Krisenkommunikation. Die Realitäten der Kriegsberichterstattung


Hausarbeit (Hauptseminar), 2003

26 Seiten, Note: 1,7


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Die Kriegsberichterstattung

3. Die Medien in der Kriegsberichterstattung
3.1 Medien und die 4. Gewalt
3.2 Noam Chomskys Filtermechanismen
3.3 Die Journalisten
3.3.1 Veränderung der Arbeitsbedingungen
3.3.2 Zusammenfassung von Erfahrungsberichten
3.4 Manipulation und Propaganda
3.4.1 Die Kraft der Bilder
3.4.2 Ein „Manipulationsraster“
3.5 Das Publikum

4. Die Zukunft der Kriegsberichterstattung

5. Schlusswort

6. Literaturverzeichnis

1. Einleitung

Krieg, Krisen und Kommunikation wie passen diese Begriffe zusammen? Kommunikation mit der Krise, über die Krise oder erst dadurch. Eines steht fest, über Kriegsgeschehen muss berichtet werden. Die Menschen sollen erfahren wie es in den Krisen- und Kriegsregionen der Welt zugeht. Wer kämpft gegen wen und wer wird siegen? Diese Fragen beschäftigen besonders das unbeteiligte Publikum, welches viele Kilometer entfernt vor dem Fernseher oder der Zeitung sitzt und informiert werden möchte. Dabei sind Bilder von großer Bedeutung, um sich im wahrsten Sinne des Wortes ein Bild zu machen. Die Aussagekraft des Kommunikationsmittels Bild ist meist stärker als ein gut formulierter Text. Außerdem wird dem Zuschauer Realität suggeriert. Das Publikum glaubt live am Geschehen teilzunehmen. Entspricht dieser Glauben der Wahrheit oder sind wir Figuren innerhalb eines Spiels, das Irrealität zum Ziel hat? Der Journalist möchte an dieser Stelle verneinen und seinem Berufsethos entsprechen. Er möchte Wahres vermitteln und Hintergrundinformationen geben. Nur ist der Journalist selbst Teil des Spiels? Befinden sich die Medien in der Spirale von Manipulation und Propaganda oder sind sie doch die 4.Macht, die alle anderen Gewalten im Staat nachhaltig beeinflussen kann? Viele Faktoren vermischen sich zu einem ganzen Raster, durch das jede Nachricht, jede Information über Krieg und Krisen hindurch muss. Der amerikanische Sprachwissenschaftler Noam Chomsky beschäftigt sich seit Jahrzehnten mit diesem Spiel. Er veröffentlichte zahlreiche Schriften, die die Filter der Medien beschreiben. Chomsky möchte den Menschen zeigen, dass eben nicht alles wahr ist was war, besonders nicht zu Kriegszeiten.

In der vorliegenden Arbeit soll es um die Kriegsberichterstattung gehen. Speziell werde ich dabei Noam Chomskys Filtermechanismen aufgreifen um die auch heute gültigen Gegebenheiten der Manipulation und Propaganda verständlich zu machen. Weiter geht es mir um die Arbeitsbedingungen der Journalisten heutzutage. Welchen Veränderungen müssen sie sich stellen und wie wirkt sich dies auf ihre Handeln aus. Das Publikum darf als Endkonsument dieser Arbeit nicht ausgeschlossen werden. Ein Aspekt meiner Arbeit wird sich also um die Bedürfnisse und Eigenschaften des Zuschauers drehen. Ich widme mich in den folgenden Texten vorwiegend dem Medium Fernsehen, also auch den Fernsehjournalisten und dem Fernsehpublikum. Die anderen Medien, wie Print und Hörfunk sind nicht gänzlich auszuschließen, oft können die beschriebenen Merkmale auch auf diese Medien angewandt werden. Zum Schluss soll die Zukunft der Kriegsberichterstattung kurz erläutert werden. Aufgrund des vorgegeben Umfangs der Arbeit, kann kein Anspruch auf Vollständigkeit gestellt werden. Es benötigte sehr viel mehr Seiten um das Werk Noam Chomskys darzustellen. Chomskys Arbeit soll als Anhaltspunkt dienen um die Strittigkeit der wahren Berichterstattung der Medien in Kriegszeiten aufzuzeigen. Der Schwerpunkt liegt auf der Darstellung der Arbeitsmechanismen der Medien und nicht auf den Begriffen Propaganda und Manipulation.

2. Die Kriegsberichterstattung

Um über die Korrespondenten und die beteiligten Medien zu sprechen, bedarf es zunächst der kurzen Erläuterung der Kriegsberichterstattung. Krieg und Krisen existieren in der Welt an so vielen Orten, dass nicht über alle berichtet wird, geschweige denn die Bevölkerung der Erde über jede Krise bescheid weiß. Trotzdem findet Krieg täglich in den Medien statt. Bei den dargestellten Auseinandersetzungen handelt es sich um ethnische, religiöse oder andere kulturelle Differenzen, die durch Kriegshandlungen beglichen werden sollen. Die „jüngeren Konflikte lassen einen prozesshaften Verlauf in der Berichterstattung erkennen. Den Auftakt bildet eine mediale Auseinandersetzung um einen politisch angekündigten Einsatz in einem Konflikt“[1]. Dabei dienen „die Medien den politischen Akteuren als Plattform, um den Grad an öffentlicher Unterstützung für ein Eintreten in den Konflikt zu erhöhen“[2]. Erst in der nächsten Phase folgt dann die Berichterstattung über die Kriegshandlungen, militärische Erfolge und Misserfolge werden dargestellt und mittels der „Legitimierungsabsichten“ bewertet[3].

Die Medien informieren das Publikum vor dem Fernseher. Sie zeigen ihnen Bilder von Kriegsschauplätzen und berichten nur teilweise über Hintergründe. Die Kriegsberichterstattung ist der Höhepunkt von jeder Krisenberichterstattung. Hier müssen sich die Medien und im Besonderen die Journalisten bewähren. Sie sind dabei zahlreichen Unsicherheiten ausgesetzt, die im Laufe der folgenden Punkte näher behandelt werden. Die Berichterstattung steht immer im Spannungsfeld von verschiedenen Interessen, die der Konfliktparteien einerseits und die der publizistisch ökonomischen Ansprüche der Medien gegenüber den Informationserwartungen der Öffentlichkeit andererseits.

3. Die Medien in der Kriegsberichterstattung

Um über Krieg und Krisen berichten zu können und somit eine Kriegsberichterstattung zu bieten, benötigen wir zunächst einmal die Medien. Ohne sie kann es noch so viele Kriege auf der Welt geben, wir als relativ Unbeteiligte würden nichts davon erfahren. Erst die Medien haben die dafür nötigen Techniken und Mitarbeiter. Dazu zählen natürlich auch Journalisten, die zu Kriegsberichterstattern werden und Informationen liefern, die die Sendeanstalten dann zu medial präsentierbaren Nachrichten verarbeiten. Wie bereits angedeutet, ist dies jedoch nicht so einfach wie soeben beschrieben. Zahlreiche Faktoren stören die einfache Informationsübermittlung. Zum einen können nicht alle Medien an allen Kriegsschauplätzen gegenwärtig sein. Dies bedeutet wiederum, dass die Medien sich oft auf Informationen von Kriegsparteien stützen müssen. Werden solche Angaben übernommen müssen sie laut Stellungnahme des Presserates vom 09.02.2000 mit der genauen Quelle benannt werden[4]. „Medienschaffende sind gemäß dem berufsethischen Kodex gehalten, nur Informationen zu veröffentlichen, deren Quellen ihnen bekannt sind, dies heißt aber bei Korrespondenz nicht, dass einer Redaktion die Ursprungsquelle bekannt sein muss, die Redaktion muss lediglich ihre direkte Quelle einschätzen können“[5]. Dies sind Bemühungen, dass weniger Propaganda verbreitet wird, die in jedem Krieg weit üblicher ist als wahre Informationen[6]. Im Fernsehen wird dies erkennbar an der steigenden Zahl der Beiträge, die mit dem Hinweis „die Quellenlage ist unsicher…“ oder „nach unbestätigten Meldungen…“ versehen werden, erst dann kommt der eigentliche Text. Der Korrespondent warnt indirekt das Publikum, wir haben nicht die volle Wahrheit, deshalb geben wir die Informationen unter Vorbehalt wieder.

Aber warum berichten die Medien dann überhaupt von Kriegen, wenn es doch so schwierig ist objektive Informationen zu erhalten? Medien sind nicht einfach nur Einrichtungen, die die Bevölkerung aus berufsethischen Gründen informieren möchten, sie sind immer eine Unternehmung oder gehören großen Konzernen an. Das bedeutet, die wirtschaftlichen Interessen sind ebenso wichtig (oder noch wichtiger) wie die Aufklärung des Publikums. Durch die anhaltende Konjunktur des Krieges ist er zu einem der wichtigsten Ereignisse des Medienzeitalters geworden[7]. Ein Krieg interessiert den Großteil der Bevölkerung, da oft weitreichende Konsequenzen für die Menschen im Kriegsgebiet, bei großen Auseinandersetzungen, aber auch für die gesamte Welt zu erwarten sind. So sind Kriege, auch bei weiter Entfernung, für viele Menschen ein nahes, die persönliche Situation bedrohendes Ereignis. Für die Medien bedeutet das, dass Berichte und Nachrichten über Kriegsherde weitaus größere Beachtung finden, wie alltägliche Informationen. In Zahlen ausgedrückt heißt dies eine Steigerung der Quoten, was wiederum die Einnahmen durch Werbung sichert. Die Sendeanstalt mit der höchsten Einschaltquote erhält auch die größte Anzahl an Werbekunden, da diese darauf erpicht sind, einen großen Teil der Bevölkerung zu erreichen. Daraus lässt sich ein weiterer Schluss ziehen, eine gute Kriegsberichterstattung mit (scheinbar) neuen Informationen und Hintergrundsberichten, zieht viele Zuschauer vor den Fernsehapparat und bringt somit eine hohe Einschaltquote. Die Medien sind also um besondere Informationen bemüht und bewegen sich dadurch oft in gefährlichem Terrain, indem sie unter ständigem Zeitdruck arbeiten, vertrauen sie unsicheren Quellen zu schnell, die Zeit für genaue Recherche fehlt, da das Publikum auf neue Informationen wartet. Dies zeigt die andere Seite der Kriegsberichterstattung, sie dient nicht nur der hohen Einschaltquote, sie ist für die Medien auch immer eine ungeheure Herausforderung, eine Art Bewährungsprobe vor dem Publikum und vor den (Werbe-)Kunden. „Die Medien analysieren das von Politik, Ökonomie und Gesellschaft bestimmte „System Krieg“ von außen und sind zugleich auch Teil davon“[8].

3.1 Medien und die 4. Gewalt

„Das moderne Mediensystem hat sich aufgrund politischer und ökonomischer Rahmenbedingungen zunehmend zu einem eigenständigen gesellschaftlichen Subsystem ausdifferenziert“[9]. Hat dieses System der Medien eine eigene Machtfunktion oder ist es nur ausführendes Mittel politischer Machtinhaber? „In der demokratischen Gesellschaft stellen die Medien in der Theorie die 4. Gewalt dar“[10]. Sie sollen die Bürger über wichtige Fragen aufklären und informieren[11]. Dadurch wird Öffentlichkeit hergestellt, die den Missbrauch von Macht verhindern soll[12]. „Die vierte Macht wird den Medien zuerkannt, weil es die Medien sind, die die Legislative, Exekutive und Judikative kontrollieren sollen“[13]. Zumindest sollen die Medien in jedem Fall über die Aktivitäten der anderen Mächte informieren[14]. Schaut man sich jedoch die Realität an, sehen die Dinge anders aus. „Die Ökonomisierung vieler Medien in Deutschland schwächt ihre Kontrollmöglichkeiten gegenüber wirtschaftlich Mächtigen (die auch Werbekunden sein können), in diesem Fall sind die Medien nicht die vierte, geschweige denn überhaupt eine Macht“[15]. In der Berichterstattung über politische Affären hatten die Medien Macht und diese haben sie teilweise verantwortungsbewusst genutzt. Besonders das Medium Fernsehen übt oft eine Forumsfunktion aus[16].

Haben die Medien auch Macht im Krieg? „Sie haben zum einen eine starke Macht im Verbreiten von Fakten, zum anderen aber auch im Verbreiten von Desinformationen“[17]. Diese Macht der Medien kann und wird stark ausgenutzt, denn jeder Politiker und auch jede Kriegspartei weiß über die Einflussnahme der Medienanstalten Bescheid. Sie wissen, dass die Medien die Verbindung zur Öffentlichkeit herstellen und somit zum Sprachrohr für die eigenen Interessen werden können. Weiterhin kennen sie die Abhängigkeit der Medien von ökonomischen Zwängen und natürlich die Abhängigkeit der Menschen von Informationen. Es kann den Medien nicht einseitig die Macht zugeschrieben werden, auch Politiker oder politische Gruppen haben Macht[18]. Diese bezieht sich meist auf ihre Bekanntheit und ihre Anwesenheit. Die Medien sind oft gezwungen sich dem Einfluss dieser „Machtgruppen“ zu ergeben, da diese in der Lage sind die ökonomische Seite des Mediums nachhaltig zu beeinflussen oder sogar zu zerstören. „Das politische Klima stellt eine zentrale externe Rahmenbedingung für die Medien dar“[19]. So werden Verlautbarungen und Entscheidungen der Politiker oft als unanfechtbar hingenommen und nachrichtlich neutral wiedergegeben[20]. Eine ähnliche Gefahr, der schnellen und kritiklosen Übernahme besteht in der Kriegsberichterstattung. Auch hier haben die Medien weniger Macht wie vermutet. Oft sind sie der längere Arm der Kriegsführenden Parteien und werden als Propagandamaschine ausgenutzt. Der Idealfall wäre, wenn die Medien ihre wichtige Vermittlungsposition zwischen Politik und Bevölkerung ausbauen würden und damit in eine Wechselbeziehung innerhalb der politischen Kommunikation treten könnten[21]. Diese Beziehung sollte auf Gegenseitigkeit beruhen und neutral informativ sein. Bei der Verwirklichung dieser Ziele gibt es jedoch zahlreiche Schwierigkeiten.

[...]


[1] http://www.reader-sipo.de/artikel/0207_AII1.htm, Stand: 10.04.2003

[2] ebenda

[3] vgl. ebenda

[4] Vgl. http://www.presserat.ch/12560.htm, Stand: 10.11.2002

[5] ebenda

[6] ebenda

[7] vgl. http://www.neinzumkrieg.de/debatte/fb-quote.htm, Stand: 10.11.2002

[8] http://www.demokratiezentrum.org/dz2.php?Nav=main/projects/medien&Lang=de, Stand: 20.03.2003

[9] http://www.reader-sipo.de/artikel/0207_AII1.htm, Stand: 10.04.2003

[10] http://www.graswurzel.net.hsp51.hspserver.com/25jahre/medien.shtml, Stand: 10.04.2003

[11] vgl. ebenda

[12] vgl. ebenda

[13] http://library.fes.de/fulltext/akademie/journalisten/01406002.htm, Stand: 10.04.2003

[14] vgl. ebenda

[15] ebenda

[16] vgl. ebenda

[17] ebenda

[18] vgl. ebenda

[19] http://www.reader-sipo.de/artikel/0207_AII1.htm, Stand: 10.04.2003

[20] vgl. ebenda

[21] vgl. ebenda

Ende der Leseprobe aus 26 Seiten

Details

Titel
Krisenkommunikation. Die Realitäten der Kriegsberichterstattung
Hochschule
Universität der Künste Berlin  (Gestaltung)
Note
1,7
Autor
Jahr
2003
Seiten
26
Katalognummer
V23773
ISBN (eBook)
9783638268257
Dateigröße
571 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Krisenkommunikation, Realitäten, Kriegsberichterstattung
Arbeit zitieren
Stephanie Müller (Autor:in), 2003, Krisenkommunikation. Die Realitäten der Kriegsberichterstattung, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/23773

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