Das Problem der Arbeitslosigkeit

Neoklassische und keynesianische Ansätze in der Realität der deutschen und amerikanischen Politik


Hausarbeit, 2013

15 Seiten, Note: 3,0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Arbeitslosigkeit
2.1 Begriffsdefinition „arbeitslos“
2.2 Formen von Arbeitslosigkeit
2.3 Freiwillige und unfreiwillige Arbeitslosigkeit

3. Das Problem der Arbeitslosigkeit in der Neoklassischen Theorie

4. Der Keynesianische Ansatz und die Arbeitslosigkeit

5. Die Großtheorien in der Realität
5.1 Die Wirtschaftspolitik Deutschlands
5.2 Die gegenwärtige Wirtschaftspolitik der U.S.A.

6. Fazit

1. Einleitung

Die Arbeitslosigkeit ist ein in Wirtschaft, Politik und Medien stetig präsentes Thema und Problem, dessen angestrebte Lösung bekannte und bis in die heutige Zeit angewendete Theorien hervorgebracht hat, ohne dass deren wie auch immer modifizierte Anwendung zu einer dauerhaften Lösung des gesellschaftspolitischen Problems der Arbeitslosigkeit geführt hat.

Vor und nach der Weltwirtschaftskrise machte besonders John Maynard Keynes auf sich aufmerksam, da er in deren Vorfeld die Rückkehr zum Goldstandard kritisierte (vgl. Keynes 1931, S. 1) und zur gleichen Zeit ein eigenes Konzept zur Stabilisierung der Wirtschaft entwarf. Die neoklassische Theorie der Wirtschaftspolitik, welche bis 1920 das Handeln der Regierungen dominierte, und ihre Vertreter wie z.B. Milton Friedman, wurden zunächst in den Hintergrund gedrängt, konnten jedoch ab den 70er Jahren des 20. Jahrhunderts wieder an Popularität gewinnen. Dennoch bleibt die Arbeitslosigkeit bis heute ein Problem, welches nie als gelöst galt, da sich die Politiker verschiedener Länder über den einzuschlagenden politischen Weg zu deren Bekämpfung uneinig sind und international teils gegensätzliche Maßnahmen ergriffen wurden. Bekanntestes und aktuellstes Beispiel für die Rückbesinnung auf den Keynesianismus ist das Vorgehen von Barack Obama, welcher das so genannte „deficit spending“ als Maßnahme zur Belebung der inländischen Wirtschaft betreibt (vgl. Blumberg, Davindson 2009). Um die angesprochene Uneinigkeit der globalen Gemeinschaft bzw. der Regierungen darzustellen, sei an dieser Stelle auf die Bemühungen Angela Merkels verwiesen, welche seit der Wirtschaftskrise 2007 zu einer gemäßigten Investitionspolitik bei gleichzeitiger Einsparung im Arbeits- und Sozialbereich aufruft und andere EU-Länder dazu auffordert, die Staatsverschuldung gering zu halten (vgl. Volkery 2013). Die angestrebte Vollbeschäftigung als Ziel der Bekämpfung von Arbeitslosigkeit konnte in Deutschland nur im Zeitraum des Wirtschaftswunders der 1950er Jahre erreicht werden, zog aber 1966/67 die erste Krise nach sich und löste in den folgenden Jahrzehnten eine Debatte darüber aus, ab welchem Prozentsatz der Arbeitslosenquote man überhaupt von Vollbeschäftigung sprechen kann.

Betrachtet man die andauernde Aktualität des Problems Arbeitslosigkeit sowie die verschiedenen Maßnahmen, die von Regierungen in der jüngsten Vergangenheit ergriffen werden, stellt sich die Frage: Können die beiden Konzepte eine Handlungsanleitung zur Bekämpfung der Arbeitslosigkeit durch entsprechend ausgerichtete wirtschaftspolitische Maßnahmen der Staaten bieten?

Zu diesem Zweck geht diese Arbeit zunächst einmal auf den Begriff der Arbeitslosigkeit ein, um zum einen deren verschiedene Erscheinungsformen und Ursachen zu erläutern und zum anderen eine klare Definition zu entwickeln, mit der im weiteren gearbeitet werden kann. Im Anschluss daran erfolgt eine Vorstellung der neoklassischen und keynesianischen Theorie und wie es wird erklärt, wie Vollbeschäftigung im jeweiligen Konzept erreicht werden soll. Darauf folgend wird das Vorgehen gegen die Arbeitslosigkeit der deutschen sowie amerikanischen Regierung skizziert und erläutert, welche theoretischen Annahmen zu Grunde liegen können.

Zusammenfassend soll im Fazit vor dem Hintergrund der in Deutschland und den U.S.A. gegebenen wirtschaftlichen Lage über die Auswirkungen der bisherigen Maßnahmen geurteilt werden und ein theoretischer Ausblick auf die Folgen einer auf Komponenten beider Theorien beruhenden Politik gewagt werden.

2. Arbeitslosigkeit

Da das Thema „Arbeitslosigkeit“ sowohl in den Medien als auch in der Politik ständig präsent ist, findet es gesellschaftlich viel Beachtung und sorgt dementsprechend für viele Diskussionen, innerhalb derer durchaus unterschiedliche Ansichten darüber vertreten werden, wann jemand als arbeitslos gilt. Um eine wissenschaftlich fundierte, aber praktikable Begriffsdefinition zu benutzen wird diese Arbeit auf den vom Statistischen Bundesamt verwendeten Begriff von „Arbeitslosigkeit“ zurückgreifen; nach eben diesem werden die Arbeitslosenquoten ermittelt, welche im weiteren Verlauf als Indikatoren für den Erfolg oder Misserfolg verschiedener politischer Vorgehensweisen genutzt werden sollen . Zur Veranschaulichung der verschiedenen Ursachen und Formen der Arbeitslosigkeit wird sich diese Arbeit auf die fast deckungsgleichen Definitionen von Jens Beckert und der Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft (INSM) beziehen.

2.1 Begriffsdefinition „arbeitslos“

Allgemein kann Arbeitslosigkeit als Disproportion zwischen Angebot und Nachfrage auf dem Arbeitsmarkt gesehen werden. Das statistische Bundesamt hat die Definition des Sozialgesetzbuch III übernommen, und erläutert diese wie folgt: „Zu den Arbeitslosen zählen alle bei der Agentur für Arbeit registrierten

Arbeitsuchenden im Alter von 15 bis in der Regel 64 Jahren, die keine Beschäftigung haben oder weniger als 15 Wochenstunden arbeiten, eine versicherungspflichtige, mindestens 15 Stunden wöchentlich umfassende Beschäftigung suchen.“ (Statistisches Bundesamt 2013). Somit wird deutlich, dass die Zahl der Betroffenen durch Eingrenzung im Hinblick auf das Alter der Arbeitssuchenden und den Umfang der gewünschten Beschäftigung zu erfassen versucht wird.

Dem gegenüber ist zu beachten, dass Menschen, die nicht als arbeitssuchend gemeldet sind oder weniger als 15 Wochenstunden arbeiten möchten nicht in der Statistik erfasst werden und somit nicht als arbeitslos gelten.

2.2 Formen von Arbeitslosigkeit

Um Maßnahmen gegen die Arbeitslosigkeit zu ergreifen, muss zunächst einmal der Ursprung des Problems genau bestimmt werden. Aus diesem Grund hat Beckert (2007) vier Arten der Arbeitslosigkeit klassifiziert: Die „strukturelle Arbeitslosigkeit“ (1) tritt auf, wenn sich die Wirtschaftsstruktur einer Region verändert, indem bspw. größere Unternehmen ihre Werke schließen oder bestimmte Ressourcen, z.B. Braunkohle, aufgebraucht sind. Die INSM ergänzt in Anbetracht der rasanten Entwicklung der Technik den Begriff der „technologischen Arbeitslosigkeit“ als Kategorie der strukturellen Arbeitslosigkeit (vgl. INSM 2013). Hingegen spricht man von „saisonaler Arbeitslosigkeit“ (2), wenn in bestimmten Zeiträumen die Arbeitsnachfrage geringer ist. Klassische Beispiele sind hierfür Beschäftigungsverhältnisse im Baugewerbe, in der Landwirtschaft sowie in der Tourismusbranche. „Friktionelle Arbeitslosigkeit“ (3) beschreibt den Umstand der Suche nach einer Anstellung nach Beendigung des vorherigen Arbeitsverhältnisses bzw. der schulischen Ausbildung. Als „konjunkturelle Arbeitslosigkeit“ (4) bezeichnet man die Entwicklung des Arbeitsmarkts in Abhängigkeit von der jeweiligen ökonomischen Lage bzw. Entwicklung. Müssen Unternehmen aufgrund mangelnder Nachfrage nur noch geringere Mengen als zuvor produzieren, benötigen sie hierfür auch dementsprechend weniger Arbeitskräfte. Ähnlich verhält sich die Situation im Falle von technologischen Neuerungen (siehe Ergänzung zu (1)), welche die Herstellung von Gütern effizienter machen, sodass entweder weniger Beschäftigte als zuvor benötigt werden oder die Produktion ohne Neueinstellungen gesteigert werden kann (vgl. Beckert 2007: 466).

An diesem Versuch einer Kategorisierung ergibt sich eine Vielzahl unterschiedlicher Ursachen für die Erwerbslosigkeit von Menschen; dabei wird deutlich, dass wirtschaftspolitische Maßnahmen zur Stärkung der Wirtschaft Formen wie die saisonale und friktionelle Arbeitslosigkeit nicht oder nur eingeschränkt beeinflussen können.

2.3 Freiwillige und unfreiwillige Arbeitslosigkeit

Neben der Frage nach den Ursachen der Arbeitslosigkeit gibt es noch eine weitere begriffliche Differenzierung, welche besonders in der neoklassischen und keynesianischen Theorie hervorgehoben wird. Hierbei wird in der Neoklassik die „freiwillige Arbeitslosigkeit“ als einzige Option gesehen, wenn es darum geht zu begründen, warum jemand keinen Arbeitsplatz hat. So sei der Arbeitsmarkt wie jeder andere Markt ein nach Gleichgewicht strebendes Konstrukt (s. Abschnitt 3.), in dem nur Menschen, die nicht zu dem bestehenden Gleichgewichtslohn arbeiten wollen, arbeitslos sein können und somit „freiwillig“ arbeitslos sind (vgl. Bontrup2008 :256). Die unfreiwillige Arbeitslosigkeit hingegen besteht in der Neoklassik faktisch nicht bzw. kann nur vorübergehend bestehen, wenn ein neuer Gleichgewichtslohn ausgehandelt werden muss. Im Keynesianismus hingegen wird das Erscheinen unfreiwilliger Arbeitslosigkeit wie folgt definiert: „The term involuntary unemployment makes it obvious from the start that the labour market is one in which supply exceeds demand. Suppliers are therefore rationed in the sense that some of them do not find jobs“ (Malinvaud 1977: 1, zitiert nach Mitchell / Muysken 2008: 67). Vereinfacht gesagt übersteigt das Angebot an Arbeit seitens der Erwerbswilligen zu einem bestimmten Reallohn die Nachfrage durch die Unternehmen und in Folge dessen sind die Arbeiter ohne Anstellung „unfreiwillig“ arbeitslos.

3. Das Problem der Arbeitslosigkeit in der Neoklassischen Theorie

Die neoklassische Theorie bildete sich im Anschluss an die von Adam Smith entworfene klassische Nationalökonomie (vgl. Beckert 2007: 467) und prägte schon sehr früh das wirtschaftspolitische Handeln verschiedener Staaten. Mit der Weltwirtschaftskrise geriet das Konstrukt jedoch in heftige Kritik, da führende Neoklassiker die Geschehnisse auf dem Arbeitsmarkt nicht erklären konnten. Grundlegend sieht der neoklassische Ansatz den Markt in seiner vollen Bandbreite als ein nach Gleichgewicht strebendes Ganzes, in dem sich nach Léon Walras' Theorie das Angebot und die Nachfrage auf allen Teilmärkten insgesamt

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Ende der Leseprobe aus 15 Seiten

Details

Titel
Das Problem der Arbeitslosigkeit
Untertitel
Neoklassische und keynesianische Ansätze in der Realität der deutschen und amerikanischen Politik
Hochschule
Ludwig-Maximilians-Universität München  (FB 05 Gesellschaftswissenschaften)
Veranstaltung
Arbeitslosigkeit und Preisnivaustabilität
Note
3,0
Autor
Jahr
2013
Seiten
15
Katalognummer
V232245
ISBN (eBook)
9783656484004
ISBN (Buch)
9783656484325
Dateigröße
434 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
problem, arbeitslosigkeit, neoklassische, ansätze, realität, politik
Arbeit zitieren
Christopher Hauck (Autor:in), 2013, Das Problem der Arbeitslosigkeit, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/232245

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