Erziehung nach Auschwitz zur Prävention von Rechtsextremismus und Fremdenfeindlichkeit

Über den Sekundären Antisemitismus und Schulische Bildung


Hausarbeit (Hauptseminar), 2012

12 Seiten, Note: 1,2

Estella Maribel (Autor:in)


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Erziehung nach Auschwitz nach Theodor W. Adorno und Klaus Ahlheim

3. Die praktische Umsetzung einer Erziehung nach Auschwitz an Schulen

4. Abschließendes Fazit

5. Quellenverzeichnis

Erziehung nach Auschwitz zur Prävention von Rechtsextremismus und Fremdenfeindlichkeit

1. Einleitung

Seit Jahrzehnten gehören Rechtsextremismus und Fremdenfeindlichkeit leider zum deutschen Alltag, wobei es sich um Beschimpfungen, Bedrohungen, und Diskriminierung gegenüber Menschen anderer Herkunft handelt (vgl. Ahlheim 2005, 379). Artikel drei der Menschenrechte besagt jedoch:

Niemand darf wegen seines Geschlechtes, seiner Abstammung, seiner Rasse, seiner Sprache, seiner Heimat und Herkunft, seines Glaubens, seiner religiösen oder politischen Anschauungen benachteiligt oder bevorzugt werden. Niemand darf wegen seiner Behinderung benachteiligt werden.[1]

Das Dilemma wird schnell sichtbar, wenn man die Realität mit dem Grundgesetz vergleicht und es wird ebenso klar, dass man dagegen etwas unternehmen muss. Niemand wird als Rechtsextremist geboren – man wird im Laufe der Zeit dazu. Man könnte sogar meinen, dass man dazu erzogen wird, wobei nicht nur das Elternhaus, sondern vor allen Dingen das soziale Umfeld eine bedeutende Rolle spielt.

Für viele Kinder und Jugendliche ist die Schule eine entscheidende Sozialisationsinstanz, die sie nicht nur langjährig begleitet, sondern sie in ihrer Entwicklung für den Rest ihres Lebens entscheidend prägen. Paragraph zwei des Schulgesetzes bezieht sich auf den „Bildungs- und Erziehungsauftrag der Schule“[2], wobei die Erziehung und der Unterricht in der Schule „[…] auf der Grundlage des Grundgesetzes und der Landesverfassung […]“ geschehen soll. Offenheit, Toleranz und die Achtung der Menschenrechte sind hierbei besonders hervorzuheben.

„Die Forderung, daß Auschwitz nicht noch einmal sei, ist die allererste an Erziehung.“[3] Theodor Adorno meint mit diesem Satz, dass Erziehung gegen die Unmenschlichkeit steuern muss, wodurch Millionen Menschen sterben mussten (vgl. Adorno 1970, 88 ff.).

In der folgenden Hausarbeit werde ich näher auf das Thema des kollektiven Selbstverständnisses der Gesellschaft nach Adorno eingehen und versuchen, praktische Beispiele zu erläutern, wie Schule heute einem Wiederholen von Auschwitz entgegenzusteuern versucht. Im abschließenden Fazit werde ich Theorie und Praxis kritisch miteinander vergleichen.

2. Erziehung nach Auschwitz nach Theodor W. Adorno und Klaus Ahlheim

Politische Bildung versucht durch gezielte Erziehungsmaßnahmen rechtsextreme Gewalt einzudämmen und schließlich ganz zu unterbinden. Jedoch muss man sich immer vor Augen halten, dass jede Maßnahme, die im politischen Unterricht eingesetzt wird, eher langfristig Früchte trägt, denn „Politische Bildung ist keine gesellschaftspolitische […] Umerziehungsmaßnahme mit Sofortgarantie, kein Wunder- und schon gar kein Beruhigungsmittel […]“[4]. Da politische Bildung den Schülern langfristig Werte vermitteln soll, um eine Wiederholung von Auschwitz zu verhindern, ist es wichtig, dass man ein allgemeines Bewusstsein dessen erreicht, was während des Nazionalsozialismus geschah.

Somit ist Erziehung nur dann sinnvoll, wenn sie zu kritischer Selbstreflexion führt (vgl. Adorno 1970, 90) und bereits in der frühen Kindheit damit beginnt, tiefenpsychologisch vorzugehen, sodass man so frühestmöglich erkennt, wie falsch man bezüglich der Morde an Juden, Sinti und Roma etc. während des Nationalsozialismus gehandelt hat.

Das Schema der gewaltvollen Morde gegenüber Schwachen oder Andersartigen hat sich im Laufe der Geschichte wiederholt. Demnach ist der Kern, beziehungsweise der Anfang der Grausamkeit nicht die Taten während des Nationalsozialismus, sondern ein Gipfel dessen, zu was Menschen fähig sein können, ganz besonders, wenn sie an einer bestimmten Ideologie festhalten. Dagegen gilt es etwas durch Erziehung zu tun.

Diese Erziehung beginnt, laut Adorno, in der frühen Kindheit, mit dem Bewusstmachen der Grausamkeiten während des Nationalsozialismus, denn „die Wiederkehr oder Nichtwiederkehr des Faschismus […]“ ist „[…] keine psychologische, sondern eine gesellschaftliche Frage […]“[5].

Ein wesentliches Problem ist, dass die Menschen keine Bindungen mehr eingehen, wodurch sie sich allerdings um so mehr zu bestimmten Gruppierungen hingezogen fühlen, die durch ihre grausamen Taten Macht und Autorität ausstrahlen und den Menschen Sicherheit innerhalb dieser Gruppe vermitteln. Somit erlangt das Konzept der Bindungen eine negative Konnotation, indem man sich nicht bindet, sondern sich von Normen und Idealen abhängig macht und sich ihnen unterwirft. Dabei wird das „Über-Ich […] im Rahmen von Bindungen durch äußere, unverbindliche, auswechselbare Autoritäten […]“[6] ersetzt. Demzufolge muss man durch Selbstreflexion die Kraft aufbringen, diesen Prozess zu unterbinden, indem man sich mit der Grausamkeit des Nationalsozialismus auseinandersetzt und nicht etwa von sich schiebt und blind einer Gruppe folgt.

Ein weiteres Problem, das man auch vielfach in der Literatur vorfindet, ist der Dualismus von Stadt und Land, wobei das Land vorwiegend mit Barbarei verknüpft wird, die Stadt hingegen mit Zivilisation. Adorno ist der Ansicht, dass der bürgerliche Kulturlisberalismus auf dem Land längst nicht erreicht wurde und man bewusst Fernsehsendungen „unter Berücksichtigung von Nervenpunkten jenes spezifischen Bewusstseinszustandes“[7] ausstrahlen muss, um auch auf dem Land das Bewusstsein zu erwecken, damit sich Auschwitz nicht noch einmal wiederholt. Tasächlich waren viele derjenigen, die in den Konzentrationslagern gearbeitet haben, Bauernsöhne, die sich von der damaligen Propaganda mitreißen ließen, weil ihnen einfach die Erziehung zu mündigem Denken gefehlt hat, denn „[…] dort, wo Bewusstsein verstümmelt ist, wird es in unfairer, zur Gewalt neigender Gestalt auf den Körper […] zurückgeworfen.“[8]

[...]


[1] http://www.gavagai.de/gg/HHD93.htm

[2] http://www.daseco.biz/schulg-schulgesetz-nrw/466-schulg-2-bildungschulg-und-erziehungsauftrag-der-schule.html

[3] Theodor W. Adorno: Erziehung nach Auschwitz, S. 88

[4] Klaus Ahlheim: Prävention von Rechtsextremismus, Fremdenfeindlichkeit und Antisemitismus, S. 381

[5] Theodor W. Adorno: Erziehung nach Auschwitz, S. 92

[6] Theodor W. Adorno: Erziehung nach Auschwitz, S. 93

[7] Theodor W. Adorno: Erziehung nach Auschwitz, S. 93

[8] Theodor W. Adorno: Erziehung nach Auschwitz, S. 95

Ende der Leseprobe aus 12 Seiten

Details

Titel
Erziehung nach Auschwitz zur Prävention von Rechtsextremismus und Fremdenfeindlichkeit
Untertitel
Über den Sekundären Antisemitismus und Schulische Bildung
Hochschule
Justus-Liebig-Universität Gießen  (Institut für Politik)
Veranstaltung
Grundlagen der Politischen Bildung
Note
1,2
Autor
Jahr
2012
Seiten
12
Katalognummer
V232507
ISBN (eBook)
9783656489641
ISBN (Buch)
9783656493495
Dateigröße
468 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Politik, Bildung, Auschwitz, Nationalsozialismus, Hitler, Drittes Reich, Didaktik, Erziehung, Juden, Holocaust, Geschichte, dritter Weltkrieg, Pädagogik, Regime, diktatur, Schule, BDM, Antisemitismus, Rassismus, Adorno
Arbeit zitieren
Estella Maribel (Autor:in), 2012, Erziehung nach Auschwitz zur Prävention von Rechtsextremismus und Fremdenfeindlichkeit, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/232507

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