Kleider machen Leute. Pädagogische Aspekte von Kleidung als nonverbaler Botschaft


Bachelorarbeit, 2013

85 Seiten, Note: 1,0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

Einleitung

I. Mode – das System
1. Der Versuch einer Definition
2. Die Dimensionen der Mode

II. Das Phänomen Kleidung
1. Die Schutz-Theorie
2. Die Scham-Theorie
3. Die Schmuck-Theorie
4. Die soziologische Sicht
5. Die psychologische Sicht
6. Die psychoanalytische Sicht

III. Die Bedeutung der Kleidung für die Identitätsbildung von Kindern
1. Wandel des Lebenslaufes
2. Kindheitsforschung
3. Nachahmung
4. Mode als Mittel der Selbstinszenierung
5. Der Einfluss von Peer-Groups auf das Kleidungsverhalten
6. Kaufverhalten

IV. Kleidung als nonverbale Kommunikation
1. Nonverbale Kommunikation
2. Vestimentäre Codes

V. Pädagogik
1. Schule
2. Die Erfahrung der eigenen Person
3. Der Halo-Effekt und vestimentäre Missverständnisse
4. Markenbewusstsein
5. Generationsprobleme
6. Dresscodes, Schulkleidung, Schuluniformen

VI. Umfrage

Fazit

Anhang

Einleitung

„Neben dem Gesicht und den Händen - die in der Tat von allen Körperteilen die stärkste soziale Ausdruckskraft besitzen und denen wir von jeher besonders große Aufmerksamkeit widmen - ist das, was wir tatsächlich sehen und worauf wir reagieren, nicht der Körper sondern die Kleidung unserer Mitmenschen. Anhand ihrer Kleidung bilden wir uns, wenn wir ihnen begegnen, unseren ersten Eindruck von ihnen.“[1]

Mode ist ein allgegenwärtiges, alltägliches und vielseitiges Phänomen. Das Kleidungsverhalten von uns Menschen ist komplex determiniert - viele unterschiedliche Gründe und Ursachen beeinflussen den Griff in den Kleiderschrank. Wer denkt dabei darüber nach, wer die Mode ‚macht‘ oder wieso ich mich gerade heute so kleide und was ich damit bezwecken möchte? Unsere Gedanken drehen sich eher um Aspekte wie: wie kommt meine Kleidung bei anderen an? Ich ziehe das an, was mir gefällt und andere sollen mich so wahrnehmen, wie ich mich mit meiner Kleidung fühle. Dabei spielt der Aspekt der Kommunikation der Kleidung eine entscheidende Rolle. Zwar denkt man im ersten Moment bei Kommunikation eher an Sprache als an Kleidung, schnell stellt sich unsere Kleidung aber als wichtigstes nonverbales Kommunikationsmittel heraus. Nonverbale Kommunikation bedient sich einer Zeichen- bzw. Symbolsprache, um Botschaften zu vermitteln. Diese werden encodiert, decodiert und interpretiert. Anhand der äußeren Erscheinung macht sich unser Gegenüber - bereits bevor wir etwas sagen können - ein Bild von uns und steckt uns in eine Schublade. Doch sagt die Kleidung auch das aus, was wir damit bezwecken wollen? Sicher ist nur, dass sich niemand der kommunikativen Kraft der Mode/Kleidung entziehen kann. Dabei erfüllt sie die verschiedensten Funktionen in unserer Gesellschaft. Den funktionalen Aspekten der Bekleidung, den vorrangig schützenden und schmückenden Funktionen, stehen modische Aspekte gegenüber. Sie rücken die Vorliebe der Menschen an der

Einleitung

Veränderung, am ständig Neuen, in den Vordergrund. Kleidung ist aber noch viel mehr: Kleidung dient der Selbstdarstellung, der Selbstbehauptung, der An- und Abgrenzung zu gesellschaftlichen Gruppen. Kleidung ist nicht nur ein oberflächliches und dekoratives Element des menschlichen Lebens, sondern ein wichtiges Ausdrucksmittel und Regulator innerhalb einer Gesellschaft. Mode existiert nicht unabhängig von politischen und gesellschaftlichen Entwicklungen, die Antriebskraft für das Vergängliche ist bekanntlich die Mode, die sich am Zeitgeist orientiert. Modische Entwicklungen unterliegen zwar auch ihren eigenen Gesetzen, wie z.B. dem der Freude an Muster, Formen, Farben und Stoffen, aber sie sind dennoch abhängig von sozialen, ökonomischen und politischen Einflüssen.[2] Alle diese Faktoren - und von Vollständigkeit kann hier nicht gesprochen werden - beeinflussen sich gegenseitig und bestimmen unser Kleidungsverhalten.

Die vorliegende Arbeit beschäftigt sich insbesondere mit der nonverbalen Kommunikationskraft von Kleidung und untersucht diese besonders hinsichtlich der pädagogischen und erzieherischen Aspekte. Dabei soll dementsprechend speziell das Kleidungsverhalten von Grundschulkindern analysiert werden. Nach dem Versuch einer Definition von Mode bzw. Kleidung werden einige wichtige Faktoren, die Kleidung ausmachen, wie der soziologische, der psychologische und der psychoanalytische, vorgestellt. Dabei soll immer die Sicht auf das Grundschulkind, verbunden mit der Betrachtung von Lebenslauf und Identitätsbildung, im Vordergrund stehen. Welche Beweggründe, Kleidung auszuwählen, treiben Kinder bei der Auswahl ihrer Kleidung bzw. dürfen/können sie ihre Kleidung selbst wählen oder werden sie fremdbestimmt? Inwieweit lassen sie sich von Sozialisationsagenturen wie Eltern, Lehrerinnen und Lehrern, Mitschülerinnen und Mitschülern oder aber von Marken dabei beeinflussen? Inwieweit können Grundschulkinder das Kleidungsverhalten der Erwachsenen und Gleichaltrigen interpretieren und wie bewusst kommunizieren sie selbst mit Kleidung? Dies soll diese Arbeit - auch mit Hilfe der im Anhang befindlichen Umfrageergebnisse - klären. Lässt sich sagen: Kleider machen Leute – Kleine Kleider machen kleine Leute!?

I. Mode – ein System

Mode stellt ein völlig eigenes System dar. Luhmann betrachtet Mode als ein selbstreferenzielles System mit vier unterschiedlichen Aspekten, die sich gegenseitig stark beeinflussen und reziprok voneinander abhängig sind: das Design, die Herstellung, die Distribution[3] und die Konsumtion[4],[5], denn „ohne Designer keine Meinungsbildung. Ohne Produzenten keine Ware. Ohne Marketing kein Image. Ohne Medien keine Meinungsbildung. Ohne Käufer keine Verbreitung.“[6] Ein ständiger Wechsel und Wandel der Mode ist die Folge, denn am Thema Mode können sich alle beteiligen, die wollen, denn die Mode ist demokratisch.

1. Der Versuch einer Definition

Jeder definiert Mode anders. Häufig werden nur Teilaspekte dargestellt, eine vollständige und ganzheitliche Definition scheint kaum möglich zu sein. Die Vielschichtigkeit der Mode lässt keine einheitliche Aussage zu. Das ZEITmagazin[7] betitelt Mode sogar als mysteriöses Wesen, geheimnisvoll, rätselhaft und dunkel. Eine - meiner Meinung nach - allgemeine und umfassende Definition liefert Loschek. Nach Ingrid Loschek[8] kommt Mode aus dem lat. modus und bedeutet rechtes Maß, Art und Weise (des Lebens). Erstmals brachte die Gemahlin des König Heinrichs IV., Maria de‘ Medici, 1600 den Begriff nach Frankreich, nachdem sie ihren Kleidungsstil als ‚al modo Italiano‘ (nach italienischer Art) bezeichnete. Von dort breitete sich der Begriff auch nach Deutschland aus und wurde

1628/30 mit der sprachlichen Form ‚à la mode‘ (franz. nach der Mode)[9] gebräuchlich. Bereits im 18. Jahrhundert unterschied man zwischen altmodisch und neumodisch. Elke Drengwitz unterscheidet die Mode etymologisch noch weiter in ‚mode‘ (masc.), welches dem modus (lat.) entspricht (s. oben) und ‚mode‘ (fem.), welches bis heute den Bedeutungsgehalt von zeitgemäßer, sich wandelnder Bekleidung beinhaltet.[10] ‚Eine Mode‘ wird als faktische ‚Einzelmode‘ bezeichnet, welche kurzlebig in der Gesellschaft auftaucht und dann wieder verschwindet. ‚Die Mode‘ beschreibt hingegen den Wandel der Moden. Dieser wird eher als allgemeiner Begriff gesehen, der viele ‚Einzelmoden‘ umschreibt und somit den langlebigen Prozess der Mode widerspiegelt. Das Grundmotiv des modischen Verhaltens ist Sättigung, Neugier und ein gewisser Spieltrieb, Neues auszuprobieren und zu experimentieren. Mode entsteht dann, wenn es zu gesellschaftlichen Veränderungen kommt. So spielt die Mode in traditionellen Kulturen, die sich nur sehr langsam wandeln, keine große Rolle. Vor allem heute ist Mode ein Thema, welches uns alle betrifft - oder besser gesagt - dem sich auch keiner entziehen kann. Die vielen verschiedenen und unterschiedlichen Kleidermoden sind sicherlich auch aufgrund verschiedener Länder und unterschiedlicher Traditionen entstanden.[11] Jedoch können sich Menschen in keinem Land der Mode verweigern, denn „in der Verweigerung bleiben sie ihr verpflichtet.“[12] Im allgemeinen Sprachgebrauch werden die Begriffe Mode und Kleidung oft synonym verwendet, wobei festgehalten werden muss, dass in der textil- und bekleidungswissenschaftlichen Terminologie der Begriff Kleidung als Oberbegriff zu den Begriffen Uniform, Trachten und Mode steht. Wie Kapitel II zeigt, partizipieren Menschen allerdings nicht ausschließlich an Mode, sondern tragen durch ihre Selbstinszenierungen über das Medium Kleidung aktiv dazu bei, dass Kleidung zu Mode wird.[13]

2. Die Dimensionen der Mode

Besonders drei Dimensionen charakterisieren den Begriff Mode: die Zeit-, Sozial- und Sachdimension.[14] Der Fremdwörterduden greift mit seiner Definition der Mode nur den zeitlichen Aspekt auf: „1.) Brauch, Sitte; Tages-, Zeitgeschmack; in [die] – kommen; in [der] – sein. 2.) das Neueste, Zeitgemäße in Kleidung, Haartracht u.a.“[15] Die Zeitdimension umfasst Mode mit ihrer relativen Kurzlebigkeit bedingt durch ihre Wechselhaftigkeit, d.h. den schnellen Wandel von Mode/Trends, aber auch den Aspekt der Zeit in Hinblick auf den andauernden Wechsel des Geschmacks. Mode kann nur in der Gegenwart eine entscheidende Rolle spielen, da sie nur wirklich in der Gegenwart existiert, eine längere Zeitspanne scheint utopisch. Darüber hinaus kann Mode erst durch den Aspekt der Zeit (kurze Dauer) zu einer Mode werden, abgelöst von einer neuen. René König[16] setzt Mode mit Neuerung gleich. Jedoch werden unterschiedliche Zeiträume für Neuerungen angegeben. Die einen sind - wie bereits erwähnt - sehr kurz, andere wiederum andauernd. Es erscheint daher notwendig, eine Unterscheidung, auch hinsichtlich der Sprache, bei den Neuerungen vorzunehmen, wie sie bereits in Kapitel I. 1. durch ‚eine Mode‘ bzw. ‚Einzelmode‘ und ‚die Mode‘ angerissen wurde. Werner Sombart[17] versucht die Nicht-Definition der Zeitspanne zu durchbrechen, indem er behauptet, sobald der Wandel der Mode sich während der Lebensdauer nur einer Generation vollziehe, könne man von einer „zeitlichen Fixierung“[18] sprechen. Welche Zeitspanne mit der Zeitdimension der Mode aufgegriffen wird, bleibt aber tatsächlich unmöglich genau festzulegen. Die Sozialdimension beschreibt, dass Mode erst durch die Gesellschaft und die Gemeinschaft zu einer Mode wird. Selbst ein Modeschöpfer kann nicht ad hoc sagen, dass er mit seinen Entwürfen eine Mode geschaffen hat, der Modeschöpfer kann diese nur einführen und warten, ob sie von einer großen Anzahl von Personen aufgegriffen und getragen wird.

Mode tritt folglich immer kollektiv auf, d.h. Mode muss auch immer in gewisser Weise in der Öffentlichkeit stehen[19], um überhaupt Kollektivität erreichen zu können. Erst dann kann es zu einer „kollektiven Nachahmung einer Modeausprägung“[20] kommen. Hier spielt der sozialpsychologische Aspekt zum Bekleidungsverhalten hinein, der in den Kapiteln II. 1. und 2. näher beleuchtet wird. Mode wird häufig und überall mit Kleidung gleichgesetzt, so auch von Ingrid Loschek. Mode umfasst aber in der Sachdimension noch viel mehr. So greifen einfache Redensarten den Begriff Mode in völlig anderen Themengebieten auf, wie z.B. moderne Bücher, moderne Länder, moderner Sport und moderne Schönheitsideale[21]. Mode sollte folglich nicht gleich als ein Synonym für Kleidung verwendet werden. Zusammenfassend kann Mode also nur im hier und jetzt (Gegenwart) existieren, kollektiv auftreten und sollte als ein einzelnes Faktum betrachtet werden. Im folgenden Kapitel soll nun der Begriff Kleidung mit seinen unterschiedlichen Aspekten über den Begriff Mode gestellt werden, so wie es die textil- und bekleidungs-wissenschaftliche Terminologie fordert (siehe Kapitel I. 1.).

II. Das Phänomen Kleidung

Modische Kleidung, also Mode, ist abzugrenzen gegen Kleidung, die nicht auf die Mode verweist, sondern andere Bedeutungen besitzt oder konkrete Funktionen erfüllt (z.B. Schutzkleidung, Sportkleidung) oder kulturelle Kleidung, die stark normiert ist (z.B. Militärkleidung, Trachten oder Priestergewänder). Oft hängen Kleidung und Persönlichkeit eng miteinander zusammen. So sind Kleidungseinstellungen mit „Geschlechtsrollenklischees und Persönlichkeitsvariablen verknüpft.“[22] Folglich werden dem Kleidungsträger nur durch eine bestimmte Farbe, Form oder Muster eines Kleidungsstückes bestimmte Attribute zugeschrieben. Dies hat auch Elke Drengwitz für Frauen und ihre Persönlichkeitsmerkmale formuliert.[23] Einigen Attributen sind wir uns vollends bewusst und setzen gerade diese bestimmten Kleidungsstücke buchstäblich taktisch-strategisch ein, um eine bestimmte Botschaft unseres Selbst auszulösen. Dabei verschmelzen reale Selbsteinschätzung, Ideal-Selbstdefinition und Wunschvorstellung miteinander. Wiederum gibt es einige Menschen, die ‚aus der Reihe tanzen‘ möchten, um gerade gegen die gedachten Attribute anzukämpfen. Weiter kann Kleidung einen Menschen zu einem völlig anderen werden lassen - nebensächlich von dem Aspekt der Persönlichkeitsmerkmalszuschreibung. So kann Kleidung diverse Körperstellen verhüllen, korrigieren und in Szene setzen, aber auch Makel verstecken und ‚anpassen‘. Das meiste davon wird getan, um gut auszusehen, sein Gegenüber zu beeindrucken und nonverbal zu kommunizieren (Näheres in Kapitel IV.). Warum nun kleidet sich der Mensch überhaupt? Als Antwort auf diese Frage lassen sich zunächst einmal grundlegende Motive finden wie Schutz, Scham und Schmuck, aber es

gehören auch soziologische, psychologische und psychoanalytische Faktoren dazu, auf die im folgenden Kapitel eingegangen wird.

1. Die Schutz-Theorie

Menschen können in unseren Breitengraden nicht völlig ohne Kleidung auskommen. So ist Kleidung in der Schutz-Theorie, auch genannt ‚The Protection Theory‘, folglich ein Ersatz für körperliche Mängel gegenüber anderen Lebewesen.[24] Zunächst liegen Aspekte des Schutzes gegen Kälte, Hitze, Staub, Nässe, Wind und vor Verletzungen durch z.B. Insekten oder Dornen nahe. Das Kleidungsverhalten begann von „dem Augenblick an, da der Mensch die Funktion der Kleidung als Schutz gegen Unbill der Natur entdeckte.“[25] Diese in unserer Gesellschaft geläufigsten Aspekte sollten allerdings nicht überbewertet werden. Auch in bestimmten Berufsgruppen[26] wird strapazier- und widerstandsfähige Schutzkleidung benötigt. Vor allem heutzutage - so Flügel[27] - wird gerade unter dem Aspekt der Hygiene eher zu viel als zu wenig Kleidung getragen. Weiter kann Kleidung einen physischen Schutz in extremen Situationen bieten, aber auch einen psychischen[28]. „Unter dem Gesichtspunkt des körperlichen Schutzes kann man Bekleidung - neben Ernährung, Unterkunft usw. - zu den menschlichen Grundbedürfnissen rechnen.“[29]

2. Die Scham-Theorie

Vergleichbar stellt die Nacktheit in der Scham-Theorie, auch ‚Modesty Theory‘ genannt, einen körperlichen Mangel dar, wobei auf die eigene Blöße mit Scham[30] reagiert und der

Wunsch nach Bedeckung hervorgerufen wird. So steht bereits in der Bibel 1. Mose 3,7: „Da wurden ihnen beiden die Augen aufgetan und sie wurden gewahr, dass sie nackt waren, und flochten Feigenblätter zusammen und machten sich Schurze.“[31] Die Position gegen Nacktheit stellt sich gegen die eigene Neigung oder Neigung Anderer, gegen Unterdrückung eines Wunsches oder Befriedigung, Ekel oder Missbilligung und kann sich auf verschiedene Körperteile richten. Im Gegensatz dazu, seine körperlichen Reize offen zu zeigen, steht nun die Neigung, sie schamhaft zu verhüllen. Nach Hermann Wirtz ist es sogar so, dass „besonders prüde Menschen jede Andeutung von Sinnlichkeit tunlichst vermeiden [wollen].“[32] Jeder Mensch, jede Gesellschaft und jede Kultur kennt das Schamgefühl und läuft daher - jeder nach seinen eigenen Maßstäben dafür, was anständig, sittlich oder schamhaft ist - nie ganz nackt herum. „Ohne Körperbemalungen, passende Frisuren, Lendenschnur, Stammestätowierungen, Schmuck oder eben nur die Bedeckung bestimmter Körperpartien kamen sich die in tropischen Regionen lebenden Landbewohner genauso schamlos nackt vor wie wir ohne entsprechenden Anzug im Büro.“[33]

3. Die Schmuck-Theorie

Schmücken (‚The Decoration Theory‘) und Verzieren des Körpers ist das grundlegendste Motiv der Kleidung und der ästhetische Hauptantrieb des Menschen. Flügel klassifiziert das Schmücken in Verführung, Trophäen und Einschüchterung, Rang-, Berufs-, regionale und nationale Abzeichen und Zurschaustellung von Reichtum[34]. Auch hier besteht ein Mangelgefühl, weiter noch ein Minderwertigkeitsgefühl, welches wir versuchen, durch Schmücken und Bereichern unseres Selbst zu unterbinden. Zu Schmuck gehören auch Bemalungen, Ziernarben, Tattoos u.v.m. Dabei muss nach Franz Kiener von einer Ansprechbarkeit für Schmuck ausgegangen werden. Das heißt ein gewisses Gespür für

Schmuck setzt ein gewisses Empfinden für Schönheit voraus.[35] Der Drang des Schmückens im Sinne des Verschönerns geht in einigen Gesellschaftsgruppen „über das Bekleidungsverhalten hinaus bis zu körperlichen Eingriffen.“[36] Dabei beinhaltet diese Ansicht nicht nur Piercings und Tattoos, sondern auch jegliche weitere ästhetisch-ärztliche Eingriffe.

Bei Kindern lassen sich diese drei Funktionen recht leicht ablesen. Für die Schutzfunktion ist zumeist - besonders bei Kleinkindern - die Mutter zuständig, die dafür sorgt, dass ihr Kind witterungsgemäß und praktisch gekleidet ist. Die Schamfunktion ist bei Kleinkindern recht wenig ausgeprägt, sie laufen im Sommer auch gern als Nackedei herum. Mit zunehmendem Alter macht sich dann aber Scham breit und Mädchen verlangen, bevor überhaupt Brustansätze zu erkennen sind, nach Badeanzügen oder Bikinis - sicherlich auch ihrem Nachahmungstrieb folgend (siehe Kapitel III. 3.). Am ausgeprägtesten ist die Schmuckfunktion: Welches Kind freut sich nicht über den Inhalt einer Verkleidungskiste? Wie oft wird Mamas Lippenstift verwendet, um sich zu verschönern? Und wie gern schlüpfen kleine Mädchen in die Highheels ihrer Mutter? Allerdings lässt sich sagen, dass diesen drei grundlegenden Motiven für Kleidung neben ihren Funktionen eine weitere Leistung zuzuschreiben ist und zwar die Ausdrucksfunktion, denn Scham- und Schmuckverhalten als vestimentäre (die Kleidung betreffende) Funktion offenbart etwas über die Person des Trägers, drückt sein Inneres symbolisch aus. Somit ermöglichen bereits diese Funktionen Kleidung nonverbale Kommunikation, da sie Mitteilungen über ihren Träger machen.

4. Die soziologische Sicht

In erster Instanz ist Kleidung aus soziologischer Sicht ein Symbol, d.h. Menschen demonstrieren mit ihrer Kleidung ihr soziales Milieu und ihre dazugehörige Wertorientierung. Eine Einteilung in unterschiedliche Gruppierungen findet statt. Eva-Maria Ziege stellt die Bedeutsamkeit der Mode dar, die nicht nur als klarste Form der Unterscheidung dient, sondern auch der Kommunikation und somit auch einer

Annäherung zweier Individuen. Mode entpuppt sich folglich als ein „nicht wegzudenkender Gegenstand der klassischen Soziologie.“[37] Dabei setzt Ziege zwei Schwerpunkte für ihre Ausführungen fest, nämlich Mode als Unterscheidungsmerkmal von Zentrum und Peripherie, also auch öffentlicher und privater Sphäre, und Mode als Zeichensystem für Kommunikation. Für den Wechsel der Mode werden von verschiedenen Soziologen unterschiedliche Aspekte verantwortlich gemacht z.B. das Handeln von Konsumentinnen und Konsumenten oder das Konkurrenzdenken auf dem kapitalistischen Markt. So lässt vor allem die marktbildende Kraft des Luxus Kleiderordnungen verschwinden, aber trotzdem Unterschiede bestehen. Deutlich bleiben Unterschiede zwischen Frauen- und Männerbekleidung, zu einigen Zeiten klar und eindeutig, zu anderen milder und verschwommener. Für die heutige Zeit ist auffällig, dass Frauen sich verstärkt der Männerkleidung bedienen, andersrum es aber geradezu zu Zurückweisungen kommt. Natürlich gibt es hierbei auch Ausnahmen. Soziologisch betrachtet belegen Studien, dass die Mode durch Nachahmung ihren Unterscheidungscharakter verliert und dadurch entwertet wird.[38] Formen in der Mode ändern sich nach einem Regelmuster und zwar recht langsam. Infolgedessen ist Mode „ein geordnetes Phänomen und diese Ordnung der Mode ist selbsttragend“[39]. Dabei kann ihre Entwicklung sich diskontinuierlich fortsetzen, aber auch endogen verlaufen - ausgenommen die saisonalen (Mikrodiachronie) Variationen. Zusätzlich zu praktischen Aufgaben der Kleidung und Mode erfüllt sie auch wesentliche psychische und soziale Funktionen, welche der Markt der Textil- und Bekleidungsindustrie auch auf ökonomischer Ebene reflektiert. Zusammenfassend ist Modewandel demnach eine komplexe sozialpsychologische Reaktion auf gesellschaftlichen Wandel, der sich orientiert an einem Zeitgeistmodell, welches sozialpsychologische mit soziologischen und semiotischen Aspekten verbindet - so wie Ziege es darstellt. Damit schließt Ziege sich der Ansicht Blumers[40] an, dass Mode aus vielfältigen Möglichkeiten kollektiv ausgewählt wird (siehe auch Kapitel I. 2.).

Meiner Ansicht nach ist das Modell von Sommer[41] einleuchtender, da er die kollektive Wahl einschränkt auf einzelne soziale Gruppierungen. Dabei ordnet er präzise unterschiedlichen sozialen Milieus - angelehnt an das Milieu-Konzept des Heidelberger Sinus-Instituts aus dem Jahr 1986 - Lebensziele und -stile zu, aus denen der getragene Kleidungsstil resultiert[42]. Für das Kleidungsverhalten von Kindern aus soziologischer Sicht ist die Betrachtung des Lebenslaufes, die in Kapitel III. 1. erfolgt, von entscheidender Wichtigkeit.

5. Die psychologische Sicht

Mode geht jeden in gewisser Weise etwas an, denn jeder kleidet sich irgendwie und vielleicht sogar auch nach einem Vorbild. Unsere Persönlichkeit wird durch unsere Kleidung und die Mode ausgedrückt. Immer versuchen wir, den Kompromiss zu finden zwischen der Tendenz zum Allgemeinen und Gleichartigen (Kollektiven) und der zum Besonderen und Einzigartigen (Individuellen). Das Urexempel dafür, dass Mode Macht besitzt, ist die Novelle „Kleider machen Leute“ von Gottfried Keller aus dem Jahre 1874[43]. Bereits hier wird die Thematik der Täuschung durch Äußerlichkeiten und Statussymbole bis hin zur Verdeckung des Seins durch einen schönen Schein aufgegriffen[44]. Nach Georg Simmel[45] ist Mode ein Produkt klassenmäßiger Scheidung. Mode und Kleidung beinhalten nicht nur soziale Funktionen, sondern auch psychische. So stellt Mode als

Anschluss an Gleiche und Abschluss zu Anderen eine große Relevanz dar. Aber nicht nur in diesen Bereichen ist die Rede von Modepsychologie. Die psychologische Grundfunktion von Kleidung ist die Demonstration von Objektivierung und der Ausdruck eigener Identität.[46] Kleidung kommt - wie auch Redewendungen wie ‚Kleidung als die zweite Haut‘ zeigen - eine besondere psychologische Bedeutung zu. Nach Hoffmann gibt es zwei Gebrauchsformen von Kleidung, den einfügenden und den expressiven Gebrauch. Beide Formen bedienen sich der Kleidersprache (siehe Kapitel IV.). So fügen beruhigende und zuordnende Kleidungsstile in die Gesellschaft ein und ersparen dem Träger das Unverständnis der Gruppe, expressive Kleidung dient der Abgrenzung[47] (siehe auch III. 6.). Dem Kleidungsverhalten der Kinder aus psychologischer Sicht sind insbesondere die Kapitel III. 2. und III. 4. gewidmet.

6. Die psychoanalytische Sicht

Soziologische und psychologische Faktoren stehen bezüglich Kleidung nicht isoliert voneinander, sondern müssen aufeinander bezogen werden, da sie ineinander greifen. Menschen müssen ein unterschiedliches Kleidererleben haben (soziologisch) und verschiedene Empfindungen bei dem Tragen von Kleidung (psychologisch) verspüren. John Flügel[48] entwickelte dafür neun ‚Kleidertypen‘. Bei den differenten Typen hat jeder ein anderes Interesse an Kleidung und somit auch eine andere Einstellung. Grundvoraussetzung ist dabei, dass bei dem Menschen überhaupt ein Interesse an Kleidung besteht. Dies wiederum geht davon aus, dass der Träger mit Kleidung angenehme Empfindungen wahrnimmt, wenn z.B. sein Körper in Kontakt mit besonderen Stoffen kommt oder aber auch Bewunderung über seine Kleidung geäußert wird. „1. Der ‚rebellische Typ‘ ist der schlichteste Typ, weil er wenig positive Befriedigung aus der Kleidung erhält. Kleidung engt ihn ein und behindert ihn. Er trägt, wenn überhaupt, nur dünne und leichte Kleidungsstücke.

2. Der ‚resignierte Typ‘ hat ähnliche Neigungen wie der rebellische Typ, nur hat er vor den Gewohnheiten und Konventionen des Kleidertragens kapituliert. Er zieht widerwillig an, was alle anziehen. Aufgrund einer unbewußten Hemmung hat er allerdings keine Vorstellung von der für ihn idealen Kleidung. 3. Der ‚nicht-emotionale Typ‘ hat kein Empfinden für seine Kleidung. Sie ist ihm gleichgültig und dementsprechend hat er auch keinen Sinn für Schicklichkeit oder das Bedürfnis nach Schutz durch Kleidung. Für diesen Typ ist alles andere wichtiger, aber bloß nicht die Kleidung. 4. Der ‚prüde Typ‘ hat einen Hang, sich gut zu kleiden. Alle exhibitionistischen Tendenzen sind bei ihm eindeutig besiegt. Die Enthüllung des eigenen nackten Körpers wird als peinlich und abstoßend erlebt. 5. Der ‚pflichtbewußte Typ‘ bevorzugt eine Kleidung, die steif und eng ist oder eine strenge Linie hat. Die Kleidung ist zu einem Symbol für Arbeit und Pflicht geworden. Er trennt scharf zwische ‚Arbeitskleidung’ und ‚Freizeitkleidung’, in der er sich ‚irgendwie anders‘ fühlt und dann eine weniger steife und strenge Lebenseinstellung einnimmt. 6. Der ‚beschützte Typ‘ erfährt eine bewußte Befriedigung durch seine Kleidung. Er bevorzugt warme Kleidung, durch die er sich beschützt fühlt. Das Modische ist ihm nur sekundär wichtig. 7. Der ‚unterstützte Typ‘ fühlt sich durch die Kleidung angenehm gestärkt und gestützt, besonders durch enge und steife Kleidungsstücke. Bei diesem Typ finden sich narzistische und auto-erotische Elemente. Von daher kann es sein, daß er sich in einem Entscheidungskampf befindet zwischen einerseits lockerer und spärlicher Kleidung und andererseits steifer, abstützender Kleidung. 8. Der ‚sublimierte Typ‘ ist nach Flügel der ideale Kleidungsträger. Für ihn verschmelzen narzistische Eigengefühle mit den aus der Kleidung gezogenen Befriedigungen zu einer harmonischen Einheit. Ein Nachteil dieses Typus ist, daß sein Interesse an Kleidung aus einem starken Narzissmus entstehen kann, was dann zu einem übertriebenen Interesse an der Zurschaustellung von Kleidung führt. 9. Der ‚selbstzufriedene Typ‘ ist ein Mensch, der keine Vorschläge zur Verbesserung von Kleidung hat. Er weiß, was er will und trägt seiner Ansicht nach die bestmögliche Kleidung. Menschen mit weniger Geschmacksempfinden verachtet er in der Regel. Das übersteigerte positive Selbstwertgefühl hat ein Vertreter dieses Typs auch auf das

Kleidungsverhalten übertragen.“[49] Flügels Ergebnisse, Persönlichkeitstypen in Verbindung mit einem für sie typischen Kleidungserleben zu bringen und diese mit Hilfe des psychoanalytischen Denkmodells zu analysieren[50], sind die bisher genauesten Befunde[51]. Deutlich wird, wie unterschiedliche Menschen die Bedeutung der Kleidung sehen und anhand ihres Körpers reflektieren[52]. Es erscheint unerlässlich, nun dem Entstehungsprozess bzw. den zugrunde liegenden Auslösemechanismen des Kleidungsverhaltens nachzugehen und seine psychologischen Urfunktionen darzustellen. Dabei soll das Hauptaugenmerk auf das Kindesalter (Grundschulalter) gelegt werden. Welchen Einflussfaktoren ist bereits das Grundschulkind ausgesetzt? Inwieweit trägt Kleidung zur Identitätsbildung von Kindern bei?

[...]


[1] Flügel, John Carl: Psychologie der Kleidung, 1986. In: Ebner, Claudia C.: Kleidung verändert. Mode im Kreislauf der Kultur. Bielefeld 2007, S. 16.

[2] vgl.: Herzog, Marianne: Mehrperspektivischer Textilunterricht. Ideen, Anregungen und Materialien für die Grundschule. Seelze 2003. S. 50.

[3] Ahlheim, Karl-Heinz (u.a.): Duden - Fremdwörterbuch, Band 5. 2., verbesserte und vermehrte Auflage. Mannheim 1966, S. 451. Distribution: veralt. für: Verteilung, Austeilung, Auflösung. S. 167. Hier eher im Gebrauch von Kaufen gedacht.

[4] Duden - Fremdwörterbuch: Konsumtion: 1.) Verbrauch an Wirtschaftsgütern, die der Bedürfnisbefriedigung dienen. […] konsumtiv: für den Verbrauch bestimmt. S. 378. Hier eher im Gebrauch von Tragen gedacht.

[5] vgl.: Kneer, Georg und Nassehi, Armin: Niklas Luhmanns Theorie sozialer Systeme – Eine Einführung. München 1993, S. 147.

[6] Franke, Vera und Stetter, Bitten: Fashion Talks – Mode ist Kommunikation. Eine Einführung in die Ausstellung. In: Kugler, Liselotte und Isenbort, Gregor (Hrsg.): Fashion Talks. Museumsstiftung Post und Telekommunikation, 32 2011, S. 12.

[7] ZEITmagazin: 19.März 1998, 13. Ausgabe.

[8] Loschek, Ingrid: Reclams Mode & Kostümlexikon. 3., revidierte und erweiterte Auflage. Stuttgart 1994, S. 358.

[9] „À la mode“ bezeichnet die zeitgemäße herrschende Mode, welche kurzfristig in bestimmten Bevölkerungskreisen getragen wurde.

[10] Drengwitz, Elke in: Scheiper, Petra: Textile Metamorphosen als Ausdruck gesellschaftlichen Wandels. Das Bekleidungsverhalten junger Männer und Frauen als Phänomen der Grenzverschiebung von Sex- und Gender-Identitäten. Wiesbaden 2008, S. 53.

[11] Da mir persönlich die westliche Mode näher steht und sich meine gefundene Literatur größtenteils auf die westliche Gesellschaft beschränkt, werde ich meine Recherchen dahingehend ausführen.

[12] Lehnert, Gertrud: Mode. Ein Schnellkurs. Köln 2008, S. 10.

[13] vgl.: Drengwitz, Elke in: Scheiper, Petra: Textile Metamorphosen als Ausdruck gesellschaftlichen Wandels. Das Bekleidungsverhalten junger Männer und Frauen als Phänomen der Grenzverschiebung von Sex- und Gender-Identitäten. Wiesbaden 2008, S. 57.

[14] Schnierer, Thomas: Modewandel und Gesellschaft. Die Dynamik von „in“ und „out“. Opladen 1995, S. 19 f.

[15] Duden – Fremdwörterbuch: Mannheim 1966, S. 451.

[16] König, René in: Schnierer, Thomas: Modewandel und Gesellschaft. Die Dynamik von „in“ und „out“. Opladen 1995, S. 21.

[17] Sombart, Werner in: ebd, Opplade 1995, S. 22.

[18] Schnierer, Thomas: Opladen 1995, S. 22.

[19] vgl.: Hoffmann, Hans Joachim: Der Gebrauch von Kleidung. Beabsichtigte, erwartete und erhoffte Öffentlichkeit. In: Zeitschrift für Semiotik. Posner, Roland (Hg). Bd. 7, Heft 3. Tübingen 1985, S. 189 ff. Hier werden drei Formen der Öffentlichkeit unterschieden: beabsichtigte Öffentlichkeit (Kleidung zur Stabilisierung von Machtverhältnissen), erwartete Öffentlichkeit (Kleidung zum Zeigen von Konformität) und erhoffte Öffentlichkeit (Kleidung als Möglichkeit zur expressiven Selbstdarstellung).

[20] Scheiper, Petra: Wiesbaden 2008, S. 54.

[21] Zu den modernen Themengebieten 2012/13 gehören u.a. die Bücherreihe ‚Shades of Grey‘, Inselurlaub auf Ibiza, Zumba als Power- und Tanzsport oder ein Tattoo mit dem Symbol einer Feder.

[22] Dollase, Rainer in: Baacke, Dieter u.a.: Jugend und Mode. Kleidung als Selbstinszenierung. Leverkusen 1988, S. 117.

[23] ebd.: S. 118.: „‚romantisch verspielt‘ kleiden sich ‚sensible, gefühlsbetonte und anlehnungsbedürftige Mädchen und Frauen‘, sie tragen z.B. wehende Kleider, Rüschen-Kleider und weich fallende Blusen. ‚sportlich-sachlich‘ kleiden sich ‚betont natürliche, kameradschaftliche, vitale, fröhliche und verläßliche Mädchen und Frauen‘, sie tragen z.B. saloppe Hosen, Faltenröcke, Rippenpullis und kurze Jacken. ‚feminin-aktiv‘ kleiden sich ‚weiblich-reizvolle, einfühlsame und anpassungsbereite‘ Damen, sie tragen z.B. adrette, figurbetonte Kleider, Blusen/Pullover in Kombination mit Rock. ‚emanzipiert-dynamisch‘ kleiden sich ‚elegante, darstellungsbetonte und selbstbewußte Mädchen und Frauen‘, sie tragen z.B. Jackenkleider, Complets, elegante Nachmittags- und Abendkleider. ‚progressiv-extravagant‘ kleiden sich ‚eigenwillige, demonstrative, fortschrittliche und betont nonkonformistische Mädchen und Frauen‘, sie tragen, was gefällt - Hauptsache es ist ungewöhnlich und sehr individuell.“

[24] Andere Lebewesen wie Tiere haben z.B. einen Panzer, Fell oder ein Federkleid, welches sie schützt.

[25] Justo, Graciette Ruf da Cunha Duarte: Kleidung als symbolische Selbstinszenierung. Nonverbale Botschaften über das Individuum. Diplomarbeit für die Prüfung zum Erwerb des Akademischen Grades. Kassel 2005, S. 2.

[26] Schutzkleidung im Krieg oder Ausrüstungen im Sport und bei anderen Arbeiten.

[27] Flügel, John C. in: Ebner, Claudia C.: Kleidung verändert. Mode im Kreislauf der Kultur. Bielefeld 2007, S. 17.

[28] Psychischer Schutz vor Geistern, Krankheiten oder auch ‚moralischen Gefahren‘. Dieser Schutz beinhaltet z.B. die Mönchskutten als Schutz vor Verführung, der Businessanzug speziell bei Frauen vor unmoralischen Angeboten oder die Bernsteinkette für die Reifung der Milchzähne.

[29] Wirtz, Hermann-J. (Hrsg.): Kleider machen Leute - Leute machen Kleider. Baumwolle, Textilien und Bekleidung in der Weltwirtschaft. 1. Auflage, Düsseldorf 1981, S. 17.

[30] Schamgefühl als negativ empfundener Hemmungsimpuls. Steht als erste Instanz gegen sexuelle Formen der Zurschaustellung.

[31] Die Bibel mit Apokryphen nach der Übersetzung Martin Luthers in der revidierten Fassung von 1984. Stuttgart 1999, S. 5.

[32] Wirtz, Hermann-J.: Düsseldorf 1981, S. 23.

[33] Payer, Margarete und Payer, Alois: Freie Informationen für freie Bürger: Länder und Kulturen – Internationale Kommunikationskulturen. In: http://www.payer.de, Kapitel 10: Kulturelle Faktoren – Kleidung und Anstand, 3.3 Schamvermeidung als Funktion von Kleidung. Stuttgart 2001.

[34] vgl.: Flügel, John C. in: Ebner, Claudia C.: Bielefeld 2007, S. 18 ff.

[35] vgl.: Kiener, Franz: Kleidung, Mode und Mensch. München/Basel 1956, S. 50.

[36] Wirtz, Hermann-J.: Düsseldorf 1981, S. 19.

[37] Ziege, Eva-Maria: Die Kunst der Unterscheidung. Soziologie der Mode. In: Leviathan, März 2011, Heft 1, S. 143.

[38] vgl.: ebd. S. 146.

[39] ebd. S. 147.

[40] vgl.: Blumer, Herbert in: Schnierer, Thomas: Modewandel und Gesellschaft. Die Dynamik von „in“ und „out“. Opladen 1995, S. 68 f.

[41] vgl. ebd., S.74 ff.

[42] Der hier wiedergegebene Ausschnitt bezieht sich auf die Zuordnung von Milieu und Kleidungsstil. Im „konservativ gehobenen“ Milieu trägt man z. B. einen „zeitlosen, gediegenen Kleidungsstil mit dem Bestreben nach Distinktion“, im „kleinbürgerlichen“ Milieu trägt man „unauffällige, zweckmäßige, natürliche“ Kleidung, im „aufstiegsorientierten“ Milieu bevorzugt man „korrekte, exklusive und zeitgemäße“ Kleidung und im „hedonistischen“ Milieu wird der Kleidungsstil bestimmt vom Willen, „anders aussehen zu wollen. Kleidungsstile werden provokativ zur Massenmode gesetzt.“ Hier sind auch die Gruppenstile jugendlicher Subkulturen angesiedelt (siehe auch Kapitel III. 6. und IV.).

[43] In der Novelle „Kleider machen Leute“ geht es um den Schneiderlehrling Wenzel Strapinski, der aufgrund seiner äußeren Erscheinung (Kleidung) aber auch seiner vornehmen Art in einer kleinen Stadt namens Goldach für einen wohlhabenden Edelmann gehalten wird. Er nutzt die Situation so lange aus und genießt seine ihm neu zugeschriebene Rolle, bis sein alter Chef auftaucht und alles aufklärt. Bereits damals verstand es Keller, Themen wie Standesunterschiede, Statussymbole und Äußerlichkeiten in seiner Novelle amüsant zu verarbeiten. Der Autor-Erzähler spielt bewusst mit dem Doppelsinn des Sprichworts „Kleider machen Leute“, dem kritischen, welcher besagt, dass die Welt sich nur zu gerne täuschen lässt, und dem anerkennenden, welcher besagt, dass man es sich und andern schuldig ist, Wert auf sein Äußeres zu legen.

[44] vgl.: Keller, Gottfried: Kleider machen Leute. Reclam, Stuttgart 2000.

[45] Simmel, Georg: Zur Psychologie der Mode. Soziologische Studie. In: Kanner, Heinrich u.a. (Hrsg.): Die Zeit. Wiener Wochenschrift für Politik, Volkswirtschaft, Wissenschaft und Kunst. 5. Band 1895, Nr. 54, S. 22-24.

[46] Sommer, Carlo Michael: Der soziale Sinn der Mode. Kleidung und Mode aus sozialpsychologischer Sicht. In: Holenstein, André u.a. (Hrsg.): Zweite Haut. Zur Kulturgeschichte der Kleidung. 1. Auflage, Bern 2010, S. 241.

[47] vgl.: Hoffmann, Hans-Joachim: Kleidersprache - eine Psychologie der Illusion in Kleidung, Mode und Maskerade. Frankfurt am Main 1985, S. 190 f.

[48] Flügel, John Carl: Individuelle Unterschiede. In: Bleckwenn, Ruth (Hrsg.): Kleidung und Mode. Baltmannsweiler 1981, S. 39 f.

[49] ebd., S. 34 ff.

[50] vgl.: Kunst, Gabriele: Die Bedeutung der Kleidung für den Bildungsprozeß Jugendlicher. Schriftliche Arbeit zur Erlangung des Magistergrades. Göttingen 1991, S. 23.

[51] Vorzugsweise durch Einbeziehung und Berücksichtigung konkreter Fä

Ende der Leseprobe aus 85 Seiten

Details

Titel
Kleider machen Leute. Pädagogische Aspekte von Kleidung als nonverbaler Botschaft
Hochschule
Universität Osnabrück
Note
1,0
Autor
Jahr
2013
Seiten
85
Katalognummer
V231829
ISBN (eBook)
9783656477129
ISBN (Buch)
9783656477150
Dateigröße
1959 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
kleider, leute, pädagogische, aspekte, kleidung, botschaft
Arbeit zitieren
Karolin Strohmeyer (Autor:in), 2013, Kleider machen Leute. Pädagogische Aspekte von Kleidung als nonverbaler Botschaft, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/231829

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