Aufstieg und Sturz des Prätorianerpräfekten Sejan


Hausarbeit (Hauptseminar), 2012

15 Seiten, Note: 1,0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Der Verlauf des Prinzipats des Tiberius bis zum Eintritt Sejans

3. Lucius Aelius Seianus - Lebenslauf

4. Das Handeln des Seianus
4.1. Seianus und Drusus
4.2. Seianus und Agrippina
4.3. Das Verhältnis Sejan - Tiberius

5. Der Sturz Sejans

6. Vergleichende Darstellung der Ereignisse um Sejan bei Tacitus, Sueton und Velleius Paterculus

7. Fazit

8. Quellenverzeichnis

9. Literaturverzeichnis

1. Einleitung

In der folgenden Arbeit werde ich mich mit der Rolle des Prätorianerpräfekten Lucius Aelius Seianus unter der Herrschaft des Kaisers Tiberius auseinander- setzen. Dabei liegt der Fokus auf der Frage, inwiefern Sejan als eigenmächtig handelnde Person gesehen werden kann und welche Absichten hinter seinem Handeln gesteckt haben. Dabei werde ich zunächst eine Aufzeichnung der Ereignisse des Prinzipats des Tiberius bis zum Aufstieg Sejans geben. Darauf- hin werde ich mich zunächst mit der Person Lucius Aelius Seianus beschäfti- gen und seinen Lebenslauf beschreiben. Im nächsten Kapitel werde ich das Handeln Sejans während seiner Blütezeit an einigen Beispielen verdeutlichen. Dabei versuche ich auch ein umfassendes Bild des Verhältnisses zwischen Se- jan und Tiberius zu geben. Das darauffolgende Kapitel beschäftigt sich mit dem Sturz des Sejan. Daran werde ich eine vergleichende Darstellung der Se- jan-Ereignisse bei Tacitus und Sueton anschließen. Danach werde ich die ge- wonnenen Erkenntnisse im Fazit zusammenfassen und festhalten.

Als Quellen zu diesem Themenkomplex nutze ich vor allem Tacitus‘ „Annalen“ und Suetons „Tiberius“. Darüber hinaus verwende ich zusätzliche Sekundärliteratur zu den Themen Tiberius und Sejan.

2. Der Verlauf des Prinzipats des Tiberius bis zum Eintritt Sejans

Nach dem Tod des Augustus im August des Jahres 14 n. Chr. wurde in Rom der erste Princepswechsel notwendig. Dabei ging die Macht auf den Adoptiv- sohn des Augustus, Tiberius, über.1 In den Wochen bis zur endgültigen Klä- rung der Nachfolge stellte Tiberius keinen Anspruch auf die Nachfolgeschaft.2 Die Übernahme verlief ohne Probleme, da Tiberius von Augustus als Nachfol- ger in den Jahren vor dessen Tod aufgebaut wurde. Bereits zu dieser Zeit er- hielt Tiberius die tribunicia potestas, die ihn dazu befähigte, direkt nach dem Tod des Augustus eine Senatssitzung zur weiteren Klärung der Ereignisse ein- zuberufen.3 Die volle Macht als neuer Princeps übernahm Tiberius erst auf deutliches Drängen des Senates. Wie es zur Ermordung des ebenfalls von Au- gustus adoptierten Agrippa Postumus kam, bleibt allerdings ungeklärt.4 Nach dem Herrschaftsantritt kam es zu ersten Unruhen in Pannonien und Germa- nien.5 Tiberius‘ Sohn Drusus gelang es in Pannonien ohne Probleme die Unru- hen zu stoppen. Als Helfer wurde Drusus Sejan zur Seite gestellt.6 Germanicus hatte es mit den Legionen in Germanien nicht so einfach, da diese lieber ihn als Augustusnachfolger ausrufen wollten.7 Um sich diesem zu entziehen, beschwor Germanicus seine Loyalität gegenüber Tiberius und machte den Legionen Zu- geständnisse im Namen des Princeps. Allerdings waren diese Zugeständnisse nicht mit Tiberius abgesprochen.8 Im weiteren Verlauf zog Germanicus mit den Legionen in eine Schlacht gegen die Marser. Er gewann diesen Feldzug mit geringen Verlusten.9 In Folge dessen reagierte Tiberius doppeldeutig. Er war zufrieden, dass beide die Unruhen der Legionen bewältigen konnten. Auf der anderen Seite war er aber über das eigenmächtige Handeln Germanicus‘ nicht erfreut. Er sah die Position des Germanicus zugunsten seiner eigenen gestärkt.10 Dennoch gelang es Tiberius so die erste große Belastungsprobe des neuen Principats zu bewältigen.

Germanicus machte weiter am Rhein auf sich aufmerksam. Er propagierte eine offensive Germanienpolitik, indem er verschiedene Feldzüge unternahm. Im Gegensatz zu Germanicus stand Tiberius für eine defensive Germanienpolitik, die vorsah, die germanischen Stämme sich allein zu überlassen und nur die eigene Grenze zu sichern. Bis zum Jahre 16 n. Chr. wurde viel Geld in die Feldzüge des Germanicus investiert. Tiberius berief ihn zurück nach Rom, ge- währte ihm aber eine Triumphfeier.11 Damit endete auch die Germanienpoltik unter Kaiser Tiberius.12

In der Folgezeit sollte Germanicus für Tiberius in den Osten des Reiches rei- sen. Seine Aufgabe bestand darin die politischen Verhältnisse im Osten auf römische Art zu ordnen. Zusätzlich wurde Germanicus eine größere potestas als allen weiteren Prokonsuln zugesprochen. Nur die Macht des Princeps war höher.13 Gleichzeitig gab es aber eine Einschränkung für Germanicus. Er durfte nicht die Grundlinie der Außenpolitik des Princeps verletzen. Zur besseren Aufsicht wurde dazu Gnaeus Calpurnius Piso Statthalter von Syrien. Während seiner Zeit am Orient zog Germanicus den Zorn des Tiberius und Pisos auf sich, da er ohne Erlaubnis die Provinz Aegyptus betrat. 14 Desweiteren befahl er die Leerung der Getreidesilos in Ägypten, welche die Kammer für das ganze römische Reich war. Sein Befehl soll auf eine Hungersnot in Alexandria zu- rückgehen.15 Damit machte er sich einem noch größeren Verbrechen strafbar. Bei der Rückkehr von Germanicus nach Syrien fand er eine veränderte Welt vor. Sein Auftrag war erloschen und alle seine Anweisungen nicht befolgt oder sogar ins Gegenteil gewendet. Es kam zu einem großen Streit zwischen Piso und Germanicus, der dazu führte, dass Piso zurück nach Rom wollte. Aller- dings wartete Piso ab, als er von einer Krankheit Germanicus erfuhr. Nach der Genesung von Germanicus verordnete Piso, dass keine Gelübde für die Ge- sundheit eines Rebellen zu tun seien.16 In der nächsten Zeit verschlechterte sich Germanicus Zustand zusehends. Aus dem Lager Germanicus‘ kam die An- schuldigung, dass Piso und seine Frau Plancina für diese Verschlechterung verantwortlich waren. Noch im selben Jahr verstarb Germanicus. Somit war Tiberius‘ Sohn Drusus als designierter Nachfolger aufgestiegen. Die syrische Statthalterstelle wurde neu besetzt und Tiberius machte Piso den Prozess.17 Zunächst war es Tiberius selbst, der den Fall untersuchen sollte.18 Nachdem er die Zeugen vernommen und alle Parteien verhört hatte, übergab er die Klärung des Falles an den Senat ohne jedoch selbst eine Entscheidung getroffen zu ha- ben. Vor dem Senat führt er aus, dass das Gericht die Vorfälle im Orient genau betrachten soll und auch mögliche Verfehlungen des Germanicus in Betracht ziehen sollte. Sollte sich allerdings herausstellen, dass sich Piso eines Verbre- chens strafbar gemacht habe, sei dies mit voller Strafe zu belegen.19 Der Pro- zess zog sich eine ganze Weile hin, die Beweisführung war allerdings schwie- rig. Der Vorwurf des Giftmordes konnte nicht aufrecht erhalten werden. Das Volk allerdings forderte vom Senat einen Schuldspruch gegen Piso. Dieser wusste um seinen verlorenen Posten. Er kam einem Schuldspruch zuvor und nahm sich das Leben. Gerüchte über eine mögliche Beteiligung Tiberius‘ an einer möglichen Ermordung Germanicus‘ machten die Runde, konnten aller- dings nie bestätigt werden.20

Im innenpolitischen Bereich versuchte Tiberius den von Augustus vorgegebe- nen Kurs weiterzufahren. Er bemühte sich den Senat und dessen Stellung zu achten, allerdings nahm er sich das Recht, Senatoren aus dem Senat zu entfer- nen und „Aufsteiger“ aus eroberten Provinzen als Senatoren einzusetzen.21 Im Gegensatz zu Augustus verbreitete Tiberius im Senat Schrecken, obwohl er versuchte bei seinen Auftritten einen unauffälligen Charakter an den Tag zu legen. Er hatte das Recht, Beschlüsse des Senats wieder aufzuheben; ebenso wurden seine Einwände gegen Vorschläge stets angenommen.22 Auch mit dem nächsten Stand unterhalb des Senats - den Rittern - verfuhr Tiberius wie Au- gustus. Er beließ es auch bei den augusteischen Strukturen, um die Harmonie zwischen Rittern und dem Senat nicht zu zerstören. Eine Aufhebung der Stan- desunterschiede verhinderte Tiberius. Deutlich wurde dies bei der Verleihung von Aufgaben, die ausschließlich dem Ritterstand zugeteilt wurden. Zu diesen Aufgaben gehörten unter anderem die der Prokuratoren und die der wichtigen Präfekturen in Rom.

[...]


1 Paul Schrömbges: Tiberius und die Res Publica Romana. Untersuchungen zur Institutionalisierung des frühen römischen Principats. Bonn 1986. S. 65. Im Folgenden zitiert als: Schrömbges: Tiberius und die Res Publica Romana.

2 Barbara Levick: Tiberius the Politician. London 1976. S. 69 Im Folgenden zitiert als: Levick: Tiberius.

3 Eck, Werner: Art. Imp. Tiberius Caesar Augustus, in DNP 12/1 (1996), Sp. 532-535. Sp. 532. Im Folgenden zitiert als: Eck: Art. Tiberius.

4 Eck: Art. Tiberius. Sp. 533

5 Tacitus: Annalen. 1, 17

6 Erhard Meissner: Sejan, Tiberius und die Nachfolge im Prinzipat, Erlangen 1968. S. 4. Im Folgenden zitiert als: Meissner: Sejan, Tiberius.

7 Tacitus: Annalen. 1,31, 3

8 Levick: Tiberius. S. 128.

9 Ralf Günther Jahn: Der Römisch-Germanische Krieg, Bonn 2001. S. 210.

10 Levick: Tiberius. S. 128.

11 Levick: Tiberius. S. 132.

12 Levick: Tiberius. S. 134.

13 Levick: Tiberius. S. 141.

14 Levick: Tiberius. S. 154.

15 Levick: Tiberius. S.155f.

16 Levick: Tiberius. S. 155..

17 Levick: Tiberius. S. 155f.

18 Levick: Tiberius. S. 156.

19 Levick: Tiberius. S.156f.

20 Levick: Tiberius. S.157.

21: Zvi Yavetz: Tiberius. Der traurige Kaiser. Biographie, München 1999. S. 81. Im Folgenden zitiert als: Yavetz: Tiberius.

22 Yavetz: Tiberius. S. 82.

Ende der Leseprobe aus 15 Seiten

Details

Titel
Aufstieg und Sturz des Prätorianerpräfekten Sejan
Hochschule
Ruhr-Universität Bochum  (Historisches Institut)
Veranstaltung
HS Tiberius
Note
1,0
Autor
Jahr
2012
Seiten
15
Katalognummer
V232735
ISBN (eBook)
9783656494911
ISBN (Buch)
9783656495154
Dateigröße
452 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Seianus, Tiberius, Rom, Prinzipat, Prätorianerpräfekt, Sejan
Arbeit zitieren
André Thorissen (Autor:in), 2012, Aufstieg und Sturz des Prätorianerpräfekten Sejan, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/232735

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