Die Schaunberger und ihre Nachfahrinnen in den europäischen Dynastien

Der Aufstieg der Frauen eines edelfreien Geschlechts aus Niederbayern und späteren Grafen in Österreich bis an die Spitze regierender Fürstenhäuser Europas


Wissenschaftliche Studie, 2013

279 Seiten


Leseprobe


Inhalt

Vorwort

1. Eine Dynastie entsteht
Raffolt, ein Stammvater
Namensklärung: Schönberg
Namensklärung: Schaumburg
Namensklärung: Stauf
Auftreten der Julbacher
Meginhard von Rotthof und der Kirchenbann
Wernhard der Jüngere
Im Gefolge der Babenberger
Hiltigund von Baumgarten
Benedikta und Wernhard von Julbach
Heinrich von Julbach
Gebhard von Julbach: Aufstieg unter Andechs-Meranien
Sophia von Schaunberg und von Julbach
Wernhard III. von Julbach und Schaunberg
Beziehungen zu den Andechsern nach 1208
Maut bei Neuburg

2. Die Schaunberger
Vor der Aufspaltung des Geschlechts
Die Spaltung des Geschlechts: die ältere und die jüngere Linie
Die letzten Schaunberger der jüngeren Linie
Hauptzweig der Schaunberger
Ulrich und Heinrich, der Verlust Julbachs
Imagina und die Öttinger Heirat
Heinrich und Ursula: Großeltern einer Kaisergattin
Im Zentrum der Macht aber dem Ende entgegen
Ladislaus als Faustpfand
Treue und Macht

3. „Hie Graf Schaunberg, nimmermehr Graf Schaunberg“
Die Letzen des Hauses
Ausblick auf die Starhembergs
Anna von Schaunberg- Starhemberg

4. Adelige Mädchen im Mittelalter

5. Heilwig von Plain und ihre Vorfahren
Die frühen Formbacher
Bilihild und Michaelbeuern
Gertrud von Haldensleben und der große Sachsenaufstand
Hedwig von Formbach und ihre Kinder
Ida (Ita/Itha) von Burghausen, die Rätselhafte
Sophia von Wettin und Gebhard von Burghausen

6. Anna von Truhendingen, die Blüte des Geschlechts
Welches Erbe bringt sie ein?
Die Verflechtungen des Hauses Andechs
Die Bamberger Hochzeit
Der Fall Barbarossa - Barbarossa und Beatrix
Eleonore von Aquitanien - ein Gegenentwurf
Judith begründet das Haus Flandern

7. Barbara von Cilli
Sigismund von Luxemburg wird König von Ungarn
Barbaras Ehe mit Sigismund
Von der Hochzeit bis zur ersten Regenschaft in Ungarn
Von der Aachener Krönung bis zur Ehekrise
Reisen, Heirat, Kaiserkrönung
Reichtum und Erniedrigung
Elisabeth von Luxemburg wird Habsburgerin
Anna von Habsburg, die Verstoßene
Elisabeth von Habsburg und die polnische Heirat
Sophia Jagiello, Beginn einer neuen Dynastie
Barbara Jagiello, Beginn einer neuen Dynastie
Hedwig Jagiello – Eine Dynastie stirbt aus
Die Töchter der Hedwig: Elisabeth – eine verschmähte Braut
Ein Testament und seine Folgen
Die Töchter der Hedwig: Margarethe – ein Leben in Gehorsam
Legitimität oder Finanznot
Die Zerstörung der Burg Julbach
Finanznot – Verschwendung – Aussterben

8. Auf dem Weg zur Habsburger Doppelmonarchie
Wladislaw – Vom polnischen Königssohn zum König von Böhmen und Ungarn
Anna von Foix und ihre Kinder
Anna Jagiello und der Erste Wiener Kongress
Ehe und Familie
Konfession und Politik
Verwandtenehen: Österreich
Spanien – Österreich
Österreich – Bayern
Frankreich
Hohenzollern: Brandenburg – Preußen – Kleve
Eine Habsburgerin in Düsseldorf
Erbschaftsfall

9. Dänemark und die Stuarts
Vorfahren der Anna von Dänemark
Anna: Prinzessin von Dänemark und Königin von Schottland
Königin von England
Thronfolger Karl/Charles
Eine königliche Hochzeit in London
Abstammung der Pfälzer
Von Heidelberg über Prag nach Den Haag
Die pfälzische Stuartfamilie
Kurfürstin in Hannover! Königin in England?
Liselotte von der Pfalz – ein Leben in Briefen

10. Schaunberger Nachfahrinnen bis zur Gegenwart
Spanische Bourbonen
Habsburg und Lothringen
Franz Stephans Abstammung Neue Dynastie - Alter Name
Muttergefühle und Machtgelüste
Eine sozialdemokratische Habsburgerin
Die Wittelsbacher: Karl Theodor und Leopoldine
Die Wittelsbacher: Zweibrücken-Birkenfeld auf Bayerns Thron
Bourbonen in Frankreich: Ludwig XVI. und seine Familie
Bourbonen in Frankreich: Der Bürgerkönig
Württemberg
Romanow
Von Schönburg-Glauchau zu Thurn und Taxis: Thurn und Taxis
Von Schönburg-Glauchau zu Thurn und Taxis: Die Schaunberger Vorfahrinnen der Mariae Gloria
England: von Sachsen-Coburg und Gotha zu Mountbatten-Windsor
Kurze Nachbetrachtung

Anhang
Genealogie und Stammtafeln Schaunberger
Stammtafeln von Schaunberger Vorfahren und deren Familien
Stammtafeln von Schaunberger Nachkommen
Regesten der Julbacher und frühen Schaunberger
Übersichtstafeln von Bischöfen, Herzögen etc

Quellen- und Literaturverzeichnis 241

Vorwort

Zu Beginn des Internetzeitalters entdeckte ich beim Surfen unter dem Suchwort „Julbach“ eine Seite, die sich mit sämtlichen Vorfahren von Prinz William und Prinz Harry von Großbritannien beschäftigte. Unter den Vorfahren fand ich auch Wernhardus von Julbach und seine Nachfahren. Ich war wie elektrisiert. Konnte das denn überhaupt der Wahrheit entsprechen?

Ich bin nämlich in dem kleinen Dorf „Julbach“ in Niederbayern aufgewachsen. Im Heimatkundeunterricht haben wir natürlich auch etwas über die Burg gehört, die im Mittelalter auf dem heute sogenannten Schlossberg nicht nur das Dorf sondern das ganze Tal links des Inns kurz nach dem Zufluss der Salzach beherrschte. Im Niederbayerischen Erbfolgekrieg wurde die Burg 1504 zerstört. Nach und nach wurden von der Bevölkerung die Steine zum Bau ihrer Häuser verwendet. So entstand auch die Friedhofsmauer. Wenn mich meine Kindheitserinnerungen nicht täuschen, wurde auch das Erdgeschoss des ehemals größten Bauernhofes und Gastwirtschaft Prinz (heute nur noch ein kleiner Teil des Areals eine Pizzeria) mit diesen Tuffsteinen errichtet.

Die Herren auf der Burg nannten sich nach Julbach und später Schaunberg, verkauften die Burg zu Julbach an die Wittelsbacher und gingen nach Österreich. Das Geschlecht der Julbach–Schaunberger ist im 16. Jahrhundert ausgestorben. Um die Burg und die Grafen ranken sich etliche Sagen. Angeblich soll es einen unterirdischen Graben von der Burg unter dem Inn durch zum Kloster Ranshofen geben. Ein weiterer unterirdischer Gang soll in der Nähe der Kirche von Kirchdorf münden. Beweisen konnte man dies bis zum heutigen Tag nicht. Das gesamte Burggelände und der Burgberg selbst, der im Volksmund Schlossberg heißt, wurden wieder vom Wald erobert. Riesige Buchen verstellen den Blick auf das breite Inntal. In meiner Kindheit war nur ein eingezäunter Tiefbrunnen noch zu erkennen. Die Verantwortlichen des Dorfes haben sich schließlich auf die reiche Geschichte des Ortes besonnen und 2002 fing die dörfliche Jugend an, sich mit dem Schlossberg und den Resten der Burg näher zu befassen. Daraus erwuchs ein historischer Verein. Bei Grabungsarbeiten hat man einen etwa 40 Meter langen Gang freigelegt und gesichert. Eine der Zufahrten zur Burg wurde mit Kies befestigt. Eine Schautafel in der Nähe der Kirche gibt einen kurzen Überblick über die Lokalgeschichte. 2012 feierte man schließlich das 900-jährige Bestehen des Ortes.

Für mich stellte sich damals die Frage, ob das, was ich im Internet gefunden hatte, ein weiterer Teil von Legenden war, oder ob es den Tatsachen entsprechen konnte? Je mehr ich mich mit der Materie beschäftige umso mehr stellte sich heraus, dass es immer wieder Frauen waren, die eine wesentliche Rolle bei den Julbach-Schaunbergern und ihren Nachfahren spielten. Der Name ist freilich ausgestorben aber Nachfahren, die den Namen schon lange nicht mehr tragen, gibt es viele.

In meinen Aufzeichnungen möchte ich zunächst klären, wer die Schaunberger waren. In einem zweiten Punkt will ich der Frage nachgehen, welche Frauen in das Geschlecht einheirateten bzw. welche berühmte Frauengestalten zu ihren Vorfahrinnen zählten. Der dritte Punkt soll interessante Frauengestalten vorstellen, die alle von diesen Persönlichkeiten abstammen, aber den Namen Schaunberger nicht mehr tragen, wohl aber ihre Gene. Einige dieser Frauen haben nur einmal einen „Schaunberger“ Vorfahren, aber da der Adel über mehr als ein Jahrtausend immer wieder untereinander Ehen einging, verringerte sich bei vielen Dynastien die Zahl der Vorfahren stark, parallel dazu aber vervielfachte sich das „Schaunberger-Gen“.

Die Geschichte der Schaunberger und ihrer Vorfahren lässt sich ungefähr 1000 Jahre zurück verfolgen. Unternehmen wir eine kleine mathematische Rechnung, wie viele verschiedene Vorfahren ein einzelner Mensch braucht, damit genau er 1000 Jahre später geboren werden kann. Nehmen wir für 100 Jahre 4 Generationen zu jeweils 25 Jahren. Ein Mensch hat 2 Eltern, 4 Großeltern, 8 Urgroßeltern und 16 Ururgroßeltern. Mathematisch wird dies mit 24 ausgedrückt. Für 1000 Jahre heißt dies, man hat, wenn keine Verwandten untereinander heiraten, 240 verschiedene Vorfahren; d.h. 1.097.793.309.696 (mit Worten über eine Billion) Vorfahren. Da Adelige über die Jahrhunderte hinweg nur Angehörige ihres Standes heiraten durften, blieben Ehen unter Verwandten nicht aus. Deshalb schränkt sich, wie ich vorher schon erwähnt habe, dadurch natürlich die Zahl der verschiedenen Vorfahren ein. Diese ungeheuer große Zahl zeigt natürlich auch, dass alle Menschen einem Ahnenverlust unterliegen. Für Adelige war die Abstammung von einer edlen Person wichtig. Darüber wurden Aufzeichnungen geführt, denn bei Heiraten im Mittelalter durfte man nicht zu eng verwandt sein. Erst später erteilte die Kirche in der Regel einen Ehedispens und machte enge Verwandtenehen möglich. Meine Recherche ergab den Beweis, dass Wurzeln von Prinz William und Prinz Harry tatsächlich auch in Julbach zu finden sind, obwohl Burg und Geschlecht verschwunden sind. Das „Schaunberger-Gen“ weisen außerdem die Zarenfamilie, die Habsburger, die Hohenzollern, die Wittelsbacher, die Medici, die Gonzaga, die Liechtensteiner, die Bourbonen, die Schwarzenbergs etc. auf. Im Grunde hat der gesamte europäische Hochadel auch Julbach-Schaunberger als Vorfahren. Bei meiner folgenden Arbeit interessieren mich, wie schon erwähnt, nicht alle Seitenzweige der Dynastie, sondern nur der Zweig, der am längsten direkte Nachfahren hatte, welche interessanten Frauengestalten zum „Genpool“ dieser Familie beigetragen, und welche diese Gene weitergegeben haben und dadurch im Zusammenhang mit den oben genannten Dynastien stehen.

1. Kapitel
Eine Dynastie entsteht

Im 19. Jahrhundert beschäftigten sich zwei bedeutende österreichische Forscher mit der Abstammung der Julbacher bzw. der Schaunberger. Zum einem war dies Jodok Stülz mit „Geschichte der Herren und Grafen von Schaunberg“, 1862 veröffentlicht in den Denkschriften der kaiserlichen Akademie der Wissenschaften, Wien. Dieses Buch ist und bleibt das Standardwerk zur Geschichte der Schaunberger. Stülz wies eindeutig nach, dass die späteren Grafen von Schaunberg die Nachkommen von Wernhard und Benedikta von Julbach aus Niederbayern waren. Zum anderen war dies Julius Strnadt, der sich im Rahmen mehrerer Arbeiten mit den Formbachern und Schaunbergern auseinander setzte. Aber auch andere Historiker schrieben über das Geschlecht aus Julbach. Allerdings wurden oft Zusammenhänge hergestellt, die einer tiefergehenden Betrachtung nicht Stand halten. Leider wurden diese vermeintlichen Zusammenhänge von anderen als gegeben übernommen, so dass sie bis heute in der Fachliteratur als historische Tatsachen behandelt werden. In der folgenden Darstellung hoffe ich, einige Dinge zurechtrücken zu können.

Raffolt, ein Stammvater?

Der Peuerbacher Dechant Joseph Weißbacher[1] nannte als Stammvater der Julbacher einen Raffolt de Jugilbahe, der angeblich 1078 in einer Ranshofener Urkunde Erwähnung fand. Er war nicht der erste, der diese Theorie vertrat, denn bereits im 16. Jahrhundert tat dies auch der humanistische Gelehrte Wolfgang Lazius[2]. Wigeleus Hund wies aber schon 1598 darauf hin, dass Lazius dafür keinerlei Quellen anführte[3]. Auch Stülz verwarf diesen Ansatz, während er in den geschichtlichen Heimatbüchern aber weiter vertreten wurde[4]. In den Ranshofer Urkunden taucht nie ein Raffolt von Julbach auf, wohl andere Raffolde, die aber nicht die Vorfahren der Julbacher waren. Zum Beweis dafür muss natürlich die Herkunft dieser Raffolde untersucht werden. Dazu dienen in erster Linie die Traditionen und Privilegien der Klöster Ranshofen und Raitenhaslach.

Im Band III der Monomenta Boica im Abschnitt Diplomatarium Miscellum für Raitenhaslach werden zu Beginn gleich mehrere Urkunden vorgestellt, die sich auf die Schenkung Kaiser Heinrichs III. an seinen Diener Raffoldo beschäftigen. Es geht im Wesentlichen um Traditionen in Schönberg und Waltendorf an das Kloster. Raffold wird immer königlicher Diener oder später „ministerialis“ des Herzogs[5] genannt. Weiters ist die Urkunde Nummer 12, ausgestellt vom Notar Hartwig der herzoglichen Kanzlei Heinrichs des Löwen in Ranshofen, in diesem Zusammenhang wichtig, denn darin verzichtete Berthold von Löwenstein auf das Predium in Schönberg und Waltendorf, das von seinem Mutteronkel[6] Raffold an Raitenhaslach gegeben worden war[7]. Aus dem vorher Gesagten geht ganz deutlich hervor, dass die Raffolde und ihre Nachkommen als königliche oder herzogliche Ministerialen bezeichnet wurden. Eine weitere Frage bedarf der Klärung, denn in den Salzburger Urkunden tauchen immer wieder die Brüder Heinrich und Dietrich von Waltendorf und gelegentlich mit ihrem Bruder[8] Rapoto auf. In Berchtesgaden gab es einen Klosterinsassen namens Erkinger von Waltendorf. Sind Heinrich und Dietrich von Waltendorf gleichzusetzen mit Heinrich und Dietrich von Baumgarten[9]? Wohl nicht, denn die Waltendorfs waren augenscheinlich herzogliche Ministeriale, während die Baumgarten Edelfreie waren. Hauptsächlich in der Umgebung von Ranshofen finden wir viele Familien, die königlich-herzogliche Ministerialen waren, was mit der Verwaltung der ehemaligen Königsgüter zusammenhing. Schon gleich in der ersten Tradition 1070 stehen ein Raffold und sein Bruder Adelhard unter den Zeugen[10]. Im selben Jahr gab Raffold von Scoempere[11] bzw. wurde er Raffold der „procurator de Scoenipere“[12] genannt. Zwischen 1110 und 1125 tauchen Raffold von Planchenpach und Perthold von Planchenpach[13] auf. Ein Adalhard von Hutte findet auch Erwähnung[14]. Luitwin von Planchenbach war Kastellan von Salzburg[15]. Die Aufzählung könnte man beliebig fortführen. Daraus folgere ich, dass die späteren Geschlechter von Plankenbach, von Hutte, von Rohr und von Schönberg Abkömmlinge jenes Raffold waren, da sie derselben gesellschaftlichen Schicht in einem umgrenzten Gebiet angehörten. Sie alle waren königliche oder herzogliche Ministeriale. Auf den Zusammenhang der Familien Rohr-Leonstein-Schönberg hat bereits Peter Feldmeier hingewiesen[16]. Bei meinen weiteren Untersuchungen wird deutlich, dass, abgesehen von den Baumgarten, alle diese Ministerialenfamilien zunächst in keinem Zusammenhang mit den Wernhards von Julbach standen. In allen Urkunden gehörten die Julbacher wie auch die Baumgarten von Anfang an zur Schicht der Edelfreien. Diese Stellung ist für mich zumindest der Beweis, dass die Julbacher auch nicht von jenem Raffold abstammen konnten.

Namensklärung: Schönberg

Allerdings warf Stülz in seinem Werk auch einige Herkunftsbezeichnungen durcheinander und zog dadurch meiner Meinung nach falsche Schlüsse. Es geht konkret um die Namen Schönberg, Stauf und Schaumburg im 12. Jahrhundert. Diese Fehler pflanzten sich dann weiter fort. Auf den Unterschied Schaunberg und Schaumburg wies Stülz selbst in seinem Buch bereits hin[17]. Was das Auftreten der Julbach-Schaunberger im 12. Jahrhundert betrifft, so werden sie gelegentlich mit den Schönbergern verwechselt, die allem Anschein von jenem uns schon bekannten Raffold abstammten. Auch in deren Familien tauchten Vornamen wie Heinrich, Wernhard oder Gebhard auf. 1138 und 1140 war ein Raffold von Sconenberc auf Aldersbacher Urkunden Zeuge[18]. 1170 erschienen Berthold von Schenberc und seine Brüder, Heinrich von Scoenberg und Hertwicus und sein Bruder Gebhard von Scoenberg[19]. In den europäischen Stammtafeln wird jener Hertwig als möglicher Sohn von Wernhard und Benedikta von Julbach aufgelistet[20]. In der Tafel 43 A von Schwennicke wird Adelram III. von Uttendorf als avunculus von Heinrich von Schaunberg erwähnt, was aber richtig Heinrich von Schönberg heißen muss. Stülz bezog sich in seinem Regest Nr. 62a auf eine Schenkung des Adalram von Uttendorf an seinen Oheim Heinrico de Scoemberc bezüglich Formbach[21]. Auch Michael Hintermayer-Wellenberg[22] setzt Heinrich von Schönberg mit Heinrich von Schaunberg gleich. Die Schönberger und die Uttendorf traten gehäuft in der Gegend um das Kloster Michaelbeuern auf, das man wiederum im Zusammenhang mit den Burghausern aber auch mit dem Besitz der Bamberger Bischofskirche um Mattighofen und Osterhofen, bzw. Aldersbach und Aspach sehen muss. Sieghard von Uttendorf war in jenem Kloster Insasse. Schenberc, Scoenberg, Scoinberc und Sconenberg müssen also Schönberg gelesen werden und nicht Schaunberg.

Namensklärung: Schaumburg

In einer Urkunde von Ranshofen wird ein sich nach Julbach nennendes Geschlecht mit Werinhard de Jugelbahe fassbar. Wernhard erschien nämlich als Zeuge in einer Schenkung, die Herzog Welfs II. an das Kloster Ranshofen vollzog. Es handelt sich um die Urkunde Nummer 144 der Monumenta Boica Band III Ranshofen, die ungefähr mit dem Jahr 1112 datiert wird[23]. Wernhard von Julbach erschien außerdem auf einer weiteren Urkunde der Welfen als Zeuge, die mit dem Jahre 1125 datiert wird. Herzog Heinrich gab mit dem Einverständnis seiner Gattin Wulfhilda reichen Besitz an den Altar von S. Pankraz[24]. Auf diesen zwei Urkunden tauchen Personen auf, mit denen die Julbacher von den Historikern oft gleichgesetzt werden, weil die Julbacher sich später von Schaunberg nannten und Inhaber der Burg Stauf waren. Es gab zur selben Zeit, als die Julbacher auftauchten, ein Geschlecht, das sich nach Schaumburg nannte. Wie in der Urkunde von 1112 zu ersehen ist, sind Heinrich von Schaumburg (Scouvinb urch) und sein Sohn Heinrich unter den Zeugen, später folgt Wernhard von Julbach. Wenn Wernhard ein Sohn Heinrichs gewesen wäre, würde es bei der Aufzählung der Zeugen sicherlich Heinrich von Schaumburg und seine Söhne Heinrich und Wernhard heißen. Von Heinrich von Schaumburg wissen wir, dass er einen weiteren Sohn namens Ulrich hatte, der sich auch nach Wolfstein und nach Winkelsass nannte. Um 1150 tauchte ein „comes Henricus de Scowenb urch“ in Aldersbach auf[25]. Dass der Schreiber der Urkunde ihm den Titel Graf voranstellte, zeigt, wie angesehen Heinrich von Schaumburg war, ohne dass er aber tatsächlich Graf war. Es zeigt aber auch, dass es sich keinesfalls um Heinrich von Julbach handelte. Wo Stülz auch Schaunberg und Schaumburg gleichsetzte, sind zwei Urkunden aus Wilhering aus dem Jahr 1161, als Abt Gebhart durch die Hand des „Heinrici de Scovenberg nobilis et potens viri“ ein Gut zu Ederamsberg erwarb. Erster Zeuge war Wernhard de Jugelbach. Derselbe tauschte das Gut Kogel gegen einen Hof und eine Mühle. Zeugen waren Gebhard de Iugelbach und Heinrich de Scovvenb urg[26]. Warum sagte der Schreiber der Urkunde nicht, dass es sich bei beiden um Brüder handelte? Die Erklärung ist einfach, denn bei Heinrich handelte es sich um Heinrich III. von Schaumburg, Sohn des Heinrich II. von Schaumburg und der Hildburg von Dornberg. Sein Bruder war Wolfram von Dornberg. Wenn meine weiteren Untersuchungen stimmen, dann war dieser Heinrich über seine Mutter mit den Julbachern weitschichtig verwandt. Diese Verwandtschaft brachte den Julbachern auch später die Vogtei über das Kloster Neumarkt St. Veit ein.

Die Schaumburger waren ursprünglich Gefolgsleute der Eppensteiner. Von diesen bekamen Heinrich und sein Sohn Ulrich von Schaumburg ein Eigengut in Viehbach, das sie aber an Bamberg übertrugen und von diesen als Prekrariengut zurück bekamen[27]. Erst in der dritten Generation mussten die Schaumburger Ritterdienst leisten. 1141 wurde wohl auf einem Hoftag in Regensburg bestimmt, dass die Enkelin des Heinrich von Schaumburg senior und ihr ältester Leibeserbe über einen Teil dieses Gutes in Oberviehbach entscheiden konnten.[28]

Eine enge Verbindung des Bistums Bamberg mit den Gründern des Klosters Wilhering wird auch durch die Tatsache ersichtlich, dass Elisabeth von Wilhering nach dem Tode ihres Vaters Cholo Mündel Bischof Eberhards II. von Bamberg wurde, der ein Verwandter der Stifterfamilie gewesen sein soll[29]. Bamberg verwaltete den Besitz und schien ihn sich einzuverleiben wollen. So nahm 1154 Bischof Eberhard das Kloster Wilhering in den besonderen Schutz des Bistums Bamberg. Der Besitz der Wilheringer Stifterfamilie wurde erst um 1170, als Elisabeth Wernher von Griesbach heiratete, wieder ausgeliefert[30]. Das Eigengut Oberviehbach der Schaumburger spielte beim Tode Hartwigs von Hagenau eine Rolle. Passau und Reichersberg waren in Streit geraten, wobei allerdings bis zum heutigen Tage nicht ganz klar ist, wer eigentlich die Nachkommen Heinrichs von Schaumburg waren. Es konnten die Hagenauer oder auch die Moosbacher sein.

Anton Ritter von Spaun[31] zitierte ebenfalls diese Stelle, wo Abt Gebhard von Wilheringen ein Gut in Edramsberg kaufte. Heinrich wurde hier Heinrich von Schaumburg genannt. Da dieses Buch bereits 1840 erschienen ist, muss die entsprechende Stelle im Originaldokument noch gut lesbar gewesen sein. Die Urkunde hat durch Wasserschaden sehr gelitten. Viele Originalurkunden können im Internet unter www.mom-ca.uni-koeln.de eingesehen werden. Die Stelle mit den Namen der Zeugen ist stark verwässert. So liegt der Schluss nahe, dass es sich bei diesem „nobilis et potens vir“ tatsächlich um Heinrich von Schaumburg handelte. Zur Klärung der Namen ist für mich von Bedeutung, dass die Schaumburger im Gebiet zwischen Inn und Donau auch Interessen vertraten, wie die Verwandtschaft mit den Hagenauern oder Moosbachern beweist.

Heinrich von Schaumburg tauchte noch häufiger in Urkunden auf. So war er 1170 im Kloster Au vor Heinrich von Staufen (Stoffen) Zeuge einer Tradition in Gegenwart des Pfalzgrafen Otto des Älteren.[32] Dieser Heinrich von Schaumburg gehörte vielleicht zum Gefolge der Wittelsbacher oder des Bischofs von Salzburg.

Kein striktes Auseinanderhalten der Geschlechter Schaunberg und Schaumburg ist auch im Historischen Atlas von Bayern über Vilsbiburg anzutreffen[33]. Grundsätzlich ist aber festzuhalten: Die Familie Schaumburg ist nicht gleich zu setzen mit Schaunberg. Im 12. Jahrhundert nannten sich die Schaunberger in der Regel noch nach Julbach. Schaunberg tauchte eigentlich nur ganz vereinzelt auf, wenn es um Besitz oder Vorgänge in Österreich ging[34]. Tauchte der Name Schaumberg oder Schaumburg im 13. Jahrhundert in Österreich auf, war allerdings ganz klar, dass die Schaunberger gemeint waren[35].

Namensklärung: Stauf

In der eingangs erwähnten Ranshofener Urkunde von 1125 wird als Zeuge Wernhard von Stoffen (Stouen) genannt. Dieses Geschlecht trat im Gefolge der Welfen häufig auf. Sie waren auch die Vögte von Wessobrunn. Die Julbach-Schaunberger werden häufig mit Stauf oder Stoffen gleichgesetzt, denn auch sie kamen zwar in den Besitz einer Burg Stauf, aber in den Urkunden des 12. Jahrhunderts gab es mehrere Familien, die sich nach Stauf benannten und die wiederum die Namen Wernhard und Heinrich führten. Taucht der Name im Zusammenhang mit Regensburg und St. Emmeram auf, so kann man davon ausgehen, dass Donaustauf oder Regenstauf gemeint ist oder auch die Stauf von Ehrenfels, so zum Beispiel auf einer Aldersbacher Urkunde, auf der ein Heinrich von Stouphe zu den Zeugen im Gefolge des Domvogtes Friedrich von Regensburg und des Grafen Heinrich von Steffling gehörte.[36] Eine wichtige Rolle spielte eine Familie Stauf (Stophe, Stouph und andere Formen) oder modern Stoffen für die Welfen. Wie schon erwähnt, waren sie die Untervögte von Wessobrunn für die Welfen. Zwischen 1129 und 1139 gab es Pabo, dann Wernhard II. von Stoffen und ab 1140 seinen Bruder Heinrich. Er trat ständig im Gefolge der Welfen auf. So schien er überhaupt deren verlängerter Arm im südlichen Bayern gewesen zu sein. Stülz glaubte, dass mit dem Bau der Burg Stauf der Schaunberger kurz nach 1147 begonnen worden war, denn 1154 „wurde Wernhard de Stoffe mit seinem Bruder Heinrich“ als Zeuge auf einer Urkunde des damaligen Bischofs von Bamberg bezüglich Wilhering genannt.[37] Hier unterlag er einem Irrtum, denn in der Urkunde war Pernhart de Stouphe Zeuge. Wahrscheinlich war er im Auftrag der Welfen unterwegs. 1174 war Heinrich von Stauf auch Zeuge, als Herzog Heinrich der Löwe Kremsmünster die Schenkungen seiner Vorfahren bestätigte. Zeugen waren auch einige herzogliche Ministerialen aus dem Ranshofener Raum, wie zum Beispiel Friedrich von Braunau.

Wann mit dem Bau der Burgen Stauf und Schaunberg begonnen worden war, kann nicht genau gesagt werden. Es heißt, dass zwei Mönche aus dem Hause Schillingfürst ihrem Kloster Ebrach das Landgut Hilkering geschenkt hätten, mit der Auflage, dort ein Zisterzienserkloster zu gründen. Zwei Mönche wurden gesandt, um die Gegebenheiten zu erkunden. Sie berichteten ihrem Abt Adam, dass die Lage des Ortes günstig sei, aber Kloster Wilhering ganz in der Nähe liege und sehr arm sei. So verkaufte man diesem Kloster das Gelände und erließ die Hälfte des Kaufpreises. Die Burgen Schaunberg und Stauf existierten bei der Erkundung des Geländes noch nicht. Der ganze Vorgang fand zwischen 1146 und 1164 statt. So bin ich der festen Überzeugung, dass um 1160 die Julbacher sich weder nach Stauf noch nach Schaunberg nannten. Auch glaube ich, dass sie sich nie nach Stauf nannten, obwohl sie später im Besitz dieser Burg waren. Der Besitz der Stoffen war südlich von Landsberg am Lech in Oberbayern. 1180 trat Heinrich von Stoffen von der welfischen in die staufische bzw. wittelsbachische Vasallität über und nannte sich gelegentlich Heinrich von Landsberg.[38] Auf einer Ranshofener Urkunde um 1182 finden wir nach Heinrich von Stouf Gebhard von Julbach als Zeugen.[39] Dass Heinrich von Julbach und Heinrich von Stauf zwei verschiedene Individuen waren, beweist demonstrativ die schon erwähnte Raitenhaslacher Urkunde über die Schenkung des Berthold von Löwenstein, wo beide hintereinander als Zeugen auftauchten. Es handelt sich um die Verzichtserklärung Heinrich des Löwen bezüglich Schönberg und Waltendorf vom Jahre 1176. Unmittelbar hinter Heinrich von Stauf trat Heinrich von Julbach als Zeuge auf[40].

Auch von der ebenso bereits erwähnten Urkunde des Klosters Au wird ersichtlich, dass Heinrich von Schaumburg und Heinrich von Stauf unterschiedliche Personen waren.

Fazit ist, dass es in der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts Heinrich von Schönberg (Königsministeriale), Heinrich von Schaumberg, Heinrich von Stauf und Heinrich von Julbach gab, welcher sich nur gelegentlich von Schaunberg nannte. Wie die Schaumburg und Stoffen, nicht aber die Schönberg, rangierten die Julbacher in den Urkunden des frühen 12. Jahrhunderts unter den Edelfreien in den Zeugenreihen, zwar nach Herzögen Markgrafen und Pfalzgrafen, aber innerhalb der Gruppe der „primates“. Deutlich hoben sie sich von der Gruppe der Ministerialen ab.

Erstes Auftreten der Julbacher

Das erste Erscheinen des Namens „Julbach“ auf einer Urkunde verdient besondere Würdigung. Es handelt sich um eine Urkunde, wo durch die Hand Herzog Welfs auf Grund der Bitte des Presbyters Erembert zu seinem und seiner Eltern Seelenheil eine Schenkung an den Sankt-Pankraz-Altar bei Handenberg vollzogen wurde und auf der ein Wernhard von Julbach unter den Zeugen war. Die Historiker, die die Urkundensammlungen Monumenta Boica im 19. Jahrhundert herausgaben, datierten diese Urkunde auf das Jahr 1112.

Notum fit omnibus fidelibus, quod Dux Welf coram principibus, militibus quoque & ministris suis doti dedit super aram S. Pancratii ad Hantinperch omnia subiacentia culta; & inculta & que prius fuerunt in beneficio & proprio dedit in honore S. Iacobi Apostoli & S. Pancratii Martiris Christi petitione Erimberti ipsius Ecclesie Presbiteri & pro remedio anime sue & patris sui & matris. H. r. t. s. Ottachar Marchio. Ekkibreht comes. Dietrich comes. Sigihard et Heinrich filii sigihardi comitis. Chuonrat de Moricht. Otto de Schir. Heinrich de Scouvinburche et filius eius Heinricus. Udalrich de Willeheringen. Reginpreht de Berchaha et filius eius Werinhard . Merinhard(sic) de Iugelbahe. Werinhard de Horbache. Alram et frater eius Erchembert de Owe. Gumbold. Raffold. Friderich et fratres eius Adalhard et Adalpreht. Hertwinche de Ybereche. Dietmar. Germunt de Raneshoven.“[41]

Zwar gab es zum Zeitpunkt der Schenkung bei der Kaiserpfalz Ranshofen eine Pankratiuskapelle für eine Weltpriestervereinigung, das Kloster Ranshofen selbst war noch nicht gegründet. Die Gründung erfolgte erst 1125 durch Herzog Heinrich, den Bruder Herzog Welfs, und seine Frau Wulfhild, die Wernhard von Julbach ebenfalls bezeugte.

Die Reihenfolge der Zeugen einer mittelalterlichen Urkunde war nicht willkürlich, sondern sie erfolgte dem Rang nach und innerhalb des Ranges dem Alter nach, wie auf der obigen herzoglichen Urkunde. Erst kam Markgraf Otakar von der Steiermark, dann die Grafen, die Edelfreien und dann die Ministerialen. Ab Gumpold gehörten die Zeugen entweder zur Gefolgschaft der Grafen von Burghausen oder sie waren Königs- bzw. Herzogsministeriale von Ranshofen. Wernhard nahm als Zeuge innerhalb der Gruppe der Edelfreien einen mittleren Platz ein, d.h. innerhalb dieser Gruppe war er nicht der jüngste und auch nicht rangniedrigste.

Die zeitliche Einordung der Urkunden kann man auch aus den Lebensdaten der genannten Zeugen errechnen. Herzog Welf von Bayern starb 1120, Markgraf Otakar 1122. Interessant sind noch die Söhne des Grafen Sieghard von Tengling-Burghausen, Sieghard und Heinrich. Ihr Vater war 1104 bei einem Ministerialenaufstand in Regensburg erschlagen worden. Als die obige Urkunde ausgestellt wurde, wurden sie noch nicht „Grafen“ genannt, d. h. sie waren noch nicht volljährig. Welcher Otto von Scheyern gemeint ist, ist nicht ganz klar ersichtlich, denn es gab Vater und Sohn gleichen Namens. Jedoch bekam das Geschlecht 1120 die Pfalzgrafenwürde übertragen, was einer Rangerhöhung gleichkam, die sich in der Folge in den Urkunden niederschlug, weil der neue Titel dem Namen vorangestellt wurde. Auf obiger Urkunde fehlt dieser Titel. Konrad von Mareith scheint auch um 1120 verstorben zu sein. Seine Erbtochter Adelheid war mit Arnold, dem Grafen von Eppan und Greifenstein verheiratet. Eine genaue zeitliche Einordnung kann auch bei den ihnen folgenden Personen nicht erfolgen, denn es gab immer Vater und Sohn, die dieselben Namen trugen. Genannt wurde Heinrich von Schaumburg mit Sohn Heinrich. Ich vermute in dem älteren Heinrich den Vogt von St. Emmeram bei Regensburg. Es gab drei Grafen von Formbach, die mit Vornamen Ekbert hießen. Ekbert II. war mit Wilibirg von der Steiermark, Tochter des Markgrafen Otakar, verheiratet. Graf war er seit 1109. Auf unserer Urkunde wurde er vor seinem Agnaten Graf Dietrich geführt. Ulrich von Wilhering hatte ebenfalls einen Sohn mit gleichlautendem Namen. Die Urkunde muss also zwischen 1104 und 1120 ausgestellt worden sein. Da Herzog Welf die Schenkung vollzog, war er vermutlich persönlich anwesend. Vielleicht war er in der Ranshofener Pfalz vor oder nach seinem Zug nach Italien, den er 1110/1111 zusammen mit König Heinrich V. zu dessen Kaiserkrönung unternahm. Herzog Welf nahm auch an den Verhandlungen zur Regelung der Investiturfrage in Rom teil. So kann man das Jahr 1112 spätestens als das Jahr der ersten Nennung von Julbach nehmen. 1108 scheint etwas zu früh zu sein[42]. Wie bereits erwähnt, rangierte Wernhard von Julbach in allen Urkunden des frühen 12. Jahrhunderts in der Reihe der Zeugen unter den Ranghöchsten deutlich vor den Ministerialen. Die Julbacher waren Edelfreie, aber keine Grafen. Zu den, meiner Meinung nach, frühesten Nennungen von Wernhard von Julbach und damit des Ortes Julbach, gehört auch eine Urkunde aus Göttweig[43]. Ida von Burghausen, eine Nachfahrin der Formbacher und Schwester Kaiser Lothars, wurde 1104 Witwe, nachdem ihr Mann Graf Sieghard, wie bereits erwähnt, in Regensburg während eines Aufstandes erschlagen worden war. Durch die Hand ihres Sohnes gab sie Gut an Göttweig. An erster Stelle in der Zeugenreihe stehen Meginhard und Gumpold von Ering. Darauf folgen Wernhard von Julbach und Alwin von Stein. Auch hier wird Idas Sohn Heinrich noch nicht Graf genannt. Allerdings verstarb er bereits im Jahre 1127. Demzufolge musste die Schenkung nach der Ermordung ihres Ehemannes innerhalb eines Zeitraumes von 1104 bis deutlich vor 1127 erfolgt sein. Es ist also vorstellbar, dass Ida diese Schenkung schon kurz nach der Ermordung ihres Mannes noch vor der Mündigkeit Heinrichs machte und die Erwähnung Wernhards von Julbach eigentlich noch älter ist als die auf der Ranshofener Urkunde. Nachdem Graf Heinrich von Burghausen 1127 verstorben war, fungierte Wernhard von Julbach als sein Testamentsvollstrecker für Göttweig. Das erste Auftauchen Wernhards von Julbach zeigt ganz deutlich, dass man von einer großen Nähe zu den Burghausern ausgehen muss. Gelegentlich sah man in ihm sogar den Schwiegersohn des Grafen[44].

Ich glaube, wir können mit Fug und Recht annehmen, dass 1112 Wernhard von Julbach bereits ein bedeutender Mann war. Es gelingt aber nicht, schlüssig herauszufinden, woher er kam. Plötzlich tauchte er in Urkunden auf. Vielleicht führte er vorher eine andere Herkunftsbezeichnung. Darüber kann es nur Vermutungen geben. Für die Zeitgenossen musste „von Julbach“ aber eine gewisse Aussagekraft gehabt haben. Vielleicht gab es schon einen Burgfried oder eine befestigte Holzanlage. Die Ausgrabungen, die in den letzten Jahren auf dem Schlossberg von Julbach unter der Leitung von Dr. Joachim Zeune gemacht wurden, konnten allerdings dies nicht bestätigen. Die frühesten Bauspuren datieren um die Mitte des 12. Jahrhunderts[45].

Wernhard von Julbach gehörte aber nicht direkt zur Gefolgschaft der Burghauser, denn im 12. Jahrhundert erschienen die Julbacher z. B. nie in Michelbeuern, dem Hauskloster der Burghauser. Trotzdem traten sie bei Schenkungen der Burghauser in Göttweig auf, damals ein von den Formbachern und danach von den Babenbergern bevogtetes Kloster.

Auf Urkunden des Klosters Formbach taucht zeitlich zum ersten Mal der Name Wernhard von Julbach um 1126 als Zeuge auf. Es handelte sich um eine Schenkung des Erchenbert von Moosbach. Werinherus von Iulbach war Spitzenzeuge[46]. Danach erschien er regelmäßig entweder als Zeuge, als Salmann oder er gab selbst Gut. Gelegentlich trat er auch mit seinen Söhnen auf, was die Historiker veranlasst hat, zu behaupten, Wernhard von Julbach habe drei Söhne gehabt: Wernhard, Heinrich und Gebhard. Auffallend ist aber, dass innerhalb eines für mittelalterliche Verhältnisse sehr langen Zeitraumes von über 50 Jahren der Name Wernhard in den Urkunden extrem häufig Erwähnung fand, was mich wiederum dazu veranlasste, zu prüfen, ob es sich nicht um Vater und Sohn gleichen Namens handeln konnte. Auch wird in den Urkunden nie von Wernhard von Iulbach und seinen drei Söhnen gesprochen. Wernhard von Julbach wird meistens alleine genannt. Allerdings finden wir auch gelegentlich die Nennung Wernhard von Julbach und sein Sohn Wernhard, wie in einer Formbacher Urkunde von 1140[47] oder auf einer Urkunde König Konrads bezüglich Berchtesgaden und Manegold von Wörth von 1144. Hier stehen in der Zeugenreihe hinter Graf Dietrich und Graf Rapoto Wernhard von Julbach und sein Sohn Wernhard. Auf einer Reichersberger Urkunde von 1141, in der Herzog Leopold ein Privileg ausstellte, werden nach Markgraf Otakar, Graf Ekbert, Otto von Machlant, Wernhard von Julbach und sein Sohn Wernhard genannt[48]. Auf einer Berchtesgadener Urkunde kann man Wernhard iunior de Iulbach lesen[49]. Domvogt Friedrich machte eine Schenkung an Berchtesgaden. Spitzenzeuge war Herzog Heinrich, gefolgt von Graf Gebhard von Burghausen. Wernhard der Jüngere war Gefolgsmann des Babenbergerherzogs.

Wernhard und seine Söhne Heinrich und Gebhard[50] oder Heinrich und sein Bruder Gebhard und ihr Vater Wernhard, bzw. Wernhard mit einem der beiden Söhne, traten zwischen 1130/1140 bis zum Tode Wernhards um 1165/70 häufiger in Urkunden bezüglich Formbach, Berchtesgaden, Kremsmünster, Kloster Neuburg oder Sankt Florian auf. Wieder und wieder habe ich alle Urkunden studiert, bis ich schließlich wirklich zur Überzeugung kam, dass es einen Wernhard den Ältern von Julbach gegeben haben muss, dessen Ehefrau wir nicht kennen, aber mit einem Sohn namens Wernhard. Dessen Ehefrau wiederum hieß Benedikta und seine Söhne hießen Heinrich und Gebhard. Aus den Quellen ergibt sich auch der Name der Ehefrau des Gebhard[51]. Sie hieß Sophia und der gemeinsame Sohn wurde wiederum Wernhard genannt. Ehefrau des Heinrich war mit großer Wahrscheinlichkeit Wulfhild. Der Sohn des Gebhard hat schließlich die Bezeichnung von Julbach ganz aufgegeben und hat sich nur noch von Schaunberg genannt.

Natürlich besteht die Möglichkeit, dass es Wernhard mit seinen drei Söhnen gegeben hat. Dann ist sein ältester Sohn Wernhard vielleicht Klosterinsasse in Berchtesgaden gewesen, denn Wernhard wird einige Male als Zeuge in den Berchtesgadener Traditionen genannt. So könnte sich auch dieses „Wernhard iunior“ von oben erklären.[52] Dann müsste dieser Wernhard senior relativ alt geworden sein. Bedenkt man das erste Auftreten im Jahre 1112 auf einer Herzogsurkunde, so würde ich annehmen, dass Wernhard damals schon ein gewisses Alter erreicht haben musste. Wenn er vielleicht um die 30 Jahre gezählt hat, dann muss man für ihn ein Geburtsjahr um 1080 ansetzen. Als Wernhard um 1165 im Beisein von Abt Ortolf starb, würde sich ein Alter von 80 bis 85 Jahre ergeben, was zur damaligen Zeit äußerst ungewöhnlich aber nicht gänzlich unmöglich war. Sohn Heinrich verschied um 1180 und Sohn Gebhard um 1190, während sein Sohn Wernhard aus den Urkunden vollkommen verschwand. Selbstverständlich kann man anführen, dass Wernhard beim ersten urkundlichen Auftreten zehn Jahre jünger war, als ich angenommen habe. Warum jedoch tauchte nie Wernhard mit seinen drei Söhnen auf? Stülz erwähnt unter dem Regest 28 f als Zeugen Wernhard von Iulbach mit seinen drei Söhnen Wernhard, Gebhart und Heinrich bei einer Schenkung des Heinrich von Rudackersdorf an das Kloster Formbach auf. Den Traditionstext hat er aus dem Urkundenbuch des Landes Enns Bd.1 S. 663 Nr. 125 übernommen. Vergleicht man den Text mit Monumenta Boica Bd. 4 Nr. 51 für Formbach, so findet man als Zeugen nur Wernhard von Iulbach und seinen Sohn Wernhard. Im Vorwort zum Urkundenbuch Band 1 wird darauf hingewiesen, dass man die Texte aus den Monumenta Boica übernommen aber auch „ergänzt“ und dadurch „korrekter“ gemacht hat. Diese Grenzverletzungen solle der Leser verzeihen. Eine kleine, vielleicht gutgemeinte Veränderung führte dazu, dass man fast 200 Jahre lang diese als Tatsache ansah. Ich bleibe bei der Überzeugung, dass die genealogische Abstammung wie folgt war:

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Wenn um 1145 in den Urkunden ein Wernhard iunior alleine auftauchte, bedeutet das für mich, dass Wernhard senior kurz vorher verstorben ist oder schon krank war. Beide, Vater und Sohn, waren bedeutende Männer. Die Verfasser der Urkunde wollten nur genau kenntlich machen, welchen Wernhard man meinte, da für die Zeitgenossen eine Zuordnung über den Sohn oder Söhne nicht erfolgen konnte. Die Vermutung, dass es sich bei Wernhard von Julbach um Vater und Sohn handeln könnte, äußerte auch Rudolf Wolfgang Schmid. „… auf die Möglichkeit hingewiesen, dass Wernhard von Julbach aus der Ranshofener Tradition von 1108[53] und jener aus der Urkunde Heinrichs IX. des Schwarzen von 1125 auch schon als Vater und Sohn angesehen werden könnten“[54]. Auch Hintermayer-Wellenberger glaubt, dass man von Vater und Sohn Wernhard sprechen muss, auch wenn er andere Schlussfolgerungen zieht als ich[55].

Woher aber Wernhard der Ältere stammte, ist und bleibt ein Rätsel. Man kann nur Vermutungen anstellen. In den Quellen habe ich keinerlei direkte Hinweise gefunden. Alle angebotenen genealogischen Modelle über die Frühzeit der Julbacher sind fragwürdig. Betrachtet man aber zum einen die Zeugenlisten der Urkunden und auch die geographische Lage Julbachs, so könnte man zum Schluss kommen, dass es sich bei ihm zunächst um einen Vasallen der Burghauser Grafen gehandelt hat oder um jemanden, der den Burghausern sehr nahe stand, bevor Wernhard im Gefolge der Formbacher auftauchte. Die Vermutung Wernhard von Julbach könnte der Schwiegersohn des Grafen Heinrich von Burghausen sein, überzeugt mich ebenso wenig. Die Julbacher gehörten nicht zum Gefolge der Burghauser. Sehr wohl unterhielten sie aber enge Beziehungen.

Vielleicht gibt die Göttweiger Urkunde Nr. 70 Aufschluss[56]. Dietrich, der Halbbruder väterlicherseits eines Grafen Gebhard gab für dessen Seelenheil ein Gut. Bei den Zeugen handelte es sich ganz sicher um die Burghauser Heinrich und Sieghard. Beide führten aber noch nicht den Titel „comes“. Sie waren noch so jung, dass sie nur als die Söhne des Grafen Sieghard bezeichnet werden. In ihrem Gefolge waren ihre Getreuen Meginhard und sein leiblicher Bruder Gumpold von Ering. Die Schenkung muss deutlich vor 1127 erfolgt sein, da Heinrich von Burghausen 1127 verstarb. Ich würde die Schenkung schon um 1105 ansetzen. Wer war aber der Schenker? Dietrich gab für seinen Halbbruder väterlicherseits (germanus) Graf Gebhard für dessen Seelenheil ein Predium an das Kloster Göttweig. Graf Gebhard ist also verstorben. Da der Schenker seinen Bruder als germanus bezeichnete, war der Vater der beiden mindestens zwei Mal verheiratet. Bei den Wasserburgern gab es Gebhard und auch Dietrich. Diese passen aber zeitlich nicht. Es kann sich nur um Gebhard von Formbach und seinen Bruder Dietrich handeln. Aber aus welchen Gründen tauchten die Burghausener als Zeugen auf? Lässt sich die Tatsache mit den verwandtschaftlichen Beziehungen zu den Göttweiger Vögten erklären oder gibt es eine andere Erklärung Die zeitliche Nähe zur Ermordung des Grafen Sieghard ist ebenfalls frappierend. Bei Schenkungen wurden gerne die nächsten Verwandten herangezogen. Sind also die Burghauser mit Gebhard von Formbach näher verwandt als sie es durch die Abstammung der Ida von Friedrich von Formbach ohnehin waren? War gar die Mutter oder Frau des Gebhard eine Burghauser Tochter[57]? War Gebhard etwa bei dem Aufstand der Ministerialen in Regensburg auch ums Leben gekommen? Da er um 1073 noch als „puer“ bezeichnet wurde, und er 1104 starb, muss er bei seinem Tod zwischen 45 und 38[58] Jahre gewesen sein. Von diesem Gebhard hören wir zwar nichts über eine Ehefrau, geschweige denn Kinder, aber das heißt nicht, dass es sie nicht gegeben hat. Wir wissen es einfach nicht. Nehmen wir als Gedankenspiel an, dass Gebhard kurz vor seinem Tode eine Burghauser Tochter geheiratet hatte, und diese aber nach der Geburt ihres ersten Kindes, einer Tochter, gestorben ist. Der Grafentitel wäre nach seinem Tod an seinen Halbbruder Dietrich gefallen. Spätestens bei ihrer Verheiratung hätte die Tochter den ihr zustehenden Anteil des Allodialbesitzes bekommen müssen. Waren also bei dieser oben erwähnten Schenkung Dietrichs an Göttweig die Burghauser Verwandte des Gebhard, die die Interessen der Tochter Gebhards vertraten[59]? Welchen Anteil hatte Wernhard von Julbach, der ja zunächst immer im Dunstkreis der Burghauser und später bei den Formbachern auftauchte? Ist es möglich, dass die Frau Gebhards jene Benedikta war, die in zweiter Ehe Gebhard von Ollersbach heiratete und Graf Dietrich nicht ihr Bruder sondern Schwager war? Beides kann nämlich durch das Wort „frater“ ausgedrückt werden. Aber wenn Benedikta von Ollersbach eigentlich aus dem Hause der Burghausen-Tengling stammte, warum standen ihre männlichen Nachkommen aus der zweiten Ehe dieser Dynastie nicht so nahe wie die Julbacher? Dies müsste doch viel logischer sein. Über die Abstammung der Benedikta von Julbach berichte ich in einem eigenen Kapitel. Für mich allerdings am wahrscheinlichsten ist, dass der Vater von Gebhard und Dietrich, Heinrich von Formbach in erster Ehe eine Schwester oder Tochter von Friedrich von Tengling heimgeführt hatte. Neben dem Sohn Gebhard gebar sie ihrem Gatten auch noch eine Tochter, bevor sie verstarb. In zweiter Ehe vermählte sich Heinrich mit einer Adelheid, die den Sohn Dietrich und möglicherweise eine Tochter Benedikta gebar. Diese Adelheid ging später eine zweite Ehe mit Walchun von Perg ein. Wenn diese Annahme zutrifft, dann war Gebhard von Formbach ein Cousin von Sieghard von Burghausen, mit dem er zusammen in Regensburg bei jenem Aufstand der Ministerialen ums Leben kam. Desweiteren nehme ich an, dass die Tochter des Heinrich von Formbach aus erster Ehe mit Wernhard von Julbach verheiratet war. Die Frage, warum Wernhard der Ältere zur Schenkung nicht als Zeuge zugezogen worden war, kann ich mir nur dadurch erklären, dass er ebenfalls verletzt und dadurch als Zeuge verhindert war. Diese meine Annahme würde bedeuten, dass Wernhard ein Schwiegersohn Heinrichs von Formbachs, des Vogtes von St. Nikola, gewesen sein müsste.

Bei einem Austausch von Weingärten zwischen Bischof Reginmar von Passau und Bischof Hermann in Göttweig trat Wernhard von Julbach in der Zeugenliste an 2. Stelle hinter Otto von Machland und vor Heinrich von Burgstall auf[60]. Da Reginmar zwischen 1121 und 1138 Bischof von Passau war, muss der Austausch auch in dieser Zeit erfolgt sein. Die Hauptzeugen tauchen in der Regel in der Umgebung der Babenberger auf. Ab 1122/23 übernahmen die Babenberger die Vogtei über Göttweig nach dem Tode Konrads von Formbach, des Halbbruders von Sieghard von Burghausen. Noch ein weiteres Mal tauchte Wernhard von Julbach in Göttweig als Spitzenzeuge auf. Für das Seelenheil seiner Eltern gab Graf Ekbert einen Weingarten bei Ollersbach an Göttweig[61]. Handelt es sich um Ekbert II., muss die Schenkung um 1110 erfolgt sein, denn seine Mutter Mechthild ist 1100 und sein Vater 1109 verstorben. Handelt es sich um Ekbert III., muss die Schenkung um 1145 auf Grund der Sterbedaten der Eltern erfolgt sein, und dann war der Zeuge Wernhard der Jüngere. Ebenso kann es sich beim Austausch der Weingüter auch um Wernhard den Jüngeren handeln. Festzuhalten ist, dass die Julbacher schon früh an prominenter Stelle als Zeugen in Göttweig erschienen. Ich sehe in Wernhard dem Älteren den Erzieher der Söhne Idas und Sieghards.

Meginhard von Rotthof und der Kirchenbann

In den Formbacher Traditionsurkunden taucht sehr häufig der Name Meginhard von Rotthof in unterschiedlichsten Schreibweisen auf. Er war ein bedeutender Mann im Umkreis der Formbacher. Etliche Male wurde er auch neben Wernhard von Julbach auf Formbacher Urkunden erwähnt. So erfolgte durch die Hand des Reginbert von Hagenau vor Graf Ekbert eine Schenkung. Zeugen waren der Reihe nach Wernhard von Hagenau, Wernhard von Julbach, Meginhard von Rotthof, Aribo von Mittich[62] und sein Sohn Gishold, Berthold von Adelharting. Durch die Hand des Meginhard übergab der Propst Hermann von Sirnike einen Weinberg bei Pötschach unter derselben Zeugenschaft[63]. Zwei Schenkungen weiter wird Wernhard von Julbach nach Meginhard von Rotthof genannt. Dieser Meginhart war mit einer Judith/Touta verheiratet. Da die Ehe kinderlos blieb, zog sich das Paar um 1135 ins Kloster Berchtesgaden zurück, dem es einen riesigen Besitz vermachte. Über diesen Besitz brach mit Wernhard von Julbach und seinen Söhnen Heinrich und Gebhard ein Streit aus, der bis zum Kirchbann führte.

Als das Rotthofer Paar noch Hoffnungen auf ein Kind hatte, machte es noch einige Schenkungen an Formbach und St. Nikola in Passau. Um 1120 gab der edle Meginhart ein Predium in Mose. Seine Frau Touta bestätigte sie[64]. Um 1130 schenkte er mit Zustimmung seiner Frau einen halben Mansen bei Pillenheim an Formbach[65]. Zeugen waren Aribo von Mittich und sein Sohn Gishold, die Brüder Aribo und Gishold, die Söhne Bertholds von Hartheim, und andere. Mit denselben Zeugen gab er seinen Hof in Winkelham und zwei Mansen in Schartenberg an Formbach.

Beim Eintritt ins Kloster übergaben die Eheleute Berchtesgaden Weingärten in Rotthof, Birndorf und Aschach, ein Gut in Erlbach, Hufen in Grafendorf, Lampersdorf, Geiseldorf und Kemenathen, Besitz in Hof, Wimpersing, Schmieddorf, Höcking, Reutern, Gambach. Außerdem wurden an die Kirche in Königsee Lehen gegeben[66]. Unter dem Vorwand, dass Meginhard ihn für den Fall seines kinderlosen Ablebens als Erben eingesetzt habe, erhob Wernhard von Julbach auf einen Teil dieser Güter Anspruch. In dieser Bedrängnis wandten sich die Chorherren an den Papst, dem dieses Kloster unterstand. Innozenz II. befahl Erzbischof Konrad I. von Salzburg, die Rechte der Brüder zu schützen[67]. Offensichtlich waren die Forderung Wernhards nicht unbegründet, denn gegen Zahlung von 25 Pfund Entschädigung durch Propst Eberwin, leistete Wernhard vor Erzbischof Konrad I. und Bischof Roman von Gurk Verzicht. Die Zeugen wurden angeführt von Herzog Engelbert und seinem Sohn Engelbert.[68] Diese Ereignisse spielten sich um 1142 ab. Wernhards Gemahlin Benedikta und die Söhne Heinrich und Gebhard allerdings waren mit dem Verzicht nicht einverstanden[69]. So flammte 1145 der Streit erneut auf. Die Julbacher entrissen gewaltsam dem Stift etliche Güter. Wieder wandten die Klosterbrüder sich an den Papst. Von Viterbo aus befahl Papst Eugen III. dem Erzbischof Konrad I. nun rücksichtslos gegen Wernhard von Julbach und seine Familie mit kirchlichen Strafen vorzugehen[70]. Eine Frist von 40 Tagen wurde gewährt, aber die Julbacher ließen nicht ab[71]. Erzbischof Konrad I. verhängte die Exkommunikation. Allerdings starb er bald darauf und hinterließ Erzbischof Eberhard I. den Streit. Diesem gelang es dann am 3. Juli 1147 auf einem Hoftag zu Salzburg einen Vergleich zustande zu bringen[72]. Wernhard verpflichtete sich, den Verzicht seiner Frau und seines Sohnes Gebhard bis Michaeli, den seines Sohnes Heinrich aber binnen 10 Wochen nach dessen Rückkehr vom heiligen Grab zu erwirken. Durch ein dem Erzbischof von Salzburg gegebenes Lehen sollte im Übertretungsfall Berchtesgaden schadlos gehalten werden. Demgegenüber erklärte sich das Stift bereit, von den geschenkten Gütern Meginhards einen Hof zu Reitern bei Griesbach, den das Kloster allerdings nach seinem Belieben innerhalb eines Jahres um 30 Pfennig Silber zurückkaufen konnte, an Wernhard abzutreten. Die Julbacher leisteten den erneuten Verzicht in die Hand des Grafen Gebhard von Burghausen[73]. Der eigentliche Schutzherr Berchtesgadens, Gebhard von Sulzbach, befand sich, wie Heinrich von Julbach auch, gerade auf dem Kreuzzug. Papst Eugen III. bestätigte am 9. September 1147 zu Auxerre dem Propst und dem Konvent die Beilegung des Streits. Rotthof blieb bis 1803 im Stiftsbesitz. Die Siebenschläferkirche dort aber wurde vom Kloster Formbach, das die Pfarrrechte ausübte, erbaut und verwaltet[74]. Anscheinend wollte man viele Jahre später keine weiteren Ansprüche auf den Besitz des Meginhard von Rotthof aufkommen lassen. Dietrich von Baumgarten, ein Großneffe des Meginhard väterlicherseits (patruus), leistete gegen Bezahlung von 15 Pfund Regensburger Münzen Verzicht. Dieser Verzicht muss zwischen 1177 und 1183 erfolgt sein, denn Erzbischof von Salzburg war Konrad von Wittelsbach, der sich auch Erzbischof von Mainz nannte[75]. Bei diesem Verzicht wird die Verwandtschaftsbeziehung zu Meginhard von Rotthof mit patruus zumindest angegeben. Bei Wernhard von Julbach und seiner Familie kann man nur vermuten. So wird zwar behauptet, dass Wernhard von Julbach der Sohn der Hiltigunt von Baumgarten gewesen sei, denn um etwa 1135 trat diese zusammen mit ihren „uterini“[76] Heinrich, Dietrich und Wernhard und ihren Töchtern bei einer Vergabe nach Berchtesgaden auf, als zwei ihrer Töchter dort ins Kloster eintraten. Welche Zusammenhänge gibt es nun zwischen Baumgarten und Julbach, die die Vermutung der Verwandtschaft zwischen beiden Geschlechtern erhärten können? Erstens, der Name Wernhard taucht, wie oben erwähnt, ein einziges Mal unter Baumgarten auf. Zweitens, Dietrich von Baumgarten verzichtete dreißig Jahre nach den Julbachern auch auf die Güter des Meginhard von Rotthof, und drittens, die Baumgarten und die Julbacher hatten Besitz in Prenzing. Dass Hiltigunt von Baumgarten die Tochter des Kuno von Megling und die Mutter Wernhards aus ihrer ersten Ehe war, wie es einige Genealogen für möglich halten, ist meiner Meinung nach unmöglich[77]. Wenden wir uns aber zunächst noch einmal Meginhard von Rotthof und seiner Frau Judith zu. Wie ich schon erwähnt habe, ist er ein wichtiger Gefolgsmann der Formbacher, genauer gesagte der Ekberte. Über seine Herkunft kann man nur spekulieren. Aber schon auf der Gründungsurkunde für Formbach ist ein Heinrich von Erlach[78] zu finden. In der Urkunde Nr. 4 gibt Meginhard der Sohn des Heinrich von Erlach[79] einen Weingarten in Heilcingen nach Formbach. Danach tauchen die beiden unter diesen Namen nicht mehr auf Formbacher Urkunden auf. Da ich annehme, dass nur bedeutende Männer aus der Gefolgschaft auf der Gründungsurkunde eines Klosters aufgenommen wurden, konnte sich zumindest Meginhard von Erlach nach dem Tode des Vaters nach einem anderen Ort genannt haben, nämlich nach Rotthof. Nichts weist auf das Erlach im steirischen Pütten oder Erlach bei Eferding hin. Heilcingen ist Ober- oder Unterhitzling, das zwischen Kößlarn und Triftern liegt, nicht weit entfernt von Wiesing, wofür das spätere Pfleggericht Julbach[80] zuständig war. Das Pflegegericht Julbach war auch für Erlach und Winklham zuständig. Nach Winklham nannten sich auch Gefolgsleute der Julbacher. Dort hatte aber Meginhard von Rotthof Besitz nach Formbach geschenkt. Es spricht alles dafür, dass es sich um Besitz in der Nähe der Julbacher handelte. Welcher Gestalt waren also die offensichtlich nicht unbegründeten Forderungen Wernhards an das Erbe Meginhards? Wenn es wirklich ein Erbversprechen auf Grund verwandtschaftlicher Beziehungen war, dann bleibt aber noch immer unklar, wer mit Meginhard verwandt war. In den Formbacher Urkunden finden sich keine Anspielungen darauf. Man kann sich des Eindrucks nicht erwehren, dass Wernhard von Julbach, als er den ersten Verzicht leistete, nur als Rechtsvertreter für die Ansprüche seiner Frau und seiner Söhne handelte. Die Weigerung seiner Familie den Verzicht zu akzeptieren, spricht in meinen Augen eindeutig dafür. Der spätere Kirchenbann traf dann ja auch die ganze Familie und die ganze Familie musste sich lösen. Sohn Heinrich hatte sich auf den Kreuzzug begeben, was ihm später den Beinamen der „Varire“[81] eintrug. Nach seiner glücklichen Rückkehr, musste er alle Vereinbarungen eingehalten haben, denn zusammen mit seinem Bruder wurde er Vogt der Klosters Neumarkt St. Veit[82], arbeitete mit den Bischöfen von Salzburg[83] zusammen und wurde schließlich im Kloster Formbach beerdigt[84]. Wernhard selbst übergab um 1150 ein Gut im Beisein von Vogt Graf Ekbert an das Kloster Formbach für Dietmar von Parnham[85]. Ein Bann war eigentlich das einzige Mittel, mit dem die Kirche sich zur Wehr setzen konnte. So war also auch die Lösung vom Bann ein ritualisiertes Vorgehen. Nach der Lösung wurde man wieder, wie ich deutlich heraus gearbeitet habe, in die kirchliche Gemeinschaft aufgenommen.

Wie erklären sich nun die gestellten Ansprüche, das Bezeugen von gewissen Schenkungen und die Gemengelage von Besitz? Hiltigunt von Baumgarten als Mutter des Wernhard kommt für mich, wie schon erwähnt, nicht in Betracht, obwohl Tyroller dies so sieht. Tatsache ist, dass auf jener Berchtesgadener Urkunde steht: „tres nobiles viri uterini de Poumgarten Heinrich et Dietrich et Wernhardus et mater eorum Hiltigunt“[86] geben nach Berchtesgaden Gut zu Ornau (LK Mühldorf) als Pfründe für zwei Schwestern im Austausch gegen ein von dem verstorbenen Vater gegebenes Gut zu Prenzing. Unter uterini versteht man Brüder derselben Mutter, während germani Brüder desselben Vaters sind. Als Söhne werden auch Schwiegersöhne oder Stiefsöhne bezeichnet, genauso wie „frater“ Bruder als auch Schwager bedeuten kann. In der Berchtesgadener Tradition Nr.49[87] hat Heinrich von Schwarzenburg einen uterinus Dietrich von Baumgarten, der wiederum einen Sohn Dietrich hat und unter Nummer 53[88] werden als Zeugen Dietrich und sein Sohn Dietrich von Baumgarten aufgelistet. Anhand dieser Berchtesgadener Urkunden hatte also Hiltigunt von Baumgarten einen Sohn namens Heinrich von Schwarzenburg und einen Sohn Dietrich von Baumgarten, der wiederum bereits einen Sohn namens Dietrich hatte. Heinrich und Dietrich sind die Halbbrüder. Die Zeugenreihen bei mittelalterlichen Urkunden ist nicht willkürlich. Rang, Alter, Verwandtschaftsverhältnis ebenso wie Anlass spielen eine Rolle. Als Hiltigunt zwei Töchter im Kloster Berchtesgaden unterbringen wollte, wurden ihre Söhne dem Alter nach genannt. Wernhard stand an dritter Stelle. Wenn er ein Sohn ihres ersten Mannes gewesen wäre, wäre er älter als Dietrich und müsste vor ihm stehen. Uterini sind aber Heinrich und Dietrich zweifelsfrei. Die Urkunde muss folgendermaßen gelesen werden. „Drei edle Herren, die Halbbrüder (von derselben Mutter) von Baumgarten Heinrich und Dietrich und (Schwiegersohn) Wernhard und deren Mutter…“. Dieser Wernhard ist entweder auf Grund einer rechtlichen Funktion für das Kloster Formbach, da es sich auch um einen Gütertausch handelt, oder, wenn „mater“ sich auch auf ihn bezieht, als Schwiegersohn der Hiltigunt, oder auf Grund beider Tatsachen, beteiligt. Ob er aber Wernhard der Jüngere von Julbach war, ist nicht bewiesen. Der Gütertausch zwischen Ornau und Prenzing könnte mit einer Formbacher Tradition in Verbindung stehen, denn im Zusammenhang mit Prenzing gab es eine Geldübertragung eines Presbyters zwischen den Klöster Formbach und Berchtesgaden[89]. Beide Vögte, Gebhard von Sulzbach und Dietrich von Vichtenstein waren anwesend. Zeugen waren Erchenbert von Moosbach und Wernhard von Julbach. Noch 1235 waren die Schaunberger im Besitz von Gütern in Prenzing[90]. Die Vorgänge um den Bann wegen der Güter von Meginhard und der Verzicht Dietrichs von Baumgarten 30 Jahre später auf eben jene Güter, können aber doch den Schluss zulassen, dass jener Wernhard, der Schwiegersohn Hiltigunts, unser Wernhard der Jüngere, der Gatte Benediktas, war. Das würde aber auch wieder bedeuten, dass Benedikta von Julbach keine Formbacherin war. Um 1140 traten Wernhard von Julbach zusammen mit Dietrich von Baumgarten im Kreise einer großen Gefolgschaft als Zeugen einer Schenkung an das Kloster Aldersbach durch Herzog Leopold auf[91]. Selten tauchten die Julbacher und die Baumgarten gemeinsam als Zeugen auf, während die Brüder Heinrich und Dietrich einige Male als Zeugen fungierten[92]. Dietrich von Baumgarten, der 1177 auf Meginhards Besitz verzichtete, erschien später öfters auf Reichersberger Urkunden, denn sein Vater war früh verstorben und die Mutter Kunigunde ging eine zweite Ehe mit Erchenbert von Stein ein. Dietrichs Halbbruder, Heinrich von Stein, bereitete dem Kloster Reichersberg enorme Probleme, obwohl Dietrich (oder sein Onkel) dort jahrzehntelang als Insasse Camerarius war. Ich nehme an, dass man Dietrich kurz vor seinem Tod dazu gedrängt hat, den Verzicht zu leisten, damit nicht sein Halbbruder irgendwelche Ansprüche geltend machen konnte. Dieser hatte auch den Namen Stein abgelegt und seine Nachfahren führten den Namen von Baumgarten weiter. Zu Hiltigunt und Benedikta möchte ich später noch weitere Ausführungen machen.

Wernhard der Jüngere

Generell haben die Julbacher sich mit Schenkungen an Klöster zurückgehalten, aber mindestens zwanzig Anwesen im späteren Pfleggericht Julbach gehörten zum Kloster Neumarkt St. Veit[93], dessen Vögte sie wurden. Die Bindung zu diesem Kloster scheint doch relativ intensiv gewesen zu sein. Grundsätzlich aber hielten die Julbacher ihren Besitz zusammen, weshalb sie meistens nur als Zeugen einer Schenkung auftauchten.

Am häufigsten finden wir sie auf Urkunden des Klosters Formbach ab etwa 1140. Um diese Zeit muss Wernhard der Ältere verstorben sein. Wernhard der Jüngere erfüllte für die Grafen von Formbach-Neuburg wichtige Aufgaben. Er scheint iudex oder Untervogt für sie für das Kloster Formbach gewesen zu sein. Dieselbe Aufgabe hatten Aribo und Gisholt von Mittich für Suben[94] und Erchenbert von Moosbach für Reichersberg. In dieser Funktion betätigte sich Wernhard auch in den umliegenden Klöstern. Er war eindeutig ein bedeutender Edelfreier, denn 1150 wurde er auch als „nobilis vir“[95] bezeichnet und nahm häufig eine Spitzenposition in den Urkunden ein. Er war ganz eindeutig ein Gefolgsmann der Formbacher, der aber häufige Berührungspunkte mit den Burghausern hatte. Seine Söhne hießen nicht von ungefähr Heinrich und Gebhard. Vor dem Kriegszug Kaiser Friedrich I. nach Italien übergab 1158 Graf Ekbert durch die Hand Wernhards von Julbach und unter Anwesenheit des Abtes Rechte und Besitz in Hall an den Marienaltar in Formbach. Zeugen waren auch die Söhne Heinrich und Gebhard[96]. Nach dem Tode Ekberts vor Mailand war wieder Wernhard Spitzenzeuge dafür, dass Gut an den Altar der heiligen Maria in Formbach gegeben wurde[97]. Auf dem Sterbebett vermachte Wernhard von Julbach dem Kloster Formbach über seine Söhne Heinrich und Gebhard einen Hof in Mittich in Anwesenheit von Abt Ortolf aber auch vielen Gefolgsleuten der Julbacher und der Formbacher[98]. Ortolf war zwischen 1163 und 1170 Abt. Dadurch kann man das Todesjahr Wernhards von Julbach einigermaßen einordnen.Erbe der mit Graf Ekbert III. kinderlos ausgestorbenen Formbachern aus dem Haus Neuburg war Berthold von Andechs, der spätere Markgraf von Istrien. Das Gebiet um Pütten fiel an Otakar von der Steiermark. Der Besitz des Vichtensteiner Zweiges war 1145 schon an Engelbert von Wasserburg gegangen, der mit der Erbtochter Hedwig verheiratet war[99]. Mit Konrad von Ratelnberg war 1122 schon die männliche Linie des Ulrich ausgestorben. Der andere Teil der Windberger verlagerte seine Interessen nach Sachsen[100]. Direkte männliche Nachkommen aus dem Hause Formbach gab es am unteren Inn und im Donauraum nicht mehr. Die Babenberger hatten viele Rechte, wie die Vogtei über Göttweig, übernehmen können. Wahrscheinlich waren auch die Burghauser, und vielleicht die Julbacher, in den Genuss weiteren Besitzes dieses Zweiges der Formbacher gekommen, denn Mathilde, die Gattin des Ulrichs, war ja auch die Mutter des 1104 ermordeten Grafen Sieghards von Burghausen.

Im Gefolge der Babenberger

Den Höhepunkt seines Ansehens erreichte Wernhard als die Babenberger Herzöge von Bayern wurden. Im Gefolge der Babenberger tauchten die Wernhards schon vorher auf. So war er Zeuge, als Markgraf Leopold zu Gunsten des Klosters St. Florian einen Verzicht erklärte[101]. Diese Zeugenschaft ist für mich nur dadurch einsichtig, dass die Julbacher von den Burghausern oder Formbachern im Gebiet der Markgrafschaft an Besitz gekommen waren, weil sie mit den obengenannten Familien versippt waren. Für Wernhard den Jüngeren bedeutet die Herzogswürde der Babenberger in Bayern ein richtiger Karrieresprung. Er gehörte zum engeren Gefolge des Herzogs, in der Regel zusammen mit Graf Luitpold von Plain, Hartwig und sein Bruder Otto von Lengenbach und Walchun und sein Bruder Otto von Machlant. Als König Konrad 1142 dem Kloster Garsten 400 Mansen schenkte, war Wernhard von Julbach unter den Zeugen, ebenso wie Gebhard von Burghausen und viele andere[102]. Wernhard von Julbach und sein Sohn Gebhard waren Zeugen, als Wichard von Streinersdorf eine Seelgerätschaft für Herzog Leopold und seiner Gattin Agnes an Klosterneuburg gab[103]. Diese Schenkung ist insofern interessant, da sie nach dem Tode von Agnes erfolgt sein musste. Sie starb 1143. Aber ihr Gatte war nie Herzog gewesen. Leopold war Markgraf. 1125 hatte er zwar unter Hinweis auf sein Alter und seiner großen Nachkommenschaft die Königswürde abgelehnt, sein Ansehen und seinen Reichtum, jedoch verdankte er sicherlich zum Großteil seiner Gattin Agnes von Waiblingen, der letzten Salierin. Die Herzogswürde erreichten dann ihre Söhne. Für Herzog Leopold von Babenberg urkundete Wernhard der Jüngere auch in Aldersbach, Berchtesgaden und Reichersberg. Für Herzog Heinrich Jasomirgott tauchte er als Zeuge auf Urkunden in Nürnberg[104], Ranshofen[105] Berchtesgaden[106] und Wien[107] auf. Er befand sich auch im Gefolge der Babenberger 1156, als auf einer Reichsversammlung Kaiser Friedrich I den Johannitern in Mailberg Privilegien verlieh. Zeugen waren Herzog Heinrich von Österreich, Otto von Wittelsbach, Graf Ekbert von Formbach, Graf Gebhard von Burghausen und Wernhard von Julbach und seine Söhne[108]. Es ist diese Urkunde, wo Wernhard von Julbach zum ersten Mal Zeuge einer kaiserlichen Urkunde war. Das besondere Verhältnis zu den Babenbergern besiegeln auch drei Urkunden des Bischof Konrad von Passau, ein weiterer Bruder der beiden bayerischen Babenberger Herzöge. 1151 war Heinrich von Julbach Zeuge in St. Florian für ihn, 1155 bezeugte Wernhard von Julbach in Reichersberg einen Güteraustausch unter Bischof Konrad. Heinrich und sein Bruder Gebhard traten 1158 wieder in St. Florian für den Bischof auf.

Dieser Aufstieg der Julbacher und die Nähe zu den Babenbergern findet seine Erklärung, wenn meine Theorien stimmen, in der Tatsache, dass Wernhards angeheiratete Tante, die Gattin des Grafen Dietrich von Formbach, die Babenbergerin Adelheid war und somit leibliche Tante der Babenberger Herzöge Leopold, Heinrich Jasomirgott und der Bischöfe Otto von Freising und Konrad von Passau und Salzburg.

Hitigunt von Baumgarten

Genealogen sehen in ihr eine Tochter Kunos von Megling mit Richhild, die in erster Ehe mit Wernhard dem Älteren und in zweiter Ehe mit Dietrich von Baumgarten verheiratet war. Dass ihr erster Ehemann jemand anderes gewesen sein muss, habe ich vorher schon dargestellt. Wenn Hiltigunt von den Meglingern abgestammt hätte, dann wäre sie eine Enkeltochter der Irmgard von Rott, und eng verwandt mit den Sulzbachern. Sie wäre eine Cousine 2. Grades mit den Sulzbachern gewesen. Gertrud von Sulzbach war immerhin mit König Konrad vermählt, Berta verheiratete man mit dem Kaiser in Byzanz und Cousin Gebhard war mit Mathilde von Bayern, der Tochter von Herzog Heinrich IX. aus dem Hause der Welfen verehelicht. Diese Mathilde war sowohl Tante von Heinrich dem Löwen als auch von Kaiser Friedrich Barbarossa. Die Verwandtschaft mit den Sulzbachern könnte ihre besondere Nähe zum Kloster Berchtesgaden erklären. Über Hiltigunt wären dann die Julbacher mit Königen und Kaisern verwandt und hätten dann einer Adelsschicht angehört, die rangmäßig weit über der tatsächlichen der Julbacher als auch der Baumgarten lag. Das besondere Verhältnis, das Hiltigunt allem Anschein nach zu Berchtesgaden hatte, weil sie zwei Töchter dorthin ins Kloster schickte, konnte auch andere Ursachen haben. Studiert man nämlich die Berchtesgadener Traditionen, so fällt auf, dass ein Wolfram von Bodenkirchen für das Stift, wohin er viele Vergabungen machte, und für den Erzbischof von Salzburg eine wichtige Funktion einnahm. Er nannte sich nach einem Ort, der ganz nahe beim Kloster Neumarkt St. Veit liegt. Wolfram von Bodenkirchen trat als Gesandter bei Papst Innozenz II. in Pisa im Auftrage Herzog Leopolds auf, um die Unterstellung des Stiftes Klosterneuburg unter den päpstlichen Schutz zu erwirken[109]. Der Gründer des Klosters Elsenbach war Dietmar von Lungau, ein Gefolgsmann der Salzburger Bischöfe, welcher wiederum einen Bruder namens Wolfram hatte. So vermute ich, dass obiger Wolfram ein Verwandter des Klostergründers, vielleicht ein Neffe, war. Meiner Meinung nach stammte Hiltigunt aus dieser Familie und so ergab sich eine gewisse Nähe zu Berchtesgaden[110]. Die Schenkung der Hiltigunt von Baumgarten an Berchtesgaden und der Streit Wernhards von Julbach mit Berchtesgaden könnten also bedeuten, dass Benedikta von Julbach eine ihrer Töchter war. Heinrich und Gebhard von Julbach wären dann ihre Enkel. Deshalb wurden sie bei der Verlagerung des Klosters Elsenbach nach Neumarkt auch die Vögte dort. Vielleicht hatte Hiltigunt eine weitere Tochter Adelheid, die Ulrich von Schaumburg-Wolfstein heiratet. 1160 machte eine Adelheid, die eine Mutter namens Hiltigunt hatte, eine Schenkung nach Gars[111]. Zeugen waren Heinrich und Gebhard und ihr Enkel Ulrich. Wenn meine Theorie stimmt, dann wären die Zeugen Heinrich und Gebhard die Söhne ihrer Schwester oder Halbschwester. Wenn meine Theorie stimmt, dann wäre aber Benedikta von Julbach eine geborene Baumgarten. Der einzige Grund, warum man in Hiltigunt eine Tochter der Meglinger sah, war die Tatsache, dass sie Besitz bei Mühldorf hatte, und zwei Töchter nach Berchtesgaden ins Kloster schickte. Stimmt meine Theorie, dann hätte sie ebenso Besitz in der Nähe von Mühldorf haben können. Hiltigunt von Baumgarten gehörte ganz sicher der edelfreien Schicht und nicht der gräflich-königlichen an. Die Bezeichnung uterini auf jener Berchtesgadener Urkunde bezog sich, wie ich schon früher erwähnte, nur auf Heinrich und Dietrich, nicht auf Wernhard. Für mich bleibt Wernhard der Jüngere der Schwiegersohn Hiltigunts, einer Tochter von Dornberg-Bodenkirchen.

Die enge Bindung der Julbach-Schaunberger zu Neumarkt St. Veit wird auch aus folgenden Urkunden sichtbar. 1269 bekam der Ort einen Markt von Herzog Heinrich von Bayern unter Beratung mit dem Abt und Herrn Heinrich Schaunberg[112]. In der Befreiung von der Maut bei Aschach vom Jahre 1301 sprachen Heinrich der Ältere und Heinrich und Wernhard die Jüngeren vom Kloster als „unser Stift“[113] und 1373 erbat der Abt von St. Veit die Befreiung von der Maut mit dem Hinweis, dass die Vorfahren der Schaunberger die Stifter gewesen seien[114]. Das Kloster St. Veit war der Grundherr von 22 Bauernstellen des späteren Pflegegerichts Julbach, darunter war auch ein Viertelhof in Schnellham, Gemeinde Hartkirchen[115]. Übrigens auch die Klöster Aspach, Raitenhaslach, Formbach und Suben verfügten als Einzelgrundherren über Bauernhöfe im ehemaligen Pflegegericht Julbach.

Benedikta und Wernhard von Julbach

Aus verschiedenen Gründen nehmen die Genealogen und Historiker an, dass Benedikta eine Tochter oder Enkeltochter aus dem Hause Formbach sein musste. Dazu werden die verschiedensten Gründe angeführt. Man glaubt, dass der spätere Besitz der Schaunberger aus dem Formbacher Besitz ausgebrochen wurde, aber die Genealogen sind sich nicht sicher, ob sie von den Neuburger Formbachern abstammte, oder ob sie nicht eine Enkelin von Heinrich von Formbach war. Viele, die sich mit den Formbachern oder den Schaunbergern befassen, schreiben aber einfach nur voneinander ab. Gelegentlich fallen ihnen diverse Ungereimtheiten auf, nehmen sich jedoch nicht die Zeit, in die Tiefe zu dringen, da der Kern ihres Interesses ein anderes Thema ist. Das plötzliche und gehäufte Auftreten Wernhards von Julbach in Formbach sieht man als weiteren Beweis, dass Benedikta eine Formbacherin war. Sie soll eine Tochter der Benedikta von Ollersbach gewesen sein. Wie viel unseres Wissens über Benedikta ist überhaupt urkundlich abgesichert?

Durch den Bann, ausgelöst durch den Erbschaftsstreit der Julbacher, erfahren wir erstmals, dass Wernhard von Julbach eine Gattin namens Benedikta und die Söhne Heinrich und Gebhard hatte. Es waren sie und die Söhne, die den ersten Verzicht Wernhards ablehnten. Das lässt, wie schon erwähnt, darauf schließen, dass eigentlich sie und ihre Leibeserben Besitzanrechte hatten und Gatte Wernhard diese vertrat. Meginhard von Rotthof oder seine Frau Judith mussten zur Verwandtschaft der Benedikta gehören.

Ein weiteres Mal wurde sie in Urkunden erwähnt, denn um 1178 kam es zu einem Vergleich zwischen dem Kloster Kremsmünster und ihren Söhnen Heinrich und Gebhard von Schaunberg. Das Kloster hatte in Leobenbach Güter von der „Matrona Benedikta“ erhalten und weitere Güter von ihren Eigenleuten dazu gekauft. Allem Anschein waren die Söhne mit den Vorgängen nach dem Tod der Mutter nicht ganz einverstanden und erhoben Ansprüche. Heinrich verzichtete nach dem Empfang von 30 Pfund auf alle Ansprüche und versprach auch, den Bruder zu einem Verzicht zu bringen. Auf Vermittlung des Bischofs Diepold von Passau und des Herzog Leopold von Österreich war es dann soweit. Abt Ulrich empfing von Gebhard 20 Pfund und eine Pferd. Gebhards Gemahlin und seine Kinder entsagten ebenfalls. Zeugen des Verzichts waren unter anderem auch Rudolf von Winklham, Ruprecht und Heinrich Stal[116]. Diese Familien verwalteten die Burg zu Julbach. Was sagt aber diese Urkunde aus? Benedikta musste um 1170 bis 1175 nach ihrem Gatten verstorben sein. Sie verfügte über Besitz in Leobenbach, den sie an Kremsmünster geschenkt hatte. Vielleicht verbrachte sie in diesem Kloster ihren Lebensabend. Wie sie an diesen Besitz gekommen war, sagt die Quelle nicht aus. Er konnte von ihrer Familie oder von ihrem Ehemann stammen. Kremsmünster wurde von den Otakaren bevogtet. Mit großer Wahrscheinlichkeit handelte es sich bei ihrem Besitz in Leobenbach um ihr Witwengut, welches eine Braut von ihrem zukünftigen Ehemann noch bevor die Ehe geschlossen wurde, erhielt, um ihre Versorgung im Todesfall ihres Mannes sicher zu stellen[117]. Über das Witwengut konnte die Frau aber nur zu Teilen selbst bestimmen[118]. Aus den uns zur Verfügung stehenden Daten können wir annähernd Benediktas persönliche Daten ermitteln. Eine Frau der damaligen Zeit wurde in der Regel um die 55 bis 60 Jahre. Gelegentlich gab es aber schon Ausnahmen. Ihr Sohn Heinrich starb etwa um 1180, Gebhard um 1190. Meistens wurde das erste Kind einer Frau mit 15 bis 18 Jahren geboren. Benedikta könnte so um 1105/10 selbst geboren worden sein. Wenn wir bedenken, dass Heinrich, der Erstgeborene, 1147 am Kreuzzug teilnahm und vielleicht 22 Jahre war, dann wäre Heinrich um 1120/25 geboren, Benedikta wäre bei seiner Geburt 15/20 gewesen und Heinrich wäre mit etwa 55/60 Jahren gestorben. Natürlich können sich die Geburtsdaten etwas verschieben, aber die Zahlen wären im realistischen Rahmen.

Ihr Gatte Wernhard tauchte urkundlich besonders häufig auf Traditionen des Klosters Formbach auf. Wie ich in verschiedenen Kapiteln vorher schon dargelegt habe, bin ich der festen Meinung, dass sie eine Tochter der Hiltigunt von Baumgarten war. Als Tochter der Formbacher wird sie deshalb gesehen, weil „die adelig geborene Benedikta von Ollersbach mit Zustimmung ihres Bruders des Grafen Dietrich ihrem Getreuen Reginger Schenkungen machte, die später ihr Sohn Dietrich bestätigte“[119]. Ilse Louis schreibt dazu folgendes: „Diese in den Quellen aufscheinende Beziehung zwischen Julbach und den Grafen von Formbach findet ihre Erklärung darin, dass Wernhard von Julbachs Gemahlin dem Hause Formbach entstammte. Diese war die gleichnamige Tochter ihrer Mutter Benedikta, einer Schwester Gebhards und Dietrichs II. von Formbach. Wernhards Gemahlin entstammte der Ehe Benediktas von Formbach mit Gebhard von Ollersbach“[120]. Strnadt hat den Besitz der Julbacher als Bestandteile des Heiratsgutes der Benedikta von Ollersbach ausfindig gemacht[121]. Ilse Louis folgt der Argumentation Strnadts über Besitz und Grafentitel der Julbacher. Sie behauptet wie Strnadt, dass aus dem Schaunberger Urbar von 1371 entnommen werden könne, dass die Heiratsgüter der Benedikta Heinrich und Gebhard von Julbach nach dem Tode des Eckberts 1158 zugesprochen wurden, und dass nur die Söhne der Benedikta Anspruch auf gräfliche Stellung erheben konnten, nachdem die Befugnisse aus dem Komitat Neuburg abgetrennt worden waren[122]. In meinen Augen sind alle diese Behauptungen aus unterschiedlichen Gründen vollkommen abzulehnen. Erstens, zwischen der Lebenszeit der Benedikta und der Erstellung des Urbars vergingen mehr als zwei Jahrhunderte, in denen allein durch Heiraten und Rodungsarbeiten enorm viel Besitz von den Julbach-Schaunbergern dazu erworben wurde. Zweitens waren die Julbacher keine Grafen und Julbach war niemals Grafschaft im eigentlichen Sinn. Die Schaunberger erwarben den Grafentitel erst zu Beginn des 14. Jahrhunderts, obwohl sie schon lange enormes Ansehen genossen hatten. Das Argument, erst Benediktas Söhne durften sich Grafen nennen, ist an den Haaren herbeigezogen. Benedikta von Formbach konnte keinesfalls Nachkommen aus ihrer Ehe mit Gebhard von Ollersbach den Grafentitel vererben. Wenn dem doch so gewesen wäre, dann wäre aber ihr Sohn Dietrich von Ollersbach Graf gewesen. Er war aber auch nur edelfrei. Wenn er als Zeuge genannt wurde, dann befand er sich meistens in der Umgebung der Babenberger und war kein Graf. Auch hätte er häufiger bei den Formbachern auftauchen müssen. Benedikta von Julbach als Tochter der Benedikta von Ollersbach erklärt auch nicht die Nähe Wernhards des Älteren zu den Burghausern. Vielleicht sollte man auf der Passauer Urkunde „frater“ mit Schwager übersetzen. Es wäre durchaus möglich gewesen, dass jene Benedikta von Ollersbach in erster Ehe mit Gebhard von Formbach verheiratet war und mit ihm eine Tochter Benedikta hatte, die dann Wernhard von Julbach heiratete. Diese Benedikta, Tochter des Grafen Gebhard, hätte spätestens 1105, nach dem bereits erfolgten Ablebens ihres Vaters, zu Welt kommen müssen. Sie hätte dann aus gräflichem Haus gestammt, hätte aber den Titel trotzdem nicht vererben können, denn der Grafentitel ging an Dietrich von Formbach-Vichtenstein über. Die Nähe der Julbach-Schaunberger zu den Formbachern könnte aber so erklärt werden. Die Nähe Wernhards des Älteren zu den Burghausern, die belegt ist, würde diese Abstammungstheorie nur dann erklären, wenn die Gattin des Gebhard, die spätere Benedikta von Ollersbach, eine Burghauser Tochter gewesen wäre. Aber dann hätte Dietrich von Ollersbach den Burghausern ebenso nahe stehen müssen. Wenn Benedikta von Ollersbach die Tochter des Heinrich von Formbach und einer Burghauserin war und diese wiederum eine Tochter Benedikta hatte, die Wernhard von Julbach heiratete, ergäbe dies Sinn, würde aber nicht die Vorgänge um die Schenkung des Meginhart von Rotthof erklären. Auch könnte ich mir den rasanten Aufstieg der Julbacher im 12. Jahrhundert nicht erklären, denn warum vollzog er sich nicht im selben Maße bei den Ollersbachern? Warum sollte man für eine Tochter des Hauses enormen Besitz ausbrechen, wo doch noch ein oder mehrere Söhne existierten? Loibl hält Benedikta von Julbach gar für die Tochter des Grafen Heinrich selbst[123]. Diese Annahme kann nicht richtig sein, denn dann hätte sie ungefähr 100 Jahre alt werden müssen. Benedikta lebte eine Generation später. Ansonsten lehnt er Ilse Louis und Strnadts Theorien auch ab. Ich bleibe dabei, Benedikta von Julbach war die Tochter der Hiltigunt, die wiederum eventuell Wurzeln in Bodenkirchen bei Neumarkt St. Veit hatte. Es war Benedikta, die eng verwandt mit Meginhart von Rotthof, der ihr Onkel war, denn sie war eine Tochter aus dem Hause Baumgarten.

Die Nähe Wernhards des Älteren von Julbach und auch des Jüngeren zu den Burghausern, Formbachern und Babenbergern erkläre ich mir anders. Ich habe im Kapitel ‚Erstes Auftreten der Julbacher‘ schon darauf hingewiesen, dass Gebhard von Formbach ein Halbbruder Dietrichs war, und gemutmaßt, dass seine Frau oder Mutter eine Burghauserin gewesen sein könnte. Das gesamte Auftreten der Julbacher bestärkt mich in der Annahme, dass die erste Frau des Heinrich von Formbach eine Tengling/Burghauserin war, und dass sie neben Gebhard auch noch eine Tochter hatte. Benedikta von Ollersbach halte ich nur für eine Schwiegertochter, die sich nach dem Tode Gebhards mit dem Edelfreien Gebhard von Ollersbach vermählte. Gebhards namentlich unbekannte Vollschwester wurde die Gattin des Wernhard des Älteren von Julbach. Nur so fügt sich für mich das Puzzle zusammen. Es werden zwar in den Urkunden nie Andeutungen über verwandtschaftliche Beziehungen gemacht. Aber diese Abstammungstheorie zeigt auf, warum Wernhard der Ältere etliche Male als prominenter Zeuge bei Schenkungen der Burghauser in Göttweig anwesend war. Durch seine Ehe war er tatsächlich ein Verwandter der Burghauser. Vielleicht hat seine Ehefrau ihm Julbach eingebracht und er hat sich nach diesem Besitz genannt. Julbach liegt eigentlich abseits vom übrigen Formbacher Besitz. Die Abstammung von Heinrich von Formbach würde auch demonstrieren, warum die Julbacher in der Nähe der Vichtensteiner über so großes Rodungspotential verfügten. Die Maut bei Aschach[124] hätte so doch von den Formbachern kommen können. Nicht Benedikta sondern ihr Gatte Wernhard der Jüngere ist auch ein Nachfahre mütterlicherseits der Formbacher und der Burghauser. Meine Theorie sehe ich auch von Maximilian Weltin bestätigt, wenn er schreibt: „Die zukunftsträchtigste Herrschaftsbildung gelang den Edelfreien von Julbach,…, im Gebiet zwischen dem Innbach und dem Salletwald. Dass sie dort auch zu Rechts- und Besitznachfolgern der Grafen von Formbach wurden, steht fest, nicht jedoch, ob sie die Erbschaft über verwandtschaftliche Bindungen antreten konnten.“[125] Er ist sich nicht sicher, ob Benedikta eine Formbacherin war[126]. Nachgewiesener Maßen verfügten die Julbacher zwischen 1160 und 1180 auch über Besitz in Mittich und Schnellham[127], wo sich auch Gebiete des Stiftes Suben befanden. Richard Loibl hat eindeutig bewiesen, dass der ältere Besitz des Stiftes von den Formbachern stammte[128]. Am 25. November 1301 befreiten Heinrich der Ältere sowie Heinrich und Wernhard die Jüngeren von Schaunberg das Kloster Suben von der Maut in Aschach. Es heißt: „...dem Gotteshause zu Suben, daz von unsern Vordern den Gott Genade gestiftet ist, und des wir Vogt und Herr sein“[129]. In diesem Zitat wird ausdrücklich gesagt, dass Suben von den Vorvätern der Schaunberger gegründet wurde, und dass sie Herr und Vogt waren. Der Ausdruck ‚Vordere‘ oder lateinisch heißt es oft ‚parentes‘ bedeutet nicht unbedingt, dass es sich dabei um direkte Vorfahren handeln muss, sondern nur um verstorbene Verwandtschaft. Um 1300 jedenfalls fühlten sich die Schaunberger, meiner Ansicht nach zu Recht, als Nachfahren der Stifterfamilie von Suben[130].

Der Halbonkel Wernhards des Jüngeren, Graf Dietrich war mit der Babenbergerin Adelheid verheiratet, der Schwester Markgraf Leopolds des Heiligen. Dadurch wurde Hedwig von Formbach-Wasserburg eine Cousine von Bischof Konrad von Passau, Bischof Otto von Freising, von den Herzögen Leopold und Heinrich Jasomirgott von Bayern. So stand Wernhard der Jüngere auch den Babenbergern nahe. Ich glaube, dass der Stammbaum wie folgt aussehen muss:

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Ich möchte noch einmal betonen, dass meiner Meinung nach Wernhard der Jüngere über seine Mutter ein Nachfahre sowohl der Formbacher als auch der Sieghardinger (Burghauser) war, ohne aber einen Grafentitel zu führen. Wie schwierig die Erstellung einer ausführlichen Genealogie der Julbacher und wie gering der Forschungsstand darin ist, zeige ich am besten an Hand von einigen Zitaten auf.

Im Jahre 1962 schrieb Gertraud Diepolder: „Verfolgt man die Geschichte von Julbach weiter zurück, so gerät man in Probleme der Genealogie und Besitzgeschichte des niederbayerischen Adels im 12. und 11. Jahrhunderts hinein, auf die ich in einer künftigen Untersuchung eingehen zu können hoffe“[131]. An anderer Stelle ist als Erklärung für die Tatsache des häufig gemeinsamen Auftretens der Sulzbacher, Ulriche, Griesbacher, Halser und Formbacher, dass „die Grundherrschaften der Halser, Griesbacher, Falkensteiner, Blankenberger, Windberger und Wilheringer zum größten Teil auf ursprünglichen Besitz der großen Dynastenfamilien, der Grafen von Formbach, der Udalriche von Passau und der Grafen von Sulzbach zurückgehen“[132]. Im Historischen Atlas von Bayern für Traunstein kann man lesen: “Die engen verwandtschaftlichen Beziehungen der Sulzbacher, Spanheimer und Ortenburger und ihre Verbindungen mit dem alten Chiemgaugeschlecht der Sieghardinger ist sehr vielfältig und nicht immer genau zu rekonstruieren. Dies gilt vor allem auch für ihre Besitzungen, die alle aus der Erbmasse der Sieghardinger stammen, deren Aufteilung aber nicht genau verifiziert werden kann“[133]. Hintermayer-Wellenberg schreibt ebenfalls, dass es keine fundierten Erkenntnisse über die Abstammung und Verwandtschaft der Ahnen der Julbacher gibt[134]. Wernhard von Julbach, der Ältere, trat schlagartig ins Licht der Öffentlichkeit, ohne dass irgendwelche verwandtschaftliche Beziehungen zu erkennen sind. Dies lässt Raum für Spekulationen.

Besonders häufig traten die Julbacher mit den Moosbachern auf. Erchenbert von Moosbach und seine Gattin Leukart hatten die Söhne Hartwig, Erchenbert, Wernhard, Friedrich und Ulrich. Auch sie waren in der Umgebung der Formbacher und der Burghauser zu finden. Erchenbert führte die Linie fort, die sich dann aber nach Hagenau benannte. Wie die Julbach-Schaunberger links des Inns nahmen die Moosbach-Hagenauer rechts des Inns eine Art Mittelstellung zwischen Edelfreien und Grafen ein, aber ein Verweis auf eine verwandtschaftliche Beziehung beider Familien zueinander ist zunächst im 12. Jahrhundert nicht zu finden. Gelegentlich trat Wernhard der Ältere mit Alwin von Stein auf, einem Gefolgsmann der Formbacher rechts des Inns um Reichersberg und mit einer Suanehilt verheiratet. Wahrscheinlich war sie eine Schwester des Erchenbert des Älteren von Moosbach, dem zu Ehren sie einen Sohn ebenso nannte. Aber auch hier ist kein Verweis auf eine Verwandtschaft mit den Julbachern zu finden. Einzig der Stiefsohn des Erchenbert von Stein mit seiner Frau Kunigunde, Dietrich von Baumgarten, erschien im Zusammenhang mit den Julbachern und der Affäre um das Erbe des Meginhart von Rotthof.

Welchen Platz nahm Bernhardus von Aschach ein, der ebenfalls eine wichtige Person im Umfeld der Formbacher war? Kann er identisch mit Wernhard von Julbach sein, wie es einige Historiker vermuten[135]. Es liegt im Bereich des Möglichen, dass er mit Wernhard dem Älteren wirklich identisch war, denn in den Traditionen von Formbach habe ich keine einzige gefunden, die diese Tatsache ausschließen würde. Nie tauchen gleichzeitig Bernhardus von Aschach und Wernhard von Julbach auf, was ja zwei verschiedene Personen bedeuten würde. Bernhard von Aschach war als Zeuge auf den ersten Urkunden für Formbach immer an prominenter Stelle. Bei der Neugründung des Klosters[136] finden wir folgende Zeugenreihe: Markgraf Otakar, Graf Dietrich von Formbach, Bernhard von Aschach, Bernhard von Schönhering, Heinrich von Kamp, Heinrich von Erlach, …[137]. Schon in der nächsten erschien sein Name wieder. Es handelte sich um jene Schenkung, die Graf Ulrich nicht mehr vornehmen konnte, weil ihn der Tod ereilt hatte. Deshalb erfolgte sie im Einverständnis mit Graf Hermann und der Witwe Mathilde mit Sohn Konrad. Folgende Zeugen wurden erwähnt: Hermann, der Bruder des Grafen Ulrich, Graf Sieghard, Gottfried von Gottsdorf, Bernhard von Schönhering, Bernhard und Reginold von Aschach[138]. Eine Tradition, die älter sein muss, als die eben erwähnte[139], erfolgte durch Eberhard, dem Sohn des Grafen Eckbert. Zeugen waren Gebhard, der Sohn des Grafen Heinrich und sein Bruder Dietrich, Bernhard von Aschach, Aribo von Wilhering, Ulrich Graf von Windberg, Arnold von Ufenberge. In einer späteren Tradition gab der Kleriker Helmbert von Wietraun durch die Hand seines Vogtes Bernhard von Aschach an Formbach[140]. Zeugen waren Graf Ekbert, Meginhard von Rotthof und andere. Aus den Urkunden erfahren wir, dass dieser Bernhard einen Bruder mit Namen Reginold und einen Neffen Walter hatte. Von Bernhard hören wir nicht, ob er verheiratet war oder Kinder hatte. Aber Helmbert von Wietraun gab später für sein und seiner Gattin Seelenheil einen Hof an Formbach. Da ist Wernhard von Julbach Spitzenzeuge[141].

Stülz ging von einer Verschwägerung des Wernhard von Julbach mit Bernhard von Aschach aus[142], die Strnadt wiederum ablehnte[143]. Aus den wenigen Urkunden, die ich ausgewählt habe, geht klar hervor, dass Bernhard von Aschach zur vornehmsten Adelsschicht gehörte und er war Vogt des Helmbert in Formbach. Das war genau jene Stellung, die später Wernhard der Jüngere von Julbach und auch nachgewiesener Maßen sein Enkel Wernhard und vielleicht vorher dessen Vater Gebhard hatten. Loibl schreibt, dass sich Graf Dietrich zunächst bei der Gründung mit Schenkungen an das Kloster Formbach zurückgehalten habe. Erst nachdem er 1120 für 30 Talente seinen gesamten Besitz in Vornbach ans Kloster verkauft hatte, bestiftete er dieses auch. Gleichzeitig fing er an, seinen Besitz um Vichtenstein auszubauen, und er nannte sich nur noch nach diesen Besitz[144]. Ist es wahrscheinlich, dass Bernhard von Aschach sich die ersten Jahre nach seiner Hochzeit noch nach Aschach nannte? Julbach, auf einem Höhenrücken an der Mündung der Salzach in den Inn und nahe einer Römerstraße gelegen, das ihm möglicherweise seine Frau einbrachte, liegt in einer waldreichen Gegend für Rodungen und bot zudem eine strategisch günstige Lage. Vielleicht erhielt er die Erlaubnis eine Burg zu bauen und es ist nur natürlich, wenn er anfing, sich nach dieser zu nennen. Zunächst nur, wenn er sich in der Nähe des neuen Besitzes aufhielt und vielleicht auch in Göttweig, um seine Verwandten, von denen er über seine Frau den Besitz bekommen hatte, zu ehren. Schließlich hat er die Bezeichnung von Aschach zugunsten von Julbach ganz aufgegeben. Sein Sohn führte dann nur die neue Bezeichnung. Die Nachkommen wählten schließlich nach einer noch bedeutenderen Burg den Namen Schaunberg. Wernhard der Ältere wäre dann doch nicht wie deus ex machina auf der Bildfläche erschienen. Allerdings erklärt die Namensänderung nicht, woher Bernhard von Aschach stammte und auch nicht, aus welchem Grund Bernhardus zu Wernhardus wurde, obwohl beide Namen gelegentlich vertauscht wurden. Gelegentlich versuchte man zu beweisen, dass Benedikta die Tochter des Bernhard von Aschach war und sie Wernhard die Gebiete dort eingebracht habe. Einige gehen auch davon aus, dass Hiltigunt in erster Ehe mit Bernhard von Aschach verheiratet war. Warum hat dann nicht Hiltigunts Sohn Heinrich von Schwarzbach aus dieser Ehe den Hauptbesitz geerbt? Natürlich kann man anführen, dass dieser frühzeitig verstorben ist und Benedikta von Julbach die Erbin wurde. Bernhard von Aschach lebte um 1130 noch, als Dietrich von Baumgarten schon geboren war. Das bedeutet, dass Bernhard als erster Gatte der Hiltigunt ausscheidet. Ich schließe mich diesen Überlegungen Hintermayer-Wellenbergs[145] an. Folglich schließt er Bernhard von Aschach als Stammvater der Julbacher aus, aber eben nur, weil er glaubt, dass Hiltigunt Wernhards Mutter sei. Sieht man in Bernhard von Aschach den Vater Wernhards aus einer Ehe mit einer anderen Dame, so könnten wir in ihm schon den Stammvater der Julbacher sehen. Schlüssige Aussagen, woher die Maut der Schaunberger bei Aschach stammte, können allerdings nicht getroffen werden. So konnte schon jener Bernhard von Aschach der Inhaber oder der oberste Mautner gewesen sein. Sie könnte auch von der Frau den Wernhard des Älteren kommen oder sie wurde Heinrich von Julbach und seinen Erben für seine Dienste auf dem Kreuzzug von 1147 verliehen worden. Dazu möchte ich später noch eingehen.

Heinrich von Julbach

Heinrich und Gebhard waren unbestritten die Söhne Wernhards und Benediktas. Weibliche Nachkommen des Julbacher Paares sind anzunehmen. Eine Tochter war vielleicht mit Konrad von Roning verheiratet, während die Tochter Benedikta in erster Ehe mit Konrad von Sindlburg und in zweiter Ehe mit Cholo von Wilhering vermählt war. Wenden wir uns aber zunächst Heinrich von Julbach zu. Nicht so oft wie sein Bruder erschien er als Zeuge auf Urkunden. Wernhard von Julbach und seine Söhne Heinrich und Gebhard finden wir zum ersten Mal auf einer Formbacher Urkunde, als Graf Dietrich von Vichtenstein Delegator war. Zeugen waren Graf Ekbert, Baldemar und Dieter von Hals, Eberhart und Otto von Ekke, Rapoto, der Kastellan von Pütten Poppo von Stuppach und andere.[146] Die Urkunde wurde auf die Jahre zwischen 1130 und 1140 datiert[147]. Bei einem Gütertausch zwischen Graf Ekbert und Erchenbert von Moosbach war Heinrich von Julbach anwesend neben den weiteren Zeugen Alwin von Stein und seinem Sohn Erchenbert, Hartwig von Hagenau und Wernhard von Moosbach[148]. Datiert wurde das Geschehen auf die Jahre um 1145. In das Zentrum des Interesses rückte Heinrich dann bei den Vorgängen rund um die Schenkung des Meginhart von Rotthof und seiner Frau Judith. Heinrich konnte seinen Verzicht erst nach der Rückkehr vom Kreuzzug 1147 leisten. Dieser Kreuzzug erwies sich für die Teilnehmer als fürchterliches Fiasko. Tatsächlich zählte Heinrich zu den glücklichen Heimkehrern. Später bekam er vom Kloster Formbach dafür den Beinamen „Varire“[149]. Papst Eugen III. hatte 1146 zu diesem Kreuzzug aufgerufen, um Edessa, das den Christen verloren gegangen war, zurück zu erobern. Der französische König Ludwig VII. und seine Frau Eleonore nahmen genau so daran teil, wie auch der deutsche König Konrad, der 1127 schon einmal an einem Kreuzzugsunternehmen beteiligt war[150]. Etwa 140.000 Mann (Ritter und Pilger) brachen in Regensburg auf. Auf dem Landweg zog dieser Tross raubend und plündernd nach Byzanz. Nach einem halben Jahr erreichte man die goldene Stadt am Bosporus. Kaiserin Irene hat sicher ihren Schwager König Konrad empfangen. König Konrad und Kaiser Manuel verständigten sich sogar wegen ihrer Politik in Italien gegen die Normannen. Fatalerweise trennten sich dort die Kreuzfahrer. Der französische König wählte den weniger gefährlichen Weg der Küste entlang und dann den Seeweg. Der deutsche Heerführer, Bischof Otto von Freising, wählte den gefahrvollen Weg durch das Innere Kleinasiens. Otto verschätze die Versorgungsmöglichkeiten und sein Heer wurde von den Türken des Emirs von Ikonien aufgerieben, ohne jemals in einer Feldschlacht geschlagen worden zu sein. Otto setzte sich ab. Auch König Konrad entkam mit dem Rest des Heeres. Von beiden Heeren überlebten etwa zehn Prozent – so viele wie im zweiten Weltkrieg Stalingrad[151]. Eine politische Katastrophe hatte sich also ereignet. Aber Heinrich kehrte wohlbehalten zurück. Auch er konnte sich vom Bann lösen. In der Folge bauten sich die Julbacher etwa eine Wegstunde von Aschach entfernt auf einem steil abfallenden Waldrücken die Burg Schaunberg. Die herrliche Fernsicht gab der Burg ihren Namen. Wollte man in der Blütezeit des Geschlechts zum Palas vordringen, musste man 4 Gräben und zwei Zugbrücken überwinden. Eine fünf Meter dicke Ringmauer machte die Burg zu einem unüberwindlichen Bollwerk. Heute ist die Burg nur noch eine Ruine, aber die Großartigkeit der einstigen Residenz lässt sich auch an einigen gotischen Details erkennen, die zum Teil auch Steinmetzzeichen der Bauhütte von St. Stephan in Wien tragen. Die Burg Schaunberg ist die mächtigste Burgruine Oberösterreichs. Der Zug Heinrichs in das Heilige Land musste die Bewohner Julbachs sehr beeindruckt haben, denn es ranken sich einige Heimatlegenden darum[152]. Weil so viele Kreuzfahrer ums Leben gekommen waren, und sich Heinrich vielleicht durch wagemutige Taten hatte auszeichnen können, glauben einige, dass er deshalb vom Kaiser mit der Maut bei Aschach belohnt wurde. Urkundlich belegt ist, dass, obwohl die Gründerväter dem Kloster Formbach Mautfreiheit zugesichert hatten, Heinrich diese nicht anerkennen wollte. Deshalb sprach später der Abt des Klosters über ihn als einen Mann, der ihnen „feindlich“ gesonnen war[153]. 1151 war Heinrich Zeuge für Bischof Konrad in St. Florian[154]. Noch oft tauchte er in den nächsten Jahren als Zeuge allein, mit seinem Vater oder mit Bruder Gebhard auf. Beim Tod des Vaters waren sowohl Heinrich als auch Gebhard in Formbach anwesend[155]. Allerdings halte ich es für wahrscheinlich, dass er ein Lehnsmann Bischof Konrads von Passau wurde, mit dem er später nach Salzburg ging. 1171 wurden Heinrich und Gebhard die Vögte von Kloster Neumarkt St. Veit[156], das zum Erzbistum Salzburg gehörte. Auf einer Urkunde Heinrichs des Löwen, als Berthold von Löwenstein Verzicht leistete, stand Heinrich von Julbach hinter Heinrich von Stauf als Zeuge[157]. Kloster Raitenhaslach gehörte ebenfalls zu Salzburg. Einen Konflikt, den Kremsmünster mit den Julbach-Schaunbergern hatte, legte als erster Heinrich bei und brachte dann seinen Bruder Gebhard dazu, ebenfalls Verzicht zu leisten. Hier handelte es sich um eine persönliche Angelegenheit.

Einer genaueren Betrachtung Wert ist eine Urkunde Kaiser Friedrichs I., ausgestellt am 27. Februar 1181 in Nürnberg, in der er die Schenkungen der Welfen als bayerische Herzöge an Kremsmünster bestätigte und Heinrich von Schaunberg Zeuge war. Spitzenzeuge der Geistlichkeit war Erzbischof Konrad von Salzburg. Dank der Digitalisierung ist auch die Originalurkunde im Internet einsehbar[158]. Genau an der Stelle, wo Heinrich von Schaunberg als Zeuge aufgeführt wurde, ist ein Loch in der Urkunde. Lesbar ist Graf Konrad von Dornberg, der Castellan von Nürnberg, Otto von Lengenbach, Heinrich von Schow… . Wernher von Griesbach. Um zu klären, ob es sich tatsächlich um unseren Heinrich handelt, müssen wir einige Zusammenhänge klären. Zwar waren unter den Zeugen Otto, der neue Herzog von Bayern und Konrad von Dornberg, was eventuell auf Heinrich von Schaumburg deuten könnte. Andererseits waren auch Erzbischof Konrad von Salzburg, der Babenberger Herzog Luitpold mit seinem Gefolge, Luitpold von Plain, Otto von Lengenbach und Wernher von Griesbach, sowie Markgraf Berthold von Istrien und sein Sohn Berthold unter den Zeugen, was auf Heinrich von Schaunberg verweist. Außerdem muss man an dieser Stelle bedenken, dass Heinrich von Schaumburg wahrscheinlich schon um 1170 ohne männliche Erben verstorben war. 1171 war das Kloster von Elsenbach nach Neumarkt (St. Veit) verlagert worden und die Julbacher Vögte des Klosters[159]. Der Tod Heinrichs von Julbach wurde zu Beginn der achtziger Jahre des 12. Jahrhunderts vermeldet. Mit großer Wahrscheinlichkeit handelt es sich auf dieser kaiserlichen Urkunde um Heinrich von Schaunberg.

Das Kloster Elsenbach war 1121 von Dietmar von Lungau gegründet worden. Seine Tochter Hildburg vermählte sich mit Heinrich II. von Schaumburg. Beide hatten sie die Söhne Heinrich von Schaumburg und Wolfram von Dornberg. Wolfram von Dornberg starb 1171. Er hinterließ wiederum etliche Söhne. Aber anscheinend konnten sie bei seinem Tode die Vogtei aus Altergründen nicht übernehmen. Sohn Konrad wurde später der Kastellan von Nürnberg. Der andere Sohn Eberhard heiratete Sophie von Julbach-Schaunberg. Diese Ehe blieb kinderlos[160].

Als Zeuge wurde Heinrich von Schaunberg zum letzten Mal auf einer Reichersberger Urkunde, datiert auf die Jahre 1181/84, erwähnt, als er unter lauter Salzburger Getreuen eine Schenkung seines Bischofs Adalbert bezüglich Hall bestätigte[161]. Etwa um diese Zeit verstarb dann Heinrich, wahrscheinlich ohne Nachkommenschaft, denn Gebhard gab mit dem Einverständnis seiner Gattin Sophia und seines Sohnes Wernhard einen Halben Mansen an das Kloster Formbach, nachdem man die Totenwache für Heinrich gehalten hatte[162]. Höchstwahrscheinlich ist Heinrich neben seinem Vater auch dort begraben. Mitzeuge ist übrigens auch ein Sohn des Gebhard, den er von einer Konkubine hatte. Tatsächlich könnte man allerdings diese Urkunde im Originaltext auch so verstehen, dass Sophia die Gattin des Heinrich und Wernhard sein Sohn war. Dagegen spricht die Formbacher Urkunde, in der es um die Maut bei Aschach ging und Heinrich eine unrühmliche Rolle spielte. Jener obengenannte Wernhard bekräftigte die Mautbefreiung, jede Anspielung auf die Verwandtschaft mit Heinrich vermeidend[163]. Auffällig allerdings ist, dass die Nachfahren der Julbach-Schaunberger nie Gebhard hießen, während in jeder Generation ein Wernhard und Heinrich in allen Zweigen vorkam. Ich bin mir aber ziemlich sicher, in Wernhard den einzigen legitimen Sohn des Gebhard vor mir zu haben, denn auf einer weiteren Urkunde heißt es von Gebhard, dass er Kinder hatte. 1178 bei jenem Verzicht in Kremsmünster entsagte nämlich Gebhard samt Gemahlin und Kindern[164]. Eine Wulfhild von Schaunberg, die ich als die Gattin Heinrichs einordne, gab um das Jahr 1190 nach St. Nikola, das sie augenscheinlich als ihren Altersitz gewählt hatte, ein Gut in Steinbrück[165]. Unter den Zeugen fanden sich keine Julbacher ein, was auch wieder daraufhin deutet, das Heinrich und seine Frau kinderlos, oder zumindest söhnelos, geblieben waren. Manche Genealogen glauben, weil die Julbacher Vögte von St. Veit waren, dass Wulfhild aus der Familie der Schaumburg-Dornberger entstammte. Ich glaube eher, sie gehörte einer Familie aus dem Donauraum um Passau oder dem Innviertel an. Wie die Julbacher an die Vogtei über Neumarkt kamen, habe ich schon versucht, darzustellen.

Wann die Julbacher etwa eine Wegstunde von Aschach entfernt auf einem steil abfallenden Waldrücken anfingen, die Burg Schaunberg zu erbauen, kann genau so wenig sicher gesagte werden wie man dies über die Burg in Julbach sagen kann. Die herrliche Fernsicht gab der Burg ihren Namen. Wollte man später zum Palas vordringen, musste man 4 Gräben und zwei Zugbrücken überwinden. Eine fünf Meter dicke Ringmauer machte die Burg zu einem unüberwindlichen Bollwerk. Heute ist die Burg nur noch eine Ruine, aber die Großartigkeit lässt sich auch an einigen gotischen Details erkennen, die zum Teil auch Steinmetzzeichen der Bauhütte von St. Stephan in Wien tragen. Die Burg Schaunberg ist heute die mächtigste Burgruine Oberösterreichs.

Gebhard von Julbach: Aufstieg unter Andechs-Meranien

Um mich Gebhard und seinem Sohn zuwenden zu können, muss der Niedergang der Formbacher und der Aufstieg der Andechs-Meranier etwas erhellt werden, denn unter diesen vollzog sich der Aufstieg Gebhards von Julbach-Schaunberg und seines Sohnes Wernhard.

Nach dem Tode Ekberts III. fielen die Grafschaft Pitten an die Otokare, aber die Grafenrechte in Neuburg und Schärding[166], die Vogtei über das Kloster Formbach und der beträchtliche Eigenbesitz am Inn an Berthold III. (+ 1188) von Andechs. Mit dem Tod Ekberts war die männliche Linie des Geschlechts der Formbacher ausgestorben. Aus welchen Gründen die Andechser das Erbe übernehmen konnten, ist in der Geschichte umstritten. Tatsache ist, sie wurden als die legalen Erben anerkannt und nannten sich auch so[167]. Markgraf Berthold und sein Sohn bestätigten, dass sie die Nachfolger von Ekbert sind und befreiten das Kloster Reichersberg von der Maut bei Neuburg. Die Andechser konnten durch günstige Heiratsverbindungen und daraus folgenden Erbschaften einen enormen Streubesitz zwischen Franken und der Krain erwerben. Zudem waren sie treue Gefolgsleute der Staufer und beteiligten sich in außerordentlichem Maße im Reichsdienst. Tobais Weller schreibt dazu: Der Kaiser anerkannte 1173 „die faktisch übergräfliche Stellung des Andechsers, indem er ihn mit der Würde eines istrischen Markgrafen belehnte. Diese Auszeichnung beinhaltete in erster Linie nicht so sehr die Übertragung konkreter Hoheitsrechte in Istrien sondern bestätigte vielmehr die herausgehobene Position Bertholds III. im Reich“[168]. Im Rahmen der Absetzung Heinrichs des Löwen und der Übertragung der Herzogswürde auf die Wittelsbacher wurde Berthold IV. von Kaiser Barbarossa wiederum im Rang erhöht, als er ihn 1181/82 zum Herzog von Dalmatien und Meranien erhob. Es handelte sich abermals um keine konkreten Hoheitsrechte oder Besitz, sondern die Andechser sollten rangmäßig den Wittelsbachern gleichgestellt und der Besitz der Andechser aus den herzoglichen Hoheitsrechten der Wittelsbacher herausgenommen werden.

Als Zeuge zusammen mit seinem Vater und dem Bruder habe ich Gebhard schon häufig erwähnt. 1161 trat er ohne diese auf zwei Wilheringer Urkunden auf[169]. Etwa dreißig Jahre später gab seine Frau an eben dieses Kloster ein Neugereut mit Namen St. Marienreut[170]. Offensichtlich hatte sie sich im Alter nach Wilhering zurück gezogen. Um 1170 tauchte Gebhard mit Pfalzgraf Otto dem Älteren und mit einigen seiner „milites“, wie den Brüdern Stal, in Ranshofen[171] und ein Jahr später in Neumarkt St. Veit auf. Bei der Weihe des Abtes Ulrich von Kremsmünster war er 1173 anwesend.1176 urkundete er mit Heinrich dem Löwen in Raitenhaslach. 1178 war er wegen des Güterstreits des Klosters Kremsmünster wieder vor Ort. Gebhard gehörte eindeutig zum Gefolge des Markgrafen Berthold. Einige Formbacher Traditionen sind in diesem Zusammenhang sicher falsch datiert, da, wie ich oben dargestellte habe, Berthold erst 1173 Markgraf und erst um 1180/81 Herzog wurde. Nach der Datierung der Formbacher Urkunden in den Monumenta Boica bezeugte Gebhard zum ersten Mal eine Schenkung 1165[172]. Diese Urkunde muss später ausgestellt worden sein, denn im Text wird auf den Markgrafen Bezug genommen. Zeitlich falsch datiert ist auch die Tradition 97. Auf ihr jedoch wird ersichtlich, wie enorm Gebhard im Ansehen aufgestiegen war, denn er wurde hier mit „comes“ nach dem Markgrafen von Istrien tituliert. Er war sicher kein Graf, und dennoch sah ein Schreiber des Klosters ihn als solchen an. Allerdings ist es das einzige Mal, dass man im Zusammenhang mit Gebhard diesen Titel verwendete. Diese einmalige Bezeichnung verleitete etliche Historiker, anzunehmen, Julbach sei nach dem Tode Ekberts eine Grafschaft geworden. Eine weitere Tradition ist sicherlich falsch datiert, nämlich Nummer 105. Graf Dietrich von Vichtenstein übergab durch die Hand des Herzog Bertholds von Istrien ein Gut. Gebhard ist erster Zeuge. Diese Handlung muss nach 1180 vollzogen worden sein. Erster Zeuge aus dem Laienstand ist Gebhard bei einer Schenkung Herzog Bertholds an Formbach bezüglich des Steinkarts[173]. 1181 bezeugte Gebhard eine Schenkung des Hallgrafen Dietrich in Ranshofen zusammen mit Herzog Otto von Wittelsbach, Konrad von Dornberg und Heinrich von Stauf[174]. Zur selben Zeit wurde er zusammen mit Herzog Otto im Codex Falkensteinensis als Zeuge für Sigboto von Falkenstein und seine Gattin Hildegard von Medling aufgelistet. Um 1189 begab sich Hartwig von Angsüß auf die Reise nach Jerusalem und beschenkt Formbach für den Fall seines Todes. Herzog Berthold war Zeuge und auch ein Gebhard „pincerna“[175]. Ich gehe davon aus, dass es sich dabei um Gebhard von Julbach handelte. Danach spielte in den Formbacher Urkunden nur noch sein Sohn Wernhard eine große Rolle. So können wir um 1190 seinen Tod vermuten. Eine Klosterneuburger Urkunde zählte Gebhard zu den „Großen“ Österreichs. Ein Güteraustausch im Beisein Herzog Leopolds, wird bezeugt von „… maiores Austrie vindelicet Luipoldus comes de Bleigen, Ekkebertus de Bernekke, Gebehardus de Ivbalch“ (sic)[176]. Offensichtlich war es den Julbachern gelungen, sich durch die Gefolgschaft für die Herzöge von Andechs-Meranien für Gebiete links des Inns die Unabhängigkeit von den Wittelsbachern zu sichern. Dass Gebhard als Zeuge in Ranshofen zusammen mit Herzog Otto erschien, beruht darauf, dass Otto der Nachfolger Heinrichs des Löwen bezüglich Ranshofens war, und die Hallgrafen die Grafen von Vichtenstein und somit Verwandte Gebhards waren.

In der Regel nannten sich Heinrich und Gebhard nach Julbach. Erst um die Wende zum 13. Jahrhundert wurde Gebhard auf zwei Formbacher Urkunden mit dem Namen Schaunberg versehen. Desweiteren finden wir ihn in Kremsmünster unter eben diesem Namen. Nach 1173 gibt es eine Schenkung in Aspach, die in Anwesenheit von Markgraf Berthold vorgenommen wurde, in der Heinrich von Scowenberg Zeuge war. Wie schon bei einer Wilheringer Urkunde, glaube ich, dass es sich hier aber um Heinrich von Schaumburg handelte, weil es um Bamberger Besitz ging, und außerdem nannte sich um diese Zeit Heinrich links des Inns Heinrich von Julbach und war eigentlich nicht im Gefolge der Andechser zu finden.

Sophia von Schaunberg-Julbach

Sie wurde in den Quellen zweimal namentlich erwähnt. Das erste Mal erfahren wir beim Tode Heinrichs von Julbach, als Gebhard eine Vergabe an das Kloster Formbach tätigte[177]. Gebhard übergab mit Zustimmung seiner Frau Sophia und seines Sohnes Wernhard einen Halben Mansen in „Snegelhaim“ (Schnellham). Da seine Frau und sein Sohn zustimmten, nehme ich an, dass es sich ursprünglich um Besitz seiner Frau handelte. Interessant an dieser Vergabe ist, dass etwa 50 Jahre früher die Matrona Leukart von Osternach, deren Ehemann Rikker hieß, eine ganze Hube im Ort „Snegelheim“ an Formbach gab. Es könnte also möglich sein, dass Sophia aus der Familie Ort/Osternach/Wesen/Rottau stammte. Etwa 10 Jahre später gab Sopphia, nobilis matrona de Scowenberg[178], der Kirche zu Wilhering ein Gut, das aus einer Rodung stammte mit dem Namen St. Mariareut. Offensichtlich hatte sie sich im Alter in das dortige Kloster zurückgezogen. Allerdings nicht namentlich erwähnt wurde sie schon um 1178, als sie zusammen mit ihrem Mann und Kindern einen Verzicht für Kremsmünster leistete[179]. Neben ihren Sohn Wernhard sind zwei Töchter möglich. Tochter Sophia heiratete Eberhard von Dornberg. Diese Ehe blieb aber kinderlos. Wahrscheinlich handelte es sich bei Adelheid, die mit Wernhard von Hagenau[180] verheiratet war, um eine weitere Tochter. Sie hatte anscheinend die Söhne Gebhard, der früh verstarb und Ludwig, mit dem das Geschlecht der Moosbach-Hagenauer erlosch.

Ein einziges Mal wurde in den Traditionen eine Wulfhild von Schaunberg erwähnt, als sie ihr Gut bei Steinbrück als Seelgerät nach St. Nikola um 1190 vergab[181]. Gelegentlich wird vermutet, dass sie aus dem Haus Schaumburg stammte, worauf aber kein einziges Indiz hindeutet. Vermutlich war sie die Gattin des Heinrich von Julbach, die aus dem Inn-Donauraum stammte.

Wernhard III. von Julbach und Schaunberg

Ins Licht der mittelalterlichen Öffentlichkeit trat Wernhard durch eine Urkunde, die die Rechtsgrundlage für die Vereinigung der Länder Österreich und Steiermark bildete, die Georgenberger Handfeste vom Jahre 1186. Es handelt sich dabei im Grunde um einen Erbvertrag zwischen Herzog Otakar IV. von der Steiermark und Herzog Leopold V. von Österreich. Wernhard von Schaunberg steht als Zeuge nach Wernhard von Hagenau. Die Urkunde wurde zu einem Zeitpunkt angefertigt, als aber Wernhards Vater noch am Leben gewesen sein musste, denn Gebhard von Julbach muss um 1190 verstorben sein, da ab diesem Zeitraum erst Wernhard in den Klostertraditionen Raitenhaslach, Formbach und Reichersberg fassbar wird. Die erste namentliche Erwähnung allerdings fand er, als sein Onkel Heinrich starb. Gebhard gab mit dem Einverständnis seiner Gattin Sophia und seines Sohnes Wernhard einen Hof zu Schnellheim[182] nach Formbach. In Kremsmünster war schon früher erwähnt worden, dass Gebhard Kinder hatte. Auch Wernhard war im Gefolge der Andechs-Meranier, und auch er stand den Babenbergern nahe, wie die Georgenberger Handfeste eindrucksvoll zeigt. Gleich zwei Urkunden bestätigten Wernhard, dass er die Maut bei Neuburg von den Andechsern zu Lehen bekam[183]. Wieder eine falsche Datierung, meines Erachtens nach, liegt bei der Raitenhaslacher Urkunde vor. Sie wurde auf das Jahr 1184 festgesetzt. Dieses Jahr kann deshalb schon nicht stimmen, da im Text Herzog Berthold von Dalmatien und Markgraf von Istrien zusammen mit seinem Sohn Heinrich in frommer Erinnerung an seinen Vater und für dessen Seelenheil die Befreiung Raitenhaslachs von der Maut in Neuburg vornahm. Berthold ist aber 1188 verstorben. Gegen Ende des Textes findet sich der Hinweis, dass Wernhard von Julbach von ihm die Maut zu Lehen hat und die Mautbefreiung auch achten wird: …“Et quia nobilis homo Bernhardus de Iulbach idem passagium a nobis habeat in feodo, hoc effecimus, quod ipse in manus nostras in hac parte iuri suo renuntiavit…“[184] . Reichersberg wurde ebenfalls von dieser Maut befreit. Auf der Urkunde wurde das Jahr der Ausstellung festgehalten. Diese wurde 1195 in Neuburg angefertigt und vom Notar Heinrich bestätigt. Allem Anschein nach waren Wernhard nach dem Tode seines Vaters die Lehen, die von den Andechsern, beziehungsweise von den Formbachern stammten, bestätigt worden. Der Wortlaut ist wieder ähnlich. Wernhard versprach vor den versammelten Edlen bei seinem und seiner Eltern Seelenheil, dass er die Befreiung Reichersbergs von der Maut, die ihm Herzog Berthold als Lehen übertrug, einhalten werde. Auf dieser Urkunde wurde er „von Schaunberg“ genannt. Unter den Zeugen waren auch Leutold, der Dapifer von Schaunberg[185] und Berthold Stal, die wohl bedeutendsten Gefolgsleute der Julbach-Schaunberger. Der Bezug Wernhards auf das Seelenheil seiner Eltern heißt aber auch, dass beide um diese Zeit schon verstorben waren. Markgraf Berthold hatte bereits früher, ob des Seelenheils des Grafen Ekberts, die Reichersberger Mönche von der Neuburger Maut befreit[186]. Aus zwei Formbacher Urkunden aus dem Jahr 1196 geht eindeutig hervor, dass Wernhard der Vogt und Richter von Formbach war. Beide Urkunden wurden unter Abt Heinrich 1196 gefertigt. In der ersten gewährte Bischof Wolfker dem Kloster Formbach die Mautfreiheit in Passau. Nach den geistlichen Herren nahm Wernhard, der Edle von Julbach, die Spitze der weltlichen Herren ein[187]. Weitaus interessanter ist die nächste Urkunde. Hier beschwerte sich Abt Heinrich, dass einige weltliche Herren die Maut in Aschach von Formbach rigoros eingefordert hätten. Am feindseligsten habe sich Heinrich von Iulbach, der auch der „Varire“ genannt werde, verhalten. Der Abt wies darauf hin, dass schon die Gründer dem Kloster aber Mautfreiheit zugesagt hätten. Dabei zitierte er passagenweise das Privileg Kaiser Lothars von 1136, wo dieser allen Klöstern, die von seinen Vorvätern gegründet worden seien, Mautfreiheit zusichere. Wer dagegen verstoße, müsse sowohl an seine Kammer als auch an die betroffene klösterlichen Kammern Strafe zahlen. Graf Bernhard von Schaunberg, der Richter und Vogt von Formbach sicherte dem Kloster zu, weder auf der Hinfahrt noch auf der Rückfahrt für Ladungen von Formbach in Aschach Maut zu verlangen, und bezeugt dies auch als erster[188].

Ich finde diese Urkunde aus mehreren Gründen höchst interessant. Der Aufbau ist formvollendet[189]. Zuerst kommt die Anrufung Gottes, dann die Intitulation, gefolgt von einer Erzählung über die konkreten Gründe beziehungsweise Vorgeschichte der Ausstellung und dem eigentlichen Rechtsinhalt. Zum Schluss folgt die Zeugenliste. Aus dem Inhalt entnimmt man, dass Abt Heinrich sehr ungehalten über das Vorgehen der Mauteintreiber war. Der Hauptübeltäter wurde mit Heinrich von Julbach auch erwähnt, aber nicht einmal wurde angedeutet, dass der gegenwärtige Vogt und Inhaber der Maut ein Neffe von ihm war. Im Gegenteil man umschmeichelte ihn und betitelte in gar mit „Graf“. Und letztlich erfahren wir aus dieser Urkunde, dass nicht nur Heinrich an der Maut bei Aschach beteiligt war, denn Heinrich war in den Augen des Klosters der schlimmste der Quertreiber. Allerdings erfahren wir nicht, wie die Julbach-Schaunberger in den Besitz der Mautrechte gekommen waren. Ich glaube, dass sie von Heinrich von Formbach stammten und bereits der Ehefrau des Wernhard des Älteren übertragen worden war. Alle Julbacher partizipierten dann an den Einnahmen der Maut in Aschach. Abt Heinrich konnte Heinrich von Julbach-Schaunberg heftiger attackieren, um ans Ziel der Mautbefreiung zu kommen, weil Heinrich kaum im Zusammenhang mit dem Kloster Formbach gestanden war, während sowohl Wernhard der Jüngere als auch sein Sohn Gebhard in Formbach Untervögte und Richter waren.

Noch einmal ist Wernhard von Julbach als Zeuge um 1206 auf einer Formbacher Tradition in Anwesenheit des älteren Markgrafen Berthold von Istrien zu finden[190]. Hier nennt sich das Geschlecht nach Julbach. Allerdings ist die zeitliche Einordnung nicht korrekt, denn die Tradition wurde in Anwesenheit, wie oben erwähnt, des älteren Markgrafen Berthold von Istrien vollzogen. Dieser war aber bereits 1188 verstorben. Sein Sohn Berthold, der Herzog von Meranien, war 1204 verstorben. Otto von Andechs wurde Nachfolger als Herzog und Heinrich wurde Markgraf von Istrien. Allem Anschein nach hatte er auch die Grafschaften Neuburg und Schärding bekommen. Beurteilt man die vorliegenden Urkunden, in denen Wernhard von Schaunberg als Zeuge auftrat, so fällt auf, dass er und die nachfolgenden Schaunberger ab 1198 nur im Gefolge der Babenberger Herzöge waren. Das hängt sicher mit der innenpolitischen Lage im Reich und der Haltung Leopolds zusammen. 1198 war es zu einer Doppelwahl im Reich gekommen. Leopold hatte sich wie auch die Andechser auf die Seite des Stauferkönigs Philipp gestellt. Ab diesem Zeitpunkt konnten die Andechser ihre Grafschaften am Inn anscheinend nicht aufsuchen. 1203 heiratete Leopold die Byzantinerin Theodora. Am Bürgerkrieg im Reich konnte und wollte er sich kaum selbst beteiligen. Er musste sich um Angelegenheit kümmern, die die Grenzen seines Machtbereiches betrafen. So konnten Thronkämpfe in Ungarn erst 1205 bereinigt werden. Andreas, der mit Gertrud von Andechs-Meranien verheiratet war, wurde dort König. Im gleichen Jahr nahm er an der Belagerung Kölns durch König Philipp teil. Inwieweit Wernhard von Schaunberg oder seine Söhne in die Kämpfe involviert waren, lässt sich nicht ermitteln. 1206 bemühte sich der österreichische Herzog um die Gründung einer Diözese Wien, was aber misslang. Wernhard tauchte in diesem Jahr zweimal als Zeuge auf[191]. Interessanter ist das darauffolgende Jahr. Fünfmal stand Wernhard von Schaunberg für den Babenberger als Zeuge zur Verfügung[192]. 1208 geschah der Mord an König Philipp in Bamberg durch Pfalzgraf Otto von Wittelsbach. Da die Andechser, Markgraf Heinrich von Istrien und sein Bruder Bischof Ekbert von Bamberg, der Mittäterschaft verdächtigt wurden, verloren sie Ämter und Würden. Sie flohen zu ihrem Schwager nach Ungarn. Die Schaunberger aber standen offensichtlich treu an der Seite des österreichischen Herzogs, der zwar „weitsichtig aber ein wenig abseits immer auf der Seite der Stärkeren“[193] stand. Auch, wie so viele andere Fürsten unterstützte Leopold nach der Ermordung Philipps nun den Gegenkönig Otto. Bereits im Frühjahr 1209 testiert er in Würzburg auf einer Urkunde König Ottos für Aldersbach[194]. Im selben Jahr trat neben Wernhard von Schaunberg sein Sohn Heinrich als Zeuge auf. Zwar wird nicht darauf hingewiesen, dass Heinrich sein Sohn war, aber er ist Wernhard nachgestellt. Fünf Jahre, bis 1214, erschien dann Wernhard von Schaunberg urkundlich nicht. Es waren aber für die Babenberger turbulente Jahre. 1210 veranlasste nämlich Herzog Leopold in seinen Gebieten eine Ketzerverfolgung. 1212 wurde der Staufer Friedrich II. König des Reiches und Leopold nahm im Kampf gegen die Albigenser in Südfrankreich, und am Kampf gegen die Mauren in Spanien teil. Zur Erstürmung der Stadt Béziers kam er übrigens zu spät[195]. 1213 weilte er in Regensburg bei Friedrich II.[196]. Ein Jahr später bezeugte Wernhard von Schaunberg ein letztes Mal eine Mautbefreiung Herzog Leopolds. Die urkundliche Absenz Wernhards legt die Vermutung nahe, dass er an der Seite des Babenberger Herzogs gekämpft hatte. Wahrscheinlich hatte Wernhard sich auch dem Kreuzzug von Damiette angeschlossen. Am 1. Juni 1217 stachen die Kreuzfahrer unter Führung König Andreas II. von Ungarn und Herzog Leopolds IV. vom Hafen Split aus in See. Nach einem kurzen Aufenthalt auf Zypern ging es weiter nach Akkon. Vergeblich belagerten sie Damiette in der Nähe der Nilmündung. Nach etwa 18 Monaten kehrte der österreichische Herzog wieder zurück[197]. Auch in dieser Zeit gibt es in den Urkunden keine Spur von Wernhard, während die jungen Schaunberger zwei Mal als Zeugen gebraucht wurden. Sie testierten am 12. Juni 1217[198] auf einer Urkunde Kaiser Friedrichs II. und am 2. Juli 1218 nur Wernhards Sohn Heinrich und Luitold, der Dapifer von Schaunberg. Ein letztes Mal finde ich „Wernhard und Heinrich“ - in dieser Namensfolge - als Zeugen, bei der Stadtrechtsverleihung Herzog Leopolds am 18. Oktober 1221 für Wien[199]. Ab April 1224 traten in der Regel seine beiden Söhne Heinrich (I.) und Wernhard(I.) auf. Sein Tod wird also zwischen 1221 und 1224 eingetreten sein. In einer Urkunde des Klosters St. Nikola zur Mautbefreiung des Klosters in Aschach 1235 titulierte man die Brüder als „germani fratres“[200]. Das bedeutet, dass sie denselben Vater, aber unterschiedliche Mütter hatten. Folglich musste Wernhard mindestens zweimal verheiratet gewesen sein. Seine Frauen wurden aber nie namentlich genannt. Nie mehr nannten sich nach ihm Schaunberger nach der Burg in Julbach. Deshalb zähle ich seine Söhne als die ersten Schaunberger.

Die Beziehungen zu den Andechsern nach 1208

Kehren wir zu den Andechsern nach dem Königsmord zurück. Einerseits finden wir in der Literatur, dass Heinrichs Reichslehen, Istrien, Neuburg und Schärding an den Herzog von Bayern[201] gefallen seien und er erst 1220 wieder rehabilitiert worden war. Andererseits heißt es im Historischen Atlas für Bayern, dass der Allodialbesitz Heinrichs und die Grafschaft Neuburg an seinen Bruder Herzog Otto von Andechs ging[202]. Erst mit dem Aussterben der Andechser im Jahre 1248 wurde deren Besitz wittelsbachisch. Welche Auswirkungen hatte der Besitzübergang für das aufstrebende Geschlecht der Herren von Schaunberg. Es trug 50 Lehen der Formbacher bei Rottalmünster[203] und die Andechser hatten Wernhard die Maut bei Neuburg als Lehen übertragen. In den Quellen gibt es keine direkten Hinweise darüber. In der Gefolgschaft der Andechser tauchten die Schaunberger nie mehr direkt auf. Das letzte Mal, wo Schaunberger gemeinsam mit Markgraf Heinrich von Istrien Erwähnung fanden, war eine Zusammenkunft in Friesach vom 1. Mai bis 13. Mai 1224. Angeblich hatte diese Zusammenkunft Leopold von Österreich einberufen. Dazu sollte auch ein großes Turnier abgehalten werden. Unter den Teilnehmern waren auch die Brüder von Schaunberg[204]. Heinrich von Andechs verstarb 1228 kinderlos, so dass sein Bruder ihn beerbte. 1229 lag die Verfügung über die Güter am Inn bei Herzog Otto von Andechs, denn als seine Tochter Agnes nämlich in diesem Jahr den Babenberger Herzog Friedrich II. heiratete, wurde sie mit der Festung Neuburg und den Herrschaften Schärding und Ried ausgestattet[205]. Ab diesem Zeitpunkt war der Besitz am Inn mit dem Babenberger Herzog eng verknüpft. Im Laufe der Zeit geriet Herzog Friedrich in ein immer schwierigeres Verhältnis zu den Nachbarherrschern seines Gebietes und mit dem Kaiser. Die Ereignisse eskalierten dermaßen, dass der Herzog geächtet und seiner Reichslehen enthoben wurde[206]. Da keine Beruhigung der Lage eintrat, war die Anwesenheit des Kaisers selbst in Österreich notwendig. Ende 1236 zog er über Oberitalien Richtung Graz. Dort verbrachte er Weihnachten. Burg nach Burg ergab sich. Herzogin Agnes geriet in Gefangenschaft. Anfang Januar 1237 zog der Kaiser in Wien ein. Für kurze Zeit führte er dort weitreichende Veränderungen durch. Dort wurde auch sein Sohn Konrad, der erst 9 Jahre alt war, zum König gewählt. Österreich wurde Reichlehen. Die Klöster und Stifte, die dem Kaiser ihre Treue bekundeten, erhielten Privilegien. In dieser Zeit standen die Schaunberger eindeutig auf Seiten des Kaisers, denn von Februar bis April 1237 wurden sie als Zeugen auf den Freiheitsbriefen Kaiser Friedrichs aufgeführt[207]. Als Kaiser Friedrich II. Wien im April 1237 verließ, setzte er Bischof Ekbert von Bamberg aus dem Hause Andechs-Meranien zum Statthalter ein[208]. „Als der Kaiser Österreich verließ, konnte sich jedoch Herzog Friedrich II., der die schwierige Zeit in Wiener Neustadt verbracht hatte, gestützt auf ein Bündnis mit Herzog Otto II. von Bayern und König Wenzel I. von Böhmen in diesem Herzogtum mit Ausnahme von Wien wieder durchsetzen. Im Dezember 1239 führte die veränderte reichspolitische Situation sogar zur Aussöhnung zwischen Kaiser und Herzog. Dem Ausgleich zwischen Wittelsbachern und Babenbergern sollte eine Heirat Herzog Friedrichs mit einer Tochter Herzog Ottos dienen“[209]. Ab 1240 traten die Schaunberger wieder urkundlich an der Seite des österreichischen Herzogs auf[210].

Maut bei Neuburg

1241 befreite der Babenberger das Kloster Suben von der Maut bei Neuburg. Zur Mautbefreiung, die auf Bitten des Propstes Gregor verlängert werden sollte, heißt es in der Urkunde: „… per bone memorie Henricum illustrem marchionem Ystrie aliquando concessum fuerat…[211] Die Schaunberger bezeugten diese Mautbefreiung nicht. Das bedeutet, dass die Maut, die ihnen einst als Lehen gegeben worden war, über die Andechser an Herzog Friedrich gegangen war. Auch können die Schaunberger zu dieser Zeit noch nicht Vögte von Suben gewesen sein, sonst wären sie wohl unter den Zeugen gewesen. Diese Mautbefreiung beweist aber auch, dass Otto von Andechs der Erbe Heinrichs war, wie ich vorher schon ausgeführt habe. Um die Pläne Herzog Friedrichs mit den Wittelsbachern in die Tat umsetzen zu können, war allerdings eine Scheidung von seiner Ehefrau Agnes von Meranien notwendig. Diese wurde 1243 auf einer Synode in Friesach entschieden. Wernhard von Schaunberg war Zeuge[212]. Die Herrschaften Neuburg, Schärding und Ried müssen wieder an die Andechser zurückgefallen sein, denn 1248 verlieh Kaiser Friedrich II. diese Grafschaften an Herzog Otto II. von Bayern. Der Besitz der Schaunberger um Julbach und weitere Besitzungen links des Inns waren allem Anschein nach nicht betroffen. So muss es sich um Allodialbesitz des Geschlechts gehandelt haben, während die Maut bei Neuburg ein Lehen der Andechser gewesen war und schon früher verloren gegangen war. Der Ausgleich zwischen den Wittelsbachern und den Babenbergern bzw. den Habsburgern kam im Grunde nie zustande. Die Inngrafschaften blieben lange Zeit umkämpft. Dazu kamen auch noch die Kämpfe, die durch die sogenannte „Schaunberger Fehde“ ausgetragen wurden. Im Frieden von Zell bei Ried 1283 kam Neuburg zu Österreich während Schärding und Ried bei Bayern verblieben[213]. Diese richterliche Entscheidung wurde aber nicht vollzogen, so dass es wieder zu Kämpfen um Neuburg kam. Endlich wurde 1310 in Passau Frieden geschlossen. Neuburg und Wernstein sollten an Österreich fallen, Schärding und Ried bayerisch bleiben. Obwohl in den Kämpfen enorme Schäden entstanden waren, wurde weiterhin viel gestritten. 1381 wurde die Grafschaft Neuburg, das Schloss ausgenommen, kurzfristig an Graf Heinrich von Schaunberg gegeben[214]. Acht Jahre davor hatte die Witwe seines Bruders Ulrich die Veste Julbach an die Wittelsbacher verpfändet. 1382 übereigneten Heinrich und seine Söhne die Herrschaft Julbach mit allen Ansprüchen den niederbayerischen Wittelsbachern. Zu dieser Zeit war das Geschlecht der Andechs-Meranier politisch schon vollkommen in Vergessenheit geraten.

2. Kapitel
Die Schaunberger

Vor der Aufspaltung des Geschlechts

Kehren wir wieder zu Wernhard von Julbach-Schaunberg zurück. Er hinterließ laut Quellenlage zwei Söhne, die Halbbrüder waren. Sein ältester Sohn, Heinrich I. von Schaunberg, vermählte sich mit Heilwig von Plain, während Wernhard I. von Schaunberg Hedwig von Waxenberg heiratete. Das Geschlechte spaltete sich nicht auf, denn Wernhard und Hedwig hatten keine erbberechtigten Söhne. Allerdings müssen sie Töchter gehabt haben, da das Paar 1258 einen Hof und ein Lehen zu Zeilach und Piberau nach Wilhering gaben, um die Fräulein „Elisabeth und Margarete“ zu versorgen. Als Zeugen fungierten auch Heinrich und seine zwei Söhne Wernhard und Heinrich[215]. Solche Schenkungen wurden in der Regel einem Kloster gemacht, wenn Mädchen oder Witwen dort auch eintraten und dienten der materiellen Versorgung der neuen Insassinnen. Ich habe keinen Hinweis darauf gefunden, dass diese Elisabeth mit Wernhard II. von Leonberg die Ehe einging[216]. Zur Entwicklung des Geschlechts und zur territorialen Ausdehnung trug die Plainerin Heilwig wesentlich bei, denn das österreichische Gebiet erstreckte sich nun bis in das Atterseegebiet. Neben ihren Söhnen Wernhard II. und Heinrich II.[217], gab es auch noch eine Tochter Hedwig, die Wok von Rosenberg heiratete und eine zweite Heirat führte sie ins Hausen Stubenberg[218]. Das Paar musste mindestens noch eine weitere Tochter gehabt haben[219]. Traten Heilwigs Söhne zusammen mit ihrem Vater und Onkel auf, wurden sie als „Wernhard und Heinrich, fratres iuniores“[220] zur Unterscheidung bezeichnet. Wernhard, der älteste Sohn von Heinrich und Heilwig heiratete Anna von Neuffen, die Nichte des damaligen Bischofs von Passau[221]. Mit den Enkeln Heinrich und Heilwigs teilte sich für einige Jahrzehnte das Geschlecht in zwei Zweige. Man kann getrost vom älteren, oberösterreichischen Hauptzweig und einem jüngeren, niederösterreichischen Zweig sprechen. Die Maut bei Aschach stand beiden Teilen zu, d.h. sie war Samtbesitz. Hauptvertreter der Dynastie war jeweils der älteste einer Generation und sein nächster Bruder. War nur noch ein Sohn dieser Generation am Leben, so wurde von der nächsten der älteste mit seinem Bruder als Zeugen hinzugezogen. Als Zeugen waren sie immer dann notwendig, wenn der Samtbesitz betroffen war. Die Reihenfolge der Zeugennennung ist nicht willkürlich. Sie hängt auch davon ab, welcher Rechtsvorgang bezeugt werden soll. Betrachten wir nur solche, die Schaunberg betreffen. In der Regel wurde der älteste Schaunberger Zeuge zuerst genannt, außer er hat einen Bruder, der Kleriker war und den Vorgang ebenso bezeugen konnte. Die Lage war einfach, solange nur zwei Söhne da waren. Um eine Genealogie aus Urkunden erstellen zu können, muss man neben der damaligen politischen Situation auch die im Mittelalter gebräuchlichen Wörter für Verwandtschaftsbeziehungen interpretieren. Vetter, lateinisch consanguineius, war in der Regel ein Blutsverwandter, während Oheim oder Muhme nur ein irgendwie angeheiratete Verwandter war. Swager oder Sweher kann Schwiegervater, Schwiegersohn oder Bruder des Schwiegervaters oder Schwiegersohns heißen. Die lateinischen Bezeichnungen für Bruder und Schwester, frater und soror, können auch Schwager und Schwägerin bedeuten. Geburten wurden eigentlich nie und Todesfälle nur in Klöster verzeichnet. Von Kindern und Ehepartnern erfährt man meist nur im Zusammenhang von Rechtsvorgängen oder wenn Seelgerätschaften gestiftet wurden. Das Mittelalter war weitgehend eine mündliche Zeit, geprägt von symbolhaften Handlungen und Treue. Auf einer Raitenhaslacher Urkunde von 1272 allerdings wurde ein Lehrer Karl für die Schaunberger Mädchen erwähnt. Mädchen des Hochadels damals sollten in der Lage sein, Minneliteratur und Heldenepen vorlesen zu können, denn nicht immer konnte dies durch fahrende Sänger erfolgen. Da aber schriftliche Erzeugnisse äußerst kostbar waren, demonstriert der Besitz von diesen Reichtum und Ansehen. Lesen und Schreiben konnten im Grunde nur Kleriker, Juden und einige adelige Frauen. Alle Laien lebten schriftlos. Das war keine Bildungsmangel sondern der Regelfall. „Die Kultur des frühen Mittelalters war eine orale Kultur, die in ihrer Lebensgestaltung durch Nachahmung und unmittelbare Belehrung der Älteren das Altgewohnte fortsetzte“[222]. Kirchen und Klöster setzten ihre Schreibkunde allerdings auch ein, um ihre weltlichen Besitzungen abzusichern. Neben der Schenkung wurden immer Zeugen aufgeführt, die im Streitfalle die Richtigkeit der Schenkung bezeugen konnten. Weil die Zeugen selbst in der Regel nicht lesen konnten, musste man sich auf das „Gehörte“ oder die symbolische Handlung verlassen. In Bayern wurde den Zeugen zum besseren Einprägen oft an den Ohren gezogen. Allerdings mussten sie darauf vertrauen, dass der Text der Urkunde mit dem Gehörtem übereinstimmte. So war es natürlich leicht, Urkunden zu fälschen. Man konnte sie zurückdatieren und Zeugen benennen, die im Streitfall schon lange tot waren, um bestehende Verhältnisse zu manifestieren. Die Schenkungsurkunde wurde im Original im jeweiligen Kloster aufbewahrt. Duplikate wurde kaum angelegt. Trat eine Änderung der Rechtsfolge ein, mussten für Rechte wie Mautbefreiungen von dem neuen Rechtsinhaber Bestätigungen eingeholt werden. Der Adel ging immer mehr dazu über selbst Kanzleien mit Schreibern und Notaren zur Übersichtlichkeit der Verwaltung zu unterhalten. Die Bestätigungen der Mautfreiheit bei Aschach für die Klöster helfen uns nun bei der Erstellung eines Stammbaumes. Beim Tod eines geliebten Menschen wurden in der Regel Seelgerätschaften zur Verminderung der zeitlichen Sündenstrafen gestiftet. Bei längerem Krankenlager wurden solche Seelgerätschaften auch schon im Angesicht des Todes übertragen. Dabei wurden häufig die Namen der letzten Ehepartner oder der Eltern genannt. Auch diese dienen als weitere Hinweise bei der Erstellung von familiären Zusammenhängen.

[...]


[1] Vgl. Weißbacher, Kurze Geschichte, S. 60f

[2] Vgl. Haider, Geschichten und Geschichte S. 205

[3] Vgl. Hund, Bayrisches Stammenbuch S.97

[4] Vgl. Vierlinger, Julbach, 1984 S. 17, auch eine Schautafel der Gemeindeverwaltung Julbach oder der Beginn der geschichtlichen Darstellung der Schaunberger auf der Homepage eines Geschichtsvereins www.schaunberg.de

[5] MB III Raiten. DM Nr.1, 2, 4, 11

[6] avunculus

[7] Diese Urkunde ist für meine Untersuchung auch noch wegen eines anderen Grundes von Bedeutung, denn als Zeugen wurden hintereinander Heinrich von Stauf und Heinrich von Julbach aufgelistet.

[8] Es könnte sich aber auch um einen Schwager handeln.

[9] Urkundenbuch Salzburg Nr. 61 Dietrich von Waltendorf, Nr. 128 Dietrich von Waltendorf und seine Brüder Heinrich und Rapoto, Regensburg Regesten Nr. 185 1114 bezüglich einer Einigung zwischen Regensburg und Bamberg; Zeugen: … Mazili von Mühlheim, Dietrich von Waltendorf, Reginbert von Hagenau, … Regensburg Nr. 198 1129 Tausch zwischen Regensburg und Bamberg; Zeugen: … Reginbert von Hagenau, Mazili von Mühlheim, Dietrich von Baumgarten, … Allerdings kann man die Salzburger Urkunde auch so interpretieren, dass mit fratres (Brüder) nur Dietrich und der Bruder Heinrich und ein Schwager Rapoto gemeint waren.

[10] MB III Rans. Nr. 1

[11] MB III Rans. Nr. 29

[12] MB III Rans. Nr. 37

[13] MB III Rans. Nr. 15, 19, 26

[14] MB III Rans. Nr. 16

[15] MB V Aldersb. Nr. 14

[16] Vgl. Feldmeier, Herrenstand S. 95 ff

[17] Vgl. Stülz, S. 153

[18] MB V Aldersb. Nr. 6 und Nr. 1

[19] MB V Aldersb. Nr. 14, 24, 61

[20] Schwennicke, Europäische Stammtafeln. Bd. 16 Tafel 38, S. 39

[21] Heutige Schreibung: Vornbach

[22] Vgl. Hintermayer-Wellenberger, Anfänge, S.31

[23] Notum fit omnibus fidelibus, quod Dux Welf coram principibus, militibus quoque& ministris suis doti dedit super aram S. Pancratii ad Hantinperch omnia subiacentia culta; & inculta & que prius fuerunt in beneficio & proprio dedit in honore S. Iacobi Apostoli & S. Pancratii Martiris Christi petitione Erimberti ipsius Ecclesie Presbiteri & pro remedio anime sue & patris sui & matris. H. r. t. s. Ottachar Marchio. Ekkibreht comes. Dietrich comes. Sigihard et Heinrich filii sigihardi comitis. Chuonrat de Moricht. Otto de Schir. Heinrich de Scouvinburche et filius eius Heinricus. Udalrich de Willeheringen. Reginpreht de Berchaha et filius eius Werinhard. Merinhard (sic) de Iugelbahe. Werinhard de Horbache. Alram et frater eius Erchembert de Owe. Gumbold. Raffold. Friderich et fratres eius Adalhard et Adalpreht. Hertwinche de Ybereche. Dietmar. Germunt de Raneshoven

[24] MB III DM Nr. 5 Zeugenreihe: Otto Palatino, Friderico Comite de Regennesberc Avocato, Regenberto de Hagenouge, Harinhardo filio eius, Harinhardo de Stouen, Wolfstrigilo de Pourren, Oudalchalco de Maisaha, Erchanberto de Mosebach, Warinhardo de Wgelbach, Adalpero der Geren, ministerialibus Ducis, Hatungo de Iberache, Adalhardo de Hutte, Dietmaro de Raneshoven, Eberhardo et fratre eius Udalrico

[25] MB V Aldersb. Nr. 53

[26] Stülz Reg. 56, 57

[27] Stiftsarchiv Zwettl, laufende Nr. 1108 IX 29

[28] MGH Nr. 63

[29] Bischof Eberhards Eltern hießen Reginold und Hemma. Gefolgsmänner der Formbacher, die besonders im Zusammenhang mit Eberhard, dem Sohn des Ekbert, auftauchen, sind Pernhart von Aschah und sein Bruder Reginold. Reginold hatte erwiesener Maßen einen Sohn Walter. Er könnte vielleicht auch einen Sohn Eberhard gehabt haben, der dann Bischof in Bamberg wurde. Die Verwandtschaft könnte über jene Hemma erfolgt sein.

[30] Vgl. Zauner, Die Anfänge der Zisterze Wilhering. S. 140ff,

[31] Vgl. Spaun, Heinrich von Ofterdingen und das Nibelungenlied, S. 34f

[32] MB I Au, Nr. 96

[33] HAB Heft 37, 1976 S. 128ff

[34] Auf der Urkunde Nr. 97 der MB IV Formb. wird Gebhard von Scowenberch zum ersten Mal erwähnt. Aber bereits in Nr. 97 heiß er Gebhard comes de Iulbach.

[35] Allerdings gibt es nördlich von Regensburg auch eine Dynastie Schaumburg.

[36] MB V Aldersb. Nr. 63

[37] Vgl. Stülz, S. 20

[38] Vgl. Die deutschen Königspfalzen, S. 695

[39] MB III Rans. Nr. 157

[40] MB III Raiten. Nr. 12. Abstammung erwähnt.

[41] MB III Rans. Nr. 144 und Fußnote 22

[42] Vgl. Louis, Pfarrkirchen S. 78, München 1973

[43] Göttweig Nr. 153 Et hoc memorie fidelium commendandum. Qualiter domina Ita relicta Sigihardi comitis delegauit predium quod uocatur Azonis situm apud Rannoldispach in manum filii sui Heinrici.eo tenore ut hoc ipse super altare S. Marie contraderet. Quod etiam benign adimpleuit idem Heinricus. His adhibitis testivus. Meginhard. et frater eius Gumpoldus. Werinhart de Iulbach. Albinus de steina. Adalram. Werinhere. Rudolf. Otachar. Peringerus.

[44] Vgl.Mitscha-Märheim, Hochadelsgeschlechter, S. 433

[45] www.burgenfreundejulbach.de/Grabungsberichte/Grabungsbericht 2008 htm. Dr. Zeune erwähnt nur den Fund einer Münze aus den Jahren 1160/70

[46] MB IV Formb. Nr. 86

[47] MB IV Formb. 51

[48] MB IV Reich. 4

[49] Muffat, Nr. 99

[50] MB IV Formb. 79, 55

[51] Gebhard hatte auch einen Sohn mit einer Konkubine

[52] Muffat Nr. 99

[53] Er bezieht sich auf die Jahreszahl, die Ilse Louis im HAB Pfarrkirchen S. 78 ohne Angabe von Gründen angibt.

[54] Schmid, Die Probleme der Chronologie und Genealogie, S. 138

[55] Vgl. Hintermayer-Wellenberger, Anfänge, S. 29

[56] Noverit omnium Christi fidelium tam presens etas auam successura posteritas qualiter Dietricus frater Gebehardi comitis pro remedio anime euisdem germani sui dedit predium quoddam Egizinisdorf dictum ad altare S. Marie manicipiis possessum in usum fratribus deo hic et eidem genitrici eius die noctuque seruientibus. Huis traditionis testes satis idonei hi sunt adhibiti. Heinricus et frater eius Sigihardus filii scilicet Sigihardi comitis. Chono. Meginhart. Gumpoldus. aliique quam plures. Salbuch Göttweig Nr. 70

[57] In den Urkunden taucht nur eine Schwester des Grafen Sieghard von Burghausen auf, die als Nonne im Kloster Michelbeuern lebte.

[58] Mit Beginn des siebten Lebensjahres erreichte man das Knabenalter (pueritia), mit etwa 14 Jahren die Jugendzeit, in der man als Knappe ausgebildet wurde. Vgl. dazu, Buttinger. Das Mittelalter, S.81

[59] Auf diese Frage werde ich nochmal. bei der Erörterung zur Abstammung der Benedikta eingehen.

[60] Göttweig Nr. 347

[61] Göttweig Nr. 137

[62] Er war der iudex von Suben

[63] MB IV Form. Nr. 13

[64] MB IV St. Nikola Nr. 8

[65] MB IV Form. Nr. 28

[66] Muffat, Schenkungsbuch der Propstei Berchtesgaden Nr. 57, 83

[67] Vgl. Larverseder S. 90; SUB Hauthaler S. 363 Nr. 252

[68] Muffat, Nr. 47

[69] Zu der rechtlichen Lage von Veräußerung steht dazu um 1230 im Sachsenspiegel: “Ohne Zustimmung der Erben und ohne echtes Ding darf keiner sein Grundeigen veräußern. Veräußert jemand wider Recht ohne Zustimmung der Erben, so möge sich der Erbe dessen mit Urteil wieder bemächtigen, als ob jener tot wäre, der es veräußerte und es nicht veräußern durfte.“ Clausdieter Schott: Privatrecht S. 53n

[70] SUB II S. 728 f C Nr. 6

[71] Vgl. Larverseder, S. 90f

[72] SUB II, Nr. 252

[73] Muffat Nr. 116

[74] Vgl. Dopsch: Existenzkrise S. 331

[75] Muffat, Nr. 158

[76] Geschwister von derselben Mutter

[77] Vgl. Hintermayer-Wellenberg, Anfänge, S. 28f

[78] Entweder nennt er sich nach Erlach bei Simbach/Inn oder nach Erlach bei Pütten. Vielleicht hat er auch Besitz in beiden Erlachs.

[79] Es gibt etliche Ortschaften namens Erlach, die in Frage kommen könnte. Ich glaube aber, es handelt sich um Erlach am Inn.

[80] Vgl. Louis, Pfarrkirchen S. 182 ff

[81] MB IV Form. DM Nr. 16

[82] MB V St. Veit Nr. 3

[83] MB IV Reich. Nr. 23

[84] MB IV Form. Nr. 109

[85] MB IV Form. Nr. 85

[86] Muffat Nr. 85

[87] Muffat Nr. 49

[88] Muffat Nr. 53

[89] MB IV Form. Nr. 68

[90] MB IV St. Nikola DM Nr. 20

[91] MB V Aldersb. Nr. 52

[92] z. B. MB V Aldersb. Nr. 18

[93] Vgl. Louis, Pfarrkirchen S. 182 ff

[94] MB IV Suben Nr. 7

[95] MB IV Form. Nr. 84

[96] MB IV Form. Nr. 55

[97] MB IV Form. Nr. 87

[98] MB IV Form. Nr. 58

[99] Aus dieser Ehe gingen die Hallgrafen und Grafen von Vichtenstein Gebhard und Dietrich hervor.

[100] Diese These ist allerdings umstritten.

[101] BUB Bd. 1 Nr. 4 St. Florian

[102] Urkundenbuch Enns II Nr. 138

[103] Codex Claustroneoburgensis, Nr. 263

[104] MGH Nr. 107

[105] MB III Rans. Nr. 156. Mit Herzog Heinrich ist auf dieser Urkunde sicher nicht der Welfe sondern der Babenberger gemeint. Vgl. dazu Rudolf Wolfgang Schmid: Probleme der Chronologie, S. 136 ff

[106] Muffat Nr. 99

[107] BUB Bd. 1 Nr. 51

[108] Regesta Imperii vom 17.9.1156

[109] Strnadt glaubt aber grundlos, dass Bodenkirchen sich auf einen Teil von München bezieht und nicht auf Bodenkirchen bei Vilsbiburg. Vgl. dazu Franz Gall, Urkundenbuch Babenberger S. 80

[110] Diese Vermutung hatten auch schon andere. Vgl. dazu Hintermayer-Wellenberg, S. 28

[111] MB III Gars, Nr. 48

[112] MB 5 St. V. Nr. 4

[113] MB 5 St. V. Nr. 8

[114] MB 5 St. V. Nr. 28

[115] Vgl. Louis, S. 183ff. Zwei Viertelhöfe gehörten dort zum Kloster Suben und ein Achtelhof zum Kloster Formbach.

[116] Stülz, Reg. Nr. 71

[117] Vgl. Buttinger, Das Mittelalter, S. 77

[118] Buttinger, S.79

[119] OÖUB I, NR. 130

[120] Louis, Pfarrkirchen, S. 80

[121] Vgl. Strnadt, Innviertel und Mondseelandschaft, S. 597

[122] Vgl. Louis, Pfarrkirchen, S. 81

[123] Vgl. Loibl, Vornbach , S. 70f.

[124] Man streitet, ob sie Reichslehen war oder von den Formbachern kam.

[125] Weltin, Das Land, S. 544

[126] Vgl. Weltin, Das Land, S. 544 Fußnote 336

[127] MB IV Formb. Nr. 55 und 109

[128] Vgl. Richard Loibl, Vornbach, S. 109

[129] MB IV Formb. DM Nr. 8

[130] Allerdings hat Heilwig von Plain ebenfalls Formbachische Vorfahren.

[131] Diepolder, Adelsherrschaften, S.58

[132] HAB Heft 35 Passau, S.33

[133] HAB Heft 26 Traunstein, S.25

[134] Vgl. Hintermayer-Wellenberger, Michael, S. 23

[135] Vgl. Marckhgott, Gerhart: Hochfreie in Oberösterreich. Genealogisch-topographische Studie zur politischen Situation des oberösterreichischen Zentralraumes in der ersten Hälfte des 12. Jahrhunderts, in: Historisches Jahrbuch der Stadt Linz, 1981 S. 29ff

[136] MB IV Form. Nr. 1

[137] Meiner Meinung nach kann diese Urkunde erst Jahre nach der Neugründung entstanden sein, denn Dietrich kann erst nach 1104 Graf geworden sein.

[138] MB IV Form. Nr. 2

[139] MB IV Form. Nr.30

[140] MB IV Form. Nr. 4f

[141] MB IV Form. Nr. 69 d

[142] Vgl. Stülz, S. 152

[143] Vgl. Marckhgott, Hochfreie, S. 27

[144] Vgl. Loibl, Vornbach S. 101

[145] Vgl. Hintermayer-Wellenberg, Anfänge, S. 24

[146] MB IV Formb. Nr. 79

[147] Heinrich und Gebhard können zum Zeitpunkt der Dotation noch Kinder gewesen sein, denn zur Bekräftigung wurde Kindern heftig an den Ohren gezogen, damit sie den Vorgang nicht vergessen. Dieser Vorgang wurde oft in den Urkunden vermerkt mit: „per aures tracti“

[148] MB IV Formb. Nr. 75

[149] Kreuzfahrer

[150] Im Kapitel über Eleonore von Aquitanien wird dieser Krieg noch einmal thematisiert.

[151] Vgl. Rosendorfer, Dt. Geschichte, Bd. 2, S. 40

[152] Vgl. Vierlinger, Heimat am Inn, Bd. 3 S. 139f

[153] MB IV Formb. DM Nr. 16

[154] Stülz Reg. Nr. 41

[155] MB IV Formb. Nr. 58

[156] MB V St. Veit Nr. 3

[157] MB III Raitenh. Nr. 12

[158] www.mom-ca.uni-koeln.de Schlagwort Kremsmünster Signatur 1181

[159] MB V St. Veit Nr. 3

[160] Die Vogtei über St. Veit hatten die Schaunberger längere Zeit. 1373 gewährt Heinrich von Schaunberg dem Kloster auch für seine Erben die Mautfreiheit in Aschach. Der Abt hatte Heinrich mehrmals dazu gemahnt und darauf hingewiesen, dass Vorfahren des Heinrich zu den Mitbegründern gehörten.

[161] MB IV Reich. DM Nr. 12

[162] MB IV Formb. Nr. 109

[163] MB IV Formb. DM Nr.16

[164] Tochter Sophia heiratete Eberhard von Dornberg. Diese Ehe blieb kinderlos

[165] MB St. Nikola Nr. 72 b

[166] Allerdings sprach man damals noch nicht von einer Grafschaft Schärding. Die Grafschaft rechts des Inns wird in einem Schutzbrief König Philipps II. für Reichersberg aus dem Jahre 1205 wie folgt beschrieben: „… ipsum Reichersbergense Cenobium Canonicorum regulrium in comitatu Pertholdi Comitis de Andehse iuxta fluvium Enum situm. In pago quem transit fluvius antesin, a quodam nobili viro Wernhero fundatum,& Ecclesie Salzburgensi iure pietatis collatum …“ MB IV Reichersb. DM Nr. 26

[167] MB IV Reichers. DM Nr. 20

[168] Weller, Heiratspolitik, S. 713

[169] Urkundenbuch Enns II Nr. 212 und 221

[170] Stülz, Regest 79 d

[171] MB III Rans. Nr. 104

[172] MB IV Formb. Nr. 98c

[173] MB IV Formb. DM 10

[174] MB III, Ransh. Nr. 157

[175] MB IV, Formb. 114

[176] Codex Claustroneoburgensis Nr. 544

[177] MB IV, Formb. 109

[178] Stülz, Regest Nr. 79 d

[179] Stülz, Regest Nr. 71

[180] MB III, Ranshofen Nr.178 „Adelheidis vidua de Hagenawe nobilis femina defuncto marito suo Werenhardo nobilis viro …

[181] MB IV, St. Nic. Nr. 72

[182] Heute in Pocking eingemeindet

[183] MB IV Reichersb. DM Nr. 24 und MB III Raitenh. Nr. 15

[184] MB III Raitenh. Nr. 15

[185] Beim Tode Heinrichs wird er zusammen mit seinem Bruder Hartnid als Leutold von Julbach bezeichnet.

[186] MB IV Formb. Nr. 20

[187] MB IV Formb. DM Nr. 15

[188] MB IV Formb. DM Nr. 16

[189] Vgl. Goetz, Proseminar, S. 141ff

[190] MB IV Formb. Nr. 117

[191] Stülz, Reg. Nr. 88 u. 89

[192] Stülz, Reg. Nr.90-94

[193] Vajda, Babenberger, S. 108

[194] MB V Aldersb. , DM Nr. 10

[195] Vgl. Vajda, S.112

[196] Stülz, Reg. Nr. 97

[197] Vgl. Vajda, S. 113

[198] Stülz, Reg. Nr. 98

[199] Stülz, Reg. Nr. 100

[200] MB IV St. Nikola DM Nr. 20

[201] Vgl. Kraus, Herzogtum der Wittelsbacher, S. 181

[202] HAB Neuburg, S. 49

[203] HAB Neuburg, S. 19

[204] Vgl. Tangl, Die Grafen von Ortenburg in Kärnten, S. 302

[205] Vgl. Haider, Geschichte Oberösterreichs, S. 71

[206] Vgl. Lechner, Babenberger, S. 281

[207] Stülz, Reg. Nr. 112 - 116

[208] Vgl. Lechner, Babenberger, S. 283

[209] Haider, Oberösterreich. S. 73

[210] Stülz, Reg. Nr. 119 - 129

[211] Loibl Herrschaftsraum, S. 298, BUB S. 169 Nr. 91

[212] Stülz, Reg. Nr. 130

[213] Vgl. HAB, Neuburg. S. 51

[214] Vgl. HAB, Neuburg, S. 55

[215] Stülz, Reg. Nr. 161

[216] Schwennicke, Tafel 38 und Ausstellungskatalog: Die Schaunberger, Stammtafel

[217] Stülz, Reg. Nr. 161

[218] Auf Grund des Alters glaube ich aber, dass es sich bei der Stubenbergerin um eine Tochter der Hedwig handelte.

[219] Stülz, Reg. Nr. 153

[220] Stülz, Reg. Nr. 162, 164, 166

[221] Stülz, Reg. Nr.153

[222] Vollrath, Dt. Geschichte, S. 19

Ende der Leseprobe aus 279 Seiten

Details

Titel
Die Schaunberger und ihre Nachfahrinnen in den europäischen Dynastien
Untertitel
Der Aufstieg der Frauen eines edelfreien Geschlechts aus Niederbayern und späteren Grafen in Österreich bis an die Spitze regierender Fürstenhäuser Europas
Autor
Jahr
2013
Seiten
279
Katalognummer
V231433
ISBN (eBook)
9783656478638
ISBN (Buch)
9783656478751
Dateigröße
1589 KB
Sprache
Deutsch
Anmerkungen
Studie über die Entstehung des edelfreien Geschlechts der Julbacher, die sich später nach ihrem bedeutenderen Besitz im heutigen Oberösterreich Schaunberger nannten. Sie zählten zu den großen Grafenschlechtern in Österreich. Die männliche Linie starb im 16. Jhd. aus, während weibliche Nachkommen die höchsten Spitzen der Adelshierachie erklommen.
Schlagworte
Schaunberger, Julbacher, Julbach-Schaunberger, Cilli, Habsburger, Hohenzollern, Wittelsbacher
Arbeit zitieren
Monika Gampenrieder (Autor:in), 2013, Die Schaunberger und ihre Nachfahrinnen in den europäischen Dynastien, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/231433

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