Das Bild der DDR im französischen Chanson


Seminararbeit, 2003

16 Seiten, Note: 2,3


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Das Deutschlandbild in Frankreich während der Kriege – eine kurze Zusammenfassung

3. Das Bild der DDR im französischen Chanson
3.1. Die Präsenz des DDR-Bildes
3.2. Die Darstellung der DDR und der Wiedervereinigung
3.2.1. Daniel Balavoine und sein Themenalbum
3.2.2. Yves Duteil und sein Chanson „L`autre côté »

4. Das Bild der DDR im deutschen Lied

5. Zum Einsatz des Chansons im Unterricht

6. Zur Einbeziehung der DDR in den Unterricht

7. Schlussbetrachtung

8. Bibliographie

9. Anhang

1. Einleitung

In den letzen Jahren haben sich viele Autoren mit der Komparatistischen Imagologie sowie der Stereotyp- bzw. Vorurteilsforschung beschäftigt. Diese Forschungen beruhen auf einer allgemeinen Unfähigkeit, den Anderen und das Fremde vor dem Hintergrund des eigenen Erfahrungshorizontes angemessen zu beurteilen und vor allem auf der Unfähigkeit, einmal gefällte Urteile nochmals zu überdenken und seine Meinung über den anderen zu ändern.

Doch von diesen Forschungsfeldern kann keine Abschaffung von nationalen Stereotypen und Vorurteilen erwartet werden. Es ist schwierig, das exakte Heterostereotyp einer Nation zu dokumentieren, da es aus sehr vielen subjektiven Urteilen und Vorurteilen besteht. Die Menschen scheinen ein Bedürfnis nach Vorurteilen zu haben, mit denen sie versuchen, die Realität zu kategorisieren und zu vereinfachen.

Trotzdem ist der Abbau nationaler Vorurteile von großer Bedeutung, vor allem wenn man bedenkt, dass sich in der Vergangenheit Kriege aufgrund dieses Motivfeldes entwickelt haben.

Das Ziel der komparatistischen Forschung ist abgesehen von der Dokumentation didaktisch und somit politisch. Die Menschen sollen für stereotype Idealvorstellungen des Selbst und des Anderen sensibilisiert werden, sie sollen sich über gegenseitige politische und kulturelle Wahrnehmung austauschen und die jeweiligen Eigenschaftszuweisungen überprüfen.

Ich werde in der folgenden Arbeit den Blick genauer auf das Deutschlandbild in Frankreich zur Zeit der deutschen Teilung richten und mich darauf konzentrieren, wie es im französischen Chanson dargestellt wird. Dazu gehe ich zunächst kurz auf das Deutschlandbild während der Kriege ein, da die Beziehungen beider Länder durch die Kriege, die Besetzung Frankreichs und die Erfahrungen der Kollaboration und der Résistance wesentlich geprägt wurden, und manche Vorurteile nur auf der Basis der zu Kriegszeiten entstandenen Ängste zu verstehen sind. Danach gehe ich auf die Präsenz des DDR-Bildes im französischen Chanson ein und stelle einige Chansons von Daniel Balavoine und Yves Duteil detaillierter vor. Nachdem ich dann vergleichend auf das Bild der DDR im deutschen Lied eingegangen bin, befasse ich mich mit dem Gedanken, welche Vorteile das Chanson allgemein für den Unterricht hat und wie man dieses Thema „DDR“ im Französischunterricht behandeln könnte.

2. Das Deutschlandbild während der Kriege – eine kurze Zusammenfassung

Das Deutschlandbild während der Kriege war aus französischer Sicht durchweg negativ. Die Deutschen werden als Feinde dargestellt, die Hass, Hunger, Elend und Gefangenschaft bringen. Der Feind Deutschland muss mit allen Mittel bekämpft werden, sogar unter Einsatz des eigenen Lebens. Er wird gehasst und muss aus dem eigenen Land verjagt werden.

Auch zu diesem Thema existieren sehr viele Chansons. Bis in die 60er Jahre hinein waren die Themen, die in den Chansons im Vordergrund standen und sich mit Deutschland beschäftigten hauptsächlich Krieg, Besetzung und Widerstand. „Deutschland war immer nur der Feind, der Frankreich besetzt hielt und damit den Franzosen die Freiheit nahm, Juden und andere ethnische Minderheiten verfolgte, Greueltaten verübte und den Widerstand bekämpfte.“[1] Es wird deutlich, dass den Franzosen die Bewältigung ihrer Vergangenheit Schwierigkeiten macht. Es wurden nur die Deutschen derart negativ dargestellt, die Kollaboration wurde nie thematisiert.

Dieses negative Deutschlandbild, das aus der Vergangenheit entstanden ist, ruht teilweise immer noch in den Hinterköpfen mancher Franzosen und ist Quelle vieler Vorurteile.

3. Das Bild der DDR im französischen Chanson

3.1. Die Präsenz des DDR-Bildes

Nach der schweren Zeit der Kriege wandte sich das öffentliche Interesse in Frankreich von der Vergangenheit ab und den Gegenwartsproblemen zu. Ein Teil dieser Probleme war die Teilung Deutschlands in zwei Staaten und die dazwischenliegende Mauer.

Trotzdem gibt es nicht viele Chansons, die die Teilung Deutschlands bzw. später die Wiedervereinigung thematisieren. Man kann fast behaupten, dass die Existenz der DDR von den meisten französischen Chansonniers weitestgehend ignoriert wurde. Anspielungen auf die DDR und die Mauer wie in Patricia Kaas „D’Allemagne“ von 1988 bilden zunächst die Ausnahme. Der erste Interpret, der die Teilung Deutschlands wahrnimmt, scheint 1974 Renaud mit seinem Stück „Greta“ zu sein. Allerdings lässt sich aus diesem Stück noch kein Deutschlandbild erkennen. Mit Textpassagen wie „...y’a un mur entre toi et moi“ und „ pourquoi qu’t’habites à Berlin-Est, pourquoi qu’j’habite à Berlin-Ouest ?“ wird die Teilung des Landes lediglich erwähnt.

In den 70er Jahren gab es mit Daniel Balavoine einen weiteren Chansonnier, der sich ausführlicher mit den zwei deutschen Staaten und den daraus resultierenden Problemen beschäftigt hat. Sein Themenalbum „Les aventures de Simon et Gunther Stein“, das im Jahre 1977 erschien, ist wohl die intensivste Auseinandersetzung mit dem Thema im französischen Chanson.

Im Jahr 1990 wird von Yves Duteil in seinem Chanson „L’autre côté“ die Geschichte der DDR bis zum Fall der Mauer beschrieben.

Besonders Balavoine und Duteil zeichnen in ihren Chansons ein sehr unterschiedliches Deutschlandbild, auf das ich im folgenden Kapitel näher zu sprechen komme.

3.2. Die Darstellung der DDR und der Wiedervereinigung

3.2.1. Daniel Balavoine und sein Themenalbum

Daniel Balavoine war noch sehr jung, als er eine Reise nach Deutschland unternahm. In Berlin erlebte er das gleiche Gefühl der Eingeschlossenheit wie die Bewohner der Stadt selbst. Die Eindrücke, die die geteilte Stadt hinterließen, waren so stark, dass Balavoine diesem Thema ein vollständiges Plattenalbum widmete.

Die neun Chansons des Albums sind zu einer Geschichte zusammengefügt. Im Zentrum dieser Geschichte steht die Familie Stein und ihr Schicksal. Diese Familie ist zwar fiktiv, jedoch ist ihr Schicksal durchaus typisch für das vieler Familien zu jener Zeit in Berlin. Vater Stein wurde 1942 von der Gestapo verhaftet, ebenso die Französischlehrerin einer der Söhne, weil sie einen jüdischen Namen trug. Die beiden Söhne Simon und Günther Stein wachsen in Berlin auf und werden 1961 durch den Bau der Mauer getrennt. Sie planen die Flucht aus Ostberlin, bei der einer der beiden Brüder ums Leben kommt.

Balavoine war erst 23 Jahre alt, als seine Platte 1977 erschien. Er war allerdings noch recht unbekannt und sein Erfolg war zunächst gering. Daniel Balavoine wollte mit seinem Themenalbum „ein großes Sujet anpacken und mit Simon und Günther Symbolfiguren schaffen, um einen Beitrag zu leisten, die überall existierenden Barrieren zwischen den Menschen niederzureißen.“[2]

[...]


[1] Böckmann/Mutz. 1992. S. 37

[2] Böckmann/Mutz. 1992. S. 41

Ende der Leseprobe aus 16 Seiten

Details

Titel
Das Bild der DDR im französischen Chanson
Hochschule
Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf  (Romanisches Seminar)
Veranstaltung
L'avenir est un long passé
Note
2,3
Autor
Jahr
2003
Seiten
16
Katalognummer
V24692
ISBN (eBook)
9783638275064
ISBN (Buch)
9783638760034
Dateigröße
1071 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Bild, Chanson
Arbeit zitieren
Vanessa Schweppe (Autor:in), 2003, Das Bild der DDR im französischen Chanson, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/24692

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