Religiöse Tendenzen in der populären Filmkultur? Eine Analyse des Blockbusters „Der Herr der Ringe“


Masterarbeit, 2012

92 Seiten, Note: 1,3


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

Abbildungsverzeichnis

1. Einführung in die Thematik

2. Allgemeine Vorgehensweise

3. Definitionen und Abgrenzungen
3.1. Schwierigkeiten einer Religionsdefinition
3.2. Der Blockbuster
3.3. Narrative Grundgestaltung von Film und Religion
3.4. Filmrezeption

4. Parallelen zwischen populärem Film und Religion
4.1. Sinnvermittlung
4.2. Symbole
4.3. Mythos

5. „Der Herr der Ringe“ – Ein Beispiel für Sinndeutung und Religion im populären Film?
5.1. Grundlagen für eine Filmanalyse aus religiöser Perspektive
5.2. Hintergrundinformationen zu Buch und Film
5.3. Die Trilogie – Kurzzusammenfassung
5.4. Parallelen zwischen „Der Herr der Ringe“ und Religion
5.4.1. Sinnvermittlung
5.4.2. Symbole
5.4.3. Mythos
5.5. Interpretationsansatz

6. Schlussbetrachtung und Ausblick

Literaturverzeichnis

Abbildungsverzeichnis

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

1. Einführung in die Thematik

„Die Medientechnologien haben die Gesellschaft verwandelt. Auch die Religionskultur – die kirchliche wie die außerkirchliche – ist davon nicht unberührt geblieben.“[1]

Die Medien haben in nahezu all unseren Lebensbereichen gravierend an Bedeutung gewonnen. Medien als „Träger bzw. Vermittlungssysteme für die gesellschaftlich relevanten Prozesse der Information und Kommunikation“[2] sind sowohl aus dem beruflichen als auch aus dem privaten Alltag nicht mehr wegzudenken. In verschiedensten gesellschaftlichen Bereichen wie in Politik, Wirtschaft oder Kultur besitzen sie zentrale Bedeutung. Wir leben in einer ausdifferenzierten Medienumgebung und der Computer samt Internet, der Fernseher oder das Handy gehören zur Grundausstattung des modernen Menschen. Es wird vermutet, „dass (…) der weitaus größte Teil unseres Wissens medienvermittelt ist.“[3] Zu dieser Erkenntnis gelangt Siegfried Kracauer bereits 1977: Die meiste Zeit befinden wir uns „in einem Zustand dauernder Empfängnis“[4].

Schon immer bedienten Menschen sich bestimmter Medien bzw. der zu den jeweiligen Zeiten geläufigen Kommunikationsformen. Ob „Wort, Schrift [oder] Bild“[5] – das Selbst- und Weltverstehen des Menschen ist seit jeher durch Verständigungsmittel geprägt.[6] Mit dem Buchdruck beginnt nach Rüdiger Funiok eine rasante Entwicklung der Medien bis hin zum heutigen Medienzeitalter, die einhergeht mit einem wachsenden Desinteresse an der Institution Kirche und schließlich in modernen, weltlichen Themen mündet, die ins Zentrum der Gesellschaft rücken.[7]

Die bis zum Ende des 17. Jahrhunderts streng an Religion und Kirche gebundene Weltanschauung büßt mit der stetig voranschreitenden Entwicklung des rationalen Denkens in den europäischen Kulturen herbe Rückschläge ein. Verschiedene gesellschaftliche Prozesse führen schließlich zu einer Säkularisierung[8] der Gesellschaft und damit einhergehend, zu einem Bedeutungsverlust des Religiösen, vor allem der religiösen Institution Kirche.[9] Eine vermehrt ablehnende Haltung moderner Menschen hinsichtlich dogmatischer Glaubensgrundsätze, ein seit geraumer Zeit fortschreitender Rückgang sonntäglicher Kirchgänger sowie die in den letzten Jahren zunehmende Anzahl von Kirchenaustritten lassen sich als Belege für eine noch immer zu beobachtende Säkularisierung der Gegenwart anführen.[10]

Im Zuge der Entstehung von Meinungs- und Pressefreiheit werden der Gesellschaft neue Möglichkeiten eröffnet, an verschiedenen – darunter auch religiösen – Diskursen aktiv mitzuwirken. Schließlich führt dieser Prozess zu einer Herausbildung zahlreicher pluraler Auffassungen, insbesondere im Hinblick auf religiöse Denk- und Weltanschauungsmuster.[11] Konträr zu den institutionellen, an die großen christlichen Kirchen gebundenen Religionen, entstehen vermehrt individualisierte und privatisierte Religionsformen.

Inzwischen herrscht jedoch weitgehend wissenschaftlicher Konsens darüber, dass es verfehlt sei, als Folge der Säkularisierung und der stetig voranschreitenden Entwicklung des rationalen Denkens von einem Rückgang oder gar von einem baldigen Verschwinden der Religion auszugehen. Religion bzw. Religiosität wandelt lediglich ihre Form.[12] Johann Salomo Semler verweist in diesem Zusammenhang erstmals auf die Präsenz von kirchlicher Religionskultur außerhalb der Kirchenmauern.[13]

Wurden religiöse Inhalte früher vorwiegend durch die Kirche sowie in Schrift und Buch tradiert, steht gegenwärtig die Ablösung der schriftorientierten durch die audiovisuellen Medien im Zentrum der Diskussion. Neueren Studien zufolge vollzieht sich religiöse Sozialisation gegenwärtig zunehmend durch audiovisuelle Medien.[14] Religion zeigt sich zwar nach wie vor in Gestalt der Institution Kirche, aber zunehmend auch in anderen Bereichen des Alltagslebens, allen voran in den Medien Film und Fernsehen. Ähnlichkeiten mit den großen biblischen Geschichten werden vor allem dann deutlich, wenn in Filmen Erzählungen, Grundgedanken, Bilder oder Symbole der jüdisch-christlichen Tradition enthalten sind.[15]

Ziel dieser Arbeit ist es, auf Grundlage der Betrachtung und Reflexion des derzeitigen Forschungsstandes zum Thema Religion und Film, zu belegen, dass aktuell erfolgreiche Filme wie Peter Jacksons Blockbuster „Der Herr der Ringe“, Themen beinhalten, die gleichzeitig zentrale Themen der christlichen Religionen darstellen. Aus diesem Grunde gilt der Enthüllung der vielfältigen Verflechtungen zwischen Film und Religion eine besonders intensive Auseinandersetzung. Primär wird der Frage nachgegangen, inwieweit sich der Populärfilm ebenso wie die Religion spezieller Sinnstrukturen, Mythen und Symbole bedient, um bestimmte Bedeutungsinhalte zu vermitteln.

Um religiöse Tendenzen im populären Film aufzudecken und zu erschließen, ist eine detaillierte Annäherung der Thematik aus wissenschaftlicher Sicht unumgänglich.

2. Allgemeine Vorgehensweise

Die vorliegende Arbeit gliedert sich nach der Einführung in die Thematik und der Erläuterung der allgemeinen Vorgehensweise in drei große Abschnitte. Dem Grundlagenbereich (Kapitel3) folgen ein theoretischer Teil (Kapitel 4) sowie ein filmanalytischer (Kapitel 5). Das sechste Kapitel liefert eine Schlussbetrachtung.

Das Kapitel 3 bietet einen Überblick unterschiedlicher, für die vorliegende Arbeit relevanter Grundbegriffe. Die in Kapitel 3.1 dargestellte theoretische Auseinandersetzung mit dem Religionsbegriff bildet die Basis für das Aufdecken religiöser Tendenzen im populären Film.

Der Grundlagenbereich erweist sich insofern als sinnvoll, als dem Leser hierdurch ein Einblick über den aktuell verwendeten und wissenschaftlich fundierten Forschungsstand im Hinblick auf die Themenfelder Film und Religion ermöglicht wird.

Der theoretische Teil, „Parallelen zwischen populärem Film und Religion“, stellt anhand der zunächst wissenschaftlich-theoretisch erläuterten Begriffe Sinn, Symbol und Mythos zentrale Schnittpunkte der beiden Kulturformen heraus. Dazu werden die filmspezifischen Verwendungsmöglichkeiten der Termini ebenso aufgezeigt wie ihr Vorkommen in der Religion. Die Begriffsbestimmung von Religion und die wissenschaftliche Auseinandersetzung sowie Abgrenzung der Ausdrücke Sinn, Symbol und Mythos in Kapitel 4 bilden das theoretische Fundament für einen präzisen analytischen Zugang zum Medium Film am Beispiel des „Herr der Ringe“.

Der Fokus des filmanalytischen Teils liegt auf dem Herausarbeiten impliziter Religionsverweise, welche sich in spezifischen Sinnangeboten, Symbolen und mythischen Strukturen ausdrücken, die erst aus der Perspektive eines spezifischen Religionsbegriffes heraus als religiös interpretiert werden können. Nach einer kurzen Einführung des Blockbusters „Der Herr der Ringe“ werden die im theoretischen Teil erarbeiteten Aspekte aufgegriffen und am konkreten Filmbeispiel auf ihr Vorkommen hin untersucht und herausgestellt. Die abschließende Interpretation des fünften Kapitels bündelt und deutet die Feststellungen der Analyse im Hinblick auf den zu Grunde liegenden Religionsbegriff und setzt sich mit der Hypothese auseinander, ob medialen Sinnorientierungsangeboten in einer Zeit vielfältiger Traditionsabbrüche eine wachsende Bedeutung als religiöse Sinnressource zukommt.[16]

In der Schlussbetrachtung werden die vielfältigen Verflechtungen und Parallelen zwischen Medien und Religion nochmals zusammenfassend herausgestellt. Des Weiteren wird ein Ausblick auf die Fragestellung gegeben, ob und inwiefern der kommerzielle Mainstreamfilm als eine populäre Religionsform von heute angesehen werden kann.

3. Definitionen und Abgrenzungen

3.1. Schwierigkeiten einer Religionsdefinition

Für die Aufdeckung religiöser Elemente im Film spielt der zu Grunde gelegte Religionsbegriff insofern eine wichtige Rolle, als dass das jeweils vorausgesetzte Verständnis von Religion zu unterschiedlichen Zielsetzungen und Analysemethoden führt.

Religion oder Religiös-sein, was genau wird in der heutigen Zeit eigentlich darunter verstanden? In unserer Gesellschaft wird der Religionsbegriff nicht selten auf offensichtlich religiöse Formen und Riten reduziert und erfreut sich dabei vermeintlich großer Evidenz. Erst eine genauere Betrachtung dieses Begriffes zeigt, dass sich verschiedene Schwierigkeiten mit einer Definition von Religion verbinden. Probleme bei der Bestimmung des Religionsbegriffes liegen zunächst darin, dass dieser charakteristisch für die abendländische Welt ist.[17] Religion ist kein Ausdruck, von dem angenommen werden kann, dass auch nicht-europäische Kulturen und Sprachen diesen zur Selbstbezeichnung für das nehmen, was westlichen Auffassungen von Religion entspricht. In zahlreichen außereuropäischen Kulturen gibt es keine semantische oder inhaltliche Entsprechung des Religionsbegriffs.[18]

Auch ein Versuch der Ableitung des Terminus Religion aus dem Lateinischen erweist sich aufgrund seiner verschiedenen Interpretationsmöglichkeiten als nicht aufschlussreich. Debatten darüber, ob Religion von „‚relegere‘=wieder zusammennehmen, von ‚religere‘=rücksichtsvoll beachten, oder von ‚religare‘=anbinden, festbinden“[19] abzuleiten ist, verdeutlichen diese Problematik. „Relegere“ beispielsweise legt in Anlehnung an das römische Rechtsbewusstsein den Akzent hauptsächlich auf die Pflicht zu kultisch-ritueller Verehrung, während das Wort „religare“ im christlich gefärbten Kontext das Verhältnis zwischen Gott und Mensch hervorhebt.[20] Die semantische Unschärfe des Religionsbegriffes, die in zahlreichen Bedeutungsumwandlungen im Laufe der ca. 2000-jährigen Geschichte von Religion begründet liegt, zeigt, dass es keine objektiv gültige Definition gibt.[21] Zugleich verweist die komplexe Begriffsgeschichte auf spezifische, historisch-kulturelle Entstehungskontexte dieses Terminus.

Des Weiteren wird eine konsensfähige Definition dadurch erschwert, dass je nach Zielsetzung und Interesse unterschiedliche Wissenschaften versuchen, sich in ihrer je spezifischen Art und Weise dem Religionsbegriff anzunähern.[22] Was schlägt sich nun wieder in dem, was wir Religion nennen? Gibt es eine Definition, die Monopolanspruch im Wirrwarr der Beschreibungen erheben kann? Welche Definition ist die wahre? Gibt es darauf überhaupt eine Antwort?

In Anlehnung an Burkhard Porzelt werden in dieser Arbeit vier Grundmuster von Religionsdefinitionen unterschieden, die je einen engeren oder weiteren Begriff für sich beanspruchen.[23]

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb. 1: Vier Grundtypen der Religionsdefinition

(Quelle : Porzelt, S. 50.)

Zunächst wird, der Abbildung im Uhrzeigersinn folgend, der phänomenologisch-enge Religionsbegriff näher erläutert. Phänomenologie bedeutet „die Lehre von den Erscheinungen – die Lehre also von dem, was sich zeigt und was wahrnehmbar wird“[24]. Es handelt sich bei der phänomenologischen Religionsdefinition um die äußerlich wahrnehmbaren Erscheinungsweisen des Religiösen. Objektiv kulturelle Formen von Religion – wie sich Religion also in bestimmten Kulturen, z.B. in Form von Messen, Gebeten oder Opfergaben, auffinden und beschreiben lässt – stehen im Zentrum des phänomenologischen Religionsbegriffes. Als Gegenstand einer solchen Definition können folglich nur Religionen dienen, die auch als solche gelten. Anzuführen sind hier die großen Weltreligionen wie der Buddhismus, das Christentum oder der Islam.[25]

Die Religionsphänomenologie versucht in den spezifischen Ausdrucksformen verschiedener Religionen Übereinstimmungen zu finden, welche die unterschiedlichen Religionen teilen, um in einem nächsten Schritt die herausgearbeiteten Gemeinsamkeiten als religiös zu qualifizieren. In der Religionswissenschaft ist hier beispielsweise der Ansatz von Winston L. King zu nennen, der verschiedene Dimensionen als Charakteristika und Strukturen des religiösen Lebens hervorhebt. Zu nennen sind diesem Ansatz entsprechend verschiedene, den Religionen inhärente Dimensionen wie Mythen und Symbole, Konzepte von Erlösung, heilige Orte und Gegenstände, heilige Handlungen (Rituale), heilige Schriften, eine heilige Gemeinschaft sowie die heilige Erfahrung und ein stets vorhandener Traditionsbezug.[26]

Ein rein phänomenologischer Religionsbegriff ist jedoch zu eng und einseitig. Diesem sind zwar durchaus positive Aspekte zuzuschreiben, insbesondere im Hinblick auf die Aufdeckung einer Vielfalt religiöser Darstellungsformen, doch genau dort liegt auch seine Schwäche. Er bedarf einer Erweiterung auf Phänomene hin, die nicht als ausdrücklich religiös gelten. Da stets von der Religion als Darstellungsform ausgegangen wird, ist dieser Begriff nicht im Stande religiöse Phänomene dort wahrzunehmen, wo sie sich nicht ausdrücklich als religiös bezeichnen.[27] Für ihn „bleibt die mögliche Relevanz der übrigen kulturellen Systeme und Aktgruppen sozusagen konstruktionsbedingt zwangsläufig außer Betracht“[28].

Der nun folgende, weit gefasste, anthropologische Religionsbegriff zeichnet sich durch ein „Unbedingtes und Letztes aus, dem sich der Mensch subjektiv verpflichtet fühlt“[29]. Diese Definition geht davon aus, dass Religion im Inneren des Menschen grundlegend verwurzelt ist. Berühmtester Vertreter dieser weiten Begriffsbestimmung ist Paul Tillich. Tillich beschreibt Religion als eine Dimension des Unbedingten und verknüpft sie mit dem Lebenssinn.[30] Hat der Mensch seine Endlichkeit begriffen, baut er gewissermaßen automatisch eine Beziehung zu Gott oder "einem Dahinter" auf. Das Individuum begreift sich als endlich und hinterfragt sein Leben, sein Menschsein als Ganzes. Es geht um eine Reaktion des Menschen auf die von ihm wahrgenommene Endlichkeit seiner Selbst, die sich auf etwas Transzendentes, auf das Heilige oder im theologischen Sinne auf Gott beziehen kann.[31] Religion kann demnach als eine Art anthropologische Grundkonstante bezeichnet werden, die sich in der Frage nach dem Lebenssinn ausdrückt, in der der Mensch seine Existenz hinterfragt und Religion als das bestimmt, was ihn unbedingt angeht.[32] Er verankert sich dem anthropologischen Verständnis nach in einem letzten Sinngrund. Diese Verankerung „kann sich zwar durchaus im Modus einer vorgeprägten Weltreligion ereignen (…), [e]benso kann [sie] sich (…) aber auch jenseits und außerhalb einer klassischen Religion vollziehen“[33].

Ein solcher Religionsbegriff ermöglicht, die Besonderheit des Religiösen hervorzuheben und die hingebungsvolle Form religiöser Praktiken zu betonen. Das Problem dieser Definition liegt allerdings in seiner Unbestimmtheit. Es ist auch möglich, etwas Bedingtes zu verabsolutieren und einen existenziellen Sinngrund im Stadionbesuch des Lieblingsvereines zu verspüren, ohne sich dabei selbst als religiös zu bezeichnen. Die Spannung liegt nun darin, einerseits Religion dort zu unterstellen, wo sie nicht vorkommt und andererseits den klassischen Religionen ihren Boden zu entziehen, indem sie weltlichen Sinndeutungen gleichgestellt werden.[34]

Parallel zu den bereits genannten Definitionen lassen sich zwei weitere Bestimmungen von Religion unterscheiden, eine funktionale und eine substantiale.

Die funktionale Sichtweise konzentriert sich auf das, was Religion zu leisten im Stande ist. In einer immer schnelllebiger werdenden Welt, in der die Menschen sich als endlich und unvollkommen begreifen, schafft Religion Sicherheit. Funktionale Theorien beschränken sich auf die Funktionen oder Leistungen, welche die Religion für die Einzelperson oder die Gesellschaft erbringt. In diesem Zusammenhang wird häufig der von Hermann Lübbe geprägte Begriff der „Kontingenzbewältigungspraxis“[35] genannt, der die Zufälligkeit des menschlichen Lebens als erträglich und sinnvoll erscheinen lässt. Die Religion will in diesem Sinne Lösungswege und Orientierungen anbieten, auf die in existenziellen Krisen oder Sinnfragen zurückgegriffen werden kann.[36]

Franz-Xaver Kaufmann unterscheidet diesbezüglich folgende Funktionsbereiche, derer sich die Religion annimmt:[37]

- Affektbindung oder Angstbewältigung
- Handlungsführung im Außeralltäglichen
- Kontingenzverarbeitung
- Legitimation von Gemeinschaftsbildung und sozialer Integration
- Sinnstiftung und ‘Kosmisierung’ der Welt
- Distanzierung von gegebenen Sozialverhältnissen

Um von Religion sprechen zu können, reicht es jedoch nicht aus, wenn nur ein Teilbereich einer Dimension erfüllt ist. Es müssen stets mehrere der Funktionsbereiche gleichzeitig abgedeckt sein.

Zusammenfassend lässt sich für das funktionale Religionsverständnis eine ähnliche Kritik formulieren wie für das anthropologische. Durch eine rein funktionale Sichtweise wird Religion austauschbar mit allem, was ähnliche Funktionen erfüllt. Sicherheit und Halt im Leben lässt sich ebenso durch einen festen Beruf erlangen. Es ist jedoch nicht möglich, all die ähnlichen Funktionen auch als Religion zu qualifizieren und ebenfalls ist es nicht möglich, gläubigen Christen eine reine Kontingenzbewältigungspraxis zu unterstellen.[38] Trotz der genannten Einwände wäre eine Religion nicht denkbar, ohne bestimmte Funktionen für den Menschen zu erfüllen. Sie lässt sich dabei jedoch nicht auf eine rein funktionale Ebene reduzieren. Ein einseitig funktional betrachteter Religionsbegriff bietet ein zu weit gefasstes Spektrum für das Auffinden von Religion und läuft Gefahr, Religion zu einem Allerweltsbegriff werden zu lassen.

„Substanzielle Religionsdefinitionen fixieren (…) weder die allgemein-menschliche Basis noch die problemlösende Funktion noch die wahrnehmbare Ausdrucksgestalt von Religion, sondern das, womit sich Religion ausdrücklich befasst.“[39] Religion aus der Innenperspektive religiöser Glaubenssysteme heraus – von ihrer Substanz bzw. von ihrem Inhalt her – zu bestimmen, so lautet die Maxime substantieller Definitionen. Mögliche substantielle Bezugsgegenstände der Religion wären in diesem Sinne „Gott oder de[r] Glaube an Gott – als Gegenstand und Kriterium der Religion (…), eine Begegnung mit dem ‚Heiligen‘ oder der Suche nach dem Heiligen Kosmos [oder aber] ein Gefühl der schlechthinnigen Abhängigkeit“[40]. Das Wesen der Religion wird als etwas Außerweltliches bestimmt.

Substantiell wird Religion demnach dort, „wo Menschen ihr eigenes Dasein, ihre Geschichte, und ihre Wirklichkeit mit Bezug auf Gott deuten“[41]. Es geht also um eine Art religiöse Erfahrung – um eine religiöse Hinwendung auf einen letzten Bezugspunkt, der theologisch Gott heißt, aber in der Praxis auch andere Namen haben kann.[42] Der existenzielle Bezug zu einer höheren Macht bzw. die Erfahrungen des Transzendenten treten hier in den Mittelpunkt. Substantielle Definitionen setzten daher einen transzendenten Bezugspunkt in Form eines höheren Wesens oder einer höheren Mach als konstitutiv voraus.[43]

„Der Vorteil substantieller Bestimmungen ist ihr Eingehen auf die Besonderheit der jeweiligen Religion.“[44] Indem sie aber aus der religiösen Innenperspektive heraus den Inhalt von Religion bestimmen, sind sie gleichzeitig so religionsnah, dass sie religiöse Elemente übersehen, die sich nicht diesem Schema fügen.[45] Problematisch gestaltet sich an der substantiellen Definition ebenfalls die Überlegenheit des Inhaltes. Zwar bedarf es einer gewissen Kenntnis des der jeweiligen Religion entsprechenden Inhaltes sowie ihrer Kernaussagen, ihrer Traditionen und ihrer Überlieferungen, weil ein „angemessenes Verstehen von Religion ohne Berücksichtigung ihrer spezifischen Inhalte ausgeschlossen bleibt“[46]. Aber ebenso, wie eine Religion nicht ohne einen kennzeichnenden Inhalt existieren kann, kann sie nicht ohne kulturelle Elemente auskommen, durch die eine Beziehung zu eben diesem Inhalt hergestellt werden kann. Überspitzt gesagt: Ein Alphabet wird erst dadurch sinnvoll, dass es etwas gibt, was ausgedrückt werden will.

Betrachtet man die als Wesen von Religion deklarierten Bezugsgegenstände untereinander, so zeigt sich außerdem, dass Uneinigkeit im Hinblick auf die Substanz gegeben ist. Was kann nun als Wesen der Religion definiert werden? Gott als letzten Bezugsgegenstand vorauszusetzen, würde heute nur noch einem Bruchteil gesellschaftlich vorhandener Religiosität entsprechen.[47] Indem der letzte Bezugsgegenstand allerdings immer weiter umschrieben wird, bleibt das Wesen, also der Akt des Transzendierens zwar bestehen, aber das Woraufhin sich dieser Akt bezieht, wird diffus.

Die oben erläuterten vier Religionsbegriffe dienen lediglich einer Strukturierung verschiedener heutzutage verwendeter Grundtypisierungen von Religion. Dadurch wird aufgezeigt, dass der Religionsbegriff verschiedenen Komplexitäten, Spannungen und Uneindeutigkeiten unterworfen ist. Herauszustellen ist des Weiteren, dass jede der genannten Definitionen Vor- und Nachteile mit sich bringt. Doch ebenso ist jedes genannte Verständnis von Religion wesentlich für eine Annäherung an das, was gegenwärtig als Religion zu verstehen ist.[48]

„Der anthropologische Blickwinkel sucht im Menschsein des Menschen nach Wurzeln, die Religion ermöglichen. Die funktionale Sichtweise nimmt die problemlösenden Leistungen der Religion in den Blick. Der phänomenologische Zugang schließlich konzentriert sich auf die wahrnehmbare Ausdrucksgestalt der Religionen. All diese Perspektiven haben ihren eigenen, irreduziblen Wert.“[49]

Auch die Innenperspektive einer substantiellen Definition ist dabei nicht auszuklammern, da sie die Chance bietet, das Eigentümliche der religiösen Wahrnehmung und Erfahrung zu ermitteln, und ein grundlegend religiöses Wesensmerkmal herausstellt.[50]

Zusammenfassend lässt sich das Problem der aufgeführten Bestimmungen folgendermaßen bündeln:

„Ein Begriff von Religion darf nicht so eng gefasst sein, dass er die modernen lebensweltlichen Formen ausblendet. Er darf aber auch nicht so unbestimmt und weit ausgreifend sein, dass er überhaupt keine Prägnanz mehr besäße und (…) alle gesellschaftlichen und kulturellen Phänomene in Religion verwandeln würde.“[51]

Eine eindeutige begriffliche Klärung des Religionsbegriffes wird es in naher Zukunft nicht geben. Die Vielfältigkeit religiöser Erscheinungsformen und unterschiedliche wissenschaftliche Herangehensweisen verhindern eine allgemein tragfähige Basis.

In Anlehnung an Manfred Pirner lassen die meisten Religionstheorien jedoch einen Kern erkennen, der sich in allen Definitionsversuchen mehr oder weniger deutlich widerspiegelt:

„Es [geht] in der Religion zentral um eine umfassende, sinnstiftende Selbst- und Weltdeutung (Kosmologie) (…), die sich besonders in der sinnerschließenden Bearbeitung von Erfahrungen der Kontingenz (also des Unverfügbaren, Unberechenbaren, Schicksalhaften in Glück, Liebe, Unglück, Leid, Tod etc.) sowie in einer Fundierung und Motivierung von Moral zuspitzt, und die durch den Bezug auf eine transzendente (jenseits der wahrnehmbaren Wirklichkeit verortete) Macht gefunden wird. Dabei wird die religiöse Selbst- und Weltdeutung nicht nur kognitiv-reflexiv, sondern ganzheitlich, insbesondere durch mythische Erzählungen, rituelle Praktiken, soziale Gemeinschaftserfahrungen und ein gelebtes Ethos vermittelt.“[52]

Die Religionsdefinition von Manfred Pirner wird der folgenden Arbeit zu Grunde gelegt, da sie nach Meinung des Autors alle aktuell in der Wissenschaft kursierenden Begrifflichkeiten (besonders auch die oben genannten Grundtypen) verbindet und komprimiert.

3.2. Der Blockbuster

Lothar Mikos, Professor für Fernsehwissenschaft, verortet das Medium Film in einer engen Beziehung zum Gesellschaftlichen. Ein Film spiegelt Teile der kulturellen Praxis des Publikums wider, indem er den Alltag der Zuschauer aufgreift, Ängste, Träume und Wünsche der Menschen thematisiert, dramatisiert und vertieft.[53] Jörg Hermann geht einen Schritt weiter, indem er den „Film zur dominanten kulturellen Ausdrucksform des 20.Jahrhunderts“[54] erklärt.

Ein populärer Film lässt sich als erzählender Spielfilm klassifizieren, der „mit Hilfe konventioneller Mittel auf Popularität und kommerziellen Erfolg“[55] angelegt ist.

„Der populäre Film oder Mainstream Film will Unterhaltung für möglichst viele bieten. Er erzählt darum eine spannende Geschichte auf einfache aber eindrucksvolle Weise. Der populäre Film will durch die perfekte Illusion fesseln. An ihr soll der Zuschauer so intensiv teilnehmen, dass er die Erzählsituation vergisst. Sinnliche Erlebnisqualität ist das vorrangige Ziel des populären Films.“[56]

Wie realistisch eine filmische Darstellung sein kann, erfuhren Rezipienten schon 1985 bei der Darbietung eines Kurzfilms, welcher die Ankunft eines Zuges auf einem Bahnhof leinwandgroß und wirklichkeitsgetreu abbildete. Da der Film und seine Entwicklung zu dieser Zeit noch in den Anfangsstadien steckten und die Zuschauer keinerlei Vorerfahrungen mit gleichwertigen medialen Darstellungen besaßen, ergriffen sie kurzerhand die Flucht aus dem Kino, da sie befürchteten, sonst von dem ihnen auf der Leinwand entgegenkommenden Zug überfahren zu werden.[57]

Der im Hinblick auf die Verfilmung der Herr der Ringe Triologie (HdR[58] ) relevante Terminus Blockbuster bezeichnet bestimmte populäre Filme oder Mainstreamfilme von herausragender „Opulenz und Größe“[59], um diese vom kommerziellen Filmangebot abzugrenzen.[60] Ursprünglich ist der Begriff der Militärsprache entlehnt und bezeichnet dort „eine Bombe, deren Sprengkraft in der Lage ist, einen ganzen Häuserblock vollständig zu zerstören“[61]. Nicht umsonst charakterisiert der Autor Peter Biskind den Ansturm der Kinobesucher im Hinblick auf die Ausstrahlung eines neuen Blockbusters als ein „Mordsspektakel“[62]. Im engeren Sinne lässt sich der Blockbuster als Film beschreiben, von dem aufgrund seines immensen finanziellen Aufwandes auch großer ökonomischer Erfolg erwartet wird.[63] Zur Verdeutlichung von eingesetztem Kapital und tatsächlichem Kassenerfolg in Blockbusterfilmen, soll die folgende Abbildung der bisher erfolgreichsten fünf Filme weltweit seit 1977 dienen. Die Angaben der Einspielergebnisse und Produktionskosten sind jeweils in Millionen US Dollar aufgeführt.­­

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb. 2: Die erfolgreichsten Filme weltweit seit 1977

(Quelle: Box Office Mojo)

Da Blockbuster meist Elemente verschiedener Filmgenres[64] mischen und sich nicht auf ein bestimmtes Genre wie beispielsweise den Actionfilm reduzieren lassen, definieren neuere Forschungsansätze den Blockbuster als eine Art „Meta-Genre (…), das traditionelle Genreformationen durchschneidet und letztlich transzendiert“[65]. Charakteristisch für einen Blockbuster sind spektakuläre visuelle Schaueffekte und die Ausrichtung auf Unterhaltung für ein möglichst breites Publikum. Unter die ästhetischen Erkennungsmerkmale eines Blockbusters lassen sich „extravagantes Sounddesign, dynamische Kamera- und Montageführung sowie eine besondere Qualität audiovisueller Sensationen“[66] subsumieren. Nicht selten basieren die Filme auf Büchern, Comics oder Videospielen und sprechen somit eine bereits bestehende Rezipientengruppe an. Diese wird durch strategisch zum Filmstart vermarktete Produkte und eine Mischung verschiedener Genres (Meta-Genre) erweitert. So lässt sich einem Blockbuster, der vorwiegend fantastische und actionreiche Formate beinhaltet, ein größerer Erfolg prognostizieren, wenn dieser durch eine eingebundene Liebesgeschichte ergänzt wird und passend zum Filmstart die Filmmusik und sonstige Filmaccessoires auf den Markt gebracht werden. Dient ein literarisches Werk als Vorlage, bedarf es einer werkgetreuen Übersetzung des literarischen Stoffes in das Medium Film. Blockbuster halten sich bei der filmischen Literaturumsetzung in der Regel an eine klassische Erzählform. Unter Einbeziehung verschiedener erzählerischer Ergänzungen wird durch diese Erzählform versucht, dem auf eine breite Masse angelegten Publikum seinen Rezeptionsprozess zu erleichtern. Gleichzeitig ist ein auf ein Buch bezogener Blockbuster dazu herausgefordert, den Erwartungshorizont der Zuschauer zu erfüllen, die durch die Lektüre bereits eine bestimmte Vorstellung der literarischen Welt entwickelt haben und diese im Film umgesetzt sehen wollen.[67]

Auch die Ringtrilogie changiert in diesem Zusammenhang zwischen einer Orientierung an Erzählstandards und einer werkgetreuen erzählerischen Übersetzung der Romanvorlage von J.R.R. Tolkien. Mitunter weicht der Film bewusst von den Büchern ab und entwickelt im Sinne der Blockbusterstruktur eine romantische Liebesgeschichte zwischen den Figuren Aragorn und Arwen, wertet die Frauenfiguren Tolkiens insgesamt auf und stellt einzelne Charaktere, im Gegensatz zur in der Fantasy meist üblichen klaren Trennung von Gut und Böse, psychologisch differenzierter dar. Während der Figur Arwens im Buch beispielsweise eine eher passive Rolle zukommt, ist sie im Film deutlich präsenter. Auch Aragorn (Waldläufer und späterer König von Gondor) wird in der filmischen Adaption differenzierter dargestellt. Das Hauptaugenmerk liegt im Film auf der Charakterentwicklung Aragorns, die vor allem in der bejahenden Entscheidung zum König seine Ausgestaltung findet. Die Romanvorlage hingegen charakterisiert Aragorn als archetypischen Helden, der ohne jegliche Selbstzweifel die ihm zuteilwerdende Rolle der Thronfolge annimmt.[68] Darüber hinaus entfallen verschiedene von Ruhe und Gemächlichkeit geprägte Romantextstellen in der Verfilmung zugunsten von blockbustergerechten Spezialeffekten und actionreichen Kampf- und Massenszenen. Außerdem wird die Trilogie, obwohl ihr das Fantasygenre als dominante Rahmung zu Grunde liegt, von Elementen unterschiedlichster Genres, wie etwa des „romantischen Liebesfilms, des Melodramas, des Horror- und Splatterfilms, des Historiendramas, (…), des Westerns, des Kriegsfilms, der Komödie und des Märchenfilms überlappt“[69]. Komödiale Elemente werden besonders durch verschiedene Szenen zwischen dem Elb Legolas und dem Zwerg Gimli hervorgerufen. Des Weiteren weisen zahlreiche Merchandisingprodukte, wie z.B. Computerspiele und Schmuck-Accessoires, welche die drei Filme jeweils im Vorfeld und während der Ausstrahlung begleitet haben sowie die Ausstrahlung der Filmteile jährlich (von 2001 – 2003) in der Vorweihnachtszeit, eine für den Blockbuster typische Vermarktungsstruktur auf.[70]

Dass die Ringtrilogie trotz der Abweichungen vom Roman zu einem erfolgreichen Blockbuster avanciert ist, der selbst den anspruchsvollen Tolkien-Fans und professionellen Kritikern gerecht wird, liegt vor allem an der Beibehaltung inhaltlicher Elemente und thematischer Grundkonstanten der Literaturvorlage, welche zu einer erstaunlich "tolkienstarken" Aura und Atmosphäre beitragen.[71]

„Zu ihnen gehören die umfassende Ausmodellierung der Kulturen und Gesetzmäßigkeiten der Welt von Mittelerde, der Konflikt zwischen Natur und Industrialisierung, die Werte von Kameradschaft und Gemeinschaft, die Relevanz des Einzelnen und der zentrale Stellenwert der Gnade in einer von Gewalt bedrohten Welt.“[72]

Schon zu Beginn der Dreharbeiten versicherte Regisseur Peter Jackson, dass der HdR als „ein Film von Fans für Fans“[73] großen Wert darauf legen werde, der Romanvorlage angemessen zu entsprechen. Zwar werde der Film die Ringtrilogie schon aufgrund der Buchlängen nicht eins zu eins wiedergeben können, es werde aber alles daran gesetzt, das Werk so authentisch wie möglich zu interpretieren. In diesem Sinne ist die filmische Adaption von J.R.R. Tolkiens „Der Herr der Ringe“ als Peter Jacksons Interpretation der dreiteiligen Lektüre aufzufassen.[74]

Bisweilen gibt es kein allgemein anwendbares Rezept, welches einen erfolgreichen Blockbuster garantiert, es lassen sich jedoch einige mehr oder weniger erfolgsgenerierende Kriterien aufstellen:

- ein „Casting entsprechend zugkräftiger Schauspieler
- eine Genreausrichtung bzw. –aufbereitung, die, wenn sie diesem Genre nicht in Gänze entspricht, doch zumindest starke Action-Adventure-Elemente enthält
- Möglichkeiten einer Serialisierung in Form von Franchise-Folgefilmen
- die Planung und Produktionsabstimmung auf ein attraktives Feiertagswochenende als Starttermin in den Kinos
- ein hohes, nach steigender Intensität gestaffeltes Werbeaufkommen inklusive des Aufbaus eines entsprechenden Spannungsbogens in der Veröffentlichung von Teaser- und Story-Trailern
- schließlich eine strategische Platzierung des Films in ausreichender Kopienzahl in allen wichtigen nationalen und internationalen Erstaufführungskinos“[75].

In diesem Sinne avanciert ein Blockbuster nicht aus sich selbst zum filmischen Spitzenprodukt, „sondern ganz gezielt durch seine spezifische Positionierung innerhalb eines größeren ökonomischen Bezugsfeldes“[76].

3.3. Narrative Grundgestaltung von Film und Religion

Das Erzählen von Geschichten lässt sich als gemeinschaftliche Basis von Religion und Film herausstellen. Ein narratives Grundelement ist beiden Kulturformen konstitutiv.[77]

Der Begriff Erzählung oder Narration entstammt dem lateinischen Ausdruck „narrare“, welcher sich mit dem deutschen Wort „erzählen“ übersetzen lässt. Narration umfasst als Begriff sowohl die Geschichten an sich (Narration als Produkt)[78] als auch den Vorgang des Erzählens selbst.[79] Knut Hickethier zufolge besteht jedes Erzählen darin, „etwas durch Anfang und Ende als in sich Geschlossenes zu begrenzen und zu strukturieren“[80]. Die narrative Form ist dementsprechend gleichsam in Religion (in Form biblischer Geschichten, der Predigt oder der Lesung) und Film vorzufinden.

[...]


[1] Herrmann: Medienerfahrung und Religion, S. 75.

[2] Roesler/ Stiegler: Grundbegriffe der Medientheorie – Medium/Medien, S. 150.

[3] Früh: Realitätsvermittlung durch Massenmedien, S. 15.

[4] Kracauer: Das Ornament der Masse, S. 323.

[5] Huizing/ Rupp: Am Anfang war das Medium, S. 6.

[6] vgl. ebd.

[7] vgl. Funiok: Kirche und Medien, S. 203.

[8] Ein „geistesgeschichtliches Phänomen, welches allgemein in der Loslösung der verschiedensten Lebensbereiche von unmittelbar christlich-kirchlicher Führung oder Sinngebung besteht“., siehe dazu: Eder: Kirchengeschichte, S. 176.

[9] vgl. Schneider/ Seid: Säkularisierung, o.S.

[10] vgl. ebd.

[11] vgl. Herrmann: Medienerfahrung und Religion, S. 76.

[12] vgl. Hock: Einführung in die Religionswissenschaft, S. 105 f.

[13] vgl. Laube: Himmel, Hölle, Hollywood, S. 4.

[14] vgl. Pirner: Religion, S. 325.

[15] vgl. Gräb et al.: „Irgendwie fühl ich mich wie Frodo …!“, S. 18 f.

[16] vgl. Herrmann: Medienerfahrung und Religion, S. 87.

[17] vgl. Wohlleben: Die Kirchen und die Religion, S. 16.

[18] vgl. Wagener: Art. Religion II, S. 522 f.

[19] Sundermeier: Religion – Was ist das?, S. 11.

[20] vgl. Zirker: Religion, S. 1034.

[21] vgl. Wagener: Art. Religion II, S. 522 f.

[22] vgl. Sundermeier: Religion – Was ist das?, S. 11.

[23] vgl. Porzelt: Grundlegung religiöses Lernen, S. 50.

[24] a.a.O., S. 65.

[25] vgl. Porzelt: Grundlegung religiöses Lernen, S. 65.

[26] vgl. King: Art. Religion, S. 286 ff.

[27] vgl. Seckler: Der theologische Begriff der Religion, S. 134.

[28] ebd.

[29] Porzelt: Grundlegung religiöses Lernen, S. 55.

[30] vgl. Tillich: Religion als Funktion des menschlichen Geistes?, S. 40.

[31] vgl. Weinreich: Religion und Religionskritik, S. 252.

[32] vgl. Hock: Art. Religiosität, S. 402.

[33] Porzelt: Grundlegung religiöses Lernen, S. 55.

[34] vgl. a.a.O., S. 56.

[35] Lübbe: Religion nach der Aufklärung, S. 104.

[36] vgl. Porzelt: Grundlegung religiöses Lernen, S. 55 ff.

[37] vgl. Kaufmann: Religion und Modernität, S. 84 f.

[38] vgl. Laube: Himmel, Hölle, Hollywood, S. 15.

[39] Porzelt: Grundlegung religiöses Lernen, S. 102.

[40] Laube: Himmel, Hölle, Hollywood, S. 13.

[41] Porzelt: Grundlegung religiöses Lernen, S. 86.

[42] vgl. Seckler: Der theologische Begriff der Religion, S. 138.

[43] vgl. Schaubschläger: Religion im Internet, S. 13.

[44] Herrmann: Sinnmaschine Kino, S. 51.

[45] vgl. Hock: Einführung in die Religionswissenschaft, S. 15 f.

[46] Porzelt: Grundlegung religiöses Lernen, S. 102.

[47] vgl. Kaufmann: Religion und Modernität, S. 82.

[48] vgl. Porzelt: Grundlegung religiöses Lernen, S. 101.

[49] a.a.O., S. 102.

[50] vgl. Schmidinger: Art. Religion, S. 1038.

[51] Herrmann: Medienerfahrung und Religion, S. 25.

[52] Pirner: Religion, S. 324.

[53] vgl. a.a.O., S. 26.

[54] Herrmann: Sinnmaschine Kino, S. 78.

[55] a.a.O., S. 90.

[56] a.a.O., S. 88.

[57] vgl. Biermann et al.: Texte, Themen und Strukturen, S. 185.

[58] Im Folgenden für „Der Herr der Ringe“ genutzte Abkürzung.

[59] Mikos: Film und Fernsehanalyse, S. 327.

[60] vgl. Mikos et al.: Faszination eines populärkulturellen Phänomens, S. 25.

[61] Hall: The Genealogy of the Modern Blockbuster , zit. n.: Mikos et al.: Faszination eines populärkulturellen Phänomens, S. 19.

[62] Biskind: Wie die Sex Drugs und Rock’n Roll Generation Hollywood rettete, S. 585.

[63] vgl. Mikos: Film und Fernsehanalyse, S. 20.

[64] „Der Begriff des Genre bezeichnet dabei eine Gruppe von Filmen, die ‚thematische oder stilistische Gemeinsamkeiten besitzen.“, siehe dazu: Herrmann: Sinnmaschine Kino, S. 89.

[65] Mikos et al.: Faszination eines populärkulturellen Phänomens, S. 23.

[66] King: Spectacle, Narrative and the Spectacular Hollywood Blockbuster, zit. n.: Mikos: Film und Fernsehanalyse, S. 328.

[67] vgl. Mikos et al.: Faszination eines populärkulturellen Phänomens, S. 19-27; S. 95; S. 111.

[68] vgl. Mikos et al.: Faszination eines populärkulturellen Phänomens, S. 93 und 138 ff.

[69] a.a.O., S. 27.

[70] vgl. a.a.O., S. 90 ff.

[71] vgl. a.a.O., S. 145.

[72] a.a.O., S. 143.

[73] Servos: Filmkritik – „Der Herr der Ringe – Die Gefährten“, S. 29.

[74] vgl. Servos: Filmkritik – „Der Herr der Ringe – Die Gefährten“, S. 29.

[75] Mikos et al.: Faszination eines populärkulturellen Phänomens, S. 20.

[76] a.a.O., S. 21.

[77] vgl. Herrmann: Sinnmaschine Kino, S. 95 f.

[78] vgl. Reinmann/ Vohle: Narration, narrative Methoden und Lernen, o.S.

[79] vgl. ebd.

[80] Hickethier: Film- und Fernsehanalyse, S. 106.

Ende der Leseprobe aus 92 Seiten

Details

Titel
Religiöse Tendenzen in der populären Filmkultur? Eine Analyse des Blockbusters „Der Herr der Ringe“
Hochschule
Universität Osnabrück
Note
1,3
Autor
Jahr
2012
Seiten
92
Katalognummer
V232014
ISBN (eBook)
9783656478508
ISBN (Buch)
9783656480129
Dateigröße
1610 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
religiöse, tendenzen, filmkultur, eine, analyse, blockbusters, herr, ringe
Arbeit zitieren
Johanna Plottek (Autor:in), 2012, Religiöse Tendenzen in der populären Filmkultur? Eine Analyse des Blockbusters „Der Herr der Ringe“, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/232014

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