Jesus im Islam


Seminararbeit, 2008

13 Seiten, Note: 1,7


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Jesus im Qur’an

2.1 . Jesus als Prophet
2.1.1.Eigenschaften von Propheten
2.1.2.Aufgaben von Propheten
2.1.3.Propheten und Gesandte
2.2. Wunder Jesu
2.3. Jesu Kreuzigung

3. Jesus in der Sunna

4. Jesus- Ahadith

5. Jüdisch- Christliche Einflüsse auf Muhammad

6. Fazit

7. Literaturverzeichnis

1. Einleitung

Um den Stellenwert Jesu im Islam zu erläutern, muss man die islamischen Quellen, vorrangig den Qur’an und die Ahadith, untersuchen, und den Blick auch auf weitere islamische Literatur wenden. Im Folgenden soll vor allem auf die Primärquellen eingegangen werden. Um eine weitere Vorstellung über Jesus im Islam zu erhalten, wird zudem exemplarisch auf weniger häufig rezipierte Schriften, die des „islamischen Evangeliums“, Bezug genommen. Zudem soll auch vergleichend auf die christliche Überlieferung eingegangen werden.

2. Jesus im Qur’an

Jesus wird im Qur’an in 15 Suren[1] 22 mal unter dem arabischen Namen Isa bzw. Isa IbnuMaryam (Jesus, Sohn der Maria) sowie ca. 10 weitere Male als Al Masih (Messias, Gesalbter, der mit Baraka[2] erfüllte) oder Sohn der Maria genannt. Doch natürlich hat diese quantitative Untersuchung allein noch keine große Aussagekraft.

2.1. Jesus als Prophet

Häufig wird im Qur’an betont, dass Jesus ein Prophet, wie viele andere vor ihm, war.[3]

Hier ist es sinnvoll darauf einzugehen, was ein Prophet bzw. Gesandter nach quranischemVerständnis ist, denn aus den Aussagen im Qur’an haben die islamischen GelehrtenDefinitionen entwickelt, was ein Prophet bzw. ein Gesandter nach islamischemVerständnis ist. Im Folgenden sollen jeweils einige theoretische Aspekte desProphetentums im Islam wiedergegeben werden, um diese dann mithilfe einer Qur’anstelleauf Jesus zu beziehen.

2.1.1. Eigenschaften von Propheten

Ein Prophet ist zunächst ein freier männlicher Mensch[4], der menschliche Bedürfnisse hat, isst und trinkt. So verweist der Qur’an bezüglich Jesus und seiner Mutter explizit darauf: „Sie pflegten Speise zu sich zu nehmen“.[5]

Doch er zeichnet sich auch durch besondere Charaktereigenschaften wie Zuverlässigkeit, Vertrauenswürdigkeit, Anständigkeit und Ehrlichkeit aus, die er auch schon vor seiner Entsendung als Prophet verkörperte.[6] So wird im Qur’an gesagt, dass Jesus neben Zacharias, Johannes und Elias zu den Rechtschaffenen gehört.[7]

Zudem verfügt ein Prophet auch über ein makelloses Äußeres.[8] Diese Kriterien sind wichtig, da es so für die Menschen leichter war, die jeweilige Person zu akzeptieren und ihr zu glauben. Eine weitere Eigenschaft der Propheten ist die Sündlosigkeit; allerdings begingen sie in menschlichen Angelegenheiten sehr wohl Fehler, im Bezug auf die Verkündigung gelten die Propheten jedoch als unfehlbar.[9]

2.1.2. Aufgaben von Propheten

Ein Prophet wird durch den Befehl Gottes dazu bestimmt, ein Rechtleiter für sein jeweiliges Volk zu sein (Muhammad stellt hier eine Ausnahme dar, da er ein Prophet für alle Völker war). Ebenso wie in den Evangelien gesagt wird, dass Jesus nur[10] zu den „verlorenen Schafen Israels“ gesandt wurde,[11] findet man im Qur’an, dass Jesus „an die Kinder Israels“[12] entsandt wurde.

Ein Prophet ist also ein Empfänger der Offenbarung von Gott, der Überbringer dieserBotschaft, wobei er „mit Weisheit und schönen Worten“[13] vermitteln soll und ein Lehrerund Erläuterer dieser Botschaft[14] ist, da sie sonst für die Menschen möglicherweiseschwer zu verstehen wäre. Nach islamischem Verständnis ließ Gott niemanden in der Finsternis, sondern entsandte zu jedem Volk mindestens einen Propheten. Hier stellt Banu Israel (das Volk Israel) eine Besonderheit dar, da zu ihnen mehrere Propheten und zwei Gesandte, Moses und Jesus, kamen.[15]

Inhaltlich folgten alle Propheten einem Schema. Die Kernbotschaft war stets Tauhid, die Einheit und Einzigkeit Gottes, und die Verkündigung des Weges um nach dem göttlichen Willen zu leben.[16] Auch die Botschaft Jesu ist im Qur’an zu finden:

„Und als Jesus mit den klaren Beweisen (zu den zeitgenössischen Kindern Israels) kam, sagte er: ‚Ichbin mit der Weisheit zu euch gekommen, und um euch einiges von dem, worüber ihr uneins seid,klarzumachen. Daher fürchtet Gott und gehorcht mir! Gott ist mein und euer Herr. Dienet ihm! Das istein gerader Weg.’“[17]

Zudem waren sie Warner vor dem Jüngsten Tag[18], mit der Erlaubnis und der Macht Gottes Wunder zu vollbringen[19].

2.1.3. Propheten und Gesandte

Islamische Gelehrte unterscheiden zwischen Risala, der Gesandtschaft, und Nubuwa,dem Prophetentum. Dabei ist ein Rasul (ein Gesandter) ein Prophet, der zu der Botschaftdie er von Gott erhielt und bezüglich derer er als Warner und Rechtleiter auftrat, eineeigene Offenbarungsschrift (Kitab) hatte und zur öffentlichen Verkündigung angehaltenwurde.[20]

Diese Offenbarungsschriften unterschieden sich nicht bezüglich der Glaubensinhalte(Einheit Gottes) aber bzgl. der Scharia, d.h. sie enthielten eigene Regeln und Gesetze. Danach islamischem Verständnis zu jedem Volk ein Prophet kam, waren die Menschenniemals ohne ein solches Regelwerk.[21] So wird darauf verwiesen, dass Jesus mit seinerSchrift, dem Indschil, das bestätigte, was die Juden schon vorher von Moses erhielten.[22]Dies erinnert an Mt 5/17[23], indem Jesus sagt, dass er nicht gekommen ist, um das Gesetz,d.h. die Tora, aufzuheben. Allerdings geht der Jesus des Matthäusevangeliums weiter, alses das islamische Verständnis teilen kann, indem er sagt, dass er gekommen sei, um zu erfüllen und dass nicht ein Buchstabe noch ein Tüpfelchen des Gesetzes vergehen werde.[24] Doch Jesus sagt nach dem Qur’an sinngemäß, dass er dem Volk Israels einigesvon dem erlauben will, was ihnen durch das Gesetz verboten worden ist.[25]Im Qur’an werden 6 Gesandte namentlich benannt. Noah, Abraham, Moses, Jesus undMohammed werden Ulul azm, die Standhaften, genannt.[26] Zudem gilt auch Adam als Gesandter.

Ein Nabi, ein Prophet bezieht sich also immer auf die Offenbarungsschrift vor ihm. Erüberbringt keine neue Botschaft und war teilweise auch nicht mit der öffentlichenVerkündigung beauftragt. 19 Propheten sind im Qur’an sicher namentlich benannt, beiDreien sind sich die islamischen Gelehrten uneinig, wie sie einzustufen sind.[27]DieGesamtzahl übersteigt die namentlich genannten aber erheblich und beträgt Tausendeoder Zehntausende.[28] Jesus hat als Gesandter demnach eine Sonderstellung unter denzahlreichen Propheten.

2.2. Wunder Jesu

Wie auch in den Evangelien des Neuen Testaments wird Jesus im Qur’an besondershäufig mit Wundern (muadschisa) in Verbindung gebracht. So ist schon die jungfräulicheGeburt Jesu durch Maria, die der Qur’an ausdrücklich bestätigt, ein solches Wunder.[29]Außerdem erschien Maria ein Engel in Menschengestalt und sie erhielt zur Erleichterungwährend der Geburt frische Datteln. Ein weiteres Wunder ist, dass Jesus schon als Babysprechen konnte, auch um die Wahrhaftigkeit seiner Mutter zu bezeugen.[30]Zudem wird imQur’an erwähnt, dass Jesus mit Gottes Erlaubnis Vögel aus Ton formte und diesen dannLeben einhauchte.[31]

[...]


[1] Vgl. R. Paret, Der Koran, 5. Aufl., Stuttgart Berlin Köln, Verlag W. Kohlhammer 1989,Sure 2 (Die Kuh), Sure 3 (Die Sippe Imrans), Sure 4 (Die Frauen), Sure 5 (Der Tisch), Sure 6 (Das Vieh), Sure 9 (Die Buße), Sure 19 (Maria), Sure 21 (Die Propheten), Sure 23 (Die Gläubigen),Sure 33 (Die Gruppen), Sure 42 (Die Beratung), Sure 43 (Der Prunk), Sure 57 (Das Eisen),Sure 61 (Reih und Glied), Sure 66 (das Verbot).

[2] Amir Zaidan, At Tafsir. Eine philologisch, islamologisch fundierte Erläuterung des Qur’an- Textes, 1. Aufl.,Offenbach, ADIB-Verl. 2000, S. 411. „Baraka: Vermehrung, Zunahme, Gedeihen. Durch Baraka wird dasWenige viel.“

[3] Vgl. Paret, Der Koran, Sure 3/84.

[4] vgl. Amir M.A. Zaidan, Al- Aqida, Einführung in die Iman- Inhalte, 2. Aufl., Offenbach, ADIB-Verl. 1999, S.133.

[5] Paret, Der Koran, Sure 5/75.

[6] vgl. Ahmad A. Reidegeld, Handbuch Islam, 1. Aufl., Kandern im Schwarzwald, Spohr Verlag 2005, S. 65.

[7] vgl. Paret, Der Koran, Sure 6/85.

[8] vgl. Amir M.A. Zaidan, Al- Aqida, S. 137.

[9] vgl. Ahmad A. Reidegeld, Handbuch Islam, S. 65.

[10] nach chr. Verständnis müsste es „zunächst nur“ lauten, da nach der Auferstehung auch der Missionsbefehl an die Jünger ergangen ist.

[11] vgl. Luther, Die Bibel, revidierte Fassung von 1984, Stuttgart, Deutsche Bibelgesellschaft, 1999, Mt 15/24

[12] vgl. Paret, Der Koran, Sure 3/49.

[13] Amir M.A. Zaidan, Al- Aqida, S. 143.

[14] vgl. Paret, Der Koran 4/165.

[15] vgl. Ahmad A. Reidegeld, Handbuch Islam S. 65/66.

[16] vgl. Amir M.A. Zaidan, Al- Aqida, S. 138.

[17] Paret, Der Koran 43/63-64.

[18] vgl. Amir M.A. Zaidan, Al- Aqida, S. 144.

[19] vgl. ebd., S. 139.

[20] vgl. Ahmad A. Reidegeld, Handbuch Islam, S. 66/67.

[21] vgl. ebd., S. 66/67.

[22] vgl. Paret, Der Koran, Sure 3/50, 5/46-47.

[23] vgl. Luther, Die Bibel.

[24] vgl. ebd. Mt 5/18.

[25] vgl. Paret, Der Koran, Sure 3/50.

[26] vgl. ebd. 33/7; vergl. Amir M.A. Zaidan, Al- Aqida, S. 132.

[27] Esra, Luqman, Dhu l- Qarnain.

[28] vgl. Paret, Der Koran, Sure 4/164, vergl. Ahmad A. Reidegeld, Handbuch Islam,S.67.

[29] vgl. Paret, Der Koran, Sure 19/16-26.

[30] vgl. ebd., Sure 19/30-31, 3/46.

[31] vgl. ebd., Sure 5/110.

Ende der Leseprobe aus 13 Seiten

Details

Titel
Jesus im Islam
Hochschule
Universität Bayreuth  (Kulturwissenschaftliche Fakultät)
Veranstaltung
Proseminar: Grundlagen kulturwissenschaftlicher Religionsforschung I
Note
1,7
Autor
Jahr
2008
Seiten
13
Katalognummer
V232011
ISBN (eBook)
9783656481775
ISBN (Buch)
9783656481683
Dateigröße
533 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
jesus, islam
Arbeit zitieren
Lydia Einenkel (Autor:in), 2008, Jesus im Islam , München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/232011

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