Kann Kreatives Schreiben therapeutisch wirken?

Am Beispiel der Poesietherapie erklärt


Hausarbeit, 2012

18 Seiten, Note: 1,0


Leseprobe


INHALTSVERZEICHNIS

1. Einleitung

2. Was ist kreatives Schreiben?

3. Kann kreatives Schreiben therapeutisch wirken?

4. Kreatives Schreiben als Therapie- das Beispiel der Poesietherapie
4.1 Definition Poesietherapie
4.2 Die therapeutische Wirkung der Poesietherapie
4.3 Formen, Inhalt und Anwendungsbereiche der Poesietherapie

5. Fazit

6. Literaturverzeichnis

1. Einleitung

„Kreatives Schreiben füllt das Blatt und leert den Kopf. Es ist die Kunst einen Gedanken, bzw. das Gedankenwirrwarr im Kopf durch die Mithilfe von Hand und Stift auf ein leeres Blatt zu bringen. Viele Methoden können erprobt werden und es geht vor allem darum, seinen persönlichen Stil zu entdecken, zu entwickeln und mögliche Schreibblockaden zu lösen. Dabei gibt es kein Richtig und kein Falsch. Inspirationen dafür können verschiedene Orte, Situationen und der Austausch mit anderen Menschen bieten.“ (Zitat, das im Seminar „Kreatives Schreiben“ an der Alice Salomon Hochschule im April 2012 von einer kleinen Studentengruppe selbst erstellt wurde).

Dieses Zitat drückt die Vorstellungen von Studenten eines Schreibseminares von und über kreatives Schreiben aus. Was jedoch verbinden die meisten Menschen mit dem Wort „Schreiben“ an sich? Ist es nicht so, dass man mit diesem Wort an viele anstrengende und mühsame Lernerfahrungen, die man im Laufe seiner Schulkarriere, mehr oder weniger hinter sich gebracht hat, erinnert wird? Dem Kreativen Schreiben setzt man besondere Fähigkeiten voraus, die großen Schriftstellern oder Journalisten zugeschrieben werden. Was verbirgt sich aber tatsächlich dahinter? Wer kann es anwenden und welchen Nutzen beinhaltet es? Diese Fragen regten mich zu folgender Fragestellung an: „Kreatives Schreiben im Kontext von Therapie: Kann Kreatives Schreiben therapeutisch wirken?- Am Beispiel der Poesietherapie erklärt.“ Um der Fragestellung nachgehen zu können, muss zunächst geklärt werden was kreatives Schreiben ist. Ebenso soll die Vielfalt, wozu Schreiben dienen kann, beschrieben werden. Dabei soll die Erläuterung der positiven Aspekte überwiegen, um negative Erinnerungen oder Ängste an das Schreiben abzubauen und beim ein oder anderen Leser die Neugierde auf kreatives Schreiben zu wecken. Diese Aspekte möchte ich in meinem ersten Punkt bearbeiten. Im anschließenden Punkt möchte ich hierbei ein besonderes Augenmerk auf die vielen unterschiedlichen Aspekte des Nutzens und der Wirkung von Kreativem Schreiben in Therapien legen. Um einen besseren Einblick in die therapeutische Wirkung des kreativen Schreibens bekommen zu können, sollen die Gemeinsamkeiten des kreativen Schreibprozesses und des therapeutischen Prozesses mit einander verglichen werden. Im letzten Punkt wird noch einmal näher die therapeutische Wirkung des kreativen Schreibens anhand eines Beispiels „der Poesietherapie“ erläutert. Mein persönliches Anliegen mit dieser Hausarbeit ist es, kreatives Schreiben vorzustellen, sowie die positiven Aspekte der therapeutischen Wirkung darzustellen und Offenheit dafür zu gewinnen, welchen großen Nutzfaktor kreatives Schreiben für jeden einzelnen beinhalten kann.

2. Was ist kreatives Schreiben?

Zunächst einmal eine kurze Klärung des Begriffes „kreativ“. „Die moderne Kreativitätsforschung beschreibt, dass kreativ jeder Akt ist, der für einen Menschen etwas Neues darstellt, im größeren Sinne gesehen, der für eine Gruppe, einen Kulturkreis oder die Menschheit etwas Neues bedeutet.“ (Beer,et.al.,1974, S.9) Demnach beinhaltet kreatives Schreiben, dass dem einzelnen die Entfaltung von neuen Ausdrucksmöglichkeiten, Kommunikationsformen und neuen Formen der Selbsterkenntnis ermöglicht werden. Das Sprachexperiment und die Selbsterfahrung sollen im kreativen Schreiben vermittelt werden. (vgl. Werder, 1990, S.6-7) Der Aspekt der Selbsterfahrung, meint nicht die sterile Selbstreflexion und grübelnde Selbstbeobachtung, die für viele Menschen in ihrer Einsamkeit geschieht, sondern vielmehr ist es die wirkliche Selbsterfahrung, die Reaktionen anderer Menschen voraussetzt. So wird nicht nur dem Schreiben, sondern auch dem Vorlesen von Texten eine bedeutende Rolle zugeschrieben. Das Verfassen von Texten sollte den Schreibenden aus seiner Einsamkeit erlösen. Kreativität allein, ist ebenso wichtig wie die Kreativität in der Gruppe. Kreatives Schreiben beinhaltet vielmehr als, dass es nur ein Instrument von Speicherung oder Kommunikation darstellt. Zusätzlich wird es auch als Denkwerkzeug angesehen. Die Gedanken und Phantasien werden zum klar strukturierten Konzept erstellt. Ebenso ist es eine gute Methode für die Selbsterkenntnis, die Mediation und Psychotherapie. Selbstverständlich ist kreatives Schreiben auch ein kreatives Gestaltungsmittel, wie es Dichter und Journalisten verwenden. Jürgen vom Scheidt (Leiter der Münchner Schreibwerkstatt) sieht im kreativen Schreiben die Stillung zweier grundlegender Bedürfnisse. Beim Schreiben in Gruppen sieht er die Stillung und Vereinigung des Bedürfnisses nach mehr Freiheit, sowie die Stillung des Bedürfnisses der gegenteiligen Sehnsucht nach Aufgehoben sein und Geborgenheit. Diese beiden Sehnsüchte kann das Schreiben in Gruppen zugleich befriedigen. Seelische und geistige Freiheit wird möglich, wenn der schriftliche Ausdruck verwendet werden kann. Die Sehnsucht nach Geborgenheit wird gesättigt, wenn man nicht einsam und alleine schreiben muss, sondern die Möglichkeit besteht sich der Atmosphäre einer vertrauensvollen Gruppe zuzuwenden und dem Strom der Einfälle zu überlassen. (vgl. vom Scheidt,1989, S.13-16) Die folgenden Aspekte zusammengeführt stellen für Jürgen vom Scheidt das kreative Schreiben folgendermaßen dar: „Schreiben als W.E.G. der Selbsterfahrung, zu mehr Selbsterkenntnis und Selbstbewußtsein sowie als Instrument der Bewußtseinserweiterung. Schreiben auch als Form der Mediation, in der Erinnern und Veröffentlichen in sinnvoller Ergänzung einander ablösen, etwas im Wechsel von Niederschreiben und Vorlesen. Schreiben auch als enorm leistungsfähige Form der Psychotherapie. Schreiben als nicht verachtendes Kommunikationsmittel (als es noch kein Telefon gab, waren Briefe das Verständigungsmittel schlechthin). Und Schreiben nicht zuletzt als Denkhilfe und ideales Denk- Werkzeug.“ (vom Scheidt, 1989,S.18) Wenn Kreatives Schreiben als produktives, literarisches Schreiben, unter anderem Schreiben als Erfahrung dienen soll, ist es besonders zu unterscheiden von anderen Schreibarten, wie etwa dem journalistischen, wissenschaftlichen oder trivalem Schreiben. (vgl. Gössmann: Theorie und Praxis des Schreibens. 1987, S. 57-137) Wie viele andere Bewegungen hat auch die Schreibbewegung viele Schreibpraxen entwickelt und war um eine wissenschaftliche Theorie bemüht. Allerdings haben sich die wissenschaftlichen Zugänge zum kreativen Schreiben zersplittert. Um einen gewissen Zugang und ein Verständnis für das kreative Schreiben zu ermöglichen, kann kreatives Schreiben in folgende drei wissenschaftliche Zugänge typologisiert werden: Kreatives Schreiben als Stilaneignung/ literarischer Stil, als Spiel und als Selbsterkenntnis/ sowie Selbsterfahrung. (vgl. Werder, 1990, S. 8) Zunächst sollen die drei wissenschaftlichen Zugänge des kreativen Schreibens kurz vorgestellt werden. Unter Kreatives Schreiben als literarischen Stil versteht man zunächst zu Beginn der Schreibbewegung, kreatives Schreiben vor allem als Übung der Imitation von literarischen Schreibmustern. Der Ansatz kreatives Schreiben als literarischen Stil entwickelte sich im Laufe der Zeit dahingehend, dass die Aneignung des lyrischen Stils (also Versform, Klangform, Wortform, Bildform, Satzform und Strophenform), als Erweiterung der Alltagssprache um diese literarische Sprache zu verstehen, dient. (vgl. Werder, 1990, S.9) Bis schließlich Gössmann sich vom lyrischen Schreiben abwendet und folgende Bereiche des Schreibens erschließt: „1. Spontanes literarisches Schreiben, 2. Erzählendes Schreiben, 3. Konzipierendes Schreiben, 4. Journalistisches Schreiben, 5. Wissenschaftliches Schreiben, 6. Literarisches Übersetzen.“ (Gössmann, 1987, S. 14) In all diesen Bereichen zeigt er, dass Schreiben die Anspannung des Denkvermögens verlangt sowie die Ausbildung der sprachlichen Sensibilität.

Um kreatives Schreiben auch als Zugang des Spiels sehen zu können, wurde zunächst der Spielcharakter des kreativen Schreibens untersucht. Dies sollte der Gefahr vorbeugen, kreatives Schreiben nur als starre Imitation oder Regelbefolgung zu sehen. Arkadische Schreibspiele bieten eine neue Form literarischer Geselligkeit. Folgende Momente werden dabei charakterisiert: „Spiel, Spaß, Lust und Heiterkeit.“ (Werder, 1990, S.9) Die arkadischen Schreibspiele sind von diesen Momenten gezeichnet. Die Konkurrenz unter den Teilnehmern wird aufgehoben, denn es sind die Spieler die Sieger, der Teilnehmer steht im Mittelpunkt und die Sprachfähigkeit und Sprachinspiration werden erweitert. (vgl.Werder,1990,S.9) Folgende Aussage von Gerhard Goebel beschreibt ziemlich genau, was man unter kreatives Schreiben als Spiel versteht „… Dann aber ist auch zu bedenken, dass die Arkadischen Spiele, nun gerade die, bei denen (auf den ersten oder gar zweiten Blick) Absurdes oder selbst Abgeschmacktes herauskommt, einen unvergleichlichen Vorzug haben: Sie geben der Spielfähigkeit selbst, in der nicht nur nach Freud das Wesen der dichterischen Produktivität, eine Chance, sich aus sozialisationsbedingter Verschüttung ein Stück zu befreien; sie fordern die Fantasie und die Sprache heraus, die Zwänge einer vorgegebenen quasi verordneten Wirklichkeit und Vernünftigkeit abzuschütteln und mögliche Welten zu ersinnen, in denen das Abgeschmackte und Absurde logisch, sinnvoll und sogar schön ist. Und Sie geben dem Spieler, der sich sonst nur als mehr oder weniger andächtig oder unverdrossenere Kunstverbraucher kennt, die Möglichkeit, sich wenigstens vorstellungsweise auf den Standpunkt des Produzenten und damit in eine Welt zu versetzen, in welcher die arbeitsteilige Scheidung der Menschen in Kunstproduzenten und Kunstkonsumenten und solche, die in ihrer Stellung im Produktionsprozeß ganz und gar von der ästhetischen Erhöhung des Lebens ausgeschlossen sind, aufgehoben wäre; wo das Zoon politikon ein Zoon poetikon wäre und umgekehrt.“ (Werder 1990, S. 10, zit. nach G. Goebel: Schreibspiele oder die Vergesellschaftung der Schrift, In: Lendemais,3 (1978)Bd.12, S.108) Letztere Aussage bedeutet, in der das Zoon politikon ein Zoon poetikon wäre und umgekehrt, dass ein soziales, politisches Lebewesen zu einem dichterischen Lebewesen werden kann und umgekehrt. Im kreativen Schreiben als Spiel kann somit ein normaler Bürger, zu jemandem werden, der die Dichtkunst beherrscht, sowohl auch ein Dichter zu einem normalen Bürger werden kann. Die Arbeit mit Schreibspielen ist inzwischen in Schreibwerkstätten weit verbreitet. (vgl. Werder 1990, S. 10)

Der Zugang kreatives Schreiben als Selbsterkenntnis, Selbsterfahrung und Selbsttherapie wird im dritten Punkt unter der therapeutischen Wirkung näher erläutert.

[...]

Ende der Leseprobe aus 18 Seiten

Details

Titel
Kann Kreatives Schreiben therapeutisch wirken?
Untertitel
Am Beispiel der Poesietherapie erklärt
Hochschule
Alice-Salomon Hochschule Berlin
Veranstaltung
Kreatives Schreiben
Note
1,0
Autor
Jahr
2012
Seiten
18
Katalognummer
V232573
ISBN (eBook)
9783656493938
ISBN (Buch)
9783656493327
Dateigröße
527 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
kreatives, schreiben, kontext, therapie, kann, beispiel, poesietherapie
Arbeit zitieren
Monika Jenke (Autor:in), 2012, Kann Kreatives Schreiben therapeutisch wirken?, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/232573

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