Frauenbewegung und Feminismus


Seminararbeit, 2009

18 Seiten, Note: 2


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

Einleitung

1. Frauenbewegung
1.1 Historische Entwicklung der Frauenbewegung
1.2 Neue Frauenbewegungen

2. Frauenforschung
2.1 Institutionalisierung der Frauenforschung
2.2 Frauenforschung in Österreich
2.3 Fazit

3. Geschlechterforschung / Gender Studies
3.1.1 Die Sex-Gender Unterscheidung
3.1.2 Konstruktion und Dekonstruktivismus von gender
3.1.3 Biologische Fundierung
3.2 Die Konstruktion von Geschlecht

4. Zusammenfassung

Literaturverzeichnis

Einleitung

Obwohl jeder den Begriff Feminismus kennt, weiß nicht jeder, was genau der Begriff „Feminismus“ bedeutet bzw. welche Bedeutung Frauenbewegungen für die Rolle der Frauen haben. Man kann sagen, dass der Feminismus eine der neuen sozialen Bewegungen darstellt, die seit den sechziger Jahren an Einfluss gewonnen hat. Dies trifft vor allem in den entwickelten Industrieländern zu.[1] In den Ländern der Dritten Welt spielt Feminismus keine so bedeutende Rolle wie beispielsweise in Europa.

Was aber kann nun unter Feminismus verstanden werden? Eine Definition nach dem Lexikon der Soziologie lautet folgendermaßen: „Feminismus ist eine Gesellschaftstheorie sowie politische Bewegung mit dem Ziel die Benachteiligung von Frauen abzuschaffen. [2] “ Als die Ursache der Unterdrückung von Frauen kann hierbei das hierarchische Geschlechterverhältnis identifizier werden, welches nur durch einen grundlegenden Wandel der gesellschaftlichen Machtverhältnis behoben werden kann. [3] Die Vertreterinnen des Feminismus prangern den „Sexismus“ in der Gesellschaft an. Unter dem Sexismus kann die Unterdrückung aufgrund des Geschlechts verstanden werden, d.h. eine geschlechtsspezifische Sozialisation, eine entsprechende Arbeitsteilung, sowie die Verdrängung der Frau aus Entscheidungspositionen, eine frauenverachtende Werbung und dergleichen.[4] Eine nicht unbedeutende Rolle spielt hierbei auch der Androzentrismus, der die Neigung bezeichnet, das ganze Leben von männlichen Werten aus zu sehen, zu erforschen und zu verändern. Der Begriff des Androzentrismus kritisiert, dass den Themen, Theorien und Methoden eine Verzerrung innewohnt, die einseitig auf das Erleben und die Interessen von Männern abzielt. Der Androzentrismus kann nicht mit einem Ruck, auch nicht durch einen Akt guten Willens beseitigt werden, sondern er kann dies nur in einem geduldigen Dialog mit der Frauenforschung.[5]

In diesem Zusammenhang spielen auch die Frauenbewegungen eine wichtige Rolle. Die Frauenbewegungen sind eine Zusammenfassung aller Bestrebungen, die den Frauen in allen Lebensbereichen, in Staat, Gesellschaft sowie Kultur den gleichen gesellschaftlichen Einfluss und eine dem Mann gleichberechtigte Stellung verschaffen wollen.[6] Es geht also darum, dass Frauen die gleichen Chancen bekommen wie Männer. Dahingehend gab es durchaus schon

Erfolge. So schreibt Prisching: „Der ,Emanzipationsprozess’ der Frauen, die Befreiung von ihrem früheren Status der Unterwerfung unter den Mann bzw. von verschiedenen Benachteiligungen, gehört zu den tief greifenden Wandlungserscheinungen, denen die modernen Gesellschaften ausgesetzt sind. Von der Mitte des 19. Jahrhunderts, bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts, brachten Modernisierung, Demokratisierung und steigender Lebensstandard den Frauen das Wahlrecht, den Zugang zur höheren Bildung und die Beteiligung am nichtagrarischen Arbeitsmarkt.“[7]

Nachdem hier ein kurzer Überblick über den Feminismus bzw. die Frauenbewegung und die Frauenforschung gegeben wurde, wird im nächsten Abschnitt die Frauenbewegung näher betrachtet werden. Hierbei werden im speziellen die historische Entwicklung der Frauenbewegung und die neuen Frauenbewegungen in den Blick genommen. Der Fokus liegt hierbei auf die Entwicklung in Österreich. Danach wird die Frauenforschung betrachtet und welche Rolle sie innerhalb der Soziologie bzw. der Wissenschaft spielt. In diesem Abschnitt wird auch auf die Institutionalisierung der Frauenforschung bzw. die Frauenforschung in Österreich eingegangen. Abschließend wird ein Blick auf die Geschlechterforschung bzw. die Gender Studies geworfen. Dabei werden die Konzepte der Geschlechterforschung behandelt, und wie das Geschlecht konstruiert wird.

1. Frauenbewegung

Um die Frauen- und Geschlechterforschung, eine neue, innovative Richtung der Soziologie, die seit den frühen 1970er Jahren existiert, in ihren Grundzügen zu verstehen, ist eine kurze Erläuterung zur Vorgeschichte der Frauenbewegung notwendig. [8]

1.1 Historische Entwicklung der Frauenbewegung

Die Wurzeln der Frauenbewegung, die sich weltweit gegen die Diskriminierung und für die Rechte der Frauen richtet, entstanden bereits im 18. Jahrhundert, allerdings erreichte sie erst im 20. Jahrhundert ihren Durchbruch.[9]

Begründerin der österreichischen liberalen Frauenbewegung ist Marianne Hainisch. 1870 veranlasste sie nicht nur die Errichtung von Realgymnasien für Mädchen, sondern auch die Zulassung von Frauen zum Studium. Ende des 19. Jahrhunderts gründete sie den „Bund österreichischer Frauenvereine“, dessen Vorsitzende sie bis 1924 war. Sie gab auch den Anstoß für die Einführung des Muttertags in Österreich.[10]

Nach dem 2. Weltkrieg schließen sich einige neu gegründete Vereine im Deutschen Frauenrat zusammen.[11] Seit 1945 kommt es in vielen Lebensbereichen der Frauen zu einem beträchtlichen Wandel. Die Ursachen dieser Veränderungen liegen nicht nur in Neuerungen der gesellschaftlichen Systeme vieler verschiedener Staaten, sondern auch in etlichen wissenschaftlichen und technischen Erkenntnissen der letzten 40 Jahre. Die während der Zwischenkriegszeit stattgefundenen Diskussionen über die geschlechtliche Rollenverteilung, die während der NS-Zeit, als Mütterlichkeit und die Frau als Lebensborn der arischen Rasse der Ideologie des Dritten Reiches entsprachen, stillgelegt werden, werden nach 1945 weitergeführt und unter anderem auch durch die Tatsache, dass viele Frauen während des zweiten Weltkriegs außerhalb der Familie wichtige berufliche Funktionen der Männer übernommen haben, beeinflusst. Diese so genannten Trümmerfrauen hielten nicht nur die Familie über Wasser, sondern halfen auch beim Wiederaufbau und der Ankurbelung der Wirtschaft nach dem Krieg. Dies war auch der Grund, warum viele Frauen zu dieser Zeit ein enormes Selbstbewusstsein erlangten und die biologischen Rollenstereotype nicht mehr so einfach kritiklos hinnahmen. [12] Als in den 50er Jahren die Familien allmählich wieder zu den alten, patriarchalischen Strukturen (der Vater ist berufstätig und Alleinverdiener, während sich die Mutter um den Haushalt und die Kinder kümmert) zurückfanden, kam es zu einem Wiederaufleben der Gleichberechtigungsdebatte. [13]

1.2 Neue Frauenbewegungen

Neue Frauenbewegungen entstehen weltweit Ende der 60er und Anfang der 70er Jahre. In Frankreich beispielsweise herrscht durch die Revolte im Mai 1968, die sich gegen die bürgerliche Familienideologie und die kapitalistische Ausbeutung und Unterdrückung richtete, generelle Aufbruchsstimmung. Diese ist für die französische Frauenbewegung von besonderer Bedeutung und hatte nicht nur Auswirkungen auf den gesellschaftlichen Wandel, sondern auch auf die Neudefinition der Geschlechterrollen.[14] Simone de Beauvoir, die als Symbolfeministin der Nachkriegszeit gilt, spielt in dieser Zeit, als es zum Aufbruch des ,anderen Geschlechts‘ kommt, eine wichtige Rolle.

Zur gleichen Zeit bildete sich im deutschsprachigen Raum eine Studentenbewegung, die sich nicht auf den Hochschulbereich beschränkte, sondern auch antiautoritäre Strukturen (zum Beispiel im Bereich der Erziehung) und eine liberale Einstellung zur Sexualität forderte.[15] Ende der 60er Jahre sorgen auch Proteste der amerikanischen ,Women’s Liberation Movement‘, die sich gegen die Wahl zur ,Miss America‘ richten, für einen öffentlichen Skandal.[16] 1971 entstand in Deutschland die Selbstbezichtigungskampagne ,Ich habe abgetrieben‘ und Tabuthemen wie Sexualität, Abtreibung, Verhütung, Pornographie und sexueller Missbrauch werden öffentlich diskutiert. Zudem entsteht eine radikale Lesbenbewegung, die die Frauenbewegung zunehmend als seicht betrachtet und sich in den 70er Jahren von dieser abspaltet und ab 1972 finden alljährlich Lesbenpfingsttreffen statt. Auch internationale Lesbentreffen und Zeitschriften wie Lesbenpresse oder Frauenliebe lenken die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit auf dieses Thema. [17]

In Österreich wurde Anfang der 70er Jahre die Organisation AUF (Aktion unabhängiger Frauen) gegründet, woraufhin bis in die 80er Jahre zahlreiche weitere Frauengruppen und - projekte entstanden, deren Hauptmerkmal die Autonomie von Parteien und Männern darstellt.[18]

Durch die Rezeption feministischer Literatur aus dem Ausland, vor allem aus den USA, wurde der Frauenkampf rasch radikalisiert: „Ausgangspunkt war hier die feministische Gesellschaftstheorie vom »Patriarchat«, d.h. des unversöhnlichen Gegensatzes zwischen Männern und Frauen, der den Klassengegensätzen übergeordnet und aus dem die Unterdrückung der Frauen »in allen Gesellschaften« abgeleitet wurde. Daraus ergaben sich die entsprechenden »neuen« Strategien zur Frauenbefreiung, was sich organisatorisch in zahlreichen neuen Projekt- und Selbsterfahrungsgruppen und der Entwicklung zu Frauenzentren ausdrückte.“[19]

In Österreich wird erst 1976 das patriarchalische Ehemodell mit dem Gesetz über die persönlichen Rechtwirkungen der Ehe abgeschafft und zwei Jahre später eine Scheidungsreform, wonach man sich gegen den Einspruch des Ehepartners scheiden lassen kann, durchgesetzt. Auch die Möglichkeit eines Schwangerschaftsabbruchs innerhalb der ersten drei Monate wird zu dieser Zeit erreicht.[20]

Bis heute hat die Frauenbewegung nur einige Teilziele erreicht, wie zum Beispiel die zunehmende Präsenz von Frauen in der Öffentlichkeit und Politik. Dieser Trend, der in Richtung des Abbaus geschlechterspezifischer Rollen geht, wird vom Großteil der Bevölkerung befürwortet, der Begriff „Feminismus“ stößt hingegen bei vielen Frauen auf Distanz (das äußert sich beispielsweise immer wieder durch Aussagen wie: „Ich bin zwar keine Feministin, aber befürworte...“).

Noch immer sind Frauen in Spitzenpositionen unterrepräsentiert und weiterhin existieren Rollenklischees und ein frauenfeindlicher Sexismus.[21]

„Diese Phase des Umbruchs führte zu vielen Veränderungen und Reformen in der Gesellschaft und auf eine etwas indirekte Weise zur Innovation der Frauen- /Geschlechterforschung in der Soziologie.“[22]

2. Frauenforschung

Die Phase der 68er, die vorhin schon im Bezug auf die Frauenbewegung ausführlich beschrieben wurde, hat zu vielen gesellschaftlichen Veränderungen und Reformen geführt und wirkte sich indirekt auf die Frauenforschung in der Soziologie aus. Selbst wenn die Frauenfrage seit den Anfängen der Frauenbewegung eine gewisse Rolle in der Gesellschaft spielte, kam ihr an den Universitäten bzw. in der Wissenschaft im deutschsprachigen Raum, kaum bis gar keine Bedeutung zu. Während des Zweiten Weltkriegs wurde durch den Nationalsozialismus nur wenig in diesem Bereich unternommen, was zu einem Rückstand der deutschsprachigen Frauenforschung führte. Ende der 60er Jahre fand die Frauenforschung ausschließlich innerhalb dieser Bewegung statt und wirkte auf diese zurück. Sie galt als parteiisch und verstand sich als Kritik an den angeblich geschlechtsneutralen Wissenschaften. 1978 sorgte die deutsche Soziologien Maria Mies mit ihrem Werk, ,Methodische Postulate zur Frauenforschung‘ im In- und Ausland für Aufsehen. Sie verlangte eine Forschung, die der Befreiung der Frau dienen sollte.[23] In den USA hingegen, lassen sich die Anfänge der Frauenforschung auf die afroamerikanischen Bürgerrechtsbewegungen zurückführen, was auch der Grund für die Vorreiterfunktion Amerikas in diesem Wissenschaftsbereich ist.

[...]


[1] Vgl. Prisching, Manfred (1992): Soziologie. S. 145.

[2] Fuchs-Heinritz, Lautmann; Rammstedt, Wienold (Hrsg.), (2007): Lexikon der Soziologie. S. 198.

[3] Vgl. Fuchs-Heinritz (2007): S. 198.

[4] Vgl. Prisching (1992): S. 146.

[5] Vgl. Fuchs-Heinritz (2007): S. 36.

[6] Vgl. Gerhard (2008): Die „langen Wellen“ der Frauenbewegung - T raditionslinien und unerledigte Anliegen. S. 488.

[7] Vgl. Prisching (1992): S.143f.

[8] Vgl. Korte, Hermann (2004): Soziologie. S. 107.

[9] Vgl. Kroll, Renate (Hrsg.), (2002): Metzler Lexikon. Gender Studies, Geschlechterforschung. S. 117

[10] Vgl. Marianne Hainisch: http://wwwg.uni-klu.ac.at/kultdoku/kataloge/32/html/2591.htm, 29.5.2009

[11] Vgl. Kroll (2002): S. 117f.

[12] Vgl. Schmidlechner, Karin Maria: Frauen in Österreich seit 1945, in: Frakele, Beate; List, Elisabeth; Pauritsch, Gertrude (Hrsg.), (1987): Über Frauenleben, Männerwelt und Wissenschaft. Österreichische Texte zur Frauenforschung. S. 213f.

[13] Vgl. Korte (2004): S. 109.

[14] Vgl. Kroll (2002): S. 118.

[15] Vgl. Nave-Herz, Rosemarie (1993): Die Geschichte der Frauenbewegung in Deutschland. S. 66.

[16] Vgl. Oberhuber, Andrea: Cette parole/écriture qui n'en est pas une: Weibliche Stimmen im Spiegel feministischer Fragestellungen seit '68, in: Klettenhammer, Siegline; Pöder, Elfriede (Hrsg.), (1999): Das Geschlecht, das sich (un)eins ist?. Frauenforschung und Geschlechtergeschichte in den Kulturwissenschaften. S. 299-302.

[17] Vgl. Kroll (2002): S. 118.

[18] Vgl. Autonome Frauenbewegung in Österreich: http://www.renner- institut.at/frauenakademie/autonome/autonome.htm, 29. 5. 2009

[19] Doormann, Lottemi: Die neue Frauenbewegung. Zur Entwicklung von 1968 bis Anfang der 80er Jahre, in: Hervé, Florence (Hrsg.), (1987): Geschichte der deutschen Frauenbewegung. S. 259.

[20] Vgl. Schmidlechner (1987): S. 215f.

[21] Vgl. Joas, Hans (2001): Lehrbuch der Soziologie. S. 640.

[22] Korte (2004): S. 110.

[23] Vgl. Kroll (2002): S.120f.

Ende der Leseprobe aus 18 Seiten

Details

Titel
Frauenbewegung und Feminismus
Hochschule
Karl-Franzens-Universität Graz  (Soziologie)
Veranstaltung
Geschichte der Soziologie II: Gegenwartssoziologie
Note
2
Autor
Jahr
2009
Seiten
18
Katalognummer
V232635
ISBN (eBook)
9783656493846
ISBN (Buch)
9783656493587
Dateigröße
504 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Feminismus, Frauenbewegung, Soziologie, Benachteiligung, Geschlechterverhältnis, Machtverhältnis, Sexismus, Unterdrückung, Androzentrismus, Frauenforschung, Gleichberechtigung, Kultur, Emanzipation, Emanzipationsprozess, Demokratisierung, Modernisierung, Frauenwahlrecht, Geschlechterforschung, Gender Studies
Arbeit zitieren
MA Markus Scholze (Autor:in), 2009, Frauenbewegung und Feminismus, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/232635

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