Die Häresie des Leutard von Vertus - Über das leibliche Wohl im attischen Symposion


Seminararbeit, 2001

16 Seiten, Note: 2,7


Leseprobe


Gliederung:

1. Einleitung

2. Zum Autor der Quelle

3. Äußere Quellenkritik

4. Innere Quellenkritik

5. Interpretation der Quelle

6. Über die Paulikianer

7. Über die Bogomilen

8. Resümee

9. Anlage 1: Literatur und Quellen

10. Anlage 2: Erklärung

11. Anlage 3: Karten

1. Einleitung:

Die vorliegende Arbeit beschäftigt sich mit dem Häretiker1 Leutard von Vertus, welcher vom burgundischen Mönch Rodulfus Glaber in seiner Chronik „Die fünf Bücher der Geschichte“1 erwähnt wird. Nach Rodulfus war Leutard ein einfacher Mann aus dem Dorf Vertus in der Champagne, der um das Jahr 1000 dem Wahnsinn anheim fiel und gefährliche Irrlehren verbreitete, bis er schließlich von Bischof Gebuin aus Châlons-sur-Marne unschädlich gemacht wurde3. Als Quelle dienten die bereits erwähnten „Fünf Bücher der Geschichte“ von Rodulfus Glaber.

Die Arbeit gliedert sich wie folgt: Zum besseren Verständnis der Perspektive des Autors der Quelle steht am Anfang ein kurzer Abriß über dessen Lebensweg. Danach folgt eine Kritik der Quelle nach den Gesichtspunkten der Äußeren und Inneren Quellenkritik. Hieran schließt sich eine Quelleninterpretation an. Den Abschluß der Arbeit bildet ein Vergleich der Lehren Leutards mit den Häresien der Paulikianer und Bogomilen. Die in den vorangegangenen Kapiteln gewonnenen Erkenntnisse werden in einem abschließenden Resümee zusammengefasst. An die Hausarbeit angegliedert sind zwei Karten der Champagne und Burgunds, anhand derer sich die Schilderungen zu Leutard und Rodulfus räumlich einordnen lassen.

Die Hausarbeit bemüht sich die Frage zu klären, ob Leutard tatsächlich ein Wahnsinniger4 war, ob es bei ihm um einen einzelnen Häresiearchen handelte, oder ob er Teil einer größeren Bewegung war und wo Parallelen zu seinen Lehren zu finden sind. Berarbeitet wurde das Thema vor allem im Zusammenhang mit der Häresie der Katharer5. Als führende Wissenschaftlter sind hier Borst6, Fichtenau7 und Werner8 zu nennen.

2. Zum Autor der Quelle:

Der burgundische Mönch Rodulfus Glaber (auch Raoul Glaber oder Rodulf der Kahle) lebte wahrscheinlich von 980 bis 1046. Glaber verbrachte fast sein gesamtes Leben in burgundischen Klöstern, die unter der Herrschaft kapetingischer Herzöge standen9.

Das wenige, was über Rodulfus Glaber selbst bekannt ist, stammt aus seinen Werken die „Fünf Bücher der Geschichte“ und „Das Leben des heiligen Willhelm.“ Rodulfus selbst berichtet, er sei auf Veranlassung seines Onkels, welcher ebenfalls ein Mönch war, im Alter von zwölf Jahren in ein Kloster eingetreten10. Den Namen des Klosters nennt er dabei nicht, jedoch beschreibt er dieses erste Kloster als ein Haus in dem Mönche aller Altersgruppen zusammenleben, was auf ein großes Kloster wie St.-Germain-d’Auxerre schließen läßt. Wann genau Rodulfus St.-Germain verließ, ist unklar. Wahrscheinlich aber blieb er dort bis nach 1010. Sicherer erscheint schon, daß Rodulfus während seiner Zeit in St.-Germain noch zwei weitere Klöster zumindest besuchte. Eines davon war Saint-Lèger-de-Champceaux. Das zweite ist Moutiers-Saint-Jean, welches auch als Rèome bekannt ist.

Das nächste Kloster von dem mit einiger Sicherheit gesagt werden kann, daß Rodulfus dort längere Zeit verbrachte, ist Saint-Bènigne bei Dijon. Der dortige Abt war Willhelm, einer der bedeutensten Träger der cluniazensischen Klosterreform. Rodulfus galt als Protege Willhelm und nennt diesen auch als Initiator der „Fünf Bücher.“11 Nach Willhelms Tod verfasste Rodulfus auch dessen Biographie „Das Leben des heiligen Willhelm“, ein weiterer Hinweis auf seine enge Beziehung zu diesem Mann. In die Zeit zwischen 1020 und 1030 fällt auch die Italienreise Rodulfus, die er in der zweiten Hälfte der 1020er Jahre in Begleitung Willhelms unternahm. Wahrscheinlich das einzige Mal, daß er Burgund verließ.

Das nächste Kloster in dem Rodulfus einen Teil seines Lebens verbrachte, war Cluny. Rodulfus verließ Saint-Bènigne 1030, kurz vor dem Tode Willhelms im Jahre 1031.

Die folgenden vier bis fünf Jahre verbrachte der burgundische Mönch dann in Cluny unter dessen Abt Odilo, dem er seine „Fünf Bücher der Geschichte widmete.“12

Nach diesem relativ kurzem Aufenthalt in Cluny, zog es Rodulfus schließlich zurück in sein Stammkloster Saint-Germain-d’Auxerre. In diese Periode fallen noch Aufenthalte in zwei weiteren Klöstern, deren erstes, Bèze, er wahrscheinlich schon um 1034-35 aufsuchte. Eventuell also schon vor seiner Rückkehr nach Saint-Germain. Bei dem zweiten Kloster handelt es sich um Moutier-Sainte-Marie. Rodulfus Glaber starb im Jahre 1046 im Kloster Saint-Germain-d’Auxerre im Alter von 66 Jahren.

Über Rodulfus Herkunft und seinen Stand ist wenig bekannt. Die einzige bekannte verwandtschaftliche Verbindung die er erwähnte, ist die zu einem Onkel, einem Mönch aus Saint-Germain. Die abfällige Beschreibung der Bauern als „rustici mente labiles“13 läßt darauf schließen, daß er zumindest ihrem Stande nicht entstammte. Dafür hingegen ist Rodulfus sehr gut über die hohen Häuser Anjou und Blois informiert. Er beschäftigte sich mit Genealogie und galt als Protege Willhelms, der über verwandtschaftliche Bindungen bis in den hohen französischen Adel verfügte. All das deutet auf eine Herkunft aus zumindest niederen Adel hin.

3. Äußere Quellenkritik:

„Die Fünf Bücher der Geschichte“ sind eine von Rodulfus Glaber geschriebene Chronik der historischen Ereignisse um die Wende vom ersten zum zweiten nachchristlichen Jahrtausend. Die Informationen erhielt Rodulfus meist aus zweiter oder dritter Hand, zudem entstand die Chronik mit mindestens 16 Jahren Abstand zum Geschehen. Es handelt sich daher um eine sekundäre Traditionsquelle. Die Chronik besteht aus fünf Büchern, deren letztes unvollendet blieb. Von Bedeutung für das Thema der Hausarbeit ist vor allem das zweite Buch. Chronologische Überschneidungen und der Charakter von Buch vier und fünf, lassen darauf schließen, daß ursprünglich nur drei Bücher geplant waren und die beiden letzten Bücher als Nachträge verfasst wurden.14 Rodulfus begann mit der Niederschrift der „Fünf Bücher“ vermutlich schon von 1030 während seiner Zeit in Saint-Bènigne, wo er nach eigenen Angaben von Willhelm zu diesem Werk überredet wurde. Er unterbrach Werk sein während der Niederschrift von Buch Drei nachdem er Saint-Bénigne verließ, um nach Cluny zu gehen. In Cluny verfasste er kurz nach Willhelms Tod „Das Leben des heiligen Willhelm.“ Es ist wahrscheinlich, daß ihn die Arbeit an diesem Werk über seinen langjährigen Patron auch zu neuen Ideen für sein Hauptwerk die „Fünf Bücher der Geschichte“ inspirierte, so daß er, als er in Saint-Germain die Arbeit an den „Fünf Büchern“ wieder aufnahm, nicht nur Buch drei fertigstellte, sondern auch Buch vier und fünf mit Ergänzungen hinzufügte. Auffällig ist ebenfalls, daß das Werk zwei Handschriften aufweist15. Die erste findet sich in Buch Zwei, Buch Fünf und Teilen von Buch Drei. Diese Handschrift ändert sich allmählich ohne dabei ihren eigentlichen Charakter zu verlieren. Es ist die Schrift einer Person, die sich über einen langen Zeitraum, wahrscheinlich durch Alter, allmählich ändert. Hierbei handelt es sich vermutlich um Rodulfus eigene Handschrift. Die zweite Schrift schrieb Buch Eins, Buch Vier und Teile von Buch Drei. Sie ist sehr viel sauberer, sorgfältiger und erweckt den Anschein, den gesamten Text in einem recht kurzen Zeitraum geschrieben zu haben. Hierbei handelt es sich wahrscheinlich um die Schrift eines professionellen Schreibers.

Wahrscheinlich ist, daß Glaber den Wunsch verspürte, Teile seines Werkes noch einmal zu überarbeiten, um so einen guten Eindruck bei späteren Lesern zu hinterlassen. Ungeklärt bleibt allerdings, warum der Schreiber sich nach der Niederschrift von Buch Eins zunächst den Büchern Drei und Vier zuwandte und auch Buch Drei nicht komplett bearbeitete, statt chronologisch ein Buch nach dem anderen zu kopieren. Mögliche Erklärung dafür wäre, daß der Inhalt von Buch Zwei, welches sich im Schwerpunkt mit regionalen Ereignissen beschäftigte, weniger wichtig erschien.

Buch Fünf blieb unvollendet, wahrscheinlich weil der Autor vor der Fertigstellung seines Werkes starb. Auch hier stellt sich die Frage, warum die professionelle Überarbeitung der „Fünf Bücher“ nicht fortgesetzt wurde.

Buch zwei ist im Gegensatz zu den überarbeiteten Teilen kaum erkennbar gegliedert und umfasst deutlich mehr Kapitel als andere Teile der „Fünf Bücher“ mit vergleichbarer Länge16. Das elfte Kapitel von Buch Zwei, in welchem von Leutard die Rede ist, umfasst nur eine Seite.

[...]


1 Zur Definition von Häresie siehe: Werner, Ernst/Erbstößer, Martin:Kleriker, Mönche,Ketzer. Das religiöse Leben im Hochmittelalter. München 1988. S.13 f.

1 Glaber, Rodulfus: Historiarum libri quinque, in: France, John /Glaber, Rodulfus: The five books of the Histories. Oxford 1989.

3 Zum weiteren historischen Kontext siehe: Fichtenau, Heinrich: Ketzer und Professoren. Häresie und Vernunftglaube im Hochmittelalter. München 1992.

4 Glaber, Rodulfus: 2. XI. 22.

5 Zu den Katharern siehe: Borst, Arno: Die Katharer, in: Monumenta Germaniae historica. Stuttgart 1953.

6 Wie oben. Dazu auch: Borst, Arno: Ketzer und Artisten. Welten des Mittelalters. München 1988.

7 Fichtenau: Wie oben.

8 Werner, Ernst: Häresie und Gesellschaft im 11. Jahrhundert. Berlin 1975.

9 France, John: S. XIX. Zum Lebensweg Rodulfus Glabers beziehe ich mich auch im weiteren auf France.

10 Glaber, Rodulfus: 5. I. 3.

11 France, John: S. XX f.

12 Glaber, Rodulfus: 1. I. 1.

13 Glaber, Rodulfus: 2. XI. 22.

14 France, John: S. XXXV.

15 Zur Handschrift: France, John: S. XXXVI.

16 France, John: S. XXXIX f.

Ende der Leseprobe aus 16 Seiten

Details

Titel
Die Häresie des Leutard von Vertus - Über das leibliche Wohl im attischen Symposion
Hochschule
Helmut-Schmidt-Universität - Universität der Bundeswehr Hamburg  (FB Geschichte)
Veranstaltung
Seminar: Einführung in die griechische Geschichte
Note
2,7
Autor
Jahr
2001
Seiten
16
Katalognummer
V2319
ISBN (eBook)
9783638114219
Dateigröße
473 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Häresie, Häretiker, Paulikianer, Bogomilen, Leutard von Vertus
Arbeit zitieren
Robert Albrecht (Autor:in), 2001, Die Häresie des Leutard von Vertus - Über das leibliche Wohl im attischen Symposion, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/2319

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