Eremitenideal vs. Herrscherpflichten - Das Verhalten Josaphats bei der Weltflucht


Hausarbeit, 2004

13 Seiten, Note: 2,3


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Wertvorstellungen Rudolfs im Barlaam und Josaphat

3. Die Königslehre als Beispiel für die Bewährung in der Welt

4. Das Verhalten des Josaphat bei der Weltflucht und der Gegensatz zwischen Eremitenideal und Herrscherpflichten

5. Schlussbetrachtung

6. Bibliographie

1. Einleitung

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Diese am Ende des Barlaam und Josaphat stehenden Verse 16118-16122 veranlassen laut Schnell den Leser dazu, den Gehalt des Werkes in seiner belehrenden Vorbildlichkeit eventuell einzuschränken und lassen „ganz deutlich die innere Distanz des Dichters zu seinem Werk erkennen“ (Schnell 1968: 113). Dieser Frage nach der Vorbildlichkeit von Josaphats Verhalten, speziell bei seiner konkreten Weltflucht, und deren Bewertung durch Rudolf von Ems versucht diese Hausarbeit nachzugehen. Weiterhin soll der Gegensatz zwischen Herrscherpflichten und dem Streben Josaphats nach dem Eremitendasein aufgezeigt werden.

Mit diesen Zielsetzungen möchte ich zunächst einen Blick auf Rudolfs eigene Wertvorstellungen innerhalb des Barlaam und Josaphat werfen. Hierzu eignet sich besonders gut ein Vergleich mit dem Laubacher Barlaam des Bischofs Otto II. von Freising, welcher der selben lateinischen Vorlage folgt. Danach sollen anhand der Königslehre (14785-14860) die Eigenschaften eines idealen Herrschers dargestellt werden. Auf der Grundlage dieser Betrachtungen wird dann die obige Frage eingehend untersucht sowie der benannte Gegensatz aufgezeigt.

Die Frage nach der Vorbildlichkeit des Josaphat beinhaltet zwei Aspekte. Hier soll untersucht werden, ob Josaphats Verhalten bei der konkreten Weltflucht gerechtfertigt ist. Ebenso kann man fragen, in wieweit Rudolf den Leser zum Nachahmen des Eremitendaseins anregen wollte. Während die ältere Forschung den Barlaam und Josaphat aufgrund des Endes noch als Contemptus-mundi-Dichtung deutete (Walliczek 1991: 331), haben Rupp (1959), sowie auch von Ertzdorff (1967: 350-352) die These aufgestellt, dass das zentrale Thema des Werkes Josaphats Bewährung in der Welt sei. Dieser These folgt die vorliegende Arbeit und versucht dafür Belege im Text zu finden. Brackert (1968: 218) und Schnell (1968: 90-92) schließlich haben argumentiert, dass Rudolf keine persönliche Bekenntnis mit dem Werk verbinden wollte und Josaphats Eremitendasein auch nicht nachgeahmt werden soll.

Da zu der Fragestellung dieser Hausarbeit nur wenig Sekundärliteratur verfügbar ist, werde ich relativ viele Stellen aus dem Barlaam und Josaphat zitieren.

2. Wertvorstellungen Rudolfs im Barlaam und Josphat

Im Barlaam und Josaphat des Rudolf wird die Wichtigkeit der Evangelien innerhalb der christlichen Lehre besonders hervorgehoben. Am Ende der ersten Unterweisung Josaphats durch Barlaam heißt es über die Evangelien:

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Wir sollen also den Lehren der vier Evangelisten folgen, dies ist uns von Gott so befohlen. In den Evangelien wird über das Leben Christi und vor allem über seine Taten in der Welt berichtet. Im Unterschied etwa zu Buddha ist Jesus somit nicht weltabgewandt, sondern tut seinen Mitmenschen Gutes und bewährt sich in der Welt. Die Betonung liegt bei Jesus besonders auf dem ‚tun’, vollbringt er doch zahlreiche Wunder, etwa zahlreiche Krankenheilungen oder die Speisung der Fünftausend. Diese Zentralstellung der Evangelien findet sich im Laubacher Barlaam nicht (Laub. 2996-3049). Auch hier erklärt Barlaam zwar, wer die Evangelisten sind, jedoch fehlt ein wertender Kommentar wie bei Rudolf, der ihre Wichtigkeit innerhalb der christlichen Lehre betont.

Seinen Mitmenschen Gutes zu tun, das Gebot der Nächstenliebe, ist ebenfalls ein zentrales Thema innerhalb des Barlaam und Josaphat. Im Unterschied zum Laubacher Barlaam (Schnell 1968: 86-87) wird dieses Gebot bei Rudolf zusammen mit der Gottesliebe zum wichtigsten christlichen Gebot erhoben. In einer weiteren Unterweisung Josaphats über Gottes Lehre finden sich die Worte:

[...]

Ende der Leseprobe aus 13 Seiten

Details

Titel
Eremitenideal vs. Herrscherpflichten - Das Verhalten Josaphats bei der Weltflucht
Hochschule
Freie Universität Berlin  (Institut für Deutsche und Niederländische Philologie)
Veranstaltung
Grundkurs C
Note
2,3
Autor
Jahr
2004
Seiten
13
Katalognummer
V23702
ISBN (eBook)
9783638267755
Dateigröße
480 KB
Sprache
Deutsch
Anmerkungen
Diese Hausarbeit analysiert das Verhalten Josaphats bei seiner Weltflucht am Ende von Rudolf von Ems "Barlaam und Josaphat". Sie fragt nach der Vorbildlichkeit des Verhaltens und dessen Bewertung durch Rudolf. Auch der Gegensatz den Herrscherpflichten König Josaphats und seinem Streben nach dem Ideal des Eremiten ist Bestandteil dieser Arbeit. Teilweise werden Textstellen mit den KOrrespondenzstellen im Laubacher Barlaam von Bischof Otto II. von Freising verglichen. Viele Belege aus dem Text.
Schlagworte
Eremitenideal, Herrscherpflichten, Verhalten, Josaphats, Weltflucht, Grundkurs
Arbeit zitieren
Martin Lehmannn (Autor:in), 2004, Eremitenideal vs. Herrscherpflichten - Das Verhalten Josaphats bei der Weltflucht, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/23702

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