Kafka, Franz - Die Verwandlung - Märchenhaftes und Phantastisches


Hausarbeit (Hauptseminar), 2003

14 Seiten, Note: 15/20


Leseprobe


Gliederung

I. Einführung

II. Eine märchenhafte Verwandlung?
1. Defintion Märchen
2. Märchenhafte Elemente
3. Realistische Elemente
4. Wirklichkeit
5. Antimärchen

III. Kafkas Spiel mit der Phantastik
1. Defintion Phantastik
2. Rationelle oder irrationelle Erklärung?
3. Das Motiv des Erwachens

IV. Schlussbemerkung

I. Einführung

Märchenhaftes und Phantastisches sind zwei literarische Begriffe, für die wir meistens Beispiele kennen. Im Wahrig[1] werden die beiden Begriffe folgendermaßen erläutert.

Märchenhaft: unglaublich, wie ein Märchen, wunderbar wie ein Märchen, zauberisch-unwirklich.

Phantastisch: nur in der Phantasie bestehend, nicht wirklich; <allg.> verstiegen; überspannt, etwas verrückt; <fig.> merkwürdig, seltsam.

Im Folgenden werden wir die Fragen klären: Funktionieren diese Definitionen bei Kafka? Ist die Verwandlung wunderbar wie ein Märchen oder besteht sie nur in der Phantasie? Diese Fragen lassen sich nicht so einfach beantworten. Wir werden aber im Folgenden versuchen, uns ihnen zumindestens anzunähern.

II. Eine märchenhafte Verwandlung?

1. Defintion Märchen:

„fantasievolle Erzählung ohne räumliche und zeitliche Bindung, in der die Naturgesetze aufgehoben sind und das Wunder vorherrscht.“[2]

2. Märchenhafte Elemente:

Zunächst sollen nun die Gemeinsamkeiten herausgestellt werden, die möglicherweise die Verwandlung als eine märchenhafte Erzählung beschreiben können.

1. Die Verwandlung vom Mensch zum Tier, indem Gregor zum Käfer wird, sprechen dafür dass die Naturgesetze aufgehoben sind.

2. Die Tiere im Märchen haben menschliche Eigenschaften, denn sie können sprechen. Gregor ebenfalls: „Gregor erschrak, als er seine antwortende Stimme hörte, die wohl unverkennbar seine frühere war, in die sich aber, wie von unten her, ein nicht zu unterdrückendes, schmerzliches Piepsen mischte,….“[3]

Seine Stimme ist also verändert, aber er besitzt dennoch die Fähigkeit zu sprechen.

2.1. Desweiteren sind die Tiere im Märchen oft die Freunde der Menschen. Im Märchenlexikon ist dazu folgendes vermerkt: „Die Tiere sind den Menschen in Freundschaft und Feindschaft hundertfältig verbunden. Das Verhältnis ist dabei auch von ihrer Seite ganz menschlich-persönlich gefasst.“[4]

Auch Gregor möchte nach seiner Verwandlung mit seiner Familie ein freundschaftliches Verhältnis. So versucht er zum Beispiel der Schwester die Angst zu nehmen, indem er sich für sie versteckt. „Um ihr auch diesen Anblick zu ersparen, trug er eine Tages auf seinem Rücken - er brauchte zu dieser Arbeit vier Stunden – das Leintuch auf das Kanapee und ordnete es in einer solchen Weise an, daß die Schwester selbst wenn sie sich bückte, ihn nicht sehen konnte.“[5]

3. Ein weiteres Merkmal, das den Märchencharakter des Werkes unterstützt, ist die mehraktige Handlung, die oft im Märchen auftritt. Der Held oder die Heldin durchlaufen oft mehrere Phasen. Von der Geburt zur Jugend zur Heirat. Wie zum Beispiel in Dornröschen. Es ist also ein pyramidenartiger Aufbau vorhanden. Ebesno verhält es sich in der Verwandlung. Gregor wandelt sich zuerst vom Mensch zum Tier. Zwar gleich am Anfang, aber er muss ja den neuen Körper erst entdecken. „Er fühlte ein leichtes Jucken oben auf dem Bauch; schob sich auf dem Rücken langsam näher zum Bettpfosten, um den Kopf besser heben zu können; fand die juckende Stelle, die mit lauter kleinen weißen Pünktchen besetzt war, die er nicht zu beurteilen verstand; und wollte mit einem Bein die Stelle betasten, zog es aber gleich zurück, denn bei der Berührung umwehten ihn Kälteschauer.“[6]

Danach folgt die Tierphase, in der er nun wie ein Käfer lebt. Und letztendlich die Phase vom Tier zum Tod, in der sein Dasein nur noch ein Dahinvegitieren ist. „Ein solcher Rhythmus der Dreigliedrigkeit beherrscht (…) in erheblichen Maße den Aufbau des Märchens.“[7] Auch die Verwandlung ist in drei Kapitel eingeteilt. Außerdem ist die Zahl „drei“ im Märchen eine magische Zahl. „Nicht bloß erscheint die Drei als die stehende Zahl überhaupt, indem Personen, Dinge, Maße regelmäßig in der Dreizahl erscheinen.“[8] Auch in der Verwandlung erscheint die Zahl „drei“ häufiger. So vermieten die Eltern an drei Zimmerherren. Gregor

unternimmt insgesamt drei Ausbruchsversuche, die immer wieder von der Familie verhindert werden. Und die Turmuhr schlägt drei Uhr als er stirbt. „In diesem Zustand leeren und friedlichen Nachdenkens blieb er, bis die Turmuhr die dritte Morgenstunde schlug. Den Anfang des allgemeinen Hellerwerdens draußen vor dem Fenster erlebte er noch. Dann sank sein Kopf ohne sein Willen gänzlich nieder, und aus seinen Nüstern strömte sein letzter Atem schwach hervor.“[9] bUbUUuuefkdjdsqkljkfejfjklsqqfefioufeiouzf

3. Realistische Elemente:

Im Folgenden gehen wir nun auf die Unterschiede ein, die einer „märchenhaften“ Verwandlung widersprechen.

1. Ein Märchen ist, wie wir in der Definiton sehen konnten, ohne räumliche und zeitliche Bindung, aber nicht die Verwandlung.

1.1. Zeitliche Bindung: „Es war halb sieben Uhr, und die Zeiger gingen ruhig vorwärts, es war sogar halb vorüber, es näherte sich schon dreiviertel.“[10] Der Leser erhält hier eine ganz detailierte Beschreibung der Uhrzeit und auch der Jahreszeit. „Es war eben schon Ende März.“[11]

1.2. Räumliche Bindung: „…, und wenn er nicht genau gewußt hätte, daß er in der stillen aber städtischen Charlottenstraße wohnte,… .“[12] Es wird der genaue Standort des Hauses, in dem sich Gregor befindet, beschrieben. Er wohnt in einer Stadt, in der Charlottenstraße.

2. Ein weiteres Merkmal zur Unbestimmtheit der Märchen ist die Anonymität. „… die auftretenden Personen, der Held, sein Gegenspieler, wie die Statisten, bleiben ohne Namen. Wird dieser herrschende Grundsatz da und dort durchbrochen, so bleiben die dann auftretenden Namen doch ohne eigentliche Bestimmtheit, entbehren also des wesentlichen Merkmals echter Personennamen. So wird der Märchenheld wohl öfter mit einem Namen genannt. Aber was da auftritt, sind Allerweltsnamen, die keinerlei Individualisierung bedeuten, so vor allem Hans, Hansel, Johann (…), für die Heldinnen entsprechend Gretel, Else, Maria, (…).“[13] Die Hauptfigur der Verwandlung trägt allerdings auch einen Familiennamen, nämlich Samsa.

[...]


[1] Wahrig; Deutsches Wörterbuch

[2] ebenda

[3] Kafka, Franz: Die Verwandlung, Deutscher Taschenbuchverlag, München, 2002 (fünfte Auflage).

[4] www.maerchenlexikon.de

[5] Kafka, Franz: Die Verwandlung. S. 50

[6]Kafka, Franz: Die Verwandlung. S. 8, 9

[7]www.maerchenlexikon.de

[8]ebenda

[9] Kafka, Franz: Die Verwandlung. S. 86, 87

[10] ebenda. S.10

[11] ebenda. S. 89

[12] ebenda. S. 48

12www.maerchenlexikon.de

Ende der Leseprobe aus 14 Seiten

Details

Titel
Kafka, Franz - Die Verwandlung - Märchenhaftes und Phantastisches
Hochschule
Université Sorbonne Nouvelle Paris III  (Institut d'allemand)
Note
15/20
Autoren
Jahr
2003
Seiten
14
Katalognummer
V24324
ISBN (eBook)
9783638272223
Dateigröße
507 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Kafka, Franz, Verwandlung, Märchenhaftes, Phantastisches
Arbeit zitieren
Andrea Krumnow (Autor:in)Sophie Pouchelon (Autor:in), 2003, Kafka, Franz - Die Verwandlung - Märchenhaftes und Phantastisches, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/24324

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