Jugendstil - Die Auseinandersetzung des Gestalters mit der Maschine um die Jahrhundertwende


Referat (Ausarbeitung), 2004

13 Seiten, Note: 1.0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Der geschichtliche Hintergrund

2. Der Konflikt

3. Die Arts & Crafts Bewegung und William Morris

4. Ruskin als Vordenker

5. Der Konflikt in kompakt

6. Situation im Deutschen Reich

7. Erkenntnis: Maschine als Hilfsmittel

8. Der Deutsche Werkbund

9. Ziel des Deutschen Werkbundes

10. Die Akzeptanz und Macht des DWB

11. Der Werkbundstreit um die Typisierung: Van de Velde versus Muthesius

12. Vereinigung im Gropius’schen Bauhaus

13. Mein Abriss

Die Auseinandersetzung des Gestalters mit der Maschine um die Jahrhundertwende

1. Der geschichtliche Hintergrund

Ab der zweiten. Hälfte des 19. Jahrhunderts zeigte sich vor allem in Großbritannien eine neue Entwicklung. Es war eine Zeit voller Umbrüche. Die fortschreitende Industrialisierung, die Vernunft, die Wissenschaft und die Sicherheit zählten auf der einen Seite zu den neuen Schlagwörtern, aber auch ein klarer Sozialismus. Es war die Zeit des Marxismus, des Sozialismus und des Liberalismus, die Parlamentsreform in England erteilte das Wahlrecht für Landarbeiter und Bergleute. Plötzlich mussten sich alle für eine Gesinnung entscheiden, die Moderne läutete ein.

2. Der Konflikt

Vor allem in England, wo die Industrialisierung besonders früh begann, machten sich die Gestalter Gedanken um ihre Auswirkung und um die Auswirkung der Maschine im Besonderen. Wurde der Gestalter der Maschine unterworfen? Musste man jetzt auf Qualität verzichten zugunsten einer maschinellen Herstellung von Gegenständen, die man aufgrund der Maschine auf einfache Formen reduzieren musste? Die Maschine konnte doch gar nicht mit der Qualitätsarbeit und den Gestaltungsergebnissen menschlicher Handarbeit mithalten!

Sozialkritiker wie William Morris, auf den ich später noch zu sprechen komme, fühlten sich überdies abgestoßen durch die schlechten Arbeitsbedingungen, die die Industrie bot und die dadurch entstehenden Elendsviertel. Auch befürchteten sie die Verkümmerung der handwerklichen Fähigkeiten durch den Einfluss der Maschine.

William Morris schreibt dazu: „Für ihre Arbeitgeber sind sie (die Arbeiter, Anm. von mir), obwohl es Menschen sind, dennoch Teil des Maschinenparks der Werkstatt oder der Fabrik, sie sind Proletarier, menschliche Wesen, die arbeiten, um zu leben, damit sie leben können, um zu arbeiten, und so weiter in endloser Folge. Ihre Rolle als Handwerker, als Hersteller von Gegenständen nach freiem Willen, ist ausgespielt.“[1]

Eine Kulturkrise begann, und viele Gestalter begannen sich gegen die Maschine und die Industrialisierung aufzulehnen, um zu vermeiden, nur noch Hilfsmittel der Maschine zu sein. Sie, die Industrialisierung, brachte „gesellschaftliche und mentale Strukturveränderungen“ hervor und gefährdete den „Lebensbezug aller Künste“.[2]

3. Die Arts & Crafts Bewegung und William Morris

Aus diesen Überlegungen und Ängsten heraus entstand in England die Arts & Crafts Bewegung, die zum Ziel hatte, der Massenproduktion entgegenzusteuern. Das Kunsthandwerk sollte reformiert werden. Man hing romantisch dem Mittelalter hinterher, betrauerte das verlorene Gildesystem und forderte eine Erneuerung des Handwerks, um Geschmacksverfall vorzubeugen.

Hand in Hand mit Geschmacksverfall gingen Qualitätsverlust und sittliche Verkommenheit, aus der gezwungenermaßen nur Hässlichkeit hervorgehen konnte.

Also begann man, dem entgegenzuarbeiten. Man richtete staatliche Schulen ein, die Musterzeichner ausbildeten, Kunstgewerbemuseen schossen wie Pilze aus dem Boden.

An der Spitze der Arts & Crafts Bewegung befand sich William Morris, (1834-1896). „Einfachheit, Ehrlichkeit, die Konzentration auf den Wert der Arbeit, die Erhaltung der Freude beim schöpferischen Prozess, dass sind die Konstituenten des Arbeitsethos von Morris.“[3]

Er selbst, Sozialist mit Leib und Seele, der die Meinung vertrat, dass der Sozialismus die einzige Hoffnung für die Kunst sei, sagt 1894 in seinem Werk „Wie ich Sozialist wurde“: „Abgesehen von dem Wunsch, schöne Dinge zu produzieren, war und ist die mich führende Passion meines Lebens die Ablehnung der modernen Zivilisation.“[4]

Gabriele Sterner beleuchtet hierzu die andere Seite der Medaille: „William Morris verlässt schon Mitte des 19. Jahrhunderts den Pfad philosophierender Theorien und wendet sich konkret gegen den elitären Kunstgedanken. Die Kunst für alle bedeutet für ihn Wohlstand für alle und gleichzeitig die Abschaffung luxuriösen Beiwerkes, mit dem sich der Reiche schmückte. Seine Gedanken ließen sich jedoch schwer vereinbaren mit seiner gleichzeitigen Forderung nach der Erneuerung des Handwerks und seiner Absage an die Maschine, denn letztendlich können nur die Massenprodukte und gute Industriedesigner einer breiten Bevölkerungsschicht Wohlstand und eine schöne Umgebung ermöglichen. Morris übersah, das nur die Vermögensumschichtung die für einen solchen Kunstgedanken notwendigen Vorraussetzungen schaffen konnte. Aber England war das Land der Meinungsfreiheit, in dem sich soziale Kritik ungehemmt entfalten konnte.[5]

4. Ruskin als Vordenker

Morris war ein „Macher“, ein „auf-die-Barrikaden-Geher“, ein Mann der Tat und vor allem auch ein sehr vielseitiger Gestalter. Der Präraffaelit, Kunsthandwerker, Sozialkritiker und Architekt gab radikale Zeitschriften und Bücher heraus, ging mit den Arbeitern auf die Strasse, entwarf Häuser, Gegenstände des täglichen Bedarfs. Er malte, entwarf Muster und Textilien, schrieb und errichtete Werkstätten. Das hob ihn ab von John Ruskin, der für ihn, aber auch für viele Anhänger der Arts & Crafts Bewegung eine Art gedanklicher Mentor war. Ruskin war ein Schöngeist und Vordenker, ein viel umjubelter Sozialphilosoph, der sich mit den notwendigen Schaffensbedingungen der Künstler auseinandersetzte und früh schon den Kapitalismus sowie die maschinelle Produktion, durch die der Bezug des Gestalters zum Endprodukt verloren ging, verteufelte und der Freude an der Handarbeit zusprach, jedoch nicht, wie William Morris als Gestalter tätig war.

[...]


[1] Gerda Breuer, „Ästhetik der schönen Genügsamkeit“, Braunschweig/Wiesbaden, 1998, S. 128, Gerda Breuer verwendet den Quellentext aus: William Morris, „The Aims of Art, 1887 (Neuauflage 1975, Osnabrück)

[2] Ebenda, S. 12

[3] Ebenda , S.14

[4] Peter W. Kallen, „Unter dem Banner der Sachlichkeit- Studien zum Verhältnis von Kunst und Industrie am Beginn des 20. Jahrhunderts“, Köln 1987, S.3

[5] Gabriele Sterner, „Kunstform zwischen Individualismus und Massengesellschaft“, Köln, 1975, S.26

Ende der Leseprobe aus 13 Seiten

Details

Titel
Jugendstil - Die Auseinandersetzung des Gestalters mit der Maschine um die Jahrhundertwende
Hochschule
Hochschule Niederrhein in Krefeld  (Fachbereich Design)
Note
1.0
Autor
Jahr
2004
Seiten
13
Katalognummer
V23187
ISBN (eBook)
9783638263573
ISBN (Buch)
9783638940382
Dateigröße
476 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Jugendstil, Auseinandersetzung, Gestalters, Maschine, Jahrhundertwende
Arbeit zitieren
Sabrina Tibourtine (Autor:in), 2004, Jugendstil - Die Auseinandersetzung des Gestalters mit der Maschine um die Jahrhundertwende, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/23187

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