Analyse von Lerngeschichten


Seminararbeit, 2003

23 Seiten, Note: 1,0


Leseprobe


Inhalt

Einleitung

Teil I: Begriffsklärungen
1.1 Lerngeschichten
1.2 Biographische Fallstudien

Teil II: Lernen
2.1 Theorien
2.1.1 Behaviorismus
2.1.2 Kognitivismus
2.1.3 Konstruktivismus
2.2 Vollzüge und Methoden

Teil III: Qualitative Textanalyse
3.1 Textauswahl
3.2 Kriterien der Analyse
3.3 Fallbeschreibungen
3.4 Auswertung der Analyse und Interpretation

Teil IV: Zusammenfassung/Fazit
4.1 Pädagogische Schlussfolgerungen

Literaturverzeichnis

Anhang

Einleitung

Die vorliegende Arbeit, beschäftigt sich mit dem Lernen in verschiedenen Situationen im Umfeld der Grundschule. Als Basis hierzu liegen Fallstudien in inszenierter und dokumen­tarischer Form vor, die Lerngeschichten dokumentieren. Dabei werden sowohl Situationen im Unterricht als auch Situationen im Umfeld von „Schule“ berücksichtigt. Um dem Leser einen Einblick in die verschiedenen Lernumgebungen zu erlauben, erfolgt zunächst die Darstellung des theoretischen Hintergrundes. Im dritten Teil der Arbeit, sollen Kriterien festgelegt werden, die bei der dokumentarischen Analyse der Lerngeschichten behilflich sein sollen.

Es wird u.a. die Fragestellung erörtert, welche Lerntheorien heute unterschieden werden und welche Möglichkeiten sie bieten.

Ziel ist es, deutlich zu machen welche Aufgabe Lern­geschichten und Fallstudien übernehmen können und wie wichtig ihr Einsatz in der Ausbildung für Lehrer[1] sein kann.

Und nicht zuletzt soll jeder der ein pädagogisches Studium absolviert sensibilisiert werden, seine persönliche Schul­laufbahn zu reflektieren, um sie mit dem möglichen Beruf des Lehrers in Bezug zu setzen.

Teil I: Begriffsklärungen

1.1 Lerngeschichten

Lerngeschichten sind inszenierte Selbstzeugnisse, die mündlich oder schriftlich wiedergegeben werden. Sie beziehen sich meist auf unterschiedliche Ereignisse, Begebenheiten oder Zusammen­hänge. Lerngeschichten können hervorgehen aus Beobachtungen, Selbstreflexionen, Interpretationen, finale Urteile und/oder Legenden.

Nach Josef Thonhauser hilft die Analyse von Lerngeschichten dabei, Probleme des pädagogischen Alltags zu lösen und zur Auseinandersetzung zu ermuntern. „Erstens, um sie [die Absolventen eines pädagogischen Studiums] für diesen [Alltag] zu sensibilisieren; zweitens um auf einen professionelle(re)n Umgang mit ihm [pädagogischer Alltag] vorzubereiten; drittens, um die Voraussetzung zu schaffen, dass neues Wissen (z.B. über Theorien und eine theoretisch fundierte Praxis) und frühere (vorwissenschaftliche) Erfahrungen integriert werden. Fallgeschichten dienen als Integrationshilfen“.[2] Ganz entscheidend ist dabei die Sensibilisierung für die kritische Beobachtung des pädagogischen Alltags.[3]

1.2 Biographische Fallstudien

In pädagogischen Werken wird der Begriff Fallstudie verwendet, obwohl meist eine Fallgeschichte gemeint ist. In der Wissenschaft und Forschung ist die Begriffsklärung und –Verwendung - nicht eindeutig und oft umstritten. Einigkeit herrscht darüber, dass sich das Wort ‚Fallstudie’ nicht generalisieren lässt und somit als Sammelbezeichnung für wissenschaftliches Arbeiten an Datensätzen zu Personen, Befragungen etc. dient. Unter Fallstudie versteht man demzufolge die Erhebung und Auswertung von Daten eines Einzelfalles zur Feststellung individueller oder allgemeiner Regelhaftigkeit oder Gesetz­mäßigkeiten.[4] Biographische Fallstudien beziehen sich auf die Lebens­be­schrei­bung eines Falles. Beispielsweise die Darstellung der Lebensgeschichte eines Schülers in Ausschnitten, die nach vorher festgelegten Analysekriterien analysiert wird.

Teil II: Lernen

2.1 Lerntheorien

Die Lerntheorie ist eine Teildisziplin der Psychologie und befasst sich mit der Auslegung von Erklärungsansätzen, die sich auf Lernphänomene beziehen.

Wie lässt sich der menschliche Lernprozess darstellen? Um dies näher zu beschreiben, sollen im Folgenden die dominierenden Lerntheorien des vergangenen Jahrhunderts – Behaviorismus, Kognitivismus und Konstruktivismus – skizziert werden.

2.1.1 Der Behaviorismus

Lernstrategien des Behaviorismus gehen davon aus, dass Lehrende bereits wissen, was den Lernenden vermittelt werden soll. Das Lernen vollzieht sich nach dem Reiz-Reaktionsschema und durch „Versuch und Irrtum“. Der Lernstoff wird strukturiert vom Lehrer präsentiert und die Lernergebnisse bzw. –anstrengungen werden belohnt. Die Schüler lernen durch Wiederholen und Üben den Stoff auswendig. Die theoretischen und didaktischen Schwierigkeiten bestehen vor allem darin, die geeigneten Stimuli zu erforschen und sie mit adäquatem Feedback zu unterstützen, um die richtigen Verhaltensweisen zu verstärken.[5] Der Behaviorismus befasst sich nicht mit den im Gehirn ablaufenden Prozessen. Externe Faktoren oder Einflussnahme von außen werden nicht berück­sichtigt. Das Gehirn wird als eine „black box“ verstanden, die einen Input erhält und reagiert. Als bedeutende Vertreter des Behaviorismus sind neben J.B. Watson auch E.L. Thorndike, B.F. Skinner und der Nobelpreisträger I.P Pawlow zu nennen.

2.1.2 Der Kognitivismus

Der Kognitivismus basiert auf der Theorie, dass das Lernen auf einer Grundlage von Vorwissen stattfindet. Das Lernen heißt, bestehende Wissensstrukturen zu verändern (erweitern, korrigieren, neu konstruieren). Im Kognitivismus versteht sich das Lernen als Problemlösen. Das menschliche Gehirn ist keine „black box“ mehr, bei der nur Input und Output interessieren, sondern es wird versucht, für die dazwischenliegenden Verarbeitungsprozesse ein theoretisches Modell zu entwickeln. Aber selbst in seinem zentralen Anwendungsbereich der Verfahren und Prozeduren zur Problemlösung scheint auch das Lernmodell des Kognitivismus noch zu einfach und zu einseitig zu sein. Es geht davon aus, dass das Problem objektiv gegeben ist und auf seine Lösung wartet. Dies ist jedoch nicht der Fall: Probleme müssen zunächst einmal gesehen (konstruiert/erfunden) werden. Dieser Prozess der Problemgenerierung wird im Kognitivismus vernachlässigt.[6] Es gibt eine ganze Reihe von unter­schiedlichen Ausprägungen des Kognitivismus, auf die hier nicht näher eingegangen wird.

Zu Grunde gelegt sind Handlungspläne, die helfen mentale Strukturen aufzubauen, um Vorstellungen von Objekten und komplexen Handlungsabläufen und deren Zusammenhänge zu generieren. Unterschieden wird in deklaratives Wissen: Sachwissen oder „Wissen, dass“ und prozedurales Wissen: Handlungswissen oder „Wissen, wie“.

Den Kognitivismus ist durch die Vertreter J. Piaget und Wygotski geprägt.

2.1.3 Der Konstruktivismus

Der Konstruktivismus stellt das lernende Kind in den Vorder­grund. Es wird Wissen auf der Basis von Vorwissen kon­struiert. Das Lernen geschieht in sinnbezogenen, vielfältigen und sozialen Kontexten[7]. Das Lernangebot selbst richtet sich nach den Fragen: Was kann das Kind schon? Was soll es lernen? Was könnte der nächste Schritt sein? Das Kind wird beim Lernen intensiv beobachtet und in seinem Lernprozess begleitet, wobei vor allem Fehler Aufschluss geben.

Bereits in den späten Jahren des vergangenen Jahrzehnts, ist eine andere Mentalität des Fehlers geprägt worden. Jeder macht Fehler in der Zone zur nächsten Entwicklungsstufe, wobei in ungewöhnlichen Situationen - z.B. Lernen unter Stress - die bereits höchste Stufe verlassen wird und das Kind in eine niedrigere „verfällt“.[8] Im Konstruktivismus ist das Gedächtnis das Ergebnis von Lernen; generieren und lösen von Problemen wird im Vorgang des Lernens als individuell konstruierter Prozess betrachtet.

Der Konstruktivismus ist v.a. geprägt durch Glasersfeld und H. von Förster.

2.2 Vollzüge und Methoden von Lernen

Die verschiedenen Vorstellungen über den Lernprozess bedeuten auch eine unterschiedliche Betrachtungsweise des Lehrens, d.h. die Art und Weise, wie Wissen und Fertigkeiten vermittelt werden sollen:

Im Behaviorismus gilt es, durch einen geeigneten Input die „richtige“ Reaktion zu erzeugen. Ein entsprechendes Feedback, das von außen konstruiert wird, soll diesen Prozess unterstützen. Daraus ergibt sich ein autoritäres Lehrermodell: Der Lehrer „weiß“, was richtig und falsch ist und muss Mittel und Wege finden, es dem Schüler „beizu­bringen“.

Im Kognitivismus nivelliert sich dieses Gefälle etwas: Lernende lösen relativ eigenständig die ihnen dargebotenen Probleme. Die Aufgaben sind aber bereits „didaktisch bereinigt“, d.h. scheinbar irrelevante Faktoren werden beseitigt, die Situation wird vereinfacht und auch bereits als Problem präsentiert. Der Tutor begleitet den Lösungsprozess, er beobachtet, hilft aber gegebenenfalls auch mit.

Im Konstruktivismus steht die eigene, persönliche Erfahrung im Vordergrund. Lernende sollen komplexe Situationen bewältigen und müssen dabei erst die notwendigen Aufgaben- und Problemstellungen generieren. Der Lehrer nimmt die Rolle eines „Coaches“ oder Moderators ein und verliert damit auch viel von seiner scheinbaren Unfehlbarkeit. So wie z.B. ein Trainer beim Fußball nicht der beste Spieler seiner Mannschaft sein muss, so wird sich auch die Lehrkraft in der praktischen Situation eventuell der Kritik der Schüler aussetzten, oder eine nie zu erreichende Allwissenheit/Perfektion eingestehen. Ihre lehrende Funktion nimmt die Lehrkraft einerseits aufgrund ihrer großen Erfahrung wahr, andererseits aber durch ihre Fähigkeit, andere beim Bewältigen von komplexen Situationen unterstützen zu können. Der Lehrer sollte sich als Geber von Inputs verstehen, aus denen sich die Schüler die für sie sinnvollen und relevanten Angebote herausnehmen und gemeinsam mit dem Lehrer er- bzw. bearbeiten.

[...]


[1] Es wird in dieser Arbeit, aufgrund der besseren Lesbarkeit, stets der generische Maskulin verwendet.

[2] Thonhauser 1996: 65

[3] vgl. Thonhauser 1996: 64

[4] vgl. Lexikon der Pädagogik in fünf Bänden 1970: Band I 446

[5] vgl. John Broadus Watson, Behaviorism. New York: Norton 1930

[6] Baumgartner und Payr 1997: 89-106

[7] vgl. Speck-Hamdam 1998: 101-110

[8] vgl. Valtin, Renate 2000: 61

Ende der Leseprobe aus 23 Seiten

Details

Titel
Analyse von Lerngeschichten
Hochschule
Universität Hamburg  (Grundschulpädagogik)
Note
1,0
Autor
Jahr
2003
Seiten
23
Katalognummer
V24438
ISBN (eBook)
9783638273121
Dateigröße
622 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Analyse, Lerngeschichten
Arbeit zitieren
Lars Bosselmann (Autor:in), 2003, Analyse von Lerngeschichten, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/24438

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