Ein Problem globaler Dominanz? Die USA und der Internationale Terrorismus


Magisterarbeit, 2001

157 Seiten, Note: 1.3


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

Einleitung

I. Terrorismus — Entwicklungslinien
1) Begriffsdefinition
2) Terrorismus als Auspragungsform politischer Gewalt
3) Die Bedeutung der Medien fur den Terrorismus — Der CNN-Effekt
4) Strukturmerkmale des Terrorismus 1960 — 1979
5) Der Wandel seit 1979 — neue Formen des Terrorismus

II. Die Vereinigten Staaten - Ein globaler Hegemon
1) Strategische Grundlagen amerikanischer AuBenpolitik 1945 — 1990/91
2) Die veranderte weltpolitische Lage nach 1990/91
3) Der Primat militarischer Uberlegenheit
4) Militarische Interventionen — U.S. amerikanische Ordnungsvorstellungen
5) Das amerikanische Bild der “States of Concern”
6) Sanktionspolitik der Vereinigten Staaten von Amerika

III. Die Hegemonialstellung der U.S.A. im Persischen Golf - Auspragungsformen und Konsequenzen
1) Das Konfliktpotential im Nahen und Mittleren Osten
2) Die Anfange U.S.-amerikanischer AuBenpolitik im Persischen Golf
3) Special Relationships
a) Israel
b) Saudi Arabien
4) U.S.-Sicherheitspolitik im Persischen Golf —
vitales Interesse oder hegemoniale Versuchung?
a) Die wirtschaftliche Bedeutung der Region
b) Dual Containment

IV. Strategien gegen den Terrorismus
1) Geostrategische Losungsansatze
2) Internationale Kooperation zur Bekampfung des Terrorismus
3) Innenpolitische Losungsansatze, legislative Initiativen, verfassungsrechtliche Konsequenzen

V. Die U.S.A. und der Internationale Terrorismus - ein Problem globaler Dominanz (Schlussbetrachtung)

Bibliographie

Aufsatze

Einleitung

„In times of peace, terrorists and other practitioners of political violence — not conventional military forces— may pose the greatest threat to the lives of U.S. soldiers (...) A soldier entering the Army in 1977 and retiring today would have been more likely to die from a terrorist attack than be killed in combat.”[1]

Im Jahr 1997 waren amerikanische Staatsburger und Einrichtungen der Vereinigten Staa- ten das Ziel von rund 40 % aller terroristischen Anschlage, ein Anstieg um 15 % im Vergleich zu 1996.[2] Kein anderes Land, mit Ausnahme Israels, ist so haufig Angriffsziel terroristischer Ge- waltakte wie die Vereinigten Staaten von Amerika. Besondere Brisanz erfahrt dieses Problem nicht nur aufgrund der Kosten an Menschen und Material durch Anschlage gegen die U.S.A. im Ausland, sondern durch die Gefahr moglicher Anschlage international operierender Terroristen in den Vereinigten Staaten selbst—eine Gefahr, der sich die USA spatestens seit dem Bomben- anschlag auf das World Trade Center in New York in Februar 1993, stellen mussen.

Die veranderte Organisationsstruktur des internationalen Terrorismus und die Unmog- lichkeit, die Aktionsraume solcher Gruppen eindeutig abzugrenzen, stellen die Verantwortlichen innerhalb der amerikanischen Regierung vor schwerwiegende Probleme. Der veranderte Aufbau international agierender Terrorgruppen erschwert nicht nur die Bekampfung durch MaBnahmen des amerikanischen Geheimdienstes, sondern lasst auch wirtschaftspolitische MaBnahmen, wie etwa Handelssanktionen gegen Unterstutzerstaaten wirkungslos erscheinen, auch wenn diese MaBnahmen von offizieller Seite als geeignetes Mittel zur Bekampfung des Problems angesehen werden.[3] Die derzeitigen MaBnahmen gegen terroristische Anschlage beschrankten sich zum uberwiegenden Teil auf finanzielle Unternehmungen mit dem Ziel, die Schaden terroristischer Gewaltakte zu minimieren. Eine eingehende Auseinandersetzung mit den Ursachen des terroris­tischen Problems scheint nur oberflachlich stattzufinden, wie etwa den Reaktionen auf die Bom- benanschlage auf die amerikanischen Botschaften in Kenia und Tansania zu entnehmen ist: „(...) terrorists target America because we act and standforpeace and democray, because the spirit ofour country is the very spirit of freedom."[4]

Ziel der vorliegenden Arbeit soll es sein, die Hintergrunde und Ursachen des Problems zu untersuchen und mogliche Losungsansatze, die uber die bisherigen MaBnahmen der amerika- nischen Regierung hinausgehen, aufzuzeigen. Leitmotiv der Auseinandersetzung mit der Proble- matik ist die Fragestellung, ob sich ein Zusammenhang zwischen terroristischen Anschlagen und amerikanischer AuBenpolitik fur den Betrachtungszeitraum 1990 — 2000 herstellen lasst.

Zunachst wird sich die Bearbeitung mit dem Phanomen des „Terrorismus“ im allgemei- nen, und dessen neuen Auspragungsformen im besonderen beschaftigen. Diese Vorgehensweise ist notwendig, um die Hintergrunde des Problems des internationalen Terrorismus und die von ihm ausgehende Gefahr fur die Vereinigten Staaten zu erfassen. Neben einer Abgrenzung zu anderen Formen politischer Gewalt wird der grundlegend veranderte Aufbau des „Neuen Terro- rismus“ geschildert, um die Schwierigkeiten einer effektiven Bekampfung herauszuarbeiten. Die religiose Komponente des Terrorismus wird nur in so weit dargelegt, wie es zum Verstandnis der Grundproblematik als unabdingbar erscheint.

Im weiteren Verlauf der Analyse des Problems des Internationalen Terrorismus werden die grundlegenden Eckpunkte amerikanischer AuBenpolitik seit 1945 untersucht. Der Schwer- punkt dieser Auseinandersetzung liegt in der Untersuchung der veranderten weltpolitischen Lage nach dem Ende des Kalten Krieges und des dadurch veranderten sicherheitspolitischen Umfel- des der Vereinigten Staaten. Es wird der Frage nachgegangen, ob und inwieweit die Vereinigten Staaten diesen Veranderungen im auBenpolitischen Handeln berucksichtigen, besonders unter dem Eindruck der terroristischen Bedrohung im Zusammenhang mit dem U.S.-amerikanischen Postulat des „Global Leadership“.

Zur Untersuchung eines moglichen Zusammenhanges zwischen amerikanischerAuBen- politik und terroristischer Angriffe auf amerikanische Einrichtungen wurde die Region des Persi- schen Golfes als Fallbeispiel ausgewahlt, da dort alle wesentlichen Charaktermerkmale U.S.- amerikanischer AuBenpolitik nach dem Ende des Ost-West-Gegensatzes zusammenkommen. Die Betrachtung des Persischen Golfes wird aufzeigen, das etwaige Spannungen aufgrund von religiosen oder kulturellen Unterschieden zur Begrundung einer anti-amerikanischen Stimmung unter diversen Personengruppen nicht ausreichen.

Aufgrund der zeitlichen Nahe zum Wechsel der U.S.-Prasidentschaft von William Jeffer­son Clinton zu George W. Bush bei Fertigstellung der Arbeit, findet die neue Bush- Administration keinen Eingang in die Analyse. Lediglich in der Schlussbetrachtung werden Kon- tinuitatsansatze beziehungsweise Bruche aufgezeigt und flieBen in eine Abschlussbewertung und einen Ausblick auf mogliche Szenarien hinsichtlich der terroristischen Bedrohung der Vereinig- ten Staaten von Amerika ein.

Neben der Analyse amerikanischer AuBenpolitik vor dem Hintergrund des Internationa- len Terrorismus werden des weiteren die derzeit von den Vereinigten Staaten angewandten Mittel zur Losung des Problems untersucht. Hierunter fallt sowohl eine kritische Auseinandersetzung mit den zur Zeit angestrebten militarischen Mitteln, wie etwa einer nationalen Raketenabwehr, als auch die Beleuchtung kooperativer MaBnahmen im Rahmen der Vereinten Nationen oder in Zusammenarbeit mit der Europaischen Union.

Mit Blick auf den derzeitigen Forschungsstand muss festgestellt werden, das sowohl der Bereich der amerikanischen AuBenpolitik, als auch das Phanomen des Terrorismus umfassend bearbeitet worden ist.

Das Themenfeld des Terrorismus ist umfangreich bearbeitet, auch wenn festzustellen ist, das erst allmahlich Publikationen erscheinen, die sich dezidiert mit den neuen Auspragungsfor- men des Terrorismus befassen. Neben der Verwendung von alteren Werken namhafter Terro- rismus-Experten wie etwa Walter Laqueur, wurden, so sie bereits verfugbar waren, auch die neu- eren Abhandlungen zur Einordnung und Auseinandersetzung des Phanomens „Terrorismus“ in die Analyse einbezogen.

In Hinblick auf Abhandlungen zur U.S.-AuBenpolitik haben grundlegende Werke zu jenem Themenkomplex, besonders die Ausarbeitungen von Hans J. Morgenthau, Nicolas J. Spyman, Walter Lippmann und George F. Kennan Eingang in die Bearbeitung gefunden. Dar- uber hinaus stutzen sich die Thesen und Argumente des Verfassers fur den Zeitraum vor 1990/91 auf eine Vielzahl von Primarquellen zur amerikanischen AuBenpolitik, die unterschiedli- chen Dokumentensammlungen der U.S.-Regierung entnommen werden konnen. Genannt seien an dieser Stelle die „Public Papers of the Presidents'/ sowie die „Foreign Relations of the United States.“

Die Auseinandersetzung des Verfassers mit den Grundlagen und Grundproblemen ame­rikanischer AuBenpolitik nach dem Ende des Kalten Krieges stutzt sich uberwiegend auf Verof- fentlichungen der U.S.-Administrationen seit 1990, mit einem besonderen Schwerpunkt auf die AuBenpolitik Clintons wahrend seiner beiden Amtsperioden.

Obwohl den Gefahren, die den Vereinigten Staaten durch den Neuen Terrorismus dro- hen, mehr und mehr Aufmerksamkeit zuteil wird, sind dennoch keine Publikationen verfugbar, in denen der Versuch unternommen wird, einen direkten Zusammenhang zwischen der globalen Rolle der U.S.A. und der terroristischen Bedrohung herzustellen.

Der Verfasser hat versucht, jenen Zusammenhang durch die Synthese beider Themen- komplexe herauszuarbeiten, um so in der Schlussbetrachtung alternative Losungsmoglichkeiten fur den Umgang der Vereinigten Staaten von Amerika mit dem Problem des Internationalen Terrorismus aufzuzeigen.

I. Terrorismus — Entwicklungslinien

1) Begriffsdefinition

Der Begriff „Terrorismus“ wird heute, besonders im alltaglichen Sprachgebrauch, fur jede Form der Gewaltausubung verwendet, die nicht von staatlichen Akteuren ausgeht. Auch in offiziellen Definitionen des Terrorismus als Form politischer Gewalt wird der genuinen Qualitat terroristischer Gewaltakte nicht gebuhrend Rechnung getragen. So definieren die Vereinigten Staaten seit 1983 „Terrorismus“ als politisch motivierte Gewalt, ausgeubt durch subnationale Gruppen oder Individuen.[5] Ahnlich charakterisiert auch die offizielle Definition des Federal Bu­reau of Investigation (FBI) „Terrorismus“: „ (...) the unlawfuluse offorce or violence to intimidate or coerce a government, the civilian population or social objectives.“ [6]

Derartige Definitionen sind ungeeignet, um die Einzigartigkeit und Gefahren des Terro­rismus detailliert darzustellen, da ihr Wortlaut jegliche Form von nicht-staatlicher Gewalt ein- schlieBt — also auch Guerillabewegungen, Aufstande und Staatsstreiche. Ebenso ungenau ist der Versuch, wie etwa unternommen von Teichman in seinem Werk „Pacifism and the Just War“, jede Form des Krieges, in welcher Unbeteiligte gezielt in die Kampfhandlungen einbezogen wer- den, als „Terrorismus“ zu bezeichnen.[7] Daruber hinaus wird versucht, „Terrorismus“ anhand einer Unterscheidung zwischen gerechtem und ungerechtem Krieg zu definieren.[8] Dies kommt einer E rklarung des Phanomens „Terrorismus“ zwar naher, vermag aber dennoch keine greifbare Definition zu liefern. Das zentrale Problem einer „Terrorismus“-Definition nach dem Schema gerechter versus ungerechter Krieg liegt darin, dass bereits die Frage nach gerechten und un- gerechten Kriegen zwischen Staaten in der Politikwissenschaft uneinheitlich beantwortet ist.[9]

Das Fehlen einer eindeutigen und fassbaren Definition von „Terrorismus“ belegt der hollandische Politologe Alex P. Schmid in seinem 1983 erschienenen Buch „Political Terrorism“. Schmid hat dort 109 Definitionsversuche zusammengefasst und nach Ubereinstimmungen ge- sucht. Trotz groBter Unterschiede zwischen den von Schmid zusammengetragenen Definitionen lieBen sich einige Gemeinsamkeiten feststellen, mit Hilfe derer man sich dem Phanomen „ Ter-rorismus“ nahern kann.[10] Die von Schmid zusammengetragenen Definitionen nennen uberein- stimmend die Anwendung oder Androhung von Gewalt, das „In-Angst-Versetzen“ einer breiten Masse, die Suche nach Publizitat und eine nicht mit humanitaren MaBstaben messbare Grausam- keit als Kernpunkte des Terrorismus.

Diese Gemeinsamkeiten werden von dem Terrorismusexperten Walter Laqueur in ihrer Grundsatzlichkeit nicht angezweifelt, doch sieht er darin noch keine brauchbare Vergleichs- und Abgrenzungsgrundlage. Laqueur ist der Ansicht, diese Charakteristika treffen auch auf andere Manifestationen der Gewalt zu — etwa im Zusammenhang mit gewalttatigen Demonstrationen, StraBenkampfen oder Burgerkriegen. Verwende man ausschlieBlich die von Schmid gefundenen Abgrenzungskriterien, so entstehe nach Meinung von Laqueur der Eindruck, „Terrorist“, „Gue- rilla“, „Kommando“, „Aufstandischer“ und „Partisan“ seien austauschbare Synonyme.[11]

Das Fehlen einer allgemein anerkannten Definition bedeutet jedoch nicht, dass „Terro- rismus“ als Auspragungsform politischer Gewalt ein nicht erfassbares Konstrukt darstellt. Zur Erklarung der besonderen Stellung des Terrorismus und seiner Besonderheiten erweist sich eine Abgrenzung zu anderen Gewaltformen, wie etwa dem konventionellen Krieg und der Guerilla- bewegung als hilfreich, so dass Terrorismus inhaltlich greifbar wird.

2) Terrorismus als Auspragungsform politischer Gewalt

Der Begriff „Terrorismus“ ist relativ neu. Erstmalig verwendet wurde er im Zusammen­hang mit der franzosischen Revolution und war zunachst nichts anderes als ein Synonym fur „Schreckensherrschaft“[12]. In den Jahren nach der franzosischen Revolution erfuhr der Terminus eine Bedeutungserweiterung im Sinne eines Systems oder Zustandes der Angst. Als „Terrorist“ galt zu jener Zeit jeder, der versuchte, seine Absichten und Ziele durch Gewalt, Zwang und Ein­schuchterung zu erreichen.[13] Auch wenn diese Grundzuge heute noch zutreffen, so ist die Kom- ponente der „Schreckensherrschaft“ ausgeubt durch den Staat im Sinne des Gewaltmonopols keine Komponente des modernen Terrorismusverstandnisses mehr.[14]

Zur Analyse des „Terrorismus“ im Gesamtspektrum politischer Gewalt sind zur Ab- grenzung nur die Formen der Gewalt von Interesse, die nicht vom Staat als solchem ausgehen.[15] Auch Gewaltanwendungen zwischen Burgern, im Sinne gemeiner Verbrechen spielen keine Rol- le, da sich „Terrorismus“ von diesen allgemeinen Gewaltakten darin unterscheidet, dass ihm kei­ne personlichen und materiellen Motive zu Grunde liegen. In dieser Hinsicht gilt es, die Unter- schiede zwischen den oft deckungsgleich verwendeten Begriffen „Guerilla“ und „Terrorismus“ zu erlautern.

„Guerilla“ kommt aus dem Spanischen und bedeutet zunachst nichts anderes als „kleiner Krieg“. Der Guerillakrieg ist gekennzeichnet durch das Auftreten kleinerer Kampfformationen gegen einen materiell uberlegenen Gegner. Guerillas vermeiden den direkten Kontakt mit dem militarisch starkeren Gegner, so dass Guerillakriege in der Regel langer andauern als konventio- nelle Kriege. Das Ziel der Guerillas ist es, den bewaffneten Kampf so lange fortzufuhren, bis der Opponent den Kampfes- und Siegeswillen verliert.[16] Haufige Zielsetzung des Guerillakampfes ist es, die Auseinandersetzung so lange in Form von kleineren Kampfgruppen durchzufuhren, bis die Bewegung stark genug geworden ist, sich als Armee zu formieren und den Feind im offenen Gefecht und mit konventionellen Mitteln zu schlagen.[17] Charakteristisch fur Guerillas ist die Kompensation konventioneller Unterlegenheit durch eine uberaus flexible Kriegsfuhrung, etwa durch „Hit-and-Run“-Angriffe und das geschickte Nutzen von Terrain und Bevolkerung fur ihre Zwecke. Das wohl bekannteste Beispiel hierfur ist der Vietminh, wahrend des ersten und der Vietcong wahrend des zweiten Vietnamkrieges, deren Guerillataktiken es letztendlich unter ande- rem ermoglichten, die ubermachtigen Gegner Frankreich und spater dann die Vereinigten Staa- ten von Amerika zu besiegen.[18]

Neben dem Operieren als militarische Einheit sind weitere Charaktermerkmale von Gue- rillabewegungen die Eroberung und Kontrolle von Territorium, sowie die Nutzung des eroberten Gebietes zu Aufmarsch- und Rekrutierungszwecken.

Im Gegensatz zu Guerillas treten Terroristen in der Offentlichkeit nicht als geschlossene Einheit auf und vermeiden die direkte militarische Konfrontation. Terroristen agieren in sehr kleinen Gruppen, die zwischen einer Person und Gruppen von bis zu 50 Personen schwanken konnen. Ein ebenso bedeutender Unterscheidungspunkt ist die Irrelevanz des Territorialbegrif- fes. Selten uben Terroristen unmittelbare Kontrolle uber ein Territorium oder eine Bevolkerung aus.[19] Terrorismus als subversive Gewaltstrategie benotigt keine „befreiten Zonen“[20] zumweite- ren Ausbau des bewaffneten Kampfes, sondern verlasst sich auf die psychologischen Effekte der ausgeubten Gewaltakte.

Daruber hinaus unterscheiden sich Guerillas und Terroristen in der Qualitat der einge- setzten Waffen. Verwenden Guerillagruppen standardisierte Militarwaffen wie Gewehre und Granatwerfer, so bedienen sich Terroristen wesentlich einfacherer Mittel, etwa in der Form von selbst gebauten Bomben, die groBtenteils aus handelsublichen Waren hergestellt werden kon-[21]

Wie die Tabelle zeigt, bestehen gravierende Unterschiede zwischen den analysierten Formen politischer Gewalt. Die wohl markantesten Unterschiede — vor allem vor dem Hinter- grund internationalen Rechts — sind die unterschiedlichen Ziele, gegen die Gewalt angewandt wird. Kommt es vor, dass in konventionellen und Guerillakriegen Zivilisten explizit in Kampf- handlungen einbezogen werden, so bleibt dies jedoch die Ausnahme und ist nicht Teil der allge- meinen Strategie. „Terrorismus“ unterscheidet sich vom Guerillakrieg in diesem Punkt jedoch in der Grundsatzlichkeit mit der zivile Ziele — sowohl Personen als auch Institutionen — in den be- waffneten Kampf einbezogen werden.

In der Regel werden die internationalen Normen der Kriegsfuhrung in Guerilla- und konventionellen Kriegen anerkannt, wohingegen der „Terrorismus“ diese Normen prinzipiell nicht beachtet und keine Unterscheidung zwischen legitimen und illegitimen Zielen trifft. So ist es unwahrscheinlich, dass „Terrorismus“ unter internationalen Rechtsstatuten jemals Legalitat erreichen wird.[23]

Namhafte Sozialphilosophen wie Michael Walzer haben daruber hinaus auf moralischer Basis versucht, die Legitimitat des „Terrorismus“ als Strategie zur Durchsetzung bestimmter Ziele zu verneinen: „ In its modern manifestations, terror is the totalitarianform of war andpolitics. It shatters the war convention and the political code. It breaks across moral limits beyond which no further limitation seems possible (...) they kill anybody. ” [24]

Die Auseinandersetzung mit der Legitimitat terroristischer Strategien auf Basis moral- philosophischer Bedenken ist jedoch unzureichend fur die Klarung internationaler Anerkennung des Terrorismus als Strategie. Eine solche Vorgehensweise wirft die grundsatzliche Frage auf, ob moralische Normen im allgemeinen und Kriegsnormen im besonderen, als absolut anzusehen sind — unveranderlich uber Jahre und identisch in allen Gesellschaften — oder ob sie einem steten Wandel unterworfen sind, der durch Gesellschaftskultur und Struktur bestimmt wird.[25]

Der Terrorist unterscheidet sich nicht nur grundsatzlich von den beiden besprochenen Auspragungsformen politischer Gewalt, ebenso besteht ein deutlicher Unterschied zum „Atten- tater“, auch wenn dieser sich einer terroristischen Vorgehensweise bedient—etwa in Form von ErschieBungen und Bombenanschlagen. 1st das Ziel des Terroristen immer politischer Natur, mit dem Ziel eine bestehende Ordnung fundamental zu verandern oder zu zerstoren, so ist die Moti­vation des Attentaters wesentlich haufiger personlicher Natur. Der Attentater handelt nicht aus politischen Motiven oder ideologischer Uberzeugung, sondern lediglich aus Hass oder Zunei- gung gegenuber einer bestimmten Personlichkeit. Terroristen sind prinzipiell Altruisten und stel- len sich in den Dienst einer wie auch immer gearteten Sache, mit dem Ziel, einem groBeren Gan-zen zu dienen. Folglich ist der Mordanschlag von John Hinckley auf Ronald Reagan —den dama- ligen Prasidenten der Vereinigten Staaten von Amerika—nicht als terroristischer Akt zu klassifi- zieren, da er aus zutiefst personlichen Motiven handelte, wollte er mit seiner Tat doch die ameri- kanische Schauspielerin Jodie Foster beeindrucken. Im Vergleich dazu stellten die Mordversuche der Irisch-Republikanischen Armee (IRA) auf Premierministerin Margaret Thatcher und ihren Nachfolger John Major sehr wohl einen terroristischen Gewaltakt dar, erhoffte man sich dadurch eine fundamentale Anderung der britischen Nord-Irlandpolitik.[26]

3) Die Bedeutung der Medien fur den Terrorismus — Der CNN-Effekt

„Terroristen streben danach, ein%uschuchtern und durch Einschuchterung zu herrschen und zu kontrollie- ren. Sie wollen beeindrucken. Sie treten vor einem undfur ein Publikum auf und bemuhen sich um Beteiligung der Zuschauer." [27]

Da der Terrorist psychologische Begleiterscheinungen seiner Tat bewusst und gezielt einsetzt, spielen die Medien eine uberragende Rolle bei dem Versuch, die politischen Zielvorstel- lungen einer breiten Masse zu prasentieren und dadurch die gewunschte Veranderung herbeizu- fuhren.

Die von Terroristen eingesetzten Mittel — Entfuhrungen, Bombenanschlage, Ermordun- gen — zur Durchsetzung ihrer Ziele haben sich in den letzten Jahren kaum verandert. Neuartig ist allerdings die Intensitat, mit der uber terroristische Anschlage berichtet wird. Erschienen Berichte uber terroristische Anschlage in der Vergangenheit nur gelegentlich auf den Titelseiten renom- mierter Zeitungen, konnen sich Terroristen heute nach durchgefuhrten operationen sicher sein, in allen Printmedien, besonders jedoch im Fernsehen, prasent zu sein. Insbesondere wenn es sich bei dem Anschlagsziel um U.S.-Burger oder U.S.-Einrichtungen handelt, ist eine extensive Be- richterstattung durch die Medien, vor allem dem Nachrichtensender CNN, gesichert. Je mehr Aufmerksamkeit eine Terrorgruppe erregen kann, desto groBeren Einfluss kann sie ausuben und kommt ihrem Ziel — der Anderung politischer oder sozialer Umstande — einen Schritt naher.[28]

Die Berichterstattung uber terroristische Anschlage verstarkt die psychologische Wirkung auf Unbeteiligte. Dieses als „Propaganda der Tat“ bezeichnete Phanomen kann nur mit Hilfe der Medien erreicht werden[29] und dient allein dem Zweck, auBenstehende Betrachter zu beeinflus- sen.[30] Nur so konnen Terroristen die maximale Hebelwirkung erzielen, die sie benotigen, um einen fundamentalen politischen Wandel herbeizufuhren. Die Beziehung zwischen dem interna- tionalen Terrorismus und den Massenmedien wird oft als symbiotisch bezeichnet, auch wenn einzelne Soziologen, wie Michel Wieviorka, der sich intensiv mit dem Phanomen des Terroris­mus befasst hat, das symbiotische Verhaltnis zwischen Medien und Terrorismus negieren.[31] Eini- ge Soziologen und Politikwissenschaftler, so auch der amerikanische Politologe John O’Sullivan, vertreten die Meinung, nur eine zuruckhaltende oder gar nicht stattfindende Berichterstattung uber terroristische Anschlage vermoge das Problem des internationalen Terrorismus losen.[32] Ein solcher Losungsansatz ist unzureichend und luckenhaft, ist Terrorismus doch eine Form der Kriegsfuhrung, bei der es um mehr oder weniger klar umrissene politische Ziele geht. Die Be­richterstattung der Medien ist nur ein Mittel zum Zweck und nicht Legitimationsbasis einer wie auch immer geartete terroristische Strategie.

Die durch die Berichterstattung erzielten Begeleiterscheinungen durfen nicht unterschatzt werden. Zum einen wachst nach Aktionen von Terroristen der Druck auf die Regierung des mit dem Anschlag getroffen Landes, entschiedene MaBnahmen gegen Terroristen zu ergreifen. So zeigt eine Studie des amerikanischen Politologen Ronald Hinckley die engen Zusammenhange zwischen der offentlichen Meinung nach Terroranschlagen und den daraus gezogenen Schluss- folgerungen der politischen Fuhrung zur Losung des Problems auf.[33] Auf der anderen Seite kon­nen auch verbundete Staaten des attackierten Landes unter massiven Druck geraten und dadurch jegliche Form der Unterstutzung zur Verfolgung und Ergreifung der Tater zu versagen. Dies beruht auf der Tatsache, dass durch die extensive Berichterstattung nicht nur Angst innerhalb der betroffenen Bevolkerung ausgelost wird, sondern ebenso die Offentlichkeit befreundeter Staaten in einen Angstzustand versetzt wird. Die Verbreitung von Angst uber die eigentliche Zielbevol- kerung hinaus hat zur Folge, dass man sich von dem durch den Anschlag getroffenen Staat dis- tanziert, um nicht als „Unterstutzer“ selbst in das Fadenkreuz internationaler Terroristen zu gera- ten — hierin sieht auch Gerd Nonneman, der Direktor der British Society for Middle Eastern Studies den Bombenanschlag auf die britische Botschaft im Jemen am 13. Oktober 2000 begrundet: „ f the British are coming underfire, it has nothing to do with the past (...) it has everything to do with the policy in Iraq and support for the United States. “ [34] Angefuhrt seien hier auch die Schwierigkeiten von President Carter wahrend des Geiseldramas im Iran 1978/79 und den Problemen President Reagans in den Jahren 1985 und 1986 internationale Unterstutzung fur amerikanische GegenmaBnahmen auf Terrorakte zu gewinnen.[35]

Die multi-mediale Aufarbeitung terroristischer Gewaltakte beeinflusst nicht nur den in- nen- und auBenpolitischen Entscheidungsprozess, sondern auch das alltagliche Leben der O f- fentlichkeit. Eine von RAND — einem U.S. amerikanischen Think Tank — fur die Jahre 1988/89 durchgefuhrte Studie ergab, dass 1/3 der Befragten derzeit keine Auslandsreise unternehmen wurden, da sie furchteten, Opfer terroristischer Anschlage zu werden. Diese uberproportionale Abneigung resultierte aus der Tatsache, dass in den Jahren 1988/89 insgesamt 226 U.S.- Amerikaner bei terroristischen Anschlagen getotet worden waren.[36] Nach der Entfuhrung einer TWA Maschine 1985 stornierten etwa 850,000 Amerikaner ihre gebuchte Auslandsreise und weitere 200,000 U.S. Burger verlegten ihren Urlaub an Orte innerhalb der Vereinigten Staaten in dem Glauben, dass ihr eigenes Land vor dem Terrorismus sicher sei[37] — ein Irrglauben, was spa- testens mit dem Anschlag auf das World Trade Center in New York City 1993 und den an der kanadisch-amerikanischen Grenze sichergestellten Sprengstoffen im Dezember 1999 deutlich wurde.[38] Durch diese Begleiterscheinung, hervorgerufen aufgrund Aktionen international operie- render Terroristen erfahrt der internationale Terrorismus einen Bedeutungsuberschuss, der sich nicht durch die jahrliche Anzahl terroristischer Anschlage rechtfertigen lasst—ist die Summe aller Gewaltakte des internationalen Terrorismus doch relativ gering.

Der Guerillakampf nimmt in der Berichterstattung der Medien nur einen sekundaren Platz ein. Angesichts der GroBe von Guerillagruppen stutzen sich diese primar auf Mund-zu- Mund-Propaganda um ihre Ziele zu erreichen. Je kleiner die Gruppe jedoch — und dieser Fakt trifft ohne Zweifel auf Terroristen zu — desto groBer die publizistische Abhangigkeit um vier universelle Ziele zu erreichen: Aufmerksamkeit, Anerkennung, Respekt und Legitimitat.[39] [40]

Bemerkenswert ist die unterschiedliche Berichterstattung uber terroristische Aktivitaten in demokratischen, teildemokratischen und repressiven/diktatorischen Staaten. Diese Unter- schiede in der journalistischen Aufarbeitung sind begrundet durch den Grad der Pressefreiheit, die das betreffende Land gewahrt. So wird selten oder nie uber Terroranschlage in repressiven Staaten wie etwa dem Irak oder Afghanistan berichtet, da es entweder keine freie Presse in dem betreffen Land selbst gibt, oder internationalen Medien der Zugang verweigert wird.[41]

In der uberwiegenden Zahl der Falle stand die Wirkung des Terrorismus bezuglich der Zieldurchsetzung bis heute noch im umgekehrten Verhaltnis zur Aufmerksamkeit der Medien. Trotz der Ermordung von mehr als 60 Staats- und Regierungschefs seit dem Ende des Zweiten Weltkrieges, ist kaum ein Fall zu nennen, in dem sich die Politik eines betreffenden Landes ge- maB den Vorstellungen der Terroristen verandert hatte. So hat der Terrorismus den Griechen auf Zypern zwar die Unabhangigkeit gebracht, aber die bilateralen Beziehungen zwischen Griechen- land und der Turkei nachhaltig geschadigt.[42] Dieses umkehrte Verhaltnis zwischen Medienpra- senz und Effektivitat gilt jedoch nur fur terroristische Vereinigungen der Vergangenheit. Be- schrankte sich das Waffenarsenal der Terroristen bis zu Beginn der 1990er Jahre ausschlieBlich auf konventionelle Waffen und verhinderte reale Erfolge, so wird sich die Effektivitat des Terro­rismus in den kommenden Jahren grundlegend anders darstellen. Bereits heute ist es wesentlich leichter an, chemische, biologische und nukleare Waffen auf dem illegalen Waffenmarkt zu ge- langen, und dieser Trend scheint sich weiter fortzusetzen.[43] Sollten die Medien jemals uber einen Terroranschlag mit Massenvernichtungswaffen berichten, so sind die Auswirkungen aufdie poli- tischen Entscheidungstrager und die Offentlichkeit bei weitem noch nicht abzusehen.

4) Strukturmerkmale des Terrorismus 1960 - 1979

„ The Soviets today are involved in conscious policies which foster, support and expand international terror­ism; they are responsible for the training, funding and equipping of international terrorists"[44]

Die Zunahme der Gewalttaten durch nicht-staatliche Akteure in den 1960er und 1970er Jahren ruckte den Terrorismus und seine internationale Komponente erstmals in das Licht der breiten Offentlichkeit, da diese Gruppierungen auBerhalb des politiktheoretischen Konstruktes des Staates und dessen Gewaltmonopol standen.[45] Wahrend dieser Zeit wurde Terrorismus — sowohl der Terrorismus in Europa, als auch im Nahen und Mittleren Osten — als dezidiert anti- westlich, anti-kapitalistisch und pro-revolutionar verstanden. Aus dieser Geisteshaltung heraus wurde der internationale Terrorismus als Teil der sowjetischen Politik zur Erringung der Welt- vorherrschaft aufgefasst. Vor allem die Vereinigten Staaten von Amerika sahen im internationa- len Terrorismus einen von der Sowjetunion geschurten Krieg „unsichtbarer Armeen"[46] [47], gerichtet gegen die internationale Ordnung: „ (...) it is significant that the SovietUnion, alone or through its surroga­tes, has a long history of recruiting, training and supporting terrorists from all over the world (...) Terroristinddents rarely occur in a vacuum (...) there is, generally a globally cohesiveplan. “ [47] Dieser Sichtweise schlossen sich auch die beiden amerikanischen Politologen Ray S. Cline und Yonah Alexander in ihrer Studie „Terrorism as State-Sponsored Covert Warfare" an. Im Rahmen ihrer Analyse versuchten Cline und Yonah, auf der Grundlage der dominant linken Ausrichtung terroristischer Gruppierungen jener Zeit, eine Verbindung zwischen den weltweit operierenden Terrorgruppen und uberwie- gend sowjetischer Unterstutzung herzustellen.[48] Die angefertigte Analyse bleibt in ihrem Fazit jedoch luckenhaft und oberflachlich, da fundamentale Merkmale der terroristischen Vereinigun- gen der 1960er und 1970er Jahre nicht gesehen werden. Trifft es durchaus zu, dass die uberwie- gende Anzahl der international operierenden Gruppen in der einen oder anderen Form pro- marxistisch ausgerichtet waren, kann dies nicht fur alle Terrororganisationen gelten gemacht werden. Wahrend es Gruppierungen wie der „Roten Armee Fraktion“ in Deutschland oder „17 November" in Griechenland um eine Veranderung des jeweiligen politischen Systems unter leni- nistisch-marxistischen Vorzeichen ging, so traf dies nicht zwangslaufig auf in Afrika oder dem Nahen Osten aktive Gruppen zu.

Nach dem Zusammenbruch der Kolonialreiche in Zuge des Zweiten Weltkrieges und der damit verbunden — teilweise oberflachlichen — Neuordnung der Welt und der Internationalen Beziehungen zur Fullung der entstandenen Machtvakuen in Afrika und dem Nahen Osten bilde- ten sich Gruppierungen mit der Zielsetzung, die auf dem ReiBbrett entstanden neuen Grenzen mit allen Mitteln zu bekampfen — die „Palestine Liberation Organization[1]' (PLO) ist hierfur das wohl bekannteste Beispiel.[49]

Lassen sich die Wurzeln des zionistisch-arabischen Konfliktes bis in die 80er Jahre des 19. Jahrhunderts zuruckverfolgen, begann die Formierung verschiedenster Widerstandsbewegun- gen, die sich im Laufe der Zeit zu terroristischen Vereinigungen zusammenschlossen, mit der Begrundung des Staates Israel in „Arabisch-Palastina“ im Jahre 1948. Der als kunstliche Kreation westlicher Machte — allen voran der U.S.A—angesehene Staat im Herzen der arabischen Welt entwickelte sich zum Stein des AnstoBes und wurde von Beginn an von den arabischen Nach- barn in Frage gestellt. Die Existenz des Staates Israel und seine religiose Ausrichtung galt in der Region als moralisch unhaltbar, als eine politische Ungerechtigkeit und als ein Sicherheitsrisiko fur die Stabilitat der Region und eine Bedrohung arabischer Hoffnungen auf wirtschaftliche und soziale Einheit.[50] Die Ziele der terroristischen Vereinigungen waren klar definiert: Ruckeroberung Palastinas sowie anderer besetzter Gebiete und die Wiederherstellung eines geschlossen arabi­schen Raumes im Nahen Osten.[51]

Die Terrorgruppen im Nahen Osten, die sich selbst als „Bewegungen nationaler Befrei- ung“ bezeichneten, waren mit Blick auf ihre ideologische Ausrichtung in keiner Weise ein mono- lithischer Block. Lehnten alle Gruppierungen eine Anerkennung des Staates Israel ab, so war die politische Ausrichtung sehr unterschiedlich. Wahrend „Fatah“, die nationale Befreiungsbewe- gung fur Palastina, keine politische Ideologie — abgesehen von der Ruckeroberung Palastinas durch bewaffneten Kampf — hatte so definierte sich die P.D.F (Popular Democratic Front for the Liberation of Palestine) als Trotsky’sche Gruppe, die es sich zum Ziel gesetzt hatte, die Revo­lution gegen den Zionismus, den Imperialismus und arabische Reaktionare voran zutreiben.[52]

Die ideologische, finanzielle und materielle Unterstutzung terroristischer Vereinigungen durch die Sowjetunion wird in der politikwissenschaftlichen Forschung nicht grundsatzlich in Frage gestellt. Es kann jedoch nicht davon ausgegangen werden, dass der Terrorismus der 1960er und 1970er Jahre von der Sowjetunion gesteuert und kontrolliert wurde. Von Seiten der Sowjet­union wurde Unterstutzung fur die Gruppierungen gewahrt, deren ideologische Ausrichtung und Ziele mit den der UdSSR korrespondierten. Viele Terrorgruppen entsandten ihre Anhanger in die Sowjetunion zu Schulungen in „Low-lntensity Warfare“[53].Si Die sowjetische Fuhrung sah im Terrorismus ein legitimes Mittel der nationalen Befreiung. Hinter der Unterstutzung vor allem des palastinensischen Terrorismus gegen Israel stand die Hoffnung, hierdurch die eigene Position innerhalb der arabischen Welt auf Kosten der Vereinigten Staaten von Amerika auszubauen. Trotz sowjetischer Unterstutzung, vor allem der terroristischen Vereinigungen im Nahen Osten, lassen sich die Thesen einer sowjetischen Kontrolle des internationalen Terrorismus nicht ein- deutig belegen. Die Entfuhrung eines sowjetischen Verkehrsflugzeuges im Oktober 1970 und die Ermordung eines sowjetischen Diplomaten im Libanon 1985 fuhrten gar dazu, dass die damalige UdSSR im Rahmen der Vereinten Nationen Terrorismus auf das scharfste verurteilte.[54] Daruber hinaus waren weitere Staaten aktive Unterstutzer des internationalen Terrorismus, wie etwa Sy- rien und nach der Islamischen Revolution von 1979 der Iran. Beide Staaten unterstutzten den Terrorismus nicht nur finanziell, sondern auch das eigene Territorium wurde zu Ausbildungs- zwecken zur Verfugung gestellt.

Organisatorisch hatten alle Gruppierungen eines gemeinsam: Die Terroristen der 1960er und 1970er Jahre waren organisiert in straffen Einheiten, die zusammen genommen ein Netz- werk bildeten, an dessen Spitze eine Fuhrungsriege stand, die das Handeln der jeweiligen Gruppe bestimmte. Im Gegensatz zu den Terroristen in Europa zeichneten sich die Terrorgruppen im Nahen und Mittleren osten daruber hinaus dadurch aus, dass sie neben der militarischen Kom- ponente auch damit begannen, zur Bindung der Mitglieder an die jeweilige Organisation zivile Strukturen aufzubauen. Durch das Bereitstellen oftmals freier Bildung und Heilfursorge gelang es nicht nur, die Zahl der Mitglieder auf konstant hohem Niveau zu halten. Es war daruber hinaus Teil der Rekrutierungsstrategie innerhalb der politisch und finanziell schwachen Bevolkerungs- schichten.[55] Deshalb begannen Organisationen wie „Hezbollah“ (Partei Gottes) oder die „Abu Nidal Organisation[1]' schon fruh damit, ein eigenes Schul- und Krankenhaussystem aufzubauen und Sympathisanten im Ausland — primar in den U.S.A. und in Europa — zur Finanzierung so- wohl sozialer als auch terroristischer Aktivitaten heranzuziehen. Ebenso operierten diese Grup- pen uber Landesgrenzen hinweg, ein wesentlicher Unterschied zu den damals aktiven Gruppen in Europa, die nur in ihrem eigenen Land organisiert waren und auch nur dort terroristische An- schlage verubten. Somit lassen sich, Gruppen wie die RAF, die IRA oder die ETA schwerlich dem Bereich des internationalen Terrorismus zuzuordnen, da die sich die Aktionsraume dieser Vereinigungen geographisch klar eingrenzen lassen.[56]

Aufgrund des hierarchischen Organisationsmusters der terroristischen Vereinigungen der 1960er und 1970er Jahre war es fur europaische und U.S.-amerikanische Geheimdienste, sowie fur die Justizbehorden der vom Terrorismus betroffenen Lander recht einfach, terroristische Organisationen mit Informanten zu unterwandern. Oftmals ahnelte der Aufbau der Terrorgrup- pen der Struktur eines groBen Wirtschaftsunternehmens, mit pyramidischen und linearen Macht- strukturen, so dass die Rolle einzelner Individuen innerhalb einer bestimmten Organisation mit Hilfe nachrichtendienstlicher Erkenntnisse ermittelt werden konnte. Begunstigt durch diese uber- schaubaren Machtstrukturen terroristischer Vereinigungen jener Zeit errangen vor allem die is- raelischen Geheim- und Sicherheitsdienste beachtliche Erfolge bei der Eindammung des Hand- lungsspielraumes der PLO.[57]

Fur die Vereinigten Staaten von Amerika wurde nach Meinung verschiedenster Histori- ker und Politikwissenschaftler der internationale Terrorismus bereits in den 1960er Jahren zu einem amerikanischen Sicherheitsproblem. So geht der amerikanische Politologe Ernest Evans in seinem 1977 erschienen Aufsatz „American Policy Response to International Terrorism: Prob­lems of Deterrence" davon aus, dass mit dem Beginn der Entfuhrung amerikanischer Diploma- ten und Staatsburger in Sudamerika die Vereinigten Staaten erstmals direktes Ziel des internatio- nalen Terrorismus wurden.[58] Diese Einschatzung ist jedoch nur in Teilen haltbar. In der politik- wissenschaftlichen Forschung ist es unumstritten, dass die Zahl der Tow-Intensity-Gewdltakte ge- gen die Vereinigten Staaten in den 1960er Jahren drastisch zugenommen haben, dieses Phano- men als Auswuchs des internationalen Terrorismus zu bezeichnen ist jedoch nicht unumstritten. Die von Evans in seinem Aufsatz angefuhrten Beweise fur eine Zunahme des gegen die U.S.A. gerichteten internationalen Terrorismus entstammen alle dem sudamerikanischen Raum—aus Brasilien und Kolumbien im besonderen. Evans vermag zwar eine Zunahme der anti- amerikanischen Gewalttaten in Brasilien und Kolumbien statistisch zu belegen, seine Klassifizie- rung jener Ereignisse als „internationaler Terrorismus“ ist hingegen aus zwei Grunden nicht zu vertreten: Sowohl die 1965 gegrundete „National Liberation Army“ (ELN) als auch die 1964 gegrundete Revolutionary Armed Forces of Colombia“ (FARC) waren und sind ihrem Organi- sationsmuster nach Guerillabewegungen, denen die Grundstrukturen terroristischer Vereinigun- gen fehlen. Daruber hinaus war keine der beiden Gruppen uber die Landesgrenzen Kolumbiens aktiv, wodurch sie per Definition nicht dem „internationalen Terrorismus“ zugeordnet werden konnen. Die jahrlich erscheinende Publikation des amerikanischen AuBenministeriums „Patterns of Global Terrorism“ fuhrt beide O rganisationen zwar als „ Terrorist Groups“, widerspricht dem aber in der Beschreibung beider Gruppen, in welcher sie der FARC alle wesentlichen Merkmale einer Guerilla-Bewegung zuschreibt: „ Colombia’s oldest, largest, most capable, and best equipped insurgency (...) military wing of Colombian Communist Party. Organized along military lines (...) approximately 8,000 to 12,000 armed combatants (...). ” [59] Ebenso verhalt es sich mit der ELN. Bei den von Evans analy- sierten Ereignissen in Sudamerika in den 1960er Jahren handelt es sich eindeutig um Ubergriffe von Guerillagruppen und nicht um international operierende Terroristen.

In den 1960er Jahren gab es nur wenige Formen des internationalen Terrorismus, der die U.S.A. direkt zum Ziel hatte. Der internationale Terrorismus bis zur Islamischen Revolution im Iran im Jahre 1979 traf die Vereinigten Staaten lediglich im Rahmen von Entfuhrungen amerika- nischer Passagiermaschinen durch Anhanger und Unterstutzer der PLO. Die herrschende Lehre geht davon aus, dass sich diese Entfuhrungen amerikanischer Verkehrsflugzeuge nur indirekt gegen die Vereinigten Staaten wandten. Das eigentliche Ziel der Entfuhrungen war der Versuch, mit Hilfe der Vereinigten Staaten Israel zur Freilassung inhaftierter Palastinenser zu bewegen.

U.S. Department of State (Hg.), Patterns of Global Terrorism — 1999, Washington D.C. 2000, S. 85.

Erst im Zuge des Sturzes des Schah im Iran als Teil der islamischen Revolution 1979, sowie der israelisch-amerikanischen Intervention im Libanon 1982[60] anderte sich nicht nur die Organisationsstruktur der international operierenden Terrorgruppen. Mit dem Anschlag aufei- nen amerikanischen Militarstutzpunkt in Beirut im Oktober 1983, bei dem 241 U.S.-Soldaten getotet wurden[61], begann der Aufstieg der U.S.A. — zusammen mit Israel — zum zentralen An- griffsziel des internationalen Terrorismus.

5) Der Wandel seit 1979 - neue Formen des Terrorismus

„(...) there has been a growth in terrorism perpetrated by groups that cannot be readily pigeon-holed as nationalist — separatist, left-wing, right-wing, or religious or any ofthe other typologies that were effective in describ­ing varieties of groups.”[62]

Die alten Organisationsstrukturen und Motive des Terrorismus sind nicht vollstandig von der internationalen Buhne verschwunden. Auch heute noch organisieren sich diverse Grup- pen, wie etwa „Hamas“ oder „Hizbollah“, nach dem hierarchischen Organisationsmuster der Zeit vor 1979. Diese Gruppen konstituieren sich immer noch auf der Basis einer gemeinsamen politischen Vision und einem klar definierten Endziel—wie zum Beispiel die Befreiung Palasti- nas, oder die Schaffung rein islamischer Staaten, etwa nach Vorbild des Iran. Auch auf der Ebene der Finanzierung terroristischer Vereinigungen sind die alten Strukturen teilweise erhalten geblie- ben, in dem Sinne, dass verschiedene Staaten wie der Iran, Syrien, Libyen und Nordkorea auch weiterhin Terrororganisationen unterschiedlichster Ausrichtung unterstutzen. Ein generelles Problem bei der Frage nach den State-Sponsors des internationalen Terrorismus ergibt sich aus der Tatsache, dass hierfur keine schriftlichen Beweise vorliegen, beziehungsweise der breiten Offent- lichkeit nicht zuganglich sind. So ist beispielsweise Syrien jahrlich auf der Liste der Terrorismus- fordernden Lander des U.S. State Department zu finden, eindeutige Beweise hierfur vermochte die amerikanische Regierung in den letzten 10 Jahren jedoch nicht zu liefern, da derartige Infor­mation unter den Sammelbegriff der „nationalen Sicherheit“ fallen und unter Verschluss gehalten werden.[63] Neben dem Verhangen von Handelssanktionen gegen „State Sponsors“ sind die Ver- einigten Staaten seit 1979 bemuht, die Auslandskonten jener Staaten zu sperren. Im Nahen und Mittleren Osten sind davon der Iran (seit 1984), Irak (seit 1979 mit einer Unterbrechung von 1982 bis 1990), Syrien (seit 1979) und der Sudan (seit 1993) betroffen. Der Gesamtwert derge- sperrten Konten belauft sich auf 2.29 Mrd. USD.[64]

Neben dem Erscheinungsbild des „Berufsterrorismus“, treten seit nun mehr 20 Jahren terroristische Gruppen und Individuen auf internationaler Ebene auf, die sich nicht mit Hilfe des klassischen Organisationsschemas erfassen lassen. Konstituierten sich die terroristischen Vereini- gungen der 1960er und 1970er Jahre zunachst um einen kleinen Kern, der stetig anwuchs und letztlich in Organisationen mit mehreren hundert Mitgliedern endete, so ist in den letzen zwei Jahrzehnten der umgekehrte Trend zu beobachten. Die Bombenanschlage auf die amerikani- schen Botschaften in Kenia und Tansania 1998, sowie der Anschlag auf die Khobar Towers in Saudi Arabien 1996 bestatigten diese Entwicklung. Es gelang weder den afrikanischen, noch den saudischen oder amerikanischen Justizbehorden, die Attentater eindeutig zu identifizieren, einer bestimmten Organisation zu zuordnen, oder die Attentate vorauszusehen: „ The terrorist bombing that killed 19 American military personnel and wounded more than 200 others (...) exposed the shortcomings ofa U.S. intelligence apparatus that left Americans unprepared for the threat that confronted themP[65]

In der Vergangenheit war es moglich, terroristische Anschlage bestimmten Organisationen zuzuordnen, die uber eine klare Kommando- und Organisationsstruktur verfugten. Daruber hinaus verfolgten die „klassischen“ Terrororganisationen der 1960er und 1970er Jahre klar definierte politische, soziale oder wirtschaftliche Ziele. Links-radikale Organisationen wie die „Rote Armee“ in Japan, die „Rote Armee Fraktion“ in der Bundesrepu- blik Deutschland, aber auch ethno-nationalistische Bewegungen wie „Abu Nidal“, die IRA und die baskische Gruppe „ETA“ bewegten und bewegen sich entlang dieses Organisationsschemas. Im Unterschied zu den „neuen“ Terroristen war es ein Merkmal dieser Gruppen, sich durch Communiques oder Bekennerschreiben zu Anschlagen zu bekennen und Stellung zu beziehen— dieses Kriterium fehlt bei allen derzeit operierenden „Gruppen“. Im Zusammenhang mit den Bombenattentaten auf die Botschaften der Vereinigten Staaten von Amerika in Kenia und Tansania liegt bis zum heutigen Tage kein Bekennerschreiben vor. Die einzigen Hinweise auf moglic h e Tater und Mo tive zu den Attentaten auf die diplomatischen Vertretungen der U.S.A. tentaten auf die diplomatischen Vertretungen der U.S.A. stellten die vagen Aussagen von Infor- manten des U.S.-Geheimdienstes CIA dar, die in den Anschlagen ein Mittel zur Verteidigung der heiligen Statten des Islam in Mekka und Medina sahen.[66] Zieht man das vom ABC- Korrespondenten John Miller 1998 gefuhrte Interview mit Osama Bin Laden in die Betrachtung ein, scheint dies eine plausible Moglichkeit zu sein: „ (...) Allah ordered us in this religion to purify Mus­lim land of all non-believers, and especially the Arabian Peninsula where the Ke’ba is (...). ” [67]

Als weiteres Unterscheidungsmerkmal zwischen altem und neuen Terrorismus ist die Auswahl der Anschlagsziele zu nennen. Sowohl die in Europa, als auch die im Nahen und Mittle- ren Osten aktiven Gruppierungen wahlten ihre Ziele nach ihrem Symbolismus aus: Botschaften, Fluggesellschaften, Banken. Bei der Wahl der Ziele versuchten diese Gruppen, die Zahl der di- rekt in Mitleidenschaft gezogenen Unbeteiligten so gering wie moglich zu halten.[68] Die Organisa- tionen des „neuen“ Terrorismus zeichnen sich nicht nur dadurch aus, dass sie bereit sind, eine hohe Anzahl von Todesfallen Unbeteiligter in Kauf zu nehmen — wie die Anschlage auf die U.S. Botschaften in Afrika 1998 gezeigt haben — sondern daruber hinaus durch ihren oftmals millen- niaristisch-religiosen Unterton.,[69]

Im Zusammenhang mit der zu beobachtenden Auflosung fester Organisationsstrukturen und der zunehmenden Gewaltbereitschaft terroristischer Gruppierungen lasst sich folgendes festhalten: Obwohl die Anzahl der terroristischen Anschlage seit Mitte der 1980erJahre kontinu- ierlich sinkt, steigt die Zahl der Todesopfer seit Anfang der 1990er Jahre. Das Jahr 1996 ver- zeichnete auf der einen Seite die niedrigste Anzahl terroristischer Anschlage seit mehr als 23 Jah- ren, auf der anderen Seite war es das viert-blutigste Jahr seit Beginn der offiziellen Erhebung von Datensatzen zur Anzahl durch „Terrorismus“ getoteter Personen: „ (...) the totalnumber ofcasualties was one of the highest ever recorded (...). “[70] Die nachfolgenden Graphiken veranschaulichen diesen Trend:

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten[71]

Fur den Zeitraum 1980 bis 1999 lag der statistische Mittelwert bei 463 Terroranschlagen pro Jahr. Beachtenswert ist die Tatsache, dass die Jahre 1989 bis 1999 den statistischen Mittelwert nicht erreichen — ausgenommen das Jahr des 2. Golfkrieges — 1991. Fur 1991 ergibt sich eine Gesamtzahl von 565 Anschlagen, die somit deutlich uber dem Durchschnittswert des Betrach- tungszeitraumes liegt. Trotz des Ruckganges der Gesamtzahl von Anschlagen, die dem internati- onalen Terrorismus zugeordnet werden mussen, kann die gestiegene Effizienz terroristischer Anschlage nicht zu hoch bewertet werden. Tabelle II zeigt die gesteigerte Letalitat internationaler Terrorangriffe, die sich gegen die Vereinigten Staaten wandten, fur die Jahre 1994 — 1999. Die graphische Darstellung belegt den in der aktuellen Terrorismusforschung beschriebenen Trend:

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten72

Verliefen 1991 14 Prozent aller Terroranschlage todlich, stieg dieser Wert bis 1994 auf 27 Pro- zent an und erreichte 1995 seinen historischen Hohepunkt mit 29 Prozent. Die Letalitat terroris­tischer Anschlage in den 1970er Jahren lag im Vergleich bei 17 Prozent, in den 1980er Jahren durchschnittlich bei 19 Prozent. In der Perspektive ist die Einschatzung des U.S.-amerikanischen

Experten fur Internationalen Terrorismus, Neil C. Livingstone, plausibel: „ The United States will soon face new and unprecedented challenges to its safety and security (...). Despite the obviously growing threat, the United States is woefully unprepared today for a major chemical or biological strike against a major city. " [73] Zu einer ahnlichen Schlussfolgerung kommt auch U.S. Botschafter L. Paul Bremer, der Vorsitzende der National Commission on Terrorism der U.S. Regierung. In seinem im Juli 2000 durch das Ameri­can Enterprise Institute veroffentlichten Aufsatz „New Terrorist Threats And How To Counter Them", fuhrt er den Ruckgang der „Selbstzuruckhaltung" im Rahmen des neuen Internationalen Terrorismus aus: „ There was a self-constraint built into the terrorists’acts (...). Whatwe hate seen in the1990s is that self-constraint seems to be coming off(...) this is shown by the fact that the number of incidents is down but the number of casualties is up.” [74]

Verschiedene Grunde mogen zu der gestiegenen Letalitat und Gewaltbereitschaft der neuen Terroristen beigetragen haben. Einer der plausibleren Grunde kann die Perzeption der Terroristen sein, mit den bis dahin ublichen Mitteln des Terrorismus nicht langer die gewunschte Aufmerksamkeit zu erzielen. Um den vermeintlichen Ruckgang der Publizitat ihrer Taten zu uberwinden und den Faktor des „psychologischen Moments" weiterhin ausspielen zu konnen, fuhlen sich die Terroristen seit einigen Jahren offensichtlich gezwungen, zu immer spektakulare- ren und zerstorerischen Mitteln zu greifen. So antwortete Timothy McVeigh, der uberfuhrte At- tentater auf das Alfred P. Murrah Gebaude in Oklahoma City, auf die Frage seines Anwaltes, ob er den gewunschten Effekt nicht auch mit milderen Mitteln hatte erreichen konnen: fjhat would not have gotten the point across. We needed a body count to make our point[75]

Neben dem Fehlen einer identifizierbaren Organisationsstruktur und der gestiegenen Gewaltbereitschaft international agierender Terroristen beinhaltet der „neue Terrorismus" ein weiteres, nicht zu unterschatzendes Problem: Die Verbreitung und Verwendung von Massenver- nichtungswaffen. Mit dem Ende des Kalten Krieges hat sich die Grundlage einer Auseinander- setzung mit der Frage, ob Terroristen in der Lage und Willens sind, Massenvernichtungswaffen einzusetzen, qualitativ gewandelt. Bis zum Zusammenbruch der Sowjetunion wurde die Debatte uber die Aneignung von atomaren, biologischen oder chemischen Waffen durch nicht-staatliche Akteure nur theoretisch in akademischen Kreisen diskutiert. Aufgrund der restriktiven Kontrolle von Massenvernichtungswaffen durch die beiden groBen Atommachte — U.S.A. und Sowjetuni-

on — stellte sich das Problem der unkontrollierten Verbreitung jener Waffen noch nicht als tat- sachliches Problem. Die Moglichkeit eines Terroranschlages unter Verwendung von Massenver- nichtungswaffen wird jedoch seit dem Zusammenbruch des sowjetischen Imperiums nicht langer bestritten. Mit dem Saringas Anschlag auf das U-Bahn System Tokios am 20. Marz 1995 wurden die gehegten Zweifeln uber die Moglichkeit terroristischer Anschlage mit Massenvernichtungs- waffen ausgeraumt. Die bereits in den 1970er Jahren von Laqueur, Livingstone und anderen Experten auf dem Gebiet des Terrorismus gefuhrte theoretische Debatte uber diese Problematik muss heute auch unter Politikern gefuhrt werden — besonders unter amerikanischen — da diese neue Qualitat des Terrorismus ein ernstzunehmendes Sicherheitsrisiko darstellt.[76] Die Moglich­keit des Einsatzes von Massenvernichtungswaffen durch Terroristen wirft die grundsatzliche Frage auf, ob die in den 1960er und 1970er Jahren unter anderem durch Henry Kissinger geprag- te Doktrin „don’t negotiate with terrorists'' weiterhin Gultigkeit beanspruchen kann: „ (...) ifterro- ristgroups get the impression that they can force negotiation with the United States and an acquiescene in their demands, then we may save lives in one place at the risk of hundreds of lives everywhere else. “[77] Im Zuge der gestiegenen Letalitat des „neuen Terrorismus'' werden die Vereinigten Staaten ihre Dogmatik des „Nicht-Verhandelns“ uberprufen mussen.

Das Problem der unkontrollierten und unkontrollierbaren Verbreitung von „Weapons of Mass Destruction' (WMD) an substaatliche Handlungstrager birgt nicht nur ein unkalkulierbares Sicherheitsrisiko fur die Vereinigten Staaten, sondern es unterwandert gar das wahrend des Ost- West Gegensatzes entwickelte Modell nuklearer Abschreckung durch das eigene—amerikanische — Potential an Massenvernichtungswaffen, so dass „ Mutual Deterrence “ und „ Mutually Assured Destruction [78] ihren Stellenwert zur Schaffung internationaler Sicherheit und Stabilitat verlieren.[79] In diesem Sinne ist zwischen der Proliferation von Massenvernichtungswaffen zwischen Staaten und nicht-staatlichen Handlungstragern — internationalen Terroristen — klar zu unterscheiden. Die Weiterverbreitung von A-, B-, und C-Waffen ist auf staatlicher Ebene nicht zwangslaufig ein Sicherheitsrisiko, da auf dieser Ebene das Konzept gegenseitiger Abschreckung funktioniert. Allzu oft wird die Bedrohung ausgehend von Massenvernichtungswaffen in den Handen von „Schurkenstaaten“ und Terroristen durch die Entscheidungstrager innerhalb der amerikanischen

Regierung als gleichwertig bezeichnet, ohne das Konzept des „rationalen Akteurs“[80] ausreichend zu beachten. Staaten, auch „Schurkenstaaten“ wie der Iran oder Nord-Korea, handeln rational und nicht ad hoc um das Uberleben der eigenen Nation zu sichern. In bezug auf den Einsatz von Massenvernichtungswaffen bedeutet abstrahiert, dass Staat A einen Angriff mit WMD auf Staat B, welcher ebenfalls uber WMD Kapazitaten verfugt, nicht wagen wird, da einem solchen An­griff ein massiver Gegenschlag durch Staat B folgen wurde.[81] Fur Terroristen gilt das Theorem des Rationalen Akteurs nicht, zumal Terroristen aus anderen Beweggrunden heraus handeln. Basierend auf der losen Organisationsstruktur des „neuen Terrorismus“ und der Schwierigkeit, Verantwortliche fur Terroranschlage eindeutig zu bestimmen, verfugen Terroristen uber einen wesentlich groBeren Handlungsspielraum mit Blick auf einen eventuellen Einsatz von Massen­vernichtungswaffen, brauchen sie ahnliche Vergeltungsschlage der attackierten Seite nicht zu furchten. Dieser Einschatzung folgte auch George J. Tenet, der Direktor der Central Intelligence Agency, wahrend s einer Anhorung vor dem auswartigen Ausschuss des U.S.-Senats: „ Beyond state actors, there are a number of terrorist groups seeking to develop or acquire biological and chemical weapons capabili­ties. (...) There are fewer constraints on non-state actors than on state actors (...) that (...) might seek such an attack. ”[82]

Daruber hinaus besteht ein weiteres Unterscheidungsmerkmal zwischen altem und “neu- em Terrorismus“. Von den 56 eindeutig identifizierbaren terroristischen Vereinigungen 1995 wiesen etwa 42 Prozent eine dominante religiose Komponente auf. Die „ RAND — St. Andrews Chronology of InternationalTerrorism“ belegt den mit der islamischen Revolution im Iran 1979 einset- zenden Trend hin zu einem oftmals religios motivierten Terrorismus:

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten [83]

Religiose vs. Andere Gruppen

Religios motivierter Terrorismus als Phanomen ist nicht neu,[84] die religiose Legitimati- onsgrundlage fur terroristische Aktivitaten wurde in den letzten Jahrzehnten nur durch den Ost- West-Konflikt uberlagert, so dass andere Rechtfertigungsgrundlagen in den Vordergrund traten. Erst seit der islamischen Revolution im Iran 1979 ist der auf religiosen Argumenten basierende international Terrorismus wieder in Erscheinung getreten. Zwischen 1980 und 1995 stieg die Zahl der identifizierbaren, religios motivierten Gruppierungen um das 13-fache. Trotz des fur 1996 zu verzeichnenden Ruckgangs religioser Terrororganisationen bleibt die religiose Kompo- nente eine der treibenden Krafte hinter der gestiegenen Todlichkeit des „neuen Terrorismus“: „Religion is the way in which they express political ideals, including hatred offoreign domination, dreams of natio­nal redemption and their social conservatism.“[85]

Die Evolution des heutigen religiosen Terrorismus fand nicht in einem Vakuum statt, sondern ist die Antwort auf einen 30-jahrigen Prozess und die ihn begleitenden Veranderungen auf lokaler, regionaler und globaler Ebene. Das Ende des Kalten Krieges brachte nicht nur lange Zeit uberlagerte ethnisch-religiose Konflikte zum Vorschein, sondern auch die Auflosung sozia- ler und kultureller Koharenz im Zuge der Globalisierung und das oftmals historische Erbe politi- scher Repression und okonomischer Ungleichheit. Diese Problematik birgt in sich einen ertrag- reichen Nahrboden fur religiose Extremisten jeglicher Ausrichtung. Aus Sicht dieser habe sowohl die eigene Religion, als auch die islamische Gemeinschaft, einen Punkt erreicht, an dem das eige- ne Schicksal nur durch Waffengewalt zum Positiven beeinflusst werden konne.[86]

Sowohl der uberwiegend linke Terrorismus in Europa, als auch der ethno-religiose Ter­rorismus im Nahen und Mittleren Osten haben politische Ursachen. Der auf Europa eingrenzba- re Terrorismus und die Grundlagen desselben sind heute eindeutig identifiziert und lassen sich lokal eingrenzen: Ein unabhangiges Baskenland (ETA), ein Ende der englischen Hoheit uber Nordirland (IRA), ein unabhangiges Korsika und ahnliche Forderungen. Terroristische Ubergrif- fe auf europaische Interessen auBerhalb der lokalen Handlungsspielraume europaischer Terror- gruppen sind seit Ende der 1970er Jahre nicht oder nur auBerst selten vorgekommen. Das in der wissenschaftlichen Literatur oftmals angefuhrte Argument, der „neue Terrorismus“ richte sich gegen den Westen als Ganzes aufgrund des von ihm ausgehenden Wirtschafts- und Kulturexpor- tes halt einer tiefgreifenden Analyse nicht stand. Die Vertreter dieser These[87] vermogen nicht zu erklaren, warum nur die Vereinigten Staaten direktes Ziel des internationalen Terrorismus sind, ihre europaischen Partner jedoch nicht.

Das Forschungsergebnis der National Commission on Terrorism, vorgelegt im Juni 2000, sieht die exponierte Rolle der Vereinigten Staaten auf der Weltbuhne als einen der Hauptgrunde dafur, warum die U.S.A. seit Ende des Ost-West-Gegensatzes das haufigste Ziel terroristischer Anschlage sind und bringt die terroristische Bedrohung in direkten Zusammenhang mit der von den Vereinigten Staaten oft proklamierten „Leadership Role“ [88]: „ Our leadership has never been more needed, or more in damandP [89] Der weltweite amerikanische Fuhrungsanspruch wird nicht nur von Amerikas europaischen Partnern, allen voran Frankreich, kritisiert, sondern auch von Politikern aus der Region des Persischen Golfes, wie dem Sprecher des iranischen AuBenministers, Abbas Maleki: „ The American leadership is of the opinion that the world should take shape in accordance with their desires and intends to change the world on that basis (...) the only acceptable is the one that subordinates local inte­rests and aspirations to U.S. interests. “ [90] Die Kritik an der amerikanischen Politik im Allgemeinen und im Persischen Golf im Besondern kommt nicht nur von Staaten wie Irak oder Iran, sondern auch von regionalen Verbundeten der Vereinigten Staaten. Besonders Saudi-Arabien und Kuwait kritisieren in zunehmenden MaBe die amerikanische Politik in der Region.[91] Die vermehrte Kritiksowohl der arabischen und europaischen Partner, als auch der USA generell distanziert gegenu- berstehenden Staaten, wie etwa der Iran, weist auf einen moglichen Zusammenhang zwischen amerikanischer AuBenpolitik und asymmetrischer Bedrohung hin. Die aktuelle Reisewarnung fur amerikanische Staatsburger im Persischen Golf[92] und die Aussage des amerikanischen Verteidi- gungsministers William S. Cohen in bezug auf den Anschlag auf das U.S. Kriegsschiff „USS Co- le“ am 12. Oktober 2000 unterstreichen den moglichen Nexus zwischen auBenpolitischem Han- deln und terroristischen Anschlagen: „ The United States is a globalpower with global responsibilities, and as a result, we face global risks.“[93] i Diese und ahnlich lautende Aussagen amerikanischer Entschei- dungstrager gilt es im nachfolgenden zu prufen.

II. Die Vereinigten Staaten — Ein globaler Hegemon

1) Strategische Grundlagen amerikanischer AuBenpolitik 1945 - 1990/91

Die strategischen Grunduberlegungen zur Konzeption der amerikanischen AuBenpolitik nach 1945 entwickelten sich im allgemeinen entlang zweier Grundausrichtungen: Isolationismus versus Internationalismus. Sowohl in akademischen, als auch politischen Kreisen wurden unter- schied-liche Ordnungsmodelle diskutiert, mit deren Hilfe der sich bereits unmittelbar nach Ende des Krieges in Europa abzeichnende Interessen- und Ideologiekonflikt zwischen den Vereinigten Staaten und der Sowjetunion im Sinne eines „Long Peace“ austariert werden sollte.[94] Das von George Kennan am 22. Februar 1946 verfasste Telegramm an das amerikanische AuBenministe- rium sollte die zur selben Zeit in den U.S.A. gefuhrte Theoriedebatte zu Gunsten der Realisten entscheiden. In seinem Telegram charakterisierte Kennan die Sowjetunion als immanent expan- siv, was eine existenzielle Bedrohung fur die Vereinigten Staaten darstelle.[95] Die Ansichten Ken- nans beruhten, neben strategischen Uberlegungen, auf einer Interpretation der AuBerungen Sta­lins aus dem Jahre 1927, in denen Stalin die Welt in zwei unterschiedliche Lager aufteilte: Ein sozialistisch-revolutionares Zentrum unter der Fuhrung der UdSSR und einen kapitalistischen Pol, angefuhrt von den U.S.A. Stalin verstand das westlich-kapitalistische Model aufgrund der ungleichen Besitzverhaltnisse innerhalb westlicher Gesellschaften als besonders volatil. Zur Ab- wendung interner Unruhen, ausgelost durch die materielle Ungleichheit innerhalb der kapitalisti- schen Gesellschaft, musse der Westen zwangslaufig in auBere Konflikte ausweichen, die sich nur gegen das sozialistisch-egalitare Zentrum wenden konnten: „ (...) capitalism inevitably generates wars. Wars thus generated may be of two kinds: intra-capitalist wars between two capitalist states, and wars ofinterven- tion against the socialist world. Smart capitalists, vainly seeking escape from inner conflicts ofcapitalism, incline toward the latter. (...) Those must be forestalled at all costs.” [96]

Dieser, so Kennan — „neurotic view of world affairs” zeige den dem sowjetischen System in- harenten Charakter der aggressiven Expansion, dem die Vereinigten Staaten mit aller Entschie- denheit entgegentreten mussten, sofern sie sich nicht nur die Sicherheit und Integritat des nicht- sozialistischen Teils Europas, sondern auch die fortdauernde Existenz der amerikanischen Nati­on auf lange Sicht garantieren wollten.[97] Kennans Losungsansatz fur den sich abzeichnenden Systemkonflikt mit der UdSSR ging uber die sicherheitspolitische Komponente des Politischen Realismus hinaus, ein Umstand, der unter anderem von Walter Lippmann konsequent kritisiert wurde.

Hans Morgenthau beschrieb in seinem Werk „Politics among Nations—Thr Struggle for Power and Peace“ die Nahe zu den gegebenen politischen Umstanden als eines der Merkmale des Politischen Realismus und negiert eine tragende Rolle von Moral und Ethik in den Internati- onalen Beziehungen. Eine Verquickung und Uberhohung von Moral, Ethik und Politik im Kon- kurrenzkampf um Macht und Einfluss auf internationaler Ebene sei, so Morgenthau, den natio- nalen Interessen des Staates abtraglich und fuhre zwangslaufig in ein Desaster im Sinne von Macht- und Einflussverlust des Staates.[98] Diesen Aspekt des Politischen Realismus skizziert e- benso, wenn auch kritisch, der britische Politologe Chris Brown in seiner Auseinandersetzung mit den Theorien der internationalen Beziehungen in seiner 1992 erschienen Monographie in­ternational Relations Theory. New Normative Approaches[1]': „ Realism validates itself by its claim to correspond to reality. Internationalpolitics (...) is governed by laws which tell us what is or is notpossible(...) and these laws are validated because they correspond to the way things are. The strong and simple, oversimple, response of the realist to criticism is to deny moral responsibility for the course ofaction (...) because the adtvice and the action are determined by the facts, by the ‘reality’ of the situation.”[99]

Der von Kennan in seinem Telegramm propagierte realpolitische Ansatz unterschied sich in seiner moralphilosophischen Komponente von den strategischen Grundvorstellungen Morgenthaus. In seinen Uberlegungen ging es Kennan nicht ausschlieBlich um die strategische und militarische Sicherheit der Vereinigten Staaten im Sinne eines Politischen Realismus wie er von Morgenthau oder Spykman erlautert wurde. Kennan erweiterte und spezifizierte seine real- politischen Uberlegungen daruber hinaus auf moralphilosophischer Basis im Rahmen eines dezi- diert amerikanischen Sendungsbewusstseins, „ welches nuchtern Macht- undInteressenkalkul abstrakten moralischen Prinpipien opferteP [100] Die von Kennan postulierte Rolle der Vereinigten Staaten ahnelte in ihren Wesenzugen dem von O’Sullivan gepragten Begriff der „ Manifest Destiny“ in abgewandel- ter Form. Der in bezug auf die kontinentale Ausdehnung der U.S.A. entstandene Terminus[101] wurde, wenn auch indirekt, auf globale Verhaltnisse ubertragen. Das in der Fruhphase der ameri­kanischen Republik entstandene Bild der U.S.A. als leuchtendes Beispiel fur Freiheit und Demo- kratie projezierte Kennan auf die ideologische Auseinandersetzung mit der Sowjetunion und schloss somit den „Amerikanismus“ als eigenstandige Ideologie[102] in seine auBenpolitischen U- berlegungen ein: „ We mustformulate (...) a much more positive and constructive picture of sort of world we would like to see (...). It is not enough to urgepeople to develop politicalprocesses similar to ourown. Many foreign peoples (...) are seeking guidance (...). We should be better able than Russians to give them this.”[103]

Die von Kennan vorgeschlagen auBenpolitischen MaBnahmen zur notwendigen Ein- dammung des sowjetischen Einflusses auf globaler Ebene zur Sicherung amerikanischer Ein- flusszonen beschrankte sich nicht auf die von Nicolas John Spykman bereits 1942 nach MaBgabe von Ressourcen, Bevolkerungen und Lage zu den Weltmeeren definierten Interessenzonen.[104] Die Kennan’sche Ordnungsvorstellung der amerikanischen AuBenpolitik wurde extensiv ausge- legt und auf den gesamten Globus ausgedehnt. Die auf Kennans Analysen aufbauende Truman- Doktrin vom 12. Marz 1947 zeigt dies in deutlicher Form. Ausgehend von finanziellen Schwie- rigkeiten der britischen Regierung, die sich nicht langer in der Lage sah, die Turkei und Griechen- land finanziell zu unterstutzen und die von Prasident Truman perzipierte mogliche Einflussnah- me der UdSSR auf diese beiden Nationen erweiterte sie den als vital erachteten Interessenraum der U.S.A.: „ I believe that it must be thepolicy of the United States to support free peoples (...) [they] look to us for support in maintaining theirfreedoms. Ifwe falter in our leadership, we may endanger the peace of the world— and we shall surely endanger the welfare of this Nation.” [105] Mit der Formulierung der „Truman-Doktrin” war erstmals der Versuch unternommen worden, ein universell gultiges Ordnungsprinzip zu schaffen. Mit Hilfe des anti-sowjetischen Blocks sollte der sowjetische Einfluss zunachst einge- dammt, spater dann das gesamte sowjetische Herrschaftssystem uberwunden werden. Die glo- balpolitische Ausrichtung der Kennan’schen Containment-Politik entfaltete sich jedoch erst in vollem MaBe in den Jahren nach Grundung der Nato im Jahre 1949. Zunachst konzentrierte sich die amerikanische Containment-Politik auf die Sicherung zentraler Regionen —vor allem in West- europa — und erst nach der Ordnung der dortigen sicherheitspolitischen Verhaltnisse folgte die kontinuierliche Umsetzung der Truman Doktrin in anderen Teilen der Welt.[106]

Einer der bedeutendsten Kritiker der sich bereits in den spaten 1940er Jahren abzeich- nenden extensiven AuBenpolitik war der Publizist Walter Lippmann. Er kritisierte den Politi- schen Realismus Kennans als spekulativ und argumentierte, diese Politik fuhre zu wahllosem Einsatz amerikanischer Ressourcen an der gesamten Peripherie der freien Welt und berge somit nicht nur die Gefahr einer auBenpolitischen Uberdehnung, sondern falle auch nicht unter den Begriff des nationalen Sicherheitsinteresses der Vereinigten Staaten. Die Uberlegungen Lipp- manns implizierten eine Forderung nach einem moglichen Interessenausgleich mit der UdSSR in bezug auf Einflusszonen und einen selektiven Einsatz finanzieller und militarischer Mittel von Seiten der U.S.A.: „ American power must be available, not to contain the Russians at scatteredpoints, but to hold the whole Russian military machine in check, and to exert a mountingpressure in support of a diplomatic policy which has as its concrete objective a settlement that means withdrawal[107] Dieses von Lippmann pos- tulierte selektive Containment, ausgerichtet zunachst an den Interessen und Wohlfahrt der ame- rikanischen Nation findet sich in ahnlicher Form ebenso bei Morgenthau, in dessen 1966 er- schienen Buch „A New Foreign Policy for the United States". Morgenthau kritisiert die man- gelnde „Case-by Case" Analyse bezuglich U.S. amerikanischer Interventionen unter dem Deck- mantel der Truman Doktrin. Als Fallbeispiel fuhrt er die militarische Intervention der U.S.A in Vietnam an, aus der er weder einen globalen Vorteil fur die Vereinigten Staaten erwachsen sieht, noch eine Rechtfertigung der Intervention auf Grundlage der von Kennan und Truman formu- lierten Containment-Politik gelten lasst:[108] „ The Vietnamese Communists are not mere agents ofeither the Soviet Union or China. Both the sources of their strength and their aims are indigenous (...). Communism in South Vietnam is irrelevant to the containment ofSoviet or Chinese Communism (...) the containmentofViet- namese Communism[does] notfurther the interest of the United States.”[109] Der Vietnamkrieg, in dessen Verlauf die freie Welt verteidigt und amerikanische Bundnisverlasslichkeit demonstriert werden sollte, schadete den U.S.A. mehr als ihr das Engagement nutzte. Dies galt nicht nur fur das Aus- bleiben einer gestarkten globalen Position der U.S.A. im Sinne des Politischen Realismus, son- dern es erschwerte zudem auBenpolitisches Handeln in den folgenden Jahrzehnten.[110]

Die Architekten der amerikanischen AuBenpolitik zu Beginn des Kalten Krieges—Prasi- dent Truman, die AuBenminister James Byrnes und Dean Acheson sowie viele ihrer Berater— zeichneten ein antagonistisches Bild der Sowjetunion, die fur den Zusammenbruch der Koalition gegen die Achsenmachte verantwortlich sei und jegliche Nachkriegskooperation mit den U.S.A. und dem Westen ablehne.[111] Daruber hinaus sei die Politik des Kremls von expansionistischen Zugen gepragt und es sei erklartes Ziel der UdSSR nicht nur Westeuropa, sondern auch die nicht-kommunistischen Staaten Asiens, des Nahen und Mittleren Ostens und Afrikas unter sow- jetischen Einfluss zu bringen. Die Kontinuitat dieser Einschatzung spiegelte sich in Prasident Eisenhowers Rede vor dem U.S. Kongress am 5. Januar 1957 wieder. Eisenhower furchtete als Folge der Suez-Krise des Jahres 1956 eine sowjetische Einflussnahme auf die Verhaltnisse im Nahen Osten, die, in Anlehnung an die zehn Jahre zuvor formulierte Truman-Doktrin mit allen Mitteln zu stoppen sei. „Russia’s interest in the Middle East is soley that of power politics. Considering her announcedpurpose of Communiging the world (...). If the nations of that area should lose their independence (...) dominated by alien forces hostile to freedom, that would be (..) a tragedy. The free nations ofAsiaandAfrica too, would be placed in serious jeopardy. ”[112]

Die Furcht vor der Installierung pro-sowjetischer Regime in weiten Teilen der Welt, in den spaten 1940er und 1950er Jahren lieBen, wie es der Historiker Bruce Kuniholm in seinem 1979 erschienen Werk „The Origins of the Cold War in the Near East: Great Power conflict in Iran, Turkey and Greece“ skizziert, den Entscheidungstragern in Washington keine Wahl—die U.S.A. waren gezwungen, zu handeln.[113] FuBend auf den realpolitischen Uberlegungen Kennans und deren politischer Implementierung im Rahmen der Truman- und Eisenhower-Doktrin dien- te letztendlich nicht nur dem Uberleben der amerikanischen Nation im Sinne eines von Mor- genthau und Lippmann definierten realpolitischen National Interest, sondern der Schaffung einer Weltordnung nach amerikanischen MaBgaben. Hierbei ging es den Vereinigten Staaten nicht nur um eine generelle Starkung des amerikanischen Einflusses auf globaler Ebene entlang der defini- torischen Eckpunkte des Politischen Realismus, sondern daruber hinaus um den Export ameri- kanischer Institutionen sowohl auf staatlicher, als auch auf supra-nationaler Ebene.[114] Beispielhaft fur die Etablierung amerikanischer Werte und Institutionen gegen Ende des 2. Weltkrieges waren nicht nur die Vereinten Nationen, sondern besonders das „Bretton Woods“-Abkommen zur Neuordnung der Weltwirtschaft nach dem 2. Weltkrieg unter U.S. amerikanischer Federfuh- rung.[115] Kennans Konzept des Containment glich in seiner Grundidee dem europaischen Gleichgewichtsdenken des 19. Jahrhunderts. Der entscheidende Unterschied lag jedoch im globalen Anspruch der amerikanischen Containment-Politik und der im Laufe der 1950er Jahre beginnenden Militarisierung jener Politik, so dass diplomatische Bemuhungen zur Losung des Interessengegensatzes zwischen den U.S.A. und der UdSSR — bis zur Kuba-Krise 1961 — in den Hintergrund ruckten. Auch die Wiederbelebungsversuche einer generellen Institutionalisierung der Sicherheitspolitik im Sinne des Wilson’schen Modells, etwa durch die Schaffung derVerein- ten Nationen zur Sicherung des Weltfriedens blieben bis 1989/90 de facto bedeutungslos.[116] Ausschlaggebender als die Theorie des „Liberalen Institutionalismus“[117] war fur die amerikani- sche AuBenpolitik wahrend der Phase des Kalten Krieges das „National Security Council Paper Number 68“ (NSC 68). Paul Nitze, Direktor des Planungsstabes im amerikanischen AuBenminis- terium, argumentierte in seinem Bericht, dass nur eine dramatische Erhohung der Verteidigungs- ausgaben der U.S.A. es ermogliche, der von der UdSSR ausgehenden kommunistischen Bedro- hung global zu begegnen: „ A more rapid build-up of(...) military strength (...) is ourfundamentalpupose (...). Our position as the center of power in the free world places heavy responsibility upon the United States for leadership. We must organize and enlist the (...) resources of the free world (...) which willfrustrate the Kremlin design for world domination (...). ”[118] Unmittelbar nach dem Ausbruch des Krieges in Korea im Juni 1950 setzte Prasident Truman die von Nitze vorgeschlagene Militarisierung der amerikanischen AuBenpolitik durch Erhohung der Verteidigungsausgaben um.

President Bill Clinton at Andrews Air Force Base in Maryland on August 13, 1998, during a ceremony marking the return to the United States of the bodies of ten Americans killed in the August 7, 1998, bombing at the U.S.

[...]


[1] Daniel L. Byman/Jerrold D. Green, Political Violence and Stability in the States of the Northern Persian Gulf, Rand Corporation, Santa Monica 1999, S. 1.

[2] Vgl. DCI Counterterrorist Center (Hg.), International Terrorism in 1997: A Statistical View, March 1998, [http://www.cia.gov/cia/di/products/terrorism/index.html].

[3] Vgl. L. Paul Bremer, New Terrorist Threats And How To Counter Them, Heritage Lectures, No. 678, Heritage Foundation, Washington D.C. 31. July 2000, S. 1 — 5.

[4] President Bill Clinton at Andrews Air Force Base in Maryland on August 13, 1998, during a ceremony markingthe return to the United States of the bodies of ten Americans killed in the August 7, 1998, bombing at the U.S.embassy in Nairobi, Kenya, in: Congressional Quarterly (Hg.), Historic Documents of 1998, Washington D.C. 1999, S. 562.

[5] Vgl. U.S. Department of State (Hg.), Patterns of Global Terrorism 1999, Washington D.C. 2000, S. Ill.

[6] William H. Webster, Terrorism as a Crime, in: FBI Law Enforcement Bulletin, Vol. 55, No. 5, Washington D.C., May 1986, S. 11.

[7] Vgl. J. Teichman, Pacifism and the Just War, Oxford 1986, S. 96.

[8] Vgl. Paul Gilbert, Terrorism, security and nationality. An introductory study in applied political philosophy, Lon­don 1994, S. 7 - 13.

[9] Vgl. Donald J. Henle, Terrorism. The Newest Face of Warfare, New York 1989, S. 231 — 239.

[10] Vgl. Alex P. Schmid, Political Terrorism, Amsterdam 1983, S. 119 — 158.

[11] Vgl. Walter Laqueur, Terrorismus, Frankfurt am Main 1987, S. 184 — 187.

[12] Terrorismus: Ein System des Terrors. Herrschaft durch Einschuchterung, wie sie durch die Partei, die in Frank- reich wahrend der Revolution von 1789 bis 1794 an der Macht war, eingerichtet und praktiziert wurde; das Sys­tem des „Terrors“. Allgemein: Eine Politik, die die Absicht verfolgt, Terror gegen diejenigen einzusetzen, gegen die sie sich richtet; die Anwendung von Methoden der Einschuchterung; die Tatsache, dass Terror ausgeubt, o­der der Umstand, dass Terror erlitten wird, in: The Oxford English Dictionary, Compact Edition, Oxford 1971, S. 3268, (Ubersetzung des Verfassers).

[13] Vgl. The Oxford English Dictionary, Compact Edition, Oxford 1971, S. 3268

[14] Vgl. Paul Wilkinson, The Strategic Implications of Terrorism, [http://www.st.-and.ac.uk/academic/intrel/ research/cstpv/publications1d.htm].

[15] Vgl. Jan Oskar Engene, Patterns of Terrorism in Western Europe, 1950 — 1995, Brussel 1998, S. 20 — 25.

[16] Vgl. John W. Amos, Palestinian Resistance: Organization of a Nationalist Movement, New York 1980, S. 192 — 193.

[17] Vgl. Walter Laqueur, Guerilla: A Historical and Critical Study, London 1977, S. 21.

[18] Vgl. Henry W. Prunckun, Jr., Shadow of Death. An Analytic Bibliography on Political Violence, Terrorism, and Low-Intensity Conflict, Lanham 1995, S. 266 — 302.

[19] Vgl. Bruce Hoffman, Terrorismus — der unerklarte Kneg. Neue Gefahren politischer Gewalt, Frankfurt am Main 1998, S. 52.

[20] Zum Konzept der “befreiten Zonen”: vgl. Mao Tse Tung, Base Areas in the Anti-Japanese Guerilla War, in: W. J. Pomeroy (Hg.), Guerilla Warfare and Marxism, New York 1968, S. 183 — 193.

[21] Vgl. David Hoffman, The Oklahoma City Bombing and the Politics of Terror, Venice (USA) 1998, S. 1 — 5.

[22] Vgl. Robert H. Kupperman, Darrell M. Trent, Terrorism. Threat, Reality, Response, Stanford 1979, S. 149 — 152.

[23] Vgl. Charter of the United Nations, in: Department of Public Information, United Nations (Hg.), Yearbook of the United Nations 1946 — 47, New York 1947, S. 832 — 850. Siehe auch International Committee of the Red Cross (Hg.), International Law Concerning the Conduct of Hostilities — Collection of Hague Conventions and some other Treaties, Genf 1989, S. 13 — 30. Ebenso bei Frits Kalshoven, Constraints on the Waging of War, Genf 1987, S. 28 - 35, 80 - 86, sowie S. 93.

[24] Michael Walzer, Just and Unjust Wars — A Moral Argument with Historical Illustrations, New York 1977, S. 203.

[25] Vgl. Amir Taheri, Morden fur Allah. Terrorismus im Auftrag der Mullahs, Munchen 1993, S. 274 — 299.

[26] Vgl. Hoffman, Terrorismus — der unerklarte Krieg, S. 54.

[27] Frederick J. Hacker, Crusaders, Criminals, Crazies: Terror and Terrorism in Our Time, New York 1976, S. xi.

[28] Vgl. W. D. Livingstone, New Media Strategies for Addressing Terrorism, in: Neil C. Livingstone/Terrell E. Arnold (Hg.), Beyond the Iran-Contra crisis: The Shape of U.S. anti-terrorism policy in the post-Reagan era, Lex­ington 1988, S. 119 - 120.

[29] Vgl. Walter Laqueur, Die globale Bedrohung. Neue Gefahren des Terrorismus, Berlin 1998, S. 54. Sowie Paul Wilkinson, The Media and Terrorism: A Reassessment, in: Terrorism and Political Violence, Vol. 9, No. 2, Summer 1997, S. 51, sowie Alex P. Schmid/Janny de Graaf, Violence as Communication: Insurgent Terrorism and the Western News Media, Los Angeles 1982, S. 20 — 25.

[30] Vgl. U.S. Department of State (Hg.), Patterns of Global Terrorism: 1988, Washington D.C. 1989, S. ix.

[31] Zur Negation des Zusammenhangs zwisch en Medien und Terrorismus siehe Michel Wieviorka, The Making of Terrorism, Chicago 1988, S. 43.

[32] Vgl. John O’Sullivan, Media Publicity Causes Terrorism, in: Bonnie Szumski (Hg.), Terrorism: Opposing View­points, St. Paul 1986, S. 70.

[33] Vgl. Ronald H. Hinckley, People, Polls, and Policy-Makers: American Public Opinion and National Security, New York 1992, S. 91.

[34] Zitiert nach: Alan Cowell, British Paying Price in Yemen As an Ally of United States, in: International Herald Tribune, October 14./15., 2000, S. 7.

[35] Vgl. Michael Gold-Biss, The Discourse on Terrorism — Political Violence and the Subcommittee on Security and Terrorism, 1981 — 1986, New York 1994, S. 105 — 133.

[36] Vgl. Theo Downes-LeGuin/Bruce Hoffman, The Impact of Terrorism on Public Opinion, 1988 to 1989, RAND Corporation, Santa Monica 1993, S. 24 — 76.

[37] Vgl. Desmond Balmer, U.S. Tourists React to Terrorism Fear, in: New York Daily News, March 2, 1986, S. 2.

[38] Vgl. U.S. Arrests 2d Suspect At the Canadian Border — Officials Seek a Link to Suspected Terrorist, in: Interna­tional Herald Tribune, December 22, 1999, S. 2.

[39] Vgl. U.S. Department of State (Hg.), Patterns of Global Terrorism — 1998, Washington D.C. 1999, Appendix C.

[40] Vgl. Brigitte Lebens Nacos, Terrorism and the media: from the Iran hostage crisis to the World Trade Center Bombing, New York 1994, S. 13.

[41] Vgl. Walter Laqueur, The Futility of Terrorism, in: Charles W. Kegley, Jr. (Hg.), International Terrorism. Charac­teristics, Causes, Controls, New York 1990, S. 69.

[42] Vgl. Laqueur, globale Bedrohung, S. 59.

[43] Vgl. William H. Webster (Hg.), CSIS Task Force Report — The Nuclear Black Market, Washington D.C. 1996, S. 9 - 11.

[44] Secretary of State Alexander M. Haig, zitiert nach: Don Oberdorfer, Haig Calls Terrorism Top Priority, in: Wash­ington Post, 29. Januar 1980, S. A1 und A4.

[45] Vgl. Michael Shapiro, The Politics of Representation: Writing Practices in Biography, Photography and Political Analysis, Madison 1998, S. 98. Zur politiktheoretischen Auseinandersetzung mit dem staatlichen Gewaltmonopol siehe Richard H. Cox (Hg.), Locke on War and Peace, Oxford 1960, S. 63 — 73, sowie S. 154 — 162. Jutta Schlos- ser (Hg.), Hobbes “Levithan”, Darmstadt 1996, S. 144 — 146.

[46] Vgl. Stephen Segaller, Invisible Armies: Terrorism into the 1990s, San Diego 1987, S. 121.

[47] Committee on Foreign Relations and Committee on the Judiciary (Hg), Senator Denton, International Terror­ism, Insurgency and Drug Trafficking: Present Trends in Terrorist Activity: Joint Hearings before the Commit- teee on Foreign Relations and the Committee on the Judiciary, 99th Congress, 1st Session, 13. — 15. May 1985.

[48] Vgl. Ray S. Cline/Yonah Alexander, Terrorism and State-Sponsored Covert Warfare, Fairfax 1986, S. 1.

[49] Vgl. Robert H. Kupperman/Darrell M. Trent, Terrorism. Threat, Reality, Response, Standford 1979, S. 4 — 19.

[50] Vgl. Fayez A. Sayegh, The Palestinians’ Response to Zionism: From Resistance to Liberation, in: Arab Journal, Vol. 3, No. 1, Winter 1965/66, S. 12 - 15.

[51] Vgl. Jamal R. Nassar, The Palestine Liberation Organization — From Armed Struggle to the Declaration of Inde­pendence, New York 1991, S. 180 — 203.

[52] Vgl. Daniel Heradstveit, Nahost-Guerillas — Eine politologissche Studie, Berlin 1973, S. 13 — 50.

[53] Zur Strategie des „Low Intensity Warfare", sowohl durch staatliche als auch substaatliche Akteure vgl. Stephen D. Goose, Low Intensity Warfare: The Warriors and Their Weapons, in: Michael T. Klare/Peter Kornbluh, Low — Intensity Warfare: Counterinsurgency, Proinsurgency And Antiterrorism In The Eighties, New York 1988, S. 80 - 111.

[54] Vgl. Harvey W. Kushner, The New Terrorism, in: Harvey W. Kushner (Hg.), The Future of Terrorism: Violence in the New Millennium, Thousand Oaks 1998, S. 5 — 6.

[55] Vgl. Martha Crenshaw, Theories of Terrorism: Instrumental and Organizational Approaches, in: David C. Rapoport (Hg.), Inside Terrorist Organizations, London 1988, S. 20.

[56] Vgl. Laqueur, Globale Bedrohung, S. 173 — 178.

[57] Vgl. S. A. Emerson, Political Islam promotes terrorism, in: P. A. Winters (Hg.), Islam: Opposing views, San Diego 1995, S. 157 - 163.

[58] Vgl. Ernest Evans, American Policy Response to International Terrorism: Problems of Deterrence, in: YonahAlexander/Seymour Maxwell Finger (Hg.), Terrorism: Interdisciplinary Perspectives, New York 1977, S. 106 – 107.

59 U.S. Department of State (Hg.), Patterns of Global Terrorism – 1999, Washington D.C. 2000, S. 85.

[60] Besonders fur die ebenfalls 1982 gegrundete Terrorgruppe „Hizbollah“ bedeutete die israelische und amerikani­sche Einmischung im Libanon einen Schlag ins Gesicht. Die religiose Fuhrungsschicht der „Hizbollah“ bestand durchweg aus Klerikern, die enge Verbindungen zum iranischen Revolutionsfuhrer Ayatollah Ruhollah Khomei­ni wahrend seines Exils in Najaf (Irak) unterhalten hatten. Im Rahmen ihrer Studien entwickelten sie ein Bild des Libanon als einen kunstlichen, durch den Westen geschaffenen Staat, der alleinstehend nicht lebensfahig sei und ihrem Ziel, der Schaffung einer islamischen Nation nach iranischem Vorbild im Wege stand. Die Einmischung der Vereinigten Staaten wurde als Intervention in die internen Belange der arabischen Welt scharf verurteilt. VgL Kenneth Katzman, Hizbollah: Narrowing Options in Lebanon, in: Stephen C. Pelletiere (Hg.), Terrorism: Na­tional Security Policy And The Home Front, U.S. Army War College, Carlisle/PA 1995, S. 7 — 15. Zur is- raelischen Intervention im Libanon siehe besonders Noam Chomsky, Fateful triangle: the United States, Israel, and the Palestinians, London 1999, S: 515 — 533.

[61] Vgl. Christian Hacke/Harald Muller, Die Politik im Nahen und Mittleren Osten, in: W. P. Adams u.a. (Hg.), Landerbericht USA, Bd. 2, Bonn 1992, S. 158.

[62] Gavin Cameron, Nuclear Terrorism. A Threat Assessment for the 21st Century, New York 1999, S. 13.

[63] So Michael A. Sheehan, Ambassador at Large and Coordinator for Counterterrorism, U.S. Department of State, Interview mit dem Verfasser, Washington D.C., 8. September 1999.

[64] Vgl. U.S. Department of the Treasury, Office of Foreign Assets Control (Hg.), 1998 Annual Report to Congress on Assets in the United States Belonging to Terrorist Countries or International Terrorist Organizations, Washington D.C. 1999, S. 4.

65 U.S. House of Representatives, Committee on National Security (Hg.), The Khobar Towers Bombing Incident, Staff Report, Washington D.C., 14. August 1996, S. 1.

66 Vgl. Tim Weiner, Bombings in East Africa: The Investigation, Reward Is Offered and Clues Studied in African Blasts, in: New York Times, 11. August 1998, S. A1.

67 John Miller, An Exclusive Interview with Osama Bin Ladin — Talking with Terror’s Banker, [http://abcnews.go. com/sections/world/dailynews/terror_980609.html].

68 Vgl. Ian O. Lesser/Brian Michael Jenkins u.a. (Hg.), Countering the New Terrorism, RAND Corporation, Santa Monica 1999, S. 7 — 9.

69 Beispielhaft hierfur ist die japanische Gruppe „Aum Shinrikyo“, die erstmals durch ihren Saringas Anschlag auf das U-Bahnsystem Tokios im Jahre 1995 bekannt wurden.

70 U.S. Department of State (Hg.), Patterns of Global Terrorism — 1996, Washington D.C. April 1997, S. 1.

[71] Vgl. U.S. Department of State (Hg.), Patterns of Global Terrorism — 1999, Appendix C.

[72] Vgl. Friedrich Kratochwil, Norms Versus Numbers: Multilateralism and the Rationalist and Reflexivist Ap­proaches to Insitutions — a Unilateral Plea for Communicative Rationality, in: John Gerard Ruggie (Hg.), Multi­lateralism Matters — Theory and Praxis of an Institutional Form, New York 1993, S. 443 — 472.

[72] Vgl. U.S. Department of State (Hg.), Patterns of Global Terrorism – 1999, Appendix C.

[73] Neil C. Livingstone, A Threat to America’s Very Existence. Terrorist Challenges Continue to Proliferate, in: SeaPower, Vol. 42, Issue 5, May 1999, S. 50 – 53.

[74] L. Paul Bremer, New Terrorist Threats And How To Counter Them, Heritage Lectures, No. 678, HeritageFoundation, Washington D.C. July 31, 2000, S. 2.

[75] Zitiert nach: James Brooke, Newspaper Says McVeigh Described Role in Bombing, in: New York Times, 1.March 1997.

[76] Vgl. William H. Webster (Hg.), Wild Atom. Nuclear Terrorism, CSIS Task Force Report, Center for Strategicand International Studies, Washington D.C. 1998, S. 42.

[77] Secretary Kissinger’s News Conference at Vail/CO, August 17, in: U.S. Department of State (Hg.), The Department of State Bulletin, Vol. LXXIII, Nos. 1880 – 1905, Washington D.C., April 1976, S. 408.

[78] Vgl. hierzu: Dietmar Braun, Theorien Rationalen Handelns in der Politikwissenschaft. Eine kritische Einführung,Opladen 1999, bes. S. 34 – 42.

[79] Vgl. Richard K. Betts, The New Threat of Mass Destruction, in: Foreign Affairs, Vol. 77, No. 1, January/ February 1998, S. 26 – 27.

[80] Vgl. Volker Kunz, Theorie des rationalen Handelns – Konzepte und Anwendungsprobleme, Opladen 1997, S.16 – 26.

[81] Vgl. Friedrich Kratochwil, Norms Versus Numbers: Multilateralism and the Rationalist and Reflexivist Approaches to Insitutions – a Unilateral Plea for Communicative Rationality, in: John Gerard Ruggie (Hg.), Multilateralism Matters – Theory and Praxis of an Institutional Form, New York 1993, S. 443 – 472.,

[82] George J. Tenet, The Worldwide Threat in 2000: Global Realities of Our National Security, Testimony Before the Senate Foreign Relations Committee, Washington D.C. March 21, 2000, [http://www.state.gov/www/ global/terrorism/000321_tenet_terrorism.html].

[83] Paul Wilkinson, Director of CSTPV, St. Andrews University/Scotland, Korrespondenz vom 4. September 2000.

[84] Vgl. David C. Rapoport, Fear and Trembling: Terrorism in Three Religious Traditions, in: American Political Science Review, Vol. 78, No. 3, September 1984, S. 659.

[85] Cameron, Nuclear Terrorism, S. 77.

[86] Vgl. Peter Bayer, Religion and Globalization, London 1994, S. 70.

[87] So etwa Benjamin R. Barber, Jihad vs. McWorld, New York 1996, besonders S. 155 – 236.

[88] Vgl. National Commission on Terrorism (Hg.), Countering the Changing Threat of International Terrorism, Washington D.C., June 2000, S. 3.

[89] Samuel R. Berger, American Power: Hegemony, Isolationism or Engagement, The Council on Foreign Relations, Washington D.C. 21. October 1999, [http.//www.state.gov/www/global/arms/speeches/berger/ berger_199991021.html].

[90] Embassy of the Islamic Republic of Iran (Canada) (Hg.), The Islamic Republic of Iran’s Foreign Policy: The View from Iran, [http://www.salamiran.org/IranInfo/State/Government/Foreign/maleki.html].

[91] Saudi Arabien unterstützt auf der einen Seite die sicherheitspolitische Abstützung der Golfregion durch die U.S.A., steht der Ausprägungsform jener Abstützung kritisch gegenüber. Dies bezieht sich zum einen auf die massive Unterstützung Israels, sowie auf die Art und Weise der Ausgrenzung des Iran und des Irak, besondershinsichtlich der wirtschaftpolitischen Ausgrenzung der beiden Akteure. So Fawzi Bin Abdul Majeed Shobokshi, Ambassador of the Kingdom of Saudi Arabia to the U.N., Korrespondenz mit dem Verfasser 8. August 2000.

[92] „The U.S. Government has indications that individuals may be planning terrorist actions against United States citizens and interests in the Persian Gulf, the Arabian Peninsula and Turkey. U.S. citizen should exercise caution in considering travel to those areas at this time.”, U.S. Department of State, Office of the Spokesman (Hg.), Public Announcement Perisan Gulf, Arabian Peninsula and Turkey, 18. October 2000,[http://travel.state.gov/persian_gulf_announce.html].

[93] DoD News Briefing with Secretary Cohen and Admiral Clark involving the USS Cole Incident, Thursday, Oct ober 12, 2000, [http://www.denfenselink.mil/news/Oct2000/t10122000_t012cole.html].,

[94] Vgl. John Lewis Gaddis, The Long Peace: Inquiries into the history of the Cold War, Oxford 1987, S. 215 – 247.

[95] Vgl. U.S. Department of State (Hg.), Foreign Relations of the United States – 1946, Vol. VI, Estern Europe; The Soviet Union, Washington D.C. 1969, S. 696 – 709.

[96] Joseph Stalin, zitiert nach: U.S. Department of State, Foreign Relations of the United States – 1946, Vol. VI, S.697

[97] Vgl.U.S. Department of State, Foreign Relations of the United States – 1946, Vol. VI, S. 699.

[98] Vgl. Hans Morgenthau, Politics among Nations – The Struggle for Power and Peace, 4. Aufl., New York 1966, S. 4 – 16.

[99] Chris Brown, International Relations Theory. New Normative Approaches, Hertfordshire 1992, S. 97.

[100] Stefan Fröhlich, Geopolitik und Politischer Realismus – Eine Untersuchung der Beziehung zwischen theoretischem Diskurs und der Formulierung der außenpolitischen Strategie der USA in der unmittelbaren Nachkriegszeit,in: Historische Mitteilungen, Heft 1, Oktober 1997, S. 62.

[101] Vgl. Charles L. Sanford, Manifest Destiny and the Imperial Question, New York 1974, S. 26.

[102] „Born out of revolution, the United States is a country organized around an ideology which includes a set of dogmas (…) Americanism, as different people have pointed out, is an `ism’ or ideology in the same way that communism or fascism or liberalisn are isms (…) the nation’s ideology can be described in five words: liberty, egalitarianism, individualism, populism, and laissez-faire, in: Seymour Martin Lipset, American Exceptionalism. A Double-Edged Sword, New York 1996, S. 31.

[103] U.S. Department of State, Foreign Relations of the United States – 1946, Vol. VI, S.708.

[104] Vgl. Nicolas John Spykman, America’s Strategy in World Politics: The United States and the Balance of Power,New York 1942, S. 265 – 291, 295 – 317.

[105] Office of the Federal Register (Hg.), Public Papers of the Presidents: Harry S. Truman, 1947, Vol. 3, Washington D.C. 1963, S. 179 – 180.

[106] Vgl. Stefan Fröhlich, Zwischen selektiver Verteidigung und globaler Eindämmung. Geostrategisches Denken in der amerikanischen Außen- und Sicherheitspolitik während des Kalten Krieges, Baden-Baden 1998, S. 116.

[107] Walter Lippmann, The Cold War: A Study in U.S. Foreign Policy, New York 1947, S. 62.

[108] Vgl. Hans Morgenthau, A New Foreign Policy for the United States, London 1969, 131 – 132.

[109] Morgenthau, A New Foreign Policy, S. 132.

[110] Vgl. Robert D. Schulzinger, A Time For War. The United States and Vietnam, 1941 – 1975, New York 1997, S. 328 – 336.

[111] Robert E. Osgood, Reappraisal of American Policy, in: Robert E. Osgood/Robert W. Tucker u.a. (Hg.), America and the World – From the Truman Doctrine to Vietnam, Baltimore 1970, S. 1 – 26.

[112] Office of the Federal Register (Hg.), Public Papers of the Presidents: Dwight D. Eisenhower, 1957, Vol. 5, Washington D.C. 1958, S. 8.

[113] Vgl. Bruce R. Kuniholm, The Origins of the Cold War in the Near East Great Power conflict and diplomacy in Iran, Turkey, and Greece, Princeton 1979, S. 100 – 129.

114 Vgl. Warren I. Cohen, The Cambridge History of American Foreign Realtions, Vol. IV., America in the Age of Soviet Power, 1945 — 1991, S. 248.

115 Vgl. Georg Schild, Bretton Woods and Dumbarton Oaks. American Economic and Political Postwar Planning in the Summer of 1944, New York 1995, S. 109 - 139, 173 - 191.

116 Vgl. Frank Ninkovich, The Wilsonian Century. U.S. Foreign Policy since 1900, Chicago 1999, S. 152.

117 Vgl. Karen Mingst, Essentials of International Relations, New York/London 1999, S. 66 — 70.

118 U.S. Department of State (Hg.), Foreign Relations of the United States 1950, Vol. I, Washington D.C. 1977, S. 234.

Ende der Leseprobe aus 157 Seiten

Details

Titel
Ein Problem globaler Dominanz? Die USA und der Internationale Terrorismus
Hochschule
Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn  (Seminar fuer Politische Wissenschaft)
Note
1.3
Autor
Jahr
2001
Seiten
157
Katalognummer
V24436
ISBN (eBook)
9783638273107
Dateigröße
1076 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Problem, Dominanz, Internationale, Terrorismus, Thema osama bin laden
Arbeit zitieren
Alexander-Nicolai Wirtz (Autor:in), 2001, Ein Problem globaler Dominanz? Die USA und der Internationale Terrorismus, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/24436

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