Höflichkeit


Seminararbeit, 2003

13 Seiten, Note: 2


Leseprobe


INHALTSÜBERSICHT

1. Was ist sprachliche Höflichkeit?

2. Allgemeine Aspekte der Höflichkeit
2.1 Definition des Begriffes Höflichkeit
2.2 Imageverhalten im sprachlichem Gebrauch
2.3. Höflichkeitsstrategien

3. Geschlechtsspezifisches Sprechverhalten
3.1 Sprachentwicklung in einem historischen Rückblick
3.2. Frauensprache
3.3. Männersprache

4. Datenerhebung im Bezug auf höfliches Verhalten
4.1 Fragebogen
4.2. Ergebnisse des Fragebogens und persönliche Stellungnahme

LITERATURVERZEICHNIS

1. Was ist sprachliche Höflichkeit?

Höflichkeit ist in den letzten dreißig Jahren nicht nur aus soziologischer, pädagogischer oder historischer Sicht zu einem Boomthema wissenschaftlicher Forschung geworden, sondern hat sich auch in der Sprachwissenschaft, insbesondere in der feministischen Sprachwissenschaft zu einem wichtigen Untersuchungsgegenstand entwickelt.

Primär wird der Begriff Höflichkeit in zahlreichen wissenschaftlichen Arbeiten generell als eine gesellschaftliche Lebensform, als sittlich-moralische Norm und als raum-zeitgebundenes Zeichen von Status und Gruppenzugehörigkeit aufgefasst.[1]

Einen der weitreichendsten Ansätze in der feministischen Linguistik machten Penelope Brown und Stephen Levinson 1987, indem sie Höflichkeit in die Aspekte des positive face und des negative face untergliederten.[2]

Die oben genannte Aufteilung wurde für alle nachfolgenden Beiträge zum Thema Höflichkeit in der Linguistik im Allgemeinen als wesentlicher Ausgangspunkt angesehen.

Inwieweit Höflichkeitsaspekte mit sprachlicher Kommunikation verbunden sind und was ihre Bedeutung aus linguistischer Hinsicht ist, werde ich in meiner folgenden Arbeit beschreiben und erörtern.

Mein Schwerpunkt wird dabei sein, auf die geschlechtsspezifischen Unterschiede im Sprachverhalten einzugehen, und deren Einfluss, beziehungsweise deren Wirkung im Bezug auf die Höflichkeit zu diskutieren.

2. Allgemeine Aspekte der Höflichkeit

2.1 Definition des Begriffes Höflichkeit

Der Begriff Höflichkeit hat seinen Ursprung in dem lateinischen Wort honorificum, welches wörtlich übersetzt als ‘ehrend’ bezeichnet wird.

Im weiteren Sinn bedeutet Höflichkeit aus grammatischer Sicht die strenge Kodierung eines sozialen Rangs und der Intimitätsbeziehung zwischen einem Hörer, einem Sprecher und einem Dritten.

In engerem Sinn entspricht der Begriff Höflichkeit der Kodierung eines hohen sozialen Rangs, wie beispielsweise die Verwendung der Anredepronomen Du und Sie. Des weiteren wird dies auch durch die Wahrung von Adelstiteln und Familiennamen innerhalb einer Konversation deutlich.[3]

2.2 Imageverhalten im sprachlichem Gebrauch

Höflichkeit besteht im wesentlichen aus der Art und Weise, wie man Leute behandelt. Konkret handelt es sich hierbei um Verhaltensweisen, welche die Gefühle der Menschen innerhalb eines Gespräches respektieren und würdigen.

Man spricht dabei auch häufig davon, dass eigene Image zu wahren, beziehungsweise, sein Gesicht nicht zu verlieren.[4]

Diese beiden Begriffe lassen sich in zwei Aspekte unterteilen, die für die folgende Arbeit immer wieder von Gebrauch sein werden.

Einerseits spricht man von dem Wunsch des Hörers während eines Gespräches von seinem Gegenüber weder belästigt noch verletzt zu werden und bezeichnet diesen als negative Imagewünsche.[5]

Andererseits hat der Hörer natürlich auch den Wunsch von seinem Gesprächspartner akzeptiert, gemocht und bewundert zu werden und benennt diesen als positive Imagewünsche.[6]

Wenn man im folgenden davon ausgeht, dass Höflichkeit mit der Wahrung des eigenen Gesichts zusammenhängt, heißt das, dass man in einer Gesichtsbedrohenden Situation versucht ist, besonders höflich zu handeln.

Dies bedeutet letztendlich Rücksicht auf die Imagewünsche des Gesprächspartners zu nehmen.[7]

2.3. Höflichkeitsstrategien

Der Begriff Höflichkeit selbst lässt sich in der Sprachwissenschaft in folgende zwei Teilbereiche unterteilen:

a) Positive Höflichkeit, welche besagt, dass man während eines Gespräches versucht, Bedrohungen, die auf das positive Image abzielen, abzuschwächen.[8]

Positive Höflichkeit bringt man meistens einem Freund oder aber auch einem sehr guten Bekannten und Vertrauten entgegen, von dem man zwar weiß, welche Meinungen und Ansichten er hat, diese aber als Grundlage für eine eventuelle Gesichtsbedrohung während eines Gesprächs außer Acht lässt.

Als Beispiele für Situationen mit positiver Höflichkeit eignen sich Interessensbekundungen, starke Komplimente, Markierungen der Gruppenzusammengehörigkeit und die explizite Suche nach Übereinstimmungen, Sympathie und Kooperation mit dem Gesprächspartner.

Sprachliche Merkmale positiver Höflichkeit können unter anderem Emphasepartikel wie sehr, ganz, außerordentlich, übertriebene Intonationsverläufe, prosodische Muster welche die Tonhöhenqualität sowie die Silbenquantität beinhalten, negierte Aussagen wie möchten Sie nicht vielleicht, Satzwiederholungen und direkte Zitate sein.

b) Negative Höflichkeit basiert hauptsächlich auf einem bestimmtem Vermeidungsverhalten. Man versichert im Laufe einer Konversation, das negative Image des Hörers anzuerkennen und in dieses nicht weiter einzudringen.[9]

Negative Höflichkeit hängt sehr nahe mit den Begriffen Selbstzurücknahme, Beherrschung und Formalität zusammen.

Gesichtsbedrohende Situationen können mit Entschuldigungen, verbaler Hochachtung wie Entschuldigen Sie bitte, abtönenden Modalpartikeln wie vielleicht, mal, mal kurz, eventuell und Entpersönlichkeitsstrategien wie man sagt, dass abgeschwächt werden.

Des weiteren stellt man oftmals Fragen und vermeidet häufige Aufforderungen, die eine Gesprächssituation unnötig verschärfen könnten.

Als sprachliche Merkmale von negativer Höflichkeit werden auch indirekte Reden, pessimistische Aufforderungen wie Sie hätten nicht vielleicht, Selbstverkleinerungen und Verantwortungsentzug gesehen.

Als Fazit kann man sagen, dass je mehr gesichtsschonendere Strategien ein Gespräch bereichern, man dieses als umso höflicher gestaltet sehen kann.

Höfliches Verhalten entspricht daher genau dem Gegenteil von direktem Sprechverhalten, welches zwar einen Zugewinn an Deutlichkeit verspricht, jedoch einen sehr starken Verlust an Imageschonung zu akzeptieren hat.

3. Geschlechtsspezifisches Sprechverhalten

3.1 Sprachentwicklung in einem historischen Rückblick

Jahrhunderte lang waren alle Gesellschaften Männergesellschaften. Männer bestimmten die Politik, den Handel, die Wirtschaft, die bildenden Künste und somit auch die Entwicklung der Sprache.

Da Frauen in vielen Gesellschaften nicht am öffentlichen Leben teilnehmen durften, waren sie auch in der Weiterentwicklung der Sprache nicht präsent.

Unter diesen Gesichtspunkten ist es nicht verwunderlich, dass die sich entwickelnde Sprache eine sehr stark auf Männer bezogene Sprache ist.

Dieser Entwicklung wollte die feministische Sprachwissenschaft, die ihre Anfänge in den USA der siebziger Jahre hatte, entgegenwirken.[10]

Vorreiterinnen der Bundesrepublik Deutschland waren die Feministinnen Senta Trömmel-Plötz und Luise F. Pusch. Letztere war es auch, die Ende der siebziger Jahre den Begriff der „Feministischen Linguistik“ prägte.

Die entscheidende Triebkraft für die Beschäftigung mit weiblicher Sprache war jedoch die neue Frauenbewegung. Diese entstand aus der 68er Studentenbewegung, denn dort wurde nicht nur über Politik, sondern auch über das Verhältnis der Geschlechter zueinander diskutiert.

[...]


[1] Lüger (2001:3)

[2] Lüger (2001:30)

[3] Bußmann (1990:315)

[4] Brown (1991:104)

[5] Brown (1991:104)

[6] Brown (1991:104)

[7] Brown (1991:106)

[8] Brown (1991:106)

[9] Brown (1991:107)

[10] Gräßel (1991:17ff)

Ende der Leseprobe aus 13 Seiten

Details

Titel
Höflichkeit
Hochschule
Ludwig-Maximilians-Universität München  (Deutsche Philologie)
Veranstaltung
Sprache und Emotion
Note
2
Autor
Jahr
2003
Seiten
13
Katalognummer
V24413
ISBN (eBook)
9783638272957
ISBN (Buch)
9783656519126
Dateigröße
540 KB
Sprache
Deutsch
Anmerkungen
Diese Arbeit beschäftigt sich mit dem unterschiedlichen Sprachverhalten der Männer und Frauen
Schlagworte
Höflichkeit, Sprache, Emotion
Arbeit zitieren
M.A. Claudia Haslauer (Autor:in), 2003, Höflichkeit, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/24413

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