Entwicklungsländer: Wachstum, Krisen und Reformen


Seminararbeit, 2003

39 Seiten, Note: 1,3


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

Abbildungsverzeichnis

Abkürzungsverzeichnis

1. Einleitung

2. Die Konvergenztheorie

3. Entwicklungs- und Schwellenländer
3.1. Strukturelle Merkmale dieser Länder
3.2. Kapitalzufluss an Entwicklungs- und Schwellenländer
3.3. Rückzahlungsschwierigkeiten der EWL

4. Lateinamerika: Von Krisen zu ungleichen Reformen
4.1. Inflation und Schuldenkrise 1980 in Lateinamerika
4.1.1. Bekämpfung der Inflation: Das Tablitas der 70er
4.1.2. Die Schuldenkrise in den 80ern
4.1.3. Reformen, Kapitalzuflüsse und Rückkehr der Krisen (90er)
4.1.4. Argentinien vor der Einführung des Currency Boards
4.2. Das Currency Board
4.2.1. Stabilitätsmechanismus
4.2.2. Internal Drain
4.2.3. External Drain
4.2.4. Bonitätsverlust
4.2.5. Argentinien während des Currency Boards (1991-2001)
4.3. Chile, das Vorbild Lateinamerikas
4.4. Argentiniens Krise 2001-

5. Erklärung der Krisen anhand des DD-AA-Modells
5.1. Krisenerklärung anhand des DD-AA-Modells in Ursprungsform
5.2. Erklärung der Krisen anhand eines Modells von Krugman

6. Krise in Asien
6.1. Vor der Krise
6.2. Anfang der Krise
6.3. Auswirkungen für einzelne asiatische Länder
6.4. Auswirkungen auf Europa
6.5. Weitere Auswirkungen

7. Russlandkrise

8. Erklärungen der Asienkrise

9. Gründe für die Asienkrise
9.1. Diagnose und Rezeptur des IWF
9.2. Kritik am IWF
9.3. Entwicklung durch Kapitalimport
9.4. Folgen der Verschuldungsstrategie

10. Die Folgen für die Entwicklungsländer

11. Fazit:

Literaturverzeichnis

Abbildungsverzeichnis

Abbildung 1: Funktion des Crawling Pegs

Abbildung 2: Stabilitätsmechanismus beim Currency Board

Abbildung 3: Erklärung der Krisen I

Abbildung 4: Erklärung der Krisen II

Abbildung 5: Investitionsfunktion nach Krugman

Abbildung 6: DD-Gleichgewicht mit AA-Kurve nach Krugman

Abbildung 7: Politik-Trilemma

Abkürzungsverzeichnis

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

1. Einleitung

Das Kapitel 22 des Buches „International Macroeconomic Policy“ von Krugman und Obstfeld befasst sich mit den Entwicklungs- und Schwellenländern (EWL), während in den vorherigen Kapiteln größtenteils Industrieländer (IL), also wirtschaftlich und politisch stabile Länder, analysiert wurden. Als erstes werden die Unterschiede der Entwicklungsländer zu den Industrieländern dargestellt. Danach wird die zeitliche Entwicklung und das Wachstum der EWL untersucht, bevor aufgetretene Krisen der EWL und deren Situation aufgezeigt und erklärt werden. Diese Analyse wird anhand von den Beispielen Lateinamerika und Asien verdeutlicht, bevor am Ende Lehren aus den Krisen gezogen und Ausblicke in die Zukunft gegeben werden. Zur Einordnung der Länder biete sich das Schema der Weltbank an. Die Weltbank hat 4 verschiedene Kategorien für die Pro-Kopf-Einkommen-Level:

1. Länder mit low-income (Indien, Pakistan, die Sahara-Staaten, etc.)
2. Länder mit lower middle-income (China, kleinere Südamerikastaaten, etc.)
3. Länder mit upper middle-income (grosse Südamerikastaaten, Malaysia, etc.)
4. Länder mit high-income (Industriestaaten)

2. Die Konvergenztheorie

Die Konvergenztheorie besagte, dass sich durch weitestgehend freien Handel das Pro-Kopf Einkommen aller Länder angleichen (konvergieren) müsste, da Kapital in die Länder bewegt werden kann, die den höchsten Ertrag bieten und außerdem auch Wissen an sich über politische Grenzen transferierbar ist. Allerdings gilt diese Theorie nur für Ausnahmen, wie z.B. Kanada. Der Grund dafür liegt vor allem in den unterschiedlichen politischen und wirtschaftlichen Merkmalen dieser Länder.

3. Entwicklungs- und Schwellenländer

Entwicklungs- und Schwellenländer haben generell etwas andere Schwierigkeiten als Industrieländer, vor allem die Effekte unterscheiden sich durch die Divergenzen sowohl auf politischer als auch wirtschaftlicher Ebene.

3.1. Strukturelle Merkmale dieser Länder

Grundsätzlich werden 8 verschiedene Merkmale unterschieden, die teilweise die einzelnen EWL charakterisieren. Der Erfolg dieser Merkmale ist determiniert in schnellem Wachstum, geringer Inflation, geringer Arbeitslosigkeit und finanzieller Stabilität.

Durch verschiedene Maßnahmen haben die EWL versucht, sich den Strukturen der IL anzupassen, jedoch bleibt dieser Prozess unvollständig, da EWL durch zumindest einige der folgenden Faktoren beschrieben werden können:

- Die Wirtschaft der EWL wurde stark von der Regierung kontrolliert (durch Handelsbarrieren, Großfirmenbesitz der Regierung, hohe Staatsausgaben).
- Viele EWL hatten eine Geschichte mit hoher Inflation.
- Die Öffnung der Finanzmärkte führte zur Zunahme schwacher Kreditinstitutionen.
- Investitionen in Firmen in EWL sind viel riskanter, da meistens die Kontrolle der Geldverwendung in den Firmen unübersichtlich ist.
- Die Wechselkurse waren oft fix oder stark von der Regierung beeinflusst.
- Rohstoffe und Landwirtschaft machen für viele EWL den Großteil der Exporte aus.
- Die Versuche Vorschriften und Steuern der Regierung zu umgehen, führten zu Korruption (Bestechungen und Erpressungen).
- Die Sicherung ausländischer Geldreserven und die Aufrechterhaltung von Produktion und Arbeit wollten die Regierungen durch Preiskontrolle, striktere Kontrolle der Finanzmärkte und Nationalisierung der Schlüsselindustrien und Handelsbeschränkungen (bis zum 2. Weltkrieg) erreichen.

3.2. Kapitalzufluss an Entwicklungs- und Schwellenländer

Viele EWL haben extensiv Kapitalzufluss von den IL erhalten und haben nun hohe Schulden bei Ausländern. Da stellt sich die Frage: Wie kam es zu der großen Anzahl an Kapitalzuflüssen?

Mit den nationalen Ersparnissen S, den Investitionen im Haushalt I und dem GGW in der Leistungsbilanz CA ergibt sich: S – I = CA. Wenn die nationalen Ersparnisse geringer sind als die Investitionen (S<I), führt dieses zu einem Leistungsbilanzdefizit (-CA). Eine andere Schreibweise verdeutlicht den Einfluss der Exporte: CA = NX[1] + i*NFA[2], der später noch interessant wird.[3] Da EWL arm an Kapital sind, bieten sich die Möglichkeiten der Einführung neuer Methoden und Werkzeuge, etc.; allerdings ist gerade hier viel Kapital erforderlich. Durch Schuldenaufnahme im Ausland kann trotz eines Leistungsbilanzdefizits importiert werden. Diese hohe Anzahl an Kreditnahmen der EWL könnte durch den intertemporalen Handel erklärbar sein. Low-income Länder behalten selbst zu geringe Ersparnisse, um all ihre gewinnbringenden Investitionsmöglichkeiten voll auszuschöpfen; daher können IL durch die Verleihung von Geld für Investitionen an die EWL Gewinne erzielen. Kapitalgeber erhalten höhere Renditen als im eigenen Land und Kreditnehmer können ihren Kapitalstock erhöhen, obwohl die nationalen Ersparnisse gering sind.

3.3. Rückzahlungsschwierigkeiten der EWL

Scharfe Einschnitte bei einer Krise in Output und Arbeit können durch die Leistungsbilanzgleichung S-I = CA erklärt werden. Hat ein Land ein Leistungsbilanzdefizit (durch Geldleihen im Ausland) von 5% des Bruttosozialprodukts und Kreditgeber aus dem Ausland bekommen Angst vor der Nichteinhaltung der Rückzahlung, so dass sie keine Kredite mehr geben, führt dass dazu, dass sofort die Investitionen um 5% sinken oder die Ersparnisse um 5% zunehmen müssten, damit das Leistungsbilanzsaldo > 0 ist. Der benötigte scharfe Rückgang der aggregierten Nachfrage führt zu einem dramatischen Rückgang des Outputs.

Die Angst der ausländischen Kreditgeber führt aber nicht nur zu keiner neuen Geldgabe sondern auch dazu, dass alle Geber ihr Geld so schnell wie möglich aus dem Land schaffen wollen, sofern möglich (kurze Laufzeiten). Je mehr Kredite mit kurzer Laufzeit aufgenommen wurden, desto größer muss der Anstieg der nationalen Ersparnis oder der Rückgang der Investitionen sein, um Rückzahlungsschwierigkeiten zu verhindern.

Hieraus wird deutlich, dass auch die Schuldenkrisen einem selbsterfüllenden Mechanismus unterliegen. Der Verlust der Reserven führt dazu, dass die Regierung den Wechselkurs nicht mehr fixieren kann. Zur gleichen Zeit geraten die Banken in Probleme, weil ausländische und inländische Anleger eine Währungsentwertung und die Konsequenzen der Rückzahlungsschwierigkeiten befürchten und somit Geld zurücknehmen und ausländische Reserven kaufen, in der Hoffnung, Auslandwährungsschulden zurückzuzahlen oder Gewinne ins Ausland zu schaffen. Da die Banken zunächst oft zu schwach waren, brachten die hohen Raten an Rücknahmen diese an den Rand des Bankrotts. Alle Krisen „ergänzen“ sich gegenseitig, so dass sie in der Summe weitreichende Folgen für die Wirtschaft haben. Gründe für solche Wirtschaftkollapse können in der Zahlungsbilanz, dem ausländischen Währungsmarkt oder im Bankensystem liegen. Dies ist abhängig von dem jeweiligen Land.

4. Lateinamerika: Von Krisen zu ungleichen Reformen

Im Folgenden werden die Entwicklung und die Vergangenheit Lateinamerikas ab 1970, auch anhand von Beispielländern wie Argentinien und Chile, analysiert.

4.1. Inflation und Schuldenkrise 1980 in Lateinamerika

Der Ölschock Anfang der 70er und die Produktivitätsverlangsamung der IL, gekoppelt mit dem Zusammenbruch der festen Wechselkurse (Bretton-Woods), führten zu einer großen Anzahl an makroökonomischen Veränderungen in vielen lateinamerikanischen Staaten. Der Staat verschuldete sich im Ausland und druckte Geld, um die fiskalpolitischen Expansionen zu finanzieren. Das Ergebnis dieser Aktivitäten war eine Explosion der Inflation und Auslandsverschuldung, wodurch Militärregime gute Chancen hatten, die Macht zu übernehmen.

4.1.1. Bekämpfung der Inflation: Das Tablitas der 70er

1978 versuchten Uruguay, Argentinien und Chile eine neue wechselkursbasierende Strategie (Tablita) um die Inflation in den Begriff zu bekommen.

Das Tablita war ein vorangekündigter Plan, bei dem jährlich die Inlandswährungsabwertung gegenüber dem Dollar langsam sinken sollte, auch bekannt unter „crawling Peg“. Die Strategie des crawling Pegs war, durch eine sinkende Rate der Währungsabwertung gegenüber dem Dollar und Reduzieren der Steigerungsrate des Preises für international handelbare Güter, die Inflation insgesamt zu senken. Alle drei Staaten unternahmen Handelsreformen, die den Banken mehr Freiheiten gab und die Wirtschaft für private Kapitalflüsse öffnete.

Diese Zuflüsse in die Länder erhöhten deren Leistungsbilanzdefizit, weil Zentralbanken die ausländischen Reserven akkumulierten. In Argentinien und Uruguay finanzierten sie außerdem auch das Haushaltsloch, das sehr groß war seit dem Tablita-Experiment. Durch das große Haushaltsloch bei fixem Wechselkurs war die Gefahr einer spekulativen Attacke gegeben.[4] Zwischen 1981-1982, als die Zinsraten in den IL ihren historischen Höhepunkt erreichten, konnten die aufgewerteten Währungen und Leistungsbilanzdefizite der lateinamerikanischen Länder nicht mehr länger gehalten werden. Alle drei Stabilisierungsprogramme wurden ausgesetzt.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 1: Funktion des Crawling Pegs

Anhand des DD-AA-Modells[5] aus den vorherigen Kapiteln des Buches lässt sich erkennen, dass ein crawling Peg zwar den Druck der realen Aufwertung (AA zu AA’, wobei AA’ bei fixem Wechselkurs imaginär ist) (von E1 Punkt 1’ zu Punkt 2’) und den damit einhergehenden Rückgang der Währungsreserven (von Punkt 1 zu Punkt 2) etwas geringer halten kann, da es ja jedes Jahr zu einer Abwertung kommt (Punkt 3 und Punkt 3’). Insgesamt kann hiermit aber auch keine Krise verhindert werden, da der festgesetzte Wechselkurs nah am flexiblen, also realen Wechselkurs liegen müsste, aber damit nicht das Problem der Inflation bekämpft werden kann, was Hauptaufgabe dieses Tablitas war.

Das Problem der schwachen Finanzstruktur in den Ländern, wurde durch den moral hazard unterstützt, d. h. die Banken verließen sich auf den Staat falls sie Rückzahlungsschwierigkeiten bekamen und liehen sich unverantwortlich Geld aus dem Ausland. In den Anfängen der 80er wurden die Banken insolvent, verschlechterten somit auch die finanzielle Lage des Staates und manifestierten damit noch die Krise.

Der Kollaps zeigte allerdings viel größere als nur inländische Probleme auf. Im Jahr 1982 sorgte die Schuldenkrise dafür, dass in den ganzen 80er Jahren wenig Geld an Lateinamerika verliehen wurde; außerdem kam die Inflation zurück.

4.1.2. Die Schuldenkrise in den 80ern

1981-1983 war die Weltwirtschaft in einer Rezessionsphase, die dazu führte, dass viele EWL Rückzahlungsschwierigkeiten bekamen. Die sinkende aggregierte Nachfrage der IL hatte direkten Einfluss auf die EWL, aber drei andere Mechanismen waren noch entscheidender:

Weil die EWL extreme Dollar-Schulden hatten und der Dollar auf ausländischen Märkten extrem aufgewertet wurde, erhöhte sich der Wert der zu zahlenden Zinsen. Zuletzt kollabierten die Preise und führten zu einer extremen Senkung der Terms of Trade für arme Länder.

Die Krise begann 1982, als Mexiko bekannt gab, dass ihre Zentralbank keine Auslandsreserven mehr besaß. Da viele Banken der IL (größte Geldgeber an Lateinamerika) potentielle Übereinstimmungen mit anderen EWL sahen, gaben sie keine Kredite mehr und forderten die Rückzahlung von früheren Darlehen, wodurch bis 1986 über 40 Länder finanzielle Probleme bekamen. Das Wachstum der EWL brach ein. Die Länder mit großem Einfluss auf den IWF versuchten, die Banken wieder zu überreden, Geld an die EWL zu leihen, weil eine koordinierte Verleihung dafür sorgte, dass frühere Schulden bezahlt wurden, um somit Auswirkungen auf das Weltfinanzsystem zu verhindern.

Erst 1989 als Amerika befürchtete, ihr Süden könnte durch politische Instabilität davon betroffen werden, konnte die Krise abgewendet werden. Amerikanische Banken wurden davon überzeugt, Schuldennachlässe zu gewähren.

4.1.3. Reformen, Kapitalzuflüsse und Rückkehr der Krisen (90er)

„Nach 1987 wurden in Mexiko, wie auch in Brasilien, Chile, Peru, Argentinien und Kolumbien, weitreichende neoliberale Reformen durchgeführt, zu denen eine Privatisierung, Deregulierung, Handelsliberalisierung und Stabilisierung gehörten.“[6] Auch die geringen Zinsraten in den USA trugen dazu bei. Die Privatisierung der staatlichen Unternehmen halfen, die mikroökonomischen Ziele (Effizienz und Wettkampf) wie auch die makroökonomischen Ziele (keine Zahlungen für das Missmanagement bei den Unternehmen) zu erreichen.

Im Folgenden werden Krisen anhand des Beispiels Argentinien nach dem Tablita Ende der 70er betrachtet und die Entwicklung von Anfang 1980 bis heute analysiert, unter besonderer Beachtung der versuchten Reformen, vor allem der Einführung des Currency Boards 1991.

4.1.4. Argentinien vor der Einführung des Currency Boards

Argentinien hat ohne Erfolg versucht, die Inflation durch das Tablita (crawling peg) Ende der 70er zu stabilisieren. Hauptgründe für den Misserfolg waren das Staatshaushaltsloch und die Militärdiktatur von 1976 bis 1983, welche Rüstungsimporte über Auslandschulden finanzierte. Diese Schulden lasten auch heute noch auf den Schultern Argentiniens.[7]

Die wirtschaftliche Instabilität führte auch zu inländischer Instabilität der Finanzinstitutionen; sie litten unter großen Schwankungen der Nachfrage. Argentinien stürzte in eine Hyperinflation. Alleine im Juli, als der peronistische Präsident Menem nach Ausschreitungen und einem Zusammenbruch des Zahlungssystems eingesetzt wurde, stieg das Preisniveau um 197 %. Er verordnete Argentinien eine neoliberale Rosskur.[8]

Dadurch kam es in Argentinien zu einer radikalen institutionellen Reform durch den neuen Wirtschaftsminister, dem havardstudierten Wirtschaftswissenschaftler Domingo Cavallo. Unter seiner Leitung wurden Importzölle abgeschafft, Staatsausgaben stark eingeschränkt, staatliche UN privatisiert und Steuerreformen durchgesetzt, um die Staatseinnahmen zu erhöhen. Der wichtigste Reformschritt in Cavallos Programm war das Konvertibilitätsgesetz im April 1991, das erlaubte, die argentinische Währung, den Austral, in Dollar zu tauschen bei einem festen Wechselkurs von 10.000 Austral für einen Dollar. Anfang des nächsten Jahres wurde angefangen, die Währung zu reformieren, indem man den neuen argentinischen Peso einführte, der einen Dollar Wert war.

Das Gesetz war eine extreme Form der auf wechselkursbasierenden Versuche der Inflationsbekämpfung in der Vergangenheit.

4.2. Das Currency Board

Ein Currency Board ist eine spezielle Art von Festkurssystem. Currency Board heißt übersetzt Währungsamt. Durch den Ankauf ausländischer Währung zu einem per Gesetz festgelegten Kurs, bringt das Währungsamt die nationale Geldmenge in Umlauf. Nur ein Ankauf der Reservewährung ermöglicht die Geldschöpfung. Das Ziel ist, Geldwertstabilität zu erlangen und diese über die Ankerwährung zu importieren. Vor allem für Länder mit Glaubwürdigkeitsproblemen aufgrund einer inflationsgeprägten Vergangenheit wie in Argentinien biete sich diese System an.[9]

„Als Ankerwährung sollte dann die Währung (der Währungsgemeinschaft) gewählt werden, aus der man primär Direktinvestitionen erwartet. Der über den Verkauf von Eigentumstiteln (Beteiligungen, Aktien, Immobilien, Wälder, Grund und Boden usw.) erwartete Nettokapitalimport hat entsprechend bei dem fixierten Wechselkurs das zu erwartende Leistungsbilanzdefizit (bspw. eines Transformationslandes mit dem Import von Investitionsgütern) zu kompensieren bzw. zu finanzieren.“[10]

Die Geldbasis besteht nur aus Bargeld bei Banken und Nichtbanken, d.h. Mindestreserven sind nicht existent, entsprechend ist auch keine Mindestreservepolitik möglich. Cavallo bevorzugte aber das erweiterte Currency Board, bei dem die Geldbasis aus Bargeld und Pflichteinlagen der Banken bei der Zentralbank bestehen, dadurch ist eine Mindestreservepolitik noch möglich. Das Currency Board ist ein System fester Wechselkurse. Noten und Münzen werden nur unter Wahrung der vollständigen Deckung durch Devisen bzw. verzinsliche Wertpapiere in der Reservewährung emittiert, wobei Noten nur durch Eintausch gegen Devisen ausgegeben werden. Es handelt sich praktisch um eine einseitige Währungsunion, wobei eine vollständige Konvertibilität zum Paritätskurs in die Ankerwährung garantiert wird.

„Feste parlamentarisch sanktionierte, gesetzliche Regelbindung für geld- und fiskalpolitische Maßnahmen, d.h. Verzicht auf diskretionäre aktive Zentralbank-Politik und Verbot der Kreditvergabe durch das Currency Board macht damit eine Monetarisierung von Staatsdefiziten unmöglich.“[11]. Das Currency Board verfügt über keine geldpolitischen Instrumente, sondern emittiert nur inländische Währung.[12] „Durch das Halten des gesamten Reservebestandes ausschließlich in der Ankerwährung und nicht in Form eines über mehrere internationale Reservewährungen diversifizierten Portefeuilles sind die Währungsreserven und damit auch die Zentralbankgeldmenge unabhängig von Wechselkursschwankungen zwischen der Ankerwährung und anderen internationalen Währungen.“[13]

Die Einführung dieses Systems soll dazu beitragen monetäre Störungen zu vermeiden. „Dieses bedeutet gleichzeitig, dass monetäre Störungen aus der Ankerwährung sich infolge des Geldangebotsmechanismus (dB = dWR) auch im Inland niederschlagen (und vom Currency-Board-Land mit absorbiert werden).

[...]


[1] NX = Trade Balance

[2] NFA= Net Factor Income from Abroad

[3] Roubini, Nouriel; Backus, David (1998), S.1

[4] Vgl. S. 15 mit DD-AA-Modell

[5] Vgl DD-AA-Modell S.15

[6] Mildner, Stormy (2002), S.1

[7] Morazán, Pedro (2002), S. 2

[8] Braun, Rainer (2003), S.1

[9] Horn, G.; Fritsche, U. (2002), S.2

[10] Fuhrmann, W.; Braumann, A. (2003)

[11] Beck, Johannes (1999)

[12] vergleichbar mit einer Wechselstube

[13] Fuhrmann, W.; Braumann, A. (2003)

Ende der Leseprobe aus 39 Seiten

Details

Titel
Entwicklungsländer: Wachstum, Krisen und Reformen
Hochschule
Universität Bielefeld  (Lehrstuhl für VWL)
Veranstaltung
Zur Interaktion von Real- unf Finanzmärkten
Note
1,3
Autoren
Jahr
2003
Seiten
39
Katalognummer
V24456
ISBN (eBook)
9783638273305
Dateigröße
792 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Entwicklungsländer, Wachstum, Krisen, Reformen, Interaktion, Real-, Finanzmärkten
Arbeit zitieren
Philipp Kötter (Autor:in)Fabian Qednau (Autor:in), 2003, Entwicklungsländer: Wachstum, Krisen und Reformen, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/24456

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