Adverse Selektion und Asymmetrische Informationen

„The Market for Lemons“ am Beispiel fair gehandelter Kleidung


Seminararbeit, 2013

19 Seiten, Note: 1,0


Leseprobe


Inhalt

1. Einleitung

2. Market for „Lemons“ – Das Modelll von Akerlof
2.1 Die Kosten der Unehrlichkeit
2.2 Lösungsansätze

3. Der Markt für fair gehandelte Kleidung
3.1 Der CSR-Bericht von Stiftung Warentest
3.2 Warum Unternehmen Fair Trade anbieten und die Folgen asymmetrischer Informationen
3.3 Das Einführen der Fair Trade Siegel

4. Fazit

Literaturverzeichnis

Abbildungsverzeichnis

Abbildung 1: Adverse Selektion durch asymmetrische Informationen auf der Nachfrageseite

Abbildung 2: Warum Fair Trade anbieten?

Abbildung 3: Kriterien für ein Siegel erfüllen?

Symbolverzeichnis

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

1. Einleitung

Der Philosoph Francis Bacon (1561–1626) prägte einst den Satz: Knowledge is Power. Dieser Ausspruch fand Einzug in den allgemeinen Sprachgebrauch. Etliche Jahrhunderte später könnte man die 1970 von George Akerlof veröffentlichte Arbeit: The Market for Lemons: Qaulity Uncertainty and the Market Mechanism ebenso überschreiben. Denn im Grunde sagt der Ökonom genau das aus. Wer das Wissen hat, der hat auch die Macht und kann diese für sich nutzen. Asymmetrische Informationen führen zu einer Ungleichheit der Wissensverteilung und können zu Gunsten des Wissenden ausgenutzt werden. Jedoch bringt dieses Wissen auch Verantwortung mit sich, denn am Ende kann die Ausbeutung der Uninformierten zur Gefährdung kompletter Märkte führen. Dass die Überlegung von Akerlof, der für sein Werk 2001 den Wirtschaftsnobelpreis erhielt, nicht nur bloße Theorie ist, wird täglich in vielen Situationen deutlich. In dieser Seminararbeit soll der Markt für Fair Trade Kleidung als ein praktisches Beispiel herangezogen und auf Akerlofs Modell angewendet werden.

Zunächst werden die wesentlichen Merkmale des Lemon-Modells im Kapitel zwei dargestellt. Dabei wird nicht nur auf die theoretischen Grundannahmen geschaut, sondern auch der Preis der Unehrlichkeit in den Fokus gerückt. Außerdem werden kurz die vorgeschlagenen Lösungsmöglichkeiten von Akerlof, sowie der Ökonomen Spence und Stiglitz dargestellt.[1]

Im Kapitel drei finden diese theoretischen Konzepte dann auf den Markt für fair gehandelte Kleidung Eingang. Dabei wird explizit aufgezeigt, wo in diesem Bereich asymmetrische Informationen vorliegen, weshalb es zur adversen Selektion kommen kann und warum dies eine Gefahr für das komplette Angebot darstellt. Auch eine etablierte Lösungsmöglichkeit zur Überwindung der Unwissenheit der Verbraucher wird genauer untersucht: die Fair Trade Siegel. Dabei wird herausgestellt, warum diese Möglichkeit Fehler aufweist und die Situation für den Konsumenten sogar verschlimmern kann. Bevor in einem abschließenden Fazit alle Ergebnisse zusammengefasst werden, wird noch kurz ein weiterer Lösungsvorschlag diskutiert.

2. Market for „Lemons“ – Das Modelll von Akerlof

Georg Akerlof veröffentlichte 1970 seine maßgeblichen Überlegungen über Märkte, auf denen starke Informationsasymmetrien vorliegen. Sind Güter hinsichtlich ihrer Qualität sehr inhomogen, spielt die Verteilung des Wissens um diese Gütereigenschaften eine essentielle Rolle, bei der Frage ob ein Markt existiert oder nicht. Asymmetrische Informationsverteilung kann dazu führen, dass ein bestimmter Tauschhandel nicht zustande kommt, obwohl dieser bei vollständigen Informationen für Anbieter und Nachfrager von Vorteil wäre. Dabei unterscheidet man zwei Arten von Ungleichheiten. Beim moral hazard geht es um die Entstehung von moralischem Risiko nach Vertragsabschluss. Für die weitere Betrachtung in dieser Arbeit liegt der Fokus jedoch auf der zweiten Form. Hier liegen die Informationsasymmetrien vor dem Vertragsabschluss vor und führen in ihrer Konsequenz zur Adversen Selektion, also dem Ausscheiden bestimmter Marktteilnehmer bis hin zum vollständigen Marktzusammenbruch.[2] Anhand von Akerlofs Market for Lemons soll dieser Prozess zunächst genauer erläutert werden.

Akerlof verdeutlicht das Problem der Adversen Selektion sehr anschaulich am Beispiel des Gebrauchtwagenmarktes. Angenommen auf dem Markt für Autos existieren insgesamt nur vier Arten von Fahrzeugen: neue und gebrauchte, sowie Autos mit guter oder schlechter Qualität, sogenannte Lemons. Die neuen Autos können dabei gute oder schlechte Qualität annehmen, ebenso wie die gebrauchten. Die wirtschaftlichen Akteure auf diesem Markt kaufen sich Autos, ohne genau zu wissen, welche Qualität diese haben. Dabei erhalten sie mit einer Wahrscheinlichkeit von q Fahrzeuge mit guter und mit einer Gegenwahrscheinlichkeit von (1-q) Autos mit einer schlechten Qualität. Diese Verteilung spiegelt zugleich den Anteil der jeweiligen Autotypen auf dem Markt wider. Nach einer gewissen Gebrauchszeit können die Eigentümer der Neuwagen einschätzen, ob sie eine Lemon haben oder nicht. Diese Einschätzung können sie beispielsweise an der Häufigkeit der benötigten Reparaturen ausmachen. Durch diese Erfahrung mit dem Gut entwickeln sich die bereits beschriebenen Informationsasymmetrien. Die Verkäufer der Autos haben nun Informationen über die Qualität der Fahrzeuge, welche die Käufer nicht haben. Letztere können also nicht zwischen guten und schlechten Autos unterscheiden. Infolgedessen bilden die Käufer die durchschnittliche Qualität der Autos μ ab, was die maximale Zahlungsbereitschaft der Nachfragen darstellt. Dieser durchschnittliche Marktpreis ist am Ende der Preis, zu dem alle Autos am Markt verkauft werden müssen. Die Verkäufer der Lemons werden zu diesem Preis bereit sein, zu verkaufen, da sie mehr für ihre Autos erhalten, als sie eigentlich wert sind. Die Verkäufer der guten Autos werden hingegen nicht bereit sein, einem Handel zuzustimmen, da sie viel weniger für ihre hohe Qualität erhalten würden, als sie bei vollständigen Informationen verlangen könnten. Aus diesem Grund werden sie den Markt verlassen. Nach dem Ausscheiden aus dem Marktes bildet sich ein neuer Durchschnittspreis und auch hier werden wieder Händler nicht bereit sein zu verkaufen und daher aus dem Markt austreten. Das passiert solange, bis es nur noch Lemons auf dem Markt gibt oder das Angebot für Gebrauchtwagen völlig zum Erliegen kommt. Die guten Autos werden demnach von den schlechten verdrängt. Ein Prozess, den Akerlof als Adverse Selektion bezeichnet.[3]

Um tiefer in diesen Prozess einzudringen, muss das Phänomen der asymmetrischen Informationen genauer betrachtet werden. Die Nachfrage (D) nach Gebrauchtwagen ist von zwei Faktoren abhängig: dem Preis p und der durchschnittlichen Qualität μ. Es gilt: D(p,μ). Auch das Angebot und μ sind von p abhängig. Es gilt: S=S(p) und μ=μ(p). Dieser Zusammenhang soll anhand der folgenden Grafik genauer erläutert werden:

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 1: Adverse Selektion durch asymmetrische Informationen auf der Nachfrageseite[4]

Da das Angebot und die Qualität vom Preis abhängig sind, spiegeln niedrige Preise eine niedrige Qualität und hohe Preise eine gleichbedeutend hohe Qualität wider. Auf einem Markt gilt in der Regel die Beziehung: S(p)=D(p,μ(p)). Dort, wo Nachfrage und Angebot sich treffen, entsteht das Marktgleichgewicht. Dieses kommt hier jedoch nicht zustande. Ab einem gewissen Qualitätsniveau werden Angebot und Nachfrage nicht mehr aufeinander treffen. Betrachtet werden zwei Händler mit unterschiedlichen Nutzenfunktionen. Händler eins hat die Nutzenfunktion:

[...]


[1] Diese erhielten gemeinsam mit Akerlof den Nobelpreis: Vgl. Handelsblatt online (2001; o.S.).

[2] Vgl. Klump (1992; S.64).

[3] Vgl. Akerlof (1970; S. 489f).

[4] Klump (1992; S.64).

Ende der Leseprobe aus 19 Seiten

Details

Titel
Adverse Selektion und Asymmetrische Informationen
Untertitel
„The Market for Lemons“ am Beispiel fair gehandelter Kleidung
Hochschule
Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg
Veranstaltung
Unternehmenskultur und Corporate Governance
Note
1,0
Autor
Jahr
2013
Seiten
19
Katalognummer
V231841
ISBN (eBook)
9783656477686
ISBN (Buch)
9783656479130
Dateigröße
1284 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
adverse, selektion, asymmetrische, informationen, market, lemons, kleidung, fairtrade, fairer Handel, fair trade, Textilindustrie, Fairtrade Siegel, Versagen Fairtrade Siegel
Arbeit zitieren
B.Sc. Sebastian Rhein (Autor:in), 2013, Adverse Selektion und Asymmetrische Informationen, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/231841

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