Friedrich Dürrenmatts "Der Besuch der alten Dame". Analyse von Claire Zachanassian


Hausarbeit (Hauptseminar), 2010

18 Seiten, Note: 1,3


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Claire Zachanassian
2.1 Äußere Erscheinungen
2.2 Sozialer Status
2.3 Claire Zachanassians Charaktereigenschaften
2.4 Claires Sprache

3. Claire Zachanassians Requisiten
3.1 Die Ehegatten
3.2 Der Angestellten
3.3 Der schwarze Panther
3.4 Der Sarg

4. Fazit: die Verwandlung der Claire Zachanassian

5. Literaturverzeichnis

1. Einleitung

„Die Menschlichkeit, meine Herren, ist für die Börse der Millionäre geschaffen, mit meiner Finanzkraft leistet man sich eine Weltordnung. Die Welt machte mich zu einer Hure, nun mache ich sie zu einem Bordell.“[1]

In der nachstehenden fachwissenschaftlichen Hausarbeit soll die Protagonistin Claire Zachanassian aus Friedrich Dürrenmatts Drama Der Besuch der alten Dame aus dem Jahr 1956 analysiert werden. Ziel der Arbeit ist es eine fundierte Charakteranalyse der Protagonistin anhand des Dramas herauszuarbeiten.

Einleitend werden die äußere Erscheinung, der soziale Status – von der Prostituierten zur Millionärin, sowie adäquate Charaktereigenschaften und die sprachlichen Elemente der alten Dame erläutert. Die Angaben werden an essentiellen Textstellen belegt sowie mit fundierten Zitaten vertieft. Auf Grund dessen soll ein Gesamtbild der Protagonistin geschaffen werden, das eine Erklärung für die Verhaltensweise der Claire Zachanassian darstellt. Nach der ausführlichen Charakterisierung werden Claires Requisiten betrachtet und erläutert. Primär geht es dabei um die Vielzahl der Ehemänner und deren Auswahl, das Dienstpersonal mit den dazugehörigen Vorgeschichten, den schwarzen Panther und den mitgeführten Sarg. Hier gilt es eventuelle Vorausdeutungen zu beachten. Des Weiteren werden Parallelen zwischen Alfred Ill und den von Claire Zachanassian mitgebrachten schwarzen Panther untersucht und analysiert. Im Anschluss wird der Begriff des Grotesken im Zusammenhang mit Claire Zachanassian – „eine romantische Vergangenheitsverklärung und eiskalte Rachgier[2] “ – näher betrachtet und angewandt.

Abschließend werden im Fazit die zuvor thematisierten Bereiche zusammengefasst und die erzielten Ergebnisse kurz reflektiert. Gleichzeitig soll ein Zusammenhang zwischen der Verwandlung von Klara Wäscher zu Claire Zachanassian dargestellt werden. Dieser Ausarbeitung liegt die 1998 im deutschen Diagones Taschenbuchverlag erschienene Werkausgabe des Dramas Der Besuch der alten Dame. Eine tragische Komödie von Friedrich Dürrenmatt zugrunde.

2. Claire Zachanassian

Im nachstehenden Kapitel wird auf die besonderen Eigenschaften der Claire Zachanassian eingegangen. Der Fokus liegt auf den äußeren Erscheinungen, dem sozialen Status und den Charaktereigenschaften.

2.1 Äußere Erscheinungen

Claire Zachanassian ist 62 Jahre[3] alt und Multimillionärin, basierend auf der Tatsache, dass sie sich ihre Ehegatten nach Vermögen auswählt. Die alte Dame trägt lange rote Haare, ein Perlenhalsband und riesige goldene Ohrringe.[4] Durch die roten Haare erweckt sie bei den Bewohnern Güllens den Anschein, dass sie einer „[…] verteufelt schöne[n] Hexe[…]“[5] ähnelt. Claire Zachanassian wird in dem Werk als „[…] aufgedonnert, […], eine Dame von Welt, als eine seltsamen Grazie […]“[6] klassifiziert. Als Folgen eines Autounfalls und Flugzeugabsturzes trägt sie eine Bein- und Armprothese aus Elfenbein.[7] Claire definiert ihre Prothesen als eine Art Werkzeug, denn sie setzt ihre Prothesen in Verbindung mit einem Scharnier. Der Begriff Scharnier findet jedoch vorwiegend im handwerklichen Bereich Gebrauch. Deutlich wird dies in der Passage, als Alfred Ill ihr gerührt auf den Schenkel schlägt und anschließend schmerzverzerrt seine Hand wegzieht: „[…] Du hast auf ein Scharnier meiner Prothese geschlagen.“[8] Ihre Person ist eine groteske[9] Zweideutigkeit, denn auf der einen Seite wirkt Claire Zachanassian wie eine stolze Frau, eine Dame die sich in der Welt auskennt, mit Stil und Etikette und auf der anderen Seite verheimlicht sie nicht ihre Behinderungen an Arm und Bein. Sie tritt als eine Gestalt auf, die „aufgedonnert“[10] und gleichermaßen aus Prothesen, gar wie eine Kunstwerk, zusammengesetzt ist. Die Wirkung des Grotesken spiegelt sich in dem Kauf der Gerechtigkeit gegen die missglückte Vergangenheit als Kläri Wäscher und Liebe zu Alfred Ill wider.

Abschließend bleibt zu vermuten, dass Dürrenmatt versucht kaum vereinbare Charakterzüge und Eigenschaften zu komprimieren und dadurch absichtlich das Groteske kreiert. Mit Claires Auftreten stellt sie eine Besonderheit, eine Ausnahme, in der Normalität Güllens dar. Dadurch wirkt sie auf die anderen Bewohner teilweise unrealistisch, wie eine Art Fiktion.

2.2 Sozialer Status

Claire Zachanassian stammt aus einem ursprünglich armen Elternhaus. Ihr Vater war Baumeister und errichtete einige Gebäude in Güllen. Claire wuchs ohne ihre Mutter auf. Der Vater soll dem Alkohol nicht abgeneigt gewesen sein und starb im Irrenhaus.[11] Die alte Dame, die früher Klara (Kläri) Wäscher hieß[12], wurde nach ihrer Schwangerschaft eine Prostituierte und ist heute Multimillionärin.[13] Zu diesem Reichtum kam sie auf Grund diverser Hochzeiten, insgesamt neun. Ihr erster Ehemann war der „[…] alte Zachanassian mit seinen Milliarden aus Armenien.“[14] Sie umgibt sich mit mächtigen Männern, die sie auch zu heiraten pflegt. Ihr sozialer Status hat sich auf Grund des Geldes ins Unermessliche gesteigert. Für Frau Zachanassian spielt Geld, außer bei der Wahl der Ehemänner, keine Rolle. Dies wird schon während ihres ersten Auftritts deutlich, als sie dem Zugführer viertausend Mark bietet, dafür, dass sie den Zug per Notbremse angehalten hat. Diese Bestechungsversuche gehen jedoch weiter. Sie gibt ihm weitere dreitausend für eine Stiftung, die noch nicht gegründet ist.[15] Die Ausgaben sind für die alte Dame allerdings nur eine „[…] Kleinigkeit.“[16] Claire verschafft sich durch ihre Milliarden den Status der Macht. Sie kauft letztendlich für eine Milliarde die Gerechtigkeit, unter der Bedingung, dass einer der Bewohner Güllens Alfred Ill tötet.[17] Ihr Einfluss und ihre Macht zeigt sich auch in der Szene, in der der Lehrer versucht, Claire von ihrem Racheplan abzuhalten. Dort belehrt sie die Herren, dass man sich mit ihrer Finanzkraft die Weltordnung leisten kann. Des Weiteren gibt sie sich als Herrscherin der Welt aus: „Die Welt machte mich zu einer Hure, nun mache ich sie zu einem Bordell.“[18] Anhand dieser Passage lässt sich ebenfalls erkennen, dass Claire durch ihren gehobenen sozialen Status für die vermeintliche Gerechtigkeit – den Tod Ills für die verloren gegangene Liebe vor mehr als 40 Jahren – nichts zu kostspielig und teuer ist: „[…] Anständig ist nur, wer zahlt, und ich zahle. Güllen für einen Mord, Konjunktur für eine Leiche.“[19] Zudem muss sie sich keine Menschlichkeit leisten, da sie sich die Weltordnung leisten kann.[20]

[...]


[1] Dürrenmatt, Friedrich: Der Besuch der alten Dame. 1998. S. 91.

[2] Grimm, Gunter E.: (K)ein Kanon: 30 Schulklassiker neu gelesen. Von der Käuflichkeit der Moral. 2000. S. 146.

[3] Vgl. Dürrenmatt, Friedrich: Der Besuch der alten Dame. 1998. S. 22.

[4] Vgl. Ebd. S. 22.

[5] Vgl. Ebd. S. 18.

[6] Dürrenmatt, Friedrich: Der Besuch der alten Dame. 1998. S. 22.

[7] Vgl. Dürrenmatt, Friedrich: Der Besuch der alten Dame. 1998. S. 26/39.

[8] Vgl. Edb. S. 39.

[9] Grotesk: „wunderlich, lächerlich, verzerrt“ oder „Widersprüchlichkeit, z.B. Komisches und Grauen erregendes, auf fantastische Weise verbindet. Vgl. Duden: Fremdwörterbuch. S. 204.

[10] Vgl. Dürrenmatt, Friedrich: Der Besuch der alten Dame. 1998. S. 22.

[11] Vgl. Dürrenmatt, Friedrich: Der Besuch der alten Dame. 1998. S. 19.

[12] Vgl. Ebd. S. 17.

[13] Vgl. Ebd. S. 11.

[14] Vgl. Ebd. S. 37.

[15] Vgl. Ebd. S. 36f.

[16] Dürrenmatt, Friedrich: Der Besuch der alten Dame. 1998. S. 24.

[17] Vgl. Dürrenmatt, Friedrich: Der Besuch der alten Dame. 1998. S. 49.

[18] Dürrenmatt, Friedrich: Der Besuch der alten Dame. 1998. S. 91.

[19] Ebd. S. 91.

[20] Vgl. Dürrenmatt, Friedrich: Der Besuch der alten Dame. 1998. S. 91.

Ende der Leseprobe aus 18 Seiten

Details

Titel
Friedrich Dürrenmatts "Der Besuch der alten Dame". Analyse von Claire Zachanassian
Hochschule
Universität Koblenz-Landau  (Germanistik)
Veranstaltung
Gattungen und Formen: Das Drama
Note
1,3
Autor
Jahr
2010
Seiten
18
Katalognummer
V231743
ISBN (eBook)
9783656477747
ISBN (Buch)
9783656479000
Dateigröße
521 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
friedrich, dürrenmatts, besuch, dame, analyse, claire, zachanassian
Arbeit zitieren
Sonja Rockenbach (Autor:in), 2010, Friedrich Dürrenmatts "Der Besuch der alten Dame". Analyse von Claire Zachanassian, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/231743

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