Nonverbale Kommunikation und Interaktion zwischen Mutter und Kind


Hausarbeit (Hauptseminar), 2012

18 Seiten, Note: 1,3


Leseprobe


Inhalt

1. Einleitung

2. Pränatale Phase (Schwangerschaft)
2.1 Erstes Trimester
2.2 Zweites Trimester
2.3 Drittes Trimester

3. Perinatale Phase (Geburt und erste Lebenstage)

4. Postnatale Phase (nach der Geburt)
4.1 Bewusstseinszustände (Verhaltensmuster)

5. Das Schreien
5.1 Primär physiologisches Schreien
5.1.1 Hunger
5.1.2 Müdigkeit
5.1.3 Schmerzen
5.1.4 Langeweile
5.2 Primär pathologisches Schreien
5.3 Sekundäres Schreien
5.4 Primär exzessives Schreien

6. Babylaute

7. Das Lachen

8. „Social referencing“– Phänomen

9. Fazit

1. Einleitung

Im Zuge der Evolution hat sich der Mensch zu einem einzigartigen Lebewesen entwickelt. Die Eigenschaften und Fähigkeiten, die er erworben hat, besitzt keine andere Lebensform auf Erden. Auch wenn es sehr allgemein gesagt nur Zellteilungen sind, die im Mutterleib stattfinden, ist die Entstehung des Lebens faszinierend. Mit einer Komplexität, dass es kaum vorstellbar ist, wie sich der Embryo wächst und langsam zu Leben beginnt, ein Wunder der Natur. Er entwickelt sich in unglaublich kurzer Zeit zu einem >Riesen<. Sozusagen ist er bei seiner Geburt rund 3 Milliarden Mal so schwer, als neun Monate zuvor, nach der Zeugung. Diese Phase der Entwicklung nennt man Pränatale Phase (Schwangerschaft). Danach, in der Postnatalen Phase (nach der Geburt), gestaltet sich sein Entwicklungsprozess sehr viel langsamer.

Kann in diesem Zeitabschnitt (der Schwangerschaft), der im Allgemeinen 9 Monate dauert, die werdende Mutter mit ihrem heranwachsenden Baby schon kommunizieren? Wenn ja, welcher Art und wie tauschen sie Informationen aus, auch wechselseitig? Welche Form nimmt die Kommunikation zwischen Mutter und Kind nach der Geburt an? Wie entwickelt sich der Informationsaustausch weiter?

In meiner Arbeit möchte ich auf die Kommunikation, den daraus folgenden Interaktionen und den Beziehungsaspekt zwischen Mutter und Kind, bis zum Ende des ersten Lebensjahres eingehen.

Unter Kommunikation ist der Austausch oder das Übermittel von Informationen zu verstehen. Aber auch miteinander in Verbindung treten, sich untereinander verständigen, sich verstehen. Somit findet bei der Kommunikation ein Inhaltsaustausch statt. Mit ihrer Hilfe werden Appelle an Andere gerichtet, dadurch entstehen Beziehungen zueinander.

Wie wichtig der Beziehungsaspekt bei Kommunikation ist, wird in den 5 Axiomen, die von Paul Watzlawick und seinen Mitautoren in dem Buch Menschliche Kommunikation, Formen, Störungen, Paradoxien aufgezeigt. Mit Zuhilfenahme dieser Axiome werde ich die Kommunikation zwischen Mutter und Kind aufzeigen.

2. Pränatale Phase (Schwangerschaft)

Die menschliche Entwicklung teilt sich in drei Phasen. Die pränatale Phase (Schwangerschaft), die perinatale Phase (Geburt und erste Lebenstage) und die postnatale Phase (nach der Geburt). Die Pränatale Phase, also die Schwangerschaft werde ich zur besseren Darstellung in drei Stufen teilen.

2.1 Erstes Trimester

Das erste Trimester umfasst die ersten 12 Wochen der Schwangerschaft, in denen sich das Lebewesen nach der Befruchtung auf dem Weg zum Uterus befindet (vgl. West (2001): S. 29)

In der 6. Schwangerschaftswoche ist nun schon, nach unzähligen Zellteilungen, ein Embryo entstanden. Das Herz schlägt, die Kopfform ist erkennbar und Ohren, Augen sowie Hände und Füße bilden sich. (vgl. West (2001): S. 29) Es fängt an, seine Arme und Beine zu bewegen und das Nervensystem entwickelt sich weiter. Dass Embryo steht in einer perfekten Kommunikation mit seiner Mutter. Über die Nabelschnur und das Fruchtwasser bekommt es alle Nährstoffe, die es zum Leben braucht. Es erfährt Stress und Emotionen der Mutter durch Hormone und ihren Herzschlag. Mutter und Kind haben auch eine enge Verbundenheit über Träume. Diese Art nennt man die empathische Kommunikationsweise, in der die Mutter intuitiv von ihrem Kind träumt. Eine Form der Kommunikation, die sich auf der Beziehungsebene abspielt. Die werdende Mutter fühlt ihre Schwangerschaft durch die hormonelle Umstellung ihres Körpers. Sie empfindet ein großes Glück, eine Freude, die sie auf den heranwachsenden Embryo überträgt. Ihre Gefühle nimmt sie bewusst wahr und merkt, wenn irgendetwas mit dem Embryo nicht in Ordnung ist und empfängt Signale, wenn er sich nicht gut fühlt. Diese Informationen werden von der werdenden Mutter wahrgenommen und auf der Beziehungsebene als bedrohlich empfunden. Sie reagiert instinktiv, um das heranwachsende Leben nicht zu gefährden. Positive Signale sind dagegen Glücksempfindungen der Mutter, die sie auch ihrer Umwelt signalisiert und sich in Wohlbehagen äußern. Somit kommuniziert die Mutter mit dem Embryo sehr stark auf der Beziehungsebene, wobei die Inhalte der Informationen durch Gefühle übermittelt werden. Sie stehen in einer sehr engen Beziehung. Diese Form der Kommunikation hat Paul Watzlawick in seinen Axiomen beschrieben. In der 12. Schwangerschaftswoche ist das Embryo nun schon ganze 6 cm groß.

2.2 Zweites Trimester

Mit Beginn des 2. Trimesters, ab der 13. Schwangerschaftswoche, wird das entstehende Leben schon Fetus genannt. Der Fetus entwickelt sich rasend und wächst von Tag zu Tag. (vgl. West (2001): S. 47) Er spürt das Schaukeln in der Gebärmutter und bekommt dadurch Signale von der Mutter, denn wenn Bewegung, dann Leben. „Lebt die Mutter, dann kann ich auch leben.“ Sie gibt dem Fetus Sicherheit und Wohlbefinden. Übrigens wird das Schaukeln auch nach der Geburt nicht an Bedeutung verlieren. (vgl. Molcho (2005): S. 14) Ab der 14. Schwangerschaftswoche nimmt der Fetus nun Geräusche wahr und reagiert, wenn die Mutter ihren Bauch berührt. (vgl. West (2001): S. 47) Der Herzschlag der Mutter wird zum Ruhepol und tiefe Geborgenheit wird damit verbunden. Mit der Reife des Gehörorgans und damit auch des Gleichgewichtsinns, lernt das Ungeborene schon, seine Bewegungen zu steuern, das Gleichgewicht zu halten und seine Position auf die Position der Mutter einzustellen. Kräftige Bewegungen werden kräftiger, der Fetus macht Gesten und zeigt schon Mimik. Beispielsweise kann er schon die Augen verdrehen und die Stirn runzeln. Er zeigt Emotionen und erlebt Gefühle beim eigenen Berühren, beim Ertasten und Bewegen und kann schon mit den Händen greifen. (vgl. West (2001): S. 47) Auch reagiert der Fetus bereits auf die Interaktion, wenn man zum Beispiel den Finger etwas „aggressiver“ auf den Bauch drückt. Sofort schreckt er zurück, als wollte er der Berührung entgehen. Veranlasst man aber hingegen eine sanfte Massage des mütterlichen Bauchs, so neigt der Fetus zur Bewegung. Er dreht sich, streckt seine Füße, seinen Kopf oder auch seinen Po den zärtlichen Berührungen entgegen. (vgl. Schilte/Auzouy (1992): S.77) Mit der 22. Schwangerschaftswoche kann der Fetus bereits Geräusche unterscheiden. Er reagiert auf Stimmen und auf ungewöhnliche Geräusche (Beispiel: ein lauter Knall). (vgl. West (2001): S. 47) Nun kommuniziert er schon mit der Mutter, indem er sich gegen nervende Situationen wehrt. Als Beispiel dafür kann ich Samy Molcho zitieren, der in seinem Buch „Körpersprache der Kinder“ folgendes schreibt: „Eine interessante Erfahrung habe ich selbst mit meiner Frau gemacht, als sie im 6. Oder 7. Monat mit unserem Sohn Nuriel schwanger war. Wir besuchten die >Rocky-Horror-Show<, ein Musical mit harter Rockmusik. Das Kind begann im Leib der Mutter zu toben, als wehrte es sich gegen die Aggressivität der Musik, die wahrscheinlich auch auf die Mutter gewirkt hatte, ohne dass sie es sich bewusst machte …. Jedenfalls hat Nuriel so heftig getobt, dass meine Frau sagte: Ich kann nicht mehr sitzen, ich muss hier raus! Kaum waren wir vor der Tür, war das Baby ruhig.“ (Molcho (2005): S. 16-17)

In diesem zweiten Trimester findet ein rasanter Entwicklungsabschnitt statt, indem sich die Form der Kommunikation intensiviert. Der Fetus reagiert schon bewusst auf äußere Reize und zeigt dies der Mutter nicht mehr nur durch Gefühlsschwankungen, sondern wird sehr aktiv und lässt es sie durch intensive Bewegungen spüren, die für die werdende Mutter unangenehm sind. Der Fetus gibt somit diese Informationen (ihm ist es unangenehm und gefällt es nicht) an seine Mutter nonverbal auf der Beziehungsebene wieder. Da die Mutter zu ihrem heranwachsenden Kind in einem sehr engen Beziehungsverhältnis steht, folgt sie der Information und wird die Situation so ändern, bis der Fetus ruhig wird.

Somit hat jede Kommunikation einen Inhalts- und einen Beziehungsaspekt, wobei der letztere den ersten bestimmt. (Axiom Paul Watzlawick)

2.3 Drittes Trimester

Im dritten Trimester, ab der 28. Schwangerschaftswoche, beginnt die Geburtsvorbereitung. Das Baby ist nun schon lebensfähig, aber noch nicht vollständig entwickelt. Nun entwickelt sich das Sehvermögen und es ist ungefähr 34 cm groß. (vgl. West (2001): S.71) Bis zur Geburt etwa in der 40. Schwangerschaftswoche, wird es nun noch enorm an Gewicht zunehmen, übt das Schlucken, das Nuckeln, Greifen und Atmen. (vgl. West (2001): S.71) Beispielsweise kann ich es aus eigener Erfahrung sagen, dass das Baby Angst zeigt, indem es sich bei der Fruchtwasserspieglung zu verstecken versucht und vor der Bedrohung ausweicht. Das Baby reagiert schon auf Wärme und Kälte. „Wenn meine Frau im Winter ein warmes Bad nahm und ihren runden Bauch, ihren Schwangerschaftsbauch, für etwas längere Zeit aus dem warmen Wasser in die Luft streckte, kam prompt das Signal des Kindes, ein Schlagen, das hieß: Es ist mir nicht angenehm. Tauchte der Bauch wieder ins Wasser zurück, beruhigte es sich sofort. …Signalgeben und Signalempfangen … es verlangt Antworten schon im Mutterleib. (Molcho (2005): S. 17)

Mit der Zeit der Schwangerschaft wächst auch die tiefe Verbindung zwischen Mutter und Kind. Während das Baby nur über zwei Sinne (Hören und Fühlen) die Mutter wahrnimmt, so kann sie das Baby bereits über neueste Technologie bewundern. Sie sieht und hört das kleine Herz schlagen, sieht die Nase, die Ohren, Beine und Arme. Ist es ein Junge oder ein Mädchen und wem sieht es ähnlich? Die 3D Technologie ermöglicht den werdenden Eltern einen faszinierenden Blick in den Mutterleib, der die Bindung schon während der Schwangerschaft extrem verstärkt.

[...]

Ende der Leseprobe aus 18 Seiten

Details

Titel
Nonverbale Kommunikation und Interaktion zwischen Mutter und Kind
Hochschule
Ernst-Abbe-Hochschule Jena, ehem. Fachhochschule Jena
Veranstaltung
Nonverbale Kommunikation
Note
1,3
Autor
Jahr
2012
Seiten
18
Katalognummer
V232039
ISBN (eBook)
9783656486886
ISBN (Buch)
9783656490951
Dateigröße
489 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
nonverbale, kommunikation, interaktion, mutter, kind
Arbeit zitieren
Carola Baumgart (Autor:in), 2012, Nonverbale Kommunikation und Interaktion zwischen Mutter und Kind, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/232039

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