Übersicht) Selbstverständlich erhebt diese Grafik keinen Anspruch auf Vollständigkeit, sondern soll dem Leser dieser Arbeit für den Theorieteil als graphische Unterstützung dienen, als auch die Bedeutung der Forschungsrichtung, welcher die vorliegende Arbeit angehört, in der modernen Finanztheorie unterstreichen:

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Übersicht: Zusammenhang der wissenschaftlichen Literatur zum Forschungsgebiet Finanzintermediation

Quelle: eigene Darstellung

Im folgenden wollen wir die bekanntesten Forschungsgebiete in der modernen Finanztheorie in einer Übersicht erklären: Zunächst wollen wir aber die Entstehung der obigen Übersicht erklären. In einem ersten Schritt wurde mit den Begriffen Finanzintermediation, Banken, Bankenstrategie, Bankeneffizienz, Bankenstruktur und Bankenregulierung in den volkswirtschaftlichen Literaturdatenbanken Econlit und Econbase in A und B gerateten Journals, eine umfassende Literaturrecherche vorgenommen. Anschließend wurden die Artikel aus der Literatursuche nach bestimmten Aufgliederungskriterien aufgeschlüsselt. Die Aufgliederungskriterien waren demnach Aktualität, makroökonomische Relevanz und Anzahl an bisher erschienener Literatur.

Für eine übersichtliche Darstellung wurden abschließend die 8 wichtigsten Forschungsgebiete in 2 Gruppen untergliedert: jene der Finanzintermediationstheorie im engeren Sinne (A) und Finanzintermediationstheorie im weiteren Sinne (B,C).

Beim Screenen der wissenschaftlichen Beiträge ist aufgefallen, dass neben zahlreichen Randthemen in der modernen Finanztheorie verstärkt in 7 Schwerpunktgebieten geforscht wurde. Ausgehend vom Arrow Debreu Modell, haben sich in den frühen 50-er Jahren Strömungen in der modernen Finanztheorie entwickelt, welche die Rolle der Finanzintermediäre in Verbindung mit Transaktionskosten und der Beschaffung von Information brachten. (1.Richtung) „Schützenhilfe“ erhielten die Finanzakteure in den 60-er und 70-er Jahren durch den rasanten Fortschritt der Informations- und Kommunikationstechnologie. Neue Medien schaffen ein unglaubliches Maß an Markttransparenz. Informationen über die globalen Geld- und Kapitalmärkte waren allmählich praktisch für jeden jederzeit und zu niedrigen Kosten verfügbar. Damit erhöht sich die Zahl der gehandelten Finanztitel beträchtlich und mit ihr die Möglichkeit für Anleger ein Anlageportefeuille nach individuellen Risiko-Ertrags-Gesichtspunkten zu strukturieren. (CAPM) Nachdem die Finanz- und Kapitalmärkte in den 70-er Jahren zunehmend effizienter wurden und die Transaktionskosten stark sanken, haben Wissenschaftler in den frühen 80-er Jahren die Aufgaben der Banken und Börsen im Bereich „Monitoring“ geglaubt zu finden. (2. Richtung) Bereits vor dieser Entwicklung haben sich Autoren wie Harrison, Levine und Diamond in den frühen siebziger Jahren mit den Zusammenhängen zwischen Finanzintermediation und Wirtschaftswachstum auseinandergesetzt.. (3.Richtung)

Die meiste Beachtung wurde in der modernen Finanztheorie in den frühen 90-er Jahren dem Phänomen Finanzintermediation und Stabilität geschenkt, worunter sowohl der Streit zwischen bank based versus market based, als auch diverse Regulierungsdiskussionen fallen.[23] (4.Richtung) In den vergangenen Jahren gab es den größten Anstieg an Beiträgen in der Frage der neuen Funktionen von Finanzintermediären. (5.Richtung) Ihren Höhepunkt hatte diese Strömung mit der Einführung funktionalen Perspektive unter Crane, Merton und Bodie 1995 erreicht wobei anzumerken ist, dass von Santomero, Allen und Scholtens in den vergangenen Jahren es zu massiven Kritiken an diesem Modell kam und diverse Weiterentwicklungen und Verbesserungsvorschläge für diesen Meilenstein in der modernen Finanzintermediationstheorie angeboten wurden.[24]

Für die Bankenpraxis derzeit am interessantersten scheinen diverse Bankeneffizienzmessungen zu sein. Zu diesen Effizienzmessungen zählen etwa jene, die sich mit Effizienzsteigerungen und Produktivitätsverbesserungen aus Bankenzusammenschließungen, mit Effizienzmessungen einzelner Bankprodukte oder mit den Effizienzeffekten aus Liberalisierungs- und Deregulierungsprozessen, befassen. (6.Richtung)

Am wenigsten Aufmerksamkeit wurde der vergleichsweise jüngsten Forschungsrichtung „Finanzintermediation und Strategie“ (Behandlung der Zukunftsaussichten der Finanzintermediation) gewidmet. (7.Richtung) Einerseits lässt sich dies damit begründen, dass wesentliche Fragen diverser anderer Diskussionen im Bereich der Finanzintermediationsforschung noch nicht ausreichend beantwortet werden konnten, um sich dieser weiteren Fragestellung zu widmen. Andererseits kann man die eher geringe Teilnahme wissenschaftlicher Beiträge in der Volkswirtschaftslehre an dieser Diskussion damit begründen, dass dieses Themengebiet theoretisch der Bankenwirtschaft bzw. Bankbetriebslehre zuzuschreiben ist.

Die vorliegende Arbeit soll einen wesentlichen wissenschaftlichen Beitrag im Bereich „Finanzintermediation und Strategie“ aus ökonomischer Perspektive leisten. Dabei stößt man zunächst aber auf folgendes Problem: Wenn man sich die umfangreiche Literatur aus dem gesamten Forschungsgebiet Finanzintermediation und Finanztheorie vor Augen hält wird man feststellen, dass die Komplexität und die Vielschichtigkeit der diversen Forschungsbereiche es nicht möglich macht „eine“ umfassende Strategien für den Gesamtbereich der Finanzintermediäre oder gar eine „überschaubare“ Anzahl an Strategien für das gesamte Finanzsysteme zu entwickeln. Dazu reichten nicht einmal genauerste Kenntnisse aus allen Forschungsgebieten der modernen Finanzintermediationstheorie (von den Transaktionskosten- und Intermediationskosten-, Wachstums-, Stabilitäts-, Effizienz-, Funktionen-, Struktur- bis hin zur Regulierungstheorie) bzw. der gesamten modernen Finanztheorie aus.

Aus diesem Grund hat sich der Autor in einem weiteren Schritt dazu entschlossen für das Forschungsdesign einige Einschränkungen durchzuführen: Nach grundlegenden Recherchen in der modernen Finanzintermediationstheorie und genauen Erkenntnissen aus der Bankeneffizienzmessung entschied sich der Autor zur Entwicklung einer neuen Zielstruktur für Banken; also einer Gruppe von Finanzintermediären, welche wiederum ein Teil des globalen Finanzsystems sind, zu entwickeln.

Wir wollen an dieser Stelle zusammenfassen: Die vorliegende Dissertation liefert einen grundlegenden Beitrag mit der Entwicklung neuer Strategien bzw. Strukturen für österreichische Banken im europäischen Banking.

2. Strukturwandel im Bankensystem und Strukturveränderungen im Anlegerverhalten

Im folgenden wollen wir auf die aktuelle Situation im Bankenwesen (Universalbanken und Investmentbanken) eingehen, wobei ein weiterer spezieller Fokus auf das geänderte Anlegerverhalten gelegt wird:[25]

Wenn man die aktuelle Wirtschaftspresse studiert wird man bemerken, dass die Aktualität der Bankenkrise einerseits durch die permanenten Veränderungen in der Investmentbanking Branche seit den 90-er Jahren weltweit gegeben ist, andererseits aber auch durch die immer stärker werdende Bedeutung von Banken in der gesamten Weltwirtschaft (Universalbanken, Allfinanzkonzerne).

Der immer tiefgreifendere Strukturwandel in der Banken Brache in Europa lässt sich wie folgt beschreiben:

Neue Wettbewerber drängen in Europa auf den Markt, etablierte klassische Banken (Kreditinstitute, Privatbanken) verlieren Kunden und müssen sich neu ausrichten. Verschiedentlich wurde argumentiert, dass kleine Institute besser verdienen als große.[26] Durch die weltweiten Fusionen, Übernahmen und Beteiligungen nimmt das Bankenwesen aber klarere Konturen in Richtung globale Marktführerschaft („Größe“) an. Auch in Europa sieht sich die Bankenbranche einer zunehmenden Konzentration im Universalbankensystem gegenüber.[27]

Aktuelle Bankenstrategiediskussionen beschäftigen sich daher mit der Frage, ob es in einigen Jahren nur mehr 3-5 Universalbanken in Europa geben wird:[28]

Die Vorteile von Unternehmenszusammenschlüssen sollten aber nicht dazu verleiten, in blinde Fusionseuphorie zu verfallen. Denn Fusionen bieten nicht nur Chancen, sondern bergen auch Risiken. Unternehmensgröße ist für sich genommen noch keine Garantie für Erfolg. Neben Economies of Scale (Skalenerträge) kann es auch Diseconomies of Scale geben; solche entstehen, sobald eine optimale Unternehmensgröße überschritten ist. Größenvorteile lassen sich nur dann realisieren, wenn mindestens ein Fusionsunternehmen dieses Optimum bislang nicht erreicht hatte.

Betrachten wir nun die Auswirkungen der eben genannten Veränderungen für Universalbanken: Generell kommen die Vorteile eines Zusammenschlusses erst dann richtig zum Tragen, wenn er mit Qualitäten wie Kundenorientierung, Reaktionsschnelligkeit und gesteigerter Lernfähigkeit verbunden ist. Die Zusammenführung von Universalbanken mit unterschiedlichen Strukturen, unterschiedlichen Geschäftsfeldern, unterschiedlichen Prozessen, Systemen, Marken und Kulturen ist für Bankenmanager zwar eine große Herausforderung. Bei grenzüberschreitenden Mergers & Acquisitions verschärfen sich aber die Probleme durch Sprachbarrieren, unterschiedliche politische und rechtliche Rahmenbedingungen und sonstige länderspezifische Besonderheiten. All dies kann – auch nachdem eine Bankenfusion bereits beschlossen und besiegelt ist – zu massiven Reibungsverlusten schon im Integrationsprozess selbst führen. Sie sind manchmal so schwerwiegend, dass die Fusion letztendlich als gescheitert betrachtet werden muss. Es gibt zahlreiche Untersuchungen über den Erfolg oder Misserfolg von Bankenzusammenschlüssen (Tichy 2000). Danach liegt die Misserfolgsquote in einer Bandbreite von 50 % bis 80 % und ist damit in jedem Fall sehr hoch.[29] Wir werden die Ergebnisse der genauen Untersuchung von Tichy im weiteren Verlauf der Arbeit präsentieren.

Viel mehr Bedeutung sollte aber einem anderen Aspekt geschenkt werden :Eine zentrale Frage für die Zukunft aller europäischen Banken ist die Wettbewerbsfähigkeit im globalen Bankenumfeld. Diese bemisst sich nicht nach ihrer jeweiligen Bilanzsumme oder der Marktkapitalisierung, sondern ihrer Gewinnentwicklung und Einnahmeentwicklung. (siehe Übersichten) Entscheidend sind dabei „das richtige Konzept und die richtige Strategie“ für die Zukunft. Größe alleine, ohne Konzept ist zum Scheitern verurteilt, so wie jegliches unternehmerisches Engagement ohne Strategie zum Scheitern verurteilt ist.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Übersicht: Einnahmenentwicklung mit CAGR von 2,5 % - 3,1 %[30]

Quelle: Boston Consulting Group, Analyse von Küberl-Sorger, Schwarz und Ivanov, 2002

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Übersicht: Gewinnentwicklung mit CAGR von 0,8 % - 9,2 %[31]

Quelle: Boston Consulting Group, Analyse von Küberl-Sorger, Schwarz und Ivanov, 2002

Gute Gründe sprechen aber dafür, dass europäische Unternehmen in Zukunft die Finanzierungsmöglichkeiten des Kapitalmarktes stärker nutzen werden als bisher. Dies bedeutet folglich, dass einige der Hemmnisse für eine direkte Inanspruchnahme des Kapitalmarktes fallen werden.

Dies kann ökonomisch aus heutiger Sicht wie folgt begründet werden: Die Globalisierung schafft größere, transparentere und liquidere Finanzmärkte. Damit fällt es Unternehmen zunehmend leichter, ihren Kapitalbedarf auch durch die Emission von Aktien oder Anleihen zu decken. Der intensivere Wettbewerb auf den internationalen Finanzmärkten schafft innovative Produkte. So öffnen zum Beispiel „Asset Backed Securities (ABS)“ auch mittelständischen Unternehmen den direkten Zugang zum Kapitalmarkt. Dieses Finanzierungsinstrument basiert auf der Zusammenfassung von Kreditforderungen zu einem Pool, der durch Wertpapiere verbrieft wird.

Dadurch entsteht eine breite Refinanzierungsbasis und die Kosten der Kapitalbeschaffung sinken. Soweit die Unternehmen dazu übergehen, Finanzierungsmittel direkt am Kapitalmarkt aufzunehmen und gleichzeitig renditeorientierte Anleger verstärkt Wertpapiere nachfragen, kommt es zur „Disintermediation“ des Bankgeschäfts. Die Banken verlieren also insoweit ihre klassische Funktion, Spareinlagen entgegenzunehmen und sie – unter Transformation der Risiken, Fristen und Losgrößen – in Form von Krediten wieder auszureichen. Die Banken übernehmen stattdessen stärker die Funktion, die Ausgabe von Wertpapieren zu begleiten und diese für die Emittenten zu platzieren.[32]

Widmen wir uns nun dem Strukturwandel bei den Spezialbanken: Ähnlich dramatisch wie bei den Universalbanken sieht es auch bei den Spezialbanken in Europa aus. (wir konzentrieren uns in dieser Arbeit dabei auf die Investmentbanken)[33] Das Geschäft in der Königsdisziplin der Investmentbanken, Beratung bei Fusionen und Übernahmen ist in den vergangenen 2 Jahren um mehr als 50 % eingebrochen. Damit läuft das Geschäft der Institute schwach wie seit 5 Jahren nicht mehr.[34] Kaum ein Tag vergeht, ohne dass die Medien von Bankenfusionen im Investmentbanking berichten, oder entsprechende Gerüchte in Umlauf bringen. Diese dramatische Entwicklung ist die Folge einer weltweiten, immer engeren gegenseitigen Verzahnung der Märkte. Die „Globalisierung“ der realen Wirtschaft beschleunigt sich, angetrieben durch immer leistungsfähigere Informations- und Kommunikationstechniken, aber auch durch Veränderungen von politischen Rahmenbedingungen. Unternehmen werden in großem Stil privatisiert, bestimmte Teile ausgegliedert (Spin Offs), Manager machen sich in Form von LBO´s selbstständig. Die Folge ist auch in einer Nische des Bankenwesens ein immer härterer Wettbewerb unter den Spezialbanken.

Angesichts des verstärkten globalen Wettbewerbs zwischen den Investmentbanken und den Commercialbanks (=Universalbanken)[35], kam auch der österreichische Bankensektor in den vergangenen Jahren enorm unter Druck.[36]

Hinzu kamen die strukturellen Veränderungen im Anlegerverhalten, welche der Autor am Beispiel Österreichs wie folgt erklären möchte:

Lange Zeit galten private Kleinanleger in Österreich im internationalen Vergleich als extrem risikoscheu; als einzige sichere Anlageform erkannten sie das Sparbuch an. Doch dieses Bild hat sich grundlegend gewandelt, wohl auch als Folge des internationalen Wettbewerbs und der Globalisierung. Die Risikoaversion weicht einem zunehmend ausgeprägten Renditebewusstsein. Immer mehr Menschen wollen ihre Kapitalerträge auch unter längerfristigen Gesichtspunkten maximieren und trennen sich deshalb von ihrem Sparbuch. Alternativen finden sie – je nach Risikofreudigkeit – in Aktien, Investmentfonds oder Optionen, Futures oder an Indizes geknüpfte Anleihen.[37]

In den USA zum Beispiel machen die Bewertungsgewinne finanzieller Aktiva bis zu vier Fünftel des gesamten Geldvermögenszuwachses privater Haushalte aus. Dieser Unterschied erklärt sich dadurch, dass in den USA der Aktienbesitz wesentlich breiter gestreut ist. Dort halten über 40 % der Privathaushalte Aktien. In Österreich sind es immer noch deutlich unter 10 %. Damit gehört österreichischen Haushalten nicht einmal ein Drittel ihres heimischen Aktienmarktes.[38]

Parallel zu den Spar- und Anlagepräferenzen der privaten Haushalte verändert sich auch das Finanzierungsverhalten der Unternehmen. Ein größerer Finanzmarkt erleichtert den Unternehmen die Mittelbeschaffung – sei es über die Emission von Aktien oder durch Unternehmensanleihen. Fremdkapital per Bankkredit wird zunehmend durch verbriefte Kapitalmarktmittel ersetzt. (Securitization). In Österreich ist diese Entwicklung noch recht verhalten. Noch finanzieren sich österreichische Unternehmen in erster Linie über Bankkredite.[39]

Die Ursachen hierfür liegen vor allem in der stark mittelständisch geprägten Struktur des österreichischen Unternehmenssektors. Für kleinere und mittlere Betriebe schied in der Vergangenheit eine direkte Kapitalmarktfinanzierung schon aus Kostengründen aus.[40]

Hinzu kommt, dass es im Falle direkter Finanzierungen über den Kapitalmarkt den Anlegern überlassen bleibt, Risiko und Rentabilität des zu finanzierenden Projektes zu beurteilen. Kleinere Betriebe unterliegen jedoch nur sehr eingeschränkten Informations- und Offenlegungspflichten; auch fehlt die laufende Bonitätsbeurteilung durch den Kapitalmarkt. Das bedeutet: Private Haushalte können sich als potentielle Anleihezeichner die notwendigen Informationen über den Schuldner allenfalls zu sehr hohen Kosten beschaffen; dies verringert die Rendite und macht die Anlage unattraktiv. Im Gegensatz dazu verfügen die Kreditinstitute aus ihrer traditionellen Position als Hausbank (= zumeist Universalbanken) heraus häufig über hinreichende Informationen, um Bonitäten zu prüfen und die herausgelegten Kredite zu überwachen.

Wir können an dieser Stelle also zusammenfassen: Es stellen sich den meisten europäischen Banker derzeit die Frage, ob das traditionelle Modell der Universalbanken als „Allrounder“ ein Modell der Zukunft ist, oder ob der Wandel im Umfeld der Banken den einen oder anderen zu einen neu zu überdenkenden Konzeption zwingt. (z.B Multi Produkt Bank, oder Allfinanzkonzern)[41] Der zentrale Grund der Strukturänderung im Bankenwesen ist die Globalisierung und die damit einhergehende Wettbewerbsverschiebung. Das europäische Universalbankensystem stand bis vor einigen Jahren einem angelsächsischen Trennbankensystem gegenüber, wobei beide sich in direkter Konkurrenz gegenüberstanden.[42] Heute kämpfen die größten weltweit tätigen Banken um die selben Kunden in profitablen Sparten (z.B Investmentbanking, Private Banking, Assetmanagement, etc.), frei nach dem Motto „everything for everybody everywhere“.

In diesem Kampf haben österreichische Universalbanken mehrere Probleme: Zunächst fällt auf, dass die meisten österreichischen Banken nicht ertragbringende Unternehmensbereiche über eine lange Zeit hindurch unterstützt haben, welche heute nicht mehr vom privaten oder institutionellen Kunden dementsprechend genützt werden Dies verursachte indirekt, dass Banken die gesamt aufgewendeten Kosten nicht mehr ausreichend unter Kontrolle hatten, sodass es nicht mehr möglich war die Produkte kostenattraktiv anbieten zu können.[43] Angesichts der soeben aufgezählten Probleme werden wir im folgenden einige angewandte Lösungsansätze auf europäischer Ebene kennen lernen.

3. Aktuelle Strategische Wahlmöglichkeiten für Banken in Europa

Im folgenden wollen wir eine kritischen Betrachtung über die bisher angewandten Strategien europäischer Banken unternehmen, wobei mit einigen Beispielen aus der Praxis die jeweiligen Lösungsansätze untermauert werden wollen:

3.2 Investmentbank - Spezialbank

In den 1980-er und 1990-er Jahren waren selbständige europäische Investmentbanken, wie Barings, Morgan Grenfell, Kleinwort Benson, usw. zweifellos diejenigen Banken, welche mit den höchsten Margen und Gewinnen in Europa arbeiteten. Aus diesem Grund haben zahlreiche europäische Universalbanken, wie die Dresdner Bank, Deutsche Bank und UBS in den letzten Jahren Investmentbanken dazugekauft, um so profitabler zu werden. Nahezu alle bis auf ING und Dresdner Bank haben dies auch geschafft. Heute sind in Europa nur mehr wenige Investmentbanken eigenständig: Cazenove, Lazard und Rothschild zählen zu diesen.[44]

Zweifelsfrei kann man behaupten, dass vergleichsweise kleine europäische Investmentbanken weiterhin zu den profitabelsten Banken gemeinsam mit Schweizer Privatbanken gehören. Die Mindestgröße einer ertragreichen Investmentbank ist wissenschaftlich jedoch kaum zu definieren, somit sind auch optimale Kapitalstruktur und optimale Kostenstruktur per se nicht klar festzulegen. Es existiert seit geraumer Zeit das Problem, dass gerade die betrieblichen Aufwendungen bei den Investmentbanken vergleichsweise massiv steigen, wobei die Personalkosten zumeist bis zu 90% der Kosten betragen! Angesichts einer Weltwirtschaftskrise interessieren heute positive Rentabilitätskennzahlen Anteilseigner von Banken wie nie zuvor. Diesem Druck können sich Investmentbanken nicht entziehen. Mit diesen Vorgaben kam es in letzter Zeit im Investmentbanking zu erheblichen Schwierigkeiten.

Investmentbanken können in einer Rezession in der Regel nur mit neuen Mandaten, Konzentrationen oder neuen Produkten operative Erfolge vorweisen. Wir werden uns im weiteren Verlauf der Arbeit mit den neuen Produkten der Investmentbanken näher auseinandersetzen.

Fazit: Jene am stärksten konjunkturabhängige Sparte in der Bankenbranchen, Investmentbanking, hat angesichts der aktuellen äußerst schwierigen Marktsituation mit den größten Problemen zu kämpfen. Die eben genannten Personal bzw. Verwaltungsaufwendungen erhöhen massiv die Anfälligkeit der Spezialinstitute für Übernahmen oder gar Schließungen.

3.2 Multi Produkt Banking - Universalbank

Der Multispezialist ist eigentlich von der Struktur ident mit der traditionellen Universalbank mit dem einzigen Unterschied, dass die einzelnen Sparten mit einer eigenen Ergebnisverantwortung ausgestattet sind und sich eigenständig in der Branche behaupten müssen. Vorweg sei angemerkt, dass auch dieses Gebilde sich als nicht zweckdienlich erwiesen hat.[45]

Das Konzept sieht wie zunächst folgt aus: Für größere Banken oder Finanzgruppen erscheint es sinnvoll, spezialisierte Unternehmenseinheiten zu schaffen, die nebeneinander unterschiedliche Kundenkreise mit verschiedenen Produkten bedienen sei es im Heimatmarkt, im europäischen Ausland oder weltweit. Eine solche Finanzgruppe setzt sich dann aus einer Reihe von Spezialbanken mit jeweils eigener Kunden-, Produkt- und Ertragsverantwortung zusammen. In Europa begann sich in dieser Gestalt über die letzten Jahre ein neuer Banktypus herauszubilden, der gegenüber dem vom Zeitgeist noch hochgelobten Typ der reinen Investmentbank angelsächsischen Musters mancherlei Vorzüge aufzuweisen hatte. Es handelte sich dabei um eine etwas modifizierte Universalbank: einer Multi-Produkt-Bank bzw. eines Multispezialisten.

Bis heute glaubt man, dass die neue Struktur eines Multispezialisten den modernen Markterfordernissen gerecht wird und neue, zukunftsträchtige Geschäftsfelder und Vertriebswege umfasst, welche bei der traditionellen Universalbank noch unterentwickelt waren.[46]

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Übersicht: Multi-Produkt-Bank: Die Hauptmerkmale dieses neuen Banktyps, Quelle: BIS (1999): “Restructuring in the global banking industry”, BIS Quarterly Review, August.

Der neue Banktypus hatte wegen seiner Flexibilität, seiner breiten Produktpalette und starken Diversifizierung besonders gute Chancen, den weltweiten Strukturwandel im Bankgeschäft zu bewältigen. Denn angesichts der immer rascheren Gewichtsverlagerungen des Geschäfts glaubten die Bankenmanager der Universalbanken, dass Kunden alle Bankenprodukte „unter einem Dach“ suchen würden.

Ein Rückgang in traditionellen Geschäftszweigen konnte durch andere Aktivitäten ausgeglichen werden. Diese Eigenschaften konnten ökonomisch gar nicht hoch genug eingeschätzt werden.[48]

Das Multi Product Banking wurde von österreichischen Banken, nach sehr erfolgreicher Implementierung in anderen europäischen Ländern, schließlich Anfang der 90-er Jahre schrittweise eingeführt. Die Ergebnisse sind heute sehr erfreulich: Man verweise auf das Konzept der Bank Austria Creditanstalt oder das Konzept der Erste Bank, als führendes Institut auf einem Heimmarkt von mehr als 40 Millionen Kunden in zentral- und Osteuropa oder die Raiffeisen Zentralbank als weiteres erfolgreiches Haus in Osteuropa. Ähnlich positiv sieht es bei den Österreichischen Volksbanken, der BAWAG PSK Gruppe oder der Hypo Alpe Adria Bank aus.

Um es noch einmal zu verdeutlichen: Die Vorteile des Multi Product Banking lagen bisher in den zugrundeliegenden Annahmen, dass die Zukunft den Banken gehören würde, die es schaffen aus einem breiten Spektrum von „high value added” Produkten Synergien zu erzielen. Multispezialisten bieten demnach schlagkräftige, wertschöpfende Geschäftsfelder und nicht unbedingt nur eine möglichst lange Bankbilanz, wie im traditionellen Universalbankenmodell.[49]

In der Praxis gab es jedoch vor kurzem auch negative Beispiele für Multiproduktspezialisten: So hat die Deutsche Bank von 1995 bis 2001 das Assetmanagement in die DWS, das Privatkundengeschäft in die Deutsche Bank 24, das Versicherungsgeschäft in die Deutsche Herold usw. nach dem Modell des Multi Product Banking aufgespaltet. 2002 zeigte sich jedoch, dass diese Form des „Management by Results“ Schwierigkeiten in sich birgt. So kam es zu enormen Schwierigkeiten bei der Umsetzung der verschiedenen Unternehmenspolitiken der einzelnen Sparten mit einer eigenen Ergebnisverantwortung. Weiters brachten Zukäufe und Verkäufe erhebliche Probleme: Ein „Insourcing und Outsourcing“ nach dem Modell des Multispezialisten vermochte in der Theorie sich mit den Argumenten „Geschwindigkeit“ und „Flexibilität“ verkaufen lassen, jedoch sah die Praxis beispielsweise bei der Integration von Scudder schließlich wenig erfolgreich aus.

Ein weiters Argument gegen diese Art von „Holdingstruktur“ im Bankengeschäft liefert dessen Organisation: Das Dach der Divisionen des Multispezialisten bildet die personell schlank ausgestaltete Zentrale.[50] Es hat sich jedoch gezeigt, dass zu viele Hierarchieebenen darunter eingegliedert waren, wodurch die Führungsstrukturen nicht übersichtlich und transparent mehr sein konnten.

Abschließend sei der zum Teil übertriebene „Größenwahn“ bei den Universalbanken erwähnt: Ob Größe alleine, als absolutes Idealziel einer Universalbank, zum Erfolg führt ist aus heutiger Sicht stark zu bezweifeln, denn den Größenvorteilen stehen höhere Kosten durch steigende Komplexität entgegen. Diese lässt sich feststellen, wenn man die nach Marktkapitalisierung (Market- Cap) und Eigenkapital größten europäischen Banken (Stand 2001) betrachtet, wo bei den ROE’s und Kosten-Ertrags Relationen (CIR) die größten vorne liegen.[51] Größe alleine könnte zum Erfolg führen, wenn eine Bank nachdrücklich die Strategie der Kostenführerschaft mit weitgehend standardisierten Produkten verfolgt. Aber welches Bankenmanagement möchte dies schon, wenn damit Quantität vor Qualität gestellt wird.

Größe darf jedoch nicht mit Qualität oder Kompetenz gleichgesetzt werden. Qualität und Kompetenz sind die beiden wesentlichsten Komponenten für „Vertrauen“. Vertrauenswürdigkeit ist wiederum das Verkaufsargument schlecht hin der Banken.

Aus heutiger Perspektive lässt sich klar erkennen, dass Multispezialisten bzw. Universalbanken nicht die ideale Strategie sind, um die Bankenwirtschaft aus der Strukturkrise in die Zukunft zu führen: Es ist nicht unbedingt wichtig mit allen Geschäftsfeldern in vielen Ländern präsent zu sein. Dadurch entstehen zu hohe Komplexitätskosten. Qualitativ lassen sich trotz steigender Zahl von Transaktionen und sinkender Durchschnittskosten (Economies of Scale) Vertrauensverluste nicht vermeiden. Bei zunehmender Standardisierung können sich Synergien zwischen den Geschäftsfeldern (Economies of Scope) ergeben (als bekanntestes Beispiel seien die Cross Sellings von Kreditprodukten genannt.)[52], wodurch jedoch die Kompetenz und Flexibilität für ausgefallenere Wünsche der Kunden in einem gewissen Masse eingeschränkt wird.

Fazit: Modernes Banking im 21.Jahrhundert sieht heute anders aus.

3.3 Allfinanzdienstleister - Allfinanzkonglomerat

Die extremste Ausprägung globalen Wachstumstriebs in der Bankenwirtschaft findet man in Form des Allfinanzkonzepts. Der aktuelle europäische Trend geht seit einigen Jahren in den Beneluxstaaten und der Schweiz in Richtung eines „integrierten Finanzdienstleisters“ oder auch Allfinanzkonzeptes. Als Begründung für den Allfinanzansatz werden Verbundeffekte angeführt, die sich in der Kunden- und in der internen Sphäre ergeben sollen: Zum einen soll das Allfinanzangebot Kundenpräferenzen wiederspiegeln. Demnach schafft ein um Versicherungs- und andere Finanzdienstleistungen erweitertes Bankleistungsprogramm „aus einer Hand“ einen zusätzlichen Kundennutzen. Es entstehen damit sogenannte Verwendungs- und Beschaffungsverbünde zwischen Bank- und Versicherungsleistungen auf Seiten des Kunden. Zum anderen sollen durch das Allfinanzkonzept interne Verbundeffekte genutzt werden, und zwar im technisch-organisatorischen und dabei vor allem im betriebsbezogenen Bereich. (Man unterscheidet dabei zwischen dem möglichen Herstellungsverbund und dem potentiellen Absatzverbund.)[53]

Die Vorreiter aller Allfinanzkonzerne waren die hölländisch-belgische Fortis und die holländische ING. Beide weisen seit Jahren solides Ertragswachstum aus. Nach Ansicht von Finanzanalysten kommt den Allfinanzkonzernen neben den Synergien im Vertrieb vor allem zu Gute, dass die beiden Geschäftszweige Banken und Versicherung auf Konjunkturschwankungen teilweise gegenläufig reagieren.[54] Ob Allfinanzdienstleister angesichts der derzeitigen Marktsituation und Trends weiterhin erfolgreich sein werden kann an dieser Stelle nicht beantwortet werden.[55]

3.4 Resumé

Wir haben nun die aktuellen Probleme im Investmentbanking und die nicht so erfolgreichen Konzepte der Universalbanken/Multispezialisten und Allfinanzdienstleister beleuchtet. Im folgenden möchte der Autor ein neues interessantes Konzept, welches in kleineren Staaten wie beispielsweise Österreich angeboten werden soll, entwickeln. Dabei werden einerseits kleine und mittlere Institute (im europäischen Größenvergleich) als Vorbilder herangezogen, die sich in ihrer Nische spezialisiert haben und zum Marktführer aufgestiegen sind. Andererseits soll die so genannte „Bank der Zukunft“ auf dem Modell des Multi Product Banking beruhen: homogene Produkte, hohe Markttransparenz, leichter Marktzutritt.

II. Aufbau der Arbeit

Nach einer kurzen Einführung in die aktuellen Entwicklungen im Bankenwesen und Bankenumfeldin Europa (Kapitel 1-3) wird sich der ersten Teil der Arbeit mit Definitionen und Begriffserklärungen auseinandersetzen. Dabei soll der Unterschied von Investmentbanken (Spezialbanken) und Commercialbanks (Universalbanken) bzw. Universalbankensystem und Trennbankensystem, die genauen Geschäftsfelder von Investmentbanken und der Unterschied zwischen Effizienz in der BWL und Effizienz in der VWL herausgearbeitet werden. (Kapitel 4)

Die Frage nach der Produktivität und Effizienz im Bankenwesen bildet den zweiten Teil des Theorieteils der vorliegenden Arbeit. Auf Grund der großen Zahl an Effizienzmessungen im Bankenwesen hat der Autor sich entschlossen in einer Übersicht die wichtigsten Erkenntnisse einer Auswahl an Studien zu präsentieren. Für die vorliegende Arbeit hat der Autor die 2 aktuellsten und für den österreichischen Markt relevantesten Studien zusammengefasst und die Implikationen für den Leser verständlich dargestellt.[56] (Kapitel 5-6)

Im dritten Abschnitt der Theorie soll gezeigt werden, wie in der modernen Finanztheorie die Existenz von Banken begründet wird, was für Aufgaben demnach Banken in Finanzsystem erfüllen und welche Funktionen sie in der Volkswirtschaft wahrnehmen. Eine Darstellung verschiedener Ansätze hat zum Ziel, einen systematischen Überblick über die verschiedenen Modelle zur Erklärung der Rolle der Finanzintermediation zu bekommen. (Kapitel 7)

Nach dem abgeschlossenen Theorieteil (Definitionen, Einführung in die Finanzintermediationstheorie, Erkenntnisse aus den Effizienzanalysen) beschäftigt sich die Arbeit mit den bisherigen Strukturen (Universalbankensystem, Sektorentradition) und den Problemen vergangener Veränderungen österreichischer Banken (Fokus: Abbau von Investmentbanking, Zielkonflikte zwischen nationalen Streubesitz und internationaler Kernaktionäre) (Kapitel 8).

Zur Beantwortung der Forschungsfrage (Entwicklung einer neuen Zielstruktur für österreichische Banken) müssen zusätzlich die grundlegende Chancen und Möglichkeiten im aktuellen Marktumfeld (Entwicklungen und Trends in Österreich) analysiert werden. Eine kritische Beurteilung des Bankenumfeldes und die Feststellung neuer Marktnischen wird sodann in die Formulierung des neuen Ansatzes einfließen. Im Hauptteil der Arbeit wirdeine neue Bankenstrategie und neue Bankenstrukturen (neue Bankentypen) präsentiert werden, die wir als sogenannte Zielstruktur bezeichnen werden.[57] (Kapitel 9-11)

Mit den aktuellen Zahlen aus dem österreichischen Bankenwesen (Kapitel 12 Ertragslage der österreichischen Banken per 3. Quartal 2002) und einem Ausblick in die Zukunft (Kapitel 13 Schlussbemerkung) endet diese Arbeit.

Damit entspricht die Arbeit dem allgemeinen Ziel der Wissenschaft, befriedigende Erklärungen für alles zu finden, was einer Erklärung zu bedürfen scheint, um damit den menschlichen Wissensbestand zu erweitern und Probleme der Praxis besser beherrschen zu können.[58]

B. Theoretischer Hintergrund: Definitionen

Wie bereits in der Einleitung beschrieben unterteilt man die Bankenindustrie entlang der beiden Dimensionen Kunden und Produkte. So lassen sich Finanzinstitute in a) Universalbanken (Kreditinstitute – traditionelle Universalbanken, Multi Produkt Banken – neue Universalbanken), b) Allfinanzkonzerne und c) Spezialbanken (Investmentbanken, Privatbanken, Exportfinanzierungsbanken, usw.) untergliedern. Im folgenden gehen wir näher auf den Begriff Investmentbanking unter Berücksichtigung der Erfolgschancen im Riskmanagement ein.

4. Begriffsdefinitionen

In den vergangenen Kapiteln wurde gezeigt, dass Banken und Finanzmärkte im Prinzip ähnliche Funktionen erfüllen. Die zentrale Frage für die Zukunft wird sein, welche bestehende Institutionen welche Aufgaben am besten lösen werden, d.h. welche prinzipiellen Vorteile eine Form von Intermediation gegenüber einer anderen Formen besitzt wird. Im folgenden werden wir uns auf den Aspekt Risikotransformation in Form von Zins- und Währungsmanagement konzentrieren.

4.1 Klassifikation von Banken

Märkte erfüllen in der klassischen Theorie Koordinations-, Allokations- und Auswahlfunktionen, wobei Banken neben den klassischen Funktionen von Märkten: Losgrößentransformation, Fristentransformation und Risikotransformation anbieten. Im folgenden gehen wir kurz auf die 3 Funktionen von Banken ein:[59] Im Rahmen der Losgrößentransformation ermöglichen Banken Transaktionen von Kapitalgebern und -nehmern, die unterschiedlich große Beträge handeln möchten. Banken leisten insofern Fristentransformation, indem sie Angebot und Nachfrage nach unterschiedlich befristetem Kapital in Übereinstimmung bringen. Dazu werden Primär- und Sekundärmärkte gebraucht. Risikotransformation kann durch Risikoreduktion und Risikoaufspaltung erreicht werden.[60]

In jüngerer Zeit wurde in den USA und in Großbritannien eine Trennung der Bankensysteme in Wertpapierdienstleister („Investmentbanken“) einerseits und Einlagen- und Kreditbanken („Commercial Banks“) andererseits durchgeführt. Das Leistungsspektrum der kontinentaleuropäischen „Universalbanken“ umfasst hingegen sowohl das Einlagen- und Kreditgeschäft, als auch das Wertpapiergeschäft.[61] Im traditionellen Commercialbanking nehmen Banken (Kreditinstitute) Kapital entgegen und vergeben Kredite. Sie betreiben dabei verstärkt die klassischen Aufgabe der Losgrößentransformation, weniger die der Fristentransformation und Risikotransformation. Im Investmentbanking werden die Leistungen im Wertpapierbereich oder allgemeiner im Zusammenhang mit Finanzinstrumenten erbracht. Die Palette reicht vom Eigenhandel mit Eigen- und Fremdkapital bis zur Unterstützung bei der Emission von Anleihen und Aktien. Hier betreiben die Banken eher weniger Losgrößentransformation, sondern verstärkt Fristentransformations- und Risikotransformationsaufgaben.

4.1.1 Investmentbanken (Spezialbanken)

Dem Investmentbanking werden in einer weiteren Abgrenzung die Wertpapiergeschäfte von Finanzinstitutionen zugeordnet. Eine geläufige Abgrenzung ist folgende:

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Übersicht: klassisches Investmentbanking

Quelle: Achleitner, A. (2000): Handbuch Investmentbanking, Gabler Verlag, 2.Aufl.

Investmentbanken stammen in ihren Ursprüngen aus dem Vereinigten Königreich von Großbritannien. Die Besonderheit eben solcher liegt dabei im folgenden: Eine angelsächsische Investmentbank tritt demnach nicht in einen Finanzierungskontrakt mit Kunden ein, sondern agiert als Vermittler, der die Transformationsleistungen des Kapitalmarktes nutzbar macht. So wird die Existenz von Investmentbanken als Finanzintermediäre vorrangig mit der Reduktion der Transaktionskosten („unvollkommener Kapitalmarkt“) begründet.[62] Im vorhin beschriebenen Einlagen- und Kreditgeschäft treten Banken hingegen in Finanzkontrakte als Vertragspartner ein und können so selbst mehr oder weniger Losgrößen-, Fristen-, und Risikotransformationsleistungen erbringen. Neben der Reduktion von Transaktionskosten folgt hieraus eine Reduktion von Qualitäts- und Verhaltensunsicherheiten aus Informationsasymmetrien. Die resultierende Übernahme von Risiken im Einlagen- und vor allem Kreditgeschäft prägt die Strukturen und Prozesse in Universalbanken traditionell sehr weitgehend.[63]

Aus diesem Unterschied heraus lässt sich zeigen, dass Investmentbanken Kapitalmarktakteure bei der risikobezogenen Strukturierung von Transaktionen unter Nutzung der Transformationsfunktionen von Primär- und Sekundärmarkt beraten.

Sie übernehmen aus dem Kundengeschäft keine Risiken. Risikoübernahme erfolgt bei Investmentbanken nur im Eigenhandel mit Wertpapieren und Derivativen, gegebenenfalls auch bei Platzierungsgarantien und Zwischenfinanzierungen. Es handelt sich dabei zumeist um handelbare Titel, sodass die Risikoübernahme kurzfristig reversibel ist. Im Einlagen- und Kreditgeschäft gehen die Banken hingegen langfristige Risiken ein.[64]

Im folgenden werden die einzelnen Geschäftsfelder der europäischen Investmentbanken kurz beschreiben. An dieser Stelle sei aber angeführt, dass wir uns auf den Bereich Riskmanagement verstärkt konzentrieren werden, da dieser Bereich für die Zukunft österreichischer Banken von großer Bedeutung sein wird.

4.1.1.1 Corporate Finance

Im Bereich Corporate Finance werden folgende verschiedenen Geschäftsfelder unterschieden, wobei der funktionale Fokus eindeutig auf der Beratungsleistung liegt:

-Mergers and Acquisitions: dies umfasst Fusionen und Akquisitionen von Unternehmen, letztere machen aber den weitaus größeren Teil des Geschäftes aus. Im Rahmen dieser Tätigkeit berät eine Investmentbank den Kunden, der einzelne Teile eines Unternehmens kaufen oder verkaufen will. Bei einem Deal (share deal oder asset deal) sind zwei Parteien involviert, der Käufer und Verkäufer, für die jeweilige Seite steht eine Investmentbank für Strategie und Umsetzung zur Verfügung. Dabei spielen die Verhandlungen, Unternehmensbewertung, Gestaltung von Verträgen und Strukturierung von Verträgen bei der Durchführung der Angriffe oder Verteidigungen eine große Rolle.

-General Advisory, Structured Finance und Leveraged Finance : zumeist fallen in diesen Bereich die Relationship Managementtätigkeiten. Es handelt sich dabei um Banker, die im engen Kontakt mit den führenden Managern von Unternehmen stehen und zu Restrukturierungen und Sanierungen der Kapitalseite mit dem Zweck der kostengünstigen und geschäftszweckadäquaten Kapitalbereitstellung konfrontiert werden. Dazu zählen die Möglichkeiten wiederholte Emissionen auf der Eigen- oder Fremdkapitalseite durchzuführen. Zusätzlich zur Erreichung von erfolgreichen Sanierungen können Projektfinanzierungen, LBO’s, MBO’s, Aktienrückkäufe oder Mitarbeiterbeteiligungen durchgeführt werden.

Der Produktfokus im Corporate Finance kann dabei vom Finanzierungsspezialisten, Außenhandels- bis hin zum Liquiditätsspezialisten liegen. Das Wesen dieses Geschäfts liegt darin, dass die Bank den Unternehmen nicht einzelne Produkte zur Verfügung stellt, sondern mit Ihnen gemeinsam umfassende Lösungen erarbeitet. Lösungen, die immer auch die Gesamtlage und die Phase des Lebenszyklus des Unternehmens berücksichtigen. Neben der Bereitstellung von Kapital, einem exzellenten Branchen- und Produkt Know How sowie ausgezeichnetem Kapitalmarktzugang, zählt dabei vor allem das Potential innovative Finanzierungslösungen anbieten zu können.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Übersicht: Underwriting im Primärmarkt, Quelle: eigene Darstellung

Spricht man von Segmentfokus im Geschäftsfeld Corporate Finance, dann kann dieser je nach Größe von Small Cap Unternehmen (junge Unternehmen) bis hin zu Mid- oder Large Corporates (konzernähnlichen Unternehmen) reichen. Solide Kenntnisse über die Branche, das Wettbewerbsumfeld, die Abschätzung der Veränderungsdynamik in diesem Branchenumfeld und zuverlässigen Einschätzungen über die Zukunftsaussichten sind ein wesentlicher Schlüssel zum Erfolg.

Ein sehr spezielles Produkt Engeneering, unterstützt durch ein hoch qualifiziertes Research und eine gut ausgebaute Platzierungskraft, ist der Grundpfeiler für dieses Geschäft.

Der Mehrwert der Leistungen für den jeweiligen Kunden hängt neben der Branche auch vom jeweiligen Problem (z.B Sanierung) und dem Unternehmensmanagement ab. In der Regel versuchen Banken vor allem in der Integration von kapitalmarktorientierten Lösungen eine Vermittlerrolle zwischen einem Markt und dem Kunden einzunehmen. (in letzter Zeit verstärkt in Form von Krediten als Wertpapiere) Die Zielsetzung von Corporate Finance muss in der Folge darin liegen die richtigen Lösungen zu entwickeln und vorzubereiten. In letzter Instanz entscheiden aber die Unternehmensmanager über die Umsetzung.

4.1.1.2 Equity / Debt Capital Markets

Im Bereich Capital Markets werden die Emissionen und Platzierungen von Aktien und Anleihen (bzw. Wertpapiere aller Art) durchgeführt. Die Investmentbanken sind in die Beratung des Emittenten, die Übernahme der Wertpapiere[65] und die Distribution an die Investoren involviert. Der Emissionsmarkt ermöglicht die effiziente Beschaffung und Bereitstellung (langfristiger) Finanzmittel. Durch die Emission von Wertpapieren ist es in der modernen Volkswirtschaft möglich, große Investitionsausgaben betragsmäßig in kleine Einheiten aufzuteilen und die marktspezifischen Risiken für den einzelnen Investor zu begrenzen. Equity / Debt Capital Markets bilden die Schnittstelle zwischen Corporate Finance und dem Sales / Trading / Brokerage des Anleihen- und Aktienhandels. Die involvierten Parteien haben nicht zwingend die gleichen Interessen; es resultieren Konflikte.[66]

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Übersicht: Underwriting im Primärmarkt, Quelle: eigene Darstellung

4.1.1.3 Sales / Trading / Brokerage des Anleihen- und Aktienhandels

Der Verkaufs- und Handelsbereich, Sales und Trading genannt, ist für die Sekundärmarktaktivitäten verantwortlich. Potentielle und aktuelle Investoren werden in ihrer Anlagestrategie und der Disposition ihrer Wertpapiere betreut und beraten. Die Sales Teams decken zumeist einzelne Regionen oder Arten von Klienten ab und sind für mittel- bis langfristige Anlageentscheidungen im Kauf bzw. Verkauf zuständig. Die Trader unterstützen die Sales Teams bei ihren Käufen und Verkäufen, sind aber weiters berechtigt auf ihre eigenen Bücher bzw. für die Investmentbank Arbitragegeschäfte oder Spekulationen durchzuführen. Mit anderen Worten sind die Sales Teams für das Kundengeschäft „nach außen“ hin zuständig und die Trader haben neben ihrer Unterstützung für die Exekution der organisierten Geschäfte die Aufgabe gleichzeitig auf eigene Rechnung zu handeln.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Übersicht: Sales/Trading/Brokerage/Market Making im Sekundärmarkt, Quelle: eigene Darstellung

4.1.1.4 Private Investments – VC / Private Equity

Im Beteiligungsgeschäft der Investmentbanken investieren die Banken aus dem Eigenkapital , diversen Überschüssen oder über speziell aufgelegte Fonds nennenswerte Anteile in besonders wachstumsstarke und innovative Unternehmen in der Expansionsphase. Dabei treten Sie als Risikokapitalgeber auf und unterstützten die Umsetzung von Innovation und ermöglichen unternehmerisches Wachstum. Im Early Stage (dann spricht man von Venture Capital) oder in späteren Phasen der Unternehmensentwicklungen (dann handelt es sich um Private Equity) investieren die Banken zumeist in zukunftsträchtige Branchen (Hi-Tech, Biotechnologie, Pharma), um nach erfolgreichen Restrukturierungen , MBO’s, LBO’s oder erfolgreichen finanziellen Überbrückungsfinanzierungen (Bridge Finance) diese nach einigen Jahren in Form eines Going Public’s (eine Möglichkeit des Exits) mit Gewinn abzustoßen.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Übersicht: Venture Capital/Private Equity Beteiligungsprozess – Ablauf, Quelle: eigene Darstellung.

Ein wenig zeitverzögert zur Entwicklung in Europa, hat auch der österreichische Beteiligungsmarkt ein dynamisches Wachstum erlebt, das unvermindert anhält, wie die aktuellsten Daten der EVCA (European Private Equity and Venture Capital Association) zeigen.

Konnten im Laufe des Jahres 1997 nur etwa EUR 61 Mio. für Beteiligungsinvestitionen aufgebracht werden, so lag das Volumen an aufgebrachtem Kapital im Jahr 2000 bereits bei EUR 234,6 Mio. und ist damit in nur vier Jahren fast um das Vierfache gestiegen. Ähnliche Zuwächse zeigen sich bei den tatsächlich investierten Mitteln. Die jährlichen Investitionen, die 1997 noch EUR 18,8 Mio. betrugen, stiegen fast um das Neunfache und lagen 2000 bei rund EUR 163 Mio.

4.1.1.5 Asset Management / Research

Im Fondsmanagement, oder auch der sogenannten Vermögensverwaltung haben Fondmanager im Auftrag der Investmentbank die Aufgabe die Anlagegelder für Kunden so profitabel als möglich zu investieren. Unter Berücksichtigung von Risiko und Rendite ist das Kapital zielgerecht an den Märkten zu investieren. In Abhängigkeit der präferierten Anlagestrategie, dem betrachteten Anlagehorizont und der steuerlichen Vorgaben, werden Portfolios für Kunden gebildet.

Im Private Banking gelten die gleichen Vorgaben wie im Asset Management, allerdings werden hier wohlhabende Einzelkunden betreut, während im Asset Management institutionelle Kunden Anlagestrategien maßgeschneidert zugeschnitten bekommen.

Der Bereich Research besteht zumeist aus einzelnen Teams, die verschiedene Sektoren oder Länder abdecken. Dabei analysieren sie zumeist Einzeltitel, die nach bestimmten Kriterien ausgewählt sind: entweder sind die Titel für die Investmentbank als potentielle Kunden interessant, oder es gibt bereits einen Kontakt mit den Unternehmen. Die Research Teams decken zumeist viele Sektoren ab, um in regelmäßigen Abständen die Banker, Sales Teams und Trader über Entwicklungen auf den Märkten zu informieren. Der Einfluss der Analysten ist demnach beachtlich und zum Teil auch sehr bedrohlich für das Kriterium der Objektivität.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Übersicht: Asset Management/Research, Quelle: eigene Darstellung

4.1.1.6 Derivative / Riskmanagement

Unter derivativen Produkten oder Riskmanagement versteht man Investitionen in Optionen, Futures, Forwards und sonstige Terminkontrakte (z.B Swaps oder FX auf OTC Basis[68] ) auf Rohstoffe, Währungen, Zinssätze, Anleihen etc. in Form von „long“ oder „short“ Positionen. Ein Termingeschäft beispielsweise (Futurekontrakt) stellt einen Vertrag auf Lieferung eines Gutes (Waren, Anleihen, Devisen) zu einem Zeitpunkt in der Zukunft dar, wobei bereits bei Abschluss die Lieferkonditionen (Art, Menge, Preis, Beschaffenheit und Lieferzeitpunkt) festgelegt werden. Notwendig für diese Art von Geschäfte sind Margins, die bei Börsen hinterlegt werden. (Sicherungsdepot) Ansonsten zeichnen sich solche Geschäfte durch niedrige Transaktionskosten, hohe Liquidität und Hebeleffekte aus, was nichts anderes bedeutet, als dass man Gewinne und Verluste überproportional an Preisveränderungen des Underlying partizipiert kann. Die Hedger nutzen Optionen oder Futures als Absicherung, wo von einem bestimmten Punkt an festgelegt durch den Strikepreis, den Optionspreis sowie die Nebenkosten gegen unerwünschte Marktpreisrisiken (Kursverluste) vorgegangen wird. Die breite Palette von Edel- und Nichteisenmetalle, Börsen- und andere Indizes, Wertpapiere, Zinssätze, Währungen sowie Energie- und Agrarmärkte sind Nutzungsmöglichkeiten von strukturierten Produkten im Riskmanagement.[69]

Die Emissionen am europäischen Markt für strukturierte Finanzprodukte (z.B. Kreditderivate) haben in den vergangenen Jahren massiv zugenommen. Trotz der weltweiten konjunkturellen Abkühlung und der rückläufigen Mittelaufnahme der Unternehmen in der EU Zone kann auch für die kommenden Monate mit größeren Transaktionen und steigenden Volumina gerechnet werden. Innerhalb der strukturierten Finanzierungsprodukte gab es in den vergangenen Jahren unterschiedliche Entwicklungen. So genannte Collateralized Debt Obligations, besicherte Schuldverschreibungen, bei der zahlreiche Anleihen oder Kredite zu einem Portfolio gebündelt und über eine Zweckgesellschaft begeben werden, legten beispielsweise im 1.Halbjahr 2002 laut Moody´s Rating Agentur um 41 Prozent gegenüber der Vergleichszeit des Vorjahres auf 74,4 Mrd. Euro zu.[70]

An dieser Stelle verweisen wir auf das Sprichwort: wo viel Licht, da viel Schatten. Die schlagzeilenträchtigen Negativbeispiele der Termingeschäfte der Sumitomo Bank, der Barings Bank sowie die Fondsgeschäfte der Deutschen Morgan Grenfell in den 90-er Jahren vermögen nicht über die für manche Beobachter zweifelhaften Vorteile derivativer Finanzinstrumente hinwegzutäuschen: Ursächlich für die Entwicklung waren zunächst restriktive gesetzliche Regelungen und Transferhindernisse im internationalen Kapitalverkehr, die durch Derivate umgangen werden konnten. Dazu kam ein steigendes Bedürfnis von international tätigen Unternehmen nach adäquaten Absicherungen gegenüber zunehmenden Marktpreisschwankungen, namentlich hervorgerufen durch Währungs- und Zinsrisiken.

Dem stehen auf der anderen Seite die bankinternen Eigeninteressen in Verbindung mit derivativen Finanzinstrumenten gegenüber. Es handelt sich dabei um die Ausschöpfung einer zusätzlichen Einnahmequelle, die sich aus dem Handel mit Kreditderivaten eröffnet. Kurzfristig steigern Derivate die Effektivität der Finanzmärkte und helfen, Friktionen abzubauen. Neben dem sogenannten Hedging zur Risikoreduzierung nutzen Banken Derivate, um Fehlbewertungen zwischen verschiedenen Produkten und Märkten in Arbitragestrategien umzusetzen. Darüber hinaus lassen sich die Kosten von Refinanzierungen ebenso nachhaltig mittels Derivaten senken, wie die Eigenkapitalkosten, indem Derivate bilanzwirksame Geschäfte substituieren. Weiter bieten z.B. Swaps ein geradezu ideales Instrument zur Steuerung von Fristenkongruenzen und zur Reduktion von Refinanzierungskosten. Durch Kreditderivate wie Kreditoptionen und Total Return Swaps lassen sich Kontrahentenausfallrisiken nicht nur diversifizieren und begrenzen, sondern aktiv steuern. Diese Finanzinstrumente können dabei, ähnlich wie Hedginginstrumente im Bereich der Marktrisiken, adäquate Instrumente zur Reduzierung des Kreditrisikos darstellen.

Außerdem eignen sich Derivate im Bereich des Bilanzmanagements zur Steuerung von Fristenkongruenzen ebenso wie zur Reduzierung der Refinanzierungskosten der Finanzinstitute selbst.

Selbstredend werden Derivate von Banken auch zu Tradingzwecken eingesetzt. Aufgrund ihrer Struktur bieten sie die Möglichkeit, mit relativ geringem Kapitaleinsatz Risiko- und Ertragsprofile ihrer Basisinstrumente zu replizieren, was zugleich jedoch, insbesondere bei Derivatportfolios die Verlustmöglichkeiten potenziert. Maximale Verluste treten dabei nicht notwendigerweise nur bei extremen Änderungen der Marktsituation auf.

4.1.1.7 Corporate Buy Side: Unternehmen

An dieser Stelle wollen wir uns mit den klassischen Kreditderivaten für Unternehmen näher auseinandersetzen, welche in Österreich von Banken verstärkt eingesetzt werden. Unter den Begriff der Kreditderivate fallen Finanzinstrumente, durch die Kreditrisiken von Darlehen, Anleihen und anderen Kreditpositionen eigenständig gehandelt werden können, indem sie auf eine als Sicherungsgeber auftretende Partei übertragen werden. Die ursprünglichen Kreditbeziehungen des Sicherungsnehmers, d. h. der die Kreditrisiken veräußernden Partei, werden hierdurch nicht berührt.[71]

Der Erwerber des Risikos (Sicherungsgeber) verpflichtet sich, bei Eintritt eines vordefinierten Kreditereignisses an den Risikoverkäufer (Sicherungsnehmer) eine Ausgleichszahlung zu leisten oder die Marktverschlechterung der zugrundeliegenden Forderung während der Vertragslaufzeit auszugleichen. In vielen Fällen wird die bei Eintritt des Kreditereignisses fällig werdende Zahlung an ein sog. Referenz Asset gekoppelt, das mit den signifikanten Preisbewegungen des Kreditverhältnisses vergleichbar ist. Die Auswahl dieses Assets ist von zentraler Bedeutung für die Bewertung der Kreditderivate. Unternehmen haben durch ihre verschiedenartigen Investitions- und Finanzierungsziele im wesentlichen 2 Risiken zu beachten:

Erstens, das „stark volatile“ Währungsrisiko. Wird eine Fremdwährungsfinanzierung beispielsweise gewählt, so hängen die Kosten bzw. die Wertentwicklung der Kosten stark von der Entwicklung des Wechselkurses der jeweiligen Fremdwährung zum Euro ab. Banken haben die Aufgabe im „Foreign Exchange“ die optimale Strategie für Unternehmen am Kapitalmarkt herauszufinden.

Zweitens gilt es das häufigst auftretende Risiko, nämlich des Länderrisiko (Default Risiko) zu beachten. Im Länderrisiko fallen Inflationsveränderungen oder Bonitätsveränderungen von Ratingagenturen ins Gewicht, welche zumeist in Zinssatzveränderungen enden. Es gilt daher aus Sicht der Bank seriöse Abschätzungen betreffend des politischen und wirtschaftlichen Risikos und die negativen Auswirkungen auf alle in diesem Staat ansässigen Schuldner zu machen (bspw. Argentinien, Brasilien und Uruguay).

Grundvorrausetzung für ein optimal abgewickeltes Zins- und Währungsmanagement für die Unternehmen ist die Liquidität am Kapitalmarkt. Es bedarf der uneingeschränkten Möglichkeit Wertpapiere (Anleihen, Wandelanleihen, Aktien, Partizipationsscheine, Genussrechte, Optionsscheine, etc.) jederzeit zu verkaufen.[72]

4.1.1.8 Corporate Sell Side: Zins- und Währungsmanagement

Die Verwendung des Zins- und Währungsmanagements (in Form von Kreditderivaten) im Rahmen der Liquiditätssteuerung bei Unternehmen hat zwei Vorteile: Einerseits kann auf der Passivseite eine sichere Kalkulationsbasis festgelegt werden und zum anderen auf der Aktivseite eine Sicherung und eventuell eine Steigerung der Erträge erreicht werden. Im Zusammenspiel zwischen beiden Seiten können Aufwand und Ertrag trotz sich verändernder Zinssätze und Währungsrelationen verstetigt werden.

Neben der Sicherung der Liquidität und der Optimierung der finanzwirtschaftlichen Ablaufprozesse ist das Zinsmanagement als wesentlicher Beitrag zur Rentabilität die zentrale Aufgabe eines Finanzmanagers im Unternehmen. In der Vergangenheit hatte die Liquiditätssicherung dabei absoluten Vorrang, da das Zins- und Währungsmanagement aufgrund der verfügbaren Instrumente nur bilanz- und liquiditätsmäßig erfolgen konnte. In den letzten Jahren hat die Rolle des Treasurers in den Unternehmen (Finanzmanagers) einen grundlegenden Wandel erfahren. Die hohe Volatilität an den Zins- und Devisenmärkten und die Deregulierung und Liberalisierung an den Kapitalmärkten haben die Unternehmensfinanzierung von einer fallweisen zu einer stetigen Aufgabe (Notwendigkeit) für Unternehmen ab einem gewissen Umsatz oder Exportvolumen werden lassen, wodurch auch Unternehmen dazu gezwungen wurden intern Finanzabteilungen mit Treasuryfunktionen zu installieren.[73]

Heute laufen die Zins- und Währungsmanagementaktivitäten in der Regel täglich zwischen den Bankern und den Treasurern der Unternehmen statt. Dabei treten die Banken als Verkäufer/Vermittler dieser Produkte für die Unternehmen auf (Corporate Sell Side) und die Unternehmen als Kunden für diese Produkte (Corporate Buy Side).

Im folgenden gehen wir auf die umsatzstärksten Riskmanagement Produkte in Österreich derzeit ein und erklären dabei ihre wesentlichen Funktionen. Wir gehen dabei auf die grundlegenden Mechanismen von Zins- und Währungsmanagementprodukten ein. Maßgeschneiderte, auf den individuellen Kundenbedarf ausgerichtete Lösungen werden in der Regel als Ableitungen der Grundformen der Zinstermin- und Zinsoptionsprodukte, Devisenkassa-, Devisentermin-, oder auch Devisenoptionsprodukte konstruiert. Zu den Innovationen auf dem Währungsgebiet gehören Averate Rate Options, Basket Options oder Compound Options. Im Zinsmanagement zählen zu den neuersten Produkten Amortising Swaps, Forward Swaps, Swap Options, Knockout Caps, usw. Auf Grund der Vielzahl an komplexen Produkten am Markt werden wir uns auf das Standardrepertoire konzentrieren:

4.1.1.9 Besonderheiten des Zinsmanagement

Die Grundlagen eines aktiven Zinsmanagements sind (von Seiten der Bank) zum einen die Erwartungen des Entscheidungsträgers (Treasurers) bezüglich des künftigen Zinsniveaus und der Wechselkursentwicklung, zum anderen seine Risikoeinstellung. Dabei bewegen sich Finanzmanager zwischen den Polen der Risikoaversion und der Risikofreude, dem sogenannten Positioning. (wobei es sich hierbei um das Eingehen von offenen Positionen am Markt für das Unternehmen handelt) Die häufigste Anwendungsmöglichkeit der modernen Instrumente liegt darin, sie als Sicherungsinstrumente einsetzen zu können. Die Möglichkeit der Risikoverringerung ist unter anderem deshalb von Bedeutung, weil eine niedrige Eigenkapitalausstattung viele Unternehmen dazu zwingt, Verlustrisiken durch steigende Zinssätze auf der Passivseite abzusichern. Dabei kann ein Finanzmanager durch Instrumente wie z.B. mit Optionen die Gefahr von Ertragseinbußen begrenzen, ohne sich der Gewinnchance zu berauben. Die Entscheidung, welche Strategien ein Unternehmen im Bereich eines aktiven Zinsmanagements verfolgt, hängt, neben der individuellen Risikoeinstellung des Finanzmanagers und dem Zeithorizont, entscheidend von der Einschätzung der künftigen Zinsentwicklung ab. Dabei ist für die Entscheidung sowohl die Richtung, in die sich die Zinssätze entwickeln werden, ausschlaggebend, als auch das Ausmaß der erwarteten Veränderung. Die Einschätzung der künftigen Zinsentwicklung ist von verschiedenen volkswirtschaftlichen Rahmendaten sowie deren Wechselwirkungen abhängig. Es gibt partielle Beziehungen zwischen einer Vielzahl ökonomischer Größen und dem Kapitalmarktzins. Jedoch reichen in der Praxis wenige dieser Einflussfaktoren aus, um zu einer Zinsprognose zu gelangen. Wichtige Einflussfaktoren für die künftige Entwicklung sind aus volkswirtschaftlicher Sicht:

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Übersicht: Einflussfaktoren für die künftige Entwicklung, Quelle: eigene Darstellung.

Aus der Analyse der volkswirtschaftlichen Lage und Tendenzen ergibt sich eine Einschätzung über die künftige Entwicklung des Zinsniveaus.

4.1.1.10 Foward Rate Agreements

Ein Forward Rate Agreement (FRA) ist eine Vereinbarung zwischen zwei Parteien über eine Zinsfestschreibung für eine künftige Zinsperiode und einem zugrundeliegenden Nominalvolumen. Dabei garantiert eine Vertragspartei der anderen einen Zinssatz auf einen vereinbarten Betrag und für eine bestimmte Laufzeit, wobei der Beginn der Laufzeit (Referenztag) in der Zukunft liegt. Bei Vertragsabschluss fließen keine Zahlungen.

Bei FRA wird sowohl die Vorlaufzeit als auch die Gesamtlaufzeit angegeben, z.B. 3X6. Das bedeutet, das dieses FRA eine 3monatige Vorlaufzeit und eine 6monatige Gesamtlaufzeit hat. Die abgesicherte Zinsperiode (Referenzperiode), für die der Zinssatz (FRA-Satz) festgesetzt wird, beträgt in diesem Fall 3 Monate. Das FRA beinhaltet eine beiderseitige Verpflichtung, eine Zinsausgleichszahlung zwischen dem vereinbarten Zinssatz (FRA-Satz) für die Referenzperiode und dem am Referenztag gültigen Marktzinssatz für ein Geldgeschäft (LIBOR, EURIBOR) vorzunehmen, das der Laufzeit und dem Betrag des FRA entspricht. Da am Abschlusstag des FRA noch nicht feststeht, welcher der beiden Vertragspartner diese Ausgleichszahlung zu leisten hat, müssen sich beide hierzu verpflichten.

Am Beginn der Referenzperiode, am Abrechnungstag, wird der gültige Marktzinssatz mit dem Zinssatz des FRA verglichen. Liegt der FRA-Satz über dem Marktzinssatz ist der der Käufer des FRA zum Ausgleich der Differenz durch eine Ausgleichszahlung verpflichtet. Umgekehrt, liegt der FRA-Satz unter dem Marktsatz bekommt der Käufer des FRA die Ausgleichszahlung. Der Kauf eines FRA sichert somit den Käufer gegen steigende Zinsen ab, denn er leistet nur dann eine Ausgleichszahlung, wenn der Marktzinssatz niedriger als er FRA-Satz ist. Umgekehrt empfängt er die Ausgleichszahlung, wenn der Marktzinssatz höher als der FRA-Satz ist. Der Verkäufer, der sich gegen fallende Zinsen absichert, profitiert genau vom Gegenteil des Käufers.[74]

4.1.1.11 Cross Currency Interest Rate Swap

Ein Cross Currency Interest Rate Swap ist eine Vereinbarung zweier Vertragspartner,

1.über einen bestimmten Zeitraum,
2.Cash-Flows in unterschiedlichen Währungen

auszutauschen. Aus diesem Grund müssen außer Zinszahlungen auch die Kapitalbeträge berücksichtigt werden.

Kennzeichnend für den Cross Currency Interest Rate Swap ist, dass die Kapitalbeträge zu Beginn der Laufzeit zum aktuellen Kurs ausgetauscht und zum Ende der Laufzeit zum selben Kurs zurückgetauscht werden. Es erfolgt im Gegensatz zum Termingeschäft kein Auf- oder Abschlag beim Rücktauschkurs, da die unterschiedlichen Zinsen während der Laufzeit durch den Austausch der Zinszahlungen bereits berücksichtigt werden. Durch die konstante Austauschrelation für die beiden Kapitaltransfers der Nominalbeträge wird die Währungskursabsicherung erreicht.

Ein Cross Currency Interest Rate Swap setzt sich aus folgenden Elementen zusammen:

1. Austausch von Zinszahlungen,
2. Devisenkassageschäft über den jeweiligen Nominalbetrag und
3. Devisentermingeschäft über denselben Betrag mit gleichem Kurs.

Alternativ zu einem Cross Currency Interest Rate Swap könnte man auch eine Reihe von Devisentermingeschäfte abschließen. Dabei werden die Zinsdifferenzen zwischen den beteiligten Währungen durch Terminkursauf- oder abschläge berücksichtigt. Obwohl es längerfristige Termingeschäfte gibt, ist die Liquidität hier unter einem Jahr am größten. Währungsswaps haben grundsätzlich Laufzeiten von über einem Jahr. Der Unterschied zum Devisenswap besteht darin, daß beim Devisenswap die Zinsdifferenz zwischen den beiden Währungen in der Differenz zwischen Kassa- und Terminkurs (Swapsatz) ausgeglichen wird. Ein Pari-Termin-Kurs kommt daher nur bei gleichen Zinssätzen der beiden Währungen vor. Beim Cross Curreny Swap wird die Zinsdifferenz durch unterschiedliche Zinszahlungen bereinigt, daher bleibt der Kurs für Tausch und Rücktausch konstant.[75]

4.1.1.12 Zinsfutures

Zinsterminkontrakte - auch Zinsfutures oder Interest Rate Futures genannt - enthalten die Verpflichtung, ein im Kontrakt in bezug auf

1. Laufzeit,
2. Verzinsung,
3. festgelegtes Zinsinstrument (Geld- oder Kapitalmarktpapiere) zu einem im voraus festgelegten Preis an einem späteren,
4. standardisierten Liefertag zu kaufen (übernehmen) bzw. zu verkaufen (liefern).

Als zugrundeliegendes Underlying können nicht nur effektiv vorhandene Geld- oder Kapitalmarktpapiere in Frage kommen, sondern auch fiktive ("synthetische") Konstruktionen gewählt werden, wie z.B. beim Deutschen -Bund-Future, da nur bei etwa 3 % der abgeschlossenen Zinsterminkontrakte eine tatsächliche Lieferung und Abnahme erfolgt. Weltweit werden heute an verschiedenen Terminbörsen Kontrakte auf mehrere, verschiedene lang-, mittel- und kurzfristige Zinspapiere gehandelt, wobei einige dieser Kontrakte oft nur in leicht abgeänderter Form an verschiedenen Börsen gehandelt werden.[76]

4.1.1.13 Besonderheiten des Währungsmanagement

Die Notwendigkeit eines Devisenmarktes ergibt sich aufgrund folgender Faktoren:

1. Verschiedene Währungen mit verschiedenen Austauschverhältnissen (= Wechselkursen) in verschiedenen Ländern
2. Geschäftliche Transaktionen zwischen verschiedenen Ländern.

Devisengeschäfte sind das Resultat von Finanztransaktionen (z. B. Emission von Anleihen) und kommerzieller Transaktionen (Warengeschäften). Rund 95 % der Kapitalbewegungen finden aufgrund von Finanztransaktionen statt.[77]

4.1.1.14 Devisentermingeschäfte

In der Regel wird ein Termingeschäft durch entsprechende Deviseneingänge bzw. Devisenausgänge durch den Kunden erfüllt. Falls das kommerzielle Grundgeschäft jedoch nicht zustande kommt, kann das Termingeschäft entweder mit einem gegenläufigen Termingeschäft aufgehoben oder zum Fälligkeitszeitpunkt mit einem Kassageschäft glattgestellt werden.

Falls sich der Zeitpunkt der dem Termingeschäft zugrundeliegenden Zahlung verschiebt, kann das Termingeschäft entweder vorgezogen (die Zahlung erfolgt vor dem ursprünglichen Termin) oder prolongiert (die Zahlung verschiebt sich nach hinten) werden. In diesem Fall verändert sich der Terminkurs ebenfalls aufgrund der Zinsdifferenzen für die entsprechende Laufzeit.

Eine Sonderform des Termingeschäftes ist die sogenannte Laufzeitoption. Hierbei kann der Vertragspartner einen Zeitraum bestimmen, innerhalb diesen das Termingeschäft fällig wird. Die unbedingte Erfüllungspflicht bleibt jedoch bestehen. Der Abschluß eines Termingeschäftes bietet ein hohes Maß an Flexibilität hinsichtlich Betragshöhe und Laufzeit. Nachteilig kann sich jedoch nur die unbedingte Erfüllungspflicht für beide Vertragspartner auswirken. D.h. der Kunde kann von positiven Wechselkursentwicklungen nicht mehr profitieren, hat sich jedoch zum Abschlusszeitpunkt eine fixe Kalkulationsgrundlage gesichert.

4.1.1.15 Devisenswaps

Beim Devisenswap handelt es sich um einen vorübergehenden Tausch eines Fremdwährungs- guthabens gegen ein Guthaben in einer anderen Währung, wobei gleichzeitig für einen späteren Zeitpunkt der Rücktausch vereinbart wird und zwar zu einem höheren oder einem niedrigeren Wechselkurs, je nach Zinsdifferenz der beiden Währungen. Es kommt nur zu einem Tausch der Kapitalbeträge, die Zinsen werden in den Rücktauschkurs eingerechnet (Swapsatz).

Zusammenfassend handelt es sich beim Devisenswap um eine Kombination von einem Devisenkassageschäft mit einem Devisentermingeschäft oder einer Kombination von zwei Devisentermingeschäften mit einem kürzeren und einem längeren Termin. Die Vorteile für Unternehmer liegen beispielsweise darin, dass durch die Vereinbarung, ein Fremdwährungsguthaben für eine bestimmte Zeit in EUR zu tauschen sofort EUR-Liquidität zur Verfügung gestellt wird.[78]

4.1.1.16 Währungsfutures

Währungsfutures (= Currency Futures) sind standardisierte Devisentermingeschäfte.

Durch den Abschluß von Währungsfutures wird die Verpflichtung eingegangen, einen bestimmten Währungsbetrag zu einem bestimmten Zeitpunkt zu einem vereinbarten Preis zu kaufen oder zu verkaufen. Die Preisbildung erfolgt an einer Terminbörse. Börsengehandelte Währungsfutures gibt es seit 1972. Im Gegensatz zum Interbankenmarkt werden Futures nicht direkt zwischen Käufer und Verkäufer abgeschlossen. Gegenpartei jedes Kontraktes ist die Clearingstelle der Börse. Dadurch wird das Kreditrisiko, d.h. das Erfüllungsrisiko verringert. Dieses Risiko wird durch Einschussverpflichtungen und anderer Sicherheitsleistungen gering gehalten. Bei jedem Geschäftsabschluss ist ein Einschuss (=Initial Margin) in Höhe von ca. 5 – 20 % der zugrundeliegenden Summe zu hinterlegen. Dieser Einschuss wird bei Glattstellung des Kontraktes wieder zurückgezahlt.[79]

Kursveränderungen während der Laufzeit des Kontraktes werden durch Nachschussverpflichtungen bzw. Bonifikationen des Clearinghouses (=Variation Margin) ausgeglichen. Der Abschluß von Currency Futures hat im Gegensatz zum Termingeschäft nicht das Ziel, daß die Devisen tatsächlich den Besitzer wechseln. Die Martkteilnehmer streben vielmehr an, das Risiko von Preisschwankungen auszuschalten (Hedging) oder einen Gewinn zu erzielen (Spekulation). Da in den seltensten Fällen auf tatsächliche Erfüllung abgestellt wird, erfolgt die Glattstellung eines Futures- Kontraktes durch Abschluss eines genau gegenläufigen Kontraktes. Eine Hauptrolle spielt der USD, da die meisten Währungen gegen ihn gehandelt werden. Die wichtigsten Währungsfutures sind zum Euro, Yen, GBP und zum CAD. Die üblichen Kontraktgrößen liegen bei Euro 125.000 oder zwischen USD 25.000,- und USD 110.000,-. Von der Volatilität der betreffenden Währung hängt die Höhe der Margin ab, die von USD 1.000,- bis 2.500,- reichen kann. Die bedeutendste Futures-Börse befindet sich auf der CME (Chicago Merchantile Exchange).[80]

4.1.1.17 Währungsoptionen

In den letzten Jahren entstand als entscheidender Schritt im Kampf gegen Wechselkursrisken ein Markt für Währungsoptionen. Währungs- bzw. Devisenoptionen sind ideale Absicherungsinstrumente gegen ungünstige Wechselkursentwicklungen. Sie bieten aber auch gleichzeitig die Möglichkeit, an einem positiven Währungstrend mit zu partizipieren. Die Gründe, die den Käufer zum Abschluß eines Optionsgeschäftes veranlassen, sind mit denen eines Devisentermingeschäftes vergleichbar: In beiden Fällen möchte sich das Unternehmen gegen das Wechselkursrisiko schützen. Dieses besteht für den Besitzer einer Fremdwährungsforderung in einem möglichen Wertverlust dieser Fremdwährung gegenüber seiner Heimatwährung. Umgekehrt fürchtet der Inhaber einer Fremdwährungsverbindlichkeit, daß die Fremdwährung gegenüber seiner Heimatwährung an Wert gewinnt.

[...]


[1] Walter, Ingo (1999): Financial Services Strategies in the Euro-Zone. In: European Management Journal, 17. Jg., H. 5, p. 447-465.

[2] Tietmeyer, H., Rolfes, B. (2001): Globalisierung der Finanzindustrie, Beiträge des Duisburger Banken Symposiums, Gabler Verlag.

[3] Banking ist mit Marktpräsenz, Fokussierung auf bestimmte Regionen und innovative Produkte für bestimmte Kundengruppen verbunden. Daneben müssen nach den Fehlern aus der New Economy und dem Internet Bubble an den Börsen in der nächsten Zeit auch wieder soziale Grundwerte des Wirtschaftens wie Vertrauen, Dauerhaftigkeit und Respekt vor dem Menschen zurückkommen.

[4] Die Frage, weshalb es einen engen Zusammenhang zwischen Banken und Volkswirtschaften gibt, bildet aus diesem Grund den Ausgangspunkt des Theorieteils der vorliegenden Arbeit.. Es soll gezeigt werden, wie in der Theorie der Finanzintermediation und modernen Finanztheorie die Existenz von Banken begründet wird, welche Aufgaben sie erfüllen bzw. wie sich die Funktionen der Banken im Finanzsystem in diversen Modellen weiterentwickelt haben. Eine Auswahl an Darstellungen verschiedener Finanzintermediationstheorien hat zum Ziel dem Leser einen systematischen Überblick über die verschiedenen Ansätze in der VWL zu geben.

[5] OenB (2002): Finanzmarktstabilitätsbericht 4, Die Liberalisierung des österreichischen Finanzsektors – eine Analyse des Erfolgs, von Braumann,B., Dezember 2002, S.108-123.

[6] Walter, Ingo (1988): Global competition in financial services: market structure, protection and trade liberalisation. Cambridge, MA (American Enterprise Institute/Ballinger Publishing Co) 1988, Einleitung.

[7] dabei sollen unter anderem die Unterschiede zwischen operativen Analysen (Kennzahlenanalysen) und der Data Envelopment Analysen verständlich herausgearbeitet werden.

[8] Es muss an dieser Stelle darauf hingewiesen werden, dass der Begriff Zielstruktur vom Autor zunächst als Sammelbegriff ausgewählt wurde, worunter eine Vielzahl an Subbegriffen wie Projektziel, Zielstrategie, Maßnahmen, Vorschläge, usw. bewusst damit in Verbindung gebracht werden konnten.

Durch die Verknüpfung des Oberbegriffs Zielstruktur mit den Subbegriffen wurde es erst möglich alle relevanten Aspekte im Zusammenhang mit dem österreichischen Bankensektor zu berücksichtigen. In der vorgelegten Arbeit handelt es sich also um ein Konzept für Entscheidungsträger in der österreichischen Bankenwirtschaft. Anders ausgedrückt: Die Zielstruktur beinhaltet einen umfangreichen Maßnahmenkatalog, welcher auf Basis der neuersten wissenschaftlichen Erkenntnisse, sowohl eine solide Basis für weitere Diskussionen, aber auch konkrete Umsetzungsmöglichkeiten für die Praxis anbietet.

Im Laufe der Arbeit wird der Autor auf einige der oben angesprochenen Aspekte zu sprechen kommen.

[9] Fink G.; Koller W. (2001): Größenvorteile und Risiko: Eine empirische Untersuchung des österreichischen Bankensektors, Österreichisches Bankarchiv, 7/2001, 529-541.

[10] Haiss,P. (1993): Banken unter Stress: Diagnose und Therapie, Bank Archiv 10/93, 41.Jahrg.,S.757-772.

[11] Befasst man sich näher mit der Bankbilanzanalyse der großen europäischen Institute, so hat angesichts fallender Zinsen und einer Rezession eine erhebliche Ertragsverschiebung bei den Banken vom Zinsgeschäft in Richtung Provisionsgeschäft auch in Österreich stattgefunden.

[12] Siehe dazu Kapitel 2 Strukturwandel im Bankensystem und Strukturveränderungen im Anlegerverhalten.

[13] European Central Bank (1999): “Banking in the euro area : structural features and trends”. ECB Monthly Bulletin, April, pp. 41-53.

[14] Siehe dazu Kapitel 3 Bisherige Strategische Wahlmöglichkeiten von Banken in Europa.

[15] Haiss,P. (1993): Banken unter Stress: Diagnose und Therapie, Bank Archiv 10/93, 41.Jahrg.,S.757-772.

[16] Siehe dazu Kapitel 7.8 Neuere erklärungstheoretische Ansätze zur Rolle und Funktion von Finanzintermediären.

[17] Siehe dazu Kapitel 6 Effizienzmessungen in Banken anhand der Data Envelopment Analysis).

[18] Siehe dazu Kapitel 11.5 Neue Regulierung und Finanzmarktaufsicht.

[19] Haiss,P.,Schicklgruber,W. (1992): Bankenstrategien unter geänderten Rahmenbedingungen, Bank Archiv 10/92, 41.Jahrg.,S.871-885.

[20] diese Formen von Kosteneinsparungen tragen nach Ansicht der Bankenmanager zu verbesserten Positionierungen im Umfeld verstärkten Wettbewerbs bei.

[21] European Central Bank (1999): “Possible effects of EMU on the EU banking systems in the medium to long term”, February.

[22] Fink,G; Federmair,K.; Haiss,P.: The Financial-Real Sector Nexus: Theory and Empirical Evidence, September 2002, 72 pages, IEF Workingpaper Nr. 43.

[23] Interessant erscheint nämlich in dieser Forschungsrichtung folgende Problematik: Sollte nun das marktorientierte Finanzsystem dem bankorientierten überlegen sein, so müsste die Rolle des Staates in Finanzsystemen mit Bankorientierung insofern geprüft werden, als dass der staatliche Regulierungsrahmen neu überdacht wird und entsprechend den Anforderungen eines marktorientierten Systems angeglichen werden sollte.

[24] Allen, Franklin; Santomero, Anthony M.(1998): The theory of financial intermediation. In: Journal of Banking & Finance, 21. Jg, S. 1461-1485.

Allen,-Franklin; Santomero,-Anthony-M. (2001): What Do Financial Intermediaries Do?, Journal-of-Banking-and-Finance; 25(2), February 2001, pages 271-94.

[25] Klaus, F. (2000): Zunkuft der Banken, Banken der Zukunft, Auszug aus der Mitschrift zu den 3. Bozener Managementgesprächen.

[26] Haiss,P.,Schicklgruber,W. (1992): Bankenstrategien unter geänderten Rahmenbedingungen, Bank Archiv 10/92, 41.Jahrg.,S.871-885.

[27] Stand August 2000: Allein seit Einführung des Euro hat sich die Anzahl der Kreditinstitute in der Europäischen Union um 15 % verringert. In absoluten Zahlen bedeutet das: Innerhalb von 20 Monaten haben 1.600 Banken ihren selbstständigen Betrieb eingestellt. (ECB 2000)

[28] Accenture (2002): Wege aus der Wertfalle - Rentables Wachstum durch wertorientiertes Management, von Rundshagen/Linn, Banking Competence Center.

[29] eigene Recherche aus Datastream, Bloomberg.

[30] wobei CAGR (Compund Annual Growth Rate) gleichbedeutend mit einer jährlichen Wachtsumsrate für den jeweiligen Sektor ist.

[31] wobei CAGR (Compund Annual Growth Rate) gleichbedeutend mit einer jährlichen Wachtsumsrate für den jeweiligen Sektor ist.

[32] Bömer, Ch. (2002): Kompetenzen und Zusammenschlüsse im Investmentbanking, Bank Archiv (05/2002).

[33] Die Existenz von Universal- oder Trennbankensystemen ist von der Klassifikation eines Finanzsystems in markt- oder bankorientiert unabhängig. In einem Universalbankenregime ist es Banken erlaubt, Kredit- und Wertpapiergeschäft gleichzeitig anzubieten, wohingegen in einem System von Trennbanken, diese Geschäftsbereiche strikt voneinander getrennt in unterschiedlichen Institutionen – das traditionelle Kreditgeschäft durch Commercial banks und das Wertpapiergeschäft durch Investmentbanken – abgewickelt werden müssen. In einer abgeschwächten Form des Trennbankensystems ist es Banken erlaubt, über Tochtergesellschaften das Wertpapiergeschäft zu betreiben. (wir werden auf die konkreten Definitionen in Kapitel 4 noch einmal zurückkommen.)

[34] Handelsblatt vom 29.06.2002: Investmentbanker stehen auf der Schattenseite, S.36

[35] Obwohl beide Bankentypen großteils andere Kundensegmente bedienen kommt es vereinzelt zu Überschneidungen: dabei wird mit konkreten Banking Strategien (Banking Ansätzen) versucht die Kunden von der Konkurrenz abzuwerben. Beim relationship banking gehen die Bankkunden eine relativ enge Bindung über einen längeren Zeitraum mit einem oder mehreren Kreditinstituten ein, während beim transaction-based banking die Kunden bei jedem Geschäft eine Bank auswählen, ohne Bindungen einzugehen.

[36] Fink,G.; Haiss,P. ;Petschnigg,R. (1994): A Case Study on Business Strategies of Austrian Banks, Fair,-Donald-E.; Raymond,-Robert, eds. The competitiveness of financial institutions and centres in Europe.. Financial and Monetary Policy Studies, vol. 28. Dordrecht and Boston: Kluwer Academic on behalf of the Societe Universitaire Europeenne de Recherches Financieres, 1994, pages 151-70.

[37] Kommentar aus Statistischem Monatsheft Jänner 2002, OeNB.

[38] Kommentar aus Statistischem Monatsheft Feber 2002, OeNB.

[39] OenB (2002): Statistisches Monatsheft Jänner 2002, Zusammenfassung.

[40] Eilenberger, G. (1996): Bankbetriebswirtschaftslehre: Grundlagen – Internationale Bankleistungen – Bankmanagement, S.7

[41] Hummel,D. und Breuer,R. (2001): Handbuch Europäischer Kapitalmarkt: Europäische Universalbanken in Zeiten der Globalisierung, Beitrag von Breuer, R., S.268-284.

[42] Das Trennbankensystem (seit 1933) in den USA wurde teilweise durch den Gramm-Leach-Bliley-Act 1999 abgeschafft.

[43] Vielleicht ist dies eine wesentliche Ursache, weshalb es zu kartellähnliche Vereinbarungen wie z.B. Zinsabsprachen in Österreich in den vergangenen Jahren kam.

[44] Selbstverständlich gibt es weitere Formen von Spezialbanken: Privatbanken, Exportfinanzierungsbanken, etc. Wir wollen in dieser Arbeit die Investmentbank als erfolgreiches Modell hervorheben.

[45] Die aktuellsten Studien zum Thema:“Banken und Größe in Europa“ sind von den Autoren Prof. Thomas Hartmann Wendels (Universität Köln) und Prof. Stephan Paul (Universität Bochum) an den jeweiligen Instituten erschienen.

[46] Jacob, A-F. (1996): Investmentbanking: Bankpolitik, Methoden und Konzepte, S.6.

[47] Der Bereich Investmentbanking ergab sich de facto automatisch aus den Veränderungen der Finanzmärkte: Globalisierung, Securitization und Mergers & Acquisitions - Aktivitäten eröffnen Geschäftsmöglichkeiten, welche eine traditionelle Universalbank nicht hinreichend ausschöpfen konnte.

[48] Sie trugen nämlich in der Theorie maßgeblich zur Stabilität des Bankensystems bei und hatten somit eine wichtige Ankerfunktion für die gesamte Wirtschaft.

[49] Hummel,D. und Breuer,R. (2001): Handbuch Europäischer Kapitalmarkt: Bankpolitik und Bankstrategien im europäischen Bankenmarkt , Beitrag von Lipp,E., S.305ff.

[50] Hummel,D. und Breuer,R. (2001): Handbuch Europäischer Kapitalmarkt: Europäische Universalbanken in Zeiten der Globalisierung, Beitrag von Breuer, R., S.268-284.

[51] Euromoney: Ausgaben Jänner und Feber 2002

[52] Diese Arbeit möchte als Lösungsvorschlag zeigen, dass es notwenig erscheint den Marktauftritt im Investmentbanking zu verändern und sich auf solche Produkte zu spezialisieren, mit denen man gegenüber seinen Mitwettbewerbern „komparative Vorteile“ hat. (Vorschlag für Österreich: Riskmanagement) Eine Alternative zur Spezialisierung ist die „Verstärkung des Marktauftritts“: Dies lässt sich entweder durch organisches internes Wachstum erreichen, oder aber auch durch externes Wachstum, also durch Zukäufe oder die Fusion mit einem oder mehreren Partnern. Auch über Kooperationen und strategische Allianzen lassen sich Marktanteile ausbauen.

[53] siehe dazu Kapitel 4.3.1 Economies of Scale und Economies of Scope

[54] ING hat neben dem heimischen Markt auch in Deutschland mit der Online Bank Diba und der BHF Bank ein Standbein. Diese globale Orientierung zahlt sich insofern aus, als dass alleine fast 1/3 das Ausland zum Konzerngewinn beisteuert.

[55] Vor allem wenn man sich die Verluste nach der Integration von der Allianz und Dresdner Bank zu einem Allfinanzkonglomerat vor Augen führt, wird man feststellen, dass Kunden in Deutschland beispielsweise diese Art von Dienstleistung zunächst sehr stark hinterfragt haben und aktuell große Zweifel bestehen, ob der Zusammenschluss zwischen der Allianz und Dresdner Bank langfristig auch von den Kunden akzeptiert werden wird, oder nicht.

[56] Ali,-Agha-Iqbal; Gstach,-Dieter (2000): The Impact of Deregulation during 1990-1997 on Banking in Austria, Empirica; 27(3), 2000, pages 265-81.

Hauner,D. (2002): Kosteneffizienz, Skaleneffizienz und Produktivitätsfortschritt in der deutschen und österreichischen Bankwirtschaft, Wien, Univ., Diss.

[57] Es muss an dieser Stelle darauf hingewiesen werden, dass der Begriff Zielstruktur vom Autor zunächst als Sammelbegriff ausgewählt wurde, worunter eine Vielzahl an Subbegriffen wie Projektziel, Zielstrategie, Maßnahmen, Vorschläge, usw. bewusst damit in Verbindung gebracht werden konnten.

Durch die Verknüpfung des Oberbegriffs Zielstruktur mit den Subbegriffen wurde es erst möglich alle relevanten Aspekte im Zusammenhang mit dem österreichischen Bankensektor zu berücksichtigen. In der vorgelegten Arbeit handelt es sich also um ein Konzept für Entscheidungsträger in der österreichischen Bankenwirtschaft. Anders ausgedrückt: Die Zielstruktur beinhaltet einen umfangreichen Maßnahmenkatalog, welcher auf Basis der neuersten wissenschaftlichen Erkenntnisse, sowohl eine solide Basis für weitere Diskussionen, aber auch konkrete Umsetzungsmöglichkeiten für die Praxis anbietet.

[58] Eilenberger, G. (1996): Bankbetriebswirtschaftslehre: Gundlagen – Internationale Bankleistungen – Bankmanagement, S.7

[59] Die Tätigkeitsbereiche einer Bank können in der Praxis in Commercial Banking und Investment Banking unterteilt werden.

[60] Hartmann-Wendels, T. et altera (2000): Bankbetriebslehre, S. 5.

[61] Börner, Ch. (2002): Kompetenzen und Zusammenschlüsse im Investmentbanking, Bank Archiv, S:273ff.

[62] Hartmann-Wendels, T.et altera (2000): Bankbetriebslehre, S.114ff.

[63] Börner, Ch. (2002): Kompetenzen und Zusammenschlüsse im Investmentbanking, Bank Archiv, S. 275ff.

[64] Hockmann, H-J., Thießen F. (2002): Investment Banking, Schäffer Verlag.

[65] Wertpapiere: Aktien, Obligationen, Wandelanleihen, Optionsanleihen, Geldmarktinstrumente

[66] Die Ziele jeder in einer Investment Bank involvierten Partei sind: Ertragsmaximierung, Risikominimierung (Reputation!), Kundenbindung (u.U. Reziprozität).

[67] Derivate: Futures, Swaps, Optionen

[68] Transaktionen finden über einen dezentralisierten Handel zwischen Banken und anderen Finanzinstituten statt, wobei direkt zwischen Käufer und Verkäufer ohne ein Clearinghouse gehandelt wird.

[69] Hockmann, H-J., Thießen F. (2002): Investment Banking, Schäffer Verlag.

[70] Handelsblatt, vom 6. August 2002: Markt für strukturierte Finanzprodukte wächst, S.18.

[71] für weitere Ausführungen siehe dazu: Achleitner, A. (2001): Handbuch Investmentbanking, Gabler Verlag, 2.erweiterte Aufl.

[72] Bei Marktenge, wie dies an der Börse Wien beispielsweise der Fall ist, kann es Probleme bei der Ausführung und Suche nach geeigneten Investoren kommen.

[73] RZB (2001): Verwendung des Zins- und Währungsmanagements, von Werner Pelzmann, Andrea Plöderl.

[74] RZB (2001): Verwendung des Zins- und Währungsmanagements, von Werner Pelzmann, Andrea Plöderl.

[75] RZB (2001): Verwendung des Zins- und Währungsmanagements, von Werner Pelzmann, Andrea Plöderl.

[76] RZB (2001): Verwendung des Zins- und Währungsmanagements, von Werner Pelzmann, Andrea Plöderl.

[77] RZB (2001): Verwendung des Zins- und Währungsmanagements, von Werner Pelzmann, Andrea Plöderl.

[78] Beispiel: Eine Firma hat einen USD Eingang von 1 Mio und muß in 3 Monaten Lieferanten mit USD 1 Mio bezahlen. Die Firma hat folgende Möglichkeiten: 1, Keine Absicherung: Der eingehende Fremdwährungsbetrag wird konvertiert und die spätere Zahlungsverpflichtung wird offengelassen. Die Firma trägt das volle Kursrisiko, kann aber sofort über den Geldbetrag verfügen. 2, Veranlagung der USD: Der eingehende Fremdwährungsbetrag wird auf einem Fremdwährungskonto veranlagt und kann für spätere Zahlungsverpflichtungen verwendet werden. Die Firma trägt zwar kein Kursrisiko, jedoch ist die Liquidität für 3 Monate gebunden. 3, Devisenswap: Sofortige Konvertierung (Tausch) des USD-Betrages in EUR (=Kassageschäft) und gleichzeitiger Rückkauf der USD 1 Mio auf Termin zum Terminkurs. In diesem Fall kann die Firma sofort über die Liquidität verfügen und hat sich gegen das Kursrisiko mit geringen Kosten (Swapsatz) abgesichert. Aus: RZB (2001): Verwendung des Zins- und Währungsmanagements, von Werner Pelzmann, Andrea Plöderl.

[79] RZB (2001): Verwendung des Zins- und Währungsmanagements, von Werner Pelzmann, Andrea Plöderl.

[80] RZB (2001): Verwendung des Zins- und Währungsmanagements, von Werner Pelzmann, Andrea Plöderl.

Ende der Leseprobe aus 223 Seiten

Details

Titel
Die Transformation des Finanzsektors
Hochschule
Wirtschaftsuniversität Wien  (VWL)
Veranstaltung
Doktoratsprogramm
Note
gut
Autor
Jahr
2002
Seiten
223
Katalognummer
V24970
ISBN (eBook)
9783638277174
Dateigröße
1971 KB
Sprache
Deutsch
Anmerkungen
Die Arbeit wurde mit einem Preis der "Stiftung Dr. Alois Mock" ausgezeichnet.
Schlagworte
Transformation, Finanzsektors, Doktoratsprogramm
Arbeit zitieren
Dr. Johann Sebastian Kann (Autor:in), 2002, Die Transformation des Finanzsektors, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/24970

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