Betrachtungen zur Praxis im Spendenwesen

Fund Raising unter Berücksichtigung allgemeingültiger ethischer, moralischer, sittlicher und tugendhafter Kriterien


Hausarbeit, 2000

26 Seiten, Note: 2,0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Begrifferläuterungen
2.1 Ethik
2.2 Moral und Sitte, Sittlichkeit
2.3 Normen
2.4. Werte
2.5. Tugenden
2.6. Philanthropie
2.7. Spendenwesen
2.8. Fund Raising

3. Zahlen zum Fundraising in Deutschland
3.1 Wie viele Spenden sammeln Organisationen in Deutschland?
3.2 Wieviel spenden die Deutschen?
3.3 Wie entwickelt sich das Spendenaufkommen?
3.4 Einstellung der Bevölkerung zum Spenden
3.5 Spendenzwecke
3.6 Spendenaufkommen je Haushalt

4. Ethische Richtlinien einiger deutscher Organisationen
4.1 Warum Ethik in der Spendenwerbung?
4.2 Kontrolle und Selbstkontrolle des Fundraising-Marktes
4.3 Deutsches Zentralinstitut für soziale Fragen (DZI)
4.4 Deutscher Spendenrat e.V.

5. Gründe für das Geben

1. Einleitung

Spenden erfüllen in unserer Gesellschaft wichtige gesellschaftliche und soziale Funktionen. Sie haben heute weitgehend die persönliche und direkte Hilfe in Notlagen, wie sie früher üblich war, abgelöst. Ebenso ersetzen Spenden häufig die direkte Mithilfe bei der Bewältigung von Gemeinschaftsaufgaben.

Spenden helfen, Aufgaben zu erfüllen, die mit staatlichen Maßnahmen nicht ausreichend gelöst oder vom Staat allein nicht bewältigt werden können und auch sinnvollerweise nicht erledigt werden sollten. Private Initiative ist auf vielen Gebieten unverzichtbar. Das Spendenwesen ist eine wichtige Ergänzung des staatlichen Wirkens in vielen Bereichen.

Das Spendenwesen bzw. Fund Raising in der Bundesrepublik Deutschland leistet einen wesentlichen Beitrag zum sozialen Leben und zur volkswirtschaftlichen Leistung. Bevölkerung, Unternehmen und andere Institutionen spenden nicht nur jährlich Milliarden DM in Geld, sondern auch Sachen, Arbeitszeit, Beziehungen, Motivation, Know-how und manches mehr von bisher kaum ermitteltem monetärem Wert.

Dieses philanthropische - "menschenfreundliche" – Engagement ist Ausdruck des wachsenden Bürgerwillens, das Gemeinwesen jenseits staatlicher Maßnahmen mitzugestalten und –zubestimmen. Es verdient uneingeschränkte Förderung und Respekt. Dieser Respekt gegenüber der philanthropischen Haltung der Bevölkerung fördert wiederum das Vertrauen in die gemeinnützigen Organisationen und hilft so, die Spendenfreudigkeit zu erhalten und weiter zu erhöhen.

28,3 Millionen Bundesbürger über 14 Jahre haben im September/Oktober 1999 die Frage bejaht, ob sie in den letzten zwölf Monaten mindestens einmal für eine gemeinnützige Organisation gespendet haben. Damit nahm die Zahl gegenüber dem Vorjahr um zwei Prozent zu und überschritt erstmals seit 1995 die Marke von 40 Prozent. Allerdings nahm eher die Zahl der Kleinspender zu, während das Spendenaufkommen insgesamt nicht nennenswert stieg. Die Kleinspender gaben im Durchschnitt 155 Mark, im Jahr zuvor 175. Zum Anstieg der Spendenzahl haben die Ereignisse im Kosovo und der Türkei zweifellos beigetragen. 75% der Spenden der Deutschen gehen nach einer Schätzung des Deutschen Spendeninstitutes Krefeld an Projekte im Inland. (Quelle: BSM-Newsletter 1/99, S.11)

"Die Unterstützung von Projekten der Entwicklungshilfe wie auch die schnelle Hilfe in Katastrophensituationen sind Ausdruck einer humanitären Gesinnung, für die viele Menschen auch gerne einen finanziellen Beitrag leisten."

Der vorliegende SLN beschreibt zu Beginn Definitionen und Sichtweisen und versucht im weiteren Verlauf individuelle Beweggründe und Motive für das freiwillige Geben von Geld, Zeit und anderen Ressourcen der Spendern zu betrachten und zu analysieren und sucht nach Gründen für ihr Engagement. Weiterhin gibt der SLN einen Überblick über die in Deutschland ansässigen Organisationen und Institute, die wesentlich zur Diskussion über die Ethik im Spendenwesen beitragen und durch ihre Arbeit Transparenz und Richtlinien für potentielle Spender geben.

2. Begrifferläuterungen

2.1. Ethik

"Ethik, die, - (Lehre vom sittlichen Wollen u. Handeln der Menschen untereinander u. in Beziehung zur Gesellschaft) [grch]"

"Ethik [gr.]:urspr. Lehre von den durch Überzeugung, Tradition, Brauch, Erziehung, Gewohnheit u. Kraft der öffentl. Meinung der gesamten Gesellschaft... geprägten relativ stabilen sittl. Regeln, Verhaltensnormen u. Prinzipien im Zusammenleben der Menschen... sowie der Notwendigkeit der Regelung der sozialen Beziehungen zw. den Individuen u. sozialen Gruppen."

"Ethik (griech. ethos gewohnter Ort des Lebens, Sitte, Charakter) geht als philosophische Disziplin... auf Aristoteles zurück, der ältere Ansätze (Sophisten, Sokrates, Platon) aufgreift. Dort, wo überkommene Lebensweisen u. Institutionen ihre selbstverständliche Geltung verlieren, sucht die philosophische E, von der Idee eines sinnvollen Lebens geleitet, auf methodischem Weg... u. ohne letzte Berufung auf politische u. religiöse Autoritäten... oder auf das von alters her Gewohnte u. Bewährte allgemeingültige Aussagen über das gute u. gerechte Handeln. Bei Aristoteles u. in der von ihm begründeten Tradition... hat die E neben der engen auch eine umfassende Bedeutung, nach der die Ökonomie u. die Politik... mit zu ihr zählen. E ist dann gleichbedeutend mit praktischer Philosophie. Später verengt sich die Bedeutung auf Moralphilosophie... , die sich vor allem mit der persönlichen Seite guten Handelns befaßt u. die soziale u. politische Dimension weitestgehend ausklammert."

"Der Gegenstand der Ethik sind die menschlichen Handlungen und die sie leitenden Handlungsregeln, die als selbstgesetzte Maximen oder gesellschaftlich vorgegebene Normen erscheinen."

Das Wort "Ethik" stammt aus der griechischen Sprache und bedeutet weitgehend dasselbe, wie das aus dem lateinischen stammende Wort "Moral" oder das deutsche Wort "Sitte". Sie alle beziehen sich auf die Tatsache, daß Menschen, die einen gemeinsamen Wohnsitz haben, auch gemeinsame Gewohnheiten entwickeln, die ihren Zusammenhalt zu sichern und für ihren Existenzkampf Erfolg zu versprechen scheinen. Die Gruppe lebt in der Erwartungshaltung, daß jedes dieser Mitglieder sich im Rahmen dieser Gewohnheiten verhält. Das heißt, auch ethische Normen sind im weitesten Sinne Regeln, die der einzelne befolgen soll. Es wird ein sittliches Bewußtsein widergespiegelt, welches das gewohnheitsmäßig, praktische Verhalten der Menschen zueinander, eine bestimmte historisch und gesellschaftlich bedingte Art und Weise des Zusammenlebens oder Wohnen, eine bestimmte Lebens- und Produktionsweise, bestimmte Verhaltensweisen, Gewohnheiten, Sitten, Bräuche, sittliche Anschauungen, Gefühle, Regeln und Normen sowie die allgemeinen Prinzipien der Moral und Gerechtigkeit und das höchste Gut als Glückseligkeit beschreibt. Ethik geht als philosophische Disziplin auf Aristoteles zurück, die sowohl das "Moralische" als auch das "Sittliche" zum Gegenstand hat. Wie jeder Mensch im Laufe seines Lebens seine ganz persönliche Weltanschauung entwickelt, so muß er auch seine Ethik entwickeln, seine Vorstellung vom richtigen Handeln. In der Praxis ist die Ethik eine Persönlichkeitsethik, weil sie von der Voraussetzung ausgeht, daß jeder die Frage nach dem Sinn des Lebens zunächst nur für seine eigene Person stellen kann, und daß Entscheidungen willensmäßiger Art immer beim Einzelnen stehen. Es ergibt sich daraus die Selbstverantwortlichkeit des Einzelnen für seine praktische Stellungnahme zu allen grundsätzlichen Fragen ethischer Art, die an ihn herantreten.

"Es ist die Geburtsstunde der Persönlichkeit im Menschen, da ihm zum erstenmal zu Bewußtsein kommt, daß er in seinen allerletzten Entscheidungen doch immer allein steht, daß sie ihm niemand abnehmen kann und er sie ausschließlich vor seinem eigenen Gewissen zu verantworten hat."

"Ohne Ethik kann keine demokratische Gesellschaft bestehen. Ethik bestimmt nun einmal, was in einer Gesellschaft als gut oder böse angesehen wird... Voraussetzung für jede Ethik ist also das Streben nach dem Guten. Was gut handeln heißt, definiert sich aus der Erkenntnis, aber auch aus Tradition und Gebräuchen. Voraussetzung für ein moralisches Wertgefüge in einer demokratischen Gesellschaft ist, daß ethische Werte nicht autoritär festgelegt werden,... Die Werte geben die ideellen Ziele vor, die Tugenden bestimmen das ideale Handeln. ...Dies ist das Moderne an der Ethik: Sie geht von der Freiwilligkeit aus. Die Freiwilligkeit entsteht durch die Einsicht in die Notwendigkeit moralischen Handelns."

"Eine Ethik bildet sich durch die Erkenntnis einer Gesellschaft, daß sich auf gemeinsame Regeln verständigen muß, weshalb sie bestimmte Verhaltensweisen und Ziele als nützlich und gut, andere aber als schädlich und schlecht bezeichnet."

Eine moderne Ethik kann heute nur zum Ziel haben, eine verantwortliche, freie und gerechte Gesellschaft zu entwickeln. Dieses Ziel ist nur dann zu erreichen, wenn aus dem moralischen Denken und Handeln weniger einzelner sich eine öffentliche Meinung und ein gemeinsames Verhalten vieler bildet, das auf demokratischem Wege zu einer gesellschaftlichen und politischen Veränderung führt.

2.2. Moral und Sitte, Sittlichkeit

"Moral, die – (sittl. Nutzanwendung; Sittenlehren; Sittlichkeit; Gesamtheit von Normen u. Regeln des sittl. Verhaltens in einer bestimmten Gesellschaft"

"Moral [frz. zu lat. mores, «Sitten», «Gewohnheiten»] ƒ: spezif. ideolog. Form der prakt.-geistigen Aneignung der Wirklichkeit, bes. der sozialen Beziehungen zw. Persönlichkeit, Gemeinschaft u. Gesellschaft; Form des gesellschaftl. Bewußtseins und des praktischen Verhaltens; geistiges Mittel der bewußten Eingliederung der Individuen u. ihre Tätigkeit in eine soziale Gruppe... u. zur Gestaltung ihrer wechselseitigen Beziehungen. Die M. reguliert und orientiert das Verhalten der Menschen u. wird vor allem in Entscheidungssituationen als Selbstbewußtsein u. Selbstkontrolle, als Vorausschau der sozialen Folgen individueller Handlungen wirksam. Das geschieht auf der Grundlage von Prinzipien, Normen und Werten sowie von gesellschaftlichen Vorstellungen über Verantwortung, Ehre, Würde, Gewissen, Pflicht, Schuld u.a., die ein bestimmtes Handeln für die entsprechende Gruppe gebieten u. sanktionieren."

"Moral (lat. mores: Sitten, Charakter) u. Sitte stellen den für die Daseinsweise der Menschen konstitutiven... normativen Grundrahmen für das Verhalten vor allem zu den Mitmenschen, aber auch zur Natur u. zu sich selbst dar. M. u. S. bilden im weiteren Sinn einen der Willkür der einzelnen entzogenen Komplex von Handlungsregeln, Wertmaßstäben, auch Sinnvorstellungen. M. u. S. werden nicht allein in persönlichen Überzeugungen u. Verhaltensweisen, sondern auch in der Verfaßtheit öffentlicher Institutionen... , letztlich in der gelebten... wirtschaftlichen, sozialen, politischen u. kulturellen... Ordnung sichtbar. Sie bilden ein von innerer Spannung nicht freies Ganzes, das in seiner jeweiligen Gestalt für Klein- oder Großgruppen, auch für ganze Kulturkreise charakteristisch ist u. die Unterscheidung von "fremd" u. "dazugehörig" mitbegründet. Sie werden durch Aufwachsen in der entsprechenden Gruppe, durch Vor- u. Nachmachen, Leitbilder, verbale oder nichtverbale Billigung u. Mißbilligung angeeignet u. zur persönlichen Haltung, Sinnesart befestigt... , mit der Gefahr, daß die eigene M. u. S. absolut gesetzt u. Fremde mit anderer M. u. S. diskriminiert werden.

"Moral ist eine Sammelbezeichnung für die der gesellschaftlichen Praxis zugrundeliegenden und als verbindlich akzeptierten ethisch-sittlichen Normensysteme des Handelns und der Werturteile, der Tugenden und Ideale einer bestimmten Gesellschaft, bestimmter gesellschaftlicher Gruppen und der ihnen integrierten Individuen bzw. einer historischen Epoche; sittliche Haltung eines einzelnen oder einer Gruppe; lehrreiche Nutzanwendung, sittlicher Gehalt; Solidarität einer Gruppe: Bereitschaft, sich einzusetzen, zu kämpfen."

"... Moral bestimmt demnach das Verhalten des Menschen zu sich und seinen Mitmenschen, aber auch zur Natur... ."

"Sitte: Verhaltensregeln u. Verhaltensweisen, die als bestimmte, oftmals von Volk zu Volk, aber auch von Gruppe zu Gruppe verschiedene Gewohnheiten, Bräuche, Umgangsformen u.a. auftreten."

"Sittlichkeit bezeichnet die uneingeschränkte Verbindlichkeit, unter der der Mensch in seinem Verhalten zu den Mitmenschen, aber auch zur Natur u. zu sich selbst steht. S. ist ein Anspruch, der im Unterschied zum Recht nicht einklagbar ist u. anders als die jeweils herrschende Moral u. Sitte nicht aufgrund von sozialen Sanktionen, sondern um seiner selbst willen zu befolgen ist."

Eine der moralischen Fragen lautet z.B.: "Was ist gut, was ist böse?" Moral steht im Zusammenhang mit Sittlichkeit. So vielschichtig die Bedeutung dieses Begriffes ist, so vielschichtig ist auch, was wir als "gut" und "böse" bezeichnen.

"Das Erzählen von Geschichten machte... einen wichtigen Teil der moralischen Erziehung aus. »Es war einmal...«, so beginnen die Märchen... Sie fangen im allgemeinen gut an, können dann ganz gräßlich, grausam und bös werden, enden aber meist gut. ... In Märchen erfahren Kinder auf für sie verständliche Weise, was gut und was böse ist. ... Im Laufe der Jahrhunderte oder gar Jahrtausende haben die Märchen nichts an Gültigkeit eingebüßt. ... Kinder warten darauf, daß das Gute belohnt und das Böse bestraft wird. So ist das in unserer Zivilisation, so ist es bei den Aborigines Australiens oder den Ureinwohnern von Vanatu. Seitdem es denkende Menschen gibt, beschäftigt sie das Problem von Gut und Böse."

[...]

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Details

Titel
Betrachtungen zur Praxis im Spendenwesen
Untertitel
Fund Raising unter Berücksichtigung allgemeingültiger ethischer, moralischer, sittlicher und tugendhafter Kriterien
Hochschule
Hochschule Mittweida (FH)  (Fachbereich Soziale Arbeit)
Veranstaltung
Ethik
Note
2,0
Autor
Jahr
2000
Seiten
26
Katalognummer
V2476
ISBN (eBook)
9783638115063
ISBN (Buch)
9783638637824
Dateigröße
505 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Ethik, Spendenwesen, Fundraising
Arbeit zitieren
Matthias Matzanke (Autor:in), 2000, Betrachtungen zur Praxis im Spendenwesen , München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/2476

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