Die Pariser Zeitung (1941-44) - Publizistische Wehr des Reiches im besetzten Frankreich


Magisterarbeit, 1999

124 Seiten, Note: 1,3


Leseprobe


Inhalt

Vorwort

Einleitung und methodische Erläuterung

I. „Dem Schwert folgt die Zeitung“
1. Die Waffe der Propaganda
a) Grundlegendes zur NS-Auslandspressepolitik
b) Kollaboration – nur ein Schlagwort?
c) Presse und Propaganda im besetzten Paris
2. Die Zeitung der Besatzer
a) Rolle und Anspruch der Pariser Zeitung
b) Der Verlag
c) Die Druckerei
3. Die Redaktion
a) Die Leitung
b) Die deutschen Mitarbeiter
c) Die französischen Mitarbeiter
4. Auf der Suche nach einem Publikum
a) Auflagenzahlen
b) Leserschaft und Verbreitung
c) Bemühung um französische Leser: eine französische Wochenzeitung

II. Morphologische Betrachtung der Pariser Zeitung
1. Das Erscheinungsbild
a) Titel und Untertitel
b) Das Format
c) Die Erscheinungsweise
d) Der Preis
e) Die Anzahl der Seiten
f) Aufmachung und Illustration
2. Die inhaltliche Darstellung
a) Die einzelnen Rubriken
b) Die französischen Seiten
c) Die Herkunft der Information
3. Die Anzeigen
a) Der Anteil der Anzeigen an der Gesamtoberfläche
b) Der Inhalt des Anzeigenteils
c) Die Kleinanzeigen
d) Die Frage nach dem Zielpublikum

III. Inhaltliche Aspekte
1. Berichte und Stellungnahmen zu einigen Schlüsseldaten der Geschichte des Zweiten Weltkriegs
a) Der deutsche Angriff auf die Sowjetunion (21. Juni 1941)
b) Die Landung der Alliierten in Nordafrika (7. November 1942)
c) Die Niederlage von Stalingrad (Januar/Februar 1943)
d) Die Landung der Alliierten in der Normandie (6. Juni 1944)
e) Das Attentat gegen Hitler (20. Juli 1944)
2. Der Antisemitismus
a) Der Stellenwert des Themenkomplexes in der Pariser Zeitung
b) Ausprägungen antijüdischer Propaganda
c) Antijüdische Maßnahmen im Spiegel der Berichterstattung
3. Die Kollaboration – Leitgedanke der Pariser Zeitung ?
a) Der Stellenwert des Themas in der Pariser Zeitung
b) Parisbild und kulturelle Zusammenarbeit
c) Wirtschaftliche Fragen
d) Die politische Kollaboration und das Verhältnis zur Vichy-Regierung

IV. Zielsetzung und Realität: eine zusammenfassende Wertung

Schlußbemerkung

Anhang

I. Einige Photokopien
1. Einleitung
2. Kopie der Titelseite der Pariser Zeitung vom 15. Januar
3. Kopie der Titelseite der Pariser Zeitung vom 12. November
4. Kopie der gesamten Ausgabe der Pariser Zeitung vom 7. April
5. Kopie der Titelseite der Pariser Zeitung vom 7. Juli

II. Zeittafel

III. Biographische Angaben zu Redaktionsmitgliedern und Mitarbeitern

IV. Kurzcharakteristik zitierter Presseorgane

V. Abkürzungsverzeichnis

VI. Tabellen- und Graphikverzeichnis

VII. Bildnachweis

VIII. Quellen- und Literaturverzeichnis

IX. Ehrenwörtliche Erklärung

X. Lebenslauf

Vorwort

Diese Arbeit wäre ohne die Hilfe einer Reihe von Personen in dieser Form nicht denkbar gewesen, deshalb soll eine Danksagung an erster Stelle stehen:

Bedanken möchte ich mich hierbei zu allererst bei Professor Pierre Albert vom Institut Français de Presse in Paris, der mich während eines Studienaufenthalts in Frankreich erst auf das Thema aufmerksam gemacht hat. Seine Ratschläge und Hilfestellungen bei den Studien in Frankreich waren mir auch während der Arbeit von größtem Nutzen. Eine große Hilfe war mir ferner Prof. Dr. Heinz Starkulla sen., der mich vor allem bei der Literaturrecherche tatkräftig unterstützte.

Des weiteren gilt mein Dank meinen französischen Freunden Alix Lefief und Eric Coutard, die mir bei der Einarbeitung in das französische Archiv- und Bibliothekswesen behilflich waren und mir ebenfalls einige wichtige Tips für die Bibliographie gegeben haben.

Ferner danke ich dem Personal der besuchten Archive. Eine nimmermüde Hilfsbereitschaft hat hier dazu beigetragen, daß so manche bürokratische Hürde überwunden werden konnte. Besonders seien dabei die Mitarbeiter des Archivs der Préfecture de Police von Paris hervorgehoben, die mir sogar einige Informationen über noch gesperrtes Archivgut haben zukommen lassen.

Mein Dank gilt aber nicht zuletzt auch meiner Betreuerin Frau Prof. Dr. Ursula E. Koch, die das Entstehen dieser Arbeit aufmerksamst begleitet hat und mir bei Problemen stets mit Rat und Tat zur Seite gestanden ist.

Einleitung und methodische Erläuterung

Unterzieht man die bisherigen Forschungen zur Presse während der Zeit des Dritten Reiches einer näheren Betrachtung, so fällt auf, daß ein Kapitel dieses Abschnitts der deutschen Pressegeschichte bis dato weitgehend vernachlässigt wurde: die deutsche Auslandpressepolitik während des Zweiten Weltkriegs, die „publizistische Wehr des Reiches“ wie es in einem zeitgenössischen Artikel heißt.[1] Am besten untersucht ist in diesem Zusammenhang noch die Auslandszeitschrift Signal, die von der Abteilung Wehrmachtspropaganda herausgegeben wurde und mit ihren Ausgaben in nicht weniger als 20 Sprachen zeitweilig eine Auflage von mehr als 2,5 Millionen Exemplaren erreichte.[2]

Völlig im Abseits der pressegeschichtlichen Forschung stand hingegen bisher ein Programm der Reichsleitung für die Presse der NSDAP, die in allen von Deutschland besetzten bzw. annektierten Gebieten deutsche Tageszeitungen gründen ließ. Von Riga bis Paris, von Oslo bis Belgrad entstand so ein Netz von deutschen Blättern, die aufgrund ihrer interessanten Stellung zwischen den Fronten eine eingehendere Betrachtung verdienen würden. Doch in den einschlägigen Publikationen zur deutschen Pressegeschichte der NS-Jahre von Koszyk, Abel oder – neueren Datums – von Frei/Schmitz finden sich kaum mehr als ein paar Verweise auf diese Presseorgane, Einzelstudien fehlen anscheinend völlig. Am ausführlichsten informiert noch Oron J. Hale, der diesen Zeitungen aber auch nur knapp vier Seiten widmet.

Die vorliegende Arbeit soll daher ein erster Schritt auf dem Weg dazu sein, diese Forschungslücke zu schließen. Untersuchungsgegenstand ist dabei die Pariser Zeitung, die zwischen Januar 1941 und August 1944 in der französischen Hauptstadt erschien und – wie noch zu zeigen sein wird – in mancher Hinsicht ein besonderes Beispiel für die Auslandspressepolitik der NSDAP darstellte. Auch in diesem Einzelfall ist der Forschungsstand kaum befriedigender, zudem die französische Seite bisher ebenfalls einen Bogen um die Pariser Zeitung gemacht zu haben scheint: Standardwerke wie die Histoire générale de la presse française oder Michèle Cottas La Collaboration erwähnen kaum einmal den Namen Pariser Zeitung, einzig einige Historiker benutzen das Blatt als Zitatenschatz[3]. In beiden Fällen wird die Zeitung dabei stets fälschlich als rein deutschsprachiges Blatt vorgestellt, wohl in Unkenntnis aller Bemühungen der Zeitung um französische Leser (von der Herausgabe zweier Ausgaben, einer „französischeren“ und einer „deutscheren“ schon ab Sommer 1941, bis hin zur Veröffentlichung einer gänzlich französischen Wochenzeitung von 1943 an), wie sie im folgenden ausführlich dargelegt werden.

Diese Magisterarbeit kann sich somit auf Literatur eigentlich nur hinsichtlich des historischen und pressegeschichtlichen Hintergrunds der Pariser Zeitung stützen. Ansonsten liegen ihr hauptsächlich Archivmaterialien, einige zeitgenössische Veröffentlichungen und vor allem der Text der Zeitung selbst zugrunde, die vollständig in der Bibliothèque Nationale de France in Paris und in der Bibliothèque de Documentation Internationale et Contemporaine (BDIC) in Nanterre erhalten ist[4] sowie, mit einigen Lücken, auch im Institut für Zeitgeschichte in München.[5] Allerdings gilt es auch hier anzumerken, daß die Pariser Zeitung über den Text hinaus kaum weitere Informationen hinterlassen hat. So wird das Leben der Zeitung selbst kaum je thematisiert, Wechsel in der Leitung werden nie kommentiert, Rückblick nur einmal, zum ersten Geburtstag des Blattes, gehalten.

Ziel der vorliegenden Arbeit ist es somit, die Pariser Zeitung erstmals vorzustellen und damit eventuell Anstoß zu weiteren Forschungen zu geben. Zu diesem Zweck sollen im ersten Teil einleitend Grundlagen zur NS-Auslandspressepolitik, zum Stichwort Kollaboration und zur Presse- und Propagandapolitik der deutschen Besatzer in Paris dargelegt werden, um anschließend die Stellung der Pariser Zeitung in bzw. zwischen den beiden Ländern aufzeigen zu können. Die beiden folgenden Kapitel dienen dann der Charakterisierung der Träger wie der Adressaten der deutschen Propaganda, also der Redaktion und der Mitarbeiter sowie des Publikums der Zeitung. Der zweite und dritte Teil befassen sich mit der Pariser Zeitung als solcher, einmal mit den rein morphologischen Aspekten von Titel und Preis über Seitenzahl und Rubrizierung bis hin zur Frage der französischen Seiten und zum Anzeigenteil, zum anderen mit dem Inhalt der Zeitung anhand einiger signifikanter Themenkomplexe. Der vierte Teil soll dann eine zusammenfassende Wertung des NS-Propagandablattes beinhalten. Diese Gliederung wurde dabei einem chronologischen Ansatz vorgezogen, weil die Geschichte des Blattes keinerlei signifikante Wendepunkte erkennen ließ, die ein solches Vorgehen gerechtfertigt hätten.

Zwei Dinge mögen bei dieser Gliederung willkürlich erscheinen, weshalb sie gleich an dieser Stelle erklärt werden sollen. Da ist zum einen die Plazierung des Kapitels über die Redakteure und Mitarbeiter vor der Erläuterung der Rubriken. Im vorliegenden Fall erscheint das insofern gerechtfertigt, als es unmöglich war, hierarchische Strukturen festzumachen, geschweige denn ein Organigramm der Redaktion zu erstellen. Die einzelnen Journalisten könne somit zwar den verschiedenen Rubriken zugeordnet werden, ihre Funktion innerhalb dieser Rubriken oder gar innerhalb der Gesamtredaktion muß aber im Dunkeln bleiben. Das bedeutet allerdings auch, daß eine genaue Kenntnis der Rubriken und ihrer Inhalte bei der Behandlung der Redaktion nicht vorausgesetzt werden muß. Der zweite Einwand könnte die Behandlung des Anzeigenteils weit hinter dem Kapitel über die Leserschaft betreffen, ist doch üblicherweise die Werbung eines der sichersten Indizien für das anvisierte Zielpublikum. Auch hier rechtfertigt aber die Sicht ex post die Vorgehensweise, da die Anzeigen bei der Pariser Zeitung leider kaum gesicherte Schlüsse auf die Leserschaft zulassen.

Da es sich im vorliegenden Fall um eine erste Annäherung an das Thema handelt, ist die Arbeit deskriptiv angelegt, und zwar im Sinne der sehr weitreichenden Definition der Deskription als Methode der „Fixierung der typischen Merkmalskonstellation eines zu erhellenden Sachverhaltes“, wie wir sie bei Starkulla jr. finden.[6] Dabei werden natürlich auch Verfahren der Quantifizierung angewandt werden, – wiederum im Sinne Starkullas, der quantifizierende Darstellungen ausdrücklich nicht von der Deskription ausgeschlossen sehen will – ,[7] vor allem im zweiten Teil der Arbeit, wenn es darum gehen wird, den Anteil der französischen Seiten oder der Anzeigen an der Gesamtoberfläche der Zeitung zu bestimmen. Aufgrund des referierten mageren Forschungsstands muß ferner auch auf die kritische Quellenarbeit als eine weitere Methode zurückgegriffen werden, schließlich basiert ein Großteil der Arbeit ja auf Archivmaterial und dem Text der Pariser Zeitung. Diese Primärquellen jedoch können angesichts der Zeitumstände nur mit kritischem Blick betrachtet werden und müssen stets hinterfragt werden.

Verzichtet wird hingegen auf ein inhaltsanalytisches Vorgehen im dritten Teil, da dies den Rahmen der Arbeit bei weitem sprengen würde. In diesen Kapiteln geht es nicht um eine empirische Erfassung des Inhalts der Pariser Zeitung, sondern vielmehr um eine exemplarische Darstellung einiger inhaltlicher Aspekte. Als Beispiele für die inhaltliche Vorgehensweise wurden daher auch nur drei für den zu behandelnden Zeitabschnitt besonders signifikante Themen herausgegriffen, nämlich einige Schlüsseldaten der Geschichte des Zweiten Weltkriegs, das den Nationalsozialismus beherrschende Thema Antisemitismus sowie das Schlagwort der deutsch-französischen Beziehungen dieser Zeit: „Kollaboration“.

Die Arbeit will damit, entsprechend der Deskriptionsdefinition von Robert Dubin, das „Material“ bereitstellen und „Anwendungsbereiche und Erkenntnisgrenzen“ ausloten.[8] Sie will die Pariser Zeitung in ihrer geschichtlichen Entwicklung, ihren Hauptmerkmalen und ihrer Zielsetzung erfassen, um von da aus im letzten Kapitel Schlüsse auf eine mögliche Wirkung ziehen zu können. Als Leitfragen sollen dabei dienen: Welche Stellung hatte die Pariser Zeitung im Gefüge der NS-Auslandspressepolitik, welche innerhalb der Pariser Presselandschaft? Wie sah die Zeitung selbst ihre Beziehung zu Paris und Frankreich, politisch und kulturell? Welchen Anspruch, welches Ziel hatten die Verantwortlichen bei der Gründung vor Augen und konnten sie dem gerecht werden? In welcher Form wurde mit der Pariser Zeitung NS-Propaganda betrieben und hatte diese Erfolg? War sie ein Baustein der Kollaborationspolitik?

I. „Dem Schwert folgt die Zeitung“

Mit diesen kraftvollen Worten überschrieb die amtliche Zeitschrift der Reichspressekammer, die Deutsche Presse, 1942 einen Artikel über die deutschen Zeitungen in den von Deutschland besetzten und annektierten Gebieten. Wo immer der deutsche Soldat seinen Fuß hinsetze, heißt es weiter, folge ihm die Zeitung, als „Vorkämpfer für ein neues Europa“.[9] Und in der Tat, zwischen 1939 und 1944 entstanden in Europa allerorten deutsche Tageszeitungen, vorausgesetzt, das Gebiet war auch nur zeitweilig unter deutsche Besatzung geraten.

1. Die Waffe der Propaganda

a) Grundlegendes zur NS-Auslandspressepolitik

Insgesamt zwölf solche Zeitungsgründungen lassen sich in der beschriebenen Zeitspanne nachweisen: 1939 erschien erstmals die Krakauer Zeitung, 1940 dann die Deutsche Zeitung in Norwegen, die Deutsche Polarzeitung (Tromsö) sowie die Deutsche Zeitung in den Niederlanden und die Brüsseler Zeitung. 1941 entstanden die Pariser Zeitung, die Donauzeitung (Belgrad), die Deutsche Zeitung in Kroatien und die Deutsche Zeitung in Griechenland, 1942 die Deutsche Zeitung im Ostland (Riga) und nach der Besetzung Norditaliens noch 1943 bzw. 1944 das Bozner Tagblatt und die Deutsche Adria-Zeitung.[10]

Veranlaßt wurden diese Gründungen von der Reichsleitung für die Presse der NSDAP, Reichsleiter Amann hatte sich dieses Aufgabenfeld gegenüber dem RMVP und Minister Goebbels erstritten.[11] Im engeren Sinne verantwortlich für diese Auslandszeitungen war der Leiter des Verwaltungsamts der Reichsleitung, Rudolf Rienhardt. Er schickte seine Mitarbeiter wirklich überall hin, wo die Wehrmacht zu Beginn des Zweiten Weltkriegs ihre Blitzsiege errang. Um diese Aktivitäten finanzieren und verwalten zu können, gründete er eine neue Holdinggesellschaft, den Europa-Verlag, der vermutlich aus der 1940 von Rienhardt übernommenen Rheinischen Verlagsanstalt gebildet worden war.[12] Das Kapital entstammte dem Eher-Verlag, dem Parteitrust der NSDAP, dem der Europa-Verlag mit seinen 27 Tochterverlagen 1944 auch angegliedert wurde.[13]

Für das Redaktions- und Verlagspersonal rekrutierten Rienhardt und seine Mitstreiter meist Mitarbeiter anderer NSDAP-Zeitungen, die dann nicht selten zwischen den einzelnen Auslandsblättern ausgetauscht wurden. Der Druck wurde entweder bei einer Firma am Ort in Auftrag gegeben oder aber es wurde gleich eine eigene Druckerei beschlagnahmt.

Die von Rienhardt veranlaßten Zeitungsgründungen hatten im Prinzip eine zweifache Bestimmung. Zum einen sollten sie den Deutschen im jeweiligen besetzten Gebiet eine deutschsprachige Tageszeitung bieten,[14] wobei sie sich allerdings deutlich von den Truppenzeitungen zur Wehrmachtspropaganda absetzten, auch wenn aus Gründen der Finanzierung die Wehrmachtsdienststellen stets einer der Hauptabnehmer waren.[15] Zum anderen sollten die deutschen Auslandsblätter aber auch Propaganda-Organe für die einheimische Bevölkerung darstellen, obgleich das von den Verantwortlichen nur zögerlich eingeräumt wurde, vielmehr in den ersten Jahren in verschiedensten Artikeln nur von einer Mittlerrolle und der friedlichen Gewinnung der besetzten Völker die Rede war.[16] Im Handbuch der deutschen Tagespresse des Jahres 1944 aber bekannte Reichsleiter Max Amann ganz unzweideutig welche Absichten die deutschen Auslandszeitungen gegenüber der einheimischen Bevölkerung hegten: sie leisteten ihre Form des Kriegsdienstes. Und das schweizerische Aargauer Tagblatt schrieb Ende 1942 folgerichtig:

„ Das militärische Prinzip regiert auch hier (bei der deutschen Auslandspresse, A.L.). Die

deutschsprachige Presse ist eine Waffe, wie jede andere im Hitlerschen Heer, und eine Waffe die

nicht mit Munition spart.“[17]

Der Erfolg dieser Pressepolitik läßt sich heute nur noch bedingt rekonstruieren. Auf der einen Seite stehen die hohen Auflageziffern der deutschen Auslandsblätter, die den Nationalsozialisten stets erlaubten, von einem ungeheuren Erfolg zu sprechen. So verwies beispielsweise Amann 1944 mit Stolz auf die Gesamtauflage seiner Blätter, die mehr als eine Million betragen haben soll.[18] Auf der anderen Seite aber stehen Zeugnisse wie das des schon genannten Aargauer Tagblatts, das im zitierten Artikel von einem krassen Mißverhältnis von Auflage und Nachfrage spricht[19] – eine Tatsache, die durch die hohen Abnahmeziffern seitens der Wehrmacht bestätigt scheint. Wer die deutschen Propagandablätter nun wirklich gelesen hat, kann freilich heute niemand mehr sagen.

b) Kollaboration – nur ein Schlagwort?

Wenn man nun den Spezialfall Frankreich betrachtet, müssen hier zu allererst einige Grundlagen zum Thema Kollaboration geklärt werde – schließlich bestimmte dieses Schlagwort die gesamte Zeit der deutschen Besatzung in Frankreich in dem Maß, daß die Jahre zwischen 1941 und 1944 dort noch heute als Epoque de la Collaboration bezeichnet werden.

Seinen Ursprung hatte der Begriff im Waffenstillstandsvertrag, den Deutschland und Frankreich am 22. Juni 1940 im Wald von Compiègne schlossen. Dort verpflichtete sich nämlich Deutschland, Frankreich nicht als besiegten Staat zu behandeln, falls es sich zu einer politischen Zusammenarbeit bereit erklären würde. Und augenscheinlich schien dem zu diesem Zeitpunkt nichts im Wege zu stehen, verkündete der Chef der französischen Delegation, General Huntziger, doch schon direkt nach der Unterzeichnung, daß dieser Waffenstillstand gleichzeitig die Wiederaufnahme normaler Beziehungen zwischen beiden Ländern bedeute.[20]

Am 24. Oktober 1940 kam es dann zu der allseits als erstem großem Kollaborationsereignis gefeierten Begegnung von Hitler und Pétain in Montoire, wo jener berühmte Händedruck der beiden Diktatoren stattfand, der von da ab zu einem Leitbild aller Kollaborateure werden sollte. Beide Seiten verkündeten pathetisch den Anbruch eines neuen Zeitalters, Hitler versprach Frankreich „den ihm gebührenden Platz [...] im neu zu gestaltenden Europa“, Pétain versicherte vollmundig, hiermit schlage er endgültig den Weg der Kollaboration ein – und das, obwohl die faktischen Ergebnisse der Begegnung mehr als mager ausgefallen waren.[21]

Allerdings hatten schon die Vorbereitungen zu diesem Treffen gezeigt, daß auf deutscher Seite eigentlich nie ein echtes Interesse an einer Kollaboration bestanden hatte. Ziel der Politik war vielmehr zum einen die Ausbeutung der wirtschaftlichen Ressourcen Frankreichs einschließlich seiner Kolonien, zum anderen die Hoffnung, Frankreich zu einem Kriegseintritt an der Seite Deutschlands zu bewegen.[22] Und dazu war es eben nötig, den Franzosen ein gewisses deutsches Wohlwollen zu suggerieren, freilich nie zu sehr, wie dem Protokoll einer Konferenz von Goebbels mit den Abtei-

lungsleitern seines Ministeriums vom Sommer 1940 zu entnehmen ist:

„Der Minister [...] weist [...] nochmals darauf hin, dass die Anti-Frankreich-Kampagne zunächst

abklingen muß.[...] Frankreich-Material ist zu sammeln, und einstweilen ist Frankreich lediglich

mit kühler Reserviertheit zu begegnen. Besonders peinlich muss allerdings gerade während dieser

Zeit darauf geachtet werden, dass nun auch alles vermieden wird, was frankreichfreundlich

ausgelegt werden könnte.“[23]

Und Göring ließ die Katze 1942 sogar noch deutlicher aus dem Sack, als er anläßlich

einer Rede vor Reichskommissaren und Militärbefehlshabern sagte:

„Im Grunde betrachte ich das gesamte von uns besetzte Frankreich als ein besiegtes Land [...].

Kollaboration, das macht nur Herr Abetz, ich nicht. Die Kollaboration der Herren Franzosen sehe

ich folgendermaßen: Sie sollen uns alles liefern, was sie können, bis sie selbst nicht mehr können.

Wenn sie das freiwillig machen, dann würde ich sagen, daß ich kollaboriere. Wenn sie alles selbst

fressen, dann kollaborieren sie nicht. Die Franzosen müssen sich dessen bewußt werden.“[24]

Dementsprechend hielt das deutsche Wohlwollen auch kaum an. Schon als Pétain im Dezember 1940 seinen Premierminister Laval entließ, der sich stets durch besondere Deutschfreundlichkeit ausgezeichnet hatte, kamen aus Deutschland heftige Proteste. Und je klarer wurde, daß Pétain weniger naiv war, als man in Deutschland gehofft hatte und sich keineswegs jeden Schritt und schon gar nicht einen Kriegseintritt von Hitler diktieren lassen wollte, desto weniger Interesse zeigten die Deutschen an der verkündeten Zusammenarbeit: Die Schuld gab man freilich den Franzosen, welche nicht kollaborieren wollten, welche die immer wieder betonte deutsche Bereitschaft zu ehrlicher Aussöhnung und Zusammenarbeit mißachteten und „attentistisch“ eingestellt wären, d.h. nur abwarteten, was geschehen würde.[25] Und das obwohl im April 1942 Laval an die Regierung zurückgekehrt war und sich mit dem Programm der Rélève (dem Austausch eines französischen Kriegsgefangenen gegen drei französische Arbeiter) sowie der aktiven Mithilfe bei der Judenverfolgung mehr als deutlich an die Seite Deutschlands gestellt hatte.[26]

Eine ganz neue Phase der Kollaboration brach schließlich mit der Besetzung auch des französischen Südens durch deutsche Truppen am 11. November 1942 an. Obwohl als Schutzaktion für das befreundete Frankreich angekündigt, das man vor den in Nordafrika gelandeten Alliierten bewahren müsse, und offiziell auch die Unabhängigkeit Vichy-Frankreichs aufrechterhalten wurde, kam dies nämlich einer Einverleibung ganz Frankreichs gleich. Pétain wurde zur Marionette Hitlers, wie er spätestens im November 1943 erfahren mußte, als seine Einberufung einer verfassungsgebenden Versammlung zur Restrukturierung des Vichy-Staates von Hitler einfach untersagt wurde. Zwar trat Pétain daraufhin einige Wochen in Streik, mußte aber im Dezember doch einlenken.[27] Das Wort Kollaboration selbst verschwand mehr und mehr aus den deutschen Reden.

In einem Bericht des RSHA über die Lage in Frankreich Ende 1943 hieß es daher zum Thema Kollaboration ganz deutlich: „Alle Möglichkeiten sind inzwischen verpaßt.“ Was jetzt noch zähle sei einzig eine „wirtschaftliche Abschöpfungspolitik“, vielleicht noch – gewissermaßen als Alibi – eine Zusammenarbeit auf kulturellem Gebiet.[28] Auch ein neues Schlagwort taucht Ende 1943 auf, welches den Begriff Kollaboration bald völlig ersetzen sollte: „neues Europa“ oder „nouvelle Europe“. So nannte man die deutsche Zukunftsvision für die Zeit nach dem „Endsieg“, wo sich alle Völker in ein neues nationalsozialistisches Europa unter deutscher Führung einzugliedern hätten.[29]

Gern gesehen waren bei den Nationalsozialisten freilich all jene Franzosen, die das Wort Zusammenarbeit wie sie selbst auslegten und als Unterordnung Frankreichs unter die deutsche Vorherrschaft verstanden. Darunter fielen vor allem die berüchtigten Pariser „Collabos“, meist Persönlichkeiten aus der rechtsextremen Szene, die mit dem deutschen Sieg ihre Stunde für gekommen hielten und hauptsächlich durch die Gründung bzw. Wiederbelebung von Zeitungen oder politischen Bewegungen auf sich aufmerksam machten, faktisch-politisch aber meist wenig bedeutend blieben. Auch ihr von den Deutschen forciertes Eintreten in die Vichy-Regierung ab Ende 1943 hatte da nicht mehr als Alibifunktion. Eine Reihe von ihnen wurde nach dem Krieg wegen Kollaboration mit dem Feind hingerichtet.

Als wichtigste Namen sollten hier genannt werden: Marcel Déat, Begründer der Zeitung L’Oeuvre[30] und, zusammen mit Camille Deloncle, Mitbegründer der faschistischen Bewegung R.N.P., Jacques Doriot, Chef der rechtsextremen Partei P.P.F. und Kopf der 1941 gegründeten Legion L.V.F., ferner Journalisten wie Alphonse de Chateaubriand, Lucien Rébatet, Robert Brasillach und Claude Jeantet, die vor allem mit der Wiederbegründung der Zeitschrift Je suis partout Furore machten.[31]

c) Presse und Propaganda im besetzten Paris

Nach diesen allgemeinen Bemerkungen zur deutschen Frankreichpolitik der Besatzungszeit gilt es jetzt, auch noch einen Blick auf die Pressepolitik der Nationalsozialisten im besetzten Paris zu werfen. Diese beschränkte sich schließlich nicht auf die Gründung deutscher Zeitungen. Im Gegenteil: Wie sich am Beispiel Frankreichs gut zeigen läßt, schufen die Deutschen ausgefeilte Kontrollsysteme, die ihnen eine propagandistische Hilfestellung auch durch die einheimische Presse ermöglichte. Schließlich gehörte Propaganda[33] ganz wesentlich zum System des Nationalsozialismus.[32]

In Frankreich war dabei das schnelle Wiederherstellen einer Scheinnormalität oberster Grundsatz. So schnell als möglich wurden im besetzten Paris Vergnügungslokale und Kinos wieder geöffnet, die Theater durften ihren Spielbetrieb wieder aufnehmen, der Rundfunk wieder senden. Überhaupt schienen die deutschen Besatzer den Medien einen hohen Stellenwert beizumessen, denn auch die Zeitungswieder- und -neugründungen folgten Schlag auf Schlag. Schon fünf Tage vor der Unterzeichnung des Waffenstillstands, am 17. Juni 1940, durfte Le Matin wieder erscheinen, am 22. Juni folgte Paris-Soir, am 30. desselben Monats La France au Travail. Ab September konnte man dann Aujourd’hui und L’Oeuvre an den Kiosks finden, ab Oktober auch Le Petit Parisien, Le Cri du Peuple und Les Nouveaux Temps.

Diese Titel weisen auch bereits auf das zweite Prinzip der deutschen Pressepolitik im besetzten Frankreich hin: Es galt, eine Pseudovielfalt in der französischen Presselandschaft zu garantieren, um so den Eindruck zu geben, die Presse sei völlig frei. Also gab es eben nominell linksorientierte Titel wie L’Oeuvre und rechtsorientierte wie Le Cri du Peuple, Boulevardzeitungen wie Paris-Soir und „seriöse“ Blätter wie Les Nouveaux Temps.

Die Kontrolle über all diese Zeitungen war nichtsdestotrotz in jeder Hinsicht streng. Am 18. Juli 1940 hatte die deutsche Militärverwaltung nämlich in Paris eine große Kontrollbehörde ins Leben gerufen, die Propaganda-Abteilung. Sie wurde nach regionalen Gesichtspunkten in Staffeln unterteilt, die Staffel von Paris, entsprechend ihrer Zuständigkeiten, noch in Gruppen, darunter eine Presse- und eine Rundfunkgruppe. Die gesamte Organisation wiederum war Goebbels‘ Propagandaministerium unterstellt.

Die Pressegruppe der Propaganda-Abteilung kontrollierte die gesamte Pariser Presse. Auf wöchentlichen Pressekonferenzen, an denen alle Verlagsleiter und Herausgeber teilzunehmen hatten, wurde genau festgelegt, was veröffentlicht werden durfte und was nicht. Außerdem mußten alle Zeitungen je ein Exemplar jeder Ausgabe zur Vorzensur bei den Kontrollstellen abgeben. Erst 1943 wurde diese Zensur etwas gelockert und die Kontrolle gewissermaßen als Selbstzensur in die Hand der Verlagsleiter und Herausgeber gelegt. Grund hierfür war allerdings nicht etwa ein Entgegenkommen gegenüber Frankreich, sondern vielmehr eine Direktive aus Berlin. Wie aus Akten des RSHA hervorgeht, machte man sich nämlich 1943 im Reich schwere Sorgen um die deutsche Propaganda in Frankreich, die in einem Bericht des SD als weitgehend unwirksam beschrieben wurde. Unter den Verbesserungsvorschlägen findet sich hierbei die Anregung, doch mehr französische Initiative bei der öffentlichen Meinungsbildung zuzulassen, freilich nur seitens vertrauenswürdiger Franzosen; aber da dürfte man ja schließlich nach drei Jahren ein Auge dafür haben.[34]

Neben der direkten Kontrolle durch die Propaganda-Abteilung wurde der Inhalt der Zeitungen auch durch die deutschen Eingriffe im Bereich der Nachrichtenagenturen stark beeinflußt. So gliederten die nationalsozialistischen Besatzer 1940 den Nachrichtenbereich aus der traditionellen Nachrichten- und Werbeagentur Havas aus und gründeten eine neue Agentur namens AFIP. Diese – die nach der Besetzung Südfrankreichs mit OFI, der staatlichen Nachrichtenagentur des Vichy-Staates, fusioniert wurde – und das DNB hatten das Nachrichtenmonopol in der gesamten besetzten Zone.

Doch noch eine weitere Organisation übte eine Kontrolle über das Pressewesen im besetzten Frankreich aus: die deutsche Botschaft unter Botschafter Otto Abetz. Abetz, wie sein Dienstherr, Außenminister Ribbentrop, ein Intimfeind von Goebbels, und außerdem ehrlicher Verfechter einer deutsch-französischen Aussöhnung,[35] befand sich in einer ständigen Rivalität zu den Verantwortlichen in der Propaganda-Abteilung. Zwar hatte Goebbels zu verhindern gewußt, daß der deutschen Botschaft konkrete Kompetenzen bei der Presselenkung zugeteilt wurden, doch ließ sich Abetz dadurch nicht davon abbringen, Pressekonferenzen, Soireen und Reisen für französische Journalisten zu organisieren. Außerdem sorgte er dafür, daß einige Pariser Blätter Zuschüsse aus den Geheimfonds des Reichsaußenministers erhielten, darunter wohl auch die Pariser Zeitung.[36] Schließlich gelang es ihm sogar, mit Les Nouveaux Temps gewissermaßen seine eigene Zeitung zu gründen, an deren Spitze er seinen engen Freund Jean Luchaire setzte. All diese Aktivitäten ließen Abetz immer wieder in Berlin in Ungnade fallen, so daß er einmal sogar für mehrere Monate aus Paris abberufen wurde.[37]

Als weitere Gängelungsinstanzen für die Pariser Presse können schließlich Gestapo und SS angesehen werden, die ebenfalls über die Einhaltung der Zensurbestimmungen wachten. Nicht zu vergessen ist schließlich auch die wirtschaftliche Kontrolle seitens der Nationalsozialisten, denen es gelang, unter der Leitung eines gewissen Dr. Hibbelen einen Pressetrust zu schaffen, der bald über 40 Prozent des Pariser Pressemarktes kontrollieren sollte.[38]

2. Die Zeitung der Besatzer

a) Rolle und Anspruch der Pariser Zeitung

Am 15. Januar 1941 erschien inmitten der skizzierten Presselandschaft dann erstmals ein deutsches Blatt, die Pariser Zeitung. Ihren Anspruch machte schon der erste Leit-

artikel deutlich:

„Die ‚Pariser Zeitung‘ tritt mit dem Anspruch eines grossen politischen Organs auf den Plan.

Warum ist sie da, und was will sie?

Sie ist da, weil, wo Deutsche in grösserer Gemeinschaft leben, auch eine deutsche Zeitung sein

muss.“

Gleichzeitig aber wollte die Pariser Zeitung von Anfang an auch französische Leser ansprechen, und zwar bewußt auch solche, die des Deutschen nicht mächtig waren, nahm sie doch als einzige deutsche Auslandszeitung Artikel in der Landessprache auf[39], deren Anteil sich im Lauf der Zeit sogar ständig vergrößerte.[40]

Trotz dieser Annäherung an das französische Publikum fiel die Pariser Zeitung, aus dem skizzierten Rahmen der französischen Presse völlig heraus – und das nicht nur aufgrund der Sprache. Sie unterstand nämlich nicht der Kontrolle seitens der Pariser Besatzungsbehörden und -ämter. So findet man beispielsweise – abgesehen von der Frage der Papierzuteilung – keinerlei Hinweise auf die Pariser Zeitung in den Akten der Pressegruppe, die im französischen Nationalarchiv verwahrt sind. Das deutsche Blatt wird weder bei den Auflagenlisten erwähnt noch bei den regelmäßigen Analysen der redaktionellen Linie der Pariser Presseorgane. Auch in den Dossiers über die verschiedenen Herausgeber und Chefredakteure fehlt die Pariser Zeitung völlig.[41] Ähnliches gilt für die Dokumente der Botschaft Paris, die das Politische Archiv des Auswärtigen Amtes verwahrt. Auch hier fehlt in den Akten, die sich mit der Kontrolle über die Pariser Presse befassen, jeglicher Hinweis auf die Pariser Zeitung.[42]

War die Pariser Zeitung also eine rein deutsche Zeitung auf französischem Boden, abhängig von der Reichsleitung für die Presse der NSDAP, völlig losgelöst von der Presse der französischen Hauptstadt? So einfach scheint die Lage jedoch auch nicht gewesen zu sein. Das beweist zum einen der Status der redaktionellen Mitarbeiter. Zwar nahmen die Vertreter der Leitung der Pariser Zeitung bei den Pressekonferenzen in der deutschen Botschaft stets am Termin für ausländische oder – falls eine eigene Konferenz stattfand – für deutsche Journalisten teil, nie an dem für ihre französischen Kollegen.[43] Andererseits aber waren – wie aus den Akten des RDP hervorgeht – die Mitarbeiter der deutschen Auslandszeitungen während ihrer dortigen Tätigkeit gewissermaßen als deutsche Journalisten beurlaubt, ihre Zwangsmitgliedschaft im RDP ruhte, eine Tatsache, die ausdrücklich auch für Zeitungen in reichsdeutschem Besitz galt.[44] Selbst politisch waren sie dem RDP nur dann verantwortlich, wenn sie schon vor ihrer Tätigkeit bei der Pariser Zeitung im Reich als „Schriftleiter“ tätig waren und somit einem der Landesverbände des RDP angehört hatten, was allerdings bei der Mehrzahl der Mitarbeiter der Fall war.[45]

Eine ähnliche Zwitterstellung hatte die Pariser Zeitung auch hinsichtlich der Nachrichtenquellen, wie ein Brief des Chefredakteurs Walter Trautmann an die deutsche Botschaft vom Februar 1942 beweist. Hierin schilderte Trautmann einen Fall, wo DNB und AFIP über dasselbe Ereignis berichtet hatten, die deutsche Agentur aber ausführlicher und für Deutschland noch positiver. Allerdings, diese Meldung hatte eine Sperrfrist gehabt, die den Redaktionsschluß überschritten hätte, die von AFIP nicht. Also habe er sich über die Sperrfrist hinweggesetzt. Wie hätte er auch sonst handeln sollen? Hätte er die Sperrfrist abgewartet, hätte er in der Konkurrenz mit der französischen Presse versagt, hätte er die AFIP -Meldung gedruckt, in seiner Eigenschaft als guter Deutscher.[46]

Selbst bei der politischen Kontrolle war die Lage der Pariser Zeitung alles andere als eindeutig. Zwar erfolgte diese – wie bereits dargelegt – nicht in Paris, sondern vom Reich aus, andererseits aber hatten, wie Reichsleiter Amann es selbst 1944 anläßlich eines Parisaufenthalts formulierte, „diese Zeitungen gegenüber der Presse im Reich größeren Spielraum hinsichtlich der Wiedergabe von Nachrichten und ihrer redaktionellen Behandlung.“[47] Schließlich mußten sie sich ja auch in einem ganz anderen Umfeld bewähren und anderen Leseransprüchen gerecht werden.

Vergleicht man daher einige Titelseiten der Pariser Zeitung mit denen des Völkischen Beobachters oder der Münchner Neuesten Nachrichten, so fällt auf, daß das Pariser Blatt oft ganz andere Schwerpunkte setzte. Nur nationalsozialistische Großereignisse wie Führerreden oder Jahrestage und entscheidende Kriegsereignisse finden sich in ähnlicher Aufmachung und inhaltlicher Ausgestaltung im Reich wie in Paris. Ansonsten aber legte die Pariser Zeitung deutlich mehr Wert auf Berichte aus Frankreich oder – wohl in französischer Kolonialtradition – aus Nordafrika oder dem asiatischen Raum. So findet sich beispielsweise in einer Testwoche vom 13. bis zum 19. April 1942, während der in Vichy die zweite Regierung Laval gebildet wurde, keine einzige Übereinstimmung zwischen den genannten Zeitungen, wohl aber in einer Testwoche vom 4. bis zum 10. Oktober 1943, in die mit dem „Ehrentag des deutschen Landvolkes“ und einer langen Hitlerrede große NS-Ereignisse fielen, außerdem mit der Moskauer Außenministerkonferenz ein entscheidendes weltpolitisches Ereignis.[48]

Versucht man nun alle diese Befunde zu einem Gesamtbild zusammenzusetzen, erscheint die Pariser Zeitung zwar nicht als gewissermaßen aus dem Reich exportierte Zeitung, doch mußte sie in Frankreich ein Fremdkörper bleiben, eben eine deutsche Zeitung, trotz aller Anlehnungsversuche an die französische Presse.

b) Der Verlag

Lanciert von der NSDAP, subventioniert durch die deutsche Botschaft in Paris – auch rein organisatorisch blieb die Pariser Zeitung ein deutsches Organ. Die Reichsleitung für die Presse gründete dazu eine Tochtergesellschaft des Europa-Verlags, die Pariser Druckerei und Verlags GmbH. Entsprechend dem bereits vorgestellten Aufbau dieses Verlags dürfte die Zeitung ganz in der Hand der Reichsleitung und damit Rienhardts gewesen sein, der ja seit 1940 Geschäftsführer des Europa-Verlags war.[49] Als Briefkastensitz gab die Zeitung auf jeder Titelseite Köln, Postfach 601 an. De facto freilich bezog die Pariser Zeitung im Januar 1941 ein extrem gut ausgestattetes Redaktionsgebäude in der Rue Réaumur 100, im zweiten Pariser Arrondissement. Dieses war zuvor der Sitz der Zeitung L’Intransigeant gewesen, die mit dem Einzug der deutschen Truppen in der französischen Hauptstadt ihr Erscheinen eingestellt hatte.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 1: Der Sitz der Pariser Zeitung 1941[50] Abbildung 2: Das Gebäude 1997

c) Die Druckerei

Wie bereits aus dem Namen der Verlagsgesellschaft hervorgeht, hatte die Pariser Zeitung im Gegensatz zu manch anderer deutscher Auslandszeitung[51] eine eigene Druckerei, die sich ebenfalls in der Rue Réaumur befand und von L’Intransigeant übernommen worden war. Damit war das Blatt einmal mehr unabhängig vom französischen Umfeld.

Die Wahl der Druckerei hätte dabei glücklicher nicht sein können, besaß die Pariser Zeitung doch auf diese Weise eine hochmoderne technische Ausstattung. L‘Intransigeant hatte nämlich immer darauf geachtet, die modernste und bestausgerüstete Druckerei von Paris zu besitzen und zu diesem Zwecke zwischen 1928 und 1940 mehrfach Modernisierungen vorgenommen. Erst 1936/37 war die Technik auf den neuesten Stand gebracht worden.[52] Um diese Möglichkeiten auch effektiv zu nutzen wurden in der Rue Réaumur neben der Pariser Zeitung noch eine Reihe von Truppenzeitungen gedruckt wie Soldat im Westen, Armee Nachrichtenblatt, Mitteilungen für die Truppe und Nachrichten des OKW.[53]

Freilich konnte die Unabhängigkeit der deutschen Tageszeitung auch im Fall der Drucklegung nicht vollständig sein, war man doch trotz eigener Druckerei auf französisches Personal angewiesen, was – glaubt man Verlagsleiter Viktor Muckel – so

manche Schwierigkeit mit sich brachte:

„So standen wir (...) vor dem Problem, in Paris das notwendige (...) technische Personal mit

möglichst guten deutschen Sprachkenntnissen zu finden. (...)

Natürlich mußten wir uns für das ansässige Personal auch bei der Lohn- und Gehaltszahlung in

die hier betriebswirtschaftlich bestehende Form eingewöhnen. (...) Wir mußten dabei mit den

französischen Syndikatstarifen rechnen. Diese Tarife sind für die Maschinensetzer, Rotations-

drucker und Stereotypeure derart von den deutschen verschieden, daß sie oft wie Bücher mit

sieben Siegeln anmuten.“[54]

Sehr viel weniger schwierig – so wiederum Muckel – muß demgegenüber, trotz der kriegsbedingt angespannten Personallage, die Suche nach redaktionellen Mitarbeitern gewesen sein. Wohl hatte der auf diesem Gebiet sehr erfahrene Rienhardt hier die richtigen Kontakte und konnte so „sein“ Personal schnell zusammenstellen. Diesen Leuten soll nun der nächste Abschnitt gewidmet sein.

3. Die Redaktion

a) Die Leitung

Als die Reichsleitung für die Presse der NSDAP erstmals plante, nun auch im besetzten Frankreich eine deutsche Tageszeitung herauszugeben – und das war immerhin schon im Juni 1940[56] –, wurden als ausdrücklich vorübergehendes Leitungsteam[57] drei Männer vorgesehen, die zum Teil bereits auf Erfahrungen mit dem System der deutschen Auslandszeitungen zurückblicken konnten. Zum Verlagsleiter wurde Dr. Viktor Muckel (*) ernannt, der vor dem Krieg Verlagsleiter beim Völkischen Verlag in Düsseldorf gewesen war und anschließend die Brüsseler Zeitung mitbegründet hatte.[58][55]

Sein „Hauptschriftleiter“ wurde Rudolf Sparing (*), dessen Stellvertreter Emil Frotscher. Sparing war bis 1940 einer der engsten Mitarbeiter Rienhardts bei der Etablierung deutscher Auslandszeitungen gewesen, ehe er im Mai 1940 die Wochenzeitung Das Reich[59] ins Leben zu rufen half, deren Chefredakteur er ab 1943 sein sollte. Dennoch stand er Rienhardt nicht nur im Januar 1941 als Chefredakteur der Pariser Zeitung zur Verfügung, sondern hatte zuvor auch schon vier Monate lang die Geschicke der Brüsseler Zeitung geleitet.[60] Frotscher, dessen Biographie nur teilweise zu rekonstruieren ist, gehörte ebenfalls zu den Begründern des Reich, er sollte später seine Karriere bei weiteren Auslandszeitungen fortsetzen, so bei der Deutschen Zeitung

im Ostland und der Donauzeitung.[61]

Schon am 22. Januar, nur sieben Tage nach dem Erscheinen der ersten Ausgabe, ergab sich allerdings die erste Änderung: So konnte man von diesem Tag an im Impressum vier Monate lang „verreist“ hinter dem Namen Sparings lesen. Am 26. Mai dann wurde die Chefredaktion endgültig ausgetauscht: Sparing und Frotscher wurden durch Dr. Walter Trautmann (*) und Dr. Alfred Rapp (*) ersetzt, zwei im Reich erfahrene und bewährte Journalisten. Trautmann war vor dem Krieg unter anderem Chefredakteur bei der Mitteldeutschen National-Zeitung in Halle sowie beim NSDAP-Blatt Der Mitteldeutsche in Magdeburg gewesen und war nach eigener Aussage bei Rienhardt zwecks einer Versetzung ins Ausland vorstellig geworden, um weiteren Belästigungen wegen seiner Ehe mit einer Nicht-Arierin zu entgehen.[62] Rapp wiederum hatte seine Karriere bei der Neuen Badischen Landeszeitung in Mannheim begonnen und war später Leiter des Ressorts Politik bei den Dresdner Neuesten Nachrichten geworden.[63] Beide hatten schon vor ihrer Ernennung zu Chefredakteuren für die Pariser Zeitung geschrieben und blieben ihr in der Chefredaktion bis zur Einstellung ihres Erscheinens im August 1944 treu.

Am 4. Juli 1941 berief die Reichspresseleitung schließlich auch einen neuen Verlagsleiter: Dr. Rudolf Neumann, von dem leider keinerlei biographische Einzelheiten in Erfahrung gebracht werden konnten. Er blieb nur etwa ein Jahr, dann wurde er zur Wehrmacht eingezogen[64] und – Viktor Muckel kehrte auf den Posten zurück. Dieser blieb dann bis zum 27. November 1943, als er erneut ersetzt wurde, diesmal durch Theo Hansen (*). Hansen hatte seine berufliche Laufbahn in Köln begonnen und war über eine Station bei der Brüsseler Zeitung nach Paris gekommen.[65] Dort blieb er bis August 1944. Die Pariser Zeitung selbst kommentierte all diese Wechsel nie, stellte auch die neuen Verlagsleiter und Chefredakteure ihren Lesern niemals vor – ein neuer Name im Impressum bleibt daher auch für den Forscher heute der einzige Hinweis.

b) Die deutschen Mitarbeiter

Abgesehen von den Chefredakteuren und Verlagsleitern, fehlt nach bisherigem Forschungsstand jeglicher Hinweis, der er es erlauben würde, die einzelnen Mitarbeiter der Pariser Zeitung in irgendein hierarchisches Verhältnis zueinander zu setzen, geschweige denn ein Organigramm der Redaktion zu erstellen. Aus diesem Grund sollen im folgenden die Namen der regelmäßigen Mitarbeiter[66] nach den Rubriken geordnet werden, in denen ihre Unterschrift ausgemacht werden konnte.

- Politik

Neben den Namen von Trautmann und Rapp – die Verlagsleiter schrieben selbst keine Artikel – tauchten nur zwei Namen während der ganzen Erscheinungszeit der Pariser Zeitung, von 1941 bis 1944, auf: Peter Raunau (*) und Helmut Lucas. Raunau hatte vor seiner Pariser Zeit als Korrespondent verschiedener deutscher Regionalzeitungen des Ullstein-Verlags in Berlin gearbeitet und war außerdem für den Reichsverband der deutschen Zeitungsverleger tätig gewesen[67], Lucas bleibt bisher unbekannt.

Immerhin bis 1943 arbeitete Josef Berdolt für die Pariser Zeitung. Er war vor dem Krieg Korrespondent des Völkischen Beobachters in Athen gewesen und dann als Korrespondent des Zeitungsdienstes Graf Reischack nach Paris gekommen, wo er – wie übrigens auch seine Frau Ruth, Korrespondentin des Reischackdienstes in Vichy, – für die deutsche Tageszeitung schrieben.[68]

Alle anderen Namen konnte man nur in bestimmten Zeiträumen lesen : So schrieben zwischen 1941 und 1942 Dr. Kurt Ihlefeld und Wilhelm Zarske eine große Anzahl von Artikeln für die Pariser Zeitung. Ersterer war schon in den dreißiger Jahren Korrespondent in Paris für eine Reihe deutscher Zeitungen gewesen (z.B. Der Angriff, Hamburger Anzeiger und Stuttgarter NS-Kurier) und berichtete dann während der deutschen Besatzung auch für das DNB und den Völkischen Beobachter aus der französischen Hauptstadt. 1942 wurde er zum Militär eingezogen.[69] Zarske wiederum war vor seiner Tätigkeit in Paris Chefredakteur der NSDAP-Zeitung Danziger Vorposten und Leiter des Pressebüros der NSDAP in Danzig gewesen und hatte von dort auch aus für den Westdeutschen Beobachter, den Völkischen Beobachter und die Preußische Zeitung gearbeitet.[70]

Daneben finden sich im Jahr 1941 die Namen von Dr. Rudolf Vogel, ehemals Anzeigenchef bei verschiedenen kleineren Zeitungen im Rheinland[71], von einem gewissen Herbert Hörhager, sowie, während der ersten Monate, die von Fritz Horstmann, zuvor stellvertretender Chefredakteur bei der Kurhessischen Landeszeitung in Kassel[72], von Dr. Franz Rodens, vormaliger Kulturredakteur bei der Westdeutschen Allgemeinen Zeitung und später Frankreichkorrespondent des Westdeutschen Beobachters, des Reich und der Brüsseler Zeitung[73], und schließlich der eines gewissen Wolfdieter Langen.

Von 1942 bis 1944 konnte man ferner regelmäßig die Unterschrift eines Adalbert v. Wülcknitz lesen, außerdem die von Fred Feez, Pariser Korrespondent einiger im Scherl-Verlag verlegter Berliner Blätter.[74] Ein Jahr später tauchten erstmals zwei weitere Mitarbeiter auf, die der Pariser Zeitung ebenfalls bis zum Schluß treu bleiben sollten: zum einen Franz v. Caucig, vor dem Krieg Korrespondent in Istanbul – unter anderem für die Essener Volkszeitung und die Dresdner Neuesten Nachrichten –, der ursprünglich 1942 als Korrespondent des Auslandspressediensts Europapress nach Paris gekommen war[75], zum anderen ein weiterer „Unbekannter“, Dr. H.P. Danielcik.

- Frankreich/Paris

Diese Rubrik fällt zuerst durch einen hohen Anteil an Unterschriften in Form von Kürzeln oder nur Vornamen auf: EBA und Dia, K.M. und E.v.D., -mer und Tom, Fritz, Klaus und Karola, um nur einige zu nennen.

[...]


[1] Die deutschen Auslandszeitungen. Publizistische Wehr des Reiches in den besetzten und eroberten

Ländern, in: Brüsseler Zeitung, 1. 7. 1942.

[2] Vgl. Hans Dollinger, Facsimile-Querschnitt durch Signal, München/Bern/Wien 1969, S. 11.

[3] Vgl. z.B. Philippe Burrin, La France à l’heure allemande: 1940-44, Paris 1995.

[4] In beiden Bibliotheken finden sich die „deutsche“ wie die „französische“ Ausgabe der Tageszeitung

Pariser Zeitung, in der BDIC auch die französische Wochenzeitung gleichen Namens.

[5] Hier finden sich nur weite Teile der „französischen“ Tageszeitungsausgabe.

[6] Heinz Starkulla jr., Deskription, in: Hans Wagner, KommunikationsWissenschaft (Zeitungs-

Wissenschaft). Das Fach. Das Studium. Die Methoden, zweite völlig neu bearb. Aufl.,

München/Mühlheim 1989, S. 293-311, S. 311.

[7] Ebd., S. 301

[8] Robert Dubin, Theory Building, New York 1969, S. 226 (Übers. v. Verf.).

[9] Dem Schwert folgt die Zeitung, in: Deutsche Presse (DP), Nr. 3/1942.

[10] Vgl. Handbuch der deutschen Tagespresse, hrsg. vom Institut für Zeitungswissenschaft an der

Universität Berlin, Leipzig 1944; S. XIX f.

[11] Vgl. Oron J. Hale, Presse in der Zwangsjacke 1933-45, Düsseldorf 1965, S. 279.

[12] Vgl. Meldung in Zeitungs-Verlag, Nr. 29/1940, S. 249.

[13] Vgl. Hale, Presse i. d. Zwangsjacke, a.a.O., S. 278-80. Der Europa-Verlag beteiligte sich demnach auch

an Gründungen deutscher Zeitungen außerhalb besetzter Gebiete, so z.B. in Bukarest oder in

Schanghai.

Vgl. Kurt Koszyk, Deutsche Presse 1914-1945 : Geschichte der deutschen Presse Teil III, Berlin 1972,

S. 387.

[14] Vgl. Die deutschen Auslandszeitungen, in: Brüsseler Zeitung, 1. 7. 1942, a.a.O.

[15] Vgl. Hale, Presse in der Zwangsjacke, a.a.O., S. 278.

[16] Vgl. Die deutschen Auslandszeitungen, in: Brüsseler Zeitung, 1. 7. 1942, a.a.O.

Vgl. Propaganda als Helfer. Deutsche Presse im besetzten Europa, Aargauer Tagblatt, 5. 12. 1942.

[17] Vgl. Propaganda als Helfer, in: Aargauer Tagblatt, 5. 12. 1942, a.a.O.

[18] Vgl. Handbuch der deutschen Tagespresse 1944, a. a. O., S. XXI.

[19] Vgl. Propaganda als Helfer, in: Aargauer Tagblatt, 5. 12. 1942, a.a.O.

[20] Vgl. Eberhardt Jäckel, Frankreich in Hitlers Europa. Die deutsche Frankreichpolitik im Zweiten

Weltkrieg, Stuttgart 1966, S. 42.

[21] Zitiert nach: Jäckel, Frankreich, a.a.O., S. 112.

Vgl. Serge Berstein/Pierre Milza, Histoire de la France au XXe siècle , Bd. II : 1930-1945,

Bruxelles 1991, S. 356.

[22] Vgl. Jäckel, Frankreich, a.a.O., S. 112.

[23] Vgl. BArch, R 55/20.001h.

[24] Zitiert nach: Alfred Mallet, Pierre Laval, Bd. II: De la reconquête au pouvoir à l’exécution, Paris 1955,

S. 84 (Übers. v. Verf.; Original: „Je considère, au fond, toute la France occupée par nous comme un

pays conquis [...]. La collaboration, c’est M. Abetz qui en fait, mois pas. La collaboration de messieurs

les Français, je la vois de la façon suivante : qu’ils livrent tout ce qu’ils peuvent jusqu’à ce qu’ils n’en

puissent plus. S'ils le font volontairement, je dirai que je collabore. S'ils bouffent tout eux-mêmes, alors

ils ne collaborent pas. Il faut que les Français s’en rendent compte.“).

[25] Diese ganze Entwicklung ist im zitierten Werk von Jäckel ausführlichst beschrieben.

[26] Vgl. Berstein/Milza, Histoire de la France, a.a.O., S. 358.

[27] Vgl. ebd., S. 359 f.

Vgl. Dominique Veillon, La Collaboration. Textes et débats, Paris 1984, S. 453 f.

[28] Vgl. BArch, R 58/649.

[29] Vgl. Akten des RMPV, BArch, R 55/20.931.

[30] Nähere Angaben zu den im Text zitierten Zeitungstiteln finden sich im Anhang, S. 124 ff.

[31] Vgl. Veillon, La Collaboration, a.a.O., S. 179-183.

[32] Soweit nicht anders angegeben stützt sich dieses Kapitel auf folgende Literatur:

a) Claude Bellanger/Jacques Godechot (Hrsg.), Histoire générale de la presse française, Bd. IV :

de 1940 à 1958, Paris 1975, S. 13-18.

b) Peter Longerich, Propagandisten im Krieg: Die Presseabteilung des Auswärtigen Amtes unter

Ribbentrop, München/Wien 1987, S. 264-268.

[33] Dieser Begriff wird hier nach Silbermann im Sinne von „eine ersonnene und absichtliche Bemühung

kollektiven Handelns, vor allem öffentliche Meinung gemäß vorbestimmter Linien zu bestimmen“

verwendet. Vgl. Propaganda, in: Alphons Silbermann, Handwörterbuch der Massenkommunikation

und Medienforschung, Bd. 2 L-X, Berlin 1982, S. 358. Eine Diskussion des Begriffs hätte hier zu weit

vom Thema weggeführt.

[34] Bundesarchiv (BArch), R 58/ 189.

[35] Siehe oben, S. 13.

[36] Vgl. Befragung des Generalkonsuls Schleier durch das Interrogation Center der dritten Armee der

USA am 15. Mai 1945, in: Lucien Sabah, Une police de Vichy. Le service des Sociétés Secrètes,

Paris 1996, S. 32.

[37] Vgl. Otto Abetz, Das offene Problem: Rückblick auf zwei Jahrzehnte deutscher Frankreichpolitik,

Köln 1951.

38 Vgl. Bellanger/Godechot, Histoire générale..., Bd. IV, a.a.O., S. 16.

[39] Vgl. La Page Française bei der „Pariser Zeitung“. Franzosen, deutsche Soldaten und deutsche Schüler

als Leser, in: Zeitungs-Verlag, Nr. 14/1941, S. 83-84, S. 83.

[40] Siehe unten, S. 55 ff.

[41] Vgl. Archives Nationales (AN), AJ 1014.

[42] Vgl. Politisches Archiv des Auswärtigen Amtes (PAAA), Botschaft Paris Nr. 1221/Az. P1.

Die Pariser Zeitung ist freilich in anderen Zusammenhängen des öfteren erwähnt.

[43] Vgl. Anwesenheitslisten dieser Pressekonferenzen, PAAA, Botschaft Paris Nr. 1131b/Az. P1.

[44] Vgl. Interne Korrespondenz des RDP, BArch, R 103/ 133. Mitarbeiter der Pariser Zeitung gehörten

dabei nicht einmal der Pariser Sektion des RDP an – es sei denn, sie waren gleichzeitig auch als

Korrespondenten für eine reichsdeutsche Zeitung tätig.

[45] Vgl. Ebd.

[46] Vgl. PAAA, Botschaft Paris Nr. 1244/Az. P2.

47 PAAA, Botschaft Paris Nr. 1107/Az. P3 Nr.2.

[48] Hiermit soll allerdings nicht der Eindruck erweckt werden, die Auslandszeitungen wären in ihrer

Berichterstattung frei von Zensurbestimmungen gewesen. Die Freiräume betreffen in der Tat nur

Fragen der Aufmachung und Darstellung. Inhaltlich-ideologisch waren diese Zeitungen genauso

gleichgeschaltet wie die im Reich. (Vgl. BArch, R 103/82: Beschwerde des RMPV beim RDP über

einen Journalisten, der in der Deutschen Zeitung in den Niederlanden ein Zensurvorschrift mißachtet

hatte; Siehe auch Kapitel II dieser Arbeit) Im Reich war diese Sonderstellung der Auslandszeitungen

dennoch keineswegs unumstritten, das beweisen Zeugenaussagen ebenso wie Archivdokumente. So

wurde immer wieder erwogen, den Vertrieb dieser Organe im Reich zu untersagen. (Vgl. Handakten

Rienhardts/ PAAA, Botschaft Paris, Nr. 1107/Az. P 3 Nr. 2.)

[49] Siehe oben, S. 10 f.

[50] Leider war es unmöglich, weitere zeitgenössische Photographien zu finden. Zwar haben die Archives

Nationales unter der Bestandssignatur AJ 72 2109 einmal „vues du siège, des rédacteurs, de la

direction, de la fabrication et de l’imprimérie du journal“ besessen, diese wurden aber am 19. und

20. Juni 1990 im Auktionshaus Drouot versteigert. Dieses war allerdings nicht berechtigt, den Käufer

des Bestandes zu nennen.

[51] Siehe oben S. 11.

[52] Vgl. Claude Bellanger/ Jacques Godechot (Hrsg.), Histoire générale de la presse française, Bd. III: De

1871 à 1940, Paris 1972, S. 125 f./536.

[53] Vgl. AN, AJ 1014.

[54] Sechs Wochen „Pariser Zeitung“. Der Aufbau und die Entwicklung einer deutschen Neuschaffung, in:

Zeitungs-Verlag, Nr. 8/1941, S. 83/84, S. 83.

[55] Sofern sich ausführlichere biographische Angaben über Redaktionsmitglieder erstellen ließen, befinden

sich diese im Anhang, S. 118 ff. Dort finden sich dann auch Angaben über eventuelle Tätigkeiten nach

dem Krieg. Im Text selbst sind nur einige signifikante Hinweise belassen worden. Entsprechende

Namen wurden dort mit einem * gekennzeichnet.

Vernachlässigt werden in dieser Untersuchung die Pressezeichner. Zum einen sind Zeichnungen und

Karikaturen in der Pariser Zeitung in den seltensten Fällen namentlich gezeichnet, zum anderen ist

einem Aufsatz von Christian Delporte, einem Kenner der Materie, zu entnehmen, daß die Zeichner, die

für die Pariser Zeitung gearbeitet haben, ohnehin unbekannt waren. (Vgl. Christian Delporte,

Journalisme, propagande et collaboration (1940-44): Le cas des dessinateurs de presse, in: Guerres

mondiales et conflits contemporains, Nr. 169/1993, S. 117-136, S. 136).

[56] Vgl. Briefwechsel Botschaft Paris – Auswärtiges Amt, in: PAAA, Botschaft Paris Nr. 1244/Az. P 2.

[57] Vgl. ebd.

[58] Vgl. Handakten Rienhardts.

[59] Auch hier sei nochmals auf die näheren Angaben zu den Zeitungstiteln im Anhang, S. 122 ff .

verwiesen. Allerdings wurde bei rein regionalen Titeln auf eine nähere Charakterisierung verzichtet.

[60] Vgl. Müller, Hans Dieter (Hrsg.), Facsimile-Querschnitt durch „Das Reich“, München/Bern/Wien

1964, S. 74.

Vgl. Hale, Presse i. d. Zwangsjacke, a.a.O., S. 279.

Vgl. Aus der Werkstatt der „Brüsseler Zeitung“. Idee, Start und Entwicklung eines deutschen

Auslandsorgans“, in: Zeitungs-Verlag, Nr.45/1940, S. 397-399, S. 399.

[61] Vgl. Kurt Koszyk, Deutsche Presse 1914-1945, a.a.O., S. 405.

Vgl. Die Deutsche Zeitung im Ostland, in: Wildente, 26.12.1963, S. 145.

Vgl. BArch, R 103/ 89.

[62] Vgl. Handakten Rienhardts.

[63] Vgl. Journalisten-Handbuch 1960, hrsg. v. Deutschen Journalistenverband, Wiesbaden 21960.

Vgl. Sie redigieren und schreiben die Frankfurter Allgemeine, Zeitung für Deutschland,

hrsg. von der Frankfurter Allgemeinen Zeitung, Frankfurt a. M. 1973.

[64] Vgl. Impressum der Pariser Zeitung, 2. Juli 1942 („z. Zt. Wehrmacht“).

[65] Vgl. Todesanzeige und Nachruf auf Theo Hansen in Zeitungs-Verlag und Zeitschriften-Verlag

(ZV+ZV), Nr. 2/1963, S. 67.

[66] Als „regelmäßige Mitarbeiter“ sollen hier Journalisten gelten, deren Namen in einem zusammen-

hängenden Zeitraum von drei Monaten mindestens vier Mal pro Monat aufgeführt sind. Allerdings

muß an dieser Stelle angemerkt werden, daß eventuell eine Reihe von Mitarbeitern durch dieses Raster

fallen, da in der Pariser Zeitung Artikel, selbst Reportagen und Kommentare, oft anonym oder unter

einem nicht entschlüsselbaren Kürzel veröffentlicht wurden.

[67] Vgl. Handakten Rienhardt.

Vgl. Artikel zum 65. Geburtstag von Raunau in ZV+ZV, Nr. 47/1967, S. 69.

[68] Vgl. Handbuch der deutschen Tagespresse, hrsg. vom Institut für Zeitungswissenschaft an der

Universität Berlin, Leipzig 1937, S. 37.

Vgl. BArch, R 103/88.

Vgl. PAAA, Botschaft Paris, Nr. 1260/Az. DP 3.

[69] Vgl. Handbuch der deutschen Tagespresse 1937, a.a.O., S. 59/130/176/216/282.

Vgl. Karteikarteneintrag in den Akten des Reichspressechefs, BArch, NS 42/38.

Vgl. Schreiben des RDP-Büros in Paris an das RDP-Büro in Berlin 1943, BArch, R 103/ 90.

[70] Vgl. Handbuch der deutschen Tagespresse 1937, a.a.O., S. 37/130/155/287/343.

[71] Vgl. ebd., S. 145/155/158/159/190/230.

[72] Vgl. ebd., S. 121.

[73] Vgl. ebd., S. 155.

Vgl. Akten des RDP-Büros in Paris, BArch, R 103/43, 44.

[74] Vgl. Schreiben von Feez an die deutsche Botschaft, PAAA, Botschaft Paris Nr. 1130b/Az. P 4 Nr. 2.

[75] Vgl. Handbuch der deutschen Tagespresse 1937, a.a.O., S. 148/176/243/282.

Vgl. Aktennotiz über Pressekarten für einen Vortrag von Botschafter Abetz, PAAA, Botschaft Paris

Nr. 1252/Az. P4 Nr. 2.

Ende der Leseprobe aus 124 Seiten

Details

Titel
Die Pariser Zeitung (1941-44) - Publizistische Wehr des Reiches im besetzten Frankreich
Hochschule
Ludwig-Maximilians-Universität München  (Institut für Kommunikationswisenschaft (ZW))
Note
1,3
Autor
Jahr
1999
Seiten
124
Katalognummer
V248
ISBN (eBook)
9783638101899
Dateigröße
803 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Pariser, Zeitung, Publizistische, Wehr, Reiches, Frankreich
Arbeit zitieren
Andreas Laska (Autor:in), 1999, Die Pariser Zeitung (1941-44) - Publizistische Wehr des Reiches im besetzten Frankreich, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/248

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