Chinas Rohstoffinteressen in der Demokratischen Republik Kongo


Bachelorarbeit, 2013

78 Seiten


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

Abbildungsverzeichnis

Abkürzungsverzeichnis

1 Einleitung

2 Hintergrundinformationen
2.1 Demokratische Republik Kongo
2.1.1 Soziale und politische Situation
2,1,2 Rohstoffreserven
2,1.3 Wirtschaft und Infrastruktur
2.2 Volksrepublik China
2.2.1 Wirtschaftliche Entwicklung
2.2.2 Arbeitsbedingungen

3 Wirtschaftliche Beziehungen zwischen China und der DR Kongo
3.1 Historischer Verlauf der Wirtschaftsbeziehungen
3.2 Chinas aktuelles Engagement in der DR Kongo
3.2.1 Investitionen und Handel
3.2,2 Chinas Engagement im Bergbau

4.Legale Rahmenbedingungen in der DR Kongo
4.1 Bergbau-Kodex
4.2 Arbeitsgesetze
4.3 Sonstige gesetzliche Grundlagen und Regularien

5 Ressourcenreichtum - Chancen und Risiken
5.1 Chancen für die DR Kongo
5.2 Risiken des chinesischen Engagements
5.2.1 Umweltauswirkungen
5,2,2 Arbeitsbedingungen
5,2,3 Kinderarbeit
5.2,4 Unterstützung autoritärer Regime

6 Konfliktmineralien
6.1 Konfliktmineralien aus der DR Kongo
6.2 Blut-Coltan
6.2.1 Vorkommen und Verwendung von Coltan
6.2,2 Chinas Rolle im Coltan-Abbau

7.Wirtschaftsethische Betrachtung des chinesischen Engagements in der DR Kongo
7.1 Integrative Wirtschaftsethik - Grundlagen einer lebensdienlichen Ökonomie
7.1.1 Ausgangssituation des integrativen Ansatzes
7.1.2.Integrativer Ansatz
7.2 Bewertung des Engagements chinesischer Unternehmen in der DR Kongo

8 Bewertung der Datengrundlage

9 Schlussfolgerung

10 Anhang

Literaturverzeichnis

Abbildungsverzeichnis

Abb. 1 : Verteilung der Rohstoffe in der DR Kongo

Abb. 2: BIP und Metallverbrauch in China 1980 - 2005'

Abb. 3: Wert aller grenzüberschreitenden Untemehmensfusionen nach Sektor

Abb. 4: Entwicklung des sino-kongolesischen Handels

Abb. 5: Kobaltproduktion einzelner Unternehmen von 2008 bis 2014, basierend auf Prognose der Autoren

Abb. 6: Kupferpreise in den Jahren 2008 / 2009 in US$/Tonne

Abb. 7: Arbeitsbedingungen ausländischer Unternehmen in der D RK

Abb. 8: Weltweite primäre Bergwerksförderung ausgesuchter Metalle imd Anteil der Bezugsquellen aus artisanalem Kleinbergbau

Abb. 9: Mitgliedsstaaten und Hauptverkehrsadern der Region der Großen Seen (ICGLR)

Abb. 10: Ansätze der Wirtschaftsethik

Abb. 11 : Bausteine eines integrativen Ethikprogramms im Unternehmen

Abb. 12: Provinzen der DRK

Abb. 13: Chinas Investitionen in Afrika

Abkürzungsverzeichnis

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

1 Einleitung

Seit Ende der 80er Jahre hat die Wirtschaft der Volksrepublik China eine beachtliche Entwicklung vorzuweisen (vgl. Hahn 2007). Neben dem Wohlstand der Bevölkerung stieg jedoch auch die Nachfrage nach Rohstoffen, denn sie sind nötig, um das wirtschaftliche Wachstum des Landes aufrecht zu erhalten (vgl. Jansson et al. 2009, S. 1). Hierbei ist es insbesondere die rasante Entwicklung der Kommunikations- und Infomiationstechnologie, die nach Investitionen in die Rohstoffindustrie verlangt (vgl. Kamunga Cibangu et al. 2011, S. 66).

Als möglicher Wirtschaftspartner und Lieferant für die dringend benötigten Rohstoffe ist in den letzten Jahren u.a. die Demokratische Republik Kongo in den Mittelpunktpunkt gerückt, denn neben großer Holzbestände verfügt das Land über zahlreiche Rohstoffreserven wie Kupfer, Kobalt, Zinn, Cohan, Gold und Industriediamanten (vgl. Liebing 2009, S. 75).

Leider fehlt es derzeit noch an wichtiger Infrastruktur, wie ausgebauten Straßennetzen oder einer ausreichenden Energieversorgung, um das volle Potential der Ressourcenvorkommnisse der Demokratischen Republik Kongo nutzen zu können (vgl. PRS Group 2012, S. 20). Versprochen wird eine solche dem Land allerdings durch chinesische Unternehmen (vgl. Bräutigam 2010, S. 3). Um den Rohstoffinteressen in afrikanischen Ländern nachgehen zu können, erhalten insbesondere die staatlichen Betriebe unter ihnen Unterstützung, in Form von Subventionen oder günstiger Kredite durch die Regierung ihres Landes (vgl. Asche / Schüller 2007, S. 15).

Inzwischen zählt China zu den wichtigsten Handelspartnern der Demokratischen Republik Kongo. Während das zentralafrikanische Land Alltagswaren aus der Volksrepublik China bezieht, werden in diese vor allem Kupfer und Kobalt, sowie andere Mineralien exportiert (vgl. Jansson et al. 2009, S. 30ff.).

Des Weiteren zeigt sich das Interesse an den Rohstoffen der Demokratischen Republik Kongo an den zahlreichen chinesischen Unternehmen, die mittlerweile im Land tätig sind. Ihr Engagement reicht von Händlerbüros, den sogenannten Comptoirs, über kleinere sowie mittlere Investitionen privater Unternehmen in Forni von Joint Ventures, bis hin zu großen Investitionen in den industriellen Bergbau. Am bekanntesten ist an dieser Stelle sicherlich das im Jahr 2008 geschlossenen Sicomines-Abkommen (vgl. Putzei / Kabuyaya 2011, S. 24f.). In diesem sichert China seinem Wirtschaftspartner Investitionen in dessen Infrastruktur und Bergbausektor zu und erhält im Gegenzug Abbaurechte tur begehrte Rohstoffe wie Kupfer und Kobalt (vgl. Jansson et al. 2009, S. 33).

Doch was zunächst vielversprechend klingt, stößt auch auf Widerspruch, wie das in westlichen Ländern zumeist eher negative Bild bezüglich des chinesischen Engagements in der Demokratischen Republik Kongo zeigt (vgl. Bräutigam 2011, S. 4). Schlechte Arbeitsbedingungen, sowie ungleiche Behandlung von kongolesischen Mitarbeitern im Vergleich zu ihren chinesischen Kollegen, insbesondere bei der Bezahlung, werden immer wieder als Kritikpunkte angeführt (vgl. Kabemba / Shelton 2012, S. 148). Zudem befürchten westliche Investoren, dass die Volksrepublik China die Bemühungen um Transparenz durch deren bedingungslose Wirtschaftspolitik unterläuft (vgl. Alden / Alves 2009, S. 18).

Das hierbei verfolgte Prinzip der Nicht-Einmischung in innenpolitische Angelegenheiten kommt auch beim Handel mit Konfliktmineralien wie Coltan zu tragen. Die Nachfrage nach dem in diesem enthaltenen Tantal ist seit 1990 stetig gestiegen (vgl. Sutherland 2011, S. 8). Genutzt wird das vor allem im Osten der Demokratischen Republik Kongo vorliegende Mineral beispielsweise zur Herstellung von Mobilfünkgeräten. Die Volksrepublik China selbst produzierte im Jahr 2001 noch sechs Prozent des weltweit abgebauten Tantals, hat jedoch aufgrund des Wachstums der Elektroindustrie eine steigende Nachfrage, die sie selbst nicht mehr decken kann (vgl. Burge / Hayes 2003, S. 17). Folglich wirft man ihr immer wieder vor, Mineralien auch aus den Konfliktgebieten der Demokratischen Republik Kongo zu beziehen und somit die dort noch immer vorherrschenden Konflikte, in denen auch Kindersoldaten involviert sind, zu finanzieren (vgl. Ma 2009, S. 1).

Im Verlauf dieser Arbeit werden Chinas Rohstoffinteressen in der Demokratischen Republik Kongo unter ethischer Betrachtung am Beispiel des Bergbaus untersucht werden. Hierzu werden zunächst Hintergrundinformationen beider Länder erläutert, um anschließend auf ihre wirtschaftliche Beziehung und insbesondere Chinas Engagement im Bergbau der Demokratischen Republik Kongo und den sich daraus ergebenden Kritikpunkten einzugehen. Neben den in chinesischen Betrieben vorherrschenden Arbeitsbedingungen und den Umweltauswirkungen ihrer Aktivitäten, wird Chinas Verbindung zu dem Konfliktmineral Coltan im Mittelpunkt stehen. Zur Bewertung der Aktivitäten chinesischer Unternehmen in der Demokratischen Republik Kongo werden zudem die gesetzlichen Rahmenbedingungen der Demokratischen Republik Kongo erläutert und Peter Ulrichs Ansatz der integrativen Wirtschaftsethik herangezogen.

2 Hintergrundinformationen

2.1 Demokratische Republik Kongo

2.1.1 Soziale und politische Situation

Die Demokratische Republik Kongo (DRK) zählt auch heute noch zu den ärmsten Staaten der Welt. Erkennbar ist dies น. a. an der Emährungssituation der Bevölkerung (vgl. World Health Organization 2010, S. 23), wie auch der hintere Rang der ehemaligen belgischen Kolonie[1] beim Welthunger-Index (WHI)[2] zeigt (vgl. Janowicz 2008, S. 145). Im Jahr 2010 waren in der DRK 28,2% aller Kinder unter fünf Jahren unterernährt (vgl. World Health Organization 2010, S. 23). Des Weiteren lebt ein Großteil der außerhalb der Hauptstadt Kinshasa wohnenden Bevölkerung auf Subsistenzlevel unter Mangelernährung (vgl. PRS Group 2012b, S. 12). Ebenso unzureichend wie die Nahrungssituation ist auch die Versorgung mit Trinkwasser. Hier liegt der prozentuale Anteil der Bevölkerung, der Zugang zu verbesserten Quellen hat, bei 46% (vgl. World Health Organization 2010, S. 40).

In der Rangliste des Index für menschliche Entwicklung (HDI) belegt die DRK den vorletzten Platz (vgl. Lauster et al. 2010, S. 2). Dieser berücksichtigt, anders als das Bruttosozialprodukt, nicht nur das Einkommen, sondern weitere Faktoren wie etwa den Zugang zu Bildung oder die Lebenserwartung der Bevölkerung (vgl. Kelley 1991, S. 315). Die Statistiken zur Schulbildung in der DRK zeigen, dass gerade mal 80% der Grundschulkinder ihre Schullaufbahn nach der fünften Klasse fortführen. Bei den Mittelstufenkinder liegt der Anteil mit nur 35% sogar noch niedriger (vgl. PRS Group 2012b, S. 12).

Ebenso erschreckend sind die Zahlen zur Lebenserwartung in der kongolesischen Bevölkerung. Das durchschnittliche Lebensalter hegt bei gerade mal 57, 2 Jahren (vgl. Auswärtiges Amt 2012). Nachdruck verliehen wird diesem Bild durch die Zahlen zur Kinder- und Müttersterblichkeit. Bei 1000 Lebendgeburten sterben durchschnittlich 199 Kinder vor dem fünften Lebensjahr, womit die Kindersterblichkeit der DRK weit über dem Durchschnittswert anderer afrikanischer Länder liegt (im Jahr 2010 lag dieser bei 142 Todesfällen pro 1000 Lebendgeburten) - ebenso wie die Müttersterblichkeit, welche sich im selben Jahr auf 1100 Todesfälle pro 100.000 Lebendgeburten belief. Regional betrachtet lag der Durchschnittswert im Jahr 2010 bei 900 Todesfällen (vgl. World Health Organization 2010, S. 24ff.).

Zurück zu führen sind diese Zahlen laut Breckenkamp und Razum (2007), die die Gründe für Kindersterblichkeit erforschten, auf die Armut, sowie den oftmals beschädigten Zustand des Sozialwesens ganzer Regionen der betroffenen Länder. Einfache, kostengünstige und zugleich wirksame Eingriffe bei Erkrankungen sind oft nicht ausreichend bekannt oder verfügbar. Des Weiteren steht die hohe Kindersterblichkeit vielerorts in engem Zusammenhang mit Konflikten und wirtschaftlicher Instabilität, die das Gesundheits- und Sozialsystem schädigen (vgl. Breckenkamp / Razum 2007, S. 2951, 2955).

In einem solchen, ununterbrochenen Konfliktzustand befindet sich auch die DRK seit dem Jahr 1996 (vgl. Lauster et al. 2010, S. 2). Auslöser für den sogenannten ersten KongoKrieg zur Amtszeit von Mobutu Sese Seko waren die damals vorangegangenen Völkermorde im Nachbarstaat Ruanda. Der zweite Kongo - Krieg folgte in den Jahren 1998 - 2003 (vgl. Jansson et al. 2009, S. 25). Und auch heute noch, nach dem offiziellen Kriegsende des dritten Krieges, sind permanente Zivilkriege zwischen bewaffneten Rebellengruppen aus dem Norden und dem Osten des Landes, sowie der Armee und Polizei, die für massive Menschenrechtsverletzungen und Feindseligkeiten gegenüber der Bevölkerung bekannt sind, kennzeichnend für die Situation in der DRK. Nicht verwundernd ist es demzufolge, dass man die DRK als Staat einstuft, in dem die Einführung der Demokratie und insbesondere die Führung und Steuerung des Staates als große Herausforderung angesehen wird (vgl. Kamunga Cibangu 2011, S. 71).

Die mangelhafte Regulierungsfähigkeit der kongolesischen Regierung, welche den Milizen und Rebellentruppen optimale Voraussetzungen für kriminelle ökonomische Aktivitäten bietet, erschwert die politische Lage zusätzlich. Das Regime unter dem heutigen Staatsoberhaupt Joseph Kabila, dem Sohn Laurent Kabilas[3], gilt, ebenso wie das seiner Vorgänger, als korrupt und sieht sich dem Vorwurf der Selbstbereicherung gegenüber (vgl. Stützer 2009, 74). In Transparency Internationals (2012) Korruptionswahrnehmungs-Index (CPI) belegte das Land im Jahr 2012 dementsprechend Platz 160 von 174 und zählte somit zu den korruptesten Staaten weltweit (vgl. Transparency International 2012). Generell findet man die DRK in sämtlichen Datensätzen zum politischen, sozialen und ökonomischen Umfeld auf einem der hinteren Plätze wieder (vgl. Westerkamp et al. 2010, S. 8f). Insbesondere letzteres bietet mit seiner schwach entwickelten Wirtschaft einen weiteren Nährboden für die im Land vorherrschende Gewalt (vgl. Stützer 2009, 75). Das ProKopf-Einkommen der DRK im Jahr 2011 betrug gerade mal geschätzte 243 USD (vgl. Auswärtiges Amt 2012).

Während sich ein Teil der Bevölkerung das überleben durch die Ressourcen des Landes sichert (vgl. Stützer 2009, S. 75), sind es jedoch gerade diese, die im Mittelpunkt der Auseinandersetzungen der DRK stehen, denn die Kontrolle über die Bodenschätze leistet einen bedeutenden Beitrag zur Finanzierung und somit zur Fortdauer der Konflikte (vgl. Chojnacki 2004, S. 200).

2,1,2 Rohstoffreserven

Große Holzvorkommen im ganzen Land und hydroelektrisches Potential durch weitläufige Wasserwege machen nur einen geringen Teil des kongolesischen Ressourcenreichtums aus (vgl. Liebing 2009, S. 93). Die DRK zählt zu den Ländern mit den weltweit größten Vorkommen an Bodenschätzen (vgl. von Stumpfeldt / Gunseimann 2010, S. 1). Hierzu gehören Kupfer, Kobalt, Coltan, Zinn, Diamanten und Gold (vgl. Liebing 2009, S. 93).

Der Abbau der Ressourcen findet überwiegend im Süden und Osten des Landes statt, wobei der industrielle und der sogenannte „Kleinbergbau“ unterschieden werden (vgl. Putzei / Kabuyaya 2011, S. 13). Zu den aktivsten Abbauregionen zählen hierbei die Provinzen Ost-Kasai (Diamanten), Ituri / Oriental (Gold), sowie die Kivu-Regionen (Gold, Zinn, Coltan) und Katanga (hauptsächlich Kupfer und Kobalt) (siehe hierzu auch Kartenmaterial im Anhang) (vgl. André-Dumont 2012, S. 69). Besonders im Osten der DRK hegen die Rohstoffe in alluvialen Vorkommnissen vor, d. h. sie können ohne großen finanziellen und technischen Aufwand gefördert werden (vgl. Liebing 2009, S. 93). Aber nicht nur dort, sondern landesweit, stellen sie eine wichtige Möglichkeit zum Verdienst des Lebensunterhaltes dar, denn so leben beispielsweise 80% der Bevölkerung der Provinz Katanga vom Bergbau (vgl. Putzei / Kabuyaya 2011, S. 13).

Abb. 1 : Verteilung der Rohstoffe in der DR Kongo[4]

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Neben den Verdientsmöglichkeiten für die Bevölkerung bringen die Rohstoffvorkommen im Land jedoch auch Sorgen mit sich, denn sie sind Auslöser für gewaltsame Auseinandersetzungen. Die kongolesische Armee, sowie in- und ausländische Rebellentruppen kämpfen um Territorien, um an die begehrten Bodenschätze zu gelangen (vgl. Liebing 2009, S. 93). Hierbei werden besonders die Minen im Osten der DRK von Rebellentruppen unter katastrophalen Arbeitsbedingungen ausgebeutet (vgl. Lauster et al. 2010, S. 2). Sollte der Bergbau doch eigentlich ein bedeutsamer Ressourcengenerator für den Staat sein, lässt sich feststellen, dass die Performance weit unter dem des Möglichen liegt. Geschätzt werden weniger als 20% der eigentlich erzielbaren Steuereinnahmen vom Staat erfasst. Dies mag vereinzelt an privaten oder Steakholderinteressen hegen, mit denen keine Verbesserung des Allgemeinwohls beabsichtigt wird (vgl. Lintzer / Garret 2009, S. 401). Oft sind es die Regierungen ressourcenreicher, durch jahrelange Konflikte gekennzeichneter Länder, welche dazu tendieren durch persönliche Anteile (z. B. durch Verwandte) die Kontrolle über Ressourcen zu erlangen (vgl. Alden / Alves 2009, S. 18).

Für die Kapitalgeber des Westens war die hier beschriebene Unsicherheit des Staates unterdessen immer ein Hindernis ihr Geld zu investieren (vgl. Jansson et al. 2009, S. 27). Entsprechend fehlt es der DRK nach wie vor an finanziellen Mitteln im Bereich der Infrastruktur, die zur Ausschöpfung des vollen Potentials der Ressourcen - und somit dem Vorantreiben der Wirtschaft des Landes - dringend notwendig wären (vgl. PRS Group 2012a, S. 20).

2,1.3 Wirtschaft und Infrastruktur

Die Wirtschaft der DRK weist im Jahr 2011 ein Bruttoinlandsprodukt von 16,3 Milliarden US-Dollar auf (vgl. Auswärtiges Amt 2012). Erwirtschaftet wurde dieses überwiegend im Agrarsektor. Nach all den Kriegsjahren leben die Menschen im Land hauptsächlich von Subsistenzwirtschaft und so belief sich der von dieser abhängigen Anteil der Bevölkerung im Jahr 2006 auf 70% (vgl. Jansson et al. 2009, S. 26). Zu den landwirtschaftlichen Erzeugnissen zählen Maniok, Mais, Reis, Bananen, Kaffee und Zuckerrohr, sowie Tee, Kakao und Palmöl. Des Weiteren bieten die weitläufigen Wälder dem Land reichlich Holz und Kautschuk (vgl. Hütz-Adams / Hunold 2008, S. 8).

Die neben dem Agrarsektor wichtigste Einnahmequelle für die DRK stellen die Bodenschätze dar (vgl. Hütz-Adams / Hunold 2008, S. 8). So gibt es im Land schätzungsweise zwei Millionen Bergleute und rund 10 Millionen vom Kleinbergbau abhängige Menschen (vgl. Schlager / Lohmann 2012, S. 22). Alleine in den Kobalt- und Kupfemiinen in Katanga arbeiteten vor der Wirtschaftskrise im Jahr 2008 67.000 Personen (vgl. Jansson et al. 2009, S. 26).

Doch leider sieht sich das Land parallel zu den sich aus den Resourcenvorkommen ergebenden Möglichkeiten auch Hindernissen gegenüber. Die Infrastruktur des Staates ist weitgegehend unterentwickelt (vgl. PRS Group 2012b, S. 1) und solche, die vorhanden war, wurde zu großen Teilen durch die andauernden Konflikte zerstört und noch nicht wieder aufgebaut (vgl. Foster / Benitez 2011, S.1). Ebenso mangelhaft ist die Stromversorgung des Landes. Während gerade mal 30% der Stadtbevölkerung Zugang zu diesem haben, liegt der Anteil der in ländlichen Regionen lebenden Menschen sogar bei nur 1%. Zwar bietet sich der DRK durch die zahlreichen Flüsse des Landes die Möglichkeit zur Erzeugung von Strom aus Wasserkraft, doch scheint man diese derzeit noch nicht nutzen zu können. Ersichtlich wird dies am landesweiten Anteil der mit Strom versorgten Bevölkerung, welcher bei gerade mal 6% - einem Wert weit unter dem ohnehin niedrigen Durchschnittswert von Subsahara-Afrika (24,6%) - liegt (vgl. Hütz-Adams 2008, S. 5ff).

Die Entwicklung einer Infrastruktur in der DRK wird durch die Weitläufigkeit des Landes erschwert, denn 70% der Menschen leben in ländlichen Gegenden und auch die Städte liegen weit auseinander (vgl. Hütz-Adams 2008, S. 14). Zum Aufbau vernetzter Versorgungssysteme werden entsprechend dringend Investoren benötigt (vgl. Foster / Benitez 2011, S. 1). Zwar macht der Staat bei der Gewinnung solcher seit den Wahlen 2006 langsam Fortschritte, doch ist der Zugang zu Krediten immernoch begrenzt, denn ausländische Investoren betrachten das Land nach wie vor als herausfordernde Geschäftsumgebung. Korruption und Fehlmanagement werden hierbei oft als prinzipielles Hindernis für Geschäftstätigkeiten in der DRK angegeben (vgl. PRS Group 2012b, S. 1, 8).

Nichts desto trotz pflegt der Staat bereits mit 52 Ländern bilaterale Handelsabkommen und gehört darüber hinaus verschiedenen internationalen und regionalen Handelsorganisationen, wie der Welt-Handelsorganisation (WTO), der Wirtschaftsgemeinschaft der zentralafrikanischen Staaten (ECCAS), der Nilbecken-Initiative (NBI), sowie der Wirtschaftsgemeinschaft der Länder der Großen Seen (CEPGL), an (vgl. PRS Group 2012a, S. 9). Investoren, welche sich von dem herausfordernden Gechäftsumfeld nicht abschrecken lassen, bietet das Land viele einsatzbereite Arbeiter. Leider verfügen sie jedoch selten über die am Arbeitsplatz geforderten Fähigkeiten und müssen demzufolge angelernt werden (vgl. PRS Group 2012a, S. 10). Gleichzeit bringen nicht wenige der in der DRK aktiven chinesischen Unternehmen ihre eigenen Arbeitskräfte mit ins Land (vgl. Trinh et. al 2006, S. 10).

Das Engagement der sie beschäftigenden Unternehmen in der DRK wird im späteren Verlauf dieser Arbeit erläutert werden.

2.2 Volksrepublik China

2.2.1 Wirtschaftliche Entwicklung

Oft ist vom Wirtschaftswunder der VR China die Rede (vgl. Heilig 2005, S. 6). Im Jahr 2010 betrug das Bruttoinlandsprodukt des 1,3 Milliarden Einwohner Staates 5.93 Billionen USD(vgl. Transparency International 2013). Und auch für die voran gegangen Jahre hat man ein enomies Wachstum des Pro-Kopf-Einkommens vorzuweisen, denn dieses war zwischen 2003 und 2008 um durchschnittlich 10% gewachsen und führte dieses Wachstum in den folgenden Jahren, trotz weltweiter Wirtschaftskrise, mit 8,7% fort (vgl. Faust / Yang 2013, S. 7).

Eingeleitet wurde der Wendepunkt in der chinesischen Wirtschaft, die einst zu den ärmsten der Welt zählte, durch den Tod Maos am 09.9.1967, auf welchen unter Führung von Deng Yiaoping eine Phase der Modernisierung folgte (vgl. Zarzer 2006, S. 61). Im Zuge der Reformbewegung Mitte der 80er Jahre wurden น. a. mehrere Küstenstädte offiziell für ausländische Direktinvestitionen geöffnet und das Außenhandelssystem liberalisiert (vgl. Taube 2006,S. 5f.). Generell leiteten die Refomien eine Phase zunehmender wirtschaftlicher Freiheiten und Globalisierung ein, die innerhalb kurzer Zeit zu einem Aufschwung führten (vgl. Hermes 2012, S. 1), der sich für viele Bewohner des Landes in einer drastischen Verbesserung der Lebensbedingungen zeigte (vgl. PRS Group 2011, S. 12).

Im Zuge dieses wirtschaftlichen Aufschwungs löste die VR China im Jahr 2010, nachdem sie im vorangegangen Jahr zum ersten Mal Export-Weltmeister geworden war, Japan als zweitgrößte Wirtschaftsnation ab. Mit einem Export-Volumen von 840 Milliarden, welches hauptsächlich durch die Ausfuhr von Mobiltelefonen, Unterhaltungselektronik, sowie Telekommunikationsausrüstung voran getrieben wurde, hatte man Deutschland überholt. Des Weiteren dominiert die VR China heute, neben ihrer führenden Rolle in der Elektroindustrie, den Schiffsbau. Und selbst im Maschinenbau, dem Fachgebiet der deutschen Wirtschaft, gewinnt die VR China zunehmend an Bedeutung (vgl. Faust / Yang 2013, S. 8fi).

In der Bilanz machen Chinas Exporte heute ca. 33,4% des Bruttoinland Produkts aus (vgl. Faust / Yang 2013, S. 9). An dieser Stelle nicht unerwähnt bleiben sollte allerdings derBeitritt der VR China zur WTO im Jahr 2001, denn durch die Integration in den Weltmarkt, die dieser mit sich brachte, verfünffachten sich die Ausfuhren des Landes (vgl. Bader 2008, S. 29). Neben der offizielle Anerkennung der VR China in der Weltwirtschaft, bezeichnet der Beitritt zur WTO jedoch auch die uneingeschränkte Einbindung Chinas in die Regelfindung und institutionelle Ausgestaltung des Welthandels (vgl. Taube 2003, S. 9).

Als Folge des Export-Handels sind die steigenden Einnahmen von Devisen zu erwähnen. So verfügte die VR China im Jahr 2006 über die größten Devisenreserven der Welt, welche es dem Land erlauben Entwicklungsländern günstige Kredite anzubieten und es somit zu einem attraktiven Partner in der wirtschaftlichen Zusammenarbeit mit eben diesen machen (vgl. Hofmann 2005, S. 3).

Das Interesse an einer wirtschaftlichen Kooperation mit den oft rohstoffreichen Ländern liegt allerdings im eigenen Interesse, denn die VR China verfügt in ihrem Land nicht über ausreichend Reserven an öl, Nutzholz oder mineralischen Ressourcen, um ihr schnelles Wachstum selbstständig erhalten zu können (vgl. Bosshard 2007, S. 2). Nötstaller und Wagner (2007) zeigen den Zusammenhang zwischen Metallverbrauch und der Entwicklung der Wirtschaftsleistungen in der VR China mit folgender Grafik: [5]

Abb. 2: BIP und Metallverbrauch in China 1980 - 2005'

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Begründet wird der Anstieg der Nachfrage nach mineralischen Rohstoffen Nötstaller und Wagner (2007) zu Folge durch den Aufbau von Infrastruktur und der Sachgütererzeugung, welcher beim Übergang von einer Agrar- zur Industriegesellschaft erfolgt (vgl. Nötstaller / Wagner 2007, S. 383f).

Damit die VR China in den folgenden Jahren ihre Nachfrage nach Rohstoffen decken kann, sind dringend Investitionen im Ausland, sowie der Handel mit Rohstoffen notwendig (vgl. Bosshard 2007, S. 2). Afrikanischen Staaten fehlt es unterdessen an physischen und menschlichen Fähigkeiten die im Land vorhandenen Ressourcen abzubauen und bieten der VR China gleichzeitig einen Absatzmarkt für die im Aufschwung produzierten Gebrauchsgüter (vgl. Marysse / Geenen 2009, S. 375f).

Während anfangs zur Sicherung der Rohstoffversorgung lediglich staatliche chinesische Unternehmen im Ausland aktiv waren, ermutigt Peking mittlerweile zunehmend auch kleine und private Betriebe zur Expansion und zu Auslandsinvestitionen (vgl. Faust / Yang 2013,S. 17f). Dieser Strategie folgend, wurde der Staat im Jahr 2007 zu einem der wichtigsten Geber für Investitionen im Ausland. Hierbei investierten rund 7000 chinesische Betriebe 118 Milliarden USD in 173 Ländern (vgl. Jauch / Yaw Baah 2009, S. IX). Trinh et al. (2006) zu Folge wird der Rohstoffhunger der VR China in den nächsten 15 Jahren auch weiterhin bestehen (vgl. Trinh et al. 2006, S. 1). Um die Abhängigkeit von anderen Ländern zu vemieiden hat man jedoch begonnen seine Bezugsquellen zu diversifizieren (vgl. Asche / Schüller 2007, S. 4).

Abschließend bleibt zu erwähnen, dass neben den Verbesserungen hinsichtlich der Lebensqualität, die das wirtschaftliche Wachstum der VR China für einen Teil ihrer Bevölkerung mit sich brachte, es auch Schattenseiten in sich birgt. Hierzu zählen bspw. die ungleichen Einkommensverhältnisse, welche zwischen der Stadt- und Landbevölkerung bestehen (vgl. Hofmann 2006, S. 3). Generell führt die hohe Inflationsrate des Landes zu sozialer Unzufriedenheit. So stiegen die Preise für Lebensmittel im Jahr 2010 um 11,7% (vgl. Faust / Yang 2013, S. 10), während Löhne im Vergleich zum durchschnittlichen Wirtschaftswachstum nur langsam erhöht wurden (vgl. Bader 2008, S. 29). Und auch die Arbeitsbedingungen in chinesischen Unternehmen führen immer wieder zu Protesten (vgl. Piepel 1998, S. 97).

2.2.2 Arbeitsbedingungen

Häufig liest man in den Medien über schlechte Arbeitsbedingungen in der VR China (vgl. Spiegel Online 2013). Neben mangelndem Freizeitausgleich bei niedrigen Löhnen, sowie unzureichender Arbeitssicherheit und daraus folgenden Arbeitsunfallen (vgl. Piepel 2002, S. 9), wird beklagt, dass Arbeiter auf Betriebsgeländen festgehalten werden und man ihnen auf diesen gar das Sprechen verbietet. Zu häufige Toilettenbesuche können geahndet werden und sogar Heiratsverbote werden immer öfter für die Mitarbeiter verhängt. Bei Verstößen droht man ihnen mit Entlassungen, Geldbußen oder gar körperlicher Misshandlung (vgl. Zarzer 2006, S. 63).

Dabei sieht das Chinesische Arbeitsgesetz von 1994 auf dem Papier zunächst vielversprechend aus, denn es sichert den Arbeitern Basisrechte zu, welche Ruhetage, Löhne, Entlassungen und Kündigungen, sowie Arbeitszeiten, Arbeitssicherheit und Arbeitsstreitigkeiten regeln. Im Jahr 2008 wurden mit dem Labour Disputes Conciliation and Arbitration Law und dem Labour Contract Law zudem zwei weitere Gesetze erlassen, wobei letzteres fest legt, dass jeder Arbeitnehmer einen Arbeitsvertrag haben sollte, in dem seine Rechte und Ansprüche geregelt sind (vgl. Jauch / Yaw Baah 2009, S. 31).

Doch trotz der bestehenden gesetzlichen Rahmenbedingungen zeigt die Erfahrung der Arbeiter, dass in den Betrieben weiterhin unfaire Arbeitsbedingungen, gekennzeichnet von Unterdrückung und Ausnutzung, vorzufinden sind (vgl. Jauch / Yaw Baah 2009, S. 33). Erschwerend kommt hinzu, dass die grundlegenden Rechte und chinesischen Arbeitsgesetze unter den Arbeitnehmern weitgehend unbekannt sind. Die staatliche Arbeitsaufsicht, die für die Überprüfung der Einhaltung von Arbeitsrechtsnormen und Arbeitsschutz verantwortlich ist, ist zudem unzureichend ausgestattet und nicht selten korrupt (vgl. Piepel 2002, S. 11). Li Qiang (2013), Aktivist sowie Gründer und Leiter der Organisation China Labour Watch, macht auf das mangelnde Interesse der Umsetzung der Gesetze aufmerksam. Ihm zu Folge verzichten lokale Behörden hierauf, um multinationale Unternehmen ins Land zu locken (vgl. Qiang 2013, S. 61).

Die Vertretung der Arbeitnehmer durch unabhängige Gewerkschaften, um gegen die Arbeitsbedingungen vorzugehen, ist in der VR China verboten (vgl. PRS Group 2011, S. 8). Werden sie dennoch aktiv, drohen Festnahmen, Inhaftierungen, sowie die „Umerziehung durch Arbeit“ in sogenannten Arbeitslagern (vgl. Zarzer 2006, S. 63). Einzig zugelassen in der VR China ist die All China Federation of Trade Unions (ACFTU), welche allerdings einen top-down Ansatz verfolgt. Diesem entsprechend wird im Zuge von Verhandlungen, bevor es zur Beratung mit den Arbeitnehmern kommt, meist erst eine Einigung mit deren Arbeitgebern angestrebt. Und nicht selten sitzen Vorsitzende dieser Gewerkschaft gleichzeitig im Management von Unternehmen oder stehen in einem Verwandtschaftsverhältnis mit den Arbeitgeber (vgl. Jauch / Yaw Baah 2009, S. 37).

Entsprechend der Gewerkschaftssituation ist es nicht verwunderlich, dass heute jeder zweite Arbeitsplatz in der VR China nicht durch Arbeitsverträge und Sozialversicherungszahlungen geschützt ist. Die dabei sogenannten informell beschäftigten Personen stammen vorrangig aus Bevölkerungsgruppen, die eine benachteiligte Position im Arbeitsmarkt einnehmen. Hierzu zählen ältere Menschen und Personen mit geringerer Qualifikation (vgl. Braun 2011, S. 11, 13).

In den Unternehmen der VR China scheint man von fairen Arbeitsbedingungen demnach noch weit entfernt zu sein. Im Zuge der Globalisierung und der damit einhergehenden Ausdehnung westlicher Unternehmen, sowie Einbeziehung chinesischer Zulieferuntemehmen in deren Wertschöpfungskette, wächst allerdings der Druck die Arbeitsstandards zu verbessern. Dabei stößt die Forderung nach Einhaltung von Menschenrechte in der VR China nicht überall auf Zustimmung. Zudem fehlt es vielen chinesischen Betrieben an den nötigen Kenntnissen zur Umsetzung von Corporate Social Responsibility[6] (CSR) - Maßnahmen bei gleichzeitiger Sicherung der Wettbewerbsfähigkeit (vgl. Chahoud 2008, S. 4).

Erste Schritte zur Entwicklung einer CSR-Politik in staatlichen Unternehmen hat die Kommission des Staatsrats zur Kontrolle und Verwaltung des Staatsvermögens (SASAC), deren Aufgabe in der Modernisierung und Umstrukturierung staatlicher Betriebe liegt, vorgelegt. In einem von ihr formulierten Dokument werden wichtige CSR-Elemente hervor gehoben, die durch staatliche Unternehmen umzusetzen sind. Die wichtigsten aufgefiihrten Punkte hegen hierbei in der Verantwortung der Unternehmen gegenüber ihren Stakeholdem, der Umwelt und ihres Geschäftsziels. Zur verbesserten Umsetzung der Aktivitäten fordert man die Unternehmen zur Durchführung von Maßnahmen wie dem Training und der Ausbildung zur Förderung des CSR-Bewusstseins, sowie der Förderung des Dialogs mit ihren Stakeholdem. Ebenso genannt werden die Analyse von best practices, sowie die Mitwirkung bei der Entwicklung internationaler Standards (vgl. Chahoud 2008, S. 3f.).

In wie weit die hier vorgestellten Maßnahmen in die Praxis umgesetzt werden und welche Bedeutung ihnen insbesondere in innerhalb der DRK agierenden Unternehmen zu kommt, wird im späteren Verlauf dieser Arbeit erläutert werden.

3 Wirtschaftliche Beziehungen zwischen China und der DR Kongo

3.1 Historischer Verlauf der Wirtschaftsbeziehungen

Im Gegensatz zu den Beziehungen zwischen afrikanischen Ländern und Europa, sowie Nord-Amerika, war das Verhältnis zur VR China immer freundlicher Natur (vgl. Bosshard 2007, S. 6). In Staaten wie Angola und Kongo (späteres Zaire und heutige DRK) war es hauptsächlich dadurch begründet dem Einfluss der Sowjetunion entgegen zu treten. Entsprechend bot die VR China den Ländern moralischen, sowie materiellen Beistand im Kampf um politische Freiheit (vgl. Jauch / Yaw 2009 Baah, S. 1). Jahre später erinnern sich die Regierungen vieler afrikanischer Länder immer noch an die erhaltene Unterstützung gegen die Kolonialmächte und bewundern die VR China außerdem für ihre wirtschaftlichen Erfolge der letzten Jahre (vgl. Bosshard 2007, S. 6).

Gepflegt werden die Beziehungen zwischen den Ländern durch die Staatsführer. So besuchten der chinesische Präsident Hu Jintao und Premierminister Wen Jiabao zwischen April 2006 und Februar 2007 48 afrikanische Staaten (vgl. Bosshard 2007, S. 6). Beim Gipfeltreffen in Peking im Jahr 2006 ermutigte der Präsident der VR China chinesische Unternehmen in Afrika zu investieren und verkündete die Öffnung des Marktes für 440 Produkte, die seither steuerfrei von Afrika in die VR China exportieren werden können (vgl. Manzanza Lumingu 2012, S. 2).

Die Beziehung zur DRK gehen unterdessen bis ins Jahr 1972 zurück (vgl. Jansson 2011, S. 6). Bereits zur Zeiten der Regierung von Mobutu Sese Seko pflegte die VR China ein freundliches Verhältnis zur DRK und finanzierte dem Staat in dieser Zeit große, prestigeträchtige Infrastrukturprojekte, wie den People’s Palace und das Fußball Stadion in Kinshasa, für welche kein anderes Land aufkommen wollte (vgl. Marysse / Geenen 2009, S. 377). Weitere Unterstützung erhielt die DRK durch die Sendungen chinesischer ÄrzteTeams, sowie der seit dem Jahr 2003 entsandten Truppen im Rahmen der UNFriedensmission. Mobutu selbst besuchte die VR China während seiner Amtszeit als Präsident fünf Mal (vgl. Global Witness 2011, S. 12). Und auch von Präsident Laurent Kabila, sowie seinem Sohn Joseph Kabila wurde das Verhältnis in der darauf folgenden Zeit durch einige Verpflichtungen und Kooperationen fortgeführt (vgl. Marysse / Geenen 2009, S. 377).

Trotz langjähriger Freundschaft zwischen beiden Ländern, nahm die DRK in der durch Krieg charakterisierten Zeit vor den Wahlen 2006 nur eine Nebenrolle für die VR China ein, denn erst nach diesen begann die VR China aktiver im Land aufzutreten (vgl. Jansson 2011, S. 6). Mittlerweile ist die Bedeutung des sino-kongolesischen Handels dramatisch gewachsen. Während das Handelsvolumen im Jahr 1995 noch 1.5 Millionen USD betrug, lag dieses im Jahr 2005 bei 368 Millionen USD, womit die VR China in einem Jahrzehnt zum wichtigsten Abnehmer kongolesischer Exporte wurde (vgl. Marysse / Geenen 2009, S. 377).

3.2 Chinas aktuelles Engagement in der DR Kongo

3.2.1 Investitionen und Handel

Das Wirtschaftsverhältnis zwischen der VR China und den afrikanischen Ländern hat sich über die letzten Jahre signifikant verändert (vgl. Marysse / Geenen 2009, S. 377). Dabei beruht das Vordringen der VR China auf dem afrikanischen Kontinent auf vier Säulen. Neben Entwicklungshilfe und Einwanderung sollen Investitionen und Handel intensiviert werden. Hierbei betont die VR China zwar die Bedeutung einer breiten Streuung der wirtschaftlichen Interessen in nahezu allen afrikanischen Branchen und Ländern, legt den Schwerpunkt jedoch auf die Sicherung von Ressourcen wie öl, Mineralien, Holz und Agrarstoffen (vgl. Asche / Schüller 2007, S. 11). Zu erkennen ist dies auch am Wert der grenzüberschreitenden Fusionen, welche in den Jahren 2003 - 2009 zu 66% im Bereich Energie und Bergbau stattfanden (vgl. Robinson et al. 2009, S. 8).

Abb. 3: Wert aller grenzüberschreitenden Untemehmensfusionen nach Sektor[7]

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Ebenso wenig überraschend ist es, dass der starke Anstieg von Chinas Anteil am afrikanischen Handel auf 9% im Jahr 2005 hauptsächlich auf Rohstoffexporte zurück zu führen ist (vgl. Marysse / Geenen 2009, S. 377).

Eines dieser Länder, aus denen die VR China seine Rohstoffe bezieht, ist die DRK, wie der signifikante Anstieg im Handel dieser mit der VR China deutlich macht (vgl. Marysse / Geenen 2009, S. 378.). Zwischen 1995 und 2008 aus der DRK nach China überführt, wurden Diamanten, Kupfer, Kobalt und anderen Mineralien, sowie Holzprodukte und Chemikalien. Im Jahr 2008 machten diese Exporte die VR China zum größten Handelspartner der DRK, wobei man andere Länder wie Südafrika und Belgien überholte (vgl. Jansson et al. 2009, S. 31f).

Abb. 4: Entwicklung des sino-kongolesischen Handels[8]

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Aktiv sind in der DRK sowohl private als auch staatseigene Unternehmen der VR China (vgl. Jansson et al. 2009, S. 46). Letztere erhalten für ihr langfristig angelegtes Engagement, insbesondere dem im Rohstoffsektor, direkte Subventionen bzw. vergünstigte Kredite. Private Unternehmen hingegen agieren auf eigenem Risiko, erhalten allerdings auch staatlich geförderte Erleichterungen im Kapitalmarkt und zudem interne Informationen über die afrikanischen Märkte (vgl. Asche / Schüller 2007, S. 15).

Eine wichtige Rolle im Bereich chinesischer Investitionen in der DRK nimmt Chinas Export-Import Bank [9] (Exlm-Bank) ein. Durch sie wurden im Jahr 2007 in Afrika Darlehen in Höhe von 6.5 Milliarden USD bereit gestellt. Diese Darlehen werden oftmals für Infrastrukturprojekte genutzt, sind aber auch Bestandteil anderer größerer Kooperationen zwischen afrikanischen und chinesischen Ländern, wozu Handelsabkommen, Waffenexporte und Studentenaustauschprogramme zählen. Der Vorteil der Darlehen liegt in ihrer Zinsgünstigkeit. Von ihnen profitieren allerdings hauptsächlich staatliche Betriebe, denn 90% der Exportkredite erhalten diese (vgl. Bosshard 2007, S. Iff).

Zu den von China finanzierten Projekten zählt bspw. das China-Congo Telecom пеРлюгк project. Für das Projekt aus dem Jahr 2001 fielen Projektkosten von insgesamt 20 Millionen USD an, von denen die VR China die Hälfte finanzierte (vgl. Foster et al. 2009, S. 101). Weitere Beispiele von Projekten mit chinesischen Kapitalgebem stammen aus dem Bergbau. Investoren von Abbauprojekten von Kupfer sind bspw. Wmabao Resources und Shanghai Industrial Investment (Holdings) Co. Ltd.. Investitionen in Projekte, die außer Kupfer auch Kobalt fördern, wurden durch Xinglong Bicycle Co. Ltd, die China National Overseas Engineering Corporation (COVEC) und die China Railway Engineering Co. Ltd. (CREGC) übernommen. Die China Petroleum & Chemical Corporation hingegen ist bei der Ergründung von ölfeldem aktiv (vgl. Foster et al. 2009, S. 122).

Zwar ist die VR China und ihre Unternehmen für ihr Engagement unabhängig von innenpolitischen Angelegenheit bekannt, doch bleibt zu betonen, dass dieses dennoch nicht frei von Bedingungen ist. So stellt die Exlm-Bank zum Beispiel Forderungen, wie etwa das Heranziehen chinesischer Firmen als Auftragnehmer und den Import chinesischer Arbeitskräfte, an ihre Schuldner (vgl. Trinh et al. 2006, S. 10). Außerdem müssen mindestens 50% der bei Projekten verwendeten Materialen aus der VR China stammen (vgl. Bosshard 2007, S. 4).

[...]


[1] Die DRK stand bis ins Jahr 1960 unter belgischer Kolonialherrschaft (vgl. Htitz-Adams 2011, ร. 188).

[2] „Der Welthunger-Index [...] ist ein Instrument, mit dem die weltweite Himgersituation umfassend berechnet und dargestellt wird. Er wird jährlich vom Internationalen Forschungsinstitut für Emähnmgs-und Entwicklungspolitik (IFPRI) berechnet, zeigt Erfolge imd Misserfolge bei der Hungerbekämpfung auf und bietet Erklärungen für die Ursachen von Hunger." (von Grebmer et al. 2012, ร. 7).

[3] Laurent Kabila wurde im Januar 2001 von seinem eigenen Leibwächter ermordet (vgl. Henken 2006, ร. 2).

[4] vgl. Hütz-Adams / Hunold 2008, ร. 18.

[5] vgl. Nötstaller / Wagner 2007, ร. 384.

[6] Die Europäische Kommission definiert CSR als „[...] ein Konzept, das den Unternehmen als Grundlage dient, auf freiwilliger Basis soziale Belange und Umweltbelange in ihre Untemehmenstätigkeit und in die Wechselbeziehungen mit den Stakeholdem zu integrieren“. (Europäische Kommission 2001, ร. 7).

[7] vgl. Robinson et al. 2009, S. 8.

[8] vgl. Marysse / Geenen 2009, ร. 378.

[9] 1994 gegründet; im Besitz der chinesischen Regierung, welche jedoch nicht prinzipiell für deren Verpflich- ümgen haftet; fördert Exporte, um China’s industriellen Strategien bezüglich Handels- und Auslandsinvestitionen umzusetzen (vgl. Bosshard 2007, ร. 3).

Ende der Leseprobe aus 78 Seiten

Details

Titel
Chinas Rohstoffinteressen in der Demokratischen Republik Kongo
Hochschule
Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt am Main
Autor
Jahr
2013
Seiten
78
Katalognummer
V233141
ISBN (eBook)
9783656502845
ISBN (Buch)
9783656503668
Dateigröße
1312 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Africa, Afrika, DRK, China, Rohstoffreserven, Arbeitsbedingungen, Investitionen, Sicomines, Bergbau, Risiken, Chinesisches Engagement, Kinderarbeit, Ulrich, Integrative Wirtschaftsethik, Integrative Unternehmensethik, Konfliktmineralien, Coltan, Zwei-Welten-Konzept, EXIM, Rohstoffe, Tantal, Katanga, Kivu, China Railway Engineering Corporation, Initiative für Transparenz in der Rohstoffwirtschaft, EITI
Arbeit zitieren
Jana Bäcker (Autor:in), 2013, Chinas Rohstoffinteressen in der Demokratischen Republik Kongo, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/233141

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