Moralische Erziehung in der Berufsausbildung von Industriekaufleuten


Seminararbeit, 2013

12 Seiten, Note: 1,7


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1 Einleitung

2 Zur Moral und ihrer Entwicklungsmöglichkeiten beim Menschen
2.1 Erziehung zu moralischer Urteilsfähigkeit
2.2 Entwicklung der moralischen Urteilsfähigkeit

3 Moral in Beruf und Ausbildung der Industriekaufleute

4 Bedeutung moralischer Urteilsfähigkeit aus unterschiedlichen Perspektiven
4.1 Moral des Auszubildenden
4.2 Moral des Unternehmens

5 Zusammenfassung

Literaturverzeichnis

1 Einleitung

In öffentlichen Debatten über die Wirtschaftsentwicklung und Wirtschaftslage rückt immer wieder das moralische (oder unmoralische) Handeln von Unternehmen in den Mittelpunkt. Vor allem werden Tätigkeiten von Kaufleuten in den Betrieben kritisch betrachtet, da diese einen hohen Einfluss auf die Wirtschaft haben. Speziell die Industriekaufleute bedürfen einer Betrachtung nach moralischen Maßstäben, da diese sehr viele bedeutende Funktionen übernehmen. Oft werden Fälle von Diskriminierung in der Personalauswahl oder unmoralischen Vermarktungsstrategien bekannt – um nur einige Beispiele zu nennen. Diese betreffen den Tätigkeitsbereich der Industriekaufleute. Daher stellt sich die naheliegende Frage, ob es nicht notwendig ist schon in der Berufsausbildung zum Industriekaufmann/ zur Industriekauffrau moralisches Denken zu fördern. In den nachfolgenden Ausführungen soll dieser Frage nachgegangen werden. Zunächst wird die Moral an sich näher bestimmt und ein Einblick in die Erziehung zur Moral gegeben. Im Anschluss daran geht es um die Entwicklung der moralischen Urteilsfähigkeit (nach Kohlberg). Mit diesen Betrachtungen soll nicht nur die Notwendigkeit, sondern auch die Möglichkeit einer moralischen Weiterentwicklung verdeutlicht werden. Im folgenden Kapitel wird die Rolle der Moral sowohl in der Ausbildung als auch im späteren Beruf der Industriekaufleute aufgezeigt. Das vorletzte Kapitel widmet sich der Betrachtung des moralischen Urteilens aus Perspektive der Auszubildenden und der Unternehmen. Gleichfalls wird der gesellschaftliche Aspekt mit zum Ausdruck gebracht. Abschließend soll ein Überblick über die wichtigsten Erkenntnisse gegeben werden und daraus schließend die Frage nach der Notwendigkeit weitestgehend beantwortet werden.

2 Zur Moral und ihrer Entwicklungsmöglichkeiten beim Menschen

Der Begriff der Moral lässt sich als "Gesamtheit von ethisch-sittlichen Normen, Grundsätzen [und] Werten"[1] definieren, welche "das zwischenmenschliche Verhalten regulieren" (ebd.) und von allen akzeptiert weden. Es handelt sich daher um "einen Bestand von Werten" (Maier 1986, S. 13), wenn man von Moral spricht. Diese können ganz unterschiedlicher Natur sein, jedoch haben sie alle gemein, dass "sie aussagen, wie etwas ist, damit es sittlich gut genannt werden kann" (ebd.). Doch wann ist denn etwas "sittlich gut" (ebd.)? Auf diese Frage würde Immanuel Kant mit dem kategorischen Imperativ antworten, der bis heute Gültigkeit besitzt: "Handle so, daß die Maxime deines Willens jederzeit zugleich als Prinzip einer allgemeinen Gesetzgebung gelten könnte." (zit. aus: Kunzmann et. al. 1991, S. 143). Menschen sollten nach Richtlinien handeln, die für andere Mitmenschen ebenfalls tragbar sind und die sogar als Gesetz für alle Gesellschaftsmitglieder gültig sein könnten. Hierunter zählen bspw. bekannte Sätze wie "Du sollst nicht lügen" oder "Du sollst nicht töten", von denen man annehmen kann, dass sie "für alle vernünftigen Wesen" (ebd.) ebenfalls eine Gesetzmäßigkeit darstellen könnten. Es wird deutlich, dass Moral einen entscheidender Faktor im gesellschaftliche Zusammenleben darstellt. Moralische Werte zeigen uns erwünschtes und unerwünschtes Verhalten; gleichzeitig machen sie deutlich was gut und böse ist.

2.1 Erziehung zu moralischer Urteilsfähigkeit

Inwieweit ein Mensch diese moralischen Richtlinien befolgt und anwendet wird mit dem Begriff der Moralität zum Ausdruck gebracht. Dieser beschreibt "die moralische Kompetenz einer Person" (Maier 1986, S. 13) durch zwei Dimensionen. Zum einen können "in formaler Hinsicht" (ebd.) die "moralische Sensibilität, moralisches Urteilsvermögen" (ebd.) und die "Stärke moralischer Motivation" (ebd.) betrachtet werden. Zum anderen zielt die "inhaltlich[e]" (ebd.) Dimension auf die Akzeptanz und das Befolgen von moralischen Werten ab (vgl. ebd.). Mit dem Begriff Moralität wird deutlich, dass moralisches Handeln und Urteilen auf personenbezogenen Fähigkeiten aufbaut. Wolfgang Brezinka nennt "Haltungen, Einstellungen, Handlungsbereitschaften" (Brezinka 1981, S. 80 zit. aus: Maier 1986, S. 13) und "Gefühlsbereitschaften [...]" (ebd.) "psychische Dispositionen" (ebd.). Durch Erziehung sollen diese positiv beeinflusst werden (vgl. Maier 1986, S. 12). Gelingen kann eine "Verhaltensbeeinflussung" (ebd., S. 13) durch eine "bewußte Auseinandersetzung mit der Sollensforderung und die Einsicht in ihre Richtigkeit" (ebd.). Überträgt man diese erzieherische Maßnahme auf eine Berufsausbildung, würde dies bedeuten, dass die Auszubildenden wiederholt konfrontiert werden müssen mit beispielhaften moralischen Konflikten ihres späteren Berufes. Offensichtlich bedarf es bei der Weiterentwicklung der Moralität eines Menschen Impulse durch die Umwelt. Anhand der Theorie von Lawrence Kohlberg lässt sich über die Notwendigkeit äußerer Einflüsse zur Bildung der Moralität näheres sagen.

2.2 Entwicklung der moralischen Urteilsfähigkeit

Immer wieder stößt man in der wissenschaftlichen Literatur auf Kohlbergs Stufenmodell, wenn es um die Moralentwicklung geht. Grund dafür ist sicher, dass es an Piagets Modell anschließt und die Parallelität moralischer und kognitiver Entwicklung sehr gut verdeutlicht. Kohlberg beschreibt die Entwicklung moralischen Urteilsvermögens mit 6 Stufen, die aufeinander aufbauen (siehe Abbildung 1).

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Quelle: Beck 1998, S. 2

Ähnlich des Modells der kognitiven Entwicklung von Piaget, auf welches hier nicht näher eingegangen werden soll (vgl. hierzu Garz 2006), kann auch in Kohlbergs Modell keine der Stufen übersprungen werden (vgl. Beck 1998, S. 2). Laut Kohlbergs Theorie befindet sich jede Person im Alter von etwa vier Jahren auf der ersten Stufe und kann sich bis zur sechsten Stufe entwickeln (vgl. ebd.). Die Betonung liegt hier auf der Möglichkeit der Weiterentwicklung, da Impulse "im sozialen Umgang" (ebd.) gegeben sein müssen. Außerdem kann eine höhere Stufe nur erreicht werden, wenn auch der Intellekt entsprechend weit entwickelt ist (vgl. ebd.). Es gibt also zwei wesentlich Faktoren, die die Entwicklung der moralischen Urteilsfähigkeit beeinflussen: die Intellektualität und das soziale Umfeld. Nach Piaget wird die kognitive Entwicklung vor allem durch Erfahrungen mit der Umgebung gefördert (vgl. Garz 2006, S. 85). So kann bspw. die höchste Stufe der kognitiven Entwicklung nur "aufgrund einer tätigen Auseinandersetzung des Jugendlichen mit der Umwelt" (ebd.) erreicht werden. Mit "interaktionellen sozialen Anstößen, die das Individuum mit Irregularitäten oder Inkonsistenzen des bislang herangezogenen Prinzips konfrontieren" (Beck 2000, S. 4) kann ebenfalls eine höhere Stufe der moralischen Urteilsfähigkeit erreicht werden. Anregungen dafür finden sich in vielfältiger Weise im sozialen und gesellschaftlichen Umfeld. Im Kontakt mit Mitmenschen treten uns immer wieder konträre Meinungen entgegen, mit denen wir als Individuen umgehen müssen. Wir werden dadurch angehalten unsere bisherigen Denkmuster zu überdenken und neue logische Strukturen zu entwickeln. Unter Umständen gelangen wir dadurch bspw. von einer Denkweise orientiert an Erwartungen uns nahestehender Personen zu einer Bevorzugung der gesellschaftlichen Verfassung. Damit wäre eine moralische Weiterentwicklung innerhalb der soziozentrischen Ebene (vgl. Abb. 1) durch eine soziale Interaktion vollbracht. Doch auch vorherrschende gesellschaftliche Gegebenheiten können Individuen dazu bringen bisherige moralische Prinzipien zu überdenken. Vor allem in einer Berufsausbildung ist eine Auseinandersetzung nicht nur mit der beruflichen Tätigkeit an sich, sondern auch mit den eigenen Wertvorstellungen denen des Betriebes unumgänglich. Doch nur in einem institutionellen Rahmen können berufsbezogene Differenzen zwischen der Moralität des Individuums und Prinzipien unternehmerischen Handelns so thematisiert werden, dass gleichfalls eine gezielte Höherentwicklung des moralischen Denkens angestrebt werden kann. Hierzu gibt es unterschiedliche Praktiken, wie die "Wertdiskussion" (Beck 1998, S. 5) oder die "Dilemmadiskussion" (ebd.). Während beim erstgenannten "auftretende Probleme" (ebd.), die in Lehrsituationen hervorkommen, diskutiert werden handelt es sich bei der "Dilemmadiskussion" (ebd.) um eine Zusammenführung von zwei gegensätzlichen Wertprinzipien. Beispielhaft wäre die Gegenüberstellung "Recht gegen soziale Hilfeleistung" (ebd.). Beide Methoden verfolgen jedoch das Ziel, die Auszubildenden mit moralischen Konflikten zu konfrontieren, um ein Überdenken bisheriger Prinzipien hervorzurufen. Längerfristig besteht dann die Möglichkeit der moralischen Weiterentwicklung. Schaut man auf den konkreten Tätigkeitsbereich von Industriekaufleuten, lässt sich erkennen, welchen Wert eine ausgeprägte moralische Urteilsfähigkeit hat und welche Rolle eine Entwicklungsunterstützung in der Ausbildungszeit spielt.

[...]

Ende der Leseprobe aus 12 Seiten

Details

Titel
Moralische Erziehung in der Berufsausbildung von Industriekaufleuten
Hochschule
Technische Universität Chemnitz  (Institut für Pädagogik)
Note
1,7
Autor
Jahr
2013
Seiten
12
Katalognummer
V233563
ISBN (eBook)
9783668194236
ISBN (Buch)
9783668194243
Dateigröße
526 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
moralische, erziehung, berufsausbildung, industriekaufleuten
Arbeit zitieren
Tina Böhm (Autor:in), 2013, Moralische Erziehung in der Berufsausbildung von Industriekaufleuten, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/233563

Kommentare

  • Noch keine Kommentare.
Blick ins Buch
Titel: Moralische Erziehung in der Berufsausbildung von Industriekaufleuten



Ihre Arbeit hochladen

Ihre Hausarbeit / Abschlussarbeit:

- Publikation als eBook und Buch
- Hohes Honorar auf die Verkäufe
- Für Sie komplett kostenlos – mit ISBN
- Es dauert nur 5 Minuten
- Jede Arbeit findet Leser

Kostenlos Autor werden