Abergläubische Elemente in der interkulturellen Kommunikation

Anhand des Beispiels: der "Böse Blick"


Seminararbeit, 2009

18 Seiten, Note: 2,1


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Vorüberlegung - Umgrenzung

3. Beispiele für abergläubische Elemente
3.1. Der Böse Blick (Beispiele + Abwehr)

4. Erklärung und Herkunft

5. Fazit

6. Quellenverzeichnis

1. Einleitung

Auf Holz klopfen, nachts kein Wasser vor die Türe schütten, die Handtasche keinesfalls in der Straßenbahn auf den Boden stellen: Beispiele dafür, woran ein Mensch Glück oder Unglück festzumachen versucht. Jede Kultur und jede Epoche kennt dabei eigene Versionen eines „Aberglaubens“1.

Um diese verschiedenen Volksweisheiten und Aberglauben genauer zu beleuchten wird sich die vorliegende Arbeit zunächst damit befassen, was man als Aberglauben bezeichnen kann und wie sich dies in interkulturellem Kontext bemerkbar macht. Anhand einiger Beispiele soll dann die Natur des Aberglaubens dargestellt werden, speziell sollen dabei neben dem deutschen Aberglauben auch Beispiele aus der Türkei, Italien und Griechenland aufgeführt werden. Aus dem persönlichen Interesse des Verfassers heraus wird dabei der Fokus auf Aberglauben bezüglich ‚Böser Blick‘ liegen. In der anschließenden Analyse wird dann gezeigt, welche Wurzeln diese verschiedenen Volksglauben aufweisen. Im darauf folgenden Fazit wird schließlich noch einmal der Frage nachgegangen, was Aberglauben im interkulturellen Kontext bedeutet und welche Konsequenzen sich dadurch für die interkulturelle Kommunikation ergeben können. Grundlage für diese Arbeit waren insbesondere folgende Werke: Thomas Hauschild „Der Böse Blick“ sowie Eckerts und Formozis Betrachtungen zum Mazedonischen Aberglauben.

2. Vorüberlegung - Umgrenzung

Dank zahlreicher Vampir- Literatur und Hollywood - Filmen weiß man: Knoblauch schützt vor Vampiren.2 Woher dieses ‚Wissen‘ stammt und auf was es sich begründet, ist den wenigsten bekannt. Aber woher kommt dieser Glauben, wie entsteht und überliefert sich Aberglauben allgemein? Schmitt zum Beispiel sieht die Wurzeln des heutigen Aberglaubens in der Historie3: „(…) Aberglauben (superstitio) ist nicht mehr und nicht weniger als ein (übrigens sehr alter) Begriff, der bei seiner Wanderung durch die Jahrhunderte und durch die verschiedenen (heidnischen, katholischen, protestantischen) Religionen seinen Sinn oft verändert hat. Die Sachverhalte, die er bezeichnet, die Zwangsmaßnahmen, die er gerechtfertigt, die kulturellen Brenn- punkte, die er auf diese Weise ins Licht gerückt hat, waren immer wieder andere.“4

Das Wörterbuch des Aberglaubens definiert Aberglaube „als einen Begriff, der die Bereiche des Wahrsagens und der Zeichendeutung sowie des magischen Wissens und der zauberischen Praxis umgreift.“5 Zunächst lässt sich anhand der Wortbestandteile „Aber- Glauben“ deutlich machen, das er sich als Gegensatz zum (wahren) Glauben versteht. Die ursprüngliche lateinische Bedeutung des Verbs ‚super-stare‘(‚oben darauf stehend‘) „bezeichnet die Situation eines Zeugen, der ein vergangenes Ereignis ‚überlebt‘ hat und deshalb bezeugen kann, dass es tatsäch- lich statt gefunden hat.“6 Im ursprünglichsten Sinne kann damit noch nicht von einer Abhängigkeit von (heidnischer oder frühchristlicher) Religion gesprochen werden. Erst im Verlauf der Zeit nimmt ‚superstitio‘ den Beigeschmack eines Lasters7 an. Die frühen christlichen Autoren formen den Begriff schließlich zu seiner noch heute gültigen Bedeutung um: „Aberglauben [wird A. d. V] nur noch in seiner negativen Bedeutung [verstanden A. d. V.], [der A. d. V.] Begriff ein für alle Mal der ‚Religion‘ gegenübergestellt, um ihn dann auf all jene Formen des Heidentums anzuwenden, die das Christentum so vehement bekämpfte, vor allem auf das Wahrsagen mit Hilfe von Totenbeschwörung (Nekromantie) und auf den Götzendienst (Idolatrie).“8

Mit dem Verfall der kirchlichen Anziehungskraft in der modernen Zeit schließlich tritt der Aberglaube aus der dichotomen Stellung mit den christlichen Dogmen in eine neue Position: „Abergläubische Praktiken oder Vorstellungen geraten heute kaum mehr mit den Vorschriften der kirchlichen Glaubenslehre in Konflikt, befinden sich aber im allgemeinen in einer scharfen Opposition zu jener wissenschaftlichen Rationalität, die sich im Abendland hauptsächlich seit dem 17. Jahrhundert entwickelt hat.“9 So mag man nach einem gelungenen Horrorfilmabend den eingangs erwähnten Knoblauch übermäßig verspeisen - auch wenn Naturwissenschaft und rationaler Menschenverstand das ganze als völlig unsinnig abtun. Doch damit ist man zum Glück nicht allein: „Dieser gleichzeitige oder sukzessive Rückgriff auf zwei verschiedene Logiken - die eine basierend auf einem wissenschaftlichen Weltbild, die andere auf irrationalen Annahmen - ist eine alltägliche Erfahrung; ihre Verbreitung variiert mit der sozialen Schicht, dem Bildungsniveau und den behandelten Themen (…).“10 Da Schmitt mit Fokus auf den geneigten deutschen/europäischen Rezipienten schreibt, lässt er hier den Aspekt der verschiedenen Kulturkreise außen vor. Weil sich diese Arbeit aber mit Aberglauben im interkulturellen Kontext beschäftigt, sei hier noch kurz auf eine Basisdefinition der interkulturellen Kommunikation verwiesen:

Interkulturelle Kommunikation ist die Kommunikation von Teilnehmern unterschiedlicher Kulturen, wobei die einzelnen Teilnehmer aus unter- schiedlichen sozialen Backgrounds stammen, die Kommunikation an sich unterscheidet sich deutlich von intrakulturellen Kommunikationsformen (Gruppen-/Medienkommunikation). Interkulturelle Kommunikation fin- det meist mittels einer fremden weiteren Sprache statt.11 Gegenstand dieser Arbeit wird der Versuch sein herauszufinden, inwieweit sich dabei ähnliche abergläubische Muster in verschiedenen Kulturen wieder finden.

3. Beispiele für abergläubische Elemente

Die Quellenlage zu abergläubischen Elementen in Deutschland und in anderen Kulturen ist erstaunlich gut - um allerdings auch aktuelle Bei- spiele anführen zu können, die aus anderen Kulturkreisen stammen, wurde die Mithilfe einiger User aus einer Online-Community bemüht. Dementsprechend muss auch davon ausgegangen werden, das diese Aussagen keinen allgemeingültigen Charakter haben:

[...]


1 Die Bezeichnung Aberglaube wird synonym mit den Umschreibungen ‚Volksglaube‘ ect. verwendet, auch wenn ihnen eigentlich verschiedene Notationen zu Grunde liegen. Im Rahmen dieser Arbeit werden aber ausdrücklich alle Synonyme für ‚Aberglauben‘ im gleichen Wortsinne gebraucht.

2 Müller-Kaspar [2007 S. 386 Stichwort: Knoblauch]

3 Wobei davon auszugehen ist, das Schmitt sich aufgrund seines eigentlichen Fokus auf das europäische Mittelalter dementsprechend wesentlich an europäische Rezipienten richtet. In anderen Kulturkreisen mag sich die Beschreibung eines ‚Aberglaubens‘ anders ausrichten.

4 Schmitt [1993, S. 13], Hervorhebungen und Einschübe im Original

5 Harmening (2005, S. 7)

6 Schmitt [1993, S. 19]

7 Schmitt [1993, S. 20]

8 Schmitt [1993, S. 20]

9 Schmitt [1993, S. 12]

10 Schmitt [1993, S. 12]

11 IKK Forum 2008, diese Definition soll allgemeine Grundlage sein für den Begriff der „interkulturellen Kommunikation“, auch wenn die hier benannte Kommunikationsdefinition keinen Anspruch auf Vollständigkeit erheben kann.

Ende der Leseprobe aus 18 Seiten

Details

Titel
Abergläubische Elemente in der interkulturellen Kommunikation
Untertitel
Anhand des Beispiels: der "Böse Blick"
Hochschule
Universität Regensburg  (Institut für Medien-, Kultur- und Informationswissenschaft)
Veranstaltung
Interkulturelle Kommunikation
Note
2,1
Autor
Jahr
2009
Seiten
18
Katalognummer
V233021
ISBN (eBook)
9783656499169
Dateigröße
452 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
abergläubische, elemente, kommunikation, anhand, beispiels, böse, blick
Arbeit zitieren
Sabrina Sailer (Autor:in), 2009, Abergläubische Elemente in der interkulturellen Kommunikation, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/233021

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