Depression. Formen, Erlebnisweisen, Therapieformen


Seminararbeit, 2004

26 Seiten, Note: 1,7


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Definition
2.1 Begriffsdefinition
2.2 Symptome

3. Die Formen der Depression
3.1 Die endogene Depression (Depressive Episode)
3.2 Die Psychogene Depression
3.2.1 Die Dysthymie (neurotische Depression)
3.2.2 Die reaktive Depression (Depressive Anpassungsstörung)
3.3 Die somatogene Depression
3.3.1 Organische Depression
3.3.2 Symptomatische Depressionen

4. Erlebnisweisen depressiver Menschen
4.1 Psychisches Erleben depressiver Menschen
4.1.1 Die Angst
4.1.2 Die Schuldgefühle
4.1.3 Das Zeiterleben
4.1.4 Innere Leere und Aggression
4.1.5 Denkhemmung und Grübelzwang
4.2 Das soziale Erleben
4.2.1 Interpersonaler Aspekt
4.2.2 Interaktionaler Aspekt
4.3 Das physische Erleben

5. Therapieformen
5.1 Medikamente
5.2 Kognitive Therapie
5.3 Verhaltenstherapie
5.4 Familientherapie
5.5 Spieltherapie
5.6 Lichttherapie
5.7 Schlafentzug
Partieller Schlafentzug
Schlafphasenvorverlagerung

6. Schluss

7. Literaturverzeichnis

1. Einleitung

Mein Projektpraktikum habe ich bei dem Verein „Lebensräume“ absolviert. In dieser Einrichtung werden Menschen mit einer Sucht oder psychischen Erkrankungen ausschließlich von Sozialarbeitern und Sozialpädagogen betreut.

Als sich heraus stellte, dass ich eine depressive Klientin betreuen soll, habe ich mich ausgiebiger mit dem Thema beschäftigt. In der Einrichtung in der ich jetzt arbeite und auch das Projekt abgeschlossen habe, hat ein großer Teil der Klienten die Diagnose „Depression“.

2. Definition

2.1 Begriffsdefinition

Laut Duden stammt der Begriff der Depression aus dem lateinischen und bedeutet übersetzt ins deutsche soviel wie Niedergeschlagenheit, traurige Stimmung (vgl. Duden 1990, S.174). Die Depression beschreibt also einen emotionalen Zustand, „der durch große Traurigkeit, Besorgtheit, Gefühle der Wertlosigkeit und der Schuld, sozialem Rückzug, Schlafstörungen, Appetitmangel, sexuelles Desinteresse und entweder Lethargie oder Agitiertheit gekennzeichnet ist.“ (Davison/Neale 1996, S.761). Die Depression kann aber auch ein Symptom einer anderen psychischen Erkrankung sein. „Eine Hauptschwierigkeit beim Begriff >Depression< liegt darin, dass er sowohl als Konstrukt, wie auch als Bezeichnung spezifischer Verhaltensereignisse verwendet wird.“ (Davidson nach Benesch 1995, S.143), wodurch die Schwierigkeit einer eindeutigen Klassifikation der Krankheit bzw. ihrer verschiedenen Ausprägungen deutlich wird.

Depression ist eine behandlungsbedürftige, psychiatrische Erkrankung, da sich erkrankte Menschen in der Regel nicht aus eigener Kraft daraus befreien können.

Eine nichtbehandelte Depression kann mitunter Monate oder Jahre dauern.

2.2 Symptome

Eine Depression hat viele Anzeichen und Symptome, allerdings müssen nicht immer alle

auftreten. Die wichtigsten Symptome sind:

- Traurige Stimmung, Niedergeschlagenheit, Mutlosigkeit, Gefühl der Gefühllosigkeit, innere Leere
- Störung der Antriebs- und Entscheidungsfähigkeit, die Augen strahlen nicht mehr,
- Bewegungen sind eingeschränkt und kraftlos, die Mimik und Motorik verarmt
- Konzentrationsstörung, sehr intensives Nachdenken über Kleinigkeiten
- Schuld- und Minderwertigkeitsgefühle; der Erkrankte denkt, dass er selbst an seiner

Erkrankung, bzw. an seinem Zustand schuld ist oder dass diese eine Bestrafung für vergangene Sünden sei;

- unangebrachte Schuldgefühle, Vorwürfe, weil man nicht mehr in der Lage ist, seine alltäglichen Aufgaben zu erfüllen
- Schlafstörungen, häufiges Aufwachen oder gar nicht erst einschlafen können, oder ein
- Leiden an einem stark erhöhten Schlafbedürfnis
- Angst, unerwünscht zu sein, den Mitmenschen eine Last zu sein; Sorgen um die Zukunft;
- Gefühl dauernder Sorge, ohne zu wissen, wovor man eigentlich Angst hat; Angst unheilbar krank zu sein;
- dauernde Angst, den Angehörigen könnte etwas zustoßen, im Gegensatz dazu aber keine Angst vor dem eigenen Tod;
- kein oder kaum Selbstwertgefühl mehr bis zum Selbsthass
- Körperliche Beschwerden, für die keine organischen Ursachen vorliegen.
- Kein oder kaum noch sexuelles Verlangen
- Soziale Kontakte werden vermieden, Hobbys werden aufgegeben
- Keine Stimmungsaufhellung durch freudige Ereignisse
- Suizidgedanken und -versuche

3. Die Formen der Depression

3.1 Die endogene Depression( Depressive Episode)

Diese Art der Depression ist, wie alle "Psychosen" eine Art "Stoffwechselstörung" im Gehirn, genauer gesagt in den Synapsen, den Verbindungen zwischen den Nervenzellen. Nervenzellen unterhalten sich nicht mit elektrischen Impulsen untereinander, sondern mit chemischen Botenstoffen, den Neurotransmittern. Im Gehirn gibt es z.B. den Neurotransmitter Noradrenalin, der dem, in der Nebennierenrinde ausgeschütteten, Hormon Adrenalin sehr ähnlich ist und teilweise auch ähnlich wirkt - nämlich anregend, wachmachend, motivierend, leistungssteigernd usw. Noradrenalin wird hauptsächlich im Stirnhirn (Frontalhirn) von Nervenzellen zur Weiterleitung von Impulsen an Nachbarzellen verwendet, wo neben der Steuerzentrale für die Muskeln auch die "Motivationszentrale", also der Hirnteil, der für Antrieb, Schwung, Leistungskraft und gute Stimmung zuständig ist, liegt. Ist jetzt zu wenig Noradrenalin da, sei es aus Gründen der Fehlernährung (sehr selten) oder einer ggf. vererbten Produktionsstörung (noch nicht endgültig erforscht), können die Neuronen, die Gehirnzellen im Frontalhirn nicht mehr richtig arbeiten und die vielen Millionen Impulse dort - die uns normalerweise antreiben - verhungern, weil sie nicht mehr richtig von Zelle zu Zelle weiter geleitet werden. Die Folge ist eine endogene, d.h. "von innen kommende" Depression, wenn man so will, eine biochemische, körperliche Erkrankung, die man gut mit Antidepressiva bekämpfen und lindern kann. Allerdings kann man auch hier keine Wunder vollbringen, man kann nur die Dauer und die Schwere der ggf. immer wiederkehrenden Phasen vermindern, und das auch nur, wenn man rechtzeitig mit der Einnahme von Anti –Depressiva beginnt. Da man sich leicht vorstellen kann, dass man nicht nur zuwenig von diesen Neurotransmittern produzieren kann, sondern auch zuviel, kennt man auch gleich die Ursachen des gegenteiligen Krankheitsbilds, der endogenen Manie (im Volksmund Größenwahn). Eine sogenannte "manische Nachschwankung" kann gegen Ende einer mehrmonatigen depressiven Phase (oder neu: Episode) auftreten und mit stark gehobener Stimmung, Schlaflosigkeit ohne Schlafbedürfnis, Redeschwall, rasend schnellen Gedanken bis zur völlig wirren Assoziationslockerung und einer gefährlichen Enthemmung, d.h. Unvorsichtigkeit, führen.

Bei der endogenen Depression gelten strenge Regeln, nach denen man sie erkennt:
Die endogene Depression verschwindet ebenso spurlos, wie sie gekommen ist, allerdings leider erst nach mehreren Wochen bis Monaten. Bei Manchen wechseln sich Depression und Manie ab, mit mehr oder weniger großen Gesundheitsphasen (Intervallen) dazwischen, in denen der Patient genauso gesund ist wie jeder andere auch - und auf keinen Fall auf irgendeine Weise geistesgestört oder behindert... In seltenen Fällen jagen sich die Phasen auch gegenseitig und dazwischen ist kaum eine Lücke, in der sich Patient erholen kann - Diese Patienten sind schwer krank und brauchen dauerhaft medizinische und pflegerische Betreuung, können aber trotzdem zeitweise sehr gut selbstständig zurechtkommen, wie jeder andere auch. Wenige Patienten haben diese Phasen jedes Jahr, meist beginnen sie immer zur selben Zeit, (z.B. im Frühling)Diese Patienten wissen meist sehr gut über ihre Krankheit bescheid, gehen frühzeitig zum Arzt und lassen sich ihre bisher erfolgreichen Antidepressiva verschreiben, damit die Phase möglichst kurz und schmerzlos vorbei geht. Die meisten Patienten mit einer endogenen Depression haben - relativ unvorhersehbar - alle 2 bis 10 Jahre eine Phase, in der zuwenig Noradrenalin oder Serotonin produziert wird und sollten bei deren Beginn gleich mit der Einnahme von Antidepressiva beginnen, am besten in einer Klinik, da man hier schneller und effektiver den wirksamen Blutspiegel (d.h. die nötige Medikamentenmenge im Blut) erreichen kann, damit das Medikament wirkt.

3.2 Die Psychogene Depression

Dies sind Depressionen, die durch psychische Ursachen hervorgerufen wurden.Es besteht ein deutlicher Zusammenhang zwischen nachweisbaren seelischen Anlässen und Motiven(Auslöser)und der depressiven Symptomatik. Dabei führen akute und chronische Konfliktkonstellationen, häufig auf der Basis einer neurotischen Entwicklung, zu Depressionen. Innerhalb der psychogenen Depressionen unterscheidet man die Dysthymie (neurotische Depression) und die reaktive Depression.

3.2.1 Die Dysthymie (neurotische Depression)

Hierunter versteht man Depressionen, deren Entstehung im lebensgeschichtlichen Zusammenhang gesehen werden müssen. Es handelt sich um Störungen der psychischen Erlebnisverarbeitung, die meistens nicht auf akute Konflikte zurückzuführen sind, sondern in ihren Ursprung in einer inadäquaten Verarbeitung chronischer Konfliktsituationen haben, für die eine Einsicht von Seiten des Patienten fehlt. Die Konflikte sind häufig in der früheren oder späteren kindlichen Entwicklung entstanden. Eine besondere Bedeutung haben für diese Entwicklungen, unbewusste Abwehrmechanismen, die das Individuum vor drohenden Konflikten bei verschiedenen Triebansprüchen schützen soll. Es wird häufig beobachtet, dass, bei Patienten mit einer depressiven Persönlichkeitsstruktur, Geborgenheit, Zärtlichkeit und Sicherheit in der frühen Kindheit fehlten. So blieb das passive Liebesverlangen des Kindes immer wieder frustriert. Frühzeitig können sich Gehemmtheit und Kontaktstörungen entwickeln. Im Erwachsenenalter halten sich diese Patienten dann passiv zurück, lassen sich überfordern und können ihre eigenen Möglichkeiten nicht wahrnehmen, und das Selbstwertgefühl ist beeinträchtigt .Diese Entwicklungsstörung gewinnt erst dann an Bedeutung, wenn im späteren Leben, zum Beispiel durch Trennungs-, oder Überforderungssituationen der unbewusst bestehende Konflikt aktualisiert wird. Es müssen folglich lebensgeschichtlich erworbene, neurotische Problemlösungsstrategien plus ein auslösendes Ereignis vorliegen. Das Ausbleiben der gewohnten Sicherheit, Beachtung oder Hingabe wird dann mit einer depressiven Symptomatik beantwortet. Die Dysthymie ist eine sehr häufige - meist unentdeckte, ggf. tabuisierte und daher falsch oder gar nicht behandelte Erkrankung. Man geht davon aus, dass ca. 40% der Bevölkerung von einer Psychotherapie profitieren würden, bei 10% besteht sogar dringender Handlungsbedarf, da sonst Folgeerkrankungen auftreten können. Wenn die Depression nicht als Ursache erkannt wird, werden ggf. jahrelang sinnlose Therapien wegen falscher Diagnosen durchgeführt, wobei die Patienten weiterhin unter den unterschiedlichsten Symptomen wie Herzrasen, Schlafstörungen, Schmerzsyndromen oder Schweißausbrüchen leiden. Bei der depressiven Entwicklung oder Dysthymie, deren veralteter, noch von Freud geprägter Begriff "neurotische Depression" unglücklicherweise öfter als abwertende Bezeichnung verwendet wird, kann der Patient ebenso wenig etwas für seine Krankheit wie alleine aus eigener Kraft etwas dagegen tun. Vielleicht deshalb, weil man sich als "Gesunder" nicht vorstellen kann, warum es für einen Depressiven so schwierig bis unmöglich ist, sich einfach kurz "zusammenzureißen" und sich einen "Schubs" zu geben, um sich nach ein paar Ermutigungen und Erfolgserlebnissen wieder besser zu fühlen. Aber genau das funktioniert beim Depressiven nicht, auch nicht bei der so genannten "neurotischen Depression", der Dysthymie. Der dysthym-depressive Patient fühlt sich im wesentlichen alleingelassen. In der Regel wurde er das auch, nämlich bei der Entwicklung von Mechanismen, um mit Schwierigkeiten, Enttäuschungen, Schmerzen und v.a. Trennungen und Verlusten fertig zu werden. Oft fehlt ihm der "innere Trostspender", den die meisten als Abbild früherer tröstender Personen und aus Erfolgserlebnissen gemeisterter schwieriger Situationen in sich tragen. Dieser innere Trostspender ist für uns so selbstverständlich, dass wir ihn gar nicht mehr wahrnehmen, wenn er uns aus schwierigen Situationen heraus hilft. So erstaunlich es auch klingt:

Der dysthyme, "neurotisch depressive" Patient, der sich zurückzieht und oft kränkbar und seltsam reagiert, leistet mit seiner Depressivität etwas erstaunliches:

Er schafft sich seine eigene Welt und seine Trostspender selbst, auch unter den widrigen emotionalen Umständen ausschließlich entmutigender Erfahrungen und Meinungen. Dazu muss er natürlich alles meiden, was ihn belasten könnte, jede Kritik und jede Art von Druck oder Enttäuschung. So gesehen ist die neurotische Depression eine reife Leistung, die ihre Würdigung verdient, ein Reservemechanismus unserer Psyche, der uns vor weiteren Verletzungen schützen soll und gleichzeitig ein Alarmsignal ist. Wenn dieser psychische Mechanismus nicht mehr funktioniert, z.B. bei einer sog. Frühstörung, kann sich der Leidtragende aus eigener Kraft nicht mehr aus seiner Depression befreien, auch nicht zeitweise. Hier liegt die Ursache vieler gefährlicher und unberechenbarer Krankheiten wie Suchterkrankungen oder der sog. Borderline- Störung, die durch häufige Suiziddrohungen und Selbstverletzungen zur inneren Spannungsreduktion gekennzeichnet ist. Nicht immer äußert sich die Dysthymie oder eine Frühstörung (und auch andere Formen der Depression) als Depressivität, Niedergeschlagenheit und Antriebslosigkeit, es kann ganz im Gegenteil ein agitiertes, übererregtes Erscheinungsbild sein, das sich bietet - oder eine Serie von Panikattacken, oder Bauchschmerzen, etc. Oft werden auch "innere Konflikte" als Ursache beschrieben, die man seit der Kindheit mit sich herumträgt, und die seither als gegeben hingenommen und noch nie mit "erwachsenen" Möglichkeiten angegangen wurden. Nicht selten äußern sich solche "inneren Konflikte" auch einfach als körperliche Krankheiten, zu denen man aber trotz Aufwendung aller verfügbarer diagnostischen Mittel keine körperliche Ursache findet. Mancher Angehörige oder auch Arzt ist versucht, ihn dann als Simulanten abzuwerten. Oft entsteht auch Wut auf den Patienten, was aber auf keinen Fall gerechtfertigt ist, denn allermeist steht der Patient dann ebenso ratlos da wie sein Gegenüber, Er kann weder etwas für seine Krankheit, noch etwas ohne professionelle Hilfe dagegen unternehmen.

[...]

Ende der Leseprobe aus 26 Seiten

Details

Titel
Depression. Formen, Erlebnisweisen, Therapieformen
Hochschule
Fachhochschule Bielefeld
Veranstaltung
Seminar
Note
1,7
Autor
Jahr
2004
Seiten
26
Katalognummer
V23621
ISBN (eBook)
9783638267106
Dateigröße
573 KB
Sprache
Deutsch
Anmerkungen
Ein Projektbericht.
Schlagworte
Depression, Seminar
Arbeit zitieren
Rebecca Diezmann (Autor:in), 2004, Depression. Formen, Erlebnisweisen, Therapieformen, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/23621

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